[JvWs SiFI-Projekt] Stadt, Land, Fluss - neue Welt im Aufbau

  • das ist richtig. Insofern also kein Problem, weil die anfallenden Substanzen und Mengen recht genau bekannt sind - und anhand dieser Informationen "optimiert" werden kann. Trockenfermentation hat zwei Vor- und einen Nachteil gegenüber Gülle-Anlagen: Zum Einen ist die Bandbreite des Inputs höher, zum Anderen die Ausbeute (auch, weil nur ca 1% Eigenenergiebedarf vorliegt im Vergleich zu ± 10% bei der Gülle). Der Nachteil ist, dass die Vergärung nicht gleichmäßig abläuft. Aber das ist kein Problem, wenn man viele davon hat.


    Link: http://www.enbea.de/wirtschaftlichkeit.php - Klein-Anlage mit recht guten Werten und Einsatz von Stoffen, an denen sich Gülle-Anlagen schnell verschlucken

  • Tja, die gute, alte Arkologie ;D
    Dein Entwurf erinnert ein wenig an Mega-Primus.


    Die Bevölkerung per laufrad ans Tippeln zu bringen halte ich für unabdingbar, da sonst Herz-Kreislaufkrankheiten und Überfettung ein Riesen-Problem wären. Noch zum Thema Gesundheit: mindestens die Hälfte der Bewohner dürften mittlerweile starke Allergiker sein und die allgemeine Widerstandskraft gegen Infektionen dürfte sinken - bei der Stadtbevölkerung. Das könnte man thematisieren (muß man aber nicht).


    Energietechnisch ist das Schema sicherlich 'bezahlbar', insbesondere, da man an der Kuppelfläche noch zusätzlich einen riesigen Fallrohr-Wärmetauscher einbauen könnte, der allein sicher ein Drittel der Energie für die Versorgung liefern könnte (solar-thermische Energiegewinnung). Was aber in der Rechnung fehlt, ist die unbedingte Notwendigkeit der ausgiebigen 'Air Conditioning', deren Energiekosten den Gewinn durch geringe Heizkosten und kurze Wege reichlich reduzieren würde. Luftaufbereiter (mit Filtern, Verdunstern etc pp) sind sehr anfällig, wartungsintensiv und !tadaa! echte, mikrobiologische Dreckschleudern.
    Das ist sicher alles in den Griff zu bekommen, ich erwähne es hauptsächlich, da es sich eignet, um Plots und Probleme zu konstruieren.


    Arkologien haben mich schon immer fasziniert, von daher ... :thumbup:


    Nun zur Kehrseite:
    • keine Macht ohne Mißbrauch!
    Wurde schon angedeutet, ist sicher drin. Die Admins werden sich die Möglichkeit, ihre treuen, ahnungslosen Schäfchen jederzeit zu überwachen sicher nicht entgehen lassen - aber sich diese auch nicht aus der Hand nehmen lassen, daher 'inoffiziell
    • eine unterirdische Anlage wäre (real) für diesen Zweck wesentlich geeigneter, da die gesamte 'Oberfläche' als Agrarnutzfläche in Betracht kommt, die aufwändige, technisch alptraumhafte Kuppelkonstruktion wegfiele und Tunnels und Stollen statisch wohl stabiler wären. Sonnenlicht kennen die Bewohner ja eh nicht. Der psychologische Einschlag spricht aber eher zugunsten eine überkuppelten Stadtanlage.
    • selbst durch einen globalen und vollständigen Zusammenbruch der Wirtschaftsstrukturen würde sich das Gespenst der heutigen virtuellen Wirtschaft nicht so leicht aus den Köpfen der Menschen - vor allem der Entscheidungstragenden - verbannen lassen. Für dein Punkte-System (so hübsch sich das auch anhört) mußt du dir noch einen echt guten Anlaß überlegen. Der reine 'Zusammenbruch' wird wohl allein nicht plausibel sein. Da müßte schon ein Global Player hinter stehen, der dazu die richtigen Fäden zupft.
    • Was mir etwas fehlt, ist die Schadstoffdichte und Abfallverwertung. Klar, alles organische oder organisch basierte läßt sich biologisch umsetzen, aber eine moderne Gesellschaft kultiviert extrem viele, ziemlich fiese Giftstoffe. Pfercht man eine so große Luxusbevölkerung (bitte den Begriff sehr allgemein verstehen) auf so engem Raum zusammen, erhöht sich die Schadstoffkonzentration enorm. Allein die Farbstoffe für die Kleidung würden schnell zum Problem, wenn sie nicht ausgelagert verarbeitet würden. Es gibt kaum Farbstoffe, die chemisch, sowie photisch längere Zeit stabil genug bleiben und nicht giftig wären. Eine Gesellschaft ausschließlich auf die Nutzung mehr oder minder unbedenklichen Stoffen aufzubauen ist nicht utopisch, das ist unrealistisch. Selbst, wenn man davon ausgeht, die Recyclingkapazitäten von heute um einen zehnfachen Faktor zu verbessern, blieben immernoch ein ansehnlicher Rest echt dreckiger Sch...., um die man sich kümmern muß. Eine Arkologie sollte daher in angemessener Entfernung (so 30 bis 50 km), weit ab jeglicher agrartechnischer Landschaftsnutzung, über ein ausgeklügeltes 'Reststoffwerk' verfügen.
    • auf die Handys bin ich gespannt, schließlich ist der zur Handy-Produktion nötige Resourcenvorrat bereits heute schon fast verbraucht. Ich weiß zwar grad nicht mehr auswendig, ob es hauptsächlich die Akkus, Displays oder das Funkteil betrifft, aber eines davon dürfte in Bälde arge Einschnitte erleben.


    Oh, und bitte nicht als negativ-Kritik ansehen, daß sind nur die Punkte, die mir spontan als betrachtungswürdig erschienen.
    Das Modell gefällt mir wirklich. Mal 'ne Utopie, ist mal was anderes :lol:

    - "To make an apple pie from scratch you must first invent the universe." Carl Sagan

    - "Mehr pseudo als Mary geht nicht."

  • moin, Lord Finster!


    Danke für deine Einlassungen (diese Art konstruktiver Kritik ist immer wertvoll)


    Ds mit den Allergien/Freiland-Unverträglichkeit ist durchaus bereits Thema in den Romanen - wobei Allergie weniger das Problem ist (dem kann man entgegenwirken, und das wird auch gemacht). Größer ist das Problem mit der Lichtempfindlichkeit und Anpassung an Temperatur-Veränderungen und ähnliches.


    Die Energiebilanz ist bei einer City auch dann noch besser, wenn man die Belüftung berücksichtigt - aber klar, da ist einiges zu tun. Teilweise wird der Sauerstoffbedarf durchaus "indoor" gedeckt, indem überall, wo es geht, Grünpflanzen gezüchtet werden (auch zur Luftreinigung/befeuchtung praktisch), aber logisch, dass Frischluftzufuhr benötigt wird. Konstruktiv geht da vieles (z.B. wird die Frischluft in den "Mittelpunkt" der einzelnen Kuppeln "eingeblasen - auf dem Weg dahin erwärmt sie sich von allein. Und Abwärme wird für die Gewächshäuser genutzt etc)


    das Axiom "Keine Macht ohne Missbrauch" ist m.E. etwas zu kurz gedacht: Der "Missbrauch" durch Überwachung (beispielsweise) muss ja nur legalisiert werden (siehe Facebook: die Leute finden es völlig in Ordnung, dass ihre Daten benutzt werden, weil sie dafür eine Spielwiese bekommen), dann ist es kein MISSbrauch mehr. Jeder, der bis drei zählen kann, weiß in der City, dass sein Aufenthaltsort, seine Konsumstatistik etc jederzeit "einsehbar" ist. Und?
    (Abgesehen davon, dass "Bespitzeln" absolut unnötig und ineffektiv ist. da gibts viel bessere Instrumente ...)


