Erzählweisen und -strukturen

  • Ich weiß nicht so ganz ob das hier richtig Aufgehoben ist, aber ich wüsste auch nicht so ganz wohin das sonst gehört. :-[


    Ein Thema das mich seid längerem ziemlich interessiert sind alternative Erzählstrukturen. Also nonlineare Erzählungen in allen Variationen.
    Habt ihr in euren Welten schon erfahren mit z.B. zyklischen oder anderweitig nicht linearen Erzählungen?
    Also Erzählungen, die nicht an Punkt A beginnen und bei Punkt D enden sondern in sich selbst immer wieder von neuem Beginnen.


    In meiner Welt läuft beispielsweise ist die Schöpfung (in Anlehnung an meinen eigenen Schaffensprozess) zyklisch verlaufen und in den einzelnen Zyklen ändern sich immer einzelne kleine Details.
    Also auch zu teilen irgendwie linear.


    Wie sieht es bei euch mit solchen Sachen aus?
    Ich freu mich auf die Einblicke ;D

  • An zyklischen Erzählungen habe ich mich noch nie versucht/ bin nie auf die Idee gekommen, auch wenn es sowas in meiner Welt vielleicht sogar gibt.


    Als Konsumentin ziehe ich lineare Erzählungen vor, gern aber auch mal modular mit unterbrochenen Episoden wechselnder Erzählperspektiven. Es gibt aber irgendwo eine Grenze, wo es mir zu verworren wird, bei zu vielen verschiedenen Erzählern und Zeitebenen. Das macht mir dann weder als Erzähler noch als Leser noch Spaß. So bis zu drei Ebenen funktionieren für mich aber noch, würde ich pauschal sagen.


    Hast du evtl. ein anschauliches Beispiel für solch eine zyklische Erzählung? Ohne zu recherchieren denke ich da spontan an Märchen. Auch wenn mir spontan grad keines einfällt natürlich ;)

  • Bei zyklischen Erzählungen fallen mir immer (!!!Achtung Halbwissen!!!) z.B. keltische Mythen ein, z.B. die Erzählungen rund um Geburt, Leben, Tot und Wiedererstehung des Lugh (Sowas wie ein Sonnengott). Da ist es, wenn ich mich recht entsinne so, dass Lugh im Winter geboren wird, dann das Jahr über an kraft gewinnt die er dann quasi der Erde schenkt damit sie Früchte tragen kann, bis er dann verstirbt und zur Wintersonnenwende wiedergeboren wird, damit der Kreis erneut beginnt.
    Mit zyklischen Erzählungen meine ich also solche, bei denen der eine Durchlauf des Erzählens mit dem beginn der selben Geschichte zusammenfällt, also einen Kreis ergibt.
    Der Anfang der "Unendlichen Geschichte" von Herrn Ende geht auch in so eine Richtung.
    Sollte der Teil über Lugh nicht stimmen, dann korrigiert mich gerne. Ich bin auf dem Gebiet keltischer Sagen alles andere als ein Experte und freue mich immer darüber neues dazuzulernen. ;D
    Ist halt doch ziemlich komplex zumal es relativ viele Quellen gibt die sich gegenseitig widersprechen.


    (Ergänzung: Ich habe grade nochmal nachgeschaut und musste feststellen, dass das was ich da geschrieben habe, wohl der neu-heidnischen Interpretation von Lugh entspringt :-[
    Ist aber trotzdem ein gutes Beispiel, für das was ich meinte :D )



    Erzählungen mit mehreren perspektiven fallen natürlich auch mit in die nonlinearen Erzählungen, vor allem dann, wenn Zeitsprünge stattfinden und die Handlungen parallel verlaufen und letztlich ein großes Gesamtbild ergeben.


    Ich hoffe, dass ist halbwegs verständlich :-[


    PS; Ich kann dich übrigens gut verstehen. Wenn ein Buch mehr als drei Protagonisten hat aus deren Sicht erzählt wird, ist das oftmals sehr anstrengend.
    Vor allem wenn diese Perspektiven nicht klar getrennt werden
    :)

  • Ich habe zu dem Thema nur eine Sache beizutragen:


    In Palaststern gibt es eine Anderwelt, in der Zeit erst vorwärts bis zu einem bestimmten Punkt verläuft und dann rückwärts bis zum Anfang. Dann vergeht die Zeit von neuem, aber anders, und dann wieder rückwärts. Und immer so weiter.


    Wie das im Detail genau aussieht, weiß ich auch nicht. Tja ^_^

  • In begrenztem Rahmen habe ich zyklische Erzählungen, ja. Das passiert vor allem dann, wenn Ereignisse oder Geschichten aus 2a auf 2b wirken und es in 2b aber zu irgendeiner Unterbrechung kommt.
    Zwei Beispiele: in 2a begann im Sauriertal im frühen zwanzigsten Jahrhundert eine Zeit der maskierten Vigilanten, die mit der Zeit immer ausgefallener und fantastischer wurde und im Grunde bis heute anhält.
    In 2b gab es im Gegenstück des Sauriertals, dem Krater von Ctonia (der noch nicht so hieß, denn es gab noch kein Ctonia), eine ähnliche Entwicklung. Dann kam aber 1979 die Zeitlose Dunkelheit und tausende von Jahren vergingen im Krater, während es im Sauriertal nur ein paar Monate waren. Im Krater ging die gesamte herrschende Kultur unter, ganze Spezies starben aus, das Aussehen des Kraters selbst veränderte sich und als die Zeitlose Dunkelheit endete, wurden Spuren der Vigilanten nur noch von Archäologen gefunden.
    Mit dem Auftreten eines neuen Maskierten im Sauriertal in den Neunzigern, ging es dann auch im Krater von Ctonia wieder los.


