Der Podcast über die Sprache - Interview mit Filliph Moosfeld, Sieger der Grammatikfestspiele von Hüggelberg

  • [Anm. des Autors: Die in diesem Post vorhandene Fassung des Textes stellt eine Verkürzung zur Originalfassung dar. Die Originalfassung ist hier zu finden. Für den Kontext, wrum die Verkürzung statfand, empfiehlt es sich, den Thread "Der Consultant" zu lesen.]


    Öckel: Ich habe angeschaltet, wir können beginnen.


    Gaar: Einen Moment!


    (Rücken eines Stuhls)


    Gaar: So, bereit!


    Öckel: Einen guten Tag wünsche ich den Zuhörerinnen und Zuhörern. Ein weiteres Mal werden wir heute über die Eigenschaften unserer Sprache sprechen. Herr Gaar, würden Sie das heutige Thema vorstellen?


    Gaar: Sehr gerne, Herr Oberstudienrat! Wir nehmen uns heute die Zeitform des Präteritums vor.


    Öckel: Ganz richtig! Das Präteritum, ist neben dem Konjunktiv I vermutlich die interessanteste der in der Sprache verwendeten Zeiten. Bevor wir uns das Präteritum genauer ansehen, möchte ich noch kurz erwähnen, dass die für die lateinische Vergangenheitszeit verwendete Bezeichnung Imperfekt für das Präteritum eine falsche Bezeichnung ist! Ein Imperfekt gibt es im Deutschen nicht! Das wird immer wieder falsch gemacht.


    Gaar:(denkt für ein paar Sekunden nach) Richtig, der zeitliche Aspekt des Imperfekt fehlt unserer Sprache.


    Öckel: Klare Sprache ist der Eckpfeiler aller Kommunikation, ja, ja! Nun aber zum Präteritum. Bei der Bildung des Präteritums unterschieden wir zwischen starken und schwachen Verben. Die schwachen Verben bilden ihre Vergangenheitsform durch das anhängen de -te-Stamms: Sie machte, sie suchte, sie redete, während es bei starken Verben zu einer Lautverschiebung im Stammvokal kommt: Sie rief, sie fuhr, sie brach. Die sieben Hauptablautklassen gehen bis auf das Altgermanische zurück und lassen sich in vielen germansichen Sprachen verfolgen.


    Gaar: Die starken Verben sind der Sprachintuition meist näher.


    Öckel: (nutzt eine kurze Sprechpasue) Haben Sie eine Lieblingsablautklasse?


    Gaar: (etwas irritiert)Ich mochte immer die von hellem a nach dunklem u. Im Konkreten; ich schaffe, ich schuf, ich lade, ich lud, ich wachse, ich wuchs


    (Es raschelt)



    Öckel: Was soll das denn, Frau Juspels? Wir nehmen gerade auf!


    Juspels (gedämpft aus dem Hintergrund): Ich störe ungern, aber diese Leuchte, bei der der Fähnrich sagt, sie muss immer leuchten, flackert so komisch. Ich weiß nicht, was man da machen kann, ich bin ja noch nicht so lange hier.


    Öckel: Die Metastabilitätsanzeige. Die flackert in letzter Zeit manchmal. Wenn sie nicht länger als zwei Stunden am Stück aus ist und beim Schichtwechsel alles läuft, müssen wir im Moment damit leben. Du kannst einmal die Weltenzeile neu ausrollen, das bringt manchmal was.


    Juspels: Ich weiß nicht, wie das geht!


    Gaar: Sie müssen einfach den Knopf über der Leuchte für fünf Sekunden gedrückt halten und dann warten.


    Juspels: Moment, Moment! Ich weiß überhaupt nicht, was das für Konsequenzen hat. Warum hat mir hier eigentlich nie jemand gezeigt, wie ich hier arbeiten muss?


    Öckel: Das Ausrollen kann ich Ihnen nach unserer Aufnahme gerne mal zeigen. Aber dazu gehört nicht viel mehr, als Ihnen Herr Gaar gerade gesagt hat, die technischen Details kenne ich auch nicht, das weiß wenn, dann der Fähnrich.


    Juspels: Ich finde das sehr bedenklich, wie hier alles laufen gelassen wird.


    Öckel: Als ob Sie das beurteilen könnten!


