Auszug aus dem Sammelband:
Wider die falschen und irrsinnigen Gerüchte, die da über Magier kursieren, erschienen im Necronoticon Verlag, Thalad Minghal, Thalad Minghal, anno 3139 n.N. (Hg.: Arbeitskreis zur Verständigung mit nichtmagischen Bürgern des Ministeriums für Soziales, Kultur und Bildung der Freien Magischen Republik Thalad Minghal).
Blutmagie
(Beitrag von Prof.Mag.kom. Halgon Udaro, Rektor der Magieschule Thalad, Professor der Ritualistik)
"Es ist eines der hartnäckigsten, boshaftesten, abscheulichsten und gar
widerwärtigsten, da vollkommen falschen, Gerüchte, die von antimagischen
Extremisten in Umlauf gebracht werden: Dass Magier Menschen entführen und
ihres Blutes ob ihrer finsteren Rituale berauben würden. Keine andere Mär
hat in der lajrénischen Geschichte mehr zum Hass zwischen magischer und
nichtmagischer Bevölkerung beigetragen. Ja, man kann zu Recht sagen, das
Gerücht, Magier würden Blutopfer erbringen, hat selbst zu zahlreichen
Pogromen beigetragen und trägt somit Verantwortung daran, dass vielmehr
die normale Bevölkerung Magier als Opfer ihres Blutdurstes erwählt! Doch
die Realität wird mit dieser vorgeschobenen und fadenscheinigen
Begründung aufs Perverseste verdreht.
[...]
Werfen wir einen Blick auf die allgemein bekannten, zugängigen und auch
für nichtmagische, interessierte Bürger nachlesbaren Fakten. Es ist
bekannt, dass Blut ein wichtiges Organ ist, dessen Existenz und
Gesundheit für das Fortbestehen menschlichen (und auch sonstigen
nichtpflanzlichen) Lebens unabdingbar ist. Somit nimmt es nicht Wunder,
dass die Magietreibenden ganz Lajréns diesen Stoff wie auch andere
natürliche Sekrete des Körpers für ihre Arbeit nutzen. [...]
Doch hierbei ist zu beachten, in welcher Form dies getan wird:
Blut spielt in der Magie insbesondere in der Ritualistik und der
Magiomedizin eine wichtige Rolle. Im Folgenden wird nur auf die Bedeutung
in der Ritualistik näher eingegangen, denn im Zusammenhang mit der
Medizin gelingt es nicht einmal den boshaftesten Magierhassern, den
unübertroffenen Nutzen der Heilmagier und ihrer Methoden in den Schmutz
der Gosse zu ziehen. [...]
Da Energie und Energieverlust stets eine zentrale Rolle in allen
magischen Handlungen einnehmen, nimmt es nicht wunder, dass dies umso
mehr für die langsamste Form der Zauberei gilt: dem magischen Ritual.
Hier kommen nicht nur die Magier-Welt-Barriere und die physische wie
mentale Distanz zwischen Zauberndem und Ziel zum Tragen, sondern auch die
zeitliche Distanz zwischen Beginn und Ende der Handlung. Um den
Energieverlust also so minimal wie möglich zu gestalten, wird auf
Transportstoffe gesetzt. Hierfür eignen sich körpereigene Stoffe
besonders gut, wie bei Besinnen auf die 1. Erkenntnis der Magie offenbar
wird: Keine Magie ohne Leben, kein Leben ohne Magie.
Bei den meisten Ritualen, nämlich den einfacheren, begrenzteren, weniger
aufwändigen, nimmt der Magier Eigenblut, um einen Trägerstoff zu
erhalten, da die hierfür nötigen Mengen gering sind. Im Idealfall nimmt
er das Blut ein bis zwei Tage vor der Ritualdurchführung um im Anschluss
zu Kräften zu kommen. Bei komplexeren Ritualen arbeiten mehrere Ritualisten
zusammen und häufig stellen sich ein oder mehrere als Blutspender zur Verfügung.
Lediglich bei den langwierigsten, größten und kompliziertesten magischen
Ritualen, wie dem der Verlängerung der Lebensspanne, ist so viel Blut
über einen so langen Zeitraum vonnöten, dass man auf externe, bezahlte
und vorab informierte Spender zugreift. Diese unterziehen sich freiwillig
dieser Prozedur. Es handelt sich dabei meist um Mitglieder der magischen
Gesellschaft, die nicht als Ritualisten an der Durchführung beteiligt
sind.
Die Fälle in der Geschichte der Magie, in denen nichtmagische Spender
herangezogen wurden, eventuell gar unter Ausübung von (sozialem) Zwang,
sind dokumentiert und aufgearbeitet. Es handelt sich hierbei um weniger als 75
Fälle seit den ersten Tagen unserer Zeitrechnung und der jüngste Fall liegt ca. 300
Jahre zurück.
Trotz dieser umfassend veröffentlichten und unmissverständlich harmlosen
Tatsachen, hält sich weiter das Gerücht, dass insgeheim einzelne Magier
auch heute noch nichtmagische Bürger gegen deren Willen als Blutspender
missbrauchen und zur Verschleierung ihrer Taten anschließend ermorden.
Selbstverständlich weisen sämtliche magische Institutionen diese Vorwürfe
als unbegründet zurück, denn selbige Institutionen haben auf die
Einhaltung der vom Kongregiat der Zauberkundigen beschlossenen Regeln für
den Umgang mit Nichtmagiern zu achten, sie zu prüfen und Missetäter
umgehend ihrer gerechten wie auch drastischen Strafen zuzuführen."