Sprachenthemen kurz betrachtet

Liebe Bastler, die Weltenbastler-Olympiade hat begonnen, das WBO-Tool ist vorbereitet. Bitte meldet euch schnell an. Viel Spaß dabei!
  • Nachdem ich den Sprachenbastel-Workshop schon angekündigt habe und bis zum Beginn desselben noch ein Monat Zeit ist, muss ich dafür sorgen, dass es nicht aus dem Blickfeld gerät. Doch ist dies eine gute Gelegenheit, ein paar Dinge anzusprechen, die beim Thema Sprache sowieso irgendwann jemand anspricht, ohne dass sie für das Sprachenbasteln notwendig sind. So kann dann das unbefriedigende "auch interessant und wichtig, aber leider haben wir dafür keine Zeit", dass wir sicher alle aus der Schule kennen, vermieden werden.


    Natürlich will ich nicht nur meine Ansichten verbreiten und hoffe, dass es zu dem ein oder anderen Thema Diskussionen gibt. Eher ist es ein Weg, die Sprachbastel-Threads von allzuviel Zusatzdiskussionen freizuhalten, indem diese hierhergelenkt werden, statt sie abzuwürgen.


    Zudem wären solche Diskussionen dort nach einiger Zeit kaum noch zu finden, während ein eigener Thread ein Anlaufpunkt für die Suche danach ist.


    Ich bitte daher darum, zu Beginn eines jeden Beitrags kurz zu kennzeichnen, ob es sich um ein neues Themahandelt (also etwa "Thema") oder um einen Beitrag zu einemschon angesprochenen Thema (also etwa "Beitrag" oder"Antwort"). Die Nennung des Themas ist an dieser Stelle natürlich auch hilfreich.

  • Die Frage nach der Ursprache


    Da es erst neulich im Forum angesprochen wurde, fange ich mal mit diesem Thema an, zumal ich indem Zusammenhang Thalak und Veria einige unzureichende Antworten gab. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht die innere Ruhe mein eigentliches Problem mit dem Thema anzusprechen.


    Dies Problem besteht schlicht und einfach darin, dass es keine Ursprache gab und eine Welt mit Ursprache nicht sehr wahrscheinlich ist. Woran liegt das?


    Es liegt an der Vielfalt der menschlichen Laute und der begrenzten Auswahl der Laute einer bestimmten Sprache.


    Aber zunächst muss ich darauf hinweisen, dass die Sprachwissenschaft unter Ur- oder Protosprache eher eine Sprache versteht, die als Ursprung einer oder mehrerer anderer Sprachen betrachtet wird und meist nur noch theoretisch rekonstruiert werden kann. Dazu kann hier nachgelesen werden: https://de.wikipedia.org/wiki/Ursprache (Wo vorhanden, lohnt es sich immer die entsprechenden englischen Wikipedia-Artikel zu lesen, da die deutsche Wikipedia oft sehr speziell ist.)


    Es gibt bei einigen Wissenschaftlern auch das Konzept einer Kommunikationsform zwischen tierischen Lauten und menschlicher Sprache. Dazu ein kurzer Absatz hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Evolingo#Proto-Sprache


    Umgangssprachlich verstehen wir darunter jedoch eine angenommene erste einheitliche Sprache. Schon in der Bibel wird eine solche bei der Geschichte vom Turmbau zu Babel vorausgesetzt. Und in der Regel wird in der Schule das schaurige Experiment Kaiser Friedrichs II. durchgenommen, der zwei Kinder ohne Sprache aufziehen lassen wollte, die dann an mangelnder Zuwendung starben. Ähnliches berichtet Herodot vom Pharaonenhof. Dort war man 'erfolgreicher' und kürte das Phrygische zur 'natürlichen' Sprache. Dazu hier:


    - https://de.wikipedia.org/wiki/Proto-Welt-Sprache
    - https://de.wikipedia.org/wiki/Kaspar-Hauser-Versuch


    und allgemeiner:


    - https://de.wikipedia.org/wiki/Sprachursprung.


    Da das alles verfügbar und bei den meisten sicher ganz oder teilweise bekannt ist, brauche ich dazu keinen Essay schreiben. Wieso denke ich also, dass es keine einheitliche Ursprache gegeben hat?


    Der Mensch kann eine ganze Menge an Lauten produzieren, doch die Sprachen bestehen nur aus einem Teil davon, meist sogar nur aus einem Bruchteil.


    Hier sind zwei Erscheinungen zu erklären:


    1- Es gibt unendlich viele Laute. Jede Frequenz von Schallwellen ist genau genommen ein eigener Laut. Aber wir nehmen immer ein ganzes Segment als einen Laut wahr. Bis zu den Grenzen dieses Segments 'hören' wir diesen Laut -die Sprachwissenschaft spricht dann von Phon- und außerhalb andere. Siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Laut und https://de.wikipedia.org/wiki/Phon_(Linguistik). Bestimmte Phone dienen dann der Bedeutungsunterscheidung in der Sprache. Diese werden Phoneme genannt. Vereinfacht gesagt: Die Sprachen bestehen jeweils aus einer begrenzten Anzahl von Lauten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Phonem)


    2- Jede Sprache nutzt eine individuelle Auswahl von Lauten.