    Gaar: Können wir nun bitte trotzdem unsere Aufnahme fortsetzen?


    (Es raschelt wieder)


    Öckel: Nun denn, wir sprachen gerade von den Ablautklassen im Präteritum. Den a-u-Übergang halte ich auch für einen der Interessantesten. In der Partizipialform wird dann wider ein a daraus. geschaffen, geladen, gewachsen. Über die Partizipialform sprechen wir dann aber in einer eigenen Folge.


    Öckel: Ich bin hier wie immer ein Freund des Standards. Aber wie dem auch sei: Ich würde gerne noch etwas über die wirklich unregelmäßige Verben - Was ist denn nun schon wieder??


    Huber: Könnten sie nach vorne kommen. Meine Schicht für heute ist beendet und Frau Juspels bekommt das alleine nicht hin.


    Gaar: Dürften wir noch unsere Aufnahme zu Ende bringen, Franz Xaver? Ich bin sicher, das kann Frau Juspels so lange durchhalten alleine.


    Huber: Das ist mir gleich. Frau Juspels steht sicher gleich bei euch oder macht einen Paniksprung. Ist mir nicht so wichtig, aber ich gehe jetzt auf jeden Fall. Auf Wiedersehen!


    (wieder Rascheln)


    Öckel: Dass Herr Huber nicht einmal etwas Verantwortungsgefühl entwickeln kann!


    Gaar: Sollen wir aufhören für heute? Ich fürchte, wir werden vor weiteren Unterbrechungen nicht gefeit sein. Aufnehmen können wir dann wieder nachher.


    Öckel: In Ordnung. Nun ja, dann beenden wir wohl diese Folge. Hmpf.


    Gaar: Ich verabschiede mich bei allen Zuhörenden. Ich wünsche einen schönen Tag und sage: Bis zum nächsten mal bei unserem Podcast über die Sprache.

    Und manchmal, manchmal, reimt sich irgendwas auf "od"


    Unterschätzen Sie niemals das dramaturgische Potential eines Kopfbahnhofes!

    Einmal editiert, zuletzt von Alpha Centauri ()

  • Herrlich! Ich schalte auch beim nächsten Mal wieder ein.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Öckel: Und bitte bemühen sie sich doch, Herr Huber, sich etwas verständlicher auszudrücken! Nur weil Herr Gaar Sie versteht heißt das nicht, dass Sie sich gar nicht anpassen müssen!
    [...]
    Öckel: Dass Herr Huber nicht einmal etwas Verantwortungsgefühl entwickeln kann!

    Ganz der Pädagoge ^^


    Ist sehr schön geworden :D

  • Oh ja, unbedingt. Logan macht den Xaver! :D
    Gomeck bitte den Öckel!
    Und Ehana gibt die Juspels!

    - "To make an apple pie from scratch you must first invent the universe." Carl Sagan

    - "Mehr pseudo als Mary geht nicht."

  • Oh ja, unbedingt. Logan macht den Xaver! :D
    Gomeck bitte den Öckel!
    Und Ehana gibt die Juspels!


    Wäre mir an sich natürlich eine Ehre (bräuchte aber natürlich vorher das Einverständnis von @Jundurg und @Tö.)!
    Franz Xaver müsste ich aber wohl selbst machen. Ich habe für ihn einen sehr spezifischen niederbayrischen Dialekt im Kopf, der nicht zu Logans Unterfränkisch passt. Idealbesetzung wäre hier vermutlich einer meiner Cousins, so müsste ich wohl versuchen, einen von denen zu channeln.


    Logan wäre übrigens ein idealer Thorstein, fällt mri gerade auf, falls ich den mal brauche...

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  • Scheiße, Scheiße, Scheiße! Welan fasste sich mit der Hand an die Stirn. Der komplette Podcast-Text war zusammengekürzt, die Catchphrase am Ende fehlte und auch hier sprach Franz Xaver ganz normales Hochdeutsch. Es schienen alle Details zu fehlen, die nicht unbedingt notwendig waren.


