Posts by WeepingElf

    Auch ich habe jetzt ein Heimatsetting: die Haarbüttchenwelt. Diese ist ein Nebenprojekt des Elbenpfads. Der Name "Haarbüttchenwelt" ist in meinem Heimatort ein Ausdruck, der eine abgelegene, bewaldete, wenig besiedelte Gegend bezeichnet, wie sie nördlich meines Heimatortes liegt. Also, los geht's:


    Die Haarbüttchenwelt ist ein bewaldeter Höhenzug östlich der Stadt Bad Salzuflen. Die Besonderheit der Haarbüttchenwelt liegt darin, dass dort eine Sprache gesprochen wird, die örtlich unter der Bezeichnung Haarbüttchenwelsch bekannt ist. Wie die Sprecher dieser Sprache sich selbst und ihre Sprache nennen, weiß ich noch nicht so genau, wie überhaupt die Sprache noch nicht ausgearbeitet ist, aber der Ausdruck Haarbüttchen leitet sich davon ab. Das Haarbüttchenwelsch ist auch in der Haarbüttchenwelt selbst eine gefährdete Minderheitensprache, es gibt vielleicht noch ca. 50 Menschen, die diese Sprache noch sprechen.


    Das kulturelle und religiöse Zentrum der Haarbüttchen ist der kleine Ort Bergkirchen mit seiner lutherischen Fachwerkkirche. Die Gottesdienste in dieser Kirche werden nicht auf Haarbüttchenwelsch, sondern ganz normal auf Deutsch abgehalten, denn die Sprecher des Haarbüttchenwelschen sind selbst in dieser Kirchengemeinde eine kleine Minderheit. Aber nach dem Gottesdienst findet in dem alten Schulhaus in Bergkirchen die Sprachstube statt, in der sich die Sprecher des Haarbüttchenwelschen treffen, um über allerlei Dinge zu sprechen, natürlich auf Haarbüttchenwelsch, das ist ja der Sinn dieser Veranstaltung. In jüngerer Zeit gibt es auch Kontakte zu anderen hesperischen Sprachgemeinschaften, einschließlich der Elben.


    Was ist das nun für eine Sprache, dieses Haarbüttchenwelsche? Es gehört zum hercynischen Zweig der hesperischen Sprachen, die wiederum einen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie darstellen, der den anatolischen Sprachen (Hethitisch, Lydisch usw.) nahesteht. (Zu den hesperischen Sprachen gehören auch die albischen Sprachen, die von den Elben gesprochen werden.) Die nächste Verwandte des Haarbüttchenwelschen ist Bockwelsch, das im Oberharz gegen das Aussterben kämpft. Zur hercynischen Gruppe gehören neben dem Haarbüttchenwelschen und dem Bockwelschen noch zwei Sprachen in Süddeutschland. Unter den vier hercynischen Sprachen ist das Haarbüttchenwelsche in bestimmten Punkten besonders konservativ und daher für die hesperische vergleichende Sprachwissenschaft von besonderem Interesse.

    Tö. hat das Wesentliche im Grunde genommen erkannt. Es handelt sich um eine Lautverschiebung in den nordhesperischen Sprachen, wonach ein Konsonant, dem ein bestimmter, in der indoeuropäischen Sprachwissenschaft als h2 bezeichneter Konsonant folgt, velarisiert, d.h. seine Artikulationssstelle nach hinten verschoben wird; das h2 schwindet dabei. So wird aus dem ur-indoeuropäischen Wort für 'Salz', *sh2el, eben hal. (Die Veränderung des Vokals hängt ebenfalls mit dem h2 zusammen - in den meisten indoeuropäischen Sprachen wird ein e, das diesem folgt, zu a.) Dies liegt den genannten Ortsnamen zugrunde, und ist auch im Altalbischen das Wort für 'Salz'.


    Tö., Du bist dran.

    Nette Ideen, aber beide leider falsch. Denkt an das Produkt, für das die genannten Orte bekannt sind. Dessen Bezeichnung im Nordhesperischen (wozu das Albische gehört, aber auch Sprachen, die einst in Mitteleuropa gesprochen wurden) war nämlich vom Drummondschen Gesetz betroffen, wie man an den Ortsnamen erkennen kann.

    Bei mir ist es komplizierter, weil ich nicht nur ein Weltenbastler, sondern auch ein passionierter Sprachenbastler bin. Und zwar einer, dem es nicht ausreicht, sich Wörter aus dem Hut zu zaubern oder gar mit einem Generatorprogramm zu erzeugen. Mein Hauptsprachbastelprojekt, das Altalbische, ist eine indoeuropäische Sprache, deren nächste Verwandte unter den großen antiken indoeuropäischen Sprachen das Hethitische ist, mit einer detailliert ausgearbeiteten Sprachgeschichte. Diese Sprache ist seit Jahren im Bau. Sie war schon fast fertig, als sich vor ein paar Jahren größere Änderungen ergaben, weil meine Vorstellung davon, woher die Elben und ihre Sprache kamen, sich als feghlerhaft erwies und ich mich veranlasst sah, sie zu revidieren. Das zog dann auch tiefgreifende Veränderungen an der Sprache nach sich, und derzeit bin ich dabei, sie entsprechend umzubauen.


