Da dank meines Jobs die Arbeit an meinem Einführungs-Solo-Abenteuer notgedrungen pausiert , würde mich eure ehrliche Meinung zum Auftakt (ca. halbe Strecke zum 1. Plot-Point) interessieren. Motiviert euch die bisherige Handlung zum Weiterlesen? Vermag man sich mit seinem Alter-Ego zu identifizieren? Natürlich freue ich mich auch über jede weitere Anregung und Kritik, da ich mich zum ersten Mal an dieser speziellen Schreibform versuche.
Für den Lesekomfort entfernte ich (soweit möglich) die „Lies bitte weiter in Abschnitt XYZ“-Sätze. Sollte gelegentlich nicht bereits am Inhalt erkennbar sein, aus welchen Teilstücken der Text besteht, beließ ich zu diesem Zweck Leerzeilen an den entsprechenden Stellen zurück.
Wer vor der Geschichte das kurze Vorwort lesen möchte, der findet es hier im fünften Beitrag.
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Dein Herz jagt. Gehetzt blickst du dich im Dunkel der Nacht um. Ein heiseres Lachen lässt dein Blut in den Adern gefrieren … und du rennst. Rennst um dein Leben. Wann immer du über deine Schulter schaust, lässt dich ein sich bewegender Schatten, eine Silhouette im Mondschein oder das Aufblitzen einer glänzenden Waffe, noch schneller laufen. Doch so sehr du dich auch bemühst, du entkommst IHM nicht. Verzweifelt wechselst du immer wieder die Richtung, in der Hoffnung IHN doch noch abzuhängen. Irgendwann versteckst du dich hinter einer großen Maschine, ohne ihre Funktion erkannt zu haben. Ein Vibrieren läuft durch deinen linken Arm, als du dich, noch völlig außer Atem, gegen die metallene Außenhülle lehnst.
Verdammt, warum sprang dieses Teil ausgerechnet jetzt an? Wo in der Finsternis befindet sich der verdammte Ausschalter? Verzweifelt tasten deine Hände in der Dunkelheit über die Maschine, als du SEINE Anwesenheit direkt hinter dir spürst. Langsam wendest du dich um, einen Arm schützend erhoben, als auch schon ein stechender Schmerz dich durchfährt.
Du blinzelst. Langsam wird das Licht um dich herum heller, als ein erneuter Stich dich zusammenzucken lässt. Reflexartig greifst du nach deinem linken Handgelenkt, doch deine rechte Hand trifft nur auf etwas Hartes Glattes. Doch trotzdem verebbt der Schmerz augenblicklich. „Guten Morgen“, erklingt eine ruhige Stimme. „Es ist sechs Uhr Bordzeit. Deine Schicht beginnt in einer dreiviertel Stunde.“
Stöhnend setzt du dich auf der Bettkante auf, und fährst dir mit den Händen durch die Haare. Ein Albtraum. Es war nur ein Albtraum. Mal wieder. So wie viele Albträume zuvor. Warum konntest du bloß nicht mal eine Nacht davon verschont bleiben? Auch wenn ’Nacht’ auf einem Raumschiff wohl kaum die passende Bezeichnung für die regelmäßigen Ruheperioden war, die der Crew gnädiger weise zustand.
Während sich dein Herzschlag langsam wieder beruhigt, starrst du auf deinen ’Retter’. Ein handbreiter schimmernder Armreif umfängt dein linkes Handgelenk. Dein ganz individueller persönlicher Computer, landläufig auch Indi genannt. Dieser hatte dich erst mit einem Vibrationsalarm versucht zu wecken. Als das jedoch offensichtlich nicht fruchtete, wechselte das Gerät auf die nächste Weckstufe, und induzierte einen leicht pieksenden Schmerz in die Nervenenden deiner Haut.
Selbst nachdem du dich etwas frisch gemacht und in deinen Arbeitsoverall geschlüpft bist, hängt dir der Traum noch nach. Für die dir verbliebene Viertelstunde, überlegst du kurz, ob du dich genauer über die Möglichkeiten der Armband-Computer informieren willst. Wenn du dich dafür entscheidest, dann aktiviere das holographische Display deines Indis in Abschnitt XX.
Wenn dir jedoch eher danach ist, in Ruhe zu Frühstücken, begib dich direkt in die Messe.