    Jetzt wo sie darüber nachdachte fiel ihr auch auf, dass sie den charakteristischen Bananengeruch in der Zentrale seit Längerem nicht gerochen hatte. Sie war sich noch nicht sicher, was da genau passierte, aber das es mit Sebastian Sampelmann zu tun hatte, daran gab es keinen Zweifel. Jetzt musste sie ganz genau überlegen…

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  • Sehr geehrter Herr Öckel, sehr geehrter Herr Gaar,


    ich bin Torbias und 12 Jahre alt. Ich habe eueren Podcast im Sommer gefunden und es hat mir immer sehr gut gefallen. Ich finde, was ihr über Sprachen erzählt, viel interessanter, als wir in der Schule lernen müssen. Am besten fand ich die Folge, wo ihr mit dem Zahlenpodcast gemeinsam geredet habt. Leider ist jetzt schon lange keine neue Folge mehr gekommen. Ich schreibe diesen Kommentar, weil ich fragen will, ob ihr noch weiter macht. Ich habe mir die alten Folgen nochmal angehört und ich habe gemerkt, dass einige Sachen rausgeschnitten wurden. Das finde ich sehr schade, weil die fand ich sehr gut. Und auch den Satz am Ende "Der Podcast mit dem Punkt" mag ich sehr gern. Warum habt ihr die alten Folgen geändert? Ich hoffe, es ist nicht, weil das irgendwer kritisiert hat, weil im NET geht es gar nicht, dass alle alles gut finden. Ich würde mich sehr freuen, wenn es die alten Folgen wieder vollständig gibt. Ich hoffe, ihr habt noch Zeit.


    mit freundlichen Grüßen


    Torbias

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  • Hallo lieber Torbias,


    ich bin Mena. Leider weiss ich auch nicht, ob Herr Öckel und Herr Gahr noch mehr Podcasts machen werden. Aber ich habe die eine Folge mit dem Prärätitum auf Kasette aufgenommen. Wenn du willst, kann ich meinen Papa fragen, ob er die Kasette nochmal kopiert und dir dann einen Brief schicken. Ich weiß nicht, ob du sagen darfst, wo du wohnst, aber vielleicht geht es ja auch, wenn ich es zu dir in die Schule schreibe. Es tut mit leid das, ich deine Frage erst so spät gesehen habe und hoffe das du den Podcast noch magst. Ich schon.


    mit freundlichen Grüßen

    Mena

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  • Liebe Junghörerinnen und Junghörer


    Ich bedanke mich - auch im Namen von Herrn Gaar - für die Rückmeldung zu unserem Podcast. Es gab bei uns leider einige technische Probleme, die die Ausstrahlung der zuletzt produzierten Folgen verhindert haben. Ich hoffe, sie sind nun verfügbar. An der vollständigen Wiederherstellung aller veränderten alten Folgen arbeiten wir noch. Ich wünsche in der Zwischenzeit viel Freude mit den neuen Folgen. Ich muss euch an dieser Stelle aber auch ermahnen, eure Schularbeiten nicht zu vernachlässigen. Wir können die Grammatik nur deshalb aus unserem Experten-Blickwinkel so detailliert betrachten, weil wir die Grundlagen für lange Zeit genau studiert haben.


    mit freundlichem Gruß

    OStR Öckel

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  • Liebe Mena,


    nachdem die aus technischen Gründen erfolgten Unregelmäßigkeiten, für die wir uns hier nochmals entschuldigen müssen, zu unserer Zufriedenheit beseitigt wurden, läuft die Aufzeichnung des Podcasts zum jetzigen Zeitpunkt wieder in geregelten Bahnen ab. Ich las mit Freude eure Kommentare und an einem Detail habe ich besonderes Interesse gefunden. Du erwähntest, dass eine Musicassettenaufzeichnung dieser Episode im Original in deinem Besitz existiert. Nun ist es so, dass uns sehr geholfen wäre, wenn wir diese Cassette für kurze Zeit bei uns erhalten zu können um die dort gespeicherten Audiospuren auswerten und abspeichern zu können. Wir werden sicher in der Lage sein, einen sicheren Treffpunkt mit deinen Erziehungsbefugten zu organisieren und die Cassette zu übergeben. Du würdest einem feinen Menschen damit eine sehr große Freude machen.


    in Erwartung deiner Antwort und mit bestem Gruß auch an den lieben Torbias, dessen Kommentar diese Konversation erst in Gang brachte


    Gosef Gaar

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  • (Rascheln eines Mikrofons)


    Öckel: Ich habe angeschaltet, wir können beginnen.


