So, um euch zu beweisen, dass ich auch was anderes basteln kann als Staatssysteme und komische Gesellschaftsstrukturen , habe ich mal das aufgeschrieben, was mir seit einiger Zeit zur Religion der Okroer im Kopf herumschwirrt, zu den der Oremh habe ich auch schon Ideen, aber die sind noch nicht ganz ausgereift und können außerdem zum Genuss von alkoholischen Substanzen verführen... *zu Lakyr schau* *g*
Der Glaube der Okroer
Um die religiösen Praktiken der Okroer zu durchschauen, muss man zunächst den Seelenbegriff der Okroer kennen. Dem Glauben der Okroer zufolge beinhaltet der menschliche Körper zwei Kraftzentren – zum einen die Seele, die im Kopf sitzt, zum anderen die Gliedmaßen und den Rest des Körpers, der für physische Stärke steht. Grundsätzlich kann der Körper sterben, die Seele aber nicht; letztere ist nur solange an den Körper gebunden, wie dieser lebt. Stirbt der Körper, öffnet er sich der Seele, so dass selbige sich selbständig machen und entweichen kann. Dieser Zustand des Geöffnetseins dauert ungefähr drei Tage an, so lange wie die Leichenstarre.
Freie Seelen suchen sich Zugang zum Körper eines Neugeborenen und schlüpfen in diesen hinein – die Okroer glauben an die Wiedergeburt. Wird in Okro also der Tod einer geliebten Person oder gar eines hohen Würdenträgers publik, werden in den Häusern, in denen hochschwangere Frauen leben, alle Fenster und Türen weit geöffnet, in der Hoffnung, die soeben freigewordene Seele des Toten einzufangen. Seelen, die nicht gleich in einen neuen Körper gelangen können, fliegen durch die Gegend, bis auch sie ein passendes Neugeborenes finden - bis zu diesem Zeitpunkt bieten sie die Erklärung für außergewöhnliche Phänomene aller Art. So erklärt man sich beispielsweise Spuk als seit Jahrhunderten rastlose Seelen, die sich statt an einen neuen Körper an ein Gebäude gebunden haben.
Körperlose Seelen können sich aber auch im Körper eines anderen Toten, der noch für Seelen offen ist, einnisten. Sie werden dann mit ihm beerdigt und kommen ab und an wieder als Grabgeister zum Vorschein. Natürlich will niemand, dass es auf einem Familiengrab spukt, so dass die Verwandten des Toten in den drei Tagen nach dem Tod am aufgebahrten Körper des Verstorbenen Wache halten, um mit Gebeten umherfliegende rastlose Seelen fernzuhalten. Parallel dazu betet man in den Häusern, in denen bald Kinder zur Welt kommen werden, dass die Seele des geschätzten Verstorbenen in das eigene Haus geraten möge. Mit dem Einzug der Seele des Toten in den Körper eines Neugeborenen sollen die guten Charaktereigenschaften des Verschiedenen auf das Kind übergehen. Aber auch dann, wenn sich kein Todesfall ereignet hat, betet man darum, dass eine „gute“ freie Seele sich das Kind als neuen Körper aussuche und nicht etwa die eines verhassten Menschen.
Der Prozess, in dem sich der Körper der Seele öffnet, kann übrigens umgangen werden, und zwar durch Kappen der Verbindung zwischen den beiden Kraftzentren, sprich der Enthauptung des Opfers. Dies ist auch die einzige Hinrichtungsmethode, die in Okro praktiziert wird. Stirbt jemand so, entweicht die Seele sofort durch (sensible Gemüter bitte weghören) den offenen Kopf / Hals. Bei Hingerichteten braucht man also keine Gebete, sie werden so schnell wie möglich verbrannt und ihnen dadurch die große Ehre der Totenwache verwehrt. Von da rührt auch der verachtende okroische Ausdruck her, für jemandes Verwandte habe man nicht gebetet, der, zu Unrecht ausgesprochen, nicht erst einmal zum Auslöser für Familienfehden geworden ist. Auch bringt die Bedeutung des Halses als Verbindung zwischen Seele und Körper den verbreiteten Aberglauben mit sich, diesen Körperteil irgendwie bedecken zu müssen, sei es mit langen Haaren, Schals oder hohen Kragen.
Totenwache und Geburt gehören zu den wenigen Gelegenheiten, zu denen in Okro allgemeinverbindlich gebetet wird. Den Göttern, die die Okroer verehren, kommt nämlich vor allem die Funktion von Seelenlenkern zu, weshalb man während der Totenwache zu ihnen betet, damit sie umherwandernde Seelen vom Körper des Toten fernhalten. Ansonsten bleibt es dem einzelnen überlassen, welchen Göttern er huldigt, ob er mehrere zugleich verehrt oder sich eine bestimmte Schutzgottheit aussucht. Auch existiert kein festgelegtes Pantheon – gewiss gibt es Götter, die über weite Landstriche hinweg bekannt sind und verehrt werden, aber auch solche, denen man nur in einem kleinen Teil des Reiches huldigt. Gebete abseits der Totenwache sind also etwas Persönliches – jeder darf für sich entscheiden, wann er zu wem betet und in welchen Situationen er religiöse Rituale für nötig erachtet. Fest organisierte Kirchen sucht man in Okro daher vergebens – sicher gibt es örtliche Tempel und Bethäuser, wo man sich auch je nach Lust und Laune zum gemeinsamen Gebet trifft, überregionale Strukturen lohnen sich angesichts des persönlichen Charakters von Religion jedoch nicht.
So, jetzt dürft ihr mir die Logikfehler um die Ohren hauen... Was mir auch noch nicht ganz passt:
Die Idee mit den Grabgeistern entstand spontan, weil ich einen Grund brauchte, weshalb Totenwache gehalten wird, aber eigentlich wollte ich ja, dass die Okroer ihre Toten verbrennen. Das passt also nicht… Und „Urnengeister“ sind auch komisch. Außerdem brauche ich noch einen Grund, warum die Toten nicht sofort beigesetzt oder eingeäschert werden, dann ist der Körper nämlich auch „weg“ und bietet sich nicht mehr rastlosen Seelen an.
Auch habe ich keine Idee, was passiert, wenn sozusagen mal eine Angebotslücke an Seelen herrscht, sprich mehr Kinder zur Welt kommen als Alte sterben – wandeln die Kinder dann als seelenlose Zombies durch die Gegend?