    Für den Systemwandel, das ist richtig, braucht es eine große Macht ... und einen festen Willen. Ist vorhanden und Bestandteil der Roman-Ausführung (würde demzufolge spoilern).


    Schadstoffe/ Materialien:
    Zunächst einmal: Im laufenden Betrieb wird in die Citys nur das hineingetan, was "im eigenen Garten wächst" - die "ausdauernden" Abfälle sind recht selten geworden (ohne Öl ...). Restmengen sind vorhanden, aber ziemlich geringfügig. Und werden schlicht verklappt (was insgesamt den Fluss und das Meer weniger belastet, als heute, weil eben die Mengen sehr vie geringer sind. Nch Vergärung und Verwendung des Substrats als Dünger ist eben nicht mehr so viel Zeug übrig.


    Die weniger werdenden Rohstoffe (seltene Erden) sind ebenfalls kein großes Problem: zum Einen werden diese Dinge nicht "verbraucht" - das ist alles wiederverwendbar - und zum Anderen ist der Bedarf in der City deutlich geringer als heute: Auto, Computer, Spielekonsole, Kühlschrank, Waschmaschine, Fernseher, Radio ... all die Sachen mit elektronischer Steuerung gibt es in der heutigen Form nicht mehr, und das spart erhebliche Mengen an solchen Rohstoffen (die trotzdem recht wertvoll bleiben, klar, aber es werden eben nicht Kilometerweise Halden von Elektroschrott produziert, und vor allem nichts davon weggeschmissen)


    danke für die Anregungen!


    Uli

  • Tja, was ist Mißbrauch? ;D
    Facebook, Google & Co gehören, für mich persönlich, definitiv dazu.
    Die Aussage war auch moralisch gemeint, nicht, was erlaubt oder juristisch machbar ist. Moralisch stimmt der Satz, gib jemandem Macht und er mißbraucht sie - früher oder später. Wobei dem Mißbrauch durchaus die lautersten Motive zugrunde liegen können. Auch wenn das jetzt so scheint, ist mein allgemeines Menschenbild nicht negativ (das von der Gesellschaft im Allgemeinen schon eher, allerdings stellt sich da die Frage nach der Alternative...)


    Ich meinte die Anregungen auch so, daß es sich um Probleme handelt, die im alltäglichen Leben eine Rolle spielen sollten. Schließlich lassen sich hieran auch eine ganze Menge Plots anhängen.


    Falls du noch keinen Namen hast, wäre 'Die Käseglocke' nicht passend? :lol:
    Scherz beiseite, mir fiele da als erstes 'Kunstlicht' ein, da sich die Kuppelleute ja hier in erster Linie und am offensten von uns oder den Jenseitigen unterscheiden.


    schöne Grüße ...

    - "To make an apple pie from scratch you must first invent the universe." Carl Sagan

    - "Mehr pseudo als Mary geht nicht."

  • Fossile Brennstoffe sind aufgebraucht, und die Atomkraft hat den Sprung vom Uran (auch verbraucht) zur Kernfusion nicht geschafft.


    Wenn das ganze Uran verbraucht ist, was ist dann mit dem Müll? Das dürfte für die Bewohner zu einem mittelschweren Problem herangereift sein. Was wurde damit gemacht? Liegt es vielleicht teilweise dumm in der Gegend rum und verstrahlt alles, was sich dem Zeug nähert?


    die nächste Rheinstadt "aufwärts" ist in der oberrheinischen Tiefebene (etwa Mainz)


    Und was ist mit Köln? :zeter:
    Spaß beiseite. Wie sieht es mit den ganzen großen Städten aus, wie eben Köln? Solch große Städte verschwinden nicht einfach. Gibt es dazu vielleicht ein Untergangsszenario? Dies müsste dann wohl für die gesamte Region gelten, da auch das Ruhrgebiet ziemlich stark bevölkert ist. Viel wahrscheinlicher fände ich es aber, wenn gerade Köln oder Essen zu einer entsprechenden Metropole ausgebaut worden wären.


