Irgendwie hatte ich im Zuge des Wichtelns einen Geistesblitz. Ich hab dann zwar letztendlich doch ein anderes Wichtelgeschenk gemacht, aber die Idee hat mich nicht losgelassen.
Es ist ein Teil meiner Welt, der wohl nie eine Rolle für meine übrige Welt spielen wird, da er einfach zu weit weg ist und damit für die begrenzten seefahrerischen Fähigkeiten meiner Leute unerreichbar. Ich möchte diese Inselwelt Vinni widmen, die an der Ausgestaltung nicht ganz unschuldig war. Ist sie mir doch immer wieder in den Ohren gelegen, daß sie gerne einen Meerdrachen als Haustier hätte. Aber lest selbst.
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Faheena-mapeanuit
Faheena-mapeanuit – freundliche Wogen – so begrüßt man auf Terapanaroa Freunde und entfernte Bekannte gleichermaßen, wirklich Fremde gibt es hier nicht. Denn Terapanaroa – der Name bedeutet so viel wie „wo die Funken ins Meer fallen“ – ist eine Inselgruppe irgendwo in den südlichen Meeren Aurhims, weitab von jedem Festland.
Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs, und auch heute noch erwacht von Zeit zu Zeit einer der feurigen Götter, die in ihrem Innern leben, aus seinem Schlaf. So erzählen zumindest die Paraeri, die Bewohner von Terapanaroa, wenn wieder einmal rotglühende Lava in schnellen Strömen die Hänge hinabfließt und alles zerstört, was sich ihr in den Weg stellt. So furchteinflößend so ein Ereignis auch sein mag, die Paraeri kann es kaum schrecken. Schnell fliehen sie mit ihren flinken Kanus übers Meer und suchen Zuflucht bei ihren Verwandten auf einer der anderen Inseln. Dort bleiben sie, bis der Gott sich beruhigt hat, und ihre Heimat, fruchtbarer als zuvor, sich wieder in grüner Üppigkeit darbietet. Denn die Paraeri sind mit einem außergewöhnlich langen Leben gesegnet und ein Jahrhundert bedeutet ihnen nicht viel. So stellt ein solcher Vulkanausbruch nur eine kurze, aufregende Episode in ihrem ansonst so friedlichen Leben dar.
Die Paraeri bauen ihre Häuser stets nahe am Strand. Die Grundgerüst dieser Behausungen besteht aus hölzernen Pfosten, mit fantasievollen Schnitzereien verziert, zwischen denen sich feingewebte Matten aus Palmstroh spannen. Doch bleibt immer eine Öffnung, damit der Wind Einlaß findet, der auch in der Stunde der größten Hitze kühlend vom Meer weht. Selten einmal, daß Stille über einem Paraeri-Dorf liegt, denn fast immer liegt ein Lachen oder ein Lied in der Luft, in das jeder gerne einstimmt.
Früh am Morgen und noch einmal in den Stunden der Abenddämmerung, fahren die Fischer mit ihren Booten hinaus auf die See. Reich ist ihre Beute, und wenn des Abends die Gärtner von ihren Pflanzungen in den fruchtbaren Tälern zurückkehren, ist die Zeit gekommen, zu feiern, zu schmausen und zu singen. Denn die Paraeri lieben den Gesang und wenn nachts die großen Feuer auf den Stränden aus schwarzem, vulkanischen Sand brennen, ist die milde Luft erfüllt von ihren Liedern.
Zwischen den Inseln herrscht Frieden und nicht selten fährt ein Paraeri in seinem Kanu hinaus auf die See, um Freunde und Verwandte auf einer der anderen Inseln zu besuchen. Doch auch wenn diesem Volk der Krieg fremd ist, sind sie doch nicht wehrlos. Denn ein Feind teilt diese Wunderwelt mit ihnen. Auf den sschroffen Felsen von Taiatahea und einiger kleiner Inseln liegen die Brutplätze der südlichen Meerdrachen. Auch wenn diese sich mit ihren nördlichen Vettern nicht messen können, was Größe und Körperkraft angeht, so stehen sie ihnen an Mut und Wildheit in nichts nach. Ein ausgewachsenes Männchen kann dreifach mannslang werden und einen Menschen durchaus ab und zu zur Beute auserwählen. Dann finden sich die Männer der benachbarten Dörfer zusammen und bringen den Feind in langer, gefahrvoller Jagd zur Strecke. Als Waffe haben sie dabei nur Speere und Harpunen mit Spitzen aus Obsidian oder scharfgeschliffenen Muscheln, denn die Metallverarbeitung ist diesem Volk fremd. Ist der menschenfressende Drache dann zur Strecke gebracht, dann kehren die Jäger im Triumph in ihre Dörfer zurück und natürlich wird das Ereignis mit einem großen Fest gebührend gefeiert. Dabei zeigt so mancher der jungen Männer voll stolz seine Beute herum: einen jungen Drachen. Die Tiere wachsen langsam und so geben sie auf viele Jahre hinaus einen hübschen, farbenfrohen Hausgenossen ab, ja, sie können sogar abgerichtet werden und treiben dann die Fischschwärme in die Netze der Fischer. Aber irgendwann kommt der Tag, wo der junge Drache zu groß und zu gefährlich wird. Dann muß er getötet werden, bevor er Unheil und Zerstörung über sein Dorf bringt.