    Gaar: Einen Moment!


    (Rücken eines Stuhls)


    Gaar: So, bereit!


    Öckel: (räuspert sich geräuschvoll) Einen guten Tag wünsche ich den Zuhörerinnen und Zuhörern. Ein weiteres Mal werden wir heute über die Eigenschaften unserer Sprache sprechen. Herr Gaar, würden Sie das heutige Thema vorstellen?


    Gaar: Sehr gerne, Herr Oberstudienrat! Wir nehmen uns heute, wenn ich die Vorbereitungsnotiz, die Sie mir vorhin zukommen ließen, in der richtigen Art und Weise verstanden habe, wovon ich bei ihrer üblichen Präzision ausgehe, die Zeitform des Präteritums vor.


    Öckel: Ganz richtig! Das Präteritum, auch erste Vergangenheit genannt, ist neben dem Konjunktiv I vermutlich die interessanteste der in der Sprache verwendeten Zeiten und vermutlich die, die uns am meisten über unsere Vergangenheit lehrt.


    Gaar: Es ist auch die Vergangenheit, oder?


    Öckel: (lacht) Da muss ich Ihnen recht geben. Bevor wir uns das Präteritum genauer ansehen, möchte ich noch kurz erwähnen, dass die für die lateinische Vergangenheitszeit verwendete Bezeichnung Imperfekt für das Präteritum eine falsche Bezeichnung ist! Ein Imperfekt gibt es im Deutschen nicht! Das wird immer wieder falsch gemacht.


    Gaar:(denkt für ein paar Sekunden nach) Richtig, der zeitliche Aspekt des Imperfekt, des unabgeschlossenen Betrachtens einer Handlung oder auch eines Zustands, wie er in vielen Sprachen fester oder optionaler Bestandteil ist fehlt unserer Sprache, wobei ich aber der Ansicht bin, dass er nicht wirklich fehlt, um die literarisch notwendigen Subjekte zu beschreiben. Wir haben dafür zumeist gute Präpositionen und Partikel, die zum Einsatz kommen können, das zu beschreiben, was beschrieben werden soll. Wenn man Partikel richtig verwendet kann man damit alles machen!


    Öckel: Ganz ihrer Meinung. In nichtiterativen Welten und auch hier im nichtsequentiellen Bereich wäre eine zu strikte Grammatisierung der Temporalzustände auch eher hinderlich.


    Gaar: (zögerlich) Ich hoffe, ich verschrecke die Zuhörenden nicht, aber an dieser Stelle kann ich Ihnen Beispiele aus meinen literarischen Werken in meiner Thiioer Zeit nennen, wo ich durchaus Experimente mit kaskadierendem Futur und hyperbolischem Metaperfekt, die sozusagen sprachlich schwer zugängliche Zeitebenen, die in ganze speziellen benutzerdefinierten Anwendungsfällen zum Einsatz kommen könnten, erforschen, gemacht habe. Literarisch hatte das seinen Wert, auf jeden Fall, aber für den Hausgebrauch... muss das allem praktischen Verstand nach nicht sein.


    Öckel: Klare Sprache ist der Eckpfeiler aller Kommunikation, ja, ja! Nun aber zum Präteritum. Bei der Bildung des Präteritums unterschieden wir zwischen starken und schwachen Verben. Die schwachen Verben bilden ihre Vergangenheitsform durch das anhängen de -te-Stamms: Sie machte, sie suchte, sie redete, während es bei starken Verben zu einer Lautverschiebung im Stammvokal kommt: Sie rief, sie fuhr, sie brach. In vielen Schulen werden die starken Verben als unregelmäßige Verben bezeichnet, das finde ich überhaupt nicht richtig. Sie sind, wenn man sich etwas genauer damit beschäftigt, sehr regelmäßig. Die sieben Hauptablautklassen gehen bis auf das Altgermanische zurück und lassen sich in vielen germansichen Sprachen verfolgen.


    Gaar: Die starken Verben sind, nach allem was ich summarisch über sie aussagen möchte, der Sprachintuition, also dem Sich-Annähern an sprachliche Phänomene ohne formalistische Präansätze, aus meiner Sicht meist näher.


    Öckel: (nutzt eine kurze Sprechpasue) Haben Sie eine Lieblingsablautklasse?