    Also: In jeder Sprache gibt es einige klar zu unterscheidende Laute. Und in jeder Sprache ist die Auswahl verschieden. Und so eine Auswahl von Lauten entsteht automatisch, wie mittlerweile durch Simulationsexperimente gezeigt wurde. (Vgl. z.B. Dieter Wunderlich, Sprachen der Welt - Warum sie so verschieden sind und sich doch alle gleichen, Darmstadt 2015, S.253 um ein allgemein verständliches Buch zu zitieren.) Und unterschiedliche Laute bedingen unterschiedliche Wörter.


    Begreiflicherweise sind dabei Anzahl und genaue Auswahl der Laute zufällig. Und damit haben die Laute einer Sprache auch immer schon eine Geschichte. Eine Sprache ohne Geschichte ist also nicht vorstellbar. Denn das Lautsystem hat sich ja entwickelt.


    Zudem ist die Auswahl vom Zufall abhängig. Die eine Gruppe mag in ihrem Umfeld kreischende Affen und einen tosenden Wasserfall haben, die andere hört oft den Kuckuck rufen und die Drossel singen. Schon bilden sie andere Assoziationen zu den Lauten. Damit ist dann auch eine einheitliche Ursprache vom Tisch, wenn man nicht von einer ersten Menschengruppe um Adam und Eva ausgeht.


    Da das Entstehen der "Distinkivität der Sprachlaute" einer Sprache jedes vergleichbare Gebilde betrifft, muss ein Weltenbastler sich schon etwas ausdenken, warum es in seiner Welt anders ist, um eine einheitliche Ursprache glaubwürdig zu basteln.

  • Der Ausdruck "Ursprache" bzw. "Protosprache" hat zwei verschiedene Bedeutungen, je nach dem, ob er im Kontext der historischen Linguistik oder in dem der Sprachursprungsforschung verwandt wird. Und das sind zwei verschiedene Disziplinen, die Unterschiedliches untersuchen und ganz verschiedene Methoden anwenden.



    In der historischen Linguistik ist eine "Protosprache" die hypothetische Sprache, von der alle Mitglieder einer Sprachfamilie abstammen, wie z. B. das Urindoeuropäische, die sich mittels der komparativen Methode rekonstruieren lässt. Solche Sprachen sind - jedenfalls was die tatsächlich rekonstruierbaren betrifft - voll entwickelte Sprachen, die je nach Zeittiefe der betrachteten Sprachfamilie vor wenigen tausend Jahren gesprochen wurden. Kein seriöser Linguist hält die Ursprache aller menschlichen Sprachen nach derzeitigem Stand der Wissenschaft für rekonstruierbar!



    In der Sprachursprungsforschung ist eine "Protosprache" ein hypothetisches evolutionäres Zwischenstadium zwischen den animalischen Lauten der Menschenaffen, von denen wir abstammen, und voll entwickelter menschlicher Sprache. Solche "Protosprachen" wären etwa vor 2 Millionen bis 100.000 Jahren gesprochen worden, wann genau, weiß niemand; aber auf jedem Fall viel früher als die oben genannten Protosprachen, die die historische Linguistik untersucht. Solcher Zwischenstadien wird man mit der komparativen Methode unmöglich Herr, also versucht man auf anderen Wegen, zu Hypothesen zu gelangen, etwa mit der "Haeckelschen Regel", wonach die Ontogenese die Phylogenese nachvollzieht, und die Sprachentwicklung im Kind die Evolution der menschlichen Sprache widerspiegeln soll (was höchst umstritten ist!) und ähnlichem.


    Diese beiden Bedeutungen werden in der Publikumspresse immer wieder miteinander verwechselt, was zu nicht immer amüsanten Missverständnissen führt.

  • Wie ich ja auch dargestellt habe.


    Allerdings sind es keine unterschiedliche Disziplinen. Die Disziplin ist die Sprachwissenschaft. Verschiedene Terminologie innerhalb einer Wissenschaft ist des Teufels, vereinfacht gesagt.

  • Ich wäre ehrlich gesagt nicht auf die Idee gekommen, dass noch jemand ernsthaft nach einer Ursprache sucht.^^


    Was mir dazu spontan einfällt: Es gibt ja das Phänomen, dass Zwillinge manchmal eine eigene Sprache ausbilden, mit der sie miteinander reden, ohne dass Eltern sie verstehen. Klar wird das kein voll entwickeltes Ding samt Grammatik und so sein, aber - die Anzahl der Menschen, die notwendig ist, damit eine neue Sprache entstehen kann, ist zwei? :D

  • Wie ich ja auch dargestellt habe.


    Allerdings sind es keine unterschiedliche Disziplinen. Die Disziplin ist die Sprachwissenschaft. Verschiedene Terminologie innerhalb einer Wissenschaft ist des Teufels, vereinfacht gesagt.

    Na gut, es sind Unterdisziplinen einer Disziplin. Oder wie auch immer. Jedenfalls meinen historische Linguisten und Sprachursprungsforscher mit demselben Wort unterschiedliche Dinge, und das führt leicht zu Missverständnissen.

  • Die Fragen nach Latein




    Ganz so unsexy wie es auf manche wirken mag, kann dies Thema nicht sein. Denn irgendwann kommen, wenn es um Sprache geht, unweigerlich Fragen nach Latein. Und für Weltenbastler gibt es hier noch zusätzliche Aspekte. Ich widme mich dem Thema hier, weil ich die Sprache für Beispiele heranziehen möchte und diesbezügliche Fragen und Vorurteile erfahrungsgemäß unvermeidlich angesprochen werden, wenn öffentlich von Latein geredet wird.


