Ich hab ein bisschen mehr herausgefunden, wie Prophezeihungen funktionieren.
Manche Leute aus der magischen Population haben die Gabe der Prophetie. Prophet*innen können manchmal ein bisschen etwas aus potentiellen Zukünften sehen, und haben die Fähigkeit, diese potentielle Zukunft in die Realität zu ziehen, indem sie eine Prophezeihung schaffen. Sobald sie das getan haben, ist die Prophezeihung selbstständig und beginnt, in die Wege zu leiten, dass sie eintritt.
Dazu generieren Prophezeihungen Omen. Ein Omen kann im Prinzip alles sein, also auch z.B. eine dunkle Regenwolke. Es erfordert viel Erfahrung im Bereich der esoterischen Magie, um ein Omen als solches zu erkennen. Leider wirken Omen aber auf alle Leute, die es wahrnehmen können. Sobald jemand sein Handeln aufgrund des Omens in irgendeiner Weise verändert, gewinnt die Prophezeihung ein bisschen an Macht. Es reicht also schon, wenn jemand umdreht, um wegen möglichen Regens nicht nass zu werden.
Starke Prophezeihungen beginnen irgendwann, von Leuten Kontrolle zu übernehmen, sodass diese nur noch von Omen gelenkt werden und genau das tun, um die Prophezeihung eintreten zu lassen.
Wer einmal ein Omen gesehen/erlebt hat, ist davon mehr oder weniger infiziert. Die einzige Art, der Prophezeihung nicht anheimzufallen ist, sie komplett unberücksichtigt zu lassen - also nicht einmal daran zu denken, oder falls doch, sie aktiv zu ignorieren (das erfordert die advanced Fähigkeit, zu wissen, was man getan hätte, wenn man nicht daran gedacht hätte). Mental hazard. Nicht an den rosa Elefanten denken.
Die mächtigsten Prophezeihungen sind in der Lage, sich selbst umzuinterpretieren; etwa, um aus einer finiten Prophezeihung (etwas, das irgendwann eingetreten und vorbei ist) eine infinite zu machen ("die Zeiten werden immer düsterer"). Prophezeihungen haben keinen exakten Wortlaut, aber existieren auf einer metaphysischen Ebene schon als eine Art Token, das von Esoterischen Magier*innen gelesen werden kann. (Die kriegen dann etwas unterschiedlichen Wortlaut, aber das liegt daran, dass auf der geistigen Ebene alles immer etwas unscharf ist)
Manche Leute sind gegen Omen immun - insbesondere bei Zwergen ist das extrem häufig, die sind einfach überhaupt nicht abergläubisch und verstehen auch nicht so recht, was das ganze soll. Daher haben mächtige Prophezeihungen oft ein Problem mit Zwergen und versuchen sie aus dem Weg zu schaffen - das dürfte auch der Grund sein, warum Urist McGuffin damals von der Schule geflogen ist.
In Europa sind Prophezeihungen strikt verboten seit der Schwarzen Pest. Damals gab es einige katastrophal schief gegangene Prophezeihungen, und niemand wollte eine Wiederholung davon. (Im Rest der Welt sind Prophezeihungen großteils auch verboten oder zumindest geächtet, mancherorts gibt es Grauzonen.) Gute Prophet*innen nutzen ihre Gabe reversiv, also um Prophezeihungen einzufangen. Das ist allerdings eine Fähigkeit, die nur wenige Individuen in der Geschichte je gemeistert haben. Andere versuchen, "gute" Prophezeihungen zu schaffen, also eine bessere Zukunft zu erwirken, aber das geht in 90% der Fällen schief - und selbst wenn, Gedankenkontrolle ist trotzdem unschön.
Der große Antagonist dieser Geschichte ist eine spezifische Prophezeihung, die von einem Prophetenkult gemeinsam erschaffen wurde, u.a. um sich selbst zu bereichern, an die Macht zu kommen, und das Verbot der Prophetie (a.k.a. Dunkle Esoterik) aufzuheben. Denethor Atreides leugnet standhaft, daran beteiligt gewesen zu sein, obwohl diese Familie sehr viele Propheten hervorgebracht hat.
Prophezeihungen sind nicht die einzige Dunkle Esoterik, aber vielleicht die mächtigste, da sie Kontrolle über alles andere ergreifen kann.
Es ist für die Stärke einer Prophezeihung vollkommen unerheblich, ob Leute an sie glauben. Es zählt nur, sich von ihren gespawnten Omen beeinflussen zu lassen; sie sind eine Art geistiger Virus.
Die Hafners sind vermutlich einen Pakt mit einem hochrangigen Dämon eingegangen, um ihr Kind vor der Üblen Prophezeihung zu schützen. Dadurch wurde Mim für diese unsichtbar, "The One That Was Not Foretold", und die engsten Gefolgsleute der Prophezeihung gingen beim Angriff auf das Haus der Hafners in Brünn drauf. (Das Haus allerdings auch, ist nur mehr eine Ruine, es war da eine Menge infernale Magie im Spiel...)
Der Schutz, der auf Mim liegt, ist ein mentales Token, für das es mehrere Schlüssel gibt; einer davon liegt in Mims Geist, ein weiterer wurde von Greta Gandalf gefunden und bewacht. Alice Wiwerel, die der Üblen Prophezeihung anheimgefallen ist, wird von dieser gezwungen, sich dieses Schlüssels zu bemächtigen, denn dadurch ließe sich die Prophezeihung wieder reaktivieren - und natürlich muss Mim dabei sterben.
Professor Wiwerel ist eine Anti-Prophetie-Kämpferin, d.h. hat ihr Leben eigentlich dem Zerstören und Einfangen von Prophezeihungen gewidmet. Leider ist sie nicht imstande, sich gegen die Üble Prophezeihung zu wehren, auch wenn sie es nach wie vor versucht.