Für die, die wissen wollen, worüber ich mich seit 2 Tagen so irre freue, habe ich mal eine knappe Zusammenfassung getippert.
Die Kainanmari
Meine Welt ist ja ein totes Geistwesen, dass mit Materie aufgefüllt und als Gefängnis für unerwünschte Artgenossen umfunktioniert wurde. Die Strafkolonie bestand also aus Geistwesen, den Visha, und hatte den Auftrag, das tote Wesen namens Kilkhian wiederzubeleben, und so begann man mit der Erschaffung von Leben im Kleinen. Nachdem die Visha also mit Drachen, Pflanzen und Tieren experimentiert hatten, merkten sie irgendwann, dass diese Projekte unglaublich spannend waren, aber nicht zur Wiederbelebung der Welt beitrugen. Im Gegenteil. Unvorhersehbare Ereignisse häuften sich, da sich Pflanzen unkontrolliert ausbreiteten und sich Tiere ohne Genehmigung einfach vermehrten. Selbst die Drachen waren nicht zu bändigen, da Kishéal sich weigerte, seinen Kindern die Regeln der Visha näherzubringen, die er für unsinnig hielt.
Also setzte sich ein Großteil der Visha zusammen und erschuf etwas neues: Menschen. Das soll heißen, intelligente, leicht beeinflussbare, machtlose Wesen mit potentiell unbeschränkter Lebensdauer, denn die Visha gingen davon aus, dass man Leben mit der Zeit anhäufen konnte. Ihr Plan war es, viele langlebige Wesen zu haben und am Ende ihr Leben abzuzapfen, um es irgendwie Kilkhian zu übertragen.
Nach der Auffassung der führenden Visha waren die bisherigen Projekte – also Drachen, Pflanzen und Tiere – daran gescheitert, dass man zu originelle Wesen erschaffen hatte. Man sollte sich doch lieber an Bekanntes halten und nicht ständig wild experimentieren. Und so erschuf man die Menschen so, dass sie den Visha sehr ähnelten: nach Kasten geordnet, in die man hineingeboren wird und die man niemals ändern kann, weil sie Aussehen und Charakter genetisch festlegen. Man erschuf also drei Kainanmari-Pärchen, aus denen man die drei Kasten züchten wollte.
Die beiden Kainanmari mit grauer Haut, schwarzen Haaren und blauen Augen waren die Begründer der Kaste der Denker, wie die Visha selbst diese Kaste nennen, die unter ihnen von den Luftvisha repräsentiert wird. Die Denker stellten quasi die Regierung und waren mit der größten Intelligenz ausgestattet, ihre Körper waren allerdings vergleichsweise schmächtig.
Die zweite Kaste waren die Begleiter. Sie wurden mit weißer Haut, braunen Haaren und grünen Augen geboren. Ihr Äquivalent unter den Visha sind die des Wassers. Begleiter waren ganz ihrem Vorbild entsprechend äußerst neutrale, friedliche Wesen, die ausschließlich existierten, um den Denkern ihr anstrengendes Leben zu erleichtern.
Die braunhäutigen Beschützer, ausgestattet mit roten Haaren und gelben Augen, spiegelten die Feuervisha wieder. Ihr Daseinszweck war die Schlichtung von Streitigkeiten unter den anderen zwei Gruppen und natürlich auch der Schutz vor Angriffen von außerhalb.
Es ist erstaunlich, dass die Visha die Kainanmari nach ihrem eigenen Schema erschufen, denn schon bei den Visha funktionierte es nicht. Durch Vermischung geriet das ursprüngliche Farbschema innerhalb weniger Generationen durcheinander, und so entstanden die eigentlichen Kainanmari: Ein bunt zusammengewürfeltes Volk ohne einheitliches Aussehen. Alle erdenkliche und auch unmöglichen Farben trafen aufeinander, halbe Riesen liefen neben wahren Zwergen herum. Ganz wie auch bei den Visha entstanden so Individuen, die gefährlich stark wurden, da sie die Qualitäten der Denker und der Beschützer vereinten, und auch solche, die über keinerlei Talent mehr verfügten. Die Genetik der Kainanmari war völlig unvorhersehbar.
Das perfekte Chaos begann, als Dilwan kurzerhand einige Handvoll Kainanmari aus dem „Versuchslabor“ – dem Alten Ring – entwendete und sie in seine Festung nach Lalha brachte. Er hatte sich die in seinen Augen besten Vertreter vom Typ Beschützer ausgesucht und dazu noch einige Denker mitgenommen, mit denen er seine neue Zucht verfeinern wollte. Zunächst einmal begann er, auf Charakter zu züchten, doch ziemlich bald ging er dazu über, auf Aussehen zu züchten. Die anderen Visha schauten aus der Ferne entsetzt und begeistert zugleich zu, wie nach und nach aus dem bunten Genhaufen ein einigermaßen einheitliches Volk wurde, nämlich die heutigen Belxai (aus denen Dilwan viel später die Shyukai züchtete). Dilwans Zuchtprojekte gingen soweit, dass er höchstpersönlich Zwillinge mit einem Mädchen zeugte, was in den Augen der Visha äußerst ekelhaft war – mit Haustieren zu schlafen, gehörte nicht gerade zum guten Ton.
Aber Dilwans Vorbild fand Nachahmer, selbst unter seinen Feinden. Alle Visha sahen nach und nach ein, dass ein völlig ungeordnetes Volk ihnen nicht bei der Wiederbelebung Kilkhians helfen konnte, weil es viel zu beschäftigt war, sein Leben zu organisieren. Die oberste Denkerin der Visha, Tyalva, suchte sich also Kainanmari aus, die ihr gefielen, und begann mit der Zucht der Shedali, während sich die oberste Begleiterin namens Dhoa an die Yindw machte. Andere Visha züchteten weitere Völker, die jedoch nach einigen Generationen ausstarben – wahrscheinlich war ihr Gen-Mix ungenügend.
Im Laufe dieser Züchterei starben die Kainanmari allmählich aus. Einige der unauffällig gefärbten sind zwar übriggeblieben und leben unerkannt unter den anderen Völkern, aber dies ist eine verschwindend geringe Menge. Die Kainanmari sind also von der Welt verschwunden, einzig ihre Sprache lebt fort: Dilwan hatte keinen Grund gesehen, seiner Zucht eine neue Sprache beizubringen. Die gesamte belshe Sprachfamilie geht auf die Sprache der Kainanmari zurück, während Shedali und Visha neue Sprachen von den Drachen lernten.