    Ich versuche mal Spoiler zu benutzen, dann kann jeder lesen, was ihn interessiert. Denn es gibt hierzu mehrere Fragen, die immer wieder gestellt werden. Einen guten Teil der Texte habe ich in anderem Zusammenhang geschrieben, weshalb der Focus nicht ausdrücklich auf dem Weltenbasteln liegt. Aber es neu zuschreiben, wäre doch etwas übertrieben gewesen.


    Zunächst muss angemerkt werden, dass es dabei um klassisches Latein geht. Denn das birgt gleich eine Antwort auf die Frage nach Latein als einer toten Sprache.










  • Im Chat ward verlangt, dass ich zunächst zum Sprachenlernen etwas schreibe. Aber das ist zu lang für ein Thema unter der Woche. Ich werde es also erst zum Wochenende posten und gehe heute auf 'logische Sprachen' ein, wie sie mitunter in der Science Fiction erwähnt werden.

    Die Frage nach der Möglichkeit einer logischen Sprache


    Mitunter wird, insbesondere im Rahmen von Science Fiction, von besonders logischen Sprachen, ja von streng logischen Sprachen geredet. Eine natürliche Entwicklung solch einer Sprache halte ich für unwahrscheinlich und dies würde auch das anvisierte Sprachenbastel-Projekt überfordern. Dennoch sollen dazu ein paar Antworten gegeben werden. Mit dem Thema habe ich mich bisher nur sehr oberflächlich beschäftigt, aber irdisch sind tatsächlich ein paar logische Sprachen entwickelt worden, zu denen auch Wikipedia-Artikel existieren:


    - Logische Sprachen allgemein: https://de.wikipedia.org/wiki/Logische_Sprache
    - die Plansprache Loglan: https://de.wikipedia.org/wiki/Loglan
    - die nach deren Vorbild entwickelte Plansprache Lojban:https://de.wikipedia.org/wiki/Lojban
    - Auch die Artikel der englischen Wikipedia zu diesen Sprachen lohnen einen Blick.
    - Dort lohnt ebenso der Artikel zur Plansprache Ithkuil einen Blick: https://en.wikipedia.org/wiki/Ithkuil


    Da die Sprache logisch sein soll, ist eine Voraussetzung ein gewisses Verständnis der Logik. Da viele Bücher darüber naturgemäß eher technisch daher kommen, gebe ich hier eine Einführung an, die auch eher geisteswissenschaftlich Interessierte mitnimmt:


    - Wilhelm Kamlah, Paul Lorenzen, Logische Propädeutik oder Vorschule des vernünftigen Redens. Bibliographisches Institut, Mannheim; 2., verb. u. erw. Aufl. 1973 u. d. T.: Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens, Nachdruck 1990, 1992; seit 1996 Metzler, Stuttgart.


    Soweit zu dem, was heute unter logischer Sprache verstanden wird. Aber es gibt ja nicht nur unsere moderne Logik. Neben Ansätzen in der klassischen chinesischen Philosophie und bei indischen Gelehrten ist hier vor allem die Logik des Aristoteles zu nennen. Diese wurde späterhin weiterentwickelt. Angesichts der strengen Syllogismen sprach Goethe allerdings von Spanischen Stiefeln.


    Nun ging diese Logik davon aus, die natürliche Sprache logisch anzuwenden. Und die Stoa entwickelte dazu bestimmte Argumentationsschemata, zu denen leider nur noch Andeutungen vorhanden sind. Denn die Stoa wollte aus Naturbeobachtungen mit der Logik ethische Verhaltensregeln ableiten. Daher werden denn auch gerne Seneca und Co. auf die von ihnen benutzte Logik abgeklopft. Wenn bei den Texten tatsächlich Logik im Hintergrund steht, zeigen Autoren wie Seneca, dass sich Logik und Kunst nicht ausschließen - immerhin waren Senecas Dramen Vorbild Shakespeares. (Reclam hat einen Band mit Auszügen typischer Texte der Stoa herausgebracht, falls jemand selbst rätseln möchte: Die Philosophie der Stoa - Ausgewählte Texte, Stuttgart 2001. (ISBN 3-15-018123-2) )


    Schauen wir in eine spätere Zeit. Der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld veröffentlichte 1631 die Cautio Criminalis seu de processibus contra sagas liber (dt.: Rechtliche Bedenken oder Buch über die Hexenprozesse). Darin wandte er sich gegen die Hexenprozesse und gegen Folter. Mit klaren aristotelischen Syllogismen legte er da, dass beides nach der geltenden Rechtsordnung unrecht sei. Mit diesem Vorgehen ist er bis heute Vorbild von Juristen, die ja immer zuerst innerhalb der Rechtsordnung argumentierten. Sein Buch bewegte Königin Christina dazu, die Hexenverfolgung in Schweden zu untersagen und auch in anderen Gebieten wurde damit das Ende der großen Verfolgungswellen eingeleitet. Auch Spee war Dichter und viele seiner Lieder finden sich heute noch in den Gesangbüchern, teils auch in evangelischen. "Oh Heiland, reiß die Himmel auf" und "Zu Bethlehem geboren" sind wohl seine berühmtesten Schöpfungen. Für weitere Informationen siehe den Wikipedia-Artikel zu ihm.


