Beiträge von WeepingElf

    Es gibt einen kleinen Jungen, der jedes Mal, wenn er durch eine Tür geht, sich an einem anderen Ort wiederfindet, als wohin die Tür eigentlich geführt hätte. Keiner weiß, wie lange er schon so durch die Welt wandert, doch wenn er jemanden bei der Hand nimmt, kann er diese Person auf seine Reise mitnehmen.

    Irgendwie tut mir der Junge leid - ein normales Leben scheint ihm dadurch verwehrt zu sein. Ich habe auch eine Frage dazu: wächst er wie ein normaler Junge heran, oder bleibt er ewig ein kleiner Junge? Der Satz "Keiner weiß, wie lange er schon so durch die Welt wandert" hört sich ja so an, als sei er "immer schon" so durch die Welt gewandert.

    Ja, verstehe. Es steht jedem frei, seine Welt so zu basteln, wie sie einem gefällt. ISSO halt eben. Ich kann aber nicht aus meiner Haut, ich mag kein ISSO, lege großen Wert auf Plausibilität. Ich weiß, dass ich damit hier in der Minderheit bin. In den englischsprachigen Foren, die ich kenne, sieht das ganz anders aus, da denken die meisten so ähnlich wie ich. Und Sprachen und Schriften sind etwas, was mich ganz besonders interessiert, da merke ich jeden "Fehler" sofort.


    Aber schließlich ist es ja ein "extremer Zufall", wenn es in einer anderen Welt, die keine Alternativgeschichte unserer Welt oder ähnliches ist, Menschen und Tiere gibt, wie wir sie kennen, da können auch Sprachen und Schriften aus der Erfahrungswelt existieren.

    Du solltest erst mal über die Phonologie der Sprache nachdenken, für die die Schrift erfunden wurde, bevor Du für jeden Buchstaben des lateinischen Alphabet einen entsprechenden Buchstaben erfindest. Oder Du solltest eine innerweltliche Erklärung dafür haben, dass die beiden Alphabete einander 1:1 entsprechen.

    Verstehe. Ich bin nun mal ein leidenschaftlicher Sprachenbastler, und bin da ziemlich anspruchsvoll, wohl auch weil ich selbst ein sehr anspruchsvolles Projekt am Laufen habe. Aber das ist eben nicht jedermanns Sache, insofern ist es OK, wenn jemand das auf einem niederigen Niveau angeht. Aber ich kann irgendwie auch nicht aus meiner Haut, und wenn ich etwa ein "Alien-Alphabet" sehe, das aus 26 Buchstaben besteht, die 1:1 denen des lateinichen Alphabets entsprechen (und die Schriftbeispiele sich als ganz normales Englisch in der üblichen Orthographie, nur eben mit den fremden Buchstabenformen, erweisen), denke ich, da hat jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht. Aber Hollywood-Drehbuchautoren und Set-Designer sind eben nicht J. R. R. Tolkien, der jahrzehntelang an seinen Sprachen basteln konnte. Immerhin bringen jetzt Leute wie David J. Peterson mehr Niveau in das Geschäft.

    Das mit dem Mond, der nur von der Südhalbkugel aus zu sehen ist, geht auf keinem Fall. Auch Lagrange-Punkte, koorbitale Planeten und dergleichen helfen da nicht weiter. Das kannst Du vergessen.

    Da es ja Magie auf dem Planeten gibt, könnte man sagen, dass bestimmte magische Kräfte die Monde auf diesen astronomisch sonst unmöglichen Bahnen halten.

    Ja. Magie kann ja im Prinzip alles ;) Etwa einen Mond auf einer astronomisch unmöglichen Bahn halten oder partiell unsichtbar zu machen. (Einer der Gründe, warum ich in meinen Welten keine Magie habe: sie ist ein billiger Trick, um Unmögliches möglich zu machen. Ein anderer Grund ist natürlich, dass in meinen Weltentwürfen, die sich ja eng an die Realität halten, Magie einfach keinen Sinn ergibt.)

    Das mit dem Namen, der nicht bedeutet, was er zu bedeuten scheint, erinnert mich an das Sauerland, das nicht das "saure Land", sondern einfach nur das "Südland" ist (die älteste belegte Form des Namens ist Suderland), nämlich der südliche Teil Westfalens. War das vielleicht Deine Inspiration?

    Ich bastle grundsätzlich diachronisch, d. h. ich vollziehe die Entwicklung der Welt in meinem Bastelprozess nach. Das gilt auch und insbesondere für die in meinen Welten gesprochenen Sprachen. Natürlich kann man nicht bei Null anfangen, aber das Problem stellt sich bei meinen derzeitigen Projekten nicht, da sie auf der realen Welt basieren. Die Elben des Elbenpfades sprechen beispielsweise eine indoeuropäische Sprache, und der Globale Frühling ist eine Nahzukunftswelt und geht von unserer Gegenwart aus.

    Bevor ich das Hobby Rollenspiel an den Nagel gehängt habe, habe ich an einem eigenen Universalsystem namens OURS (Offenes Universal-Rollen-Spiel) gebastelt. Ausgangspunkt meiner Bastelei war damals GURPS, das lange Zeit mein bevorzugtes System war, aber mir fielen noch ein paar Verbesserungen und Vereinfachungen ein, vor allem aber missfiel mir die restriktive Lizenzpolitik von Steve Jackson Games, die es unmöglich machte, den GURPS-Regelkern in eigene Veröffentlichungen einzubinden, und damit die architektonische Offenheit des Systems konterkarierte. Also musste was Neues her.


    Dann verlor ich irgendwann das Interesse an Rollenspielen, und stellte die Arbeit an OURS erst mal ein. Aber mal sehen, vielleicht bekomme ich irgendwann wieder Lust ;)

    WeepingElf: Aber vielleicht bietet der Hype der Heimatwelten mal wieder einen Grund abermals deine Heimat zu be-/verbasteln?

    Mal sehen. Immerhin habe ich vor, eine mit den albischen Sprachen verwandte Sprache in der Haarbüttchenwelt, einem kleinen bewaldeten Höhenzug ca. 3 Kilometzer nördlich meines Heimatdorfes unterzubrigen, und der Ausdruck Haarbüttchen soll aus dieser Sprache stammen. Ich habe mich immer schon gefragt, was ein Haarbüttchen ist, kam zu der Vermutung, dass das irgendeine Art von Kobold sein könnte. Aber die Sprecher der "Haarbüttchensprache" sind natürlich genau wie meine Elben ganz normale Menschen.