[Nehadún] Religionen

  • So, um euch zu beweisen, dass ich auch was anderes basteln kann als Staatssysteme und komische Gesellschaftsstrukturen :freak:, habe ich mal das aufgeschrieben, was mir seit einiger Zeit zur Religion der Okroer im Kopf herumschwirrt, zu den der Oremh habe ich auch schon Ideen, aber die sind noch nicht ganz ausgereift und können außerdem zum Genuss von alkoholischen Substanzen verführen... *zu Lakyr schau* *g*


    Der Glaube der Okroer


    Um die religiösen Praktiken der Okroer zu durchschauen, muss man zunächst den Seelenbegriff der Okroer kennen. Dem Glauben der Okroer zufolge beinhaltet der menschliche Körper zwei Kraftzentren – zum einen die Seele, die im Kopf sitzt, zum anderen die Gliedmaßen und den Rest des Körpers, der für physische Stärke steht. Grundsätzlich kann der Körper sterben, die Seele aber nicht; letztere ist nur solange an den Körper gebunden, wie dieser lebt. Stirbt der Körper, öffnet er sich der Seele, so dass selbige sich selbständig machen und entweichen kann. Dieser Zustand des Geöffnetseins dauert ungefähr drei Tage an, so lange wie die Leichenstarre.


    Freie Seelen suchen sich Zugang zum Körper eines Neugeborenen und schlüpfen in diesen hinein – die Okroer glauben an die Wiedergeburt. Wird in Okro also der Tod einer geliebten Person oder gar eines hohen Würdenträgers publik, werden in den Häusern, in denen hochschwangere Frauen leben, alle Fenster und Türen weit geöffnet, in der Hoffnung, die soeben freigewordene Seele des Toten einzufangen. Seelen, die nicht gleich in einen neuen Körper gelangen können, fliegen durch die Gegend, bis auch sie ein passendes Neugeborenes finden - bis zu diesem Zeitpunkt bieten sie die Erklärung für außergewöhnliche Phänomene aller Art. So erklärt man sich beispielsweise Spuk als seit Jahrhunderten rastlose Seelen, die sich statt an einen neuen Körper an ein Gebäude gebunden haben.


    Körperlose Seelen können sich aber auch im Körper eines anderen Toten, der noch für Seelen offen ist, einnisten. Sie werden dann mit ihm beerdigt und kommen ab und an wieder als Grabgeister zum Vorschein. Natürlich will niemand, dass es auf einem Familiengrab spukt, so dass die Verwandten des Toten in den drei Tagen nach dem Tod am aufgebahrten Körper des Verstorbenen Wache halten, um mit Gebeten umherfliegende rastlose Seelen fernzuhalten. Parallel dazu betet man in den Häusern, in denen bald Kinder zur Welt kommen werden, dass die Seele des geschätzten Verstorbenen in das eigene Haus geraten möge. Mit dem Einzug der Seele des Toten in den Körper eines Neugeborenen sollen die guten Charaktereigenschaften des Verschiedenen auf das Kind übergehen. Aber auch dann, wenn sich kein Todesfall ereignet hat, betet man darum, dass eine „gute“ freie Seele sich das Kind als neuen Körper aussuche und nicht etwa die eines verhassten Menschen.


    Der Prozess, in dem sich der Körper der Seele öffnet, kann übrigens umgangen werden, und zwar durch Kappen der Verbindung zwischen den beiden Kraftzentren, sprich der Enthauptung des Opfers. Dies ist auch die einzige Hinrichtungsmethode, die in Okro praktiziert wird. Stirbt jemand so, entweicht die Seele sofort durch (sensible Gemüter bitte weghören) den offenen Kopf / Hals. Bei Hingerichteten braucht man also keine Gebete, sie werden so schnell wie möglich verbrannt und ihnen dadurch die große Ehre der Totenwache verwehrt. Von da rührt auch der verachtende okroische Ausdruck her, für jemandes Verwandte habe man nicht gebetet, der, zu Unrecht ausgesprochen, nicht erst einmal zum Auslöser für Familienfehden geworden ist. Auch bringt die Bedeutung des Halses als Verbindung zwischen Seele und Körper den verbreiteten Aberglauben mit sich, diesen Körperteil irgendwie bedecken zu müssen, sei es mit langen Haaren, Schals oder hohen Kragen.


    Totenwache und Geburt gehören zu den wenigen Gelegenheiten, zu denen in Okro allgemeinverbindlich gebetet wird. Den Göttern, die die Okroer verehren, kommt nämlich vor allem die Funktion von Seelenlenkern zu, weshalb man während der Totenwache zu ihnen betet, damit sie umherwandernde Seelen vom Körper des Toten fernhalten. Ansonsten bleibt es dem einzelnen überlassen, welchen Göttern er huldigt, ob er mehrere zugleich verehrt oder sich eine bestimmte Schutzgottheit aussucht. Auch existiert kein festgelegtes Pantheon – gewiss gibt es Götter, die über weite Landstriche hinweg bekannt sind und verehrt werden, aber auch solche, denen man nur in einem kleinen Teil des Reiches huldigt. Gebete abseits der Totenwache sind also etwas Persönliches – jeder darf für sich entscheiden, wann er zu wem betet und in welchen Situationen er religiöse Rituale für nötig erachtet. Fest organisierte Kirchen sucht man in Okro daher vergebens – sicher gibt es örtliche Tempel und Bethäuser, wo man sich auch je nach Lust und Laune zum gemeinsamen Gebet trifft, überregionale Strukturen lohnen sich angesichts des persönlichen Charakters von Religion jedoch nicht.