    Hier haben wir also zwei Beispiele, die Prosa, Dichtung und Logik in der natürlichen Sprache verbinden. Ich stelle das hier vor, da so etwas mag ja auch einmal das Konzept für eine zwar logisch geprägte Sprache abgeben mag, die keine genuin logische Sprache sondern eine natürliche Sprache ist.


    Die Logik des Aristoteles kann natürlich auch einfach eine logische Sprache auf anderer Grundlage anregen. Hier ist dann nur das Problem, dass es kein Gesamtwerk gibt, dass seine Logik darstellt. Angesichts des Umfangs seines Werks ist das vielleicht aber auch zu viel verlangt. Vielleicht ist ein guter Anfang, sich bei Wikipedia entlang zu hangeln:


    - Überblick im Artikel zu ihm: https://de.wikipedia.org/wiki/…Sprache,_Logik_und_Wissen
    - zum Organon, seinem gesammelten philosophischen Werk: https://de.wikipedia.org/wiki/Organon_(Aristoteles)
    - Darin finden sich auch die Verweise zu den Artikeln der einzelnen Teilen des Organon. Insbesondere die Kategrienlehre und die Syllogismen sind wichtig.


    Ich bezweifele, dass jemand sich für eine ungewöhnliche logische Sprache da einarbeitet, aber es mag Anregungen geben. Und auch für die chinesischen und indischen Ansätze möchte ich zumindest eine Einstiegsmöglichkeit weisen:


    - Wer sich über die Logik in der klassischen chinesischen Philosophie informiern will, mag von Hubert Schleichert, Klassische chinesische Philosophie - Eine Einführung, Frankfurt a.M. ²1990 ausgehen.
    - Für die indische Logik nehme ich wieder einmal den Wikipedia-Artikel, da ich mich dabei zu wenig auskenne, um Literatur anzugeben: https://de.wikipedia.org/wiki/Indische_Logik

  • Ich hätte da mal ein kleines Sprachthema zum kurz betrachten:


    Nach meiner Erfahrung in einigen europäischen Sprachen, werden Wörter im Lauf ihrer Entwicklung meist kürzer. Jetzt gibt es Sprachen aber schon so lange und wir sind immer noch nicht bei irreduziblen Wörtern angekommen - wann und wo werden Wörter auch mal länger? Hat wer ein Beispiel auf Lager? Eine Sprache, die meist längere Wörter als die Elternsprache hat?

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Zu dem Phänomen kenne ich eine Erklärung von Zogg from Betelgeuse (youtube), da erstmal der Link: https://www.youtube.com/watch?v=BPVtAlQot9g&8m36s


    Seine Quelle ist ein Buch "The Unfolding of Language" von Guy Deutscher.


    Länger wirds demnach per Suffix/Präfix indem mehrere Wörter in eines zusammengefasst werden. Da gibt's leider nur englischsprachige Beispiele, also willnot, donot, shallnot, cannot.


    Später gibts noch ein Beispiel wie sich die englische Sprache mutmaßlich weiterentwickelt mit Verlängerungen: https://www.youtube.com/watch?v=BPVtAlQot9g&12m48s


    to have


    Code
    I have
    you have
    he has
    we have
    you have
    they Have

    Erodiert zu kürzeren Formen:

    Code
    I've
    you've
    he's
    we've
    you've
    they've


    Plural You've wird zu Y'all've


    Apostrophe werden rauserodiert, Pronomen werden zu Präfixen:

    Code
    Ive
    youve
    hes
    weeve
    yallve
    theyve

    Assimilation macht aus hes heve.
    Und dann erodiert das weiter:

    Code
    eve
    youve
    heve
    weve
    yave
    theyve


    Und irgendwann haben alle englischen Wörter die gleichen Präfixe fürs Präsens anstelle der Pronomen.

    Code
    etalk
    youtalk
    hetalk
    wetalk
    yatalk
    thetalk
  • Ich meinte jetzt weniger grammatischen Schnickschnack, eher Bedeutungs-Wörter. Das Französische ist ja recht brutal mit den lateinischen Wörtern umgegangen, beispielsweise:
    Asinus -> [An]
    Septimana -> [Smän]
    (Und ganz zu schweigen von all den verschluckten E am Wortende ... im Schriftbild sieht man ja oft noch, dass das Wort mal signifikant länger war.)
    Wichtig: Das sind Wörter, die ihre Bedeutung exakt behalten haben! Ein Esel war im alten Rom ein Esel und ist es im modernen Frankreich immer noch, und die Woche war damals und ist heute sieben Tage lang.


    Andersrum kenne ich nur eine Handvoll aus dem Italienischen, allen voran Sorella und Fratello, die als Soror und Frater im Lateinischen eine Silbe kürzer waren - da hat offensichtlich eine Verkleinerungsform die Hauptbedeutung übernommen. Aber gibt es da eben eine Sprache, die generell hauptsächlich so ist?


    Oder weiss wer, wo das lateinische Wort Asinus herkommt?

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Oder weiss wer, wo das lateinische Wort Asinus herkommt?


    Esel m. zur Gattung der Pferde gehörendes, graues langohriges Haustier, Sinnbild der Torheit und Störrischkeit, ahd. esil (9. Jh.), mhd. esel, asächs. esil, mnd. mnl. ēsel, nl. ezel, aengl. esol, eosol und got. asilus beruhen auf einer sehr frühen Entlehnung (germ. *asiluz) aus lat. asinus ‘Esel’ (kaum aus dem gleichbed. Deminutivum lat. asellus). Dagegen geht aengl. assa, engl. ass über kelt., anord. asni über afrz. Vermittlung auf lat. asinus zurück. Der lat. Name und auch griech. ónos (ὄνος) ‘Esel’ stammen wohl durch thrak.-illyr. Vermittlung aus einer kleinasiat. Sprache im Süden des Schwarzen Meeres.