    Gaar: (etwas irritiert) Eine Präferenz in diesem Bereich könnte ja beinahe als unseriös eingeordnet werden, wenngleich ich zugeben muss, dass ich die in der Thiioer Klassifikation als Nummer 4b bezeichnete von hellem a nach dunklem u immer mochte. Im Konkreten; ich schaffe, ich schuf, ich lade, ich lud, ich wachse, ich wuchs


    (Es raschelt)



    Öckel: Was soll das denn, Frau Juspels? Wir nehmen gerade auf!


    Juspels (gedämpft aus dem Hintergrund): Ich störe ungern, aber diese Leuchte, bei der der Fähnrich sagt, sie muss immer leuchten, flackert so komisch. Ich weiß nicht, was man da machen kann, ich bin ja noch nicht so lange hier.


    Öckel: Die Metastabilitätsanzeige. Die flackert in letzter Zeit manchmal. Wenn sie nicht länger als zwei Stunden am Stück aus ist und beim Schichtwechsel alles läuft, müssen wir im Moment damit leben. Du kannst einmal die Weltenzeile neu ausrollen, das bringt manchmal was.


    Juspels: Ich weiß nicht, wie das geht!


    Gaar: Sie müssen einfach den Knopf über der Leuchte für fünf Sekunden gedrückt halten und dann warten.


    Juspels: Moment, Moment! Ich weiß überhaupt nicht, was das für Konsequenzen hat. Warum hat mir hier eigentlich nie jemand gezeigt, wie ich hier arbeiten muss?


    Öckel: Das Ausrollen kann ich Ihnen nach unserer Aufnahme gerne mal zeigen. Aber dazu gehört nicht viel mehr, als Ihnen Herr Gaar gerade gesagt hat, die technischen Details kenne ich auch nicht, das weiß wenn, dann der Fähnrich.


    Juspels: Ich finde das sehr bedenklich, wie hier alles laufen gelassen wird.


    Öckel: Als ob Sie das beurteilen könnten!


    Gaar: Können wir nun bitte trotzdem unsere Aufnahme fortsetzen?


    (Es raschelt wieder)


    Öckel: Nun denn, wir sprachen gerade von den Ablautklassen im Präteritum. Den a-u-Übergang halte ich auch für einen der Interessantesten. In der Partizipialform wird dann wider ein a daraus. geschaffen, geladen, gewachsen. Über die Partizipialform sprechen wir dann aber in einer eigenen Folge.


    Gaar: Es lässt sich ja auch ein schöner Kreis der involvierten Beugungsvolake sim Sinne einer sich selbst wieder schließenden Sequenz bilden: Im konkreten wieder: wachse-wuchs, rufe-rief, gießen-goss, kommen-kam. Nur das e ist hier außen vor.


    Öckel: Wobei das a am Ende hier lang ist und am Anfang kurz.


    Gaar: Nun ja, in den Details gibt es bei solchen harmonischen Kreisen immer kleiner Abweichungskomponenten. Zu meiner persönlichen Verteidigung muss ich aber anmerken, dass die Vokalqualität In einigen alten Thiioer Dialekten, zumindest nach allem, was hörber ist, zusammenpasst.


    Öckel: Ich bin hier wie immer ein Freund des Standards. Aber wie dem auch sei: Ich würde gerne noch etwas über die wirklich unregelmäßige Verben - Was ist denn nun schon wieder??


    Huber: Kennts eß vierekimma? Mei Zeit is vorbei fir heit und de Jusplerin bringt des alloa net zam


    Gaar: Dürften wir noch unsere Aufnahme zu Ende bringen, Franz Xaver? Ich bin sicher, das kann Frau Juspels so lange durchhalten alleine.


    Öckel: Und bitte bemühen sie sich doch, Herr Huber, sich etwas verständlicher auszudrücken! Nur weil Herr Gaar Sie versteht heißt das nicht, dass Sie sich gar nicht anpassen müssen!


    Huber: Mir wurscht! D'Jusplerin steht garantiert glei bei enk oder mocht an Paniksprung. Mir is gleich, aba I geh jetza auf jedn Foi. Servus!


    (wieder Rascheln)


    Öckel: Dass Herr Huber nicht einmal etwas Verantwortungsgefühl entwickeln kann!