    So, jetzt dürft ihr mir die Logikfehler um die Ohren hauen... ;) Was mir auch noch nicht ganz passt:


    Die Idee mit den Grabgeistern entstand spontan, weil ich einen Grund brauchte, weshalb Totenwache gehalten wird, aber eigentlich wollte ich ja, dass die Okroer ihre Toten verbrennen. Das passt also nicht… Und „Urnengeister“ sind auch komisch. Außerdem brauche ich noch einen Grund, warum die Toten nicht sofort beigesetzt oder eingeäschert werden, dann ist der Körper nämlich auch „weg“ und bietet sich nicht mehr rastlosen Seelen an.


    Auch habe ich keine Idee, was passiert, wenn sozusagen mal eine Angebotslücke an Seelen herrscht, sprich mehr Kinder zur Welt kommen als Alte sterben – wandeln die Kinder dann als seelenlose Zombies durch die Gegend? ;)

  • Hallo zusammen :)


    Das gefällt mir sehr gut.


    Ein paar Anmerkungen/Ideen:


    1. Kinder, die keine Seele einfangen können, sterben. Schicke metaphysisch-religiöse Erklärung für eine evtl. vorhandene hohe Kindersterblichkeit.


    2. Zum Thema Begraben/Verbrennen: Die Todenwache hälst du ja in der Zeit der Leichenstarre, d.h. vor dem Begräbnis. Wenn du nun die Toten verbrennen willst, lass doch einfach folgendes passiert sein:


    Früher -- als St'Euer Kaiser von Fin'Anz war -- wurden die Toten begraben. Das führte zu Grabgeistern. Also Totenwache. Irgendwann kam dann mal ein Schlaukopf auf die Idee, seine nicht mehr aktiv lebende Oma zur Produktion von Kohlendioxyd zu verwenden, weil sich in der Asche natürlich keine Fremd-Seele mehr einnisten kann. Die Methode erschien anderen Leuten logisch und nach einiger Zeit -- übrigens eine nette Gelegenheit, einen kleinen religiös motivierten Bürgerkrieg oder sowas zu basteln -- wurde die Verbrennung das übliche Totenritual. Die inzwischen eigentlich überflüssige Totenwache hat man halt beibehalten, weil "wir das immer schon so gemacht haben".


    3. Gibt's denn im Falle abgelebter Würdenträger auch sowas wie Groupies? Also Hochschwangere aus bevorzug niederen sozialen Schichten, die sich so nahe wie möglich am Aufbahrungsort rumtreiben, in der Hoffnung, ihrem Kind möge eine Seele aus der Oberklasse erhalten?


    Insgesamt eine feine Idee :)


    EDIT:


    Die Sache mit dem bedeckten Hals ...


    Haare, Tücher, hohe Kragen -- alles schön und gut. Aber was wird die Dame / der Herr von Welt und Wohlstand tragen, um den Hals in würdiger Form zu bedecken?


    Halsreifen, Halsketten, Torques ... natürlich aus edlem Metall und Gestein, formvollendet von meisterlicher Hand gefertigt: Diamonds are a girls best friends


    cya ;)
    Martin "vi"

    "There are two major products that came out of Berkeley: LSD and UNIX. We don't believe this to be a coincidence. "
    Jeremy S. Anderson

  • Die Idee mit den Seelen ist super. :thumbup:


    Ich hätte da noch ein paar Fragen. Gilt dies nur bei den Okroern, oder ist das allgemein gültig, zum Beispiel auch für Tiere?
    Wenn ja, wäre es dann möglich, dass die Seele aus Versehen in einen unpassenden Körper kommt, ein Tier mit einer Okroerseele oder umgekehrt?

  • Das ist eine wirklich interessante, schöne Idee. Alles passt wunderbar zusammen und ergibt ein stimmiges Gesamtbild.


    Ein möglicher Grund, weshalb die Toten nicht gleich beerdigt werden: Wenn der Körper drei Tage geöffnet ist, muss man auch diese drei Tage warten, weil manche Seelen vielleicht lange brauchen, um sich zu lösen. Wenn man also jetzt gleich nach dem Tod einen Verstorbenen einäschern würde könnte es sein, dass sich die Seele noch nicht gelöst hat und somit verloren ist. Also drei Tage Totenwache. :)
    Öh, war das jetzt verständlich/logisch?

  • Ich freue mich, dass euch meine Ideen gefallen. :D :knuddel:


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    Original von martinvi
    1. Kinder, die keine Seele einfangen können, sterben. Schicke metaphysisch-religiöse Erklärung für eine evtl. vorhandene hohe Kindersterblichkeit.