  • Abgrenzung von Sprachen und Sprachkontinuum


    Da meine Betrachtungen zum Sprachenlernen zu lang geworden sind und ich es anders einteilen muss, muss ich heute ein anderes Thema beschreiben. Ich hoffe, eines gewählt zu haben, dass auch ohne Erläuterungen dazu die Bastelmöglichkeiten erkennen lässt. Die Beispiele, Themen und auch die enthaltene moralische Kritik sind jedenfalls mit Blick auf das Sprachenbasteln und aufgrund eigener Vorliebe ausgewählt, bzw. gewichtet. Vielleicht können andere, z.B. WeepingElf hier andere Gesichtspunkte vortragen.


    Ein bekannter Spruch besagt, dass eine Sprache ein Dialekt mir einer Armee und einer Flotte sei. (Von Max Weinreich auf Jiddisch formuliert lautet es im Original: "A shprakh iz a dialekt mit an armey un flot.") Dies spielt darauf an, dass es keine unproblematische Definition von Sprache gab und die Nationalstaaten diese Frage -in Frankreich und einigen anderen Ländern bis heute- im Sinne des jeweiligen Nationalismus festlegten.


    Schon die einfache Bestimmung der gegenseitigen Verständlichkeit führt nicht zu eindeutigen Ergebnissen. Ein Teil der niederdeutschen Sprecher versteht das Niederländische und nicht alle deutschen 'Dialekte' sind untereinander verständlich. Mitunter gibt es klare Abgrenzungen. So ist das Niederdeutsche von dem Dänischen, den slawischen Sprachen und dem Friesischen klar abzugrenzen. Doch gibt es auch Fälle, in denen es nicht so klar ist. Dort gibt es allmähliche Übergänge oder verschiedene mögliche Abgrenzungen. Die Abgrenzungen vom Niederdeutschen zum Niederfränkischen und zu den Mitteldeutschen Dialekten sind streckenweise solche Fälle. An anderen Strecken sind die Abgrenzungen, z.B. wegen lange nicht oder nur dünn besiedelter Landschaften klarer. Die bekanntesten Strecken, die hier nicht eindeutig abzugrenzen sind, sind der Rheinische Fächer und das Gebiet um Berlin.


    Linien, die unterschiedliche Ausprägungen einer sprachlichen Erscheinung voneinander abgrenzen, bezeichnet man als Isoglossen. Im Rheinischen Fächer und um Berlin fallen nun die Isoglossen, die das Niederdeutsche vom Mitteldeutschen abgrenzen, auseinander. Diese Isoglossen sind nach dem Ort benannt, an dem sie den Rhein überqueren. So erhält man gleich durch die Namen die Nord-Süd-Anordnung im Rheinischen Fächer. Hinzunehmen kann man die Einheitsplurallinie, die das Niedersächsische -in seiner westfälischen Ausprägung- vom Nieder- und Mittelfränkischen scheidet:


    • Einheitsplurallinie: Nordöstlich dieser Linie sind die Pluralformen für alle Personen gleich: wir "mak(e)t", ihr "mak(e)t", sie "mak(e)t". Auf der anderen Seite dieser Linie sind diese Formen verschieden: wir "maken", ihr "makt", sie "maken".
    • Uerdinger Linie: Nördlich heißt es "ik" oder "ek" für ich, südlich "ich" oder "ech".
    • Benrather Linie: Nördlich heißt es "maken" für machen, südlich "machen".
    • Bad Honnefer Linie: Nördlich heißt es "Dorp" für Dorf, südlich "Dorf".
    • Linzer Linie: Nördlich heißt es "teschen" oder "tescht" für zwischen, südlich "zweschen" oder "zwescht".
    • Bad Hönninger Linie: Nördlich heißt es "op" für auf, südlich "of".
    • Bopparder Linie: Nördlich heißt es "Korf" für Korb, südlich "Korb".
    • Sankt Goarer Linie: Nördlich heißt es "dat" für das, südlich "das".

    In einem solchen Gebiet ist die Abgrenzung, was zu der einen oder anderen Sprache gehört, nur willkürlich zu treffen. Um Berlin verlaufen die Benrather und die Uerdinger Linie sogar andersherum: Die Uerdinger Linie verläuft südlich von Berlin, die Benrather nördlich. In Berlin wird daher "ik" und "machen" gesagt. Dass das mitteldeutsche Sprachgebiet in Richtung auf Berlin vorspringt, hängt übrigens weniger mit der Hauptstadtfunktion als mit den bei der deutschen Ostsiedlung in diesem Raum konkurrierenden Fürsten und den Sprachräumen, in denen ihre angeworbenen Untertanen ursprünglich angesiedelt waren, zusammen.


    (Die Grenze zwischen Mitteldeutsch und Oberdeutsch hat es einfacher. Sie wird in der Regel mit der Speyrer Linie beschrieben, nördlich der der Apfel "Appel" und südlich der er "Apfel" heißt.)


