Beiträge von Daisy

    Also hoemma, du musst die Mehrheit von uns hier nicht als Tussen hinstellen, die nur den ganzen Tag vor dem Schminkspiegel verbringen, nur um einem recht beliebigen Ideal hinterherzurennen! ;)
    Sicherlich tun viele Frauen ein paar unangenehme Dinge, um dem einen oder anderen Ideal zu entsprechen, aber "alles in ihrer Macht stehende" ist was anderes. Frauen, die Unmengen Geld ausgeben, um genau so auszusehen wie Barbie, sind eher stark in der Minderheit.
    Die Mehrheit hat eher noch andere Prioritaeten in ihrem Leben.


    Nee, so meinte ich das nicht, aber ich finde, diese Art oberflächliche Tussi ist sowieso ein blödes Klischee.


    "Feminine" Hobbies werden oft mit all den negativen Eigenschaften, der Frauen angedichtet wird, in Verbindung gebracht, und Frauen mit "femininen" Hobbies sind davon dann doppelt betroffen. Nur weil eine sich oft schminkt oder Markenprodukte kauft, heisst das nicht, dass sie irgendeinem Ideal hinterher rennt. Zum einen ist Makeup auch einfach ein kreatives Hobby, so wie Zeichnen oder Nähen, zum Anderen kann Makeup auch total empowernd sein - manchen fällt erst, wenn sie zum ersten Mal professionell geschminkt werden, auf, dass sie z.B. total schöne Augen haben, weil der eigene Blick ja doch oft auf das fällt, was wir an uns selbst nicht so mögen.


    Ich habe eher an die vielen unbewussten Denkvorgänge gedacht, die uns immer wieder auf ein bestimmtes Ideal zu steuern, wie z.B. beim Sport oft einzelne Körperpartien als besonders trainingsbedürftig wahrgenommen werden, weil die Partie nicht zum Idealshape passt etc.


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    Kommt halt drauf an, welches der beliebigen Ideale man jetzt gerade rausgesucht hat.


    Einfacher fuer trans und cis Leute waer's jedenfalls, den Lebenserfolg nicht am Ideal-Gerechtwerden zu messen, aber gerade das scheint ja oftmals die Kunst zu sein.


    Ich finde nicht, dass dies das ursächliche Problem ist. Der Druck, unter den sich viele selbst setzen, ist ja oft nur der Versuch, normativer Gewalt auszuweichen. Wenn Menschen bestimmten Anforderungen gerecht werden müssen, weil ansonsten die eigene Existenz bedroht wird, entwickeln wir nunmal ein negatives Selbstbild zu entwickeln und setzen uns selbst unter Druck - das ist ein normaler und völlig sinnvoller Überlebensimpuls.


    In den Fällen, in denen eine Person wirklich ihre Bestimmung darin findet, einem bestimmten Ideal zu folgen, ist dagegen mMn überhaupt nichts einzuwenden, egal ob dieses Ideal Sally Ride (die erste LGBT+Person im Weltraum) oder Tyra Banks (die erste Schwarze Amerikanerin auf dem Cover von GQ und Sports Illustrated) ist.


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    Das is jetzt etwas abstrakt, koenntest du das noch etwas ausfuehrlicher und mit mehr Beispielen erklaeren?


    Das Konzept "weibliche Sozialisierung" ist genau genommen ziemlich abstrakt ;)


    Grob vereinfacht geht es ja darum, dass Jill lernt, das sie wegen ihrer Genitalien ein Mädchen ist, und dass Jack lernt, dass er wegen seiner Genitalien ein Junge ist. Später lernt Jill, dass sie, weil sie ein Mädchen ist, Kleider tragen und mit Puppen spielen sollte, und Jack, dass er, weil er ein Junge ist, Hosen tragen und mit Autos spielen sollte.
    Dieses Beispiel ist ziemlich anfechtbar und mir fallen auf Anhieb mehrere Unstimmigkeiten daran auf, aber wie gesagt: Grob vereinfacht.


    Anmerkung: Eine häufige Kritik an dem Konzept ist, dass es Weiblichkeit auf eine universelle Kernerfahrung zurückführt, die alle Frauen gemeinsam haben. Nicht-weiße Feministinnen wenden oft ein, dass die älteste Tochter einer schwarzen Arbeiter*innenfamilie in Texas ihre Weiblichkeit gänzlich anders erlebt als eine weiße Frau aus einer reichen Familie in Californien. Im (de-)konstruktivistischen Feminismus wird Begriff der Weiblichkeit eher im Rahmen sozialer Klassifizierungen verstanden, die Idee einer universellen Kernerfahrung abgelehnt.


    Die meisten cis Personen können geschlechtertypische Sozialisierung von cis Leuten irgendwie aufgrund eigener Erfahrungen nachvollziehen, haben aber oft keinen guten Zugang dazu, wie trans Personen ihre Sozialisierung erleben. Durch dieses fehlende Verständnis kommt es auch im feministischen Kontext häufiger mal zu unangenehmen Situationen für trans Personen. Trans Frauen werden regelmäßig aufgrund ihrer angeblich "männlichen" Kindheit ausgeschlossen und trans Männer werden oft in ihrer Identität nicht ernst genommen.


    Nehmen wir also an, Jill wurde mit Body Dysphoria geboren. Das Gefühl, dass sich der eigene Körper, insbesondere die Genitalien, falsch anfühlt, ist wahrscheinlich eine ihrer ersten Erinnerungen. Selbst wenn sie sich nicht direkt erinnert, hat es zumindest nie einen Zeitpunkt gegeben, an dem sich ihre Genitalien "richtig" angefühlt haben.
    Dieses Gefühl hatte Jill auch zu dem Zeitpunkt, als ihr erklärt worden ist, dass sie ein Junge sei, weil sie einen Penis habe. Jill könnte deshalb das Gefühl haben, dass sich die Anderen damit irren müssen, weil ihre Genitalien ja falsch sind... oder sie kommt zu dem Schluss, dass sie zwar ein Junge ist, aber lieber keiner möchte... etc. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie offen Jills Ablehnung gegenüber der ihr auferlegten Geschlechterrolle ist, aber alle laufen darauf hinaus, dass sich Jill nie völlig damit identifizieren kann.
    Als Jill beigebracht bekommt, mit Autos zu spielen, weil Jungs das nunmal so machen, freut sie sich vielleicht über das neue Spielzeug, weil sie z.B. mag wie es sich anfühlt, wenn sie das Auto über den Boden schiebt, aber vielleicht ist sie auch schrecklich frustriert, weil weiterhin Alle glauben, sie sei ein Junge, und sie es nicht schafft, sich auszudrücken oder ernst genommen zu werden. Aber auf keinen Fall wird Jill die Autos mögen, weil sie sich mit der Rolle, die mit dem Besitz der Autos verbunden ist, identifiziert, denn das kann sie gar nicht leisten. Wenn immer von ihr verlangt wird, sich mit dieser Rolle zu identifizieren, ist das eigentlich ganz krasse Gewalt für das Kind, auch wenn ihr Umfeld das nicht absichtlich tut. Oft führt das auch zu physischer Gewalt, weil Jill einfach nicht permanent genug Kraft aufbringen kann, sich selbst in diese Rolle zu zwingen, aber der psychische Druck ist schlimmer.
    Natürlich ist Jill nicht auf stereotyp weibliche Rollenzuschreibungen festgelegt. Ein paar "männliche" Sachen wird sie einfach um der Sache selbst mögen und manche Interessen und Verhaltensweisen, die Jill früher zu "männlich" waren, kann sie im Laufe ihres Lebens sogar anfangen zu mögen, falls sie es schafft, sie mit ihrer Weiblichkeit in Einklang zu bringen - exakt so wie cis Frauen auch mit ihrem Rollenverständnis kämpfen müssen.


    Selbst wenn Jill ihre Fassage so lange Zeit ihres Lebens aufrecht erhalten haben sollte, ist das nicht mit cismännlicher Rollenbildung gleichzusetzen. Wahrscheinlich schleifen sich bei ihr dann zwar Trigger für männliches Rollenverhalten ein, aber das sind traumabedingte Flashbacks. Sobald sie aus der traumatischen Situation entkommen ist, lassen sie mit angemessener Zeit und ggf. einer guten Therapieunterstützung nach. (Die traumatische Situation ist natürlich das erzwungene Doppelleben als "Mann", das psychologisch nunmal einer Missbrauchssituation gleichkommt.)


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    Aeh... naja, einerseits nicht und andererseits gerade auf die Fortpflanzung bezogen schon. Soweit ich meinen Biologieunterricht richtig verstanden habe, gibts eine Auspraegung von Menschen, die mit einer anderen Auspraegung von Menschen (aber nicht mit ihrer eigenen Auspraegung) Kinder machen koennen. Davon abgesehen gibt's noch eine ganze Menge anderer Menschen, die (derzeit) keine Kinder machen wollen oder koennen.


    Sind Menschen, die medizinische Prozeduren benötigen, um miteinander Kinder zu zeugen, z.B. Tabletten oder künstliche Befruchtung, solche, die miteinander Kinder machen können oder nicht? Was ist mit Leihmüttern und Eizellenspenden? Für eine Eizellenspende braucht die Personen keinen eigenen Gebärtrakt, für das Austragen eines Kindes keine eigenen Gonaden - sind beide Personen "nicht fortpflanzungsfähig"?


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    Wenn man jetzt Mensch/Ork-Mischungen haben will, dann muessen manche Menschen mit manchen Orks in so weit anatomisch kompatibel sein, dass sie Kinder machen koennen.
    Haetten jetzt Orks z.B. keinerlei Penisse, dann muessten sie sich was ueberlegen, wie das Ork-Ejakulat (so es das gibt?) in die Menschenfrau kommen soll, wenn die Menschenfrau die Mutter sein soll. Aber gut, vielleicht ist ja der Trichter ein gaengiges Sextoy bei den Orks :lol:


    Entweder sind Ork-Keimzellen widerstandsfähiger und langlebiger als menschliche, was angesichts der "Eizellenspeicherung" mE plausibel wirkt, oder es funktioniert nur umgekehrt, weil die orkische Vagina kürzer / nicht vorhanden ist. Manche Menschen mit MRKH haben keine voll ausgebildete Vagina, aber einen "normalen" Uterus. Sie sind durchaus in der Lage, Kinder auszutragen. (Viele MRKH-Patientinnen haben einen Uterus, der zu klein ist, um ein Baby auszutragen. Meist können sie sich Eizellen entnehmen lassen, sind aber auf eine Leihmutter angewiesen.) Penetrativer Sex ist unter solchen Umständen natürlich nicht zu empfehlen.

    Nein, davon gehe ich nicht aus. Vermutlich habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt; ich vermute lediglich, dass die dafür Verantwortlichen in der Filmbranche der Ansicht sind, dass eine Gruppe sich von einem Film eher angesprochen fühlen könnte, wenn ein Charakter in diesem besagter Gruppe angehört. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, und ich bezweifel nicht, dass einige Filmemacher so kurzsichtig sind, dann ist natürlich klar, dass nicht weit genug gedacht wird, da einen Menschen, wie du das ja schon angesprochen hast, mehr ausmacht, als nur die Zugehörigkeit zu einer Gruppe – erst recht dann nicht, wenn man sich niemals aktiv zu dieser Zugehörigkeit entschieden hat.