Ruhigen Schrittes wanderst du durch den Mittelgang des Schiffes zur Messe. Die Türflügel gleiten mit leisem Zischen auseinander und verschwinden in den Wänden. Mit einem Nicken grüßt du im Vorbeigehen den ersten Offizier, der an einem Tisch seine Mahlzeit aus einer Trinkschale genießt, und studierst am Automaten die Auswahl möglicher Mahlzeiten. Plötzlich bildet sich ein Kloß in deinem Hals. Vorgestern hattest du noch einen Witz in geselliger Runde über die raubtierhaften Katzona gerissen, ohne zu bemerken, dass eben dieser Offizier hinter dir den Raum betrat. Wie es das Schicksal nun mal wollte, gehört ausgerechnet er zur Spezies dieser mähnenköpfigen Humanoiden. Und Katzona sind nicht gerade für ihre nachsichtige Art bekannt.
Du fühlst dich fast wieder in den Alptraum versetzt, als dir fröstelnd bewusst wird, dass ihr Zwei euch völlig allein in diesem Raum befindet. Schnell tippst du das erstbeste Menü aus der Rubrik an, die man auch unterwegs gut verzehren kann, und flüchtest fast schon aus der Messe.
Nachdem du die erste Abbiegung auf dem Flur umrundet hast, ohne dass der Katzona dir gefolgt wäre, atmest du langsam ruhiger, und auch der Kloß im Hals lockert sich langsam. Nervös beißt du in dein Sandwich, doch die entstehenden Kaugeräusche lassen dich innehalten. Missmutig fällt dein Blick auf den gerösteten Insektenbelag zwischen den Brotscheiben. Der ’Tag’ fängt ja gut an. Ein Albtraum nach dem Anderen. Wenn das so weiter geht …
Du schiebst diese unangenehmen Gedanken bei Seite. Langsam kaust du weiter und schluckst widerstrebend dein durchaus gesundes Frühstücks-Sandwich. Nur zur Vorsicht machst du dich über ein paar Umwege auf den Weg zum Frachtraum.
Auf dem Weg sinnierst du, welche Wendungen des Schicksals dich bewogen haben, auf diesem Schiff anzuheuern. Die ’Mistek’, so der Name des überlichtschnellen Raumers, ist ein mittelgroßer Frachter der Raumnomaden. Dieser lockere Zusammenschluss von unabhängigen Händlern reist mit seinen Schiffen kreuz und quer durch diesen Teil der Galaxis, immer auf der Suche nach einem guten Geschäft. Warum man sie Nomaden nennt? Nun, in der Regel verlassen sie ihre Heimatwelten und werden nie wieder irgendwo sesshaft. Glücksritter, die sowohl von guten Geschäften als auch vom Unbekannten angezogen werden. So wundert es nicht, dass sie oft die exotischsten Waren feilbieten, wenn sie auf anderen Welten einen Zwischenstop einlegen.
Beinahe wärst du an der weit offenen Tür vorbeigegangen, hinter der man eine schwarzhaarige Frau zusammen mit einem kleinen tonnenförmigen Roboter sieht. Dieser kleine Kerl projiziert gerade ein schimmerndes Hologramm, welches die Frau konzentriert betrachtet.
Die Technikerin im weiß-blauen Overall erwartet dich bereits, und begrüßt dich freundlich mit einem „’Hoi!“, gefolgt von einem leichten Stirnrunzeln. „Man, man, man. Nach deiner Schlafperiode siehst du immer grausig aus.“ Ein neckisches Lächeln lässt im schummrigen Licht ihre Zähne aufblitzen. „Vielleicht solltest du dir das Schlafen ganz abgewöhnen“, meint sie mit einem Augenzwinkern.
„Daran hab ich auch schon gedacht“, grummelst du halblaut zurück, doch da hat sie sich bereits umgewandt, und macht sich an der Klappe zu einem der Wartungstunnel zu schaffen. Keine Ahnung ob sie deine Worte vernahm, oder sie schlicht ignoriert. Nach einem Druck an den richtigen Stellen ertönt ein leises Klicken, und eine große Platte der Wandverkleidung ruckt ihr einen Finger breit entgegen. Anschließend gleitet es wie von Geisterhand zur Seite, und eröffnet den Blick auf einen ca. 1½ Meter hohen Kriechgang, in dem sogleich Lichter aufglimmen.
Die Frau schaut auf den kleinen tonnenförmigen Roboter. „Rein mit dir, Tolo. Und check auf dem Weg zur dritten Spante gleich mal die interne Struktur.“ „Ja Ma’am“, bestätigt der Roboter mit piepsiger Stimme und flackernd verlischt das schematische Hologramm, welches er bislang vor sich projizierte.
