Also hoemma, du musst die Mehrheit von uns hier nicht als Tussen hinstellen, die nur den ganzen Tag vor dem Schminkspiegel verbringen, nur um einem recht beliebigen Ideal hinterherzurennen!
Sicherlich tun viele Frauen ein paar unangenehme Dinge, um dem einen oder anderen Ideal zu entsprechen, aber "alles in ihrer Macht stehende" ist was anderes. Frauen, die Unmengen Geld ausgeben, um genau so auszusehen wie Barbie, sind eher stark in der Minderheit.
Die Mehrheit hat eher noch andere Prioritaeten in ihrem Leben.
Nee, so meinte ich das nicht, aber ich finde, diese Art oberflächliche Tussi ist sowieso ein blödes Klischee.
"Feminine" Hobbies werden oft mit all den negativen Eigenschaften, der Frauen angedichtet wird, in Verbindung gebracht, und Frauen mit "femininen" Hobbies sind davon dann doppelt betroffen. Nur weil eine sich oft schminkt oder Markenprodukte kauft, heisst das nicht, dass sie irgendeinem Ideal hinterher rennt. Zum einen ist Makeup auch einfach ein kreatives Hobby, so wie Zeichnen oder Nähen, zum Anderen kann Makeup auch total empowernd sein - manchen fällt erst, wenn sie zum ersten Mal professionell geschminkt werden, auf, dass sie z.B. total schöne Augen haben, weil der eigene Blick ja doch oft auf das fällt, was wir an uns selbst nicht so mögen.
Ich habe eher an die vielen unbewussten Denkvorgänge gedacht, die uns immer wieder auf ein bestimmtes Ideal zu steuern, wie z.B. beim Sport oft einzelne Körperpartien als besonders trainingsbedürftig wahrgenommen werden, weil die Partie nicht zum Idealshape passt etc.
ZitatKommt halt drauf an, welches der beliebigen Ideale man jetzt gerade rausgesucht hat.
Einfacher fuer trans und cis Leute waer's jedenfalls, den Lebenserfolg nicht am Ideal-Gerechtwerden zu messen, aber gerade das scheint ja oftmals die Kunst zu sein.
Ich finde nicht, dass dies das ursächliche Problem ist. Der Druck, unter den sich viele selbst setzen, ist ja oft nur der Versuch, normativer Gewalt auszuweichen. Wenn Menschen bestimmten Anforderungen gerecht werden müssen, weil ansonsten die eigene Existenz bedroht wird, entwickeln wir nunmal ein negatives Selbstbild zu entwickeln und setzen uns selbst unter Druck - das ist ein normaler und völlig sinnvoller Überlebensimpuls.
In den Fällen, in denen eine Person wirklich ihre Bestimmung darin findet, einem bestimmten Ideal zu folgen, ist dagegen mMn überhaupt nichts einzuwenden, egal ob dieses Ideal Sally Ride (die erste LGBT+Person im Weltraum) oder Tyra Banks (die erste Schwarze Amerikanerin auf dem Cover von GQ und Sports Illustrated) ist.
ZitatDas is jetzt etwas abstrakt, koenntest du das noch etwas ausfuehrlicher und mit mehr Beispielen erklaeren?
Das Konzept "weibliche Sozialisierung" ist genau genommen ziemlich abstrakt
Grob vereinfacht geht es ja darum, dass Jill lernt, das sie wegen ihrer Genitalien ein Mädchen ist, und dass Jack lernt, dass er wegen seiner Genitalien ein Junge ist. Später lernt Jill, dass sie, weil sie ein Mädchen ist, Kleider tragen und mit Puppen spielen sollte, und Jack, dass er, weil er ein Junge ist, Hosen tragen und mit Autos spielen sollte.
Dieses Beispiel ist ziemlich anfechtbar und mir fallen auf Anhieb mehrere Unstimmigkeiten daran auf, aber wie gesagt: Grob vereinfacht.
Anmerkung: Eine häufige Kritik an dem Konzept ist, dass es Weiblichkeit auf eine universelle Kernerfahrung zurückführt, die alle Frauen gemeinsam haben. Nicht-weiße Feministinnen wenden oft ein, dass die älteste Tochter einer schwarzen Arbeiter*innenfamilie in Texas ihre Weiblichkeit gänzlich anders erlebt als eine weiße Frau aus einer reichen Familie in Californien. Im (de-)konstruktivistischen Feminismus wird Begriff der Weiblichkeit eher im Rahmen sozialer Klassifizierungen verstanden, die Idee einer universellen Kernerfahrung abgelehnt.
Die meisten cis Personen können geschlechtertypische Sozialisierung von cis Leuten irgendwie aufgrund eigener Erfahrungen nachvollziehen, haben aber oft keinen guten Zugang dazu, wie trans Personen ihre Sozialisierung erleben. Durch dieses fehlende Verständnis kommt es auch im feministischen Kontext häufiger mal zu unangenehmen Situationen für trans Personen. Trans Frauen werden regelmäßig aufgrund ihrer angeblich "männlichen" Kindheit ausgeschlossen und trans Männer werden oft in ihrer Identität nicht ernst genommen.
Nehmen wir also an, Jill wurde mit Body Dysphoria geboren. Das Gefühl, dass sich der eigene Körper, insbesondere die Genitalien, falsch anfühlt, ist wahrscheinlich eine ihrer ersten Erinnerungen. Selbst wenn sie sich nicht direkt erinnert, hat es zumindest nie einen Zeitpunkt gegeben, an dem sich ihre Genitalien "richtig" angefühlt haben.