    Gaar: Sollen wir aufhören für heute? Ich fürchte, wir werden vor weiteren Unterbrechungen nicht gefeit sein. Aufnehmen können wir dann wieder nachher. Ich suche bis dahin ein paar Verse im Metaperfekt heraus.


    Öckel: In Ordnung. Nun ja, dann beenden wir wohl diese Folge. Hmpf.


    Gaar: Ich verabschiede mich bei allen Zuhörenden. Ich wünsche einen schönen Tag und sage: Bis zum nächsten mal bei unserem Podcast über die Sprache.


    Öckel: Der Podcast mit dem Punkt!

    Und manchmal, manchmal, reimt sich irgendwas auf "od"


    Unterschätzen Sie niemals das dramaturgische Potential eines Kopfbahnhofes!

  • Öckel: Herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe unseres Podcast über die Sprache.


    Gaar: Ich wünsche ebenfalls einen schönen Tag


    Öckel: Unsere heutige Ausgabe unterscheidet sich ein wenig vom üblichen Format. Ich hoffe, unsere Hörerinnen erlauben uns diesen Versuch. Beim nächsten Mal erwartet Sie wieder alles, wie Sie es gewohnt sind.


    Gaar: Ich denke, mit dieser Abwechslung sollten wir durchaus die Unterhaltung und den Geschmack so manches Zuhörenden treffen. Und zwar ist heute in unsere Zentrale ein Gast gekommen, dessen Perspektive auf die Sprache eine etwas andere ist als Herr Oberstudienrat und ich sie in der Regel vertreten.


    Öckel: Wir werden aber natürlich dafür sorgen, dass diese Perspektive in den richtigen Kontext gesetzt wird. Jedenfalls ein herzliches Willkommen an Herrn Filliph Moosfeld, Sprach…..Enthusiast und mehrfacher Sieger der Grammatikfestspiele von Hüggelheim


    Moosfeld: Vielen Dank für die Einladung! Ihr könnt mich gerne mit Filliph ansprechen.


    Öckel: Danke für das Angebot, wir pflegen hier allerdings lieber den etwas förmlicheren Umgangston, Herr Moosfeld. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihren Erfolgen bei den Grammatikfestspielen. Können Sie den Zuhörerinnen kurz erklären um was es sich dort handelt?


    Moosfeld: Danke danke. Erstmal: Letztes Mal habe ich gar nicht gewonnen, ich bin nur Dritter geworden. Galadosh Titzblume und Ovgrinodar XCI waren etwas stärker diesmal. Aber es geht immer knapp zu vorne und die Jahre davor durfte ich auch einige Male den ersten Platz für mich beanspruchen. Sie müssen sich die Festspiele wie ein großes Treffen von Sprachbegeisterten vorstellen, die sich zwei Tage lang verschiedenen Wettbewerben rund um das Thema Sprache stellen. Ich habe vor fast zwanzig Jahren selbst den Sprachfreundeverein Hüggelheim mit gegründet und wir sind dank der tatkräftiger Arbeit der Vereinsmitglieder immer weiter gewachsen, sodass wir mittlerweile Enthusiasten aus vierzehn verschiedenen Welten bei uns versammeln können. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir dazu beitragen, die Begeisterung für Sprache bei ganz vielen Wesen zu wecken. Im Grunde genommen dasselbe, was Sie mit dem Podcast mit dem Punkt ja auch tun.


    Öckel: Da muss ich kurz einhaken: Der Titel unseres Podcast lautet: „Der Podcast über die Sprache“, „Der Podcast mit dem Punkt“ ist nur eine Erweiterung des Titels, den ich zum Ende jeder Folge sage, die aber keinen offiziellen Charakter hat.


    Moosfeld: Wirklich? Die jungen Kollegen, mit denen ich auf den letzten Events gesprochen habe, kennen Sie unter „Der Podcast mit dem Punkt“. Vielleicht sollten Sie das ändern, das hat zumindest mehr Wiedererkennungswert.


    Öckel: Ich weiß nicht…


    Moosfeld: Die „Sendung mit der Maus“ wurde am Anfang auch nicht unter dem Namen ausgestrahlt, sondern als „Lach- und Sachgeschichten“. Es ist keine Schande, seine Marke anhand von dem aufzubauen, wie die Leute einen kennen.