    Das könnte sein. Rassismus ist sehr oft die Konsequenz von Ignoranz.
    Wenn Leuten spätestens nach dem zweiten Film, der diese Strategie fährt, nicht klar ist, dass sie nicht funktioniert, scheint ihnen dennoch nicht wichtig zu sein, ob sie marginalisierten Gruppen gefällt oder nicht.


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    Kannst du das irgendwie belegen? Ich kann dir zwar auch nicht das Gegenteil beweisen, und nur meinen subjektiven Eindruck schildern, doch ich habe seeehr viel Kritik an der Besetzung von Ghost in the Shell im Internet mitbekommen.


    Ich habe auch nicht gesagt, es hätte keine Kritik an Ghost in the Shell gegeben. Gerade weil GitS so heftigen Widerstand ausgelöst hat, habe ich diesen Film als Beispiel gewählt. Naja, und weil Motoko Kusanagi immer schon meine Lieblings-Actionheldin ist, ich mir seit Avengers einen Action-Film mit Scarlett Johannson in der Hauptrolle gewünscht habe und mir diese Kombination wie ein persönlicher Alptraum vorkommt.


    Ich sagte, die Kritik geht nicht die selben Gruppen aus.



    Belege:


    Die erste Seite, die meine Suchmaschine zum Thema "Whitewashing" ausgespuckt hat, gibt auf der Startseite an:
    "There’s no such thing as “blackwashing” or “brownwashing”.
    (http://stopwhitewashing.tumblr.com/about)


    Es gibt auch massenhaft Seiten, die sich über "Pandering to minorities/SJWs/women" beschweren. Verlinken möchte ich die nicht, kann aber mit einem Artikel darüber dienen: "Nerd Guys, Pandering and 'Forced' Diversity" von Joe Cain auf The Mary Sue


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    Eben. Am sinnvollsten wäre es wohl daher einfach gewesen, noch mehr Nicht-Weiße-Charaktere zu haben.


    Ja.


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    Wirklich ausgestaltet sind die wenigsten Charaktere in Rogue One. Der einzige Charakter, der ein wenig genauer ausgestaltet wurde, ist Jyn, selbst bei Cassian hört es schon auf; hier finde ich es aber gut, dass er sie in einer Szene darauf hinweist und eine Anspielung macht, dass er eben auch eine Geschichte hat, wie sie alle – doch darauf wird im Film auch gar kein Fokus gelegt.


    Ja, es ist hauptsächlich ein Film über eine junge weiße Frau. Wie viele nicht-weiße menschliche Charaktere treten in den acht Star Wars-Kinofilmen als Protagonist*innen auf?


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    Zu Frage 3 nein? Sie unterhalten sich über so ziemlich genau das selbe, wie die weißen Charaktere; über die Mission. Dürfen die Nicht-Weißen Charaktere das nicht, da indirekt Weiße an der Mission beteiligt sind oder so auf gewisse Weise wieder über sie gesprochen wird? Sollen sie jetzt, nur damit so ein Test, der ohnehin ziemliche Macken hat, bestanden werden kann, über irgendetwas reden, was nichts mit der Handlung zu tun hat und auch gar nicht wirklich in den Film passen würde, nichts weiter erklärt oder weiterbringt?


    Es geht nicht darum, was nicht-weiße Charaktere dürfen oder nicht dürfen, sondern darum, aufzuzeigen, dass es eindimensionale Nebenfiguren sind, die als Kulisse für die weiße Hauptfigur dienen und zu denen das Publikum kaum emotionale Bindung aufbaut.


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    Indem man davon überzeugt ist, dass er Film möglichst viele Leute ansprechen soll.


    Das wäre toll, ja. Hollywood arbeitet jedoch nach anderen Prinzipien ("Daily Mail"-Artikel)


    Knapp zusammengefasst:
    Als sich die Filmindustrie etabliert hat, waren typische Konsumenten weiß und männlich, weil weiße Männer am ehesten über Einkommen verfügten. Viele (immernoch hauptsächlich weiße, männliche) Investoren großer Firmen halten es immernoch für ein großes finanzielles Risiko, von bisherigen Geschäftsmodellen, die hauptsächlich an weiße, männliche Konsumenten gerichtet sind, abzuweichen.


    In der Spieleindustrie ist es das selbe, obwohl mittlerweile 52% aller Gamer*innen weiblich sind. ("The Guardian" Artikel) Durch diese Lücke sind Indie-Publishern vor Jahren zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für AAA-Publisher geworden. Dennoch setzen große Firmen nach wie vor auf konservative Geschäftsmodelle - je mehr Geld im Spiel ist, desto weniger "risikobereit". Das gilt auch für Firmen, die erst vor Kurzem klein angefangen haben.


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    Mit deiner Aussage, nicht-weiße Charaktere seien nur deshalb in Filmen, damit weiße Filmemacher einen vermeintlichen Rassismus-Vorwurf von sich weisen können, kannst du im Prinzip jeden Auftritt eines Nicht-Weißen kritisieren. Ja, du kannst sogar Filme wie z.B. 12 Years a Slave schlecht reden und sagen: „Der Film wurde nur gemacht, damit niemand sagen kann, Hollywood sei rassistisch“, um es mal krass auszudrücken.


    Ich sagte, vereinzelt eingestreute, eindimensionale Charaktere sind keine angemessene Repräsentation einer marginalisierten Gruppe.
    Wie brichst du das bitte auf so eine unsinnige Pauschalaussage wie diese, die du mir da unterstellst, runter?


    Wo habe ich behauptet, dass die Auftritte der nicht-weißen Schauspieler*innen das Problem an Rogue One oder Chronicles of Shannara seien?
    Wenn, dann stören mich vielen, langen Auftritte der weißen Leute. Die nicht-weißen Figuren sind zu selten, haben zu wenig Screentime und zu wenig eigenen Plot. Ich will nicht, dass Chirrut Îmwe gegen einen anderen Asiaten ausgetauscht wird, sondern dass Will Ohmsford von einem Portugiesen gespielt wird.

    Die Frage, die ich mir eher gestellt hatte, war, ob bei den weiter weg auswandernden Orkvölkern im Laufe der Zeit ein Geschlecht verlorengehen könnte. Shdeddim sind ja quasi zwischen Shgumaba und Mizeanen, so von den körperlichen Eigenschaften, angesiedelt; es wäre also möglich, dass eine Gesellschaft anfängt, alle die, die eigentlich Shdeddim gewesen wären, in eine der beiden ähnlichen Geschlechtsklassen einzuteilen, und dass diese im Lauf der Zeit sozusagen verschwindet. In einer Extremsituation, wohlgemerkt, also eine relativ kleine Population, abgeschnitten von allen anderen - durch einen Ozean getrennt.


    (Und da besagte Völker dann z.B. in einem menschendominierten Gebiet leben würden, wäre eine drastische Veränderung der Kultur ja recht wahrscheinlich...)


    Obwohl es ein streitbarer Standpunkt ist würde ich sagen, auf der Erde gab es bereits ähnliche Entwicklungen.
    Zumindest gab es Geschlechtersysteme mit einer anderen Anzahl als 2, die im europäischen Imperialismus ausgemerzt wurden und anderherum ist unsere Gesellschaft gerade dabei, sich vom dualen System zu verabschieden.


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    Das Problem besteht darin, viel zu viele Eigenschaften einer Norm zuzuschreiben, anstatt einer Minimaldefinition, oder? So verstehe ich das im Moment. Auf unsere Welt bezogen würde ich als "Typ 1" z.B. definieren "hat Hoden und keine Eierstöcke". Und natürlich immer mitbedenken, dass man nicht alle Menschen in Typen einordnen kann. Ich weiß nicht, ob diese Definition Probleme hat... wenn ja, würde ich mich freuen, wenn du sie mir aufzeigst. :)


    In der Realität funktionieren Minimaldefinitionen nicht besonders gut.
    Das Hauptproblem ist, dass Sexus ("biologisches Geschlecht") als kulturell neutral verstanden wird, in Wahrheit aber genauso ein sozial-biologisches Konstrukt wie Gender ist. Biologisch gibt es eine mWn zweistellige Zahl biologischer Geschlechtervarietäten, die in der Praxis aber, dem Menschenbild westlicher Kulturen entsprechend, immer wieder zu zwei Gruppen plus jene, die sich angeblich "nicht einordnen lassen", zusammengefasst werden.
    Unterschiede zwischen Varietäten innerhalb der gezogenen Gruppen werden, je nach ihrer augenscheinlichen Auffälligkeit, 1. ignoriert, 2. heruntergespielt oder 3. pathologisiert. Fast unnötig zu sagen, dass besagte Auffälligkeit ebenfalls höchst subjektiv ist & vA davon abhängt, was die (idR weißen männlichen cisgender) Forscher als gewohnt empfinden und was ihre Kultur für wichtig erachtet.
    Beispielsweise wird in der christlich-europäischen Weltanschauung auf Penisse stets besonderen Wert gelegt, weil Penisse als Symbol für Dominanz und Macht angesehen werden. Sexualität, Fortpflanzung und Penetration werden oft als eins erachtet und gelten oft als Sinn der menschlichen Existenz, selbst in post-religiösen Weltanschauungen. Andere Kulturen sehen das traditionell bereits anders.


    Querfeministinnen wie ich lehnen Modelle, die einen unüberwindbaren Unterschied zwischen Geschlechtern "einfacher" finden, ab. Es hat diskriminierenden Charakter, wenn willkürlich gezogene Grenzen als naturgegebenes Faktum dargestellt werden, vA wenn diese Grenzen sich "zufällig" gut mit der bestehenden Gesellschaftsordnung - und somit den Machtansprüchen herrschender Klassen - vereinbaren lassen. Wenn Fakten, die der hegemonialen Ordnung zuwider laufen, zwecks "Vereinfachung" gestrichen werden, dann verliert wissenschaftliche Arbeit ihre Neutralität und wird zum Unterdrückungsinstrument.
    Das war sprachlich vielleicht ziemlich aufgeladen formuliert, aber der Punkt ist: Wir kommen auch ganz gut ohne Essentialismus aus. Erschwert wird dadurch nur, die Gesellschaftsordnung zu rechtfertigen.


    Natürlich könnten deine Orks einfach 4 statt der bei Menschen üblichen ~40 Varietäten haben, so dass sie sich tatsächlich sauber auf 4 der 6 Geschlechter übertragen lassen würden. Es wäre mMn trotzdem einfacher, direkt festzulegen, woran Orks die Geschlechterklasse einer Person erkennen... denn das Erkennen ist der genau der Punkt, an dem Klassenbildung stattfindet.


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    Ahja, das hab ich auch erst vor kurzem verstanden bzw. erst erklärt bekommen.
    Ist bei den Orks wohl so, dass die Kinder erst den Erwachsenen mitteilen müssen, welches Geschlecht sie haben - da es aus dem Körperbau nicht eindeutig ersichtlich ist. (Wie bei Menschen auch, aber Menschen gehen halt von was anderem aus.)


