[Der Elbenpfad] Encyclopaedia Albica

  • Dann ist also die mythologische Vergangenheit auch rein mythologisch, sodass es beispielsweise in der "realen" Geschichte der Welt auch nie Magie, einen weiteren Mond etc. gab?

  • Im Altalbischen gibt es zwei verschiedene (noch nicht ausgearbeitete) Wörter für Magie. Zum einen die "sanfte" Magie, an die die Elben glauben und auf der Manipulation morphischer Felder (also von Wahrscheinlichkeiten) basiert, aber wahrscheinlich gar nicht wirklich funktioniert; zum anderen die rein mythologische "harte" Magie des Zeitalters der Dämonen, die letzten Endes zur Zerstörung der alten Welt (vergleiche Ythgor) geführt hatte, und definitiv nicht mehr funktioniert (und in Wirklichkeit natürlich nie funktioniert hat). Die Elben von heute verwenden das letztere Wort oft metaphorisch für nicht nachhaltige Technologien und Wirtschaftsweisen, wie etwa Kernenergie und fossile Brennstoffe.

  • So langsam nimmt auch der Stammbaum der altalbischen Götter erste Konturen an. Dabei gibt es aber das Problem, dass die Sprache noch nicht genügend ausgearbeitet ist, so dass die Namen noch nicht feststehen, und ich mit Übersetzungen oder Umschreibungen arbeiten muss. Der größte Teil des Stammbaums ist aber noch gänzlich unerforscht.


    Am Anfang brachte das Eine den Himmel (männlich) und die Ursubstanz (weiblich) hervor. Der Himmel und die Ursubstanz haben viele Kinder, nämlich die Sonne (w) und die Sterne. Dann wird es inzestuös: Der Himmel zeugt mit der Sonne die Erde (w) und die fünf Planeten (alle w), und weiterhin mit der Erde den Mond (m) und noch andere Götter. Einige andere Götter, unter anderem das elbische Pendant zu Apollon, sind hingegen Kinder (und nicht Enkelkinder) der Sonne, wobei ich noch nicht weiß, wer da der Vater ist. Weiter bin ich noch nicht vorgedrungen.


    Im Prinzip ist dieser Stammbaum also kopernikanisch: die Sonne ist ein Stern, und die Erde ein Planet. Was nach dem Ende der Tarnung der Elben Dänikenianer auf den Plan ruft, die behaupten, die Elben hätten das von Außerirdischen gesagt bekommen. Es gab aber schon in der klassischen altalbischen Ära einen Astronomen, der anhand seiner eigenen Beobachtungen von sich aus zu dem Schluss gekommen war, dass die Erde ein Planet ist, der um die Sonne kreist. Dabei spielte natürlich auch eine Rolle, dass die Sonne bei den Elben sehr viel Verehrung genoss. Die Sonne und die Erde waren damals die am meisten verehrten und angebeteten Götter.

  • Die Elben kennen die Tradition des Knitterorakels. Dazu nimmt man ein gut gebügeltes Leinentuch, ein Blatt Papier oder dergleichen, knüllt es zusammen, zieht es wieder auseinander und versucht, aus den Knitterfalten etwas herauszulesen.

  • Das Knitterorakel gefällt mir.


    Ist die altalbische Götterwelt so ausgelegt, dass sie mit den indoeuropäischen Götterpantheons Übereinstimmungen hat?

  • Ja, die altalbischen Götter sind überwiegend indoeuropäischen Ursprungs. So trägt etwa der Himmelsgott einen Namen, der mit lateinisch Jupiter und Sanskrit Dyauṣ Pitar stammverwandt ist (wie der genau lautet, weiß ich noch nicht genau, wahrscheinlich Dýpithri oder so ähnlich, was im Avalonischen, der heutigen Elbensprache, dypsh 'Wetter' ergäbe).