    Gaar: Ein schmeichelnder Vergleich, Herr Moosfeld. Der Herr Oberstudienrat und ich werden es uns überlegen. Aber kommen wir zurück zu Ihrer Veranstaltung, den Grammatikfestspielen. Wie darf unsereins sich das vorstellen? Welche Art von Aufgaben müssen bearbeitet werden?


    Moosfeld: Ich muss voranstellen, dass sich das über die Jahre auch geändert hat. Am Anfang waren wir ja alle aus der selben Ecke, da gabs einen gemeinsamen Kanon, da konnten wir zum Beispiel davon ausgehen, dass alle Latein können. Aber je mehr Welten dazugekommen sind, desto mehr mussten wir adaptieren. Deutsch als lingua franca funktioniert noch ganz gut, aber mit Englisch, Bairisch oder Japanisch würden wir doch eine ganze Menge Leute ausschließen und ich versteh das auch, dass die nicht auf einmal unsere etwas terrazentrischen Standards lernen wollen. Und wir wollen ja auch, dass unser Wettbewerb im interweltlichen Vergleich etwas wert ist. Jedenfalls haben sich da über die Jahre verschiedene Formate etabliert. Immer dabei ist eine Übersetzung eines Textes einer eigens für das Event konstruierten Sprache, das ist sozusagen die Königsdisziplin. Wie Sie sich denken können ist das Erschaffen dieser Sprache ein aufwändiges Projekt und die AutorInnen dafür brauchen fast das ganze Jahr dafür. Die Teilnehmenden bekommen dann ein Wörterbuch und eine Grammatik in dieser Sprache als Hilfsmittel und müssen damit innerhalb einer Stunde eine Übersetzung in die eigene Muttersprache im Sinne der AutorIn abgeben. Das wird dann bewertet und Punkte vergeben. Dieses Jahr hatten wir ein absolut geniales, aber auch brutal schweres hyperagglutinatives Monstrum, insgesamt waren nur acht Wörter zu übersetzen. Ich habe sehr damit gekämpft, aber lehrreich war es auf jeden Fall!


    Öckel: Wie genau sind die Bewertungskriterien? Es gibt ja durchaus eine Strömung in der Sprachwissenschaft, die eine gewisse Subjektivität im Handwerk des Übersetzens sieht.


    Gaar: Und dies zu recht, mein lieber Herr Oberstudienrat!


    Moosfeld: Klar! Auch hier hängt viel von der AutorIn ab. Welche Art Fehler welchen Punktabzug gibt entscheidet sie. Wenn sie mit einer der Muttersprachen nicht vertraut ist, bekommt sie tatkräftige Hilfe bei der Korrektur. Wir sind stolz sagen zu können, dass wir bisher noch jedem Teilnehmer ermöglichen konnten, die Festspiele in der eigenen Muttersprache zu spielen. Irgendwer, der seine Sprache kann, findet sich immer in unserem Haufen! Das gemeinsame Korrigieren ist immer ein Fest, wir lernen so viel dabei. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass wir uns immer einig sind dabei, aber mittlerweile ist so viel Vertrauen beim Kern des Vereins da untereinander, dass wir es eigentlich immer hinkriegen. Sie würden sich dort auch gut machen, Herr Gaar und Herr Öckel!


    Gaar: Ich bin leider ein wenig scheu bei großen Menschenansammlungen. Und des weiteren schätze ich das kreative Einzelschreiberlebnis doch höher als den kompetitiven Wettbewerb. Auch wenn ich nicht abstreiten kann, dass gewisse Komponenten daran doch einen gewissen Reiz haben.


    Öckel: Auch ich fürchte, für solch eine Spaßveranstaltung bin ich nicht der Richtige.


    Moosfeld: Probieren Sie es, es wird Ihnen gefallen, da bin ich sicher! Beim letzten Mal haben so viele junge Teilnehmer über Ihren Podcast gesprochen, das wäre doch großartig, wenn Sie dabei wären. Oh, vielleicht als Autoren? Das wäre wirklich klasse! Ich schlage das bei unserer nächsten Vereinssitzung auf jeden Fall vor!


    Öckel: Nun ja, wir denken darüber nach…


    Gaar: Wollen Sie uns vielleicht noch über die anderen Aufgaben erzählen, die bei den Grammatikfestspielen zu lösen sind?