    Das wirkt angenehm :)
    Eine Gesellschaft, in der Kinder geschlechtsneutral aufwachsen können bis sie alt genug sind, selbst sagen zu können, wer sie sind, käme wohl allen FLTI*-Personen sehr entgegen.



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    Oh, ich bin einfach mal mit generischem Maskulinum vorgeprescht, von wegen Orks, die an sich schon klischeehaft maskulin sind. Krieger, Säuger, Gelehrter, Dieb, Arbeiter, ... alles männlich; ich hab auch überlegt, noch "Gebärer" zu sagen statt Mutter, aber das kam mir etwas verkrampft vor...
    Jetzt werd ich eh mal versuchen, mich an die in-world Bezeichnungen zu gewöhnen. Ob "Atach" nun aber männlich ist oder weiblich - ich könnte sagen "Der Atach hat soundsoviele Kinder geboren" - vielleicht mach ich das auch so. Vielleicht erweckt das generische Maskulinum aber auch bei Lesenden den Eindruck, es gäbe bei den Orks nur Männer... das ist auch wieder ungünstig. Aber konsistenter wäre es. ???


    Deutsch ist eine umständliche Sprache, weil das Utrum fehlt.
    Genau genommen ist sie weniger umständlich als sexistisch. Das generische Maskulinum als Ersatz fürs Utrum zu benutzen, stellt leider Männer als "normal" und Frauen als irgendwie "abnormal" dar. Deswegen haben viele Firmen ja auch lange Richtlinien wie dieses umschifft werden sollte. Auf der anderen Seite bieten sich dadurch auch viele Möglichkeiten, mit Sprachregeln zu spielen.


    - Eine Möglichkeit wäre, den 6 Geschlechtern feste Pronomina zuzuordnen - vorzugsweise so, dass eher stereotyp weiblich wirkende Personen mit "er" und eher stereotyp männlich wirkende Personen mit "sie" bezeichnet werden. Für Mütter könnte ich mir auch den Plural vorstellen und dafür könnten Diebe mit "es" bezeichnet werden. (Es ist interessanter, von "Kriegerinnen und Hexern" zu sprechen als von "Hexen und Kriegern" - und die Leute vergessen nicht so leicht, dass die Bezeichnungen geschlechtsneutral gemeint sind)
    - Oder halt speziesweise: Orks sind immer "er", eine andere Art ist immer "sie" - oder umgekehrt... halt so, dass die "weiblicher" wirkende Art mit "er" bezeichnet wird.
    - Vielleicht wäre auch ein flexibler Umgang besser: "Sie" und "er" immer wieder variieren, so dass die Pronomina in jedem Text anders verteilt sind.
    - Das generische Femininum ist die einfachste Alternative zum generischen Maskulinum. Es ist nicht eleganteste Lösung, aber ein wichtiger Kontrapunkt zum allgegenwärtigen generischen Maskulinum.
    - Manchmal sind auch einfach all meine Protaginistinnen (bzw. sympathische, starke oder "gute" Figuren) weiblich und all meine Antagonisten (bzw. unsympathische, schwache oder "böse" Figuren) männlich. Schließlich haben Männer schon genug Protagonisten.


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    Joa, das könnte echt ein Problem sein. Möglicherweise muss ich mir hier sogar mit Magie behelfen; vielleicht verfügen die Jat'chaa über eine quasimagische Fähigkeit, zu spüren, wenn sie befruchtete Eier in sich tragen? Oder befruchtbare? Fällt dir ne andere Möglichkeit ein? In jedem Fall geht es um potentielle Gebärfähgkeit - natürlich kann niemand im voraus 100%ig wissen, ob die Geburt klappt.


    Menstruation bzw. das Ausbleiben derselben? Oder ein ähnlicher indirekter Hinweis?


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    So wie ich's da verstanden hatte, ein Ork, der vom Geschlecht her Atach ist, aber körperlich nicht dem Typ 1 entspricht, d.h. z.B. keine Gebärmutter hat. Wie die Orkgesellschaft(en) damit umgehen, ob's das überhaupt gibt (könnte auch ein Veto aus dem Jenseits geben, das bereits verhindert, dass dieser Ork überhaupt ein Atach wird) müsste ich noch basteln. Tendiere in genau diesem einen Fall dazu, dass es das nicht gibt, per Isso-Magie - bei den anderen 5 Geschlechtern gibt's da keine solchen Probleme. Allerdings bleibt eine Atach eine Atach, auch wenn sie ihre Gebärfähigkeit durch äußere Umstände verlieren sollte. Würde allerdings gesellschaftlich eine andere Rolle einnehmen müssen - es gibt ja sonst kaum alte jAt'chaa, die sterben ja bevor sie richtig alt werden.


    Was spricht denn gegen ein*e Atach ohne Gebärmutter, wenn auch es welche gibt, die aus anderen Gründen unfruchtbar sind?

    ... es ist nämlich so, dass es nicht ganz so ist. Ich hab mir das als Bastelstütze zu Anfang so skizziert: Es gibt 4 (oder 5, wenn man "intersex" bzw. "alles, was da nicht reinpasst" mitzählt) Grundtypen... Ich hatte aber kurz davor die 6 als kulturell enorm wichtige Zahl etabliert, also dachte ich mir, na klar, die Kultur macht daraus dann 6 Geschlechter. Arbeiter sind eine Mischung aus Kriegern und Säugern, Gelehrte eine Mischung aus Müttern (die nicht gebärfähig sind oder nicht gebären wollen?) Goblins und Intersex-Orks.


    Jetzt bin ich auch unschlüssig, wie das genau gehen soll. Die Orks sind sich - mindestens vor der "Neuzeit" - nicht bewusst, dass ihre 6 Geschlechter keine biologische Grundlage haben. Auf der anderen Seite habe ich aber Magie, die dazu führt, dass sich die kulturellen Vorstellungen, wie ein Geschlecht auszusehen hat, direkt auf die Körper auswirken. Das widerspricht sich ja eigentlich. :-/ Die Frage, die also mir nicht ganz klar ist noch ist, ab wann denn eigentlich das Geschlecht feststeht. Und da scheint es zwischen den Geschlechtern Unterschiede zu geben: Man könnte über ein Neugeborenes zwar nie sagen, welchem Geschlecht es zugerechnet wird, aber man kann zumindest in vielen Fällen, eines ausschließen - denn Jat'chaa (Mütter) sind durch Gebärfähigkeit definiert. (Ich weiß nicht, ob ich Transmütter ausschließen kann oder möchte, aber den Orks dürfte das Konzept eher fremd sein... auf der anderen Seite, verflixt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass eine Transmutter aus dem Jenseits mit Adoptivkindern reden könnte. - Wenn ich die Magie selber auch auf der Basis von Geschlecht anstatt von Physis gelten lasse, wär das auch möglich. Klammer zu.)


    Ich fürchte, wir reden ganz schön aneinander vorbei ??? Vielleicht war ich bei deinem ersten Post auch einfach so begeistert, dass ich irgendwie was Progressiveres erwartet habe.
    Du hast im Eingangspost davon gesprochen, dass du "biologisches Geschlecht" nicht verwenden möchtest. Ich dachte, "Grundtypen" hätte da einfach noch nicht die treffende Semantik, bin mir aber nicht mehr so sicher, ob ich die Aussage nicht vielleicht überbewertet habe. Geht es dir also nur um die Wortkombination "biologisches Geschlecht", nicht um das Konzept dahinter?


    Wie du den Begriff "trans" verwendest, entspricht nicht dem in der trans* community akzeptierten Selbstbild.
    Ich kenne kaum eine Frau, die nicht ein zu breites Kreuz, ein zu schmales Becken, einen zu dicken Bauch, zu haarige Arme, eine zu raue Stimme, einen zu schlurfenden Gang etc. hätte, um diesem "Ideal" gerecht zu werden. Das akzeptierte Spektrum, wie eine Frau auszusehen hat, ist extrem klein & die meisten Frauen unternehmen alles in ihrer Macht stehende, um ihre körperliche Beschaffenheit zu diesem "Ideal" hin zu korrigieren. Deshalb glauben viele Männer, Frauen würden einander von Natur aus so sehr ähneln wie wir es offenkundig tun, obwohl dahinter eine Menge Kunst und Arbeit steckt. Der gefühlsmäßige Schluss, den viele Frauen ziehen, ist leider, dass sie selbst einen besonders hässlichen Körper haben, weil andere Frauen auf der Straße ja oft perfekt aussehen als wir selbst zu hause. Trans Frauen werden, ganz realistisch betrachtet, dem "weiblichen Ideal" auch nicht schlechter gerecht als andere Frauen.
    Genauso profitieren trans Männer von dem weit gefassten Männlichkeitsspektrum: Viele trans Männer, die ich kenne, lassen sich einfach einen Bart stehen, um eindeutig als männlich gelesen zu werden, genauso wie viele cis Männer.


    Das, was unsere Gesellschaft als geschlechtstype Erscheinung wahrnimmt, sind geringe statistische Korrelationen, die bloß kulturell normierenden Charakter zugewiesen und zu "Grundtypen" hochgespielt werden. An diesen "Ideal"-Bilder ist nicht viel mehr dran als an anderen doofen Klischees, wie z.B. der "feurigen Schwarzhaarigen"... Leider stehen viele Leute einfach auf Stereotype und haben gar keine Lust einzusehen, dass ihr "Ideal"-Bild nicht der Realität entspricht.


    Bei all den "Korrekturen", die nötig sind, um das Geschlechts-"Ideal" durchzusetzen und der massiv selektiven Wahrnehmung, die Menschen entwickelt haben, um ihre kulturellen Normen zu rechtfertigen, leben wir bereits ganz real in einer Gesellschaft, in der die Geschlechtszuordnung einer Person ihren Körper "magisch" verändert.


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    Afaik entwickeln Kinder üblicherweise im Alter von 2 oder so ihre Geschlechtsidentität (...)
    Die Frage ist dann, wie funktioniert das Entstehen der Geschlechtsidentität... wenn ein Baby von einem Mizean und einem Gumaba aufgezogen wird, wird es jemals auf die Idee kommen, Tetum zu sein? ... wobei, es müsste reichen, wenn die Eltern oder die Umgebung ihre klaren Vorstellungen von den 6 Geschlechtern hat. Und die haben sie ja unter anderem auch in direkter Bestätigung aus dem Jenseits. Also müsste das so schon gehen. (Möglicherweise overthinking, aber ich will die Fragen geklärt haben, ehe ich darauf aufbauend weiterbastle. ;) )


    Innerhalb der ersten drei Jahren erwerben Kinder idR die Fähigkeit, sich zu erinnern, über etwas nachzudenken und zu sprechen. Es lässt sich daher nicht bestimmen, wann sich Geschlechtsidentität entwickelt - oder ob sie angeboren ist.
    Bereits mit der Geburt existiert jedoch ein Körperbewusstsein - und Erfahrungen von trans Personen legen nahe, dass das durch Sozialisation erworbene Rollenverhalten auch auf diesem Körperbewusstsein aufbaut... weshalb z.B. trans Männer nicht "weiblich sozialisiert" sind, wie viele cis Leute annehmen, sondern durchaus die Tatsache, dass sie Jungs sind, damit zusammen bekommen, was von Jungs erwartet wird. Natürlich erfahren sie auch aus erster Hand wie sich Sexismus anfühlt und viele trans Männer können sich daher sehr gut in Frauen hinein versetzen, oder entdecken früh ihre Vorliebe für irgendwelche "femininen" Interessen, weil sie einfach eher und besser dazu die Chance haben als andere Jungs, aber viele andere trans Männer werden genauso zu frauenverachtenden Machos erzogen wie viele cis Männer.