    Ich habe dich ja schon gestern im ICQ ausgiebig für deine Vorschläge gelobt. :thumbup: Das hier wird auf jeden Fall eingebaut. :)


    Quote

    2. Zum Thema Begraben/Verbrennen: Die Todenwache hälst du ja in der Zeit der Leichenstarre, d.h. vor dem Begräbnis. Wenn du nun die Toten verbrennen willst, lass doch einfach folgendes passiert sein:


    Früher -- als St'Euer Kaiser von Fin'Anz war -- wurden die Toten begraben. Das führte zu Grabgeistern. Also Totenwache. Irgendwann kam dann mal ein Schlaukopf auf die Idee, seine nicht mehr aktiv lebende Oma zur Produktion von Kohlendioxyd zu verwenden, weil sich in der Asche natürlich keine Fremd-Seele mehr einnisten kann. Die Methode erschien anderen Leuten logisch und nach einiger Zeit -- übrigens eine nette Gelegenheit, einen kleinen religiös motivierten Bürgerkrieg oder sowas zu basteln -- wurde die Verbrennung das übliche Totenritual. Die inzwischen eigentlich überflüssige Totenwache hat man halt beibehalten, weil "wir das immer schon so gemacht haben".


    Also praktisch so:
    Ursprünglich keine Totenwache -> Grabgeister -> Einführen der Totenwache -> keine Grabgeister mehr. Dann aber ist das Verbrennen ja eigentlich überflüssig, zumal der Körper nach 3 Tagen ja nicht mehr empfänglich für freie Seelen ist. Das Verbrennen würde dann nur bei Verbrechern Sinn machen, weil die ja keine Totenwache bekommen. Andererseits habe ich oben geschrieben, dass sich der Körper dann nicht "öffnet", weil die Seele ja sofort entweicht. Also kann dann auch kein Grabgeist mehr entstehen. Waah, ich bin komplett durcheinander. ???


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    3. Gibt's denn im Falle abgelebter Würdenträger auch sowas wie Groupies? Also Hochschwangere aus bevorzug niederen sozialen Schichten, die sich so nahe wie möglich am Aufbahrungsort rumtreiben, in der Hoffnung, ihrem Kind möge eine Seele aus der Oberklasse erhalten?


    :lol: Das ist gut... und da gleich zu Beginn meines Machwerks (tm) der okroische König stirbt und ein paar Szenen weiter ein Trauerzug für den Toten stattfindet, kann ich da gleich mal festhalten, dass die Wachen eine Gruppe hysterischer Frauen in Schach halten muss, da jeder die Königsseele haben will. ;D


    Prunk und Protz bezüglich des Halsbedeckens muss auch auf alle Fälle mit rein - diesem Aberglauben hängt zwar vor allem das einfache Volk an, aber dem Adel ist jede Ausrede recht, um protzigen Schmuck und sonstige Exzentritäten zu rechtfertigen. ;D


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    Original von Taipan
    Ich hätte da noch ein paar Fragen. Gilt dies nur bei den Okroern, oder ist das allgemein gültig, zum Beispiel auch für Tiere?
    Wenn ja, wäre es dann möglich, dass die Seele aus Versehen in einen unpassenden Körper kommt, ein Tier mit einer Okroerseele oder umgekehrt?


    Das gilt eigentlich nirgends, das stellen sich die Okroer nur so vor. ;) Ich lasse sie am besten einfach glauben, dass Tiere keine Seele haben, weil sie ja nicht intelligent sind. So kann auch keine Tierseele in einen menschlichen Körper gelangen und umgekehrt. :nick: Obwohl das Raum für Phänomene wie sprechende Tiere oder Leute ohne Manieren bieten würde... ;D


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    Original von Neyasha
    Ein möglicher Grund, weshalb die Toten nicht gleich beerdigt werden: Wenn der Körper drei Tage geöffnet ist, muss man auch diese drei Tage warten, weil manche Seelen vielleicht lange brauchen, um sich zu lösen. Wenn man also jetzt gleich nach dem Tod einen Verstorbenen einäschern würde könnte es sein, dass sich die Seele noch nicht gelöst hat und somit verloren ist. Also drei Tage Totenwache.


    Das hatte ich zunächst so festgelegt, aber dann habe ich das verworfen, weil irgendwas anderes nicht gepasst hat... ich dachte, es war die Sache mit dem Enthaupten, aber das steht dem ja nicht entgegen... Ich merke, ich muss das Ganze noch etwas überdenken, so wirklich ausgereift ist das noch nicht... :-/


    Heute hatte ich übrigens noch die Idee, dass die Okroer Verbrechern, die schon einiges auf dem Kerbholz haben, aber noch nicht so viel, dass man sie dafür hinrichten würde, als kleine Vorwarnung einen roten Ring um den Hals einritzen (aua) bzw. hintätowieren lassen... :-X

  • Schöne Religion :) Dann werd ich dich jetzt mal ein bißchen mit Fragen überschütten *g*


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    ....Wenn ja, wäre es dann möglich, dass die Seele aus Versehen in einen unpassenden Körper kommt, ein Tier mit einer Okroerseele oder umgekehrt?....


    ....Das gilt eigentlich nirgends, das stellen sich die Okroer nur so vor. Ich lasse sie am besten einfach glauben, dass Tiere keine Seele haben, weil sie ja nicht intelligent sind. So kann auch keine Tierseele in einen menschlichen Körper gelangen und umgekehrt....


