Magietheorie scheint trotz des Aufschwungs in den letzten Jahren immer ein eher vernachlässigter Forschungsbereich der Magie zu sein, zu sehr lag und liegt das Hauptinteresse in der Entwicklung neuer und der Verbesserung alter Zauber. Trotzdem hat es immer wieder Personen gegeben, die sich mit dieser Schattenwissenschaft beschäftigt haben und trotz oft widrigster Umstände zu manchmal richtungsweisenden Erkenntnissen gekommen sind.
Denn die Magie macht es ihren theoretischen Forschen alles andere als leicht. Magie funktioniert meist recht schnell – auch wenn die Durchführung mancher Zauber Tage dauern kann – ist nur mit bestimmten Zaubern wahrnehmbar (die dann in der Regel das Ergebnis stark verfälschen) und vor allem in der Erforschung der beiden Systeme der Magie alles andere als ungefährlich.
Anmerkung: Die folgenden Texte beziehen sich hauptsächlich auf das Nermakaeische-Meledische-Magiesystem. Die Gesetze der Magie gelten natürlich auch für die anderen Systeme, allerdings sieht man die Sache dort ein wenig anders, falls man Magietheorie nicht gar für gefährlichen Unfug hält. Die besten Magietheoretiker sind übrigens die Nagahas, allerdings ist das Nermakaeische-Meledische-Magiesystem weiter verbreitet und dessen Magietheorie – anders als die der Nagahas – auch für Außenstehende verständlich, zumindest in den Grundzügen.
Sestor Ilarog und die Acht Lehrsätze der Magie
Der Magier Sestor Ilarog aus Meled lebte im 2. Jahrhundert v. MF und gilt als erster großer Magietheoretiker Meseleths und auch der Wichtigste des Nermakaeisch-Meledischen-Magiesystems. Er war einer der wenigen seiner Zeit, die sich nicht damit begnügten herauszufinden, was dieser oder jener Zauber bewirkt, sondern auch wissen wollten, wie Magie an sich funktioniert. Seine 142 v. MF veröffentlichten Acht Lehrsätze der Magier wurden damals lediglich belächelt und als Unsinn abgetan. Erst 50 Jahre nach seinem Tod wurden sie wiederentdeckt und gebührend gewürdigt. Noch heute gelten Ilarogs Lehrsätze als Grundlagen der Magietheorie.
1. Magie ist.
Es gab und gibt noch immer Personen, die die Existenz von Magie leugnen, selbst wenn sie Zeugen von Feuerbällen und Zauberblitzen werden, auf Lyvad und in den Urloghim Unsinn. Natürlich würden nur die verrücktesten Magier diesen Satz anzweifeln.
2. Magie ist überall.
Einige Religionen mögen vielleicht das Gegenteil behaupten, doch dieser Satz ist in Magierkreisen unumstritten. Bis auf einige, sehr seltene Fälle (die bekannten Ausnahmen der Regel), bei denen sich ein magisches Vakuum bildet, sind sowohl Lyvad als auch die Urloghim Orte, an denen man überall Magie nachweisen kann.
3. Magie wird nicht verbraucht, sondern nur in andere Magie umgewandelt.
Dieser Satz ist für den normalen Magieanwender wie Hohn. Spürt er doch bei jedem einzelnen Zauber, den er wirkt, dass ihn Magie verlässt. Die Magie verlässt ihn zwar tatsächlich, ist aber nicht für die Welt verloren.
4. Materie ist immer mit Magie verbunden, Magie aber nicht immer mit Materie.
Ganz aktuell ist der Satz nicht mehr, da durchaus einige Dinge (einige Steine, Metalle…) nachgewiesen worden sind, die nicht von Magie durchdrungen sind und kein magisches Gitter (siehe weiter unten) aufweisen. Die Fähigkeit von einigen Zhas und auch Geisterwesen, sich alleine mit Magie in einer Gesellschaft aus Nichtmagiern zu orientieren, kann allerdings mit diesem Satz genauso erklärt werden, wie das Herumtaumeln solcher Lebewesen, da materieungebundene Magie in den „Augen“ dieser Lebewesen auch ein Hindernis darstellt, manchmal ein größeres als materiegebundene.
5. Magie kann in Materie verwandelt werden; Materie kann in Magie verwandelt werden.
Dieser Satz beschreibt das, was ein Normalsterblicher für Magie hält: Das Herzaubern und Verschwinden Lassen von Gegenständen und Personen. Wenn man von Jahrmarktszauberern absieht, die ein Kaninchen aus einem leeren Hut ziehen, ist das Erzeugen und Vernichten von Materie mittels Magie eine so schwierige Angelegenheit, dass sie nur bei ganz wenigen Spezialisten bekannt ist, doch es ist möglich. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Skiatologie (Schattenmagie) der Brotofrimpirs und Zhas, die (meistens nur vorübergehend) Illusionen, Schatten oder auch dem reinen Nichts feste Gestalt geben und Leben einhauchen kann.
6. Magie kann Körper und Geist beeinflussen, doch es ist allein der Geist, der Magie beeinflusst.
Dieser Satz galt damals, als er niedergeschrieben wurde, als Affront. War man doch fest der Ansicht, dass ein Zauber erst durch die korrekten Gesten und Worte wirkt. Doch dienen diese alleine dazu, den Geist des Magiers auf den Zauber zu konzentrieren. Der Beweis ist, dass es genug, vor allem mächtige Magier und andere Magieanwender gibt, die ohne Gesten, Bewegungen, Gegenstände und Wörter dazu fähig sind Zauber zu wirken. Dieser Satz liefert auch eine Erklärung, warum es so viele unterschiedliche Arten von Magie gibt (jede Schule hat seine eigenen Mittel) und warum einige Personen ohne das Wissen von den korrekten Worten und Gesten fähig sind, Magie (in den meisten Fällen ungerichtete) zu wirken.
7. Magie kann nur mit Magie niedergeschrieben werden.
Zauberbücher sind etwas magisches, auch wenn man sie nicht knebeln und anketten muss. Denn in jedem Text, der einen Zauber beschreibt, und zwar so beschreibt, dass man ihn auch anwenden kann, steckt ein magischer Funken von jener Person, die die Worte niedergeschrieben hat. Daher ist es unmöglich, dass eine magisch unbegabte Person Anleitungen für Zauber schreibt.
8. Magie hat keine Moral und kein Gewissen; sie ist nur ein Werkzeug.
Weniger ein Lehrsatz, sondern mehr eine Aufforderung, verantwortungsbewusst mit seinem Wissen und seiner Macht umzugehen. Auch widerspricht er der Annahme, dass es Schwarze und Weiße Magie gibt. Die Existenz von Zaubern, die Schaden anrichten, wird nicht geleugnet, doch selbst mit solchen könnte man eventuell etwas Gutes bewirken.