    KeyKeepers Beispiel ist super. Ich kenne außerdem alleinerziehende Mütter mit Jungs.
    Die konservative Idee, Kinder bräuchten ein gleichgeschlechtliches Rollenvorbild in der Familie, hat sich längt als BS herausgestellt. Es kann zwar z.B. in der Pubertät wichtig sein, Erwachsene zu haben, die erklären können, wie ein Tampon funktioniert etc., aber das ist auch schon alles.

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    Achso, mit Zeugungsfähigkeit und männlichen Geschlechtsorganen meine ich eher Hoden^^


    Ok, das ist ein eindeutigeres Wort, danke ;)


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    Hm, meine ursprüngliche Vorstellung ging davon aus, dass Orks den Menschen äußerlich sehr ähnlich sind. Aber du hast recht, eine etwas größere Vielfalt macht Sinn. Weiß nur nicht, ob ich das jetzt im Detail noch basteln möchte.^^ Zumindest nicht definitiv festlegen.


    Findest du, das wäre ein großer Unterschied? Rein anatomisch unterscheiden sich menschliche Genitalien nicht besonders voneinander. Und Hoden sind sowieso nicht ständig extern, sondern wandern häufiger mal (bei Kälte, intensivem Verkehr etc.) in den Leistenkanal. Bei einer kriegerischen Art wäre die bei Menschen übliche "Kühlfunktion" vielleicht von größerem Nachteil als Nutzen.
    Ist aber nur so ne spontane Idee. Vielleicht verwende ich sie auch selbst irgendwo.


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    Mir kam heut noch der Gedanke, dass jAt'chaa relativ gefährdet sind, was Geschlechtskrankheiten angeht, zumal diese eventuell die bereits gespeicherten befruchteten Eizellen beeinträchtigen könnten - daher vermute ich, dass sie normalerweise zur Befruchtung nur engen Kontakt zu jungfräulichen Orks haben. Könnte sich kulturell in sowas ähnlichem wie der "Recht der ersten Nacht" niederschlagen. (Heißt natürlich nicht, dass sie nicht trotzdem auch dauerhafte Partner haben können, aber die biologische Idee sieht ja vor, Gene von vielen Vätern zu mischen.)


    Wäre es nicht intuitiver, wenn eine höhere Resistenz hätten als andere Orks? Das wäre evolutionär mE ne ziemliche Achillesferse.


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    Ich bin sprachlich lax und muss schon aufpassen, nicht dauernd wieder zu menschlich-binär zu denken. ;) Grammatikalisch ist "Mutter" halt weiblich und alle anderen männlich, im Deutschen.


    Ich meinte: Gibt es eine Absicht, warum du die Worte so gewählt hast? Oder verwendest du einfach ein generisches Maskulinum?

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    Die Orks halten die Menschen für "entartete" Abkömmlinge der Ur-Orks. Neuzeitliche Orks haben alle auch irgendeinen Anteil Menschen-Gene, umgekehrt die Menschen auch... was letztlich darüber entscheidet, ob jemand Mensch oder Ork ist, sind wohl primär die magischen Eigenschaften, eben z.B. die Grellfärbung der Haut (im Falle von Kriegern)...


    Eine sehr kleine Menschen-Minderheit lebt auch bei den Orks, aber... kein blassen Schimmer noch, was mit denen ist. Soziale Unterschicht. Ein gewisses Segelschiff voll mit Menschenflüchtlingen aus der Ork-Zivilisation, ausgestattet mit Schusswaffen, das auf die mittelalterlichen Zivilisationen am Nordkontinent trifft, ist ein ziemlich einschneidendes Ereignis dort, löst dort mehr oder weniger ne Industrialisierung aus. Aber die Geschichte drumrum ist noch nicht so fest geplant. ;)



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    Ich hab nicht gesagt, dass die Schüller nur in 2er-Gruppen zusammengesetzt werden, im Gegenteil ("Gruppenarbeit 3+")! Wir haben sogar öfter Gruppenarbeiten als Partnerarbeiten gemacht, die Sache ist nur, was man wie nennt. Und hier würde eine Partnerarbeit eben von 2 Leuten, eine Gruppenarbeit wird von min 3 ausgeführt. Man kann kann auch kaum eine Partnerschaft (aus 2 Leuten) "Gruppe" nennen!


    Ja, hast du nicht gesagt. Ich bin es, die von Zweier-Gruppen in der Schule nachhaltig genervt ist. So sehr, dass ich eine heftige Aversion gegen Zweiergruppen entwickelt habe.
    Wahrscheinlich hast du Recht, dass "Partnerarbeiten" einfach so genannt werden, weil Lehrer*innen finden, dass sie zwei Leute nicht "Gruppe" nennen können und "Paar" falsche Assoziationen weckt. Aus den Bereichen Mathematik, Psychologie und Soziologie kenne ich den Begriff "Gruppe" jedoch ab einer Gruppengröße von 2... und mir wäre auch nie in den Sinn gekommen, Paare nicht als Gruppe zu bezeichnen.
    Ich rätsel auch immernoch, weshalb wesentlich häufiger Gruppen mit genau zwei Schüler*innen gebildet werden als mit genau drei, vier etc. - und zwar selbst, wenn Dreier-Gruppen viel besser aufgehen würden als Paare.


    Aeh... hallo? Kannst du mal die beilaeufige pauschale Abwertung kompletter Berufszweige einfach weglassen?


    Sorry, das sollte eigtl nicht gegen Personen gerichtet sein :-/ Ich meinte damit nur, dass Lehrer*innen umgangssprachlich zwar als Pädagog*innen bezeichnet werden, die in einem Lehramt-Studium enthaltenen Pädagogik-Kurse aber weit von dem entfernt ist, was in einem Pädagogik-Studium vermittelt wird. Die Floskel "nicht weit her" war relativ wertungsfrei als "nicht das Spezialgebiet der Person" gemeint - ich sage auch z.B. über meine Informatik-Kenntnisse, dass sie nicht weit her sind, obwohl ich durchaus in der Lage bin, den Quellcode zu lesen und zu verstehen, den der Programmierer in unserem Team fabriziert.


    Wenn ich Dyadismus (oder dyadism) auf tumblr oder in einer Suchmaschine suche...finde ich nur Ergebnisse über die Diskriminierung von Intersex-Leuten.


    Ok, danke für den Hinweis. Ich kannte das Wort bislang nur aus dem Polyamory-Zusammenhang, bin aber auch noch nie auf die Idee gekommen, nach anderen Bedeutungen zu recherchieren. Im Zusammenhang mit Intersex-Personen bezieht es sich offenbar auf die ideologische Dyade von Männlichkeit und Weiblichkeit, nicht auf aus Menschen bestehende Dyaden. Schätze, wir brauchen ein neues Wort, um Verwechslungen zu vermeiden.

    Das meiste gefällt mir extrem gut wie es ist. Nur an einigen Stellen habe ich Vorschläge für Feinschliff.


    Die erste Idee ist vA semantischer Art.
    Du schreibst, dass du das Sexus-Modell der Geschlechtlichkeit vermeiden möchtest. "Grundtypen", die als Grundlage für einige der Geschlechter dienen, entsprechen dieser Sichtweise allerdings noch sehr. Mein Vorschlag ist, die Sexus-Klasse mit der Gender-Klasse zu begründen statt umgekehrt, so wie es (laut Queer-Theorie) auch bei Menschen der Fall ist.


    Derzeitiger Entwurf ist, dass es 4 Grundtypen der Physis gibt, aber 6 soziale Geschlechter


    ...würde ich ersetzen durch z.B.: "Es gibt vier Geschlechter, die vorranging physisch definiert werden, und zwei, die vorrangig spirituell definiert werden."


    Zitat

    Die Verteilung von männlichen Geschlechtsorganen, und damit die Zeugungsfähigkeit, verteilt sich vor allem auf die Geschlechter Krieger, Säuger, Diebe und Arbeiter; allerdings ist sie für die Zuordnung zu keinem dieser Geschlechter notwendig. Und seltener gibt es auch zeugungsfähige Gelehrte.


    Meinst du damit die bereits erwähnten Penisse? Zumindest bei Menschen sind Penisse und Zeugungsfähigkeit ja nicht gleichzusetzen.


    Ich könnte mir übrigens auch gut vorstellen, dass Orks vielleicht überhaupt keine Penisse im menschlichen Sinne haben. Insbesondere für Krieger wäre das sicher vorteilhaft. (Do Scarrans have mivonks?) Solange Flüssigkeitsaustausch stattfinden kann, könnten sich die äußeren Geschlechtsorgane aller Orks auch ziemlich ähneln. Das würde von meinem Gefühl her gut zu einem Geschlechtersystem passen, das einer teils materialistischen, teils spirituellen Begründung folgt.


    Zitat

    Dass die Menschen am Nordkontinent da hoffnungslos verwirrt sind, wenn sie versuchen, ihr binäres Geschlechtersystem auf die Orks anzuwenden, ist auch klar. :lol:


    Hast du die grammatische Zuordnung der deutschen Geschlechter-Bezeichnungen deshalb so gewählt, weil die nördlichen Menschen alle Krieger, Diebe und Arbeiter für männlich halten? Oder steckt dahinter etwas Anderes?


    Zitat

    Interessanter wirds in den Kulturen, die tatsächlich auch genetisch² durchmischt sind, wo also die meisten Individuen halb Ork, halb Mensch sind, oder kompliziertere Verhältnisse. Dort gibt es vermutlich nochmal ein etwas anderes Geschlechtersystem.


    Was passiert mit Mischlingen in Reinzucht-Kulturen?


    Zitat

    Der Begriff "Mutter" passt mir noch nicht so wirklich, da er in unserem Sprachgebrauch ja eher für jemanden steht, der bereits Kinder hat, hier aber nie, da lebende Mütter ja kinderlos sind - die Geburt fällt immer mit dem Übergang ins Jenseits zusammen. (Wahrscheinlich hat auch diese Regel Ausnahmen, aber das ist Stoff für Legenden...) Ein besseres Wort wär also gut, ansonsten halt ein In-World-Begriff. ""Nachwuchsgöttin" ? ;D


    Wenn du dich für die "Goblin"-Option für Diebe entscheidest, vielleicht Disen?
    Arbeiter könntest du als Urisken oder Hobs bezeichnen, Gelehrte vielleicht als Boggarts.


    Ich benutze jedenfalls gern irdisch-mythologische Bezeichnungen, um InWorld-Begriffe zu "übersetzen"


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    Gemeint hab ich, dass ich unter dem Begriff "Partner" einen von zweien verstehe (vgl. aus der Schule: Partnerarbeit 2 Leute, Gruppenarbeit 3+). Ich nahm halt an, dass es in anderen Konstellationen andere Begriffe gibt.