    Warum ist denn die Erste dieser Städte ausgerechnet in Deutschland? So wie es derzeit aussieht wäre imho Deutschland nicht gerade das Land das genug Ressourcen und Know How zur Verfügung stellen kann um ein dermaßen großes Projekt auf die Beine zu stellen.


    Da muss ich dir widersprechen. Gerade das Know How kommt zur Zeit vermehrt aus Deutschland. Deutschland ist Erfindungsweltmeister und das auf hohem Niveau. Die Zeiten, als die USA die Nase vorn hatten, ist vorbei und die derzeitige Lage von Japan lässt auch nicht erwarten, dass sich dort etwas großartig tut. Die haben nämlich andere Probleme.
    In entfernter Zukunft könnte Afrika nochmal eine wichtige Rolle spielen, aber momentan steht Deutschland fast schon konkurrenzlos an der Spitze.

  • ay Lord Finster,


    grins ... "moralisch" ist als Maßstab völlig unbrauchbar, weil "Moral" so wandelbar wie heißer Kaugummi ist. "Missbrauch" ist aber nicht an irgendeine krude Moralvorstellung gebunden, sondern an eine deutliche Vereinbarung (bzw, an einen Verstoß gegen diese)


    "Moral" ist kein Thema, ds ich auch nur in Ansätzen für diskussionsfähig halte - die Essenz aus Gewohnheit, Egoismus, Erziehung und Religiösen Vorurteilen, die sich selber einen Wert zu verleihen versucht und auf nachvollziehbare Maßstäbe verzichtet - neenee ...
    (Mein Menschenbild ist allerdings durchaus negativ - nach gängigen Moralvorstellungen gemessen ...)


    Das "Kunstlicht" hat spontan den Platz 1 in der LMN (Liste möglicher Namen) eingenommen, danke!


    Ay Heinrich,


    Das Problem mit dem Atommüll ist noch nicht gänzlich gelöst - zur Zeit sieht es so aus, dass ein paar Staaten das alles recht gut verpackt haben - und andere nicht (kommt drauf an, was ich von den verschiedenen Weltengegenden noch brauchen kann - der Rest ist dann verstrahlt)


    Köln? Köln ist eine Ruine, und die BewohnerInnen sind nach Seestadt umgezogen ...
    Zur Zeit der Erzählung sind diese Ruinen auch schon alle ausgeschlachtet und hübsch überwachsen. Ein paar Städte sind in der Tat umgebaut worden, ja - nachdem die ersten "neuen" Citys gezeigt haben, dass es da Vorteile gibt. Solange die Lage das hergibt (schiffbarer Fluss, relativ flaches Umland und ein paar andere Kleinigkeiten)

  • Das klärt meine Frage aber leider nicht. Eine Stadt geht nicht einfach unter. Da muss schon etwas mehr vorfallen. Mailand wurde zerstört und die Einwohner vertrieben. Warschau wurde dem Erdboden platt gemacht. Die Pest hat Köln fast ausgelöscht. Und noch viele andere Beispiele zeigen, wie widerstandsfähig Städte sind, je älter, desto stärker der Erhaltungsdrang der Bewohner. Ein Katastrophenszenario muss also her, das mehr ist, als die beschriebenen Beispiele. Städte gehen unter, weil sie tatsächlich verschwinden (Pompeii) oder weil die komplette Versorgungsstruktur zusammengebrochen ist und die Leute gezwungen sind, aus der Stadt zu fliehen. Es gibt nur wenige Beispiele in der Geschichte, in der große Städte untergegangen sind, aber meistens handelt es sich um die Hauptstadt einer untergegangenen Hochkultur (die anderen Städte sind meist nicht untergegangen), und nicht einmal das ist ein Garant dafür, dass eine Stadt untergeht (Kairo existiert, Rom existiert und den beiden drohte nie ein entsprechendes Schicksal). Du musst dir also etwas ausdenken, was die Dickköpfigkeit der Menschen gebrochen haben muss. Vielleicht wurde ja eine Ladung Atommüll durch ein explodierenden Transportflieger hübsch verteilt? So als kleine Idee, weshalb die Gegend zumindest zeitweise unbewohnbar ist/war.

