Ich habe nach einer Ewigkeit wieder an meiner Welt zu arbeiten begonnen. *applaudiert sich selbst*
Ich versuche gerade, die vielen weißen Flecken auf meiner Landkarte zu füllen, und stellte euch jetzt das erste neue Land vor, dass, wie man glaube ich sehen kann, leicht asiatisch angehaucht ist.
QuoteDisplay MoreDie Länder des Drachen
Wenig ist über die Länder bekannt, die noch hinter den Inseln hinter dem Wind, an denen den alten Legenden nach die Welt endet, liegen. Die kendorischen Schiffe sind nicht dazu gebaut, solch gewaltige Strecken zurückzulegen. Noch nie hat sich ein Handelsschiff in diese unsteten Gewässer vorgewagt. Selbst die Seeleute, die Thetis, der Königin der Inseln, unterstehen, sprechen nur hinter vorgehaltener Hand über das, was jenseits ihres Reiches liegt. Seltsam soll es dort zugehen … die Menschen dort verehren Schlangen und tragen gar merkwürdige Gewänder …
All die Länder, die im Westen liegen, unterstehen einem einzigen Herrscher, den man den Drachen nennt. Ein großes Reich soll es sein, das er beherrscht, größer als Kendoria und das wilde Xardu zusammen. Fruchtbar sollen die Länder hinter dem Ende der Welt sein, von angenehmem Klima beherrscht, sanftmütige Länder voll einzigartiger, exotischer Schönheit, in denen kein einziger Mensch Hunger leiden muss, Länder, die dem Arborea der Legenden, in denen die Obstbäume das ganze Jahr Früchte tragen, gleichkommen.
Den Schiffen der Inseln ist es nur erlaubt, in bestimmten Häfen anzulegen – und das nur an bestimmten Tagen. Die Handelsstädte, zu denen diese Häfen gehören, sind von hohen Mauern umgeben, die den Blick auf das umliegende Land verbergen. Man trifft dort kaum auf normale Bevölkerung. Die Häuser werden von Kaufleuten bewohnt, die sich wieder ins Landesinnere zurückziehen, sobald die fremden Schiffe verschwunden sind. Das übrige Jahr findet man dort nur die Soldaten, die darauf achten, dass keiner der Leute von jenseits des Meeres die Städte verlässt.
Die Häuser sind aus Holz gebaut und aus einer Art dickem, festem Papier, bunt bemalt wie die Huren in der Straße der Roten Laternen in Kendor. Kanäle ziehen sich durch die Städte, überspannt von filigranen Brücken. Überall gibt es Brunnen, Gärten, um dem Alltag einen Moment zu entfliehen. Wilde Tiere, mit Hälsen so lang wie ein Baum hoch ist, mit Schwänzen im Gesicht und Hörnern auf der Nase streifen durch diese Gärten, exotische Kreaturen, die dem Hirn eines Geisteskranken ensprungen zu sein scheinen. Die Statuen, die die Straßen säumen und in den Gärten stehen, zeigen alle geringfügige Abwandlungen des selben Motivs: Schlangen, die aufrecht gehen.
Die Menschen in diesen Städten sind klein, messen kaum jemals mehr als 150 Finger und haben schimmernde, bronzefarbene Haut. Ihre Augen sind schwarz und schräggestellt, und sie haben dickes, festes Haar. Ihre Gewänder sind aus den Schuppen von Schlangen gemacht oder aus Seide, so fein, wie sie nicht einmal die Kaiserin von Sahd besitzt. Statt Schuhen binden sie sich Holzklötze an die Beine. Ihre Schwerter sind nicht gerade, wie Schwerter es sein sollten, sondern gekrümmt und mit Zacken, wo eine scharfe Klinge sein sollte.