  • Es gab anscheinend so etwa um 1300-1200 v. Chr. kurz (ein bis zwei Generationen) nacheinander zwei Einwanderungswellen in die Elbenlande. Die erste bestand aus Flüchtlingen vom Festland, die vor einer Eroberungswelle flohen, die zweite aus Kriegern von ebenda, die beträchtliche Teile der Elbenlande eroberten und sich in Hügelfestungen (das altalbische Wort für eine solche Festung bedeutet übrigens wörtlich 'Kriegsgehöft') einrichteten. Welche Sprachen sie sprachen, ist unbekannt, da beide Gruppen bald die albische Sprache übernahmen und in der albischen Kultur aufgingen; vermutlich sprachen die Flüchtlinge eine Sprache, die mit dem Albischen nah verwandt war, und die Krieger eine frühe Form des Keltischen.


    Die Einführung des Eisens um 800 v. Chr. führte zu inneren Unruhen, den Eisenkriegen. Das neue Metall führte dazu, dass viel mehr Menschen sich tödliche Waffen leisten konnten, und die alten Stammesfürstentümer wurden durch eine größere Zahl von Warlords abgelöst. Aus dieser unruhigen Zeit wurde dann die Große Reformation geboren, die schließlich zu der klassischen, demokratischen Gemeinschaft der Elben führte.


    Diese funktionierte freilich nicht immer so, wie sie eigentlich sollte. Es gab mächtige und einflussreiche Familien, und mehrere Ausbrüche politisch motivierter Gewalt: den Ivernischen Krieg (ein Versuch, in Irland eine autoritäre Herrschaft zu etablieren und die Insel von den Elbenlanden politisch abzuspalten), den Halskrieg (ein ähnlicher Versuch im "Hals", d.h. dem Gebiet zwischen der Dee-Humber-Linie und der Clyde-Forth-Linie), den Großen Zwergenaufstand und den Philosophenkrieg. Der fünfte größere Gewaltausbruch, der Tartessische Krieg, war dann auch der letzte, denn er führte zum totalen Kollaps des demokratischen Gemeinwesens und ebnete den Weg für die Übernahme des Landes durch die Kelten.

  • Ich glaube, ich habe noch nicht gesagt, dass die Märchenvorstellung, dass elves winzige Blumenfeen seien, von den Elben selbst in Umlauf gesetzt wurde, als Bestandteil ihrer Tarnung. Denn wer erwartet schon ernsthaft von Blumenfeen, dass sie (a) wirklich existieren und (b) im Geheimen daran arbeiten, die Menschheit hin zu liberal-demokratischen Werten zu nudgen?

  • Die Elven Nation betreibt ein Forschungsinstitut, das Glastonbury Institute, das nachhaltige Technologien wie erneuerbare Energien, Verfahren zur Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre mit sinnvoller Nutzung des so gewonnen Kohlenstoffs, und dergleichen erforscht.

  • Es gibt in der Gegenwart verschiedene Faktionen innerhalb der Elven Nation, die sich vor allem hinsichtlich ihrer Haltung zur Politik der Verborgenheit unterscheiden. Auf der einen Seite sind da die Revelationisten, die sich dafür aussprechen, die Verborgenheit aufzugeben und sich der Öffentlichkeit als indigene Volksgruppe zu stellen. Sie sind der Meinung, dass die Verborgenheit nicht mehr erforderlich sei, weil es keine große Verfolgungsgefahr mehr gibt, und sich zunehmend als Hemmschuh für weitere Aktivitäten erwiesen hat. Die immer dringlicher werdende Nachhaltigkeitskrise, so ihr Standpunkt, erfordert mehr Handeln, insbesondere Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung mit anderen indigenen Völkern und progressiven sozialen Bewegungen, NGOs und Parteien, was unter der Verborgenheit kaum möglich ist. Also raus in die Öffentlichkeit!


