Achtundsechzigstes Speedbasteln am 8. November 2018: Die Trennung von Kirche und Staat

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  • Anyea


    Anyea [Subst., n]: Loslösung des Einzelnen, des Staates und gesellschaftlicher Gruppen aus den Bindungen an die Kirche



    Aus einer Vorlesung des Meister-Historikers Theandras Momses an der Universität von Myra:

    "[...] Es ist geradezu ironisch, dass die Kyrakeia, die über Jahrhunderte in die politischen Geschicke des Nordens eingriff, in der Spätklassik der größte Verfechter der Anyea, der Trennung von Staat und Religion war. Nicht wahr? Um dieses scheinbare Kuriosum zu verstehen, müssen wir wissen, dass die Verflechtung von Staat und Religion ihren Ursprung in den Sitten der phalopischen Städte hatte. Seit diese ihre Fürsten zu Gunsten der Oligarchien verworfen hatten, waren die Tempel jener Städte Amtsstuben städtischer Magistrate. Nach dem Vorbild des Südens, wurde diese Sitte auch im arroischen Norden befolgt, auch wenn es hier die Magistrate des arroischen Königs waren, die unter dem Titel eines „Oberpriesters“ oder „Tempelvorstehers“ die Magistrate des Südens ersetzten. So wurde es üblich, dass die für Markt und Handel tätigen Beamten, dem Titel nach, Priester des Armis-Tempels waren; der Isthanistempel jeder größeren Stadt war sozusagen das Katasteramt.


    In der Klassik waren die „Hohepriester“ der Ministerrat des arrovelosianischen Königs: Der Hohepriester des Armis also der Handelsminister, der Hohepriester des Arkos der Kriegsminister, der Hohepriester des Enkilos der Binnenschifffahrtsminister, usw.


    Als nun aber die Asiranisten immer mehr an Einfluss gewannen, fanden sie es unziemlich Ämter zu übernehmen, für die sie der Form und dem Titel nach anderen Göttern dienen sollten. Aus diesen Querelen entstand die Forderung der „Anyea“: Die Ämter sollten „aus den Tempeln“ hinaus getragen werden. Dahinter steckte also keine direkte Forderung nach der Trennung von Staat und Religion, vielmehr die Forderung den Staat vom Altglauben zu trennen.


    Es ist also nicht ironisch, dass die Kyrakeia die Trennung von Staat und Kirche verfocht – denn das tat sie in der heutigen Interpretation nie – es ist einfach falsch. Die Anyea der Klassik stellte vielmehr den ersten Schritt auf dem Weg dar, den arrovelosianischen Staat mit der Kyrakeia zu verbinden! Ironisch ist also höchstens, dass wir den Begriff „Anyea“ heute radikaler auslegen, als er damals gemeint war. [...]"

  • Als in der Mitte des 21. Jahrhundert nach schweren Kämpfen Yuruth von den Menschen besetzt und die Bevölkerung des Planeten in Geiselhaft genommen wurde, um eine Kapitulation zu erzwingen, fielen auch die umfangreichen Archive dieses Volkes den Menschen in die Hände. Die Technologien der Yuruthi waren von unschätzbaren Wert und konnten recht schnell für militärische Zwecke eingesetzt werden, um die Vorherrschaft in diesem Teil der Galaxis zu erlangen. Experten sind sich ziemlich einig darüber, dass auch die Yuruthi dies hätten bewerkstelligen können, wären sie nur etwas »menschlicher« und nicht so friedfertig und geradezu träge. So waren die Yuruthi, obwohl sie bereits seit fast 2500 Jahren raumfahrend waren, niemals auch nur auf den Gedanken gekommen, die Erde zu besetzen, obwohl diese durchaus gute Lebensräume für sie bietet.


    Doch neben all den Technologien, fanden auch Historiker und Theologen etwas von unschätzbarem Wert in den Archiven der Yuruthi: Aufzeichnungen yuruthischer Beobachter über die Erde etwa vom ersten vorchristlichen Jahrhundert bis ins frühe 21. Jahrhundert. In diesen Aufzeichnungen wurden auch klare Hinweise darauf gefunden, dass tatsächlich eine Person existierte, die mit dem biblischen Jesus gleichgesetzt werden muss. Diese Beweise für die Existenz Christi sorgten dafür, dass sich wieder mehr Menschen dem Christentum zuwandten, das in den vergangenen Jahrhunderten bis dahin immer weiter an Bedeutung eingebüßt hatte. Einige neue Sekten und Kirchen entstanden in dieser Zeit, die unteranderem auch eine stärkere Verflechtung von Kirche und Staat forderten. Eine dieser Gruppierungen forderte gar, den katholischen Papst zum weltlichen und geistigen Oberhaupt der Menschheit zu machen – etwas, das von diesem selbst jedoch verhemmt abgelehnt wurde. Tatsächlich gibt es auch keine Beweise dafür, dass die in der Bibel genannten Wunder wirklich von Jesus gewirkt wurden. Da es allerdings auch keine Gegenbeweise gibt, bleibt es weiterhin eine Frage des Glaubens, ob dieser Mann nun wahrhaftig der Sohn Gottes war.


    Dass die Menschheit über so lange Zeit von Außerirdischen beobachtet worden war, schürte ferner die vorherrschende Xenophobie, die durch die schrecklichen Angriffe durch Außerirdische in der Vergangenheit ausgelöst worden war. Der Senat kam zu dem Entschluss, den Yuruthi eine besondere Mitschuld an den Weltkriegen geben zu müssen, in die diese nicht eingegriffen haben. Daher ist es nur gerecht, die Yuruthi für die Zerstörungen und die abermillionen Tote aufkommen zu lassen.

  • Der Einfluss der Kirche auf interstellare