    Daß Tiere nach dem Glauben der Okroer keine Seele haben, muß ja nicht heißen, daß es nicht ein bestimmtes heiliges Tier gibt, das zur temporären Aufbewahrung einer Seele nicht geeignet wäre.
    Zum Beispiel gibt es doch bestimmt Einsiedler unter den Okroern, oder Seefahrer, jedenfalls Leute die lange Zeit weit weg von allen anderen sind. Die könnten sich dann zahme Vögel oder so halten, die ihre Seele nach dem Ableben heim tragen.
    So könnte es auch geregelt werden, daß bestimmte Wunschkinder die Seelen von Königen in sich tragen. Der Seelenvogel wird einfach in Gegenwart eines Babys rituell getötet, weil es ein Tier ist löst sich die Seele ruck zuck und geht (wie vorher mit dem Sterbenden besprochen) in den gewünschten Kinderkörper ein. Man könnte die Seele im Vogel auch entscheiden lassen, welches Kind es denn sein soll, und mehrere Familien bieten ihre Kinder dar (das geht dann aber nur bei den wirklich großen, weil die ja praktisch ständig schwangere Frauen bereithalten müßten). Ein Gottesurteil sozusagen, und die mächtigsten Familien würden sich dann mit der Herrschaft nach dem Zufallsprinzip ablösen (oder man schummelt und dressiert die Vögel...).


    Wie erklären sich die Okroer die Götter, örtlich oder nicht? Haben sie genug 'Karma' etc gesammelt um sich von der Seelenwanderung zu lösen?
    Gibt es Möglichkeiten, Grabgeister oder andere Spukgestalten zu befreien oder sie daran zu hindern, irgendwann wieder einen Körper zu nehmen?
    Wie erklärst du geistige Behinderungen? Sind es Grabgeister die schon so lange keinen Körper mehr hatten, daß sie aus der Übung sind?
    Schizophrenie könntest du schön dadurch erklären, daß zwei Seelen im Körper eingesperrt sind. Und bei eineiigen Zwillingen war die Seele eben verwirrt und hat sich auf die zwei verteilt, weil sie so gleich aussehen.


    Gibt es auch Bewegungen, Sekten oder sowas, die mit aller Macht versuchen, durch Abwehrzauber 'seelenlose' Kinder zu erzeugen? Wie stehen die Okroer in dieser Hinsicht zu anderen Völkern? Denken sie es ist bei ihnen genauso und sie sind nur zu blöd um es zu kapieren?

  • Sehr interessant! :thumbup:
    Eine Frage hab ich aber auch noch: Können die Seelen weite Entferunungen überbrücken, oder ist das regional begrenzt? Sprich: Wenn in einem kleinen Dorf ein Kind geboren wird, aber keiner gleichzeitig stirbt, kommt dann eine Seele aus der 500 km weit entfernten Großstadt zum Zug, oder muss das Kind in diesem Fall sterben? Und wenn es das nicht von alleine tut, wird dann womöglich nachgeholfen, damit es nicht seelenlos lebt?! (fiese Idee, ich weiß %-) )

    I'm one of many, I speak for the rest, but I don't understand... (Genesis - Man Of Our Times)

  • Hallo zusammen :)


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    Original von Ehana
    (...) Also praktisch so:
    Ursprünglich keine Totenwache -> Grabgeister -> Einführen der Totenwache -> keine Grabgeister mehr. Dann aber ist das Verbrennen ja eigentlich überflüssig, zumal der Körper nach 3 Tagen ja nicht mehr empfänglich für freie Seelen ist. Das Verbrennen würde dann nur bei Verbrechern Sinn machen, weil die ja keine Totenwache bekommen. Andererseits habe ich oben geschrieben, dass sich der Körper dann nicht "öffnet", weil die Seele ja sofort entweicht. Also kann dann auch kein Grabgeist mehr entstehen. Waah, ich bin komplett durcheinander. ???


    Ich versuch das mal zu entwirren ...


    1. "graue Vorzeit": kein spezifisches Totenritual -> Grabgeister


    2. "Vorzeit": irgendein Ereignis -> Einführung der Totenwache -> keine Grabgeister


    3. "ganz früher": irgendein Ereignis (z.B. Seuche) -> Tote werden ohne Totenwache sofort verbrannt -> keine Grabgeister


    Nachdem die Seuche abgeklungen ist und wieder "geordnete Zustände" einkehren, stehen die Menschen unter Schock. Nicht nur wegen der Ereignisse als solcher, sondern auch, weil sie ihre Pflicht -- die schon traditionelle Totenwache -- vernachlässigt haben.


    Nach einigen Jahren -- evtl. einer oder zwei Generationen -- ist dieser Schock sublimiert, d.h. die akzeptierte gesellschaftlich Wahrheit behauptet:


    3'. Während der Seuche wurden die Toten nach der Totenwache verbrannt -> keine Grabgeister


    Natürlich ist das eine Lüge, Geschichtsklitterung und neurotisch. In meinem Verständnis von Gesellschaft, das von Norbert Elias, Michael Foucault und Karl Popper entscheidend geprägt wurde, basiert Gesellschaft auf gemeinsamen Lügen, allgemein akzeptierter Geschichtsklitterung und geteilten Neurosen. Ein Verweis auf die Geschichte der Bundesrepublik bietet hinreichend Indizien zur Untermauerung meiner Hypothese. Das reicht von "Wir haben doch nichts gewußt" über die Terrorismushysterie des "Deutschen Herbstes" 1976/77 bis zu den "blühenden Landschaften" im Osten.