„Während ich da drin zu tun habe“, wendet sie sich noch mal an dich, „kümmerst du dich um das Exoskelett da drüben. Ohne Last funktioniert es, doch beim Be- und Endladen des Schiffes, dann wenn wir es am dringendsten brauchen, setzt es immer mal wieder aus. Vielleicht findest du ja das Problem.“
Du siehst noch, wie ihr Po als Letztes im Wartungstunnel verschwindet. Dann wendest du dich deiner zugewiesenen Aufgabe zu.
Zwischen all den Kisten und Containern wirkt das Exoskelett beinahe verloren in seiner Nische. Ein gelbes Gerippe aus Stahlrohren, in das man von hinten einsteigt, wie in einen dieser antiquierten Raumanzüge. So ein Ding verleiht einem genug Kraft um auch schwerste Frachten zu bewegen, ohne dabei jedoch ins Schwitzen zu geraten.
So alltäglich Exoskelette auch sein mögen, doch dieses wirkt irgendwie anders. Kritisch nimmst du das Gerät genauer in Augenschein. Keine Ahnung, ob du von Technik keinen Plan hast, oder dieses Exemplar auf irgendeinem Hinterweltler-Planeten zusammengeschustert wurde. Auf jeden Fall wirst du nicht so richtig schlau daraus, als du das Ding umrundest.
Es geht doch nichts über die Praxis, denkst du dir letztlich. Mit einem beherzten Sprung ergreifst du die waagerechte Haltestange hoch oben am Rücken der Maschine, ziehst die Beine an und schwingst dich in das ’Käfiginnere’. Deine Beine gleiten automatisch in die für sie vorgesehenen Halterungen, ein kleiner Monitor in Bauchhöhe erwacht und bedeutet dir seine Bereitschaft, Anweisungen entgegen zu nehmen.
Du willst keine Zeit verschwenden mit Selbstdiagnose-Programmen, Einstellungsparametern und Ähnlichem, die die Technikerin zuvor sicherlich zu genüge ausprobierte. Entschlossen aktivierst du direkt den Betriebsmodus, schlüpfst mit den Armen in die Steuerungen der mechanischen Pendants, und löst danach die Sicherheitshalterungen zwischen Schiff und Anzug.
Die Arme des Exoskeletts bewegen sich ein wenig anders, als du es erwartetest. Nicht das du viel Erfahrung damit hättest, doch es wirkt etwas unbequem. Selbst wenn du deinen Arm ganz ausstreckst, wirst du das Gefühl nicht los, dass das Äquivalent der Maschine sich noch etwas mehr recken könnte. Versuchsweise machst du einen Schritt nach vorne, was sich eindeutig besser anfühlt. Fast so, als hätte man schwere Winterstiefel an – und nicht einen zentnerschweren Arbeitsroboter.
So weit, so gut. Ermutigt beginnst du zwischen den geladenen Frachtkisten hindurchzustapfen. Ein Poltern aus dem Wartungstunnel lässt dich herumfahren, doch der nachfolgende Fluch klingt eher nach Wut, als nach Gefahr. Doch dafür schwankt nun das Exoskelett gefährlich, da es offenkundig nicht für so abrupte Bewegungen ausgelegt zu sein scheint. Trotz deiner hektischen Ausgleichsversuche, oder vielleicht auch gerade deswegen, verliert die Maschine endgültig ihr Gleichgewicht. Wild mit den mechanischen Armen rudernd kippt ihr Zwei seitlich um und kracht auf das Deck des Laderaums. Und natürlich beschädigst du dabei noch eine der kleineren Kisten, deren granulatartiger Inhalt sich wie ein Sturzbach in und durch die weite Rohrstruktur des Anzugs ergießt. Ein paar dieser übel schmeckenden Körner ausspuckend, kletterst du linkisch aus dem Exoskelett heraus.
„Hast du etwa vergessen das Exoskelett an deine Größe anzupassen?“, faucht dich die Technikerin an. Ihr Blick wandert über das Tohuwabohu, das du angerichtet hast. „Du bist ja noch tollpatschiger, als ein Danmeer im Kunstladen.“ Sie schüttelt aufgebracht den Kopf, und zeigt mit ausgestrecktem Arm auf ein rundes Druckschott. „Verschwinde bloß aus meinen Augen! Nimm das Reinigungszeug, und kümmere dich um die Rettungskapsel. Da kannst du wenigstens keinen Unsinn anstellen. Darum“, wobei sie mit ihrem Kopf in Richtung des am Boden liegenden Exoskeletts nickt, „kümmern wir Zwei uns später. Dann, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin.“
Beschämt schlurfst du zum runden Schott, als ein Signalton dich aufhorchen lässt.
Die Mistek hat anscheinend das Planentensystem erreicht, in dem der Käpten einen kurzen Zwischenstopp einlegen will. Es existieren zwei gängige akustische Signale, die davor warnen, wenn der Sios-Antrieb aktiviert oder, wie nun gerade, deaktiviert wird. Doch du weißt bereits, dass du dich nicht festhalten musst, da noch ein weiterer Hüpfer ins Innere des Systems von Nöten sein wird. So exakt funktioniert die Astrogation leider nicht, als dass man direkt am Planeten seiner Wahl anhalten könnte.
Das runde Druckschott zur Rettungskapsel hatte sich derweil geöffnet, indem sich ein punktförmiges Loch in der Mitte bildete, welches sich immer mehr weitete, wie die schwarze Iris eines riesenhaften Auges. Die Luft, die dir entgegen schlägt, wirkt trocken, und Staub bedeckt die flachen Armaturen auf einem Säulenstumpf in der Mitte der kleinen Kapsel. Eine durchgehende Bank verläuft entlang der kreisrunden Außenwand. Kleine von außen verdeckte Fenster verraten dir, dass sich die Rettungskapsel geschützt im Innern des Raumschiffs befinden dürfte, nicht direkt auf der Außenhaut der Mistek. Eine solche Bauweise birgt den Vorteil, dass die Kapsel von der Panzerung des Schiffes mitgeschützt wird. Doch dafür zu den Kosten, dass der notwendige Schacht einiges vom Innenraum des Frachters verbraucht, weshalb viele andere Schiffskonstrukteure solche Rettungssysteme schlicht auf der Außenhaut anbringen.
Als du die Kapsel betrittst, erwachen ein paar vereinzelte Anzeigen auf der Mittelkonsole. Doch ein kurzer Blick verrät dir, dass das Rettungsboot nicht versehentlich gestartet werden kann. Hier dürfte dir tatsächlich kein weiteres Missgeschick unterlaufen. Beruhigt ergreifst du das Reinigungsmaterial.
Mit einem Seufzen beginnst du deine Putzarbeit. An sich ein Job für einen Reinigungsroboter, denkst du dir. Na ja, besser diese Strafarbeit, als womöglich noch etwas Ärgeres, wenn die Technikerin direkt ihrer Wut freien Lauf gelassen hätte. Wer weiß, was ihr dann noch alles eingefallen wäre. So lange du noch in der Probezeit steckst, darf dir leider jeder hier an Bord Befehle erteilen.
Während du diesen und anderen Gedanken nachhängst, warnt ein weiterer Signalton, dass die Mistek erneut ihren überlichtschnellen Sios-Antrieb aktivieren wird. Schade das dir die kleinen Bullaugen keinen Ausblick auf das All gewähren. Auch wenn du bereits mehrfach beobachten durftest, wie die Lichtpunkte der Sterne sich zu schmierigen Flecken verwandelten, wenn sich eine ölig wirkende Blase um das Schiff bildete, so wirkt dieser Anblick stets ebenso erstaunlich wie beunruhigend auf dich.
Nur wenige Minuten später ertönt die energischere Tonfolge für: „Vorsicht, wir wechseln wieder in den Normalraum.“ Dieses Mal nutzt du der Einfachheit halber die Sitzbank, und lässt dich von den automatischen Schutzpolstern umfangen. Augenblicke später spürst du bereits, wie das Schiff beschleunigt. Künstliche Schwerkraft ist zwar eine tolle Technologie, doch schützt sie keines Wegs Reisende vor der Masseträgheit, wenn Raumschiffe ihre Geschwindigkeit verändern.
Du zuckst zusammen, als völlig unerwartet ein Ruck durch das Schiff fährt.
Erneut erklingen warnende Töne, doch dieses Mal durchdringen sie Mark und Bein. Flackernde Warnlichter blinken vom Frachtraum zu dir herein. Deine Aufmerksamkeit wird abgelenkt, als das Schaltpult der Rettungskapsel zum Leben erwacht. Die Sirenen, drinnen wie draußen, übertönen das sich schließende Druckschott.
Willst du deinen Sitz verlassen, um nachzuschauen was los ist? Womöglich befindet sich die Technikerin in direkter Gefahr. (Abschnitt XX)
Oder klammerst du dich an die dicken Absorbergurte, da jeden Moment das Schiff erneut in irgendeine Richtung rucken könnte? (Abschnitt XX)