    Moosfeld: Sehr gern! Es gibt natürlich immer noch die Aufgaben zu bekannten Sprachen, da nimmt einfach jeder bei den Sprache teil, die er beherrscht. Deutsch, Latein, und Klingonisch gibt es jedes Jahr, für den Rest haben wir verschiedene Slots, über die abgestimmt wird. Letztes Mal gab es Georgisch zum ersten Mal, das habe ich extra für das Event gelernt, auch wenn ich am Ende dort nicht mal in die Top 10 gekommen bin. Hochelbisch ist natürlich ein Klassiker, Japanisch gab es schon sehr oft, einmal hatten wir Saterfriesisch dabei. Es kommt natürlich darauf an, wofür sich ein Autor findet und wir müssen darauf achten, dass für jeden etwas dabei ist. Bei den Aufgaben selber wird übersetzt, dekliniert, konjugiert und alles was dazu gehört. Und am letzten Abend wir immer noch ein Hyperscrabble gespielt, in dem jede Sprache erlaubt ist. Da kommen auch die Schriftzeichen aller Sprachen mit rein, der Buchstabenbeutel dürfte mittlerweile über 6000 Elemente haben. Sie können sich vorstellen, wie gefragt die Es da inzwischen sind. Aber zumindest das Q wird man seit der Einführung des Qulaqischen ganz gut los. Es spielen immer ganz viele gleichzeitig, das Brett ist riesig und am Ende darf die Gewinnerin der Gesamtwertung das Brett als Pokal mit nach Hause nehmen.


    Gaar: Vergnüglich hört sich das in jedem Falle an. Ein wenig… laut, aber im Kollektiven findet sich auch oft etwas Meditatives, wenn dem der richtige Raum gegeben wird.


    Öckel: Also ich befürchte, dass bei dem ganzen Chaos dort, die Schönheit der Sprache nicht immer gewürdigt wird. Aber haben Sie dennoch Dank für Ihre Bericht!


    Moosfeld: Immer gern, immer gern. Und wirklich: Kommen Sie mal vorbei. Vielleicht will die junge Kollegin Sie ja begleiten, die mich zu Ihrem Studio geführt hat. Die war auch interessiert, als ich ihr auf dem Weg davon erzählt habe.


    Öckel: Alles zu seiner Zeit. Wir verabschieden uns an dieser Stelle von den Zuhörenden und hoffen, sie konnten der Folge etwas abgewinnen. Beim nächsten Mal geht es wie gewohnt weiter, wir werden uns mit Kommasetzung beschäftigen.


    Gaar: Auf Wiedersehen und vielen Dank für Ihren Besuch, Herr Moosfeld! Liebe Zuhörenden: Bis zum nächsten Mal beim Podcast über die Sprache


    Öckel: Der Podcast mit dem Punkt!

    Und manchmal, manchmal, reimt sich irgendwas auf "od"


    Unterschätzen Sie niemals das dramaturgische Potential eines Kopfbahnhofes!

  • Alpha Centauri

    Hat den Titel des Themas von „Der Podcast über die Sprache: Das Präteritum“ zu „Der Podcast über die Sprache - NEU: Interview mit Filliph Moosfeld, Sieger der Grammatikfestspiele von Hüggelberg“ geändert.
  • Alpha danke, dass du uns immer mal einen Podcast über die Sprache gibst!
    Ich finds mega lustig, wie sehr Öckel und Gaar eigentlich nichts mit den Grammatikfestspielen anfangen können, aber trotzdem dabei bleiben einen angemessenen Podcast zu machen. xD

    Richtige Anti-lopen. ^^

    Und ich finds einfach toll, dass es Fans des Podcast gibt. Ich hab richtig das Gefühl Teil eines kleinen Fandoms zu sein, auch wenn es fiktiv ist, mega cool wie sowas funktioniert. ^^

  • Alpha Centauri

    Hat den Titel des Themas von „Der Podcast über die Sprache - NEU: Interview mit Filliph Moosfeld, Sieger der Grammatikfestspiele von Hüggelberg“ zu „Der Podcast über die Sprache - Interview mit Filliph Moosfeld, Sieger der Grammatikfestspiele von Hüggelberg“ geändert.

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