  • Gesetze und andere, gesellschaftliche Regeln sind allerdings mindestens ebenso dehn- und wandelbar %-)
    Egal, sollen sich weniger gescheite Leute die Köpfe drüber zerbrechen ;D


    Zum Thema Atommüll:
    Wenn alles spaltbare Material, das sich für Reaktoren eignet, verbraucht ist, also gespalten, bis keine Neutronenemitter mehr entstehen, dann hat die Welt in der Tat ein Problem, denn spaltbar ist vieles und als Neutronenquelle für Reaktoren eignet sich, je nach Bauart vieles.
    Sagen wir einfach, die Atom-Lobby hat irgendwann die Koffer packen müssen, die Altlasten würde ich dann in die Ukraine und den Hinter-Ural verschiffen, neuerdings auch nach Japan. In den Ecken gibt es nämlich ausgedehnte Gegenden, die nachts leuchten und wo das Zeug niemand mehr stört. Einfach bis 100m unter die Grundwasserlinie schachten, das Zeug reinkippen und alle 10 bis 20 Jahre neuen Beton drüber, fertich :lol: Leben will da freiwillig eh niemand mehr.
    Außerdem gibt's da in Südamerika ein Biotop mit jährlich 0,0mm Niederschlag. Pro Quadratmeter gibt's da alle zehn Jahre mal ein Wasserglas an Feuchtigkeit. Da bräuchte man nicht einmal groß graben.


    Heinrich: Doch, Städte verschwinden durchaus einfach so, allerdings eher weniger so große, wie Köln. Schaut man aber nach Osten, entdeckt man dort große Industriestädte, die nach dem Zusammenbruch der UdSSR vollständig verlassen wurden und vor sich hin rotten. Moderne Geisterstädte sind nicht so selten, wie man denken mag, gibt's sogar in Westfalen.

    - "To make an apple pie from scratch you must first invent the universe." Carl Sagan

    - "Mehr pseudo als Mary geht nicht."

  • Heinrich, alle diese Städte haben massenhaften Input bekommen - wurden also von Außen wiedererrichtet. Aus verschiedenen Gründen, aber immer, weil "man" das wollte. Und konnte - mit Kohle, Öl oder Arbeitssklaven, die irgendwo eingesammelt wurden.


    Eine Stadt ist ohne Umland nicht lebensfähig, und deshalb auf "Verkehr" angewiesen. Geht alles recht schnell, wenn man nichts mehr hinkarrt ... und wenn das Hinkarren selber ein Problem wird (Verkehrs-Mittel)


    und richtig, Lord Finster: Gesetze sind ebenso wandelbar wie "Moral". Und eben darum gehts: Was, meinst du (als Leser) ist "böse"?
    Der Teil "Fiktion" in Science-Fiction/Sozial-Fictionist wichtig - und schwindet, wenn man heutige, mitteleuropäische "Moral" zugrunde legt. (Eben das macht ja die Fantasy so ... phantasielos)


    Und wie gesagt: der Atommüll ist (weil bislang nicht Plot-relevant) noch "offen"

  • Heinrich: Doch, Städte verschwinden durchaus einfach so, allerdings eher weniger so große, wie Köln. Schaut man aber nach Osten, entdeckt man dort große Industriestädte, die nach dem Zusammenbruch der UdSSR vollständig verlassen wurden und vor sich hin rotten. Moderne Geisterstädte sind nicht so selten, wie man denken mag, gibt's sogar in Westfalen.


    Natürlich verschwinden Städte. Aber das sind idR kleine Städte, wie du schon sagtest, und nicht in der Größenordnung Köln oder Ruhrgebiet. Da spielt eben der Dickkopf der Einwohner eine sehr entscheidende Rolle, der muss gebrochen werden. Die Städte in der UdSSR sind aber ein eher schlechtes Beispiel, weil sie innerhalb von ein bis zwei Generationen geplant, gebaut und eben wieder verlassen wurden. Oft existierte vorher zwar ein kleines Dörfchen an der Stelle, aber die zehn Leute, die dort vorher gewohnt haben spielen dabei keine Rolle. Kleine Geisterstädte kann man natürlich vielerorts finden, ob die unwirtschaftlichen Villages in Texas oder die Dörfer in Sachsen, aber im Falle von Köln und dem Ruhrgebiet sind ganz andere Dimensionen zu beachten.