Wie die barbarischen Leute von Sahd halten sich diese kleinen bronzehäutigen Menschen Sklaven. Diese Sklaven können sofort dadurch erkannt werden, dass sie statt der Gewänder aus Schuppen und Seide weiße Roben aus Leinen tragen und rasierte Köpfe haben. Nachts werden diese Sklaven angekettet wie gemeine Hunde … und doch berichten die Händler, die aus den Ländern des Drachen zurückkommen, dass sie seltsam zufrieden zu sein scheinen, ja fast unterwürfig, und es kaum jemals Geschichten über Fluchtversuche gibt.
Ihre Soldaten sind von einer gar bewundernswerten Disziplin und Kampfgeist. Während die Soldaten in der übrigen Welt saufen, Karten spielen und in ihrer freien Zeit den Weibern hinterherjagen, scheinen diese Menschen nur für den Krieg zu leben. Alles außer die absolute Perfektion und Hingabe ist für sie inakzeptabel.
Es gibt in den Ländern des Drachen keine Pferde – außer der Handvoll, die Königin Thetis einst dem Kaiser zum Geschenk machte. Die ärmeren Leute ziehen sich ihre Karren selbst. Einen Kaufmann kann man öfters in einer Kutsche sehen, die von Sklaven anstatt von Pferden fortbewegt wird. Die Reichen jedoch haben die merkwürdigen Tiere dieser Länder gezähmt und sie vor ihre Fahrzeuge gespannt, als ob sie nicht dazu imstande wären, einen Menschen mit einem einzigen Biss zu töten.
Diese Reichen, die Adeligen, kann man sofort dadurch erkennen, dass ihre Körper mit Tätowierungen übersäht sind. Sie tragen Ringe in Nase und Ohren und haben das schwarze Haar rot und blau gefärbt. Während im Rest der Welt üppige Frauen als schön gelten, sind hier knabenhafte, dünne Frauen das Maß aller Dinge. Dies reicht so weit, dass einige der reicheren Damen sich in die Hände von Heilern begeben, um sich die Brüste entfernen zu lassen oder sich in ihrem Schönheitswahn fast zu Tode hungern.
Die Drachenleute verunstalten ihre Körper, verändern sie nach Lust und Laune, wie um die Natur zu verhöhnen, so, als ob es keine gottgewollte Ordnung gäbe. Manche lassen sich Flügel am Rücken anbringen. Wieder andere wünschen, Klauen wie die eines Tigers zu haben. Es scheint in dieser Hinsicht fast Wettbewerbe zu geben.
Der Gebrauch der Magie ist in diesen Ländern streng geregelt. Kein Kind, das mit dem Talent geboren wird, bleibt unentdeckt, keiner unausgebildet. Es gibt Schulen, Universitäten … doch sind die Gesetze, nach denen sie leben, eine seltsame Perversion dessen, was im Rest der Welt gilt.
Das Essen in diesen Ländern ist oft zu scharf, dass es einem normalen Menschen die Tränen ins Gesicht treiben würde. Ja, es gibt Berichte von Händlern, die nach dem Genuss einer solchen Mahlzeit innerlich verbrannt und tot umgefallen sind. Die Menschen essen das Fleisch jener langhalsigen Tiere, die durch ihre Gärten streifen. Sie lassen das Blut gerinnen, geben es in die Pfanne und würzen es mit Honig und trinken dazu Schnaps, der nach Kartoffeln und Kümmel schmeckt.
Ihre Götter sind aufrechtgehende Schlangen. Mehr ist darüber nicht bekannt, denn sie sprechen nie mit einem Außenstehenden darüber. Fragt man jemanden, so lautet die Antwort: „Wenn ich dir davon erzählte, würde ich dich töten müssen.“
Der Kaiser, der über alles herrscht, der Drache, lebt auf einer künstlich angelegten Insel in einem Palast aus Kristall. Kaum einer der normalen Bevölkerung bekommt ihn jemals zu Gesicht. Er ist zurückgezogen wie ein Einsiedler, zeigt sich kaum jemals auf Festen, ist hart und grausam … und doch bringen seine Untertanen ihm eine seltsame Art von Liebe und Respekt entgegen. Genau wie ihren Sklaven scheint ihnen Unterwürfigkeit im Blut zu liegen.
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