    Das andere Extrem ist eine Gruppe, die ich vorläufig den "Orden der Blutigen Hand" nenne, was aber wahrscheinlich nur ein von ihren Gegnern innerhalb der Elven Nation verwendeter Spitzname ist. Diese Gruppe hält auf Gedeih und Verderb an der Verborgenheit fest, und ist bereit, dafür Gewalttaten - auch gegen andere Elben! - zu begehen und materielle Indizien für die Existenz der Elben nicht nur sicherzustellen, sondern darüber hinaus zu vernichten.


    Es versteht sich wohl von selbst, dass die Revelationisten meine Lieblinge sind ;)


    P.S. Ich muss sagen, seitdem ich mich entschieden habe, mehr handfeste Solarpunk-Aspekte (u.a. mit dem Glastonbury Institute) in den Elbenpfad zu bringen, bin ich viel motivierter, daran zu arbeiten, weil das dadurch viel relevanter geworden ist und keine "eitle Spielerei" mehr zu sein scheint.

  • Es gibt aber durchaus immer noch eine Organisation, die sich die Bekämpfung der Elben auf ihre Fahnen geschrieben hat: Abels Rächer (Abel's Avengers). Der Name rührt daher, dass sie die Elben für die Nachfahren Kains halten. Die von ihnen ausgehende Gefahr ist aber relativ gering, da sie nur sehr wenig über die Elben wissen und auch nicht über große Ressourcen verfügen. Das sind laienhafte Hobby-Monsterjäger, die mit silbernen Pistolenkugeln herumballern und noch nicht einmal zwischen Elben und Vampiren unterscheiden können ;)


    Und das Glastonbury Institute ist nicht geheim, sondern wird offiziell von einem Verein getragen, in dessen Namen und Statuten nichts auf die Elven Nation verweist. Es sind auch nicht alle Mitarbeiter des Instituts Elben, es wissen sogar viele gar nicht über die Elven Nation bescheid, und sowohl die Arbeits- als auch die Publikationssprache ist Englisch. Es ist eben eins von vielen Forschungsinstituten, die an Lösungen der Nachhaltigkeitskrise arbeiten.

  • Von Abels Rächern geht keine große Gefahr für die Elben aus, weil sie eigentlich Vampirjäger und keine Elbenjäger sind. Ihr schwerstes Verbrechen war ein Angriff auf eine Gothic-Party, bei dem vielleicht drei oder vier Personen in vampirähnlicher Aufmachung mit Silberkugeln beschossen wurden. Ansonsten knallen sie gerne Fledermäuse ab ;) Aber als der Codex Kamphenkel auftaucht (das altalbische Buch, um das es in meinem geplanten Roman geht), vermuten sie, dass er das Werk von Kainiten ist. Es gibt da noch mehr solche Verschwörungsheinis, die das Buch als Beweis dafür ansehen, dass außerirdische Reptilienwesen hinter den Kulissen die Fäden ziehen und dergleichen mehr.

  • Es existiert ein kleiner sprachwissenschaftlicher Aufsatz, der die Lautsysteme zweier albischer Sprachen - Avalonisch und Madeiresisch - erläutert, und wie alle derartigen Schriften von der Elven Nation als "Fälschung" diskreditiert und soweit möglich aus dem Verkehr gezogen wurde, so dass er kaum Beachtung fand. Möglicherweise fiel aber ein Exemplar dieses Aufsatzes dem jungen J. R. R. Tolkien in die Hände, was erklären könnte, warum Sindarin und Quenya diesen beiden Sprachen in lautlicher Hinsicht so ähnlich sind.

  • AHA, deshalb also!!!


    Moment, aber mal zu den Vampiren: Du nimmst ja hier die Idee von Vampire: The Masquerade auf, dass Vampire mit dem biblischen Kain zusammenhängen, ja? Spielen Vampire denn eine Rolle im Elbenpfad?

  • Nein, Vampire gibt es nicht wirklich. Abels Rächer mögen daran glauben, aber es glauben ja viele Leute an Dinge, die es gar nicht gibt. Die Idee von Abels Rächern, dass die Vampire von Kain abstammen sollen, habe ich aber tatsächlich aus Vampire: The Masquerade.

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