[Aurhim] Sprachfamilie Achîm/Welsch

  • Gestern habe ich in einem Buch gelesen, daß die keltichen Sprachen recht wenig Verben verwenden, und sich besonders ein schottischer Highlander zur Not auch ganz mit dem Verb "sein" behelfen kann. Da kam mir eine Idee...


    Wenn es nur das Verb "sein" gibt, und die handelnde Person nicht durch die Verbformen ausdrückt, dann kann man das Verb vollends ganz weglassen, denn dann stünde es eh in jedem Satz gleich.


    Ok, wir basteln uns eine Sprache ohne Verben. Und wo ich schon dabei bin, hab ich gleich noch die Personalpronomen abgeschafft und durch die Possesivpronomen ersetzt. Zuletzt hab ich noch beschlossen, diese Idee der Sprachfamilie zuzuordnen, zu der das Achîm (die Sprache Dhaharrans) und die Welschen Sprachen (Perhenien) gehören.


    So ganz bin ich noch nicht durch, und vor allem hab ich noch keine Vokabeln, aber hier mal ein paar Grundzüge:


    - die Substantive haben eine ausführliche Deklination mit einer Vielzahl von Fällen
    - dekliniert wird nicht durch Endungen, sondern durch Änderung der Stammvokale (soweit ich weiß, ist das im Arabischen ähnlich)
    - Verben hat es früher mal gegeben, aber heutzutage gibt es sie (zumindest im Präsens) nicht mehr. Klassisches Achîm dagegen kennt Verben - und gilt deswegen als schwer zu lernen.


    Mal zur Verdeutlichung an deutschen Beispielen:
    Aus dem Satz: "Der Vater isst das Brot" kann man machen "Das Brot [ist] des Vaters Speise"


    Oder allgemeiner gesagt:
    Aus
    Subjekt(Nom.) - Verb - dir. Objekt(Akk.)
    wird
    Objekt(Nom.) - Subjekt(Gen.) - Verbsubstantiv(Nom.)


    Wenn das Subjekt ein Personalpronomen wäre, dann wird statt des Genitivs ein Possesivpronomen gesetzt.
    Ich esse das Brot = Das Brot [ist] meine Speise.


    Klar soweit? ;D


    Jetzt bin ich gerade noch am überlegen, wie ich das mit anderen Zeiten und/oder Modi mache und was für Fälle man für so eine Sprache braucht, um Präpositionen so weit als möglich zu vermeiden.

  • Das erinnert mich an Mark Rosenfelders Sprachenbasteltut - da hat er nämlich ein Beispiel für eine Sprache ohne Verben, das eine ziemlich abgefahrene Struktur hatte.


    Ich versuche für mein aktuelles Sprachenbastelprojekt übrigens genau das Gegenteil dessen, was du als Ausgangspunkt hattest - das Verb "sein" (genau wie "haben") loszuwerden.


    Edit: Da kommt mir gerade eine Idee für mein Sundrisch. *bastel*

  • Ganz so abgefahren ist meine Sprache nicht. ;)
    Was ich aber witzig finde, ist daß die Sprache, so wie ich sie momentan verstehe, gewisse Ähnlichkeiten mit Ergativsprachen aufweißt. So ist es z.B. einfacher, den Handelnden einer Aktion wegzulassen als das Opfer.

  • Das ist ja sehr interessant, mal was ganz anderes.
    Wie übersetzt man denn Sachen wie "ich sehe fern", "ich koche Kaffee", "ich gehe spazieren"?

  • Bei den intransitiven Verben bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich da so eine Art Antipassiv mache. Wenn nicht, dann fällt das direkte Objekt einfach weg und die Sätze hießen:


    mein Fernsehen
    Kaffee mein Gekochtes
    mein Spaziergang

  • Fernseher meine Beschäftigung/mein Blick?
    Überhaupt kommt man mit Beschäftigung, Handlung und Arbeit recht weit.
    Veria

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Ich will aber gerade nicht alles mit Beschäftigung, Tätigkeit etc machen. Zu den meisten Verben gibt es ja ein Substantiv.


    kochen, das Gekochte, das Kochen, der Koch...


    im Deutschen gibt es das aber eben nicht zu allen Verben. Brauchen wir ja auch nicht, denn wir haben ja Verben. Aber im Achîm ist das eben nicht so.


    Ach ja, vielleicht sollte es wohl besser "Kaffe mein Kochen" heißen, nicht "mein Gekochtes". Ich übe noch ;D


    Ich möchte das schön strickt so machen, daß eben das Verb zu einem Substantiv wird, das Subjekt zu einem Genitivattribut (oder eben Possessivpronomen) und das direkte Objekt zum Subjekt.


    Ich schaue fern hat abe als intransitives Verb kein direktes Objekt, deswegen kann es gar nciht mit "Fernseher mein..." losgehen. Wenn ich eine Art Antipassiv mache, dann geht das wohl in Richtung "Es [ist] mein Fernschauen"

  • Quote

    Original von Hn_
    Ich versuche für mein aktuelles Sprachenbastelprojekt übrigens genau das Gegenteil dessen, was du als Ausgangspunkt hattest - das Verb "sein" (genau wie "haben") loszuwerden.