    Was also tun? Ein Vorschlag der 70er / 80er Jahre sieht vor, sich an 'Dachsprachen' zu halten. Eine sogenannte 'Dachsprache' soll eine klar abgrenzbare Hoch- oder Schriftsprache sein, die über lokalen Dialekten steht. Beispiele für eine Dachsprache wären das Niederländische, das Neugriechische und das Hochdeutsche, aber auch die mittelniederdeutsche Schriftsprache. Dialekte und Ortsmundarten werden in dem Gebiet, in dem sie Bezug zu der jeweiligen Dachsprache haben, dieser zugeordnet. Dabei wird das dann oft nicht einmal untersucht, sondern an den Nationalstaaten ausgerichtet, was natürlich korrigiert werden könnte. Aber auch sonst ist diese Lehre wissenschaftlich und moralisch nicht zu akzeptieren:


    • Ein und derselbe Dialekt wird auf zwei verschiedene Sprachen aufgeteilt, wie z.B. das Westfälische auf das Niederländische und das Hochdeutsche. Logisch ist das nicht möglich und zudem sogar sinnlos. Denn es ignoriert Wahrheitswerte und Beobachtungen völlig.
    • Willkürlich werden aber auch Dialekte aus dieser Einteilung ausgenommen, wie z.B. das Friesische.
    • Es führt zu recht seltsamen Konsequenzen, wenn z.B. das Altsächsische und das Mittelniederdeutsche wegen der mittelniederdeutschen Schriftsprache als Sprachen anerkannt werden, aber unmittelbar vorhergehende und nachfolgende Sprachstufen, obwohl die Dachsprache noch oder schon existiert und nur marginalisiert wird, keine eigene Sprache mehr sein sollen.
    • Schließlich dient es auch dazu, Literatursprachen wie das Niederdeutsche oder das Katalanische einer anderen Sprache unterzuordnen, obwohl Dachsprachen in diesen Räumen feststellbar sind. Korrekt müssten etwa das Nordniederdeutsche und das Westfälische spätestens ab dem 19. Jahrhundert als eigene Sprache gelten. Dies verweist schon auf den politischen Zweck und den moralischen Hintergrund dieser Praxis.
    • Politisch steht hinter dieser Theorie das Ziel, die Sprachpolitik des Nationalismus unter anderen Vorzeichen fortzuführen. Denn diese Politik erforderte keinen großen Aufwand, war günstig und verhinderte oft auch Autonomiebestrebungen. Wir verdanken es daher zu großen Teilen der EU, wenn deutsche Mundarten heute geschützt und in einigen Bundesländern sogar gefördert werden. Im Grunde fördert die Lehre der Dachsprachen denselben Chauvinismus wie in der Kolonialzeit. Nur soll jetzt nicht die Kultur und Identität ferner Ethnien, sondern von Niederdeutschen und Südfranzosen beiseitegedrängt werden. Daher ist die Rede von Dachsprachen in diesem Sinn moralisch verwerflich.


    Wird Dachsprachen ein anderer Sinn gegeben, z.B. indem sie als Kompromiss in einem Sprachkontinuum oder als praktische Verständigungsmöglichkeit für ein sprachlich sehr divergentes Gebiet angesehen werden und betont, dass es sich dabei immer in Teilen um künstliche Sprachen handelt, dürfte der Begriff weiterhin nützlich sein.


    (Ja, auch das Hochdeutsche ist in großen Teilen künstlich. Wer die Literatur von ca. 1750 bis hin zu Heine betrachtet, kann kaum leugnen, dass unsere Sprache von Dichtern und Wissenschaftlern bewusst zu dem entwickelt wurde, was sie heute ist. Bei anderen Sprachen geschah dies sogar in offiziellem Auftrag, teils sogar in Kommissionen. Beispiele sind das Niederländische, das Neugriechische und das Italienische. Und wer hat noch nicht von der Académie francaise gehört, die die französische Sprache zumindest zeitweise mehr prägte als pflegte?)


    Eine andere Möglichkeit der Einteilung, die ich erwähnen möchte, ist eine statistische. Es wird gezählt, wieviele Wörter übereinstimmen. Dabei sind lauliche Abweichungen möglich, solange das Wort erkennbar bleibt. 80-90% sollten übereinstimmen, um von einer Sprache zu reden. Nimmt man die romanischen Sprache zusammen, sollen noch 75% übereinstimmen. Am anderen Ende finden sich subjektive Einteilungen, bei denen es um Identität und Selbstverständnis der Sprecher geht, die natürlich auch statistisch erfasst werden können.


    Ich will hier aber eine andere Möglichkeit beschreiben. Statt einem zwanghaften Einteilungswahn zu verfallen, kann natürlich auch bei den zu beobachtenden Fakten geblieben werden. Es sind nun einmal Sprach- oder Dialektkontinuen festzustellen. Im heute vorwiegend betrachteten Fall ist es das kontinentalwestgermanische Dialektkontinuum. Es besteht keine Notwendigkeit hier mit der Brechstange weitere Einteilungen zu erfinden, die klare Grenzen aufweisen und so mit dem Beobachteten in Widerspruch stehen. Im Gegenteil kann festgestellt werden, dass es Unterteilungen mit fließendem Übergang gibt, die im Bewusstsein der Sprecher bestehen und historisch auf dem Hintergrund dieses Kontinuums gewachsen sind. So betrachtet fallen auch weitere Schwierigkeiten weg:


    So fehlt in dem dem Westfälischen zugerechneten Lippischen die Westfälische Brechung, was aber sprachgeschichtlich eine innerwestfälische Entwicklung ist. Und die Einteilungen des Ostwestfälischen gehen eher auf Identität und politische Einteilungen zurück, zu denen sich dann Linguisten vor langer Zeit passende Merkmale gesucht haben, die sich in einem Dialektkontinuum in einem Gebiet, worin sich die Sprache von Ort zu Ort schon ändert, natürlich finden lassen. Hier können zwanglos die traditionelle Einteilung, die aus dem Bewusstsein der Bevölkerung stammt und die wissenschaftliche Beschreibung des Dialektkontinuums nebeneinander stehen bleiben. Sie widersprechen sich nicht, weil sie auf Daten verschiedener Kategorien beruhen, die nur zufällig in Übereinstimmung gebracht werden können. Auch der Einfluss von Dachsprachen und von nationalen Grenzen auf ein Sprachkontinuum kann beobachtet werden. So hat die Wissenschaft seit Beginn des 19. Jahrhunderts Gelegenheit, die Entstehung einer neuen Sprachgrenze entlang der niederländisch-deutschen Grenze zu beobachten, deren Bildung noch immer nicht abgeschlossen ist.


    Der Ethnologue ist ein Verzeichnis aller Sprachen der Welt. Darin wurde 2013 der Begriff Makrosprache eingeführt: "Die Makrosprachen werden als [Gruppe] ähnlicher oder nahe verwandter Einzelsprachen bestimmt, welche in einigen Verwendungszusammenhängen [der Norm ISO 639-3] wie eine [gemeinsame] Einzelsprache betrachtet werden können."


    Einige Verweise:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Rheinischer_F%C3%A4cher


    https://de.wikipedia.org/wiki/Dialektkontinuum


    https://de.wikipedia.org/wiki/Dachsprache


    https://de.wikipedia.org/wiki/Makrosprache_(ISO_639)


    https://www.ethnologue.com/ (Die Anzahl der kostenlos einsehbaren Seiten ist beschränkt.)


    Zum Niederdeutschen und der Begründung von Dachsprachen: Jan Goossens (Hrsg.), Niederdeutsch - Sprache und Literatur, Band 1: Sprache, Neumünster 1983. (Ein Digitalisat findet sich auf den Seiten der Westfälischen Mundartkommission. Eine Tiefenverlinkung funktioniert irgendwie nicht.)


    Beschreibungen ostwestfälischen Mundarten, ebenfalls bei der Westfälischen Kommission für Mundart und Namensforschung zu finden:
    - William Foerste: Das Ravensbergische., in: Niederdeutsches Wort., 3 1963, S. 74–84.
    - Felix Wortmann: Die Osnabrücker Mundart (mit 15 Karten)., in: Niederdeutsches Wort., 5 1965, S. 21–50.

  • Die Frage nach dem Sprachenlernen - Teil I


    Eine Bemerkung zuvor: Meine Posts beziehen sich auf die Teile des Sprachenlernens, die mit dem Auswendiglernen zu tun haben. Die Einübung durch Sprechen und Schreiben und ab einem gewissen Zeitpunkt das Lesen von Unterhaltungsliteratur sind wichtiger, um eine Sprache gut zu beherrschen. Auch beschäftige ich mich hier nicht mit der Erstellung von Übungsdialogen oder Schreibübungen. Wenn in diese Richtung Interesse besteht, sollte während des Sprachbastelprojekts nochmal danach gefragt werden. Dann werde ich vieles unter der Schlüsselwortmethode zusammenfassen, was an anderen Orten getrennt behandelt wird. Aber dies ist ein Weltenbastlerforum und ich habe gewaltig kürzen müssen, damit es mir so gerade noch angemessen erscheint. Im ersten Post geht es um allgemeine Betrachtungen zum Thema, um die Lernkartei und ein paar erste Bemerkungen zur Mnemotechnik, die im zweiten Post im Mittelpunkt steht. Im dritten Post soll es dann um ein paar abrundende Tipps und Besonderheiten im Zusammenhang mit selbst gebastelten Sprachen gehen.


    Nach dem dicken Brocken Latein sollten eigentlich nur kürzere Posts von mir kommen. Nun, dieser kommt wenigsten weniger prophetisch daher. Denn über das Sprachenlernen wurde im Chat schon zwei oder dreimal gesprochen. Doch es ist eindeutig länger geworden. Daher muss ich es auf mehrere Posts aufteilen. Dennoch bleiben die einzelnen Posts recht lang. Daher nutze ich wieder Spoiler und kann nur hoffen, dass es niemanden vom Lesen abhält. Ich habe mir überlegt, ob ich es überhaupt posten soll, weil die Vereinfachungen bei selbstgebastelten Sprachen geradezu ins Auge springen, doch wurde darum gebeten und schaden kann es auch nicht.


    Es geht nicht um große Besonderheiten oder schwierige Dinge und Vieles wird den Großteil der Leser nicht überraschen. Zauberei ist auch nicht dabei. Denn komplexere Techniken sind in diesem Rahmen nicht zu erklären und dürften nur für die wenigsten Interessant sein. Effektiv sind solche Techniken auch nur dann, wenn ihre Anwendung nur nachvollzogen werden muss, während ihre selbständige Anwendung auf ein Gebiet schon mit dem Schreiben eines Buchs verglichen werden kann und nur bei speziellem Interesse sinnvoll ist.