    JvW
    Wenn nichts mehr in die Stadt gekarrt wird, wird die Stadt ganz schnell selbst zum Umland. Das technologische Level würde sinken, weil die Technik nicht mehr erreichbar wäre, aber die Stadt und ihre Bewohner würden bleiben, kleiner, ländlicher, aber doch nicht weg vom Fenster.

  • ernsthaft? Glaub ich nicht. Welcher Städter könnte heute auch nur fünf Minuten ohne Strom überleben (übertrieben gefragt) - und würde das tun, wenn es die Alternative gäbe, in die City umzuziehen?
    Das ist eine einfache Funktion: Der Städter jagt im Supermarkt - wenn der weiterzieht, folgt er ihm ...

  • Einige werden das sicherlich tun, andere aber werden da bleiben, entweder weil sie das als Alternative sehen, zu der Vorstellung, in einem solchen Komplex zu leben, oder einfach, weil sie es sich nicht leisten können.

  • Bleiben? vielleicht. Überleben? Eher nicht. Und Gemüse ziehen? Aber ganz und gar nicht ...


    (das mit dem "sich nicht leisten können" ist völlig falsch: Sobald der politische Wille da ist, Leute umzusiedeln (und der ist gegeben, sobald der Wille nicht mehr da ist, die alten Städte zu alimentieren), muss man es sich leisten können, dort zu bleiben. Indem man eben dort für sein Auskommen sorgt - und das eben können Städter heute schon nicht)

  • Doch, können sie. Der Mensch kann besser überleben, als du scheinbar glaubst. Es gibt genügend Beispiele, bei denen Menschen an den unmöglichsten Orten überlebt haben, und wenn sie sich von Ratten und Leichen ernähren. In Städten findet sich immer etwas, was essbar ist, selbst, wenn viele Leute nicht mehr da sind.
    Und für diejenigen, die da bleiben wollen gibt es noch andere Möglichkeiten. So gibt es eine Bewegung der Autonomie. Viele Kleingärtner können heute schon allein von ihrem Kleingarten leben. Hält man sich dazu noch ein paar Hühner, ist man wirklich vollkommen autark. Die Leute werden wahrscheinlich nicht mehr so alt, wenn sie erst wieder lernen müssen, Feuer zu machen, aber das Wissen darüber würde sich schnell verbreiten.

  • grau ... wie alle Theorie: Ich wohne in einer Stadt und sehe, wie wenig die Leute können - oder wollen.


    Und wie gerne sie lieber anderen etwas wegnehmen, anstatt selber etwas anzubauen - der Kleingärtner müsste einiges tun, um die Gartenräuber abzuwehren ... (und dafür Energie aufwenden, die dann beim Anbau fehlt). Nach der ersten Plünderungswelle werden die Vernünftigen etwas Vernünftiges tun: Weggehen, nämlich.


    Kein Problem mit Leuten, die es irgendwie in die Einöde verschlagen - aber unmöglich mit der Mischpoke, die in einer toten Stadt rumläuft.

  • Nur eines hast du vergessen: Der Mensch ist nicht vernünftig, er ist stur. Letztenendes werden sich entsprechend Strukturen bilden. Du beschützt meinen Garten, dafür bekommst du etwas von meinem Essen. Oder auch: Ich beschütze deinen Garten und bekomme etwas von dir, oder ich zerstöre ihn, du hast die Wahl. Am Ende wird es unterschiedliche Organisationen geben, die miteinander konkurieren. Wenn du die Gegend dann ausgeräuchert haben willst, könntest du dafür sorgen, dass irgendeine dieser Organisationen an Waffen mit Nuklearsprengkörpern gekommen ist (wie auch immer). Wenn erstmal die Anbauflächen unbrauchbar sind...
    Das mit den Nuklearsprengkörpern wäre sogar durchaus denkbar, wenn man bedenkt, dass Deutschland einige dieser Waffen besitzt (aber wir sind natürlich keine Atommacht 8) ).