    Mit ähnlichen Konstruktionen behelfen sich die Okroer. Sie wissen, daß während der Seuche die Toten ohne Totenwache verbrannt wurden. Das läßt sich ja historisch nachweisen. Jedoch wollen sie es nicht wahrhaben, weil es an den Grundfesten ihrer Überzeugungen rüttelt, weil "nicht sein kann, was nicht sein darf". So werden jene, die auf den historischen Fakten bestehen, zu Außenseitern, zu Ketzern und bieten leckeren Bastelstoff für religiöse oder andere gesellschaftliche Spannungen.


    Die überwältigende Mehrheit der Gesellschaft verfährt nach dem Motto: "Natürlich steht da nichts über die Totenwache während der Seuche damals, weil die Totenwache natürlich gehalten wurde."


    Das Verbrennen hat man dann einfach auch beibehalten, getreu dem Motto "Doppel genäht hält besser".


    Inzwischen dürften die Leute -- von ein paar Historikern abgesehen -- gar nicht mehr wissen, warum sie dies und jenes machen. Es ist einfach Teil des religiös motivierten Totenrituals und Fragen nach dessen Herkunft werden wohl verwunderte Blicke und Sätze wie "Äh, ja ... wir machen das schon immer so" hervorrufen ;)


    Guck dir mal Herbert Illig oder andere Vertreter der Phantomzeit-Theorie an. Sehr interessant, wie aus dem Fehlen von Fakten auf die Fehlerhaftigkeit vorhandener Fakten geschlossen wird.


    Ich hoffe, ich konnte meinen Gedankengang etwas entwirren.


    cya ;)
    Martin "vi"

    "There are two major products that came out of Berkeley: LSD and UNIX. We don't believe this to be a coincidence. "
    Jeremy S. Anderson

  • Was soll ich da noch anhängen, ausser, dass mir die Idee sehr gut gefällt... zumal ich gerade selbst am Basteln einer (oder mehrerer, da bin ich mir noch nicht so sicher) Religion bin...

  • Huiuiui, so viele Fragen... dann werde ich mich mal an die Beantwortung machen und mir dabei wahrscheinlich noch mehr wirres Zeug aus den Fingern saugen müssen, aber das ist dem Basteln ja nur förderlich. :)


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    Original von Latsi
    Eine Frage hab ich aber auch noch: Können die Seelen weite Entferunungen überbrücken, oder ist das regional begrenzt? Sprich: Wenn in einem kleinen Dorf ein Kind geboren wird, aber keiner gleichzeitig stirbt, kommt dann eine Seele aus der 500 km weit entfernten Großstadt zum Zug, oder muss das Kind in diesem Fall sterben? Und wenn es das nicht von alleine tut, wird dann womöglich nachgeholfen, damit es nicht seelenlos lebt?! (fiese Idee, ich weiß %-) )


    Wieso fies? Auf sowas komm ich auch öfter... :diablo: Ja, Seelen können weite Entfernungen überbrücken, sie sind überall zugleich und können sich im ganzen Land einen Körper suchen, sie bewegen sich quasi mit unendlicher Geschwindigkeit (und ich will jetzt nix von 0,1 c und so hören ;), auch wenn ich schon wieder vergessen habe, was dann passiert, es war glaub ich irgendwas mit der Relativitätstheorie).


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    Original von Sturmfaenger
    Daß Tiere nach dem Glauben der Okroer keine Seele haben, muß ja nicht heißen, daß es nicht ein bestimmtes heiliges Tier gibt, das zur temporären Aufbewahrung einer Seele nicht geeignet wäre.
    Zum Beispiel gibt es doch bestimmt Einsiedler unter den Okroern, oder Seefahrer, jedenfalls Leute die lange Zeit weit weg von allen anderen sind. Die könnten sich dann zahme Vögel oder so halten, die ihre Seele nach dem Ableben heim tragen.


    Eine schöne Idee, aber wenn ich das einführen würde, hätte man die Möglichkeit, zu bestimmen, welche Seele in welchen Körper gelangt, indem man den Vogel zu bestimmten Personen bringt, und das heißt, dass man ganz bestimmt festlegen wollen würde, wer die Königsseele bekommt. Gleich dazu mehr.


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    So könnte es auch geregelt werden, daß bestimmte Wunschkinder die Seelen von Königen in sich tragen. Der Seelenvogel wird einfach in Gegenwart eines Babys rituell getötet, weil es ein Tier ist löst sich die Seele ruck zuck und geht (wie vorher mit dem Sterbenden besprochen) in den gewünschten Kinderkörper ein. Man könnte die Seele im Vogel auch entscheiden lassen, welches Kind es denn sein soll, und mehrere Familien bieten ihre Kinder dar (das geht dann aber nur bei den wirklich großen, weil die ja praktisch ständig schwangere Frauen bereithalten müßten). Ein Gottesurteil sozusagen, und die mächtigsten Familien würden sich dann mit der Herrschaft nach dem Zufallsprinzip ablösen (oder man schummelt und dressiert die Vögel...).