    Ein anderes Beispiel ist eine Cyberpunk-Kultur, die stark durch die organisierte Religion geprägt war. Während der Zeitlosen Dunkelheit ging sie schnell in ein postapokalyptisches Szenario über. Inzwischen liegt dort das Großpentagonische Reich, das noch nicht ganz bei Cyberpunk angekommen, aber nahe dran ist. Und auch schon wieder sehr religiös, auch wenn die Religion deutlich anders ist.


    Parallele Erzählebenen habe ich auch ab und zu. In "Fischige Nacht" erzähle ich von einem Maskenfest nacheinander aus der Sicht verschiedener Teilnehmer, wobei sich die Zeiträume stark überschneiden und manchmal dieselben Szenen aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden.

  • Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt wieder dazu melde. Ich hatte einiges um die Ohren.
    @Joshuah also ist diese Anderwelt eine Art Zeitpendel. Auch eine spannende Form zyklischer Erzählung, von der ich in der Form zuvor noch nichts gehört habe.


    Was deine Doppelwelt angeht @Skelch I., verstehe ich es richtig, dass die beiden Welten parallel existieren und sich gegenseitig beeinflussen? Oder ist das eher so ein Durchschlagsprinzip, bei dem in 2a etwas passiert, dass dann in 2b als eine verzerrte Form des "Originalereignisses" passiert?
    Vermutlich hast du diese Frage schon häufiger beantwortet. :-[

  • Ui, vielen dank für die schnelle Antwort @Skelch I. ;D
    Bezüglich des Anfangens: Das Problem habe ich leider auch. Ich vermute das 2a und 2b noch sehr viel umfangreicher sind als Ånen.
    Ich bin momentan am überlegen mit der am besten ausgearbeiteten Stadt anzufangen und mich dann Stück für Stück nach außen vor zu arbeiten.
    Gibt es vielleicht auch bei dir einen Ort, den du besonders gut kennst ausgearbeitet hast an dem du beginnen könntest? :)

  • Nachdem ich grad das aktuelle Buch einer Reihe zu lesen beendet habe, die ich sehr gern mag (The Stormlight Archive) ist mir bewusst geworden, dass das auch so ca. 10 oder 11 verschiedene Erzählperspektiven hatte. Also ... ja, es ist lesbar und unterhaltsam, aber zumindest eine der Perspektiven hätte der Autor aus meiner Sicht gern weglassen können. Aber vielleicht wird die Perspektive im nächsten (und letzten) Band wichtig. Zeitsprünge gab es auch. Und auch wenn ich Zeitreisen als solche interessant finde, hätte ich mir dieses Buch auch gut ohne sie vorstellen können.


    Interessant fand ich ein gewisses Zeitschleifenelement, welches in der Unendlichen Geschichte ja auch vorkam. Die Wiederholung (der Alte vom Wandernden Berg oder wie der hieß, der die Unendliche Geschichte niederschreibt) ... sollte in einem Buch imo nicht zu häufig wiederholt werden, aber ich finde da wird eine ganz unangenehme Situation erschaffen, so ein Stillstand ... ist irgendwie eine spannende Sache, mir aber bisher in Büchern auch noch nicht oft untergekommen.

  • Hi @Yrda,
    tatsächlich haben mich auch die Sturmlichtchroniken mit auf diese Thema gebracht :)
    Wobei ich noch etwas hinterher hänge was den Hör-/ Lesestand angeht. Ich habe grade mit "Ruf der Klingen" angefangen.
    Die Wüstwerdungen waren bei mir der Aspekt der mich daran denken ließ, dass die Erzählung schon in gewisser Weise zu einem Zyklus wird.

  • Hihi, das ist total seltsam, die übersetzten Begriffe zu lesen. Und ich bin mir auch nicht sicher wie weit du jetzt bist, glaube die deutsche Übersetzung wurde jeweils in zwei Bände aufgeteilt (?). Aber da will ich dann auch nicht spoilern. :)


    Denke auch, dass das ein gutes Beispiel ist und ich kann zumindest soviel sagen, dass das im Laufe der Geschichte noch deutlicher wird.


    AAAaaaaber hier gehts ja auch um unsere Welten. Vielleicht könnte sowas bei meinen Automaton-artigen Lemroi passen. Hmmm.

  • @Yrda Jup, im deutschen sind die Bücher immer aufgeteilt worden. "Der Ruf der Klingen" entspricht also etwa der ersten hälfte von "Oathbringer".
    Und wenn ich das so höre freue ich mich schon weiter zu hören. :D


    Und es freut mich natürlich sehr, falls dich dieses Thema zu einem neuen Gedanken/ einer neuen Idee anregen konnte ;D

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