  • der Mensch ist stur, richtig. Und eben deshalb denkt er nicht gerne, schon gar nicht um.


    Eine stadt bietet ohne Einfuhr von außen nur begrenzte Ressourcen - und wenn die jeder haben will, bleibt für den einzelnen nichts.
    Nach einer Seuche oder so (wenn 99% der Leute weg sind) mag es eine Chance geben, aber bei zu vielen, zu sturen und zu egoistischen Leuten gibt es die nicht

  • Hallo, zuersteinmal muss ich sagen, deine Idee gefällt mir großteils sehr gut, auch wenn sie einige Punkte enthält, die ich so erstmal nicht nachvollziehen kann. Keine großen Dinge, aber da fehlen mir erklärungen zu.


    Das eine ist, dass heutige Handys ohne Erdöl in keinster weise produzierbar sind. Eigentlich kein einziges technisches gerät, denn die meisten bestehen aus Plastik und das Stoff für die Platinen geht aus. Da scheint man auf etwas anderes umgestiegen zu sein.
    Aber was? Da fällt zumindest mir spontan nichts zu ein.
    Oder hat man das Zeug, dass eh schon da war (alte Fernseher, Computer etc. die man massig auf Müllhalden gefunden hast) einfach zusammengesucht und recycelt? Da ließe sich ja ne Menge wieder raus holen und aufs recycling scheint sich deine Kultur ja zu verstehen.
    Ansonsten müsste das ein ganz anderer Gerätetyp sein (anderes Material, andere interner Aufbau, andere Funktionen).
    Den kann ich mir nicht wirklich als "I-Phone-artig" vorstellen. Oder war das einfach als "kleiner allerkönnender-taschencomputer" gemeint?
    Da wüsste ich auf jeden Fall gern, was das genau ist und woraus es bestehen soll.


    Die Erklärung, warum die normalen Städte völlig untergegangen sind, find ich auch nicht nachvollziehbar.
    Aber ich glaube auch, ihr lauft da in eine Ecke ....


    Ich glaube das Heinrich in sofern recht hat, als dass es einem unbedarften Leser erstmal nicht ersichtlich ist, warum es Städte, die seit über 2000 Jahren existieren und mehrfach einfach "zum Land" geworden sind, einfach verschwinden.
    Sie werden fast gänzlich verlassen, weil es für die meisten keine Lebensgrundlage mehr, sie verwittern, werden ausgeplündert usw.
    Aber immernoch leben da starhalsige Leute, die nicht weg wollen. Die Stadt hat keine städtische Strukturen mehr, einige Gebäudeskelette findet man evtl noch, aber sonst ist die ehemalige Stadt überwuchert. Da könnten ja eine ländliche, dorfartige Siedlungen entstanden sein( bzw. eher mehrere), auf
    ehemaligem Stadtgebiet, wie Heinrich das auch beschrieben hat. Die Innestadt wäre wohl wirklich recht verlassen, aber die Stadt besteht großteils aus Wohngebieten und Vorstadt, da könnte oben beschriebenes gut passieren. (Ist wie gesagt auch mehrfach)
    Passt soweit doch auch ganz gut mit deiner "Außenwelt", die einfach keine Hauptrolle spielt.
    Das scheint nur einfach ... unwichtig ... für die Welt unter der Käseglocke.
    Aber einfach so, passiert sowas auch nicht. Rohstoffmangel, Arbeitslosigkeit und mangelnde Versorgung für so viele Leute, Streit in der Stadt ... , würde zwar wirklich eine Abwanderung bewirken, zumal, wenn staatlich gefördert. ABER über längere Zeit (einige Generationen) und aus einer Stadt wie Köln würden mehrere Dörfer werden. (Wirklich WEG sind sie aber nicht) Aber auch das scheint kein Konfliktpunkt mit deiner Planung.