    Und aus dieser Sprache schöpfe ich natürlich auch die Namen meiner Elben, sowie der Orte und anderen geographischen Objekte des Elbenlandes. Der Name eines Elben besteht dabei zum ersten aus dem gegebenen Namen, den die Eltern ihrem Kind geben, und dem Wahlnamen, den der junge Elb zum 12. Geburtstag selbst für sich wählt. Bei erwachsenen Elben ist der Wahlname der "öffentliche" Name, während der gegebene Name eher eine intime Angelgenheit ist. Er wird nicht geheim gehalten, aber ist eine Sache unter Familie und Freunden. Einen fremden erwachsenen Elben mit diesem Namen anzusprechen, ist ein Fauxpas, etwa so, als wenn wir einen fremden Erwachsenen duzen und mit dem Vornamen ansprechen.

    Ich vermute mal, die verschiedenen Jahreslängen sind ein Schaltzyklus, um den Kalender mit dem tatsächlichen Sonnenlauf zu synchronisieren. So wie bei uns jedes vierte Jahr einen Tag mehr hat, oder im jüdischen Kalender 7 von 19 Jahren einen Monat mehr. Letzteres gilt übrigens auch für den altalbischen Kalender, der aber noch nicht im Detail ausgearbeitet ist.

    Ich verstehe es, wenn Du an einem Punkt angelangt bist, wo die Weiterführung des Projektes keinen Sinn zu ergeben scheint und Du damit aufhören möchtest. Wenn Dir andere Dinge wichtiger sind und Du den Eindruck hast, dass die Arbeit an Arcpunk Dich mehr kostet als sie Dir einbringt, dann lege das Projekt erst mal beiseite. Aber wirf nichts weg und lösche nichts, vielleicht willst Du später wieder damit weiter machen. Oder Du hast ein neues Projekt, in dem Du Ideen aus Arcpunk wieder aufgreifen willst.

    Besten Dank für die Antwort! Irgend sowas hatte ich mir schon gedacht, eine Art Tom Bombadil, der keinem bekannten Volk der Welt angehört und ein Geschöpf sui generis ist.


    Und zum Thema "normales Leben" vs. "gutes Leben" stimmt es natürlich, dass ein "normales" Leben nicht unbedingt erstrebenswert ist. Wer will schon mit Anfang 50 ein frustrierter, geschiedener Sachbearbeiter sein, dessen Hausbaukredit-Rückzahlungen und dessen Kinder ihm die Haare vom Kopf fressen? Ich jedenfalls bin froh, dass ich das nicht bin, und zwar nicht viel Geld habe, aber nicht viel brauche, und mich mit Dingen beschäftigen kann, die mir wichtig sind und zugleich Spaß machen.

    Es gibt einen kleinen Jungen, der jedes Mal, wenn er durch eine Tür geht, sich an einem anderen Ort wiederfindet, als wohin die Tür eigentlich geführt hätte. Keiner weiß, wie lange er schon so durch die Welt wandert, doch wenn er jemanden bei der Hand nimmt, kann er diese Person auf seine Reise mitnehmen.

    Irgendwie tut mir der Junge leid - ein normales Leben scheint ihm dadurch verwehrt zu sein. Ich habe auch eine Frage dazu: wächst er wie ein normaler Junge heran, oder bleibt er ewig ein kleiner Junge? Der Satz "Keiner weiß, wie lange er schon so durch die Welt wandert" hört sich ja so an, als sei er "immer schon" so durch die Welt gewandert.

    Ja, verstehe. Es steht jedem frei, seine Welt so zu basteln, wie sie einem gefällt. ISSO halt eben. Ich kann aber nicht aus meiner Haut, ich mag kein ISSO, lege großen Wert auf Plausibilität. Ich weiß, dass ich damit hier in der Minderheit bin. In den englischsprachigen Foren, die ich kenne, sieht das ganz anders aus, da denken die meisten so ähnlich wie ich. Und Sprachen und Schriften sind etwas, was mich ganz besonders interessiert, da merke ich jeden "Fehler" sofort.


    Aber schließlich ist es ja ein "extremer Zufall", wenn es in einer anderen Welt, die keine Alternativgeschichte unserer Welt oder ähnliches ist, Menschen und Tiere gibt, wie wir sie kennen, da können auch Sprachen und Schriften aus der Erfahrungswelt existieren.

    Du solltest erst mal über die Phonologie der Sprache nachdenken, für die die Schrift erfunden wurde, bevor Du für jeden Buchstaben des lateinischen Alphabet einen entsprechenden Buchstaben erfindest. Oder Du solltest eine innerweltliche Erklärung dafür haben, dass die beiden Alphabete einander 1:1 entsprechen.

    Verstehe. Ich bin nun mal ein leidenschaftlicher Sprachenbastler, und bin da ziemlich anspruchsvoll, wohl auch weil ich selbst ein sehr anspruchsvolles Projekt am Laufen habe. Aber das ist eben nicht jedermanns Sache, insofern ist es OK, wenn jemand das auf einem niederigen Niveau angeht. Aber ich kann irgendwie auch nicht aus meiner Haut, und wenn ich etwa ein "Alien-Alphabet" sehe, das aus 26 Buchstaben besteht, die 1:1 denen des lateinichen Alphabets entsprechen (und die Schriftbeispiele sich als ganz normales Englisch in der üblichen Orthographie, nur eben mit den fremden Buchstabenformen, erweisen), denke ich, da hat jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht. Aber Hollywood-Drehbuchautoren und Set-Designer sind eben nicht J. R. R. Tolkien, der jahrzehntelang an seinen Sprachen basteln konnte. Immerhin bringen jetzt Leute wie David J. Peterson mehr Niveau in das Geschäft.