    Das wurde afaik im Klingonischen schon probiert, vielleicht findest du da ja Anregungen :)
    http://www.kli.org/

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

  • Wenn ich also sagen will "ich schlafe", würde das "mein Schlaf" heißen? Wobei du dann ja irgendwie keine Unterscheidung mehr zwischen der Tätigkeit und einem nominalen Zugehörigkeitsverhältnis hättest, oder wie würde "mein Schlaf" dann lauten?


    Und wie sieht es eigentlich mit Adjektiven und Adverben aus? Interessante Idee übrigens :)

    "Aye, horsemen for companions,
    Before the merchants and the clerk
    Breathed on the world with timid breath.
    Sing on: somewhere at some new moon,
    We'll learn that sleeping is not death,
    Hearing the whole earth change its tune"

  • Quote

    Original von Shay
    Ich schaue fern hat abe als intransitives Verb kein direktes Objekt, deswegen kann es gar nciht mit "Fernseher mein..." losgehen. Wenn ich eine Art Antipassiv mache, dann geht das wohl in Richtung "Es [ist] mein Fernschauen"


    Wenn du das Verb auseinander pflügst hast du die Wörter "fern" und "sehen". Daraus könntest du dann machen "Fern mein Sehendes.", denn du willst ja nur die Verben weg haben, wenn ich dich richtig verstanden habe. Ähnlich kann man eigentlich mit fast allen intransitiven Verben verfahren (vielleicht sogar mit allen).
    Nur muss man sich dann eben Gedanken darüber machen, was eigentlich fehlt, bei den intransitiven Verben:


    Ich laufe. -> Frage: Wohin? Antwort: Dahin. -> aus laufen wird dahinlaufen
    -> Dahin mein Laufen.


    Ich schlafe. -> Frage: Wo? (alternativ: Wie?) Antwort: Da. (alternativ: So.) -> aus schlafen wird daschlafen oder soschlafen
    Da mein Schlafen. / So mein Schlafen.


    Problematisch wird es erst bei Sätzen wie "Es regnet." oder "Es schneit."
    Für "Es regnet." hätte ich da den Vorschlag "Nass des Regens.".


    edit:

    Quote

    Original von Fln
    Wenn ich also sagen will "ich schlafe", würde das "mein Schlaf" heißen? Wobei du dann ja irgendwie keine Unterscheidung mehr zwischen der Tätigkeit und einem nominalen Zugehörigkeitsverhältnis hättest, oder wie würde "mein Schlaf" dann lauten?


    Das Interessante ist doch, dass diese Unterscheidung durchaus nicht von allzugroßer Bedeutung ist, oder um es klarer zu sagen, die Unterscheidung muss gar nicht getroffen werden.

  • Wenn du wirklich isoliert von "mein Schlaf" sprechen willst, dann ist da tatsächlich kein Unterschied, aber wann kommt sowas schon mal vor außer in Grammatikstunden? Wenn es dagegen im ganzen Satz steht, dann kommt es wohl eh an eine andere Stelle.


    Beispiel:
    Der Mann stört meinen Schlaf = Mein Schlaf des Mannes Störung


    Vorläufig ist geplant, daß Adjektive ganz normal bei ihrem Bezugswort stehen. Bei Adverbien bin ich mir noch nicht sicher. Vielleicht als Adjektiv beim "Verb-Substantiv".


    "Mein Schlaf ist tief" wäre dann "Mein tiefer Schlaf", was man wiederum nicht von "ich schlafe tief" unterscheiden könnte - aber das bedeutet ja eigentlich eh das gleiche, oder?:weissnicht:

  • Quote

    Original von Shay
    Wenn du wirklich isoliert von "mein Schlaf" sprechen willst, dann ist da tatsächlich kein Unterschied, aber wann kommt sowas schon mal vor außer in Grammatikstunden?


    Ich dachte da an folgendes (vielleicht etwas dämliches ;D) Beispiel:
    A: Was macht dein Schlaf?
    B: Mein Schlaf?
    ...
    (also z.b. im Sinne von: Schläfst du immer noch so unruhig?)


    Wie gesagt, etwas dämlich, aber vielleicht regelst du ja Fragen auch generell ganz anders?


    Quote


    "Mein Schlaf ist tief" wäre dann "Mein tiefer Schlaf", was man wiederum nicht von "ich schlafe tief" unterscheiden könnte - aber das bedeutet ja eigentlich eh das gleiche, oder?


    Ich würde sagen, die erste Äußerung legt die Betonung auf die "Sache" Schlaf, während letztere die Prozesshaftigkeit oder den Vorgang des Ganzen hervorhebt. Aber ich denke auch, dass man solche Unterscheidungsmöglichkeiten nicht notwendigerweise braucht.

    "Aye, horsemen for companions,
    Before the merchants and the clerk
    Breathed on the world with timid breath.
    Sing on: somewhere at some new moon,
    We'll learn that sleeping is not death,
    Hearing the whole earth change its tune"

  • Naja, aber selbst Sprachen, die prinzipiell grammatikalisch die gleichen Möglichkeiten haben, drücken nicht alles gleich aus. Im Achîm würde man einen solchen Satz wie dein Beispiel halt irgendwie anders sagen.

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