    Oder der Griff in die Trickkiste: Das unbekannte Grauen. Nach einigen Generationen, weiß man einfach nicht mehr, warum die Städte untergegangen sind. So gehts immer :pfeif:


    Mal ganz davon von ab, dass ich denke, da ist viel lokalpatriotismus im Spiel und man möchte nicht wirklich lesen, dass seine Stadt untergeht, oder Heinrich? ;)

  • ay Sina,


    Was das "Gerät" angeht: der Vergleich zum iPhone meint in der tat ein "Universal-Gerät" - kein Telefon. Und, wie auch das iPhone: es besteht nicht aus Plastik, sondern aus einem Werkstoff, den man (im großen und ganzen) Glas nennen muss. Das "Innenleben" (wozu die seltenen Erden benötigt werden) besteht zum größten Teil aus wiederverwertetem Material, und es gibt immer noch Quellen dafür: Alte Siedlungen, aber auch natürliche Lager.


    Wenn eine Stadt verlassen wird und in der gleichen geografischen Lage ein paar Hütten entstehen - nun, das mag angehen, ja. Aber das hat mit der Stadt eben nichts weiter zu tun als den geografischen Ort - und würde nur dann stattfinden, wenn diese Lage einen Vorteil böte. Dann - und nur dann - könnte auch etwas wie eine größere Siedlung entstehen - nur sind die historischen Standortvorteile der meisten Städte schlicht hinfällig. Was die Römer damals für nützlich gehalten haben, ist heute kein Vorteil mehr ...

  • So, erstmal tut es mir leid, JvW, dass ich deine ausführliche Antwort irgendwie übersehen habe. Ich weiß nicht, wie das passiert ist, irgendwie habe ich beim Überfliegen der neuen Beiträge gar nicht gemerkt, dass "Stadt, Land Fluss" eine Welt ist, die sehr interessant war, und zu der ich mal was geschrieben habe.


    Ansonsten noch ein paar Kommentare zu der neu entstandenen Diskussion. Zumindest ich persönlich würde sofort umziehen, wenn ich wüsste, dass ich in einer anderen Stadt bessere Bedingungen hätte und gar zuhause meinen Balkon gegen Plünderer verteidigen müsste. Was aber auch daran liegen könnte, dass ich nie eine "Heimat" im eigentlich Sinn hatte, weil meine Eltern aus sehr verschiedenen Ecken stammen und wieder wo wanders wohnen.
    Trotzdem denke ich, gerade angesichts des Themas "Mobilität", das ja als so wichtig gilt, dass es durchaus realistisch ist, dass die Mehrheit einer Stadtbevölkerung nicht so an der Heimatstadt hängt, dass sie dort bleiben würde, wenn das mit unter Umständen lebensbedrohlichen Nachteilen verbunden wäre, vor denen man anderswo sicher ist. Wobei es sicherlich auch Menschen geben würde, die das trotzdem täten, sie würden aber wohl kaum die ursprüngliche Stadt so aufrecht erhalten.


    Und zum Thema Giftmüll. Gerade was chemische Verfahren angeht, wird schon jetzt an vielen Projekten gearbeitet, mit denen das Auftreten von selbigem verhindert werden soll, bzw. alles wieder einem sinnvollen Zweck zugeführt werden. Gerade im Bereich Katalyse wird da viel geforscht, was das in Wirklichkeit bringt, weiß man natürlich nicht, aber ich finde die Vorstellung einer Zivilisation, in der insbesondere giftige organische Moleküle, die irgendwie wieder in etwas Nützliches umgewandelt werden können, wesentlich weniger unrealistisch, als manch anderes, was in der Science Fiction so fabriziert wird. ;)


    Interessant wäre aber natürlich trotzdem die Frage: Warum wurden die ursprünglichen Städte denn jetzt genau verlassen. Gab es da irgendwelche katastrophalen Ereignisse, Kriege, wo sie als mögliches Angriffsziel bereits verlassen werden mussten, Seuchen, die viel genannten nuklearen Unglücke oder sonstiges?
    Oder ist es wirklich einfach so und freiwillig passiert?

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