Beiträge von Apollo-Soyuz

    Gerade habe ich mir einen Vortrag von Andy Weir (Autor von "Der Marsianer") angesehen, in dem dieser einen Gedanken sehr treffend auf den Punkt gebracht hat, den ich selbst nie so bündig fassen konnte.


    Er wurde gefragt, warum er Hard SciFi mag und ob ihn Space Opera und Fantasy abstoßen.


    Grob übersetzt und zusammengefasst sagte er:


    Zitat von Andy Weir

    Ich habe kein Problem mit Phantastik und mit Dingen, die nicht bekannten Naturgesetzen folgen. Du kannst schneller als das Licht fliegen? Super! Da habe ich kein Problem mit. Mir geht es um interne Konsistenz.*
    Es gibt eine Folge von Star Trek TOS, wo sie vom Merkur zur Erde fliegen. Und das dauert eine Weile. Doch nicht mit einem Warp-Schiff! Nein, sowas darf nicht passieren.
    Interne Konsistenz ist leicht aufrecht zu halten, wenn man bekannten Naturgesetzen folgt. Muss aber nicht sein. Es geht auch mit welchen, die man sich ausdenkt. Man muss nur aufpassen.

    *) Er sagte "internal consistency", was auch in Richtung "mathematische Widerspruchsfreiheit" interpretiert werden kann. Auch diese Übersetzung würde gut passen.



    Das passt aber auch wunderbar zu Amanitas dritter Kategorie:


    Pseudorealismus ist um so einfacher aufrecht zu erhalten, um so eher er bekannten Realweltbeispielen und gültigen Naturgesetzen folgt.
    Dann muss der Autor nicht jede physikalische und gesellschaftliche Folge von hunderten phantastischen Elementen konsequent zu Ende denken, nur um dem Konsumenten widerspruchsfreies Worldbuilding aufzutischen. Einem Konsumenten, der es im Zweifelsfall noch nichtmal zu schätzen weiß, weil er es gar nicht erst bemerkt.


    Faules und inkonsequentes Worldbuilding hat dummerweise die Tendenz, dem Konsumenten aufzufallen und sauer aufzustoßen, wenn die Welt überhaupt auch nur als ansatzweise realistisch präsentiert wird.


    Ich habe beispielsweise einen seitenlangen Rant über Bethesdas bescheuertes Worldbuilding in den neueren Fallout-Teilen in petto. Über Super Mario hab ich mich nie so aufgeregt.


    Grund, wieder bezogen auf Amanitas Kategorien: Fallout will eine Kategorie-3-Welt sein. Super Mario ist zufrieden damit, eine Katetegorie-1/2-Welt darzustellen.

    Manchmal gibt es so Geschichten, [...]


    Faszinierend! Bei sowas geh mir echt das Herz auf. :)




    Wie ist das, wenn ein Werk dann doch mal veröffentlicht wird, fliegt es dann aus der Bibliothek?

    Guter Punkt.


    Uns außerdem: Was genau ist "veröffentlicht?".
    Wäre der Mega-Satz denn überhaupt für die Bibliothek qualifiziert? Ich meine mich zu erinnern, dass Teile davon als Arbeitsblätter für den Deutschunterricht veröffentlicht wurden. Zählt das schon?



    Fragen über Fragen, aber das Konzept begeistert mich total!

    Auf den ersten Blick surrealistisch, auf den zweiten auch noch, nach ein paar Absätzen nicht mehr.


    Die Einleitung gefällt mir sehr und macht Lust auf mehr.


    Und als überzeugter Seitenschläfer, der auf Isomatten und ähnlichen Konstrukten selten ein Auge zu bekommt, brauche ich UNBEDINGT eine von diesen Nachtlicht-Kerzen! ;D


    Überhaupt, alles was einen Soldaten ausgeruht an die Front bring, hat automatisch einen riesigen militärischen Wert.



    Kommen wir als nächstes zu den Imkern und den Bienenstöcken? Ich bin gespannt.

    Naja, ist der angestrebte Detailierungsgrad nicht erstmal abhängig vom generellen Vorgehen beim Weltenbau?


    Vielleicht ungeschickt ausgedrückt. Was ich meine ist:


    - Arbeitet man mit einer Top-Down-Methode, geht man ja i.d.R. sehr geziehlt und geplant vor.


    1. Kontinent
    1.1 Geographie & Geologie
    1.2 Klima & Ökologie
    1.3 Bewohner und politische Gliederung
    1.3.1 Land 1
    1.3.1.1 Provinz 1
    1.3.1.1.1 Stadt 1
    1.3.1.1.1.1 Stadtviertel 1


    Usw, usf.


    Natürlich wird man das nicht so gliedern und präsentieren, aber der prinzipielle Ansatz ist ja bei so einem Vorgehen vom Allgemeinen zum Speziellen immer der gleiche und wird nicht bei 1.3.1.1.1.1.1.1.1 "Auslage des Zuckerbäckers am Tempelplatz" enden.


    So gesehen hat man dann da einen Detailierungsgrad, bei dem man stoppen sollte, und der bewegt sich für mich bei "Ist das noch relevant und kurzweilig zu lesen, oder schon Selbstbefriedigung des Bastlers?"


    (Nichts gegen Weltenbau zur reinen Selbstergötzung, aber das Ergebnis muss ich dann anderen nicht präsentieren, dabei schlafen sie nur ein. ;D )




    - Wenn man Bottom-Up vorgeht, dann hat man ja schon ein Detail, mit dem man startet und von dem man sich dann zum Allgemeinen hocharbeitet.


    Wenn man seine Welt erforscht, indem man zum Beispiel einen Roman schreibt oder eine Rollenspiel-Kampagne darauf führt, wird man ja zwangsläufig mit kleinen Details konfrontiert, die man dann in einen Kontext stellen muss.


    Und da bin ich dann wieder bei @Veria: Inworld-Quellen können zuverlässig sein, müssen aber nicht. Und je mehr Details ich in einer den Betrachter ansprechenden Weise aus ihnen rausholen kann, desto besser.