Ich hatte tatsächlich so 2, 3 Momente in meinem Leben, wo ich etwas über Genexpressionsmechanismen oder Epigenetik gelesen und sogar dabei feuchte Augen bekommen hab. Es gibt irgendwie eine gewisse Schönheit und Eleganz darin. Würde ich an Gott glauben, würde ich es als "Die Schönheit der Schöpfung" beschreiben.
Da gibt es in der Zellmembran befindliche Proteine, wenn ein bestimmter Stoff an sie bindet, verändern sie ein zuvor inaktives Protein, welches dadurch aktiv wird, sich an die DNA anlagert und deren Form so verändert, dass bestimmte Gene vermehrt oder nicht mehr abgelesen werden.
Es gibt RNA und den ganzen weirden Kram, der mit diesen Molekülen geschieht (Im Gegensatz zu DNA faltet sich RNA oft in komplexen Strukturen mit Schleifen oder Kleeblattartigen Strukturen, manche dieser Konformationen sind leicht in Proteine umzusetzen andere überhaupt nicht (Riboswitch), weitere RNAs sind spezifisch die Gegenstücke zu Fremd-RNA, binden und zerschneiden sie (RNA Interferenz, killt zB Viren))...
Es gibt Operone (DNA-"Einheit" mit Genen, die gemeinsam kontrolliert werden) , die "aus" sind wenn Glucose vorhanden ist, besser abgelesen werden können, wenn keine Glucose mehr da ist und aktiviert werden, wenn Lactose an sie bindet. Dann produzieren sie Transporter-Proteine, die die Aufnahme von Lactose in die Zelle erleichtern und ein Enzym, das Lactose zu Glucose und Galactose zerschneidet - und wenn das eine Weile passiert ist, sorgt die produzierte Glucose wieder für das Ausschalten dieses Operons!
Bei Mehrzellern kommt noch hinzu, dass solche Systeme mit den Nachbar-Systemen kommunizieren müssen. Undifferenzierte Embryo-Zellen müssen sich einigen "Ich werde ein Stück Zeh, du wirst das Gehirn, die Zelle da drüben wird ein Auge UND ES FUNKTIONIERT (meistens).
Die nassen Augen kommen ins Spiel wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass all dies MOLEKÜLE oder Gruppen von Molekülen sind! Zusammengepuzzelte Atome, ohne eigene Intelligenz, mit begrenzten Funktionen. Alle interagierend, über gemeinsame Repressoren ("Aus-Schalter-Moleküle"), Aktivatoren ("An-Schalter"), Substrate (Was sie verarbeiten) und Produkte in einem unfassbar komplexen, zT nicht vollkommen verstandenen Netz. Alle direkt oder indirekt gesteuert von einem Molekül so komplex, dass es Informationen über Generationen von Zellen speichern kann, aber auch flexibel genug, um Anpassungen (Epigenetik und Genexpression) zu erlauben. (UND ES GIBT SOGAR FEHLERKORREKTUR UND PROBELESEN DER DNA/RNA! WIR ALLE VERDANKEN P53 UNSER LEBEN!)
Ich wiederhole: Alles, was Lebewesen tun, von Viren zu Pflanzen zu Pilzen, zu dein größten Walen und den schlauesten Menschen sind vernetzte chemische Reaktionen, gesteuert von einer langen, molekularen Nudel in den Zellkernen, in einem komplexen System das sich über Jahrmillionen aus ZUFÄLLEN entwickelt hat.
Es ist wunderschön.