Nach jetzt doch schon einer kleinen Weile ist mir endlich eine Idee gekommen, was ich mit meinem siebten Kontinent anfange.
Bisher wusste ich: Linye hat viele Wüsten und irgendwo in einem Gebirge sitzt ein Herrscher mit einem sehr abgefahren Kopfschmuck. Dann wollte ich spaßeshalber aus einer anderen Quelle einen Neben-Char klauen (öhm... StarWars... Extended Universe... wer das infolge noch errät, kriegt 30 Nerd-Punkte) nämlich jemanden, der eigentlich zu den 'Guten' gehört aber da einen schlechten Ruf weg hat, weil er wegen einer vergangenen Tat eine Menge Leben auf dem Gewissen hat. Rest des Charkonzeptes wurden vollkommen ausgetauscht und dann stellten sich einige Fragen.
1. Wer sind die 'Guten'?
2. Was hat er platt gemacht?
3. Warum zur Hölle Geweihe?
Alles drei lässt sich nur auf der Basis einer vierten Frage beantworten: Ist der Typ überhaupt ein Mensch?
Antwort: nein. Oder besser nicht wirklich. Denn: Linye ist mit dem einzigen ernsthaft kulturschaffenden Spätmenschenvolk Lemnas besiedelt. Spätmenschen sind Wesen, die man als Menschenartige identifizieren könnte. Mit dem Homo sapiens lemniciensis ungefähr so verwandt wie Homo sapiens neanderthalensis mit dem Homo sapiens sapiens. Nur anders.
Wie allen Spätmenschen ist den Uwlinyet (so heißen die) ein Makel zu eigen, etwas, dass ihnen im Vergleich zu den 'echten Menschen' fehlt. In ihrem Fall ist es nicht Aggressionskontrolle wie beim Jagdvolk, auch nicht Einfühlungsvermögen wie bei den Schneefüchsen oder gar ein Verständnis der Sterblichkeit wie bei den Nachtrufern.
Die Uwlinyet kennen keine Liebe.
Vom Erscheinungsbild her sind sie für die meisten Lemna-Menschen recht beeindruckend. Im Schnitt 1,82 groß (Männchen wie Weibchen) haben sie lange, sehnige Gliedmaßen und einen schmalen, aber ebenfalls bei beiden Geschlechter gerade durchgehenden Rumpf. Die Weibchen haben zwei oder vier kleine Zitzen und keine richtigen Brüste (japp, zwei oder vier. Ich hatt Lust drauf, den bei Menschen selten vorkommenden Fehler mit zusätzlichen Brustwarzen hier gleichmäßiger zu verteilen. Ich würde ja für Logan echte Brüste draus machen *g* aber er liest laut eigener Aussage selten hier oben im Forum.).
Der gesamte Körper ist mit vergleichsweise einzeln stehenden, hellen Haaren bedeckt (ähnlich menschlicher Behaarung in unserer Welt), die sich an Unterarmen, Unterschenkeln, im Schritt, unter den Achseln und auf dem Kopf zu einem feinen, leichten, fast fiedrigen Pelz sammeln. Ich vermute das hilft ihnen beim Schwitzen und sorgt dafür, den Schweiß von der Haut weg gut zu verdunsten und das Gehirn auf dem Kopf zu temperieren, denn Linye liegt warm.
Ihre Haut hat einen golden wirkenden Ton, die Augen haben eine derart große, meist kastanienfarbene oder dunkelbraune Iris, dass man nur das Weiße sieht, wenn ein Uwlinyet schielt.
Abgesehen von diesen sichtbaren Merkmalen der Unterscheidung zum Homo sapiens lemniciensis haben die Uwlinyet noch zwei weitere Kuriositäten: sie leben für gewöhnlich ein gutes Stück länger als der Durchschnittsmensch und die Weibchen können ihre Fruchtbarkeit gezielt steuern.
Anstatt also alle 42 Tage (der Zyklus der Frauen weicht bei Lemna vom hiesigen ab) brav die nächste Eizelle bereitzustellen, können Uwlinyet-Weibchen gezielt einen Eisprung auslösen. Erst dann setzt bei ihnen auch sexueller Appetit ein - und bei Männchen, die sich in ihrer Nähe befinden. Ist kein fruchtbares Weibchen in Riechweite, besitzen auch männliche Uwlinyet keinen Paarungsdrang. Man muss kein Freudianer sein, um auf die Idee zu kommen, dass das ne Menge am restlichen Verhalten ändern könnte.