    Eine Partnerschaft im Sinne des Partnerschaftsgesellschaftsgesetzes kann aus beliebig vielen Partner*innen bestehen. Es ist z.B. für Anwälte sehr üblich, sich zu Partnerschaften zusammen zu schließen. In amerikanischen Modellen wird hierbei oft noch zwischen Juniorpartner*innen und Seniorpartner*innen unterschieden.
    Woher diese Obsession in Schulen stammt, Kinder sich in Zweiergruppen zusammenschließen zu lassen, ist mir schleierhaft. (Ich könnte mir vorstellen, dass Lehrkörperschaften aus irgendeinem Grund davon ausgehen, dass Zweiergruppen gleichberechtigter als größere Gruppen organisiert sind, oder ähnlicher Unfug. Mit Pädogik ist es bei jenem Berufszweig im Allgemeinen ja ohnehin nicht weit her.)


    Tatsächlich benutzen polyamore und queere Personen den Begriff "Partner*in" viel häufiger als monogam lebende Cisheteros... aus dem einfachen Grund, dass Letztere den Begriff "Freund*in" oft nicht verstehen, wenn es nicht um heterosexuelle Monogamie geht.

    Oh, interessantes Thema! :)


    Real sind Konsens und Konsensfähigkeit im Moment ja ziemlich heiße Themen... auf der einen Seite wirkt es heute total selbstverständlich, dass Zuneigung, Sexualität und Liebe nicht mit Gewalt erzwungen werden sollte... auf der anderen Seite sind die meisten lebenden Menschen immernoch an eine Realität gewöhnt, in der die Mächtigeren immer bekommen, was ihnen ihrer eigenen Meinung nach zusteht.
    In alten Sagen wirken Liebeszauber oft anti-hierarchisch: Eine Methode, mit der eine schwächer gestellte Person in der Lage ist, sich eine mächtigere Person auszusuchen.
    Im modernen Konsens-Zeitalter müssen wir diese Idee also in unser heutiges Verständnis "übersetzen"... Über Hexenglauben und deren Zusammenhang mit der historischen Rolle der Frau existieren zahllose Bücher. Heutzutage gelten in der modernen Wicca-Szene Zauber, die eine andere Person manipulieren, als schwarze Magie, während ein Zauber, der z.B. Glück in der Liebe bringen soll, weiße Magie ist.


    Konkret etwas dazu gebastelt habe ich in unseren Welten leider noch nicht, aber ich werde wohl in eine ähnliche Richtung tendieren.

    Diese Aussage finde ich etwas befremdlich. Ich habe nicht mehr im Kopf, wer nun der/die Quoten-Schwarze(n) in der Serie war(en), aber ich glaube, hier müsste man wirklich mal darüber nachdenken, warum Quoten-Schwarze (-Asiaten, -Schwule, -weroderwasauchimmer) vorkommen. Für mich impliziert das Wort ja irgendwie, dass man in diesem Fall jetzt nur darum einen Charakter mit einem Schwarzen besetzt, damit mehr Leute den Film gucken; in dem Falle also mehr Schwarze. Halt der Quote wegen. Eine ganz ähnliche Kritik gibt es derzeit auch an vielen Hollywood-Filmen, in denen vermehrt Schauspieler asiatischer Herkunft vorkommen, da gerade der chinesische Markt immer bedeutender für die Filmindustrie wird - man erkennt das z.B. an Independence Day 2, The Martian, oder auch an Rogue One. Dann wird gesagt, dass diese Rollen nur deswegen mit Nicht-Weißen-Schauspielern besetzt werden, um schön politisch korrekt zu sein und noch mehr Leute anzusprechen, um dadurch noch mehr Geld zu scheffeln. Manchmal mag an der Kritik was dran sein, manchmal nicht.


    Ja, das war in etwa auch, was ich damit meinte.
    Nur der Begriff "Quote" kam in meinem Post vielleicht nicht ganz rüber. KeyKeeper sprach von "Einschaltquoten"-Charakteren und auch du, Elatan, scheinst davon auszugehen, dass Angehörige einer marginalisierten Gruppe einen Film automatisch lieber mögen, wenn eine Nebenfigur dieser marginalisierten Gruppe angehört. Das stimmt so idR aber nicht. Was ich meinte war "Quote" im Sinne eines Mindestprozentsatzes: "Hey, wir haben insgesamt 60 Figuren in diesem Film und alle sind weiß. Das wirkt wahrscheinlich ziemlich rassistisch. Vielleicht sollten wir ein oder zwei der Figuren schwarz machen?"
    Der Begriff "Potemkin'sches Dorf" kommt mir dazu als passendstes Bild in den Sinn: Es ist nur die Fassade, bei der sich Mühe gegeben wurde, nicht rassistisch zu sein.


    Menschen mögen Charaktere, mit denen sie sich identifizieren können. Mit einer Figur, die sich ausschließlich dadurch auszeichnet, dass sie LGBT+ ist, kann ich mich sicherlich nicht stark identifizieren. Nur weil ich einer marginalisierten Gruppe angehöre, heißt das ja nicht, dass ich mich ausschließlich darüber definiere.
    Sollen Leute sich in einem Film repräsentiert fühlen, bloß weil der dritte Statist (idR männlich) von links in der Schlachtszene die selbe Hautfarbe hat wie sie selbst? Es ist in der Filmindustrie auch weithin bekannt, dass Quoten-Schwarze die Beliebtheit nicht bei schwarzen, sondern bei weißen Zuschauer*innen steigern. Denen fällt dann nämlich oft gar nicht mehr auf, dass Schwarze unterrepräsentiert sind, u.A. weil ihnen dieser eine Statist nunmal viel mehr ins Auge stach als die 59 anderen Charaktere.


    Zitat

    Ich bin der Meinung, dass der Schauspieler auch zu der Figur passen muss; ja dass die Figur auch in den Film passen muss. Und zu einem Schauspieler gehört (wenn sie denn gesehen werden kann und er nicht in einem in völlig verhüllenden Kostüm steckt) auch die Hautfarbe. Wenn ich also einen Film über die Wikingerangriffe auf England sehe, und ein Charakter dort schwarz ist, dann finde ich das schon befremdlich.


    Ja, prinzipiell stimme ich dir zu, auch wenn ich es auffällig finde, dass historische und pseudo-historische Filme fast ausschließlich weiße Geschichte behandeln. Was ist an Wikingern denn bitte so viel interessanter als das Kanem-Imperium oder das Shilluk-Reich? Wenn ein solcher Film ausnahmsweise mal in Afrika spielt, dann fast immer in Ägypten und mit weißen Schauspieler*innen.
    Soll keine Aussage über dich speziell sein, aber viele Leuten, die sich für weiße Schauspieler*innen aufgrund "historischer Authenzität" stark machen, haben auffällig wenig Probleme mit "Gods of Egypt" und "Ghost in the Shell".


    Zitat

    Weniger befremdlich wäre es in einer Fantasy-Welt; allerdings auch nicht absolut. Wenn z.B. nur ein Schwarzer/Asiate/Inder dort herumläuft, wo sich ansonsten Weiße tummeln, stellt sich mir auch die Frage, was der dort tut, wie er dort hinkam et,c..


    Ja, ich frage mich oft, wie die Anderen sind. Während Shannara habe ich mich z.B. gefragt: "Hat diese Person gar keine Eltern, Geschwister oder entfernte Verwandte? Haben die Bewohner der Stadt sie im Wald gefunden oder wie? Und wenn ja, warum redet niemand darüber? Glauben die, die Person merkt nicht, dass sie in Wirklichkeit adoptiert ist?"


    Zitat

    Wenn wir also so eine Welt haben, die (wie Shannara) auf einer Buchreihe basiert, und ein Charakter, dessen Hautfarbe nie eindeutig festgelegt wurde, plötzlich mit einem Schwarzen besetzt wird, obwohl das nicht wirklich passt, um eben für eine gewisse Quote zu sorgen, dann finde ich das keineswegs besser, als "gar keine nicht-weißen Schauspieler zu haben."*


    *Wie schon gesagt: Ich weiß nicht mehr, wie es in der Serie war. Ich bezieh mich eher generell auf diese zitierte Aussage.


    Die Serie spielt in der fernen Zukunft nach einer magisch-nuklearen Apokalypse. Die Welt davor wird in den "World & Void"-Romanen beschrieben und ist, abgesehen von den übernatürlichen Elementen, identisch mit der realen. Wieso sollten die ethnischen Minderheiten in Nordamerika ausgestorben sein? Weiße haben keinen bekannten Vorteil gegenüber Nicht-Weißen, einen Nuklearangriff oder eine Dämonenattacke zu überleben.
    Statistisch betrachtet werden Weiße ab dem Jahr 2050 eine Minderheit in den USA sein, während mixed race Bevölkerungsanteile drastisch zugenommen haben werden. Realistisch wäre es also, Schauspieler*innen zu casten, deren ethnische Zugehörigkeit weniger eindeutig ist. Oder wenigstens Schauspieler*innen portugiesischer Abstammung, denn Portugal wird von Forschern gern als anschauliches Beispiel genommen, um zu verdeutlichen wie die Bevölkerung der USA Ende dieses Jahrhunderts in etwa aussehen wird. Das wäre jedenfalls die naheliegendste Interpretation des Shannara-Settings, in dem sich aus den Überresten der alten Menschheit tatsächlich mehrere neue Subspezies herausgebildet haben.
    Die Alternative wäre, dass sich Race-Grenzen trotz Elfenohren etc. irgendwie gehalten haben. Dann bräuchte es mehr nicht-weiße Schauspieler*innen in der Serie. So wie es ist, wirkt es so als habe die nukleare Katastrophe bis auf wenige Ausnahmen alle Leute weiß gemacht. Diese Absurdität fällt natürlich weißen Leuten oft gar nicht auf, weil sie gewohnt sind, sich selbst als Norm zu sehen, und das Vorhandensein weißer Charaktere nicht so sehr hinterfragen wie das von nicht-weißen Charakteren.


    Was Welten im Allgemeinen angeht: Ein White Wonderland, in dem alle Leute ausgerechnet weiß sind, stinkt zum Himmel nach rassistischem Bias. Wenn kein bestechender, logischer Grund präsentiert wird, warum die Bewohner*innen einer fremden Welt alle aussehen wie Europäer*innen, ist es nur naheliegend, dass über das Thema nicht nachgedacht wurde. Und "Mein Zielpublikum ist weiß" ist rassistisch as f-ck. Nicht-inkludierender gehts nunmal nicht, völlig gleich, was die Beweggründe sind. Btw, marginalisierte Gruppen empfinden diese kapitalistische Logik nur selten als gerecht, weshalb "Der Film wirft mehr Gewinn ab, wenn weiße Leute ihn mögen" ohnehin keine von allen Seiten akzeptierte Argumentation ist.
    Hier ein kurzer Blogeintrag über Rassismus in Fantasy aus Betroffenen-Perspektive (englisch).


