Hi, da bin ich wieder ich hatte ein paar Jahre Schreibblockade, in der Zeit hab ich vielleicht ein zwei Atmosphären geschrieben (so nenne ich kurze Stücke ohne Handlung, die v.a. eine Atmosphäre beschreiben) und Geschichten direkt erzählt, statt sie aufzuschreiben. Das alles wie es bei mir meistens ist, im automatischen Stil. Anders komm ich nicht richtig rein. Aber Automatisch ist nicht gleich automatisch! Es gibt ja viele Abstufungen zum gezielten Schreiben. Meine Methode ist meistens halb-automatisch, d.h. ich erzähle Zeug, das mir "random" vorkommt und achte weder auf Logik noch auf Ästhetik. Aber worauf ich dann doch recht bald achte ist mein Gefühl, bei Poesie auch der Rhythmus. Ich bin da nicht streng, aber ich spüre halt durch die random Sachen irgendwann eine Atmosphäre, bzw. werde von den Bildern inspiriert, und je länger ich dran bin umso mehr wird eine halb- kohärente Sache draus. Das ist ähnlich wie bei Hypnagogien, die ich gerne beobachte und die anfangs sehr random und flüchtig erscheinen, aber je mehr ich mich auf sie konzentriere und sie neugierig betrachte, umso mehr bleiben die Bilder stabil, werden detailreicher, usw. Und das ist nicht nur ein Vergleich. Tatsächlich passiert es mir oft, dass ich während des automatischen Redens oder Schreibens auch Hypnagogien habe.
Aber im Gehirn ist so viel Zeug, das kann man gar nicht alles auf einmal ausdrücken. Es findet so oder so eine Auswahl statt, und die Auswahl kann ich nach Kriterien machen, die mir wichtig sind, wie z.B.: jetzt hätte ich gern was das sich reimt. Also warte ich beim Strom der Wörter, bis eins kommt das reimt. Aber vllt hätte ich jetzt auch gern eins, das ein bestimmtes Gefühl vermittelt. Also warte ich wieder auf ein solches, lasse die anderen quasi einfach aus, die bis dahin aufkommen. Je schneller ich schreibe, umso weniger kann ich auswählen. Dann nehme ich das nächstbeste was halt gerade kommt.
Soviel zu meiner grundsätzlichen Methode. Damit hab ich bisher eigentlich immer Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben. Aber längere Geschichten fielen mir echt schwer mit dieser Methode. Irgendwann verliere ich den Anschluss an die Welt, die meine Geschichte entwickelt, drifte in was neues ab und so entsteht eher etwas das dem Traum zu ähnlich ist, in dem sich Schlag auf Schlag alles ändert und niemand mehr mitkommt. Also wie kann ich vorgehen, fragte ich mich, und hatte nun die Idee, Fragen zu stellen und diese automatisch zu beantworten. Das hat den Vorteil, dass es weniger literarisch ablaufen muss. Das ganze kann ich später immer noch machen, wenn die Welt halb-fertig ist. Bei den Fragen hab ich festgestellt, dass ich vom Allgemeinen zu Detailfragen komme.
Zunächst mal den groben Rahmen abfragen:
Emotionaler Ton?
Realismus: Wie realistisch ist die Welt?
Dann weiter:
Spezies: Welche Spezies stehen im Fokus (biologischer Fokus hier)?
Geographie: Allgemeine Geographie
Geographie: Kontinente?
Geographie: Ökosysteme?
Kultur und Gesellschaft der einzelnen Spezies?
Wichtige Orte für fast alle auf der Welt?
Einflussreiche und besondere Gruppierungen?
Interessante Charaktere (für evtl Erzählperspektiven)?
Wichtige weitere Persönlichkeiten?
Wichtige Atmosphären?
Das sid jedenfalls die Fragen, die ich mir bisher gestellt und automatisch beantwortet habe. Die automatischen Texte enthalten zunächst manchmal Dinge, die mir nicht gefallen, entwickeln dann aber originellere Ideen, so dass ich den Anfang einfach streiche oder Namen umbenenne. Ich achte beim Schreiben dann auch darauf, dass die Ideen zueinander passen, d.h. kohärent/"realistisch" sind (z.B. Kontakt der Spezies und Kontinente) bzw. wenn sie noch nicht passen, schreib ich noch was dazu das es passend macht. Nicht immer. Ich hab nicht den Anspruch, eine komplett nachvollziehbare Welt zu basteln. Nur da, wo mir halt was einfällt, der Rest der trotzdem cool ist, auch wenn widersprüchlich oder unklar: "isso". Das bedeutet auch, dass es viele surreale Elemente gibt, und das ist schön so, die will ich nämlich (aber wäre es 100% surreal, wäre es mir zu viel). Stellt es euch bisschen wie ein Orakel vor, ihr stellt möglichst interessante Fragen und seid gespannt, was für eine Antwort kommt. Egal welche Antwort es ist, sie wird erstmal hingenommen. Wenn was zu allgemein und langweilig wirkt, wird es einfach mit weiteren Detailfragen origineller gemacht.
Jetzt würde mich interessieren, ob ihr die Vorgehensweise kennt oder Fragen dazu habt. Außerdem könnt ihr aufschreiben, welche Fragen an eine neue Welt ihr gerne stellen würdet bzw. welche Fragen ich noch beantworten könnte für meine Welt.
Wenn ihr Lust habt könnte man auch so ein speedbastel Event draus machen. Alle die mitmachen, sollen dann ein Set aus Fragen möglichst automatisch (d.h. ohne groß zu überlegen) beantworten (ggf. auch nicht alle Fragen, wenn manche nicht passen) und wir können schauen, was für absurde und teilweise originelle Welten im Nu entstehen können.