[Nehadún] Legende und Wirklichkeit - die Entstehung des Oremh-Reichs

  • Neyasha hat mich am Wochenende auf die Legende von der Entstehung des Oremh-Reichs angesprochen und gefragt, wie das Ganze denn in Wirklichkeit ablief. Also habe ich mir eine Erklärung zusammengebastelt und bei dieser Gelegenheit auch gleich die Legende ausführlicher dargestellt. Beides strotzt bestimmt nur so vor Logik- und Grammatikfehlern (Konjunktiv um diese Uhrzeit! %-)), also fühlt euch genötigt, jede Menge Senf dazuzugeben. ;)


    Die Legende


    Die Version, in der die Reichsgründung gemeinhin erzählt wird, ist die wohl bekannteste Geschichte im ganzen Land. Kaum ein Oremh bekam sie nicht bereits in frühester Kindheit erzählt und könnte sie nicht jederzeit mit all ihren Details wiedergeben. Der Wahrheitsgehalt dieser Version ist allerdings gering, da die wirklichen Ereignisse im Laufe der Jahrhunderte von begnadeten Geschichtenerzählern mit allerlei religiösen und übernatürlichen Elementen ausgeschmückt worden sind.


    In grauer Vorzeit bewohnte eine Vielzahl von teils wilden, teils zivilisierten Stämmen das Nham-Tal, unsere heutige Heimat. Sie alle bestanden aus kaum mehr als dreißig Häusern, lebten von Ackerbau und Viehzucht und wussten kaum etwas voneinander.


    Eines Tages tauchte ein Fremder in einem der größeren Dörfer auf. Die Bewohner reagierten auf seine Ankunft mit Befremdung – nicht nur, weil sie das allen Fremden gegenüber taten, sondern vor allem des inneren Strahlens wegen, das von ihm ausging. Sie spürten sofort, dass dieser Mann anders war als all die anderen Besucher, die gelegentlich auf der Durchreise waren. Ratlos führten sie ihn zu ihrem Ältesten.


    Der Fremde erklärte diesem, er heiße Lerathar Dhim und habe eine göttliche Vision empfangen, die er im Nham-Tal verbreiten müsse. Der Älteste bat ihn, fortzufahren. So berichtete Dhim, die Götter hätten zu ihm gesprochen und ihm prophezeit, dass in nicht allzu ferner Zukunft eine fremde Macht aus dem Süden über das friedliche Tal einfallen und die Stämme vernichten würde, wenn niemand dagegen einschreite. Der Älteste erwiderte, er glaube ihm erst, wenn er einen Beweis dafür erbracht habe, dass er wirklich ein Gesandter der Götter sei. Dhim lächelte und meinte, das hätte er soeben getan, denn normalerweise würden sich die beiden nicht verstehen. Da erst bemerkte der Älteste, dass er die ganze Zeit nicht in seiner Muttersprache zu Dhim gesprochen hatte, sondern in einer anderen, von der er gar nicht gewusst hatte, dass er sie kannte. Der Besucher erklärte, dies käme daher, dass die Götter den Nham-Stämmen eine neue Sprache geschenkt hätten, damit sie sich gegenseitig verstehen könnten – Oremh, die Sprache der Götter. Sie sollte eine erste Grundlage für eine Zusammenarbeit der Stämme bilden, denn nur so sei es möglich, die Bedrohung aus dem Süden abzuwenden. Der Älteste sprang erschrocken auf und rannte nach draußen, um Boten zu entsenden, die die benachbarten Stämme benachrichtigen sollten.


    Nicht ganz fünf Monde später wurden am Südufer des Nham berittene, furchteinflößende Waffen schwingende Gestalten gesichtet, die Anstalten machten, den Fluss zu überqueren. Dank Dhim waren die Nham-Völker jedoch längst gewarnt und stellten sich dem Feind entgegen. Dhim selbst führte den Trupp der Verteidiger an; mit seinem mächtigen Speer, aus dem silberne Funken stoben, fuhr er wie ein Blitz in die Reihen der Angreifer. Wer den Ausfall der Stämme überlebte, suchte sein Heil in der Flucht und sollte niemals ins Tal zurückkehren.