    Zitat

    Anderes Beispiel: Einige regten sich darüber auf, dass die Charaktere Chirrut Îmwe und Baze Malbus von chinesischen Schauspielern verkörpert werden, nur damit eben der asiatische Markt besser bedient wird. Sie sehen in den beiden also ganz klar Quoten-Chinesen. Und ja, es ist durchaus möglich, dass das ein Gedanke bei der Besetzung war. Allerdings ist es bei den beiden völlig egal, welche Hautfarbe sie haben, da der Ort, an dem sie vorkommen, nicht vorher ganz klar für einen Menschentyp stand und sie so irgendwie fehl am Platze wirkten. Daher sehe ich in ihnen auch keine Quoten-Asiaten oder sonstwas.


    Knallhartes Faktum: "Der asiatische Markt" schert sich überhaupt nicht um chinesische Nebenfiguren.


    Und das selbst wenn wir nur Ostasien betrachten und nicht etwa Russland oder Saudi-Arabien.


    Abgesehen von den genannten Gründen: Warum sollte z.B. ein japanischer Yamato sich in einem Han-Chinesen erkennen? Es gibt allein ca. 10 verschiedene Ethnien, die ostasiatisch aussehen. Die meisten Menschen in Ostasien fühlen sich überhaupt nicht gemeint.
    Die wenigsten Nordeuropäerinnen würden sich wohl durch eine Latina in einem japanischen Film repräsentiert fühlen. Warum sollte das in Ostasien anders sein? Jener Teil des asiatischen Kontinents ist viel größer als Europa und objektiv betrachtet sind die Unterschiede zwischen den Ethnien wesentlich größer als die zwischen den europäischen Bevölkerungsgruppen.


    Die überwältigende Mehrheit der Han (über 1,2 Millarden) lebt in China, wo sie 92% der Bevölkerung ausmacht. (In Tibet (45%) und Xinjiang (8%!) jedoch weniger.) Rogue One hat in China aber katastrophal wenig eingespielt, viel weniger als Episode VII.


    Im Ernst, das Einbauen von Quoten-Charakteren ist eine saublöde Strategie, um marginalisierte Gruppen zu erreichen. Glaubst du ernsthaft, die Filmindustrie hätte das nicht langsam mal gemerkt, wenn es wirklich die Absicht wäre? Es geht ausschließlich darum, dass Weiße den Film nicht rassistisch finden. Spezifischer: Weiße, die sich selbst als nicht-rassistisch empfinden möchten, sich aber nicht dafür interessieren, was Nicht-Weiße rassistisch finden.



    Ähnliches Beispiel aus meinem eigenen Themenbereich:
    Merkel hat vor ner ganzen Weile in einem Interview mit LeFloyd von sich gegeben, dass LGBT+ Personen (naja, eigentlich sagt sie "Homosexuelle") nicht diskriminiert werden sollten, aber auch nicht die selben Rechte bzgl. Eheschließung wie cishetero Personen bekommen. Für Nicht-LGBT-Personen klingt das vielleicht einleuchtend. Für die LGBT+ Community eher weniger.
    Dann gibt es noch die Vollpfosten, denen selbst Merkels Wortkotze "Wir wollen keine Diskriminierung, aber ihr bekommt trotzdem keine Rechte" zu links ist und die vielleicht der Meinung sind, Merkel wäre jetzt auf Stimmen von der LGBT+Community aus. Die scheinen einfach nicht mitbekommen zu haben, dass sich der politische Mainstream seit 1940 verändert hat... ja, genau solche Leute verbreiten auch, dass Quoten-Charaktere marginalisierte Gruppen als Publikum gewinnen sollen, und jammern, dass es immer weniger Filme gibt, die sich spezifisch an rassistische Weiße richten.
    Trotzdem ist mir Merkel lieber als die AfD, denn die würde mich am liebsten lynchen oder vergasen.


    Bzgl Star Wars: Chirrut Îmwe ist ein altbekannter Rassenstereotyp. Bereits in "Kung Fu" mit David Carradine drehte sich ein Teil der Handlung um einen blinden asiatischen Mönch, der unwahrscheinlich gut mit seinen anderen Sinnen wahrnehmen und sogar herausragend kämpfen konnte. Das zählt nicht als ausgestalteter Charakter.
    Baze Malbus fällt als Charakter ebenfalls kaum auf. Er ist der beste Freund des blinden Mönchs und zeichnet sich dadurch aus, dass er das Gegenteil von einem blinden Mönch ist, damit der blinde Mönch noch spiritueller und mystischer wirkt. Naja, das ist immerhin ein kleines bisschen besser als gar nichts.



    Übrigens lässt sich auch für Repräsentation von PoC ein Bechdel-Test durchführen. Achtung: Die folgenden Ergebnisse sind traurig und beschämend.
    1. Gibt es zwei oder mehr benannte nicht-weiße Figuren? <- Rogue One: Ja; Shannara: Möglicher Weise... vielleicht habe ich Namen vergessen.
    2. Unterhalten sie sich? <- Rogue One: Ja; Shannara: Nein.
    3. Über etwas Anderes als über weiße Leute? <- Rogue One: Nein.


    Wie kann jemand ernsthaft davon überzeugt sein, diese Produktion seien auch nur im Mindesten daran interessiert, nicht-weiße Personen anzusprechen?

    Zunächstmal: Ich bin begeistert davon, ein nicht-binäres Fortpflanzungs- und darauf aufbauendes Geschlechtersystem ausgestaltet zu sehen :thumbup: Ich werde mir das in den nächsten Tagen noch ein paar mal durchlesen & dann hoffentlich etwas ausführlicheres Feedback geben. Ich bin begeistert! :)


    Eine gemeinsame Beziehung kann es ja nicht sein, da zu einer Partnerschaft laut Definition zwei gehören.


    Wikipedia sagt im Artikel über Polyamorie aber auch:

    Zitat

    Als „Triade“ wird bezeichnet, wenn drei Menschen untereinander eine enge Beziehung haben, was nur selten vorkommt, und als „Quad“ eine Partnerschaft oder Gruppenehe von vier Personen.


    Empfindliches Thema, diese "Definition"... :autsch:
    Das ist ähnlich wie die Feststellung, dass per Definition keine gleichgeschlechtliche Ehe möglich ist. De jure ist das in Deutschland schließlich immernoch so, auch wenn mit der eingetragenen Lebenspartnerschaft de facto ja eine minderwertige Form der gleichgeschlechtlichen Ehe geschaffen wurde. Ja, allgemein versteht "Mann" unter einer romantischen Partnerschaft eine Zweierbeziehung... Es ist andererseits aber auch klar, dass wir, die wir in anderen Beziehungsformen leben, allgemein auch nicht gefragt werden, wie wir das sehen.


    Die Vorstellung, eine romantische Beziehung müsse exakt zwei Personen enthalten, ist einfach eine gesellschaftliche Norm. Naturgemäß fällt es der Gesellschaft schwer, Lebenskonzepte außerhalb der Norm vollwertig anzuerkennen. Die gesellschaftliche Bevorzugung von Zweierbeziehung & Marginalisierung anderer Partnerschaftskonzepte ist übrigens ein ernstes Problem und wird als Dyadismus bezeichnet. Dass Wikipedia dyadistische Definition unkritisch übernimmt, wundert mich gar nicht, da Wikipedia in der Vergangenheit häufiger mal anti-feministischen (aka heteronormativen) Backlash betrieben hat.
    Aus eigener Erfahrung kann ich versichern, dass eine Gruppenbeziehung (im engeren Sinn) nicht aus 3+ Einzel-Partnerschaften besteht, sondern auf einem zentralen Gruppenbewusstsein aufbaut - einem kollektiven "Wir", das alle Partner*innen mit einschließt. Bei Zweierbeziehungen gibt es dieses "Wir" ja auch, mit dem einzigen Unterschied, dass die Größe dieses Kollektivs begrenzt ist.


    Auch rein emotional käme es mir auch einfach falsch vor, meine Beziehung in mehrere getrennte Bindungen zu zerlegen. Schließlich existieren diese Einzelbindungen nicht im luftleeren Raum. Wenn es z.B. einer Person schlecht geht, dann bleiben doch die Bindungen zwischen den Anderen davon nicht unberührt. Und wenn eine Person nicht da ist, dann bleibt da auch ein für Alle spürbares Loch. Mal ganz davon abgesehen, dass die Bindung zwischen Partner*innen, die gleichzeitig auch Partner*innen einer weiteren Person sind, ohnehin eine untrennbare Doppelbedeutung hat: Romantisches Beisammensein der beiden gehen in die romantischen und fürsorglichen Gefühlen für die dritte Person fließend über. Geteilte Leidenschaften sind nunmal der Grundbaustein jeder leidenschaftlichen Beziehung - und deshalb ist so eine Einzelbindung in einer Gruppenbeziehung ein wichtiger Grundbaustein der anderen Einzelbindungen... was zu einem ziemlichen Durcheinander führt, wenn man versucht, sie auseinander zu pflücken.


    Für sechsgeschlechtliche Wesen ergibt so ein Paar-Modell noch weniger Sinn als für queere Menschen in der realen Welt.


    This.


    Wenn jemand sich auf Fanfiction zu einer meiner Welten spezialisieren würde, und nach einigen Jahren mehr Material zu betreffender Welt zusammengesammelt hat als ich selber, dann... hab ich gefühlsmäßig ein großes Problem damit, obwohl ich eigentlich total gern sagen würde "ja cool, fanfiction, es lebt".


    (Also vielleicht eine monetär/legale, geistigeigentümlich/legale und eine design-philosophische Seite... zur weiteren Unterscheidung. Schließlich hab ich nicht vor, jemals direkt Geld für mein Gebastel zu verlangen.)


    Mit Fanfiction habe ich kein Problem. Ganz im Gegenteil, ich bin ziemlich stolz, dass zu unseren Spielen bereits Fanfiction geschrieben wurde :) Auch z.B. bei Büchern (eigentlich allen Präsentationsformen) ist es ja Absicht, dass sich die Leser*innen die Welt mit Hilfe der eigenen Phantasie vorstellen kann. Beeinflusst meine Arbeit nicht negativ, weils eh nicht als Canon zählt.


    Naja, ich würd nicht wolln, dass durch Fanfiction mehr Material zu meinen Welten kommen würde als durch mich .... also dass der jeweilige Autor selbst neue Dinge in meiner Welt erfindet, die nicht unbedingt notwendig für die Geschichten sind (zB Personen, Handlungen, etc). Lieber hätt ich, dass er mich im Zweifelsfall fragt, wie diese oder jene Sache abläuft, oder wie ein bestimmter Umstand ist. Es ist schließlich immer noch meine Welt, und wenn ein Fanfictionautor Geschichten in meiner Welt schreiben will, soll er sich auch danach richten, wie ich sie geschaffen habe!


    Ich sehe es eher so, dass es die Welt im Kopf der Fanfiction schreibenden Person ist, die durch gezielte Kommunikation eine ähnliche Gestalt angenommen hat wie die in der Köpfen der eigentlichen Autor*innen. Aufgrund der Natur von Sprache kann ich nur versuchen, ein möglichst akkurates Bild zu kommunizieren, aber nicht verbieten, dass sich Konsument*innen etwas Anderes vorstellen als von uns beabsichtigt. Wir könnten höchstens verbieten, diese Vorstellungen aufzuschreiben.