Uwlinyet kennen keine Liebe zwischen Partnern (durchaus asexuelle zwischen Mutter und Kind) und keine sexuellen Beziehungen. Wenn ein Weibchen entscheidet, dass es Nachwuchs will, so sucht sie sich einen passenden Partner, spricht mit ihm die ganze Sache durch, überprüft, wie die Abstammungslage beider ist (Uwlinyet haben strenge Inzestregeln) und zieht sich dann mit dem so Auserwählten zukünftigen Vater eine Weile in die Abgeschiedenheit zurück und kommt, wenn alles gut geht, schwanger zurück.
Jetzt darf man sich das nicht vorstellen, als würde sie dazu in den Dschungel marschieren. Die Uwlinyet haben eine technologisch fortschrittliche und dabei arg umweltverträgliche Kultur entwickelt, die alle Uwlinyet umspannt - sie kennen keine kulturelle Diversität, aber ihre Gesamtpopulation war auch nie so groß und ihre Fortpflanzungsrate weit niedriger als bei Menschen in einem vergleichbaren Gebiet. Zudem haben - selbst wenn es mal verschiedene Sprachen oder Kulturen gegeben haben soll - Langstrecken-Kommunikation und Durchmischung das alles zu einem Ganzen verschmolzen.
Ein Uwlinyet-Weibchen würde also beschließen, dass sie nun alt genug ist, ausreichend gelernt und sich eine Position der Achtung erarbeitet hat, dass sie sich einen Partner suchen und das erste Kind kriegen kann.
Daher wendet sie sich an ihre Mutter - die erste und einzige echte Bezugsperson aller Uwlinyet. Bisher hat sie mit all ihren Geschwistern zusammen mit ihrer Mutter gewohnt, gelebt, gearbeitet und geforscht, aber nun will sie eine eigene Muttersippe gründen. Dazu muss sie mit ihrer eigenen Mutter darüber diskutieren, ob sie denn schon reif genug ist, ob sie ein Konzept hat, worüber sie forschen und arbeiten will mit ihren Kindern - und wenn das alles ihre Mutter zufrieden stellt, erhält sie von ihr die Erlaubnis, selbst eine Mutter zu werden.
Anschließend sucht sie sich jemanden, den sie für geeignet hält - physisch, von der Abstammungslinie her und überhaupt - und redet mit dessen Mutter, ob sie ihn als Vater ihrer Kinder haben darf. Wenn es auch da ein okay gibt, zieht sie sich mit ihm in einen hübschen kleinen Landsitz irgendwo weit weg von Siedlungen zurück und Leitet in einer Art Trance den Eisprung ein. Ein paar Tage später beginnt sich dann der Sexualdrang zu regen und hält an, bis es zu einer Befruchtung gekommen ist oder - wenn es nicht geklappt hat - die aufgebaute Schleimhaut abgestoßen wird.
Jetzt ist schon ein paar Mal das Wort 'forschen' aufgetaucht. Die Uwlinyet sind insgesamt arg darauf aus, neue Methoden, Ideen und Werkstoffe zu entwickeln und jede Muttersippe (Mutter plus Kinder) arbeitet an einem gemeinsamen Forschungsgebiet.
Die Idee dahinter ist... was machen Uwlinyet, wenn sie sich nach dem Sinn des Lebens fragen? Sie haben nie eine Weltansicht mit Göttern entwickelt und besitzen kein Dogma, nur eine 'Philosophie der Sieben Seelen' die ich später vorstellen will. Es gibt keine Belohnung im Jenseits. Und selbst der Zweck, einen Partner und die Liebe zu finden und eine glückliche Familie zu haben... ist nicht der Plan für sie.
Die Gesamtheit der Uwlinyet hat eine andere Erkenntnis für sich angenommen: sie sind durch Wandlungen des Lebens entstanden und so ist es ihre Pflicht als die sich selbst am bessten bewussten Wesen ihres Planeten, das Leben zu schützen, zu fördern und wenn es geht an Orte zu bringen, wo es noch nicht ist.
Uwlinyet haben bereits große Bereiche der Wüste durch Bewässerungssysteme, Salzwasserpumpanlagen und Verdunstungsglashäuser und Nebelfängernetze sowie Windfanggürtel neu begrünt, haben umfangreiche Studien zu Ökologie und Biodiversität betrieben und ihr 'Endziel' wäre es gewesen, das Leben auch hinaus ins All zu bringen.
Vielleicht wäre es irgendwann dazu gekommen. Mutige Pläne für Magnetquellentürme etc. sind durchaus schon in ihren Köpfen entstanden.
Aber dann kamen die Menschen nach Linye.
...und ab hier erzähle ich später weiter. Zunächst einmal Fragen, Fragezeichen, Kritik und Ideen?