    Vom Lernen beim Sprachenlernen:


    Es ist praktisch, dass Thema aufzuteilen. Die Aussprache wird anders gelernt als Vokabeln, die wieder anders gelernt wird als die Grammatik und der Stil.


    Es wird, wie schon gesagt, auffallen, dass ich die Anwendung in Gesprächen und Unterrichtsdialogen, sowie beim Vorlesen nicht erwähne, aber es geht hier speziell um das Auswendiglernen. Denn dies ist im Großen und Ganzen der lästigste Punkt beim Sprachenlernen. Es sei also zunächst angesprochen, was gelernt werden muss, bevor ich auf die Methoden eingehe, auch wenn ich einen Teil der Leser damit langweilen werde.







    Die Methoden des Lernens


    Bisher also keine großen Überraschungen. Wie lernen wir nun?


    Ich habe oben immer wieder die Lernkartei angeführt. Sie hat nicht nur den Vorteil, sehr flexibel zu sein, sie ist auch auf Dauer effektiv. Es gibt auch Leute, die sich mnemotechnischer Methoden bedienen und dann statt eines Gedächtnispalastes ganze Gedächtnislandschaften für Sprachen anlegen. Doch was für einen Sprachwissenschaftler oder Spezialprobleme -die chinesische Schrift ist das klassische Beispiel, für das Matteo Ricci sogar den Gedächtnispalast erfunden hat- effektiv erscheint, ist für den normalen Lerner oder die normale Lernerin nicht sinnvoll. Dennoch dürfen einige mnemotechnische Methoden nicht übersehen werden, weil mit ihnen auch das Lernen mit der Lernkartei wesentlich effektiver ist. Wir müssen also beides betrachten. Nehmen wir uns zunächst die Lernkartei vor.


    Die Lernkartei


    Hier brauche ich wohl nicht allzuviel erklären. Wenn wider Erwarten Unklarheiten bestehen, bitte ich um Fragen. Dann gehe ich nochmal näher darauf ein.


    Die Grundsätzliche Methode ist schon bei Wikipedia erklärt. Allerdings verkürzt, fehlerhaft und nicht wirklich auf dem heutigen Stand der Wissenschaft und dies gilt auch für die englische Wikipedia. Es empfiehlt sich immer noch das ursprüngliche Werk von Sebastian Leitner zu lesen:






    Beitrag der Mnemotechnik


    Wie oben zu lesen war, läuft es beim Auswendiglernen in den meisten Fällen auf Vokabeln und Beugungsformen hinaus. Daher konzentriere ich mich darauf. Mitunter können auch andere Techniken als die Beschriebenen herangezogen werden, aber das würde zu weit führen. Vokabeln können auch nur mit der Mnemotechnik gelernt werden, aber auch das würde hier zu weit führen und wäre, wie schon gesagt, weniger effektiv.



    Die im folgenden Post erwähnten Methoden sollten zusammen mit einer Lernkartei genutzt werden, da sie deren Effektivität dadurch erhöhen, dass ein größerer Anteil an Lerninhalten sofort gut gelernt wird und somit schneller durch die Kartei wandert. Wir müssen uns weniger lange damit beschäftigen. Zu der Schlüsselwortmethode gibt es sogar Zahlen, wie zu sehen sein wird.

  • Quote

    Und hier ist auf kursive Schrift zu achten. Denn schon die Verwendung unverbundener Blockschrift ist hier lange nicht so wirksam. In den letzten Jahren ist darüber sogar mehrfach in der überregionalen Presse geschrieben worden. Der Zusammenhang mit der feinmotorischen Steuerung beim Schreiben fördert offensichtlich die Bildung korrekter Assoziationen.

    Wieso das? Braucht man für unverbundene Buchstaben keine Feinmotorik? (Ich schreibe seit ich 14 war ausschliesslich unverbunden.)

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Blockschrift ist nun einmal einfacher zu schreiben. Und einfacher zu lesen. Dass sind ja gerade ihre Vorteile.


    Ich gebe allerdings zu, dass ich beim Schreiben nicht die heutige Unsitte ( :fluecht: ) vor Augen hatte, kursive Schrift unverbunden zu schreiben. In einer Doku, die in der letzten Woche auf Arte lief, war aber mehrfach von ungebundener Schrift die Rede. Und in der Auseinandersetzung in NRW ist es immer wieder ein Thema. Es geht dabei aber um einfache Versionen. Es kommt also darauf an, wie kunstvoll und schwierig die genutzten Buchstaben sind. Hierzulande lernen die Schüler ja nicht mehr schreiben, sondern sollen aus dem Nachmalen von Druckschrift eine eigene Schrift entwickeln. Und das endet eben oft in Blockschriftartigem. "Es ist lustig zu sehen, dass einige junge Leute seltsamerweise die Schriften entwickelt haben, die die Eltern- der Großelterngeneration gelernt hat." Zitat einer Beamten, deren Namen ich nicht nennen möchte.


    Mir kam es hier aber auf die Blockschrift an, weil es ein häufiger Fehler ist, die Karten mit Blockschrift zu beschreiben, um es besonders deutlich und ordentlich zu haben.

  • (Ich hab die österreichische Schulschrift 1969 gelernt und fand sie stets urhässlich, drum bin ich mit 14 auf Blockschrift umgestiegen, was gut 3 Monate, d.h. die Sommerferien, gedauert hat.)

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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