    Bei Spielideen hab ich auch schon häufiger angeboten, einfach zusammen an etwas zu arbeiten, das ich auch gut finde. Die Spiele, an denen ich arbeite, sollen den Spieler*innen wichtige ethische Inhalte vermitteln, und ich geb meine Arbeit nur für Projekte her, die schlussendlich den selben Standards gerecht werden.

    Ich habe mir die Serie mittlerweile auch angesehen & finde sie gut.



    Trotzdem ist es in Hinsicht auf Rollenbilder die beste Fantasy-Serie seit den 90ern.
    Ich sage nicht, dass sie in jeder Hinsicht ein tadelloses Meisterstück wäre, aber sie gehört zu den einzigen zwei relativ sexismus-befreiten Fantasy-Serien überhaupt. Mit Xena als einziger Vergleichsmöglichkeit, steht zumindest fest, dass Shannara die bessere Tricktechnik hat.

    Die Frage, ob ein Inhalt "geklaut" ist oder nicht, hab mMn eine monetäre und eine design-philosophische Seite.


    Begriffe wie "Diebstahl geistigen Eigentums" empfinde ich stets als äußerst unangemessen. Selbst wenn ein Original durch eine Nachahmungsprodukt nachweislich weniger Gewinne einbringen sollte, ist das Einzige, das die Rechteinhaber am Original verloren haben, ihre Monopolstellung. Inwiefern das z.B. bei Werken längst verstorbener Autor*innen überhaupt eine Rolle spielen sollte, ist nochmal eine ganz andere Frage.
    Die meisten Rechtssprechungen gehen davon aus, dass Ideen nicht isoliert im Kopf einer einzelnen Person entstehen, sondern in ihrem soziokulturellen Kontext, d.h. Produkte der Gesellschaft sind. Daher wird beim geschriebenen Wort idR die Präsentation, nicht der Inhalt, als schützenswert betrachtet. Spezifische Namen von Charakteren etc. können natürlich auch eine Marke sein, deren Verwendung ich zwar immernoch nicht als "Diebstahl" bezeichnen würde, aber zumindest unrechtmäßig ist. Die abstrakte Idee hinter der Figur kann allerdings ohnehin kein Markenzeichen sein.


    Die originellen und individuellen Aspekte eines Werkes werden mMn nicht durch jene Teile geschmälert, die mir vielleicht von anderswo her bekannt vorkommen. Einige Leute, denen ich kein Recht einräumen wollte, Passagen aus meinem Vampir-Larp abzuschreiben, haben auf meine Absage hin bezweifelt, dass überhaupt eine kreative Eigenleistung in dem Buch steckt, weil das Setting doch stark an die Hintergrundwelt eines bekannten P&P-Rollenspiels erinnere. (Weder zufällig noch unüberlegt: Zuvor war ich oft an der konservativen Haltung der Rollenspielszene gescheitert, also habe ich bei jenem Projekt versucht, die Spielerschaft nicht mit allzu vielen Neuheiten zu überfordern.)
    Dass sie aber nicht gerade die generischen Teile des Spiels abschreiben wollten, sondern die originelleren, dürfte klar sein.

    @Gabriel B.B.'
    Ich habe nur Beispiele aufgelistet. Die Lösung hängt immer stark von der gewünschten Botschaft und dem Kontext ab. Effektwirkung durch das Ansprechen eines Tabuthemas ist manchmal tatsächlich die eleganteste Lösung, oft aber nicht.


    Beim Vergleich des Comics Watchmen mit seiner Verfilmung ist mir z.B. aufgefallen, dass die "actionreiche" Gewaltdarstellung des Films grausamer, expliziter und blutiger ist - und genau dadurch der Gewalt ihren Schrecken nimmt. Das Leben von Charakteren, die sich in einem Kampf gegenseitig durch Wände schleudern können, wirkt weniger zerbrechlich und ihre Sterblichkeit plotabhängiger, ihr eventueller Tod dadurch weniger sinnlos. Auch Szenen in denen einzelne Charaktere sich gegen Horden muskelbepackter Mooks prügeln, tragen nicht gerade dazu bei, der Sterblichkeit der Haupt- oder Nebenfiguren irgendwie Bedeutung zu verleihen.

    Ich zögere, die Special Edition auszuprobieren, weil ich für die Legendary Editition mehrere Mod-Loadouts zusammengestellt habe, deren Grafik und Sound deutlich mehr hergeben als die SE ohne Mods. Ich weiß nicht, ob sich aus der neuen Engine mehr rausholen lässt. Content-mäßig gibt es für die LE auch noch nicht so viele Mods wie für die SE.


    Genau. Dadurch, dass es mehrere verschiedene Erklärungen in den Spielen selbst gibt, ist keine automatisch richtig, aber eben auch keine falsch. ;)


    Nicht nur das. Sterbliche können mit Wesen/Kräften außerhalb der Raumzeit (bzw. vornehmlich der Raumzeit selbst, nämlich Akatosh) interagieren und dadurch die Raumzeit zersplittern, was es möglich macht, die Vergangenheit zu verändern... allerdings wird die ursprüngliche Zeitlinie nicht vollständig ausgelöscht, wenn neue Verknüpfungen zwischen den Ereignissen geschaffen worden sind. Das krasseste Beispiel sind wahrscheinlich Trinimac und Talos. Die Tilgung des Dschungels Cyrodiils hängt eindeutig mit Tiber Septims Apotheose zusammen. Vieles davon wird in Skyrim erklärt, wenn man die Talos- und die Graubärte-Plotlines verfolgt.

    Meine allgemeine Perspektive auf Gewaltdarstellungen:


    Der künstlerische Wert eines Buches oder Filmes misst sich nicht an den nicht-jugendfreien Inhalten, sondern daran, wie mit Inhalten in Hinblick auf die Botschaft dahinter umgegangen wird. (Mir ist bewusst, dass ich damit nicht die Ansichten des Konsumenten-Mainstreams vertrete.)
    "Seichtere" Gewaltdarstellungen gelingen leichter, weil die Figuren dahinter für die meisten Autoren greifbarer sein dürften.


    Wenn exzessive Gewaltdarstellung dem Aufbau von Spannung dienen soll, wirkt das schnell wie billige Effekthascherei. Echten emotionalen Invest leisten die Konsument*innen dadurch nämlich nicht - dieser ist aber nötig, wenn irgendeine Message rüber kommen soll. Viel eher führt der undurchdachte Einbau von Inhalten, die von Tabus profitieren sollen, zu ungünstigen Implikationen irgendeiner Art. Denn auch wenn sich Künstler*innen bei der betreffenden Szene keiner Botschaft bewusst sind, wird irgendetwas mit Sicherheit bei den Konsument*innen ankommen.


    Allerdings können auch bewusste Implikationen ungünstig sein, z.B. wenn wenn die*der Autor*in bewusst diskriminierende Stereotype und Klischees mit einem gezielten Schockeffekt verbindet. "Der ewige Jude" kombiniert beispielsweise rassistische Kommentare mit der detaillierten Darstellung einer Schächtung einer Kuh.


    Das "Schweigen der Lämmer" ist ein weiteres prominentes Beispiel:
    Die Figur des Jame Gumb basiert zu 50% auf dem realen Serienmörder Edward T. Gein und zu 50% auf transphoben Klischees, die selbstverständlich extrem realitätsfern sind und lediglich die bigotten Überzeugungen jener wiederspiegeln, die sich trans* Themen noch nie Kontakt hatten. Der Autor war sich dessen auch vollkommen bewusst. Er entschied sich, die Motivation des Serienmörders in eine trans* Richtung zu schieben, gerade weil er wusste, dass die in der Gesellschaft übliche Transphobie den Gewaltszenen einen zusätzlichen 'Boost an Angst und Abscheu verleihen würden. Er sagte, für Gesellschaftskritik fühle er sich nicht zuständig, sondern lediglich dafür, bei den Leser*innen möglichst viel Horror zu erzeugen. In der Filmumsetzung gibt es z.B. auch eine Ganzkörper-Nacktaufnahme Gumbs, der mit Vagina, Makeup, Ohrringen und einem ansonsten gezielt männlich wirkenden Körper gezeigt wird... wenn ich mich recht entsinne, passiert das zwischen zwei Gewaltszenen.


    Wäre "Das Schweigen der Lämmer" auch ohne Gumb so ein Erfolg geworden? Wenn nein, haben Buch und Film den Erfolg nur auf Kosten realer Menschen erreicht. Wenn doch, hätte der Autor besser auf diese Figur verzichtet. Exzessive Gewaltdarstellungen, in denen die einzige im Werk vorhandene Repräsentation einer diskriminierten Minderheit als Täter dargestellt wird, sind real gewaltsam gegen eben diese Minderheiten.


    Auf einer ähnlichen Ebene bewegen wir uns bei Werken, in denen Gewalt gegen real diskriminierte Personen als Opfer aus der falschen Perspektive dargestellt wird. Wenn die Betonung in diesen Szenen auf der Identifikation mit der Täterfigur liegt und die Gewalt keine negativen Folgen zu haben scheint, ist das auch nicht gerade "realistisch"... Das Problem ist nicht das Vorhandensein von z.B. häuslicher Gewalt als Thema, sondern gerade die mangelnde Tiefe des Themas.


    Oft ist es besser, ein Thema gar nicht anzuschneiden statt es nur unzureichend zu behandeln und ggf. zu riskieren, dass etwas ungünstig rüberkommt.



    "Grausame" Welten:


    Die Darstellung eines "Weltenfeelings" durch exzessive Gewaltdarstellungen sind so ein Fall, in dem ich in den meisten Fällen von billigen Effekten sprechen würde. Es gibt so viele bessere Möglichkeiten, die Screentime dafür zu nutzen... z.B. könnte man einem Großteil der Charaktere psychopatische Züge verpassen wie in dem Film "Equilibrium"... oder man lässt die Charaktere beiläufig über den neuesten Amoklauf in den Nachrichten reden... Jede gute Dystopie hat eine Fassade der Normalität, auch wenn sie brüchig ist.
    Manchmal lässt sich ein ähnlicher Effekt auch bewirken, indem bestimmte Elemente ausgeblendet... z.B. Freundschaften, mitfühlende Worte oder Reue.
    Das Monster (auch ein metaphorisches) muss nicht in jeder Szene zuschnappen, damit die Konsument*innen wissen, dass es gefährlich und brutal ist. Davor und danach sollte Zeit für eine Spannungskurve sein. Die Konsument*innen brauchen Zeit, um das, was ihnen vom Monster genommen wird, ins Herz zu schließen und um es hinterher zu vermissen. Wenn Statisten und Randelemente draufgehen, interessiert das nunmal nicht.



    Gewalt-"Realismus" in Fantasy-Werken, insb. Rollenspielen:


    Das "Realismus"-Argument kenne ich vA bei Rollenspielen, weniger bei anderen Medien.
    Oftmals ist damit ein (echter oder bloß eingebildeter) Bezug auf eine irgendeine realhistorische Epoche gemeint... was ich für BS halte, denn wenn die betreffenden Leute es leichter finden, sich Elfen, Drachen und Magier in einer Fantasy-Welt vorzustellen als emanzipierte Frauen, ist mE ziemlich klar, dass es um "Realismus" bestenfalls vordergründig geht.