    Das geht aus dem Grund nicht, weil ich dann ich die ganze Handlung meines *hust* "Romans" umschreiben müsste, weil die erfordert, dass der alte okroische König stirbt und sein konfliktfreudiger erwachsener (!) Sohn ihm nachfolgt. Leider... :(


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    Wie erklären sich die Okroer die Götter, örtlich oder nicht? Haben sie genug 'Karma' etc gesammelt um sich von der Seelenwanderung zu lösen?


    Hm, damit habe ich mich noch gar nicht befasst, das sollte ich mal. ;)


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    Gibt es Möglichkeiten, Grabgeister oder andere Spukgestalten zu befreien oder sie daran zu hindern, irgendwann wieder einen Körper zu nehmen?


    Das versuchen bestimmt etliche Leute mit obskurem Hokuspokus (tm), was aber nicht funktionieren kann, weil es auf meiner Welt keine Magie gibt. Und Grabgeister übrigens auch nicht, das ist alles nur Einbildung. Hm, vielleicht sollte ich diesen Text wirklich in-world schreiben...


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    Wie erklärst du geistige Behinderungen? Sind es Grabgeister die schon so lange keinen Körper mehr hatten, daß sie aus der Übung sind?


    Klingt gut... :thumbup: oder ich erkläre es über den Umweg, dass eine Seele, die sich an ein Gebäude ("normaler" Spuk) oder einen Toten (Grabgeist) gebunden hat, nicht die Aufgaben erfüllt, die sie eigentlich im Körper eines Lebenden sollte, und dann, wenn sie mal wieder einen lebenden Körper bekommt, verwirrt / aus der Übung ist.


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    Schizophrenie könntest du schön dadurch erklären, daß zwei Seelen im Körper eingesperrt sind.


    Auch das ist eine sehr gute Erklärung, die auf jeden Fall übernommen wird. :thumbup: :)


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    Und bei eineiigen Zwillingen war die Seele eben verwirrt und hat sich auf die zwei verteilt, weil sie so gleich aussehen.


    Das Aussehen hat aber nichts mit der Seele zu tun - die sorgt nur für "innere Werte".


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    Gibt es auch Bewegungen, Sekten oder sowas, die mit aller Macht versuchen, durch Abwehrzauber 'seelenlose' Kinder zu erzeugen?


    Auf meiner Welt gibt es wie gesagt keine Magie, also fällt das leider weg. :(


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    Wie stehen die Okroer in dieser Hinsicht zu anderen Völkern? Denken sie es ist bei ihnen genauso und sie sind nur zu blöd um es zu kapieren?


    *überleg* Es kann gut sein, dass sie sich den Nordländern gegenüber so verhalten, da diese überhaupt nichts mit Begriffen wie "Seele" anfangen können, sie haben kein Wort dafür und auch kein Verständnis davon. Wahrscheinlich glaubt das einfache Volk das, die Oberen im Adel und im Militär wohl eher nicht, da diese generell weniger empfänglich für all den Aberglauben sind, der im Volk vorherrscht, und diese aufgrund der zahlreichen Eroberungen Okros schon mit vielen Kulturen in Kontakt gekommen sind, viele Ansichten kennen und wissen, dass man auch damit ganz gut leben kann.


    Nun zu der Sache mit Verbrennen vs. Totenwache:


    Es gibt ja eigentlich keine Grabgeister, das ist einfach eine Einbildung der Leute, die noch aus der Zeit stammt, als man die Toten begraben hat. War ein Grab aufgewühlt oder sonstwie beschädigt, führte man das auf das Wüten der rastlosen Seele zurück. Irgendwann wurde dann die Totenwache eingeführt, und es war Ruhe, jedenfalls fühlten sich die Leute dann beruhigt und führten von dort an aufgewühlte Gräber auf Tiere zurück, die Totenwache hat sie also zur Vernunft gebracht.
    Als dann die Seuche einsetzte, hat man die Leute verbrannt, und natürlich erschienen dann keine Grabgeister, weil es diese a) gar nicht gibt und b) kein Grab zum Aufwühlen da ist. Dann wurde im Nachhinein die Totenwache hinzuinterpretiert, genau wie du es beschrieben hast, Martin. Heute macht man aus Tradition beides.
    Was ich noch gerne hätte, ist, dass sich die Leute bei geköpften Verbrechern einbilden, an ihren Urnen bzw. da, wo man ihre Asche verteilt hat, spuke es. Aber ich kann da ja einfach eine Ausnahme annehmen und die Leute glauben lassen, dass Verbrecherseelen dazu neigen, dorthin zurückzukehren, wo die Überreste ihres Körpers liegen, oder dass freie Verbrecherseelen besonders zu Spuk neigen und auch an Orten umgehen, an denen deren Asche oder auch die anderer Verbrecher liegt. Allerdings müssten sich auch solche Seelen wieder Körper suchen, damit eine neue Verbrechergeneration entsteht. *grübel*


    Was habe ich mir da bloß alles aufgehalst... ;)

  • Quote

    Allerdings müssten sich auch solche Seelen wieder Körper suchen, damit eine neue Verbrechergeneration entsteht.


    Genau - so als Seele hat man ja schließlich Verantwortung. ;D


    Rabenzeit 1 gibt's bei Amazon für den Kindle und als gedrucktes Buch im Buchhandel. Als epub bei mir.
    Und Glitzi 9 ist fertich.

  • Also ich sehe in der "gezielten" Weitergabe einer Königsseele kein Hindernis für deinen Roman.
    Zum einen muß man sowas ja nicht immer machen. Der König kann ja auch per Dekret erlassen haben, daß man seine Seele gefälligst in Ruhe nach einem neuen Körper suchen läßt.
    Zum anderen ist ein König, der erst ein paar Wochen/Monate nach dem Tod des alten Königs geboren wird und dann erst mal erwachsen werden muß, alles andere als gut für die politische Stabilität. Wenn du die Thronfolge wirklich über die Königsseele erklären willst, dann bräuchtest du quasi zwei im Wechsel (die vor langer, langer Zeit vielleicht mal Zwillinge waren oder so). Oder du löst die Thronfolge ganz davon. Der älteste Sohn wird der nächste König, aber das Kind, das die Seele des alten Königs hat, genießt auch sehr hohes Ansehen.

  • Quote

    Original von Shay
    Oder du löst die Thronfolge ganz davon. Der älteste Sohn wird der nächste König, aber das Kind, das die Seele des alten Königs hat, genießt auch sehr hohes Ansehen.


    Das könnte aber eine Menge böses Blut geben so nach dem Motto:


    Adeliger 1: "Wie, dein Kind bekommt später die Seele des Königs? Aber ich stand ihm immer näher!"
    Adeliger 2: "Das glaubst du."
    -> *streit* *fetz* -> beide rennen zum König -> ...


    Die okroischen Herrscher waren schon immer sehr auf innenpolitische Stabilität aus, weil sie sich außenpolitisch schon lange im Streit mit den Nordländern befinden und außerdem immer wieder Eroberungsfeldzüge durchführten, da ist man nicht noch scharf darauf, Fehden zwischen Adelsfamilien oder gar einen Bürgerkrieg zu provozieren.


    Außerdem könnte es ja mal passieren, dass der König einfach ganz unvermittelt stirbt und kein "Seelenträger" (Vogel etc.) zur Stelle ist, und dann ist die Seele futsch und die Thronfolge unterbrochen.

  • Quote

    Außerdem könnte es ja mal passieren, dass der König einfach ganz unvermittelt stirbt und kein "Seelenträger" (Vogel etc.) zur Stelle ist, und dann ist die Seele futsch und die Thronfolge unterbrochen.


    Wieso ist sie dann futsch? Sie schwebt dann halt frei rum, und für solche Fälle könnte es auch Verhaltensregeln geben, zB. daß man sich schwebenderweise zum nächsten Tempel begibt, der Seelenvögel hat, oder daß sie sich an ein Gebäude bindet, in das dann die Schwangeren zum Gebären geführt werden....
    welches der dort geborenen Kinder es dann ist, wird vielleicht erst nach ner Weile erkennbar, so ähnlich wie bei den Buddhisten, die auch immer versuchen herauszufinden, wessen Inkarnation denn jetzt wer ist...

  • Aus einer fixen Idee heraus habe ich mal eben die Schöpfungsgeschichte der Okroer verbrochen, damit ihr mal seht, wie mies sich meine In-world-Texte anhören. Wenn man nämlich juristisches Bla gewöhnt ist, schleichen sich da ganz fix Unmengen von Substantiven ein und alles klingt furchtbar holprig und einfach nur schläääächt...


    Von der Entstehung der Götter und Menschen


    (Aus einem okroischen Geschichtsbuch)


    Vor vielen tausend Jahren beherrschte das Urvolk unsere Welt, Wesen, über deren Aussehen und Lebensweise wir heute nur noch mutmaßen können. Es bevölkerte den Urkontinent und lebte dort lange friedlich vor sich hin.
    Nun jedoch erzählt man sich, dass eines Tages, ebenfalls viele Jahrtausende vor dem Beginn unserer Zeitrechnung, das Urmeer plötzlich zu kochen begann und sich zu glühenden Massen wandelte. Gewaltige Flammenberge, tosenden Wellen gleich, erhoben sich an den Küsten und stürzten auf den Urkontinent ein, alles Leben auf unserer Welt unter sich begrabend. Keine Pflanze und kein Wesen, ob nun Tier oder mit Verstand gesegnet, überlebte dieses schreckliche Geschehen.


    Lange noch züngelten die Flammen des einstigen Ozeans über das Land, bis sie sich irgendwann zurückzuziehen begannen. An den Stellen, von denen sich das Feuer entfernte, kam langsam wieder der Urkontinent hervor, seine Gestalt jedoch war eine völlig andere als zuvor. Einst ein großes Ganzes, hatten ihn die Flammen nun in einzelne Stücke verschiedenster Größe zerrissen und diese über die gesamte Welt verteilt. Schwarz hoben sich seine verbrannten Umrisse vom Glutmeer ab, das sich langsam wieder absenkte. Allmählich kühlte das Feuer ab, änderte seine Substanz, wandelte sich wieder zu Wasser. Ruhig lagen die neu geformten Kontinente da, die Meereswellen schlugen sanft an ihre Küsten.


    Über dem Land schwebten die Seelen derer, die das Inferno getötet hatte. Mit rasender Geschwindigkeit verteilten sie sich über die neuen Landmassen. Mancherorts fanden sich mehr von ihnen ein, andere Gebiete suchten sich nur wenige aus. Dort, wo besonders viele Seelen aufeinandertrafen, vereinigten sie sich und schufen so neue Wesen – Wesen ohne Alter, aber mit der Fähigkeit, die übrigen Seelen an sich zu ziehen oder in bestimmte Richtungen zu lenken. Die Götter waren geboren.


    Nach einiger Zeit fanden die Götter, dass ihre Zahl nun ausreichend sei, und fingen die noch freien Seelen ein, um zu verhindern, dass diese ebenfalls miteinander verschmolzen. Mit ein wenig Material der neuen Kontinente und etwas Wasser aus den Meeren umschlossen sie je eine Seele und formten nach kurzem Nachdenken aus dieser Hülle Gestalten unterschiedlichster Art. Sie verschätzten sich jedoch etwas mit der Menge an Material, das sie vom Land und aus den Meeren genommen hatten, und so entstanden auch Wesen ohne Seele. Auf diese Weise schufen die Götter die Seelenträger und die Tiere. Vorsichtig setzten sie ihre Kreationen auf den Kontinenten ab und verteilten sie solange, bis ihnen ihr Werk gefiel.


    Bald aber begannen die ersten dieser Wesen, wieder in ihre Bestandteile zu zerfallen. Verwundert sahen die Götter zu, und als die Zahl der Zerfallenden immer größer wurde, hielten sie Rat. Sie kamen auf den Gedanken, dass die Wesen nicht nur das Land der Kontinente benötigten, um sich selbst zu erhalten, sondern auch das Wasser des Meeres. Also nahmen die Götter Wasser aus den Ozeanen und hefteten etwas davon an das Himmelsgewölbe, wo es sich zu großen Wolken zusammenfand. So wurde der Regen geschaffen, der Tiere und Seelenträger in ihrer Form hielt und bald auch die schwarzen Landmassen begrünte und auf ihnen Flüsse und Seen bildete. Waren die Wolken verschwunden, so nahm ein Gott wieder Wasser aus dem Meer und brachte es hinauf zum Firmament. Und zerfiel nach vielen Jahren doch wieder ein Geschöpf, weil es alt und mürbe geworden war, so bildeten die Götter eine neue Hülle aus frischem Boden und formten ein neues Wesen daraus.


    Auf diese Weise wurde der Seelenkreislauf in Gang gesetzt, der noch heute dafür sorgt, dass aus dem, was vergeht, stets etwas Neues wird. Und wem die Seelenlenker wohlgesonnen sind, kann sich sicher sein, dass sein nächstes Leben noch schöner und glücklicher werden wird als das jetzige.



    Wie ist das? Zu schwülstig / stereotyp-schöpfungsgeschichtig? ;D

  • Hallo zusammen :)


    Passt IMHO hervorragend in ein Geschichtsbuch.


    Ein etwas trockener Ton schadet da ja überhaupt nicht und das Wesentliche -- die okroische Schöpfungsgeschichte -- kommt sehr schön rüber.


    Gewisse Ähnlichkeiten mit anderen Schöpfungsgeschichten sind vorhanden, aber meines Erachtens gut in die vorliegende Geschichte integriert. (Bekanntlich glaube ich ja dran, daß wir alle mit Wasser kochen.)


    Kurz: Mir gefällt's.


    cya ;)
    Martin "vi"

    "There are two major products that came out of Berkeley: LSD and UNIX. We don't believe this to be a coincidence. "
    Jeremy S. Anderson

  • Finde ich auch! :thumbup:
    Schwülstig isses überhaupt nicht, eher im Gegenteil, aber für ein Geschichtsbuch genau richtig. Und was heißt schon "stereotyp schöpfungsgeschichtlich"? Also, für mich klang es einfach logisch - woraus sollten die denn sonst Leben schaffen, wenn nur noch Erde und Wasser da is? ;)


    P.S.: Was ich schon dauernd fragen wollte [achtung, off-topic]: Was heißt IMHO? Meine Vermutung: in my humble opinion... stimmt das?

    I'm one of many, I speak for the rest, but I don't understand... (Genesis - Man Of Our Times)

  • Passt perfekt für ein Geschichtsbuch und wunderschöne Schöpfungsgeschichte. :thumbup:
    Nur Namen für die Götter würde ich noch hinzufügen. *versteck mich schon*

  • Tja, mit Namen habe ich ja generell so meine Probleme... außerdem haben die Okroer ja eine unbestimmte Anzahl von Göttern (siehe oben), also etliche wichtigere und dann noch viele verschiedene Regionalgötter... wenn mir gute Namen einfallen, die ich nicht anderweitig verbraten kann, werde ich sie eben hier verwenden, aber so wichtig ist mir das Benennen der okroischen Götter dann auch nicht, dafür habe ich noch viel zu viele Platzhalter in meinen sonstigen Weltentexten... ;)

  • Hallo zusammen :)


    Quote

    Original von Latsi
    (...) Was heißt IMHO? Meine Vermutung: in my humble opinion... stimmt das?


    Ja.


    cya ;)
    Martin "vi"

    "There are two major products that came out of Berkeley: LSD and UNIX. We don't believe this to be a coincidence. "
    Jeremy S. Anderson

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