Um den Menaismus und den Shumarismus, das Handeln gewisser Götter und auch die Abwandlungen der beiden Religionen zu verstehen, muss ich einmal etwas über die Götter Lyvads allgemein schreiben. Wie viele Götter in Lyvad insgesamt existieren, kann keiner sagen, nicht einmal der menaische Gott Peorokier, der fürs Zählen und Rechnen zuständig ist. Genauso gut kann man versuchen die Sandkörner einer Wüste oder die Blätter eines Waldes zu zählen. Lyvad wurde von keinem Gott erschaffen, auch wenn die meisten Religionen etwas anderes behaupten, sondern ist ähnlich wie die Erde entstanden. Götter existieren aber tatsächlich, und einige von ihnen haben große Macht und können massiv in die Geschicke Lyvads eingreifen. Sie können auch geboren werden und wieder sterben. Der Grund liegt daran, dass der Glaube einer Person, einem Tier, einer Pflanze, einem Ding oder einer reinen Vorstellung Göttliches einhauchen kann und sie somit zum Gott macht. In Lyvad können der unbedeutendste Regenwurm und der kleinste Stein Götter werden, wenn sie nur von genug Personen angebetet werden. Eine Anzahl, wie viele Gläubige für die Geburt eines Gottes nötig sind, gibt es nicht, tatsächlich reicht meist aber schon eine einzige Person aus. Verliert ein Gott hingegen seinen letzten Gläubigen, verliert er auch das Göttliche in sich – und stirbt bzw. erlisch (in den meisten Fällen). Gegen das Gottwerden kann man sich übrigens nicht wehren. Es gibt mindestens einen Fall, bei dem der neue Gott kein Gott werden wollte, was ihm aber nicht viel half. Was die Gottheit alles bewirken kann, hängt stark von der Anhängerschar und dem Eifer, mit dem die Gläubigen bei der Sache sind, ab. Die meisten Götter sind nur reine personifizierte abstrakte Vorstellungen, aber es gibt genug Götter (wie der oben genannte Fall), die einmal sterblich waren und zum Teil sogar noch sind. Manche Götter leiden übrigens unter einer gespaltenen Persönlichkeit, der gütige Retter der einen, der nur Friede, Glück und Seligkeit der gesamten Schöpfung beschert, kann ganz woanders ein mordender, zerstörender Rachegott sein. Für Götter gibt es da keinen Widerspruch, sie sind eben beides. Um das zu wissen, was ich gerade geschrieben habe, muss man übrigens ein Gott sein bzw. gewesen sein (und noch leben). Es gibt sicherlich den ein oder anderen, der so etwas vermutet, aber das sind reine Spekulationen von irgendwelchen Ketzern. So, das reicht einmal für die Götter allgemein. Wer noch Fragen dazu hat und Widersprüche entdeckt, bitte melden!
Jetzt aber zum Menaismus/Shumarismus.
Auf dem ersten Blick sehen sich die beiden Religionen sehr ähnlich – nicht wenige Götter der einen kommen auch in der anderen Religion vor und haben auch die gleichen bzw. ähnliche Aufgaben. Ein außen stehender Beobachter würde nach dem ersten Blick sagen, dass der Shumarismus nur eine abgespeckte und düstere Version vom Menaismus ist, doch von der Struktur her sind beide Religionen grundverschieden.
Was die Verträglichkeit zwischen den beiden Religionen angeht, so muss man sagen, dass die Anhänger Shumars die meisten Menaisten einst aus ihrer Heimat – und da meine ich den ganzen Kontinent Meseleth – vertrieben haben, und zwar recht blutig, und der Gott Shumar hat dabei eifrig mitgeholfen. Und für die Shumaristen ist natürlich jeder ein verdammenswerter Ketzer, der die Göttlichkeit Shumars anzweifelt. Jeder darf sich jetzt ausmalen, wie gern sich die beiden Religionen haben.
:tod:
Grundzüge des Menaismus finden sich schon bei den Zeck’Zeeh (Echsenmenschen im trop. Regenwald Meseleths), und die Menschen – Xolarer – haben sehr wahrscheinlich viele Elemente des Menaismus von den Echsenmenschen übernommen. Der Name leitet sich von der Schöpfergottheit Menas ab – näheres zur Schöpfungsmythologie kommt. Der Menaismus kennt über drei Dutzend Gottheiten, die zwar nicht alle gleich beliebt sind und verehrt werden, vom Glauben aber sind diese Götter so in etwas gleichgestellt. Natürlich gibt es auch hier den Götterfürsten Soras, aber der hat nur in seinem Bereichen etwas zu sagen.
Im Shumarismus steht eindeutig der Gott Shumar an der Spitze. Die anderen Götter sind nur seine Diener, die ihm Aufgaben abnehmen oder ihn beraten. Im Zweifel hat aber Shumar immer das letzte Wort, und er macht von seinem Recht oft Gebrauch. Aus diesem Grund muss daher mindestens ein Tempel in einem Dorf oder einer Stadt ein Shumartempel sein, und daher gibt es in den meisten Ortschaften Meseleths nur ein Gotteshaus für Shumar, weil man mehr als einen Tempel nicht erhalten kann. Wenn jemand einen anderen Tempel besuchen will, muss er eben in die nächste Stadt. Eine weitere Möglichkeit als Dorfbewohner andere Götter näher kennen zu lernen, bieten die zahlreichen Wanderpriester, die natürlich von den Shumarpriestern immer schief angeschaut werden.
Weiter geht's morgen, oder vielleicht schon heute.