    Naja, und was das Maß an Gewalt-Beschreibungen angeht: Realistisch im Sinne von "plausibel" sind eher schnelle, kurze Kämpfe als brutale Metzelorgien bei denen die Kontrahenten noch das Schwert schwingen können, wenn sie sich gegenseitig halb verstümmelt haben. Selbstzweck sind exzessive Gewaltdarstellungen also eher nicht, sondern idR eher ein Stilmittel, um langwierigen Würfelspielchen etwas Spannung einzuhauchen... was mMn ein Fehler ist, denn wenn die Spielregeln es nicht schaffen, spannenden Spielflow zu erzeugen, kann eine "beängstigende" Beschreibung dagegen auch nichts ausrichten... Ein mies komponierter Song rockt ja auch nicht besser, wenn man einfach nochmal an den Lyrics feilt.

    "Tod" ist relativ - mindestens in den meisten Systemen, an denen wir zZ arbeiten und probespielen ;)


    In Questbox (P&P) sind Charaktere, die zu viele Wunden erlitten haben, "besiegt" und müssen medizinisch versorgt werden. Charaktertod gibt es also eigentlich nur, wenn die ganze Gruppe besiegt ist bzw. theoretisch auch wenn die Gruppe den Charakter nicht retten kann oder will. Einzelaktionen entsprechen allerdings nicht dem Spielgeist. Momente, in denen sich Charaktere heldenhaft für die Gruppe aufopfern, gibt es allerdings relativ oft.
    Das wird auch nicht immer als Nahtoderfahrung gewertet. Manchmal passt es besser, den Charakter so zu spielen, dass er schwer verletzt ist oder bloß vorübergehend bewusstlos war.


    Wer in Babylon (LARP) dienstunfähig wird, kommt in die Rekalibrierungskammer, in der er physisch und psychisch "repariert" wird. Das Gleiche gilt für bestimmte Arten von Unruhestiftern.

    In meiner alten Fantasy-P&P-Gruppe versuchten die Charaktere, in einen Palast einzudringen:


    (nach Wahrnehmungsprobe)
    SL: Ihr bemerkt, wie sich zwei Wachen eurem Standpunkt nähern.
    S1: schaut auf die Karte Okay, wir sind ungefähr hier. Links ist ein Gebüsch, rechts ist ein Gebüsch und dazwischen steht... ist das ein Baum? Wie hoch ist der?
    SL: Ja. So hoch wie du willst.
    S1: Hm, ich versteck mich im Gebüsch rechts. würfelt - Probe mittelmäßig geglückt
    S2: Ich auch. Nein, Moment, so viel Platz ist da auch wieder nicht. Ich versteck mich lieber im Gebüsch links. würfelt - Probe knapp geglückt
    S3: Ich kletter auf den Baum. würfelt - Probe extrem gut geglückt Und ich nehme mir ein paar Steine mit, falls ich mit der Zwille schießen will.
    SL: Gut. Die Wachen kommen auf euch zu und... würfelt - Probe knapp geglückt bleiben stehen. "Ist da jemand?" Sie beginnen, das linke Gebüsch näher zu untersuchen.
    S1: Oh, oh...
    S2: Oh nein!
    S3: Das ist das, in dem S1 sitzt, oder? Ich werf einen Stein ins andere Gebüsch.
    ... Schweigen ...
    S3: Mist.
    S1: Ich schreie als ich den Stein an den Kopf bekomme. "Aua!"



    "Ich werf einen Stein ins andere Gebüsch" hat sich noch Jahre später als Zitat gehalten.
    Seit ich eher auf narratives Spiel umgestiegen bin, haben sich die Szenen, die mir in Erinnerung bleiben, ziemlich verändert. Beim Spielen mit dem Setting von "Avatar: The Last Airbender" (InGame ca. 100 Jahre vor der ersten Serie, kurz nach dem Verschwinden des Avatars) gabs natürlich auch witzige Szenen wie eine Verfolgungsjagd in einer Stadt im Erdkönigreich, bei der jemand mehr oder weniger versehentlich einen Passanten in einen Markstand schubste und ein anderer Spieler prompt "Meine Kohlköpfe!" rief und den beliebten Kohlkopfhändler aus der Serie darstellte.


    Besser gefallen haben mir aber solche:


    Bisher hat niemand eine Ahnung, was passiert oder wie die Situation aussieht, da es um einen neuen Charakter geht, über den nur die groben Eckdaten gesagt wurden.
    S1(ich): Okay, Einführungsszene. Ich lande mit meinem Schiff an der Erdnation.
    S2: Was ist das für ein Schiff? Ein Handelsschiff?
    S1: Nein, ein kleines militärisches mit roten Segeln. Es sind ein paar Matrosen an Bord und ein kleiner Trupp Soldaten der Feuernation.
    S2: Als ihr anlegt, erwarten euch bereits einige Soldaten des Erdkönigreichs. Der Anführer schaut grimmig zu eurem Schiff.
    S1: Ich habe die Hand als Gruß und Friedensgeste. "Wie aufmerksam, ein Empfangskomitee. Ich schätze die guten Manieren im Erdkönigreich wirklich sehr." (zischende Stimme)
    S2: (brummende Stimme) "Sehr witzig. Nennt zunächst Euren Namen und Eure Absichten!"
    S1: "Ich bin General Qíshí (氣勢). Der Erdkönig erwartet mich bereits und außerdem habe ich noch ein Geschenk für ihn."
    S2: "Ein Geschenk? So, so. Was ist es denn?"
    Anmerkung: Das Geschenk wurde bisher noch nicht erwähnt und daher steht auch nicht fest, um was es sich handelt, bis es jemand auflöst. Aber ich entscheide mich, den Ball zurück zu spielen.
    S1: "Es befindet sich im Laderaum. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr gern einen Blick darauf werfen." Ich mache eine einladende Geste.
    S2: Der Anführer nickt dir zu und marschiert mit seinen Gefolgsleuten in das Schiffsinnere.
    S1: Meine Soldaten machen ihnen Platz. Einer weist ihnen den Weg. "Dort entlang..."
    S1: Hmm.
    S2: Brauchst du ne Idee?
    S1: Nee, ich weiss schon. grinst
    S2: Ich bin gespannt.
    S2: Als die Soldaten aus dem Schiffsrumpf kommen, bleibt der Anführer vor dir stehen und streckt die Hand nach dir aus.
    S1: "Und, was sagt Ihr?"
    S2: Er legt dir die Hand auf die Schulter und lächelt verschlagen. "Da wird sich der Erdkönig aber freuen..!"
    S1: Cut?
    S2: Cut.

    Bzgl Fantasie/Spiel und reale Gewalt:


    Ich habe selbst schon einiges an sexueller Gewalt überstanden und kann aus dieser Perspektive sagen, dass Macht- und Ohnmachtsphantasien nicht nur völlig normal, sondern manchmal auch wichtig für das eigene Seelenheil sind. Ein gezieltes Erleben von Machtsituationen in einer kontrollierten Situation wie bei einem Rollenspiel oder einer Fantasie kann helfen, das Gefühl (zurück) zu erhalten, sexuelle Selbstbestimmung zu besitzen.
    Denn auch ein Szenario, das ein Ausgeliefert Sein beinhaltet, ist ein selbstbestimmtes Abgeben von Verantwortung - und manchmal gehts dabei auch darum, sich von Schuldgefühlen frei zu machen, die jungen Mädchen oder auch Rape Survivors jedes Geschlechts von der Gesellschaft eingeredet werden.

    Für Gimp und Photoshop gibt es bereits Threads, aber offenbar noch keinen zum Thema Desktop Publishing.


    Printmedien spielen für mich eine große Rolle, ob es um gedruckte Hefte geht, Spielbretter oder riesenhafte Propagandaposter mit LED-Beleuchtung fürs Larp.


    Office-Anwendungen geraten bei Layouts und Bildern schnell an ihre Grenzen. Bis vor Kurzem habe ich daher ganze Hefte komplett mit dem Grafikprogramm Gimp gestaltet. Das löste meine gröbsten Probleme, erzeugte aber einige neue mit dem Textsatz, zumal sich solche Pixel-"Layouts" nur begrenzt wiederverwenden lassen. Besonders längere Hefte bedeuten eine Menge mehr Aufwand bedeuten als nötig wäre und eignen sich auch nur begrenzt für den professionellen Druck.
    Für solche Zwecke ist es optimal, nach dem Textverarbeitungsprogramm ein Desktop Publishing Program zu benutzen. Das marktführende Adobe InDesign habe ich bislang nie getestet, da es mir deutlich zu teuer ist, aber mit freier Software fühl ich ohnehin schon aus Prinzip wohler. Das OpenSource-DTP Scribus wartet in der 1.5.2 mit neuen Features, verbesserter Kompatibilität zu einigen InDesign-Formaten und einer deutlich verbesserten Benutzeroberfläche auf... Letzteres ist mir besonders wichtig, da mir bei früheren Versionen die Handhabung deutlich zu schwierig war.


    Nachdem ich einige Tutorials gesehen und gelesen habe, bietet Scribus scheinbar endlos viele Entfaltungsmöglichkeiten. Mein Augenmerk liegt nun endlich auf einem ansprechenden Design, statt auf den technischen Grenzen. Anspruchsvoll ist es schon, allerdings läuft das Schreiben ja immernoch in der Office-Anwendung ab (ich nutze LibreOffice) und auch Schrift-Styles können aus dem Dokument importiert werden.


    Habt ihr auch schon Erfahrungen mit Scribus gemacht?

    Ich habe vor Kurzem bemerkt, dass meine Rollenspieltheorie-Kenntnisse sind leider so angestaubt wie der Thread hier sind, aber ich arbeite dran, das Verpasste aufzuholen.


    Vorläufig daher aus der Sicht der Forge-Theorien erklärt:
    Man könnte Kampfsysteme als Minigame oder Spiel-im-Spiel betrachten. Neben dem Fertigkeiten- und ggf. Magie-System sind sie oft ein zweiter oder dritter Kern. Da Fluff letztendlich austauschbar ist, könnte es sich genauso gut um etwas Anderes handeln. Ein Konflikt-Minigame gegen gegnerische Firewalls wäre ebenso möglich wie eines, das dem Generieren neuer NPCs dient.
    P&P-Kampfsysteme sind historisch natürlich der Tatsache geschuldet, dass die ersten P&P-Rollenspiele aus Wargames hervorgegangen sind, andererseits werden Kämpfe auch in vielen Filmen und Büchern zum Spannungsaufbau eingesetzt - besonders im Bereich Fantasy & Science Fiction. Heutzutage gibt es einen Haufen Rollenspiele, die sich eher an anderen Genres orientieren oder für keinen extra Systemkern für gewalttätige Auseinandersetzungen eingebaut haben, besonders aus der Nordischen Schule. Das ist natürlich nicht, was der traditionelle Mainstream des Kundenkreises als Unterhaltung wünscht, aber für Indie-Rollenspiele bleibt (rein marketingmäßig gedacht) sowieso kaum etwas übrig als sich Nischen zu schaffen. Warum also nicht was pädagogisch Wertvolles schreiben, das nicht total gewaltverherrlichend daherkommt?