Dieses Gefühl hatte Jill auch zu dem Zeitpunkt, als ihr erklärt worden ist, dass sie ein Junge sei, weil sie einen Penis habe. Jill könnte deshalb das Gefühl haben, dass sich die Anderen damit irren müssen, weil ihre Genitalien ja falsch sind... oder sie kommt zu dem Schluss, dass sie zwar ein Junge ist, aber lieber keiner möchte... etc. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie offen Jills Ablehnung gegenüber der ihr auferlegten Geschlechterrolle ist, aber alle laufen darauf hinaus, dass sich Jill nie völlig damit identifizieren kann.
Als Jill beigebracht bekommt, mit Autos zu spielen, weil Jungs das nunmal so machen, freut sie sich vielleicht über das neue Spielzeug, weil sie z.B. mag wie es sich anfühlt, wenn sie das Auto über den Boden schiebt, aber vielleicht ist sie auch schrecklich frustriert, weil weiterhin Alle glauben, sie sei ein Junge, und sie es nicht schafft, sich auszudrücken oder ernst genommen zu werden. Aber auf keinen Fall wird Jill die Autos mögen, weil sie sich mit der Rolle, die mit dem Besitz der Autos verbunden ist, identifiziert, denn das kann sie gar nicht leisten. Wenn immer von ihr verlangt wird, sich mit dieser Rolle zu identifizieren, ist das eigentlich ganz krasse Gewalt für das Kind, auch wenn ihr Umfeld das nicht absichtlich tut. Oft führt das auch zu physischer Gewalt, weil Jill einfach nicht permanent genug Kraft aufbringen kann, sich selbst in diese Rolle zu zwingen, aber der psychische Druck ist schlimmer.
Natürlich ist Jill nicht auf stereotyp weibliche Rollenzuschreibungen festgelegt. Ein paar "männliche" Sachen wird sie einfach um der Sache selbst mögen und manche Interessen und Verhaltensweisen, die Jill früher zu "männlich" waren, kann sie im Laufe ihres Lebens sogar anfangen zu mögen, falls sie es schafft, sie mit ihrer Weiblichkeit in Einklang zu bringen - exakt so wie cis Frauen auch mit ihrem Rollenverständnis kämpfen müssen.
Selbst wenn Jill ihre Fassage so lange Zeit ihres Lebens aufrecht erhalten haben sollte, ist das nicht mit cismännlicher Rollenbildung gleichzusetzen. Wahrscheinlich schleifen sich bei ihr dann zwar Trigger für männliches Rollenverhalten ein, aber das sind traumabedingte Flashbacks. Sobald sie aus der traumatischen Situation entkommen ist, lassen sie mit angemessener Zeit und ggf. einer guten Therapieunterstützung nach. (Die traumatische Situation ist natürlich das erzwungene Doppelleben als "Mann", das psychologisch nunmal einer Missbrauchssituation gleichkommt.)
ZitatAeh... naja, einerseits nicht und andererseits gerade auf die Fortpflanzung bezogen schon. Soweit ich meinen Biologieunterricht richtig verstanden habe, gibts eine Auspraegung von Menschen, die mit einer anderen Auspraegung von Menschen (aber nicht mit ihrer eigenen Auspraegung) Kinder machen koennen. Davon abgesehen gibt's noch eine ganze Menge anderer Menschen, die (derzeit) keine Kinder machen wollen oder koennen.
Sind Menschen, die medizinische Prozeduren benötigen, um miteinander Kinder zu zeugen, z.B. Tabletten oder künstliche Befruchtung, solche, die miteinander Kinder machen können oder nicht? Was ist mit Leihmüttern und Eizellenspenden? Für eine Eizellenspende braucht die Personen keinen eigenen Gebärtrakt, für das Austragen eines Kindes keine eigenen Gonaden - sind beide Personen "nicht fortpflanzungsfähig"?
ZitatWenn man jetzt Mensch/Ork-Mischungen haben will, dann muessen manche Menschen mit manchen Orks in so weit anatomisch kompatibel sein, dass sie Kinder machen koennen.
Haetten jetzt Orks z.B. keinerlei Penisse, dann muessten sie sich was ueberlegen, wie das Ork-Ejakulat (so es das gibt?) in die Menschenfrau kommen soll, wenn die Menschenfrau die Mutter sein soll. Aber gut, vielleicht ist ja der Trichter ein gaengiges Sextoy bei den Orks
Entweder sind Ork-Keimzellen widerstandsfähiger und langlebiger als menschliche, was angesichts der "Eizellenspeicherung" mE plausibel wirkt, oder es funktioniert nur umgekehrt, weil die orkische Vagina kürzer / nicht vorhanden ist. Manche Menschen mit MRKH haben keine voll ausgebildete Vagina, aber einen "normalen" Uterus. Sie sind durchaus in der Lage, Kinder auszutragen. (Viele MRKH-Patientinnen haben einen Uterus, der zu klein ist, um ein Baby auszutragen. Meist können sie sich Eizellen entnehmen lassen, sind aber auf eine Leihmutter angewiesen.) Penetrativer Sex ist unter solchen Umständen natürlich nicht zu empfehlen.