    Die Nham-Völker hatten erkannt, dass sie nur gemeinsam stark waren. So beschlossen sie, sich zu einem engen Bund zusammenzuschließen, um so zukünftigem Übel gemeinsam standhalten zu können. Ihr Vertrauen in Dhim und seine Götter, zu denen sich nun immer mehr Stammesangehörige bekannten, bewirkte, dass sie ihren jungen Retter zu ihrem Anführer erhoben. Während der Ernennungszeremonie fuhr ein heller Lichtstrahl vom Himmel, und in den Köpfen aller Anwesenden sprach eine Stimme, dass von nun an niemand außer Dhim und seinen Nachfahren über das Tal herrschen werde und dass nach Dhim keiner mehr kommen werde, dessen Herrschaft länger und ruhmreicher sein werde als die seine. Die Stammesmitglieder wandten sich erschrocken ab und bedeckten die Augen mit den Händen, um nicht in das gleißende Licht schauen zu müssen. Aber kaum war die Erscheinung verschwunden, da verwandelte sich Furcht in Freude, und sie feierten ein Fest zu Ehren ihres Retters, wie es das Tal zuvor nicht gesehen hatte.


    Dhims Herrschaft wurde, wie es die Götter prophezeit hatten, eine lange und glorreiche, und als er nach 76 Jahren des Wirkens im Tal starb, hinterließ er seinen Nachfahren ein blühendes Land, aus dem nach nur wenigen Generationen der mächtige Staat hervorging, in dem wir noch heute leben.


    Die wahre Entstehung des Oremh-Reichs


    Seit Jahrhunderten versuchen sich Forscher daran, die Legende von der Entstehung des Oremh-Reichs von den nachträglich hinzugedichteten Elementen zu befreien und die tatsächlichen Ereignisse zu rekonstruieren. Vor allem in Kreisen, die dem Dhim-Kult anhängen, wurden in dieser Hinsicht bereits starke Fortschritte erzielt – schließlich möchten die Anhänger dieser Religion beweisen, dass die Oremh all ihre Errungenschaften allein Lerathar Dhim und nicht dessen Göttern verdanken, deren Anhängerzahl im modernen Oremh-Reich stetig zurückgeht.

    Schon früh galt als gesichert, dass Lerathar Dhim wirklich gelebt hat, was jegliche Gerüchte, der spätere Oremh-Adel würde sich auf eine fiktive Persönlichkeit berufen, um seine Herrschaft zu legitimieren, im Keim erstickte. Dhims Geburtsdatum wird gemeinhin um 27 v.Dh. datiert. Ursprünglich stammt er wohl aus der Gebirgsregion nordwestlich des heutigen Pan-Oremh. Derzeit erklärt man sich die weiteren Geschehnisse im weiteren Leben Dhims folgendermaßen: Widrige Umstände wie etwa das Unfruchtbarwerden des Bodens in der Gegend zwangen Dhims Sippe, ihre Heimat zu verlassen und nach Südosten in Richtung des Nham-Tals zu ziehen, wo der Boden fruchtbar war und bereits eine Vielzahl anderer kleiner Stämme lebte. Selbige waren über den Zuzug der Neuankömmlinge nicht besonders glücklich. Im Laufe der nächsten Jahre gelang es Dhims Stamm jedoch, sich die Anerkennung der anderen zu sichern, indem sie bestimmte Ackerbau- oder Handwerkstechniken an die Nham-Völker weitergaben.


    Um 5 v.Dh. schließlich drohte eine Bande marodierender Reiter aus dem Gebiet des heutigen Okro nach Norden vorzustoßen, um sich dort neues Weideland und Gebiet zum Siedeln zu verschaffen. Alarmiert berief man eine Versammlung der Oberhäupter der Nham-Stämme ein, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, wie man sich gegen die Bedrohung zur Wehr setzen könne. Der junge Lerathar Dhim und sein Vater legten der Versammlung einen detaillierten Plan vor, der beschrieb, wie man mittels geschickter Ausnutzung des Geländes und des Einsatzes von Fallen und mit Speeren bewaffneten Infanteristen gegen den Feind vorgehen könne. Der Plan wurde mangels besserer Gegenvorschläge von der Versammlung gebilligt – und verhalf den Nham-Stämmen tatsächlich zum Sieg, wenn auch mit großen Opfern. Etwa ein Achtel der Bevölkerung des Nham-Tals fiel den Invasoren zum Opfer, so auch Dhims Vater, der damalige Oberste seines Stammes.


    Nach dem blutigen Geschehen setzten sich die Stammesführer erneut zusammen. Lerathar Dhim, als ältester Sohn nun Nachfolger seines Vaters, schlug vor, dass man auch in Zukunft so eng zusammenarbeiten müsse wie bei der soeben geschlagenen Schlacht, denn nur so sei es möglich, weiteren Übergriffen verfeindeter Gruppierungen standzuhalten. Man beriet sich mehrere Tage und Nächte lang und beschloss letztlich, eine Art „Stämmebund“ mit einer Versammlung als oberstem Entscheidungsorgan zu bilden, deren Vorsitz Dhim übertragen wurde, obwohl dieser zu diesem Zeitpunkt erst 27 Jahre alt war. Da viele der Ideen in dem siegreich durchgeführten Schlachtplan von ihm stammten, traute man ihm am ehesten zu, das Gebiet verteidigen zu können.


    Tatsächlich versuchten in den nächsten Jahrzehnten weitere Volksgruppen, sich das fruchtbare Nham-Tal anzueignen, jedoch gelang es dem Stämmebund stets, die Eindringlinge zurückzuschlagen. Dhim wurde rasch zum angesehensten Mann im Tal. Nach seinem Tod übertrug man seinem ältesten Sohn, der wie sein Vater schon früh Mut und Weitsicht bewiesen hatte, die Führung der Stämme. Innerhalb weniger Jahrzehnte hatte die Familie Dhim das Vertrauen sämtlicher Nham-Stämme gewonnen, so dass ihre Stellung immer mehr zu der einer Herrscherfamilie wurde und sich die Stämme unter ihrer Führung immer mehr annäherten. Im Zuge dieser Entwicklungen verbreitete sich auch die Sprache Dhims und seiner Nachfahren immer mehr im Tal, aus der sich später das heutige Oremh entwickelte.
    Nur wenige Jahrhunderte nach ihrem erstmaligen Auftreten im Nham-Tal begann man, die Errungenschaften der Familie Dhim auf göttliches Wirken zurückzuführen. So entstand im Laufe der Zeit die Legende um Lerathar Dhim, wie sie heute alle Oremh seit ihrer Kindheit auswendig können.

  • Also, so beim ersten Durchlesen finde ich keine Fehler. Und ich finde es sehr plausibel und schön.
    Aber es ist auch schon spät. Lese es morgen lieber nochmal... :zzz:



    EDIT: Finde auch im Wachzustand keine Fehler. Einfach überzeugend, die Wahrheit hinter der Legende. Und die Legende selber ist auch toll. :D

    I'm one of many, I speak for the rest, but I don't understand... (Genesis - Man Of Our Times)

  • Du willst Fehler?
    Na gut.


    "Why did Dhim haven't any KEWL POWERZ?!
    Flameswordzz, Dragonz, Panzerz!"
    (Nein, nimm das bloß nicht ernzt ;))



    Was soll man sonst noch groß zu sagen.
    So bastle ich mir auch meit meine Legenden und die Wahrheit die dahinter steckt :).
    Mir gefällts.

  • Tjo, ja so, ne so... Cool so ;)
    Frag ich mich allerdings noch, wie sich denn die Leute im Tal in Wirklichkeit verstaendigt haben, als sie ihre Verteidigung planten. Oder hab ich das uebersehen?

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

  • Finde es schön, dass du 2 Linien (Legende und Wirklichkeit) aufgeschrieben hast. That's cool! Das liegt an dem Fränkischen im Blute...

  • Zitat

    Original von Yoscha
    "Why did Dhim haven't any KEWL POWERZ?!
    Flameswordzz, Dragonz, Panzerz!"


    :rofl: *japs* Wieso gibt's hier keinen "You made my day"-Smiley? *sich noch immer totlach*


    Zitat

    Original von Justus Jonas
    Frag ich mich allerdings noch, wie sich denn die Leute im Tal in Wirklichkeit verstaendigt haben, als sie ihre Verteidigung planten. Oder hab ich das uebersehen?


    Ömm, gute Frage... nun, Dhim und seine Sippe lebten ja schon ein paar Jahre im Tal, bevor die pösen, pösen Reiter aus dem Süden auftauchten... ich habe keine Ahnung, wie schnell man Sprachen ohne Übersetzer lernen kann (da kommt mir nur immer diese eine Szene aus "Der 13. Krieger" in den Sinn). Weiß da jemand Bescheid? Anfangs werden sie sich sicherlich nur mit Händen und Füßen und Zeichnungen verständigt haben ("Da Feind" - "Da wir" ;D).


    Zitat

    Original von Logan
    Das liegt an dem Fränkischen im Blute...


    Im Blut? Höchstens auf dem Perso ;) - ich studiere hier nur, ich bin eigentlich aus der Gegend, wo man noch viel merkwürdiger spricht, nämlich aus der Nähe von Ogschburg... ;D

  • Und ich hab mich schon gewundert, wie Logan auf eine fraenkische Abstammung deinerseits kommt... %-)


    Aber gut, wenn die natuerlich ein paar Jahre Zeit hatten, dann geht das klar, denk ich :)

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

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