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1. Türchen: Die Dankesblume von Cyaral
2. Türchen: Begegnung am Spielfeldrand von Snapshot
3. Türchen: Aus dem Schatten von Amanita
4. Türchen: Fast gestorben von Heinrich
5. Türchen: Findelkind von Jundurg
6. Türchen: Der Pfau mit der goldenen Maske von Vinni
7. Türchen: Nebelpfeil von Veria
8. Türchen: Der Lohn der Fleißigen (Teil 1) von Vinni
9. Türchen: Der Lohn der Fleißigen (Teil 2) von Vinni
10. Türchen: Blau von Jerron
11. Türchen: Das verstummte Dorf von Assantora
12. Türchen: Die Bootsfahrt von Shay
13. Türchen: Lowir von Nemedon
14. Türchen: Wie Kenta eine Kröte in den Mund schlüpfte von Knochen
15. Türchen: Verblassende Schatten von Nemedon
16. Türchen: Die Flöte des Hirten von Vinni
17. Türchen: Der Magierjäger von Elatan
18. Türchen: Heraike, die erste Flamma von Cyaral
19. Türchen: Harry Potter von Knochen
20. Türchen: Die Bewerbung von Sturmfänger
21. Türchen: Die erste Begegnung von Ehana
22. Türchen: Fels oder Pflanze von Cyaral
23. Türchen: Aus den Memoiren von Bolrundi Fargimma Dresslersdotr (Teil 1) von PolliMatrix
24. Türchen: Aus den Memoiren von Bolrundi Fargimma Dresslersdotr (Teil 2) von PolliMatrix
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Hinter dem hellgrün und rot-orange und auch etwas hellblau geschmückten ersten Türchen erklingt das geschäftige Murmeln einer Menschenmenge, durchsetzt von fröhlich lachenden Kinderstimmen.
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Die Dankesblume
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Der Große Platz in Annod war so so bunt wie sonst nur eine Wiese im Sommer. Überall hingen farbige Dreiecke aus Stoff, zumeist im Hellgrün Liorets und natürlich im Rot-Orange Forsaks gehalten, doch auch vereinzelte Wimpel in hellen Blautönen, Amaro gewidmet, waren vorhanden. Verständlicherweise war allerdings nirgends das Gelb der Maske zu sehen.
Auf diesem Fest war sie nicht willkommen.
Auch die Menschen auf dem Platz waren bunt in den Farben ihrer erwählten Götter gekleidet. Grün und Orange hielten sich hier die Waage, einige trugen auch beide Farben.
Doch sie alle hatten eines gemeinsam: das Gnadenmal an ihrer Kehle, ein Strich aus roter Farbe, eine Erinnerung an das Leiden ihres Gottes. Sie flitzten umher um noch rechtzeitig Gaben und vor allem Dankesblumen für das Ritual zu bekommen. Einige Kinder trugen bereits Sträuße aus eben jenen orangefarbenen Blüten, stolz über ihre Ausbeute und ihre Schätze behutsam haltend. Lachen und Stimmen und die Geräusche von raschelnden Gewändern erfüllten den Platz. Die erhabenen Trümmer des Alten Palastes überragten all dies stolz und versehrt wie alte Krieger.
Noch immer, nach beinahe tausend Jahren, sah man an ihnen die Spuren der Ereignisse, deren Zeugen sie damals gewesen waren.
Der Ereignisse, die dieses Fest erst begründet hatten...
Ein Mann stand in ihrer Nähe, in einen beinahe unpassend dunklen Mantel gehüllt und beobachtete die bunte Masse bei ihren Besorgungen.
Sein Blick glitt über alle hinweg, hielt nie einen lange fest und schien eher Dinge jenseits von ihnen zu sehen, als auf sie zu achten.
Sein Gesicht hatte einen undefinierbaren Ausdruck und fast wirkten seine für ein so junges Alter viel zu harten Augen, als würde in ihnen Glut lodern.
Er war in Gedanken. Keine klar geformten Gedanken, nur verwaschene Eindrücke von Feuer, Schmerz und Verzweiflung.
Er wusste nicht, warum er an diesen Ort gerade zu dieser Zeit zurückgekehrt war.
Vielleicht wollte er sich mit den Erinnerungen quälen. Vielleicht wollte er auch nur glückliche Menschen sehen.
Er wusste es nicht.
Die Trommeln setzten ein und unwillkürlich schauderte er, als die Darstellerin der Maske auf den Platz trat, ihr leuchtendes Gewand stach zwischen allen hervor wie eine Beleidigung. Sie schritt an ihm vorüber und er musste sich zusammenreißen, als der Strom der Erinnerungen stärker wurde, ihn zu verschlingen drohte.
Eeris funkelte an ihrer Hüfte im Licht, genau wie die übertrieben verzierte Maske es vor ihrem Gesicht tat.
Dieses Schwert...
Wieder versank er, aber eine genauere Betrachtung der langsam dahinschreitenden Frau rettete ihn. Sie war nur ein Abbild! Lange, rote Strähnen, die ihre wirkliche Herkunft in die Welt hinaus schrien, hatten sich aus ihrer Kapuze gemogelt und schwangen sanft im Takt ihrer Schritte. Dies tat der kriegerischen Eleganz jedoch bei weitem keinen Abbruch, mit der sie nun auf jene unheilvolle Stelle in den Ruinen zuschritt, an der große Klauen sich tief in den Boden gegraben hatten, gekrümmt in Todespein. Die Stelle, an der der Forsak-Darsteller bereits auf sie wartete. Wieder musste er schaudern. Wieder zerrten Erinnerungen an ihm...
„Hast du keine Dankesblume?“, fragte plötzlich ein Stimmchen neben ihm. Er fuhr zusammen. Neben ihm stand ein kleines Mädchen, vielleicht an die sechs Jahre alt, das ihn mit großen, grauen Augen ansah und auf seine Antwort wartete. In der Hand trug sie eine einzige Dankesblüte.
„N- Nein“, stotterte er verdattert.
„Oh. Bist du deshalb so traurig?“, wollte sie wissen.
„Ich bin nicht traurig.“, behauptete er.
„Doch, das bist du.“, beharrte sie.
„Aber das ist nicht schlimm. Ich war früher auch immer traurig, weil Forsak gestorben ist. Aber er ist ja nicht ganz tot!“
„Ach nein?“, wollte der Mann neugierig wissen.
„Nein“, die Kleine schüttelte den Kopf so heftig, dass die hellroten Locken flogen.
„Das war nur ein Trick! Lioret hat ihm geholfen.“
„Aha“, der junge Mann kratzte sich nachdenklich an seinem Gnadenmal, welches verblüffend einer echten Narbe ähnelte.
„Aber du weißt doch, was passiert ist?“, hakte er nach.
Die Kleine nickte: „Ja, Lioret hat Forsak mit Eeris erlöst. Genau hier.“, sie deutete auf ihr eigenes Gnadenmal. „Aber er hat Forsaks Seele einen neuen Körper gegeben. Den Körper eines Gottes. Er hat Forsak zu einem Gott gemacht! Deshalb ist Forsak nicht wirklich tot, nur sein Körper ist gestorben!“, erklärte sie ihm stolz.
„Ach so“, der Mann nickte verstehend.
„Bist du nicht von hier, wenn du das alles nicht weißt?“, wollte das Mädchen wissen.
Er nickte geistesabwesend.
„Weißt du, ich komm von ganz weit her. Von jenseits der Berge...“ Andere Erinnerungen flackerten in seinem Geist auf und unwillkürlich musste er lächeln.
„Boah! Wie ist es da so? Wie sind die....“, sie brach ab. „Deshalb bist du also traurig! Du vermisst deine Heimat! Du bist so weit weg!“
„Sozusagen“, stimmte der Mann ihr zu, irgendwie war es ja wahr...
„Weißt du, Mama hat mir erzählt, dass Forsak jedes Jahr in dieser Nacht über Annod fliegt und nach seinem Volk sieht. Wer dann eine Drakenblüte hält und ihm gedenkt, dem schenkt er vielleicht einen Wunsch. Als Dank für die Treue zu ihm. Deshalb nennen wir sie auch Dankesblüten!“ Sie grinste ihn breit an, stolz, diesen komplizierten Zusammenhang richtig behalten zu haben. Auch er musste wieder lächeln.
„Hier!“, sie gab ihm die getrocknete Blüte. „Du brauchst sie dringender als ich. Dann kannst du dir wünschen, wieder glücklich zu sein!“
Verdattert sah der junge Mann ihr nach, als sie davonlief und sich unter die anderen Kinder mischte, die dem nachgestellten Tod des großen Drachenkaisers zusahen.
Dann sah er die kleine, orangene Blüte an.
Und die schlechten Erinnerungen verblassten.
Als die letzten Lichter des Festes verloschen und die letzten Bürger in ihren Häusern verschwunden waren, konnte man, sah man genau hin, hoch im Himmel ein Schemen erahnen, welches dort seine Kreise zog.
Es war ein Drache. Ein Drache mit orangeroten Schuppen und Augen, die nun nicht mehr so kalt waren.
Eine einzelne Drakenblüte lag in seinen Klauen. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, als er fühlte, wie sie zwischen seinen Schuppen kitzelte.
Die Kleine hatte ja keine Ahnung, dass sie ihm seinen Wunsch bereits erfüllt hatte!
So gut hatte er sich seit langem nicht mehr gefühlt!
Vielleicht war es wirklich langsam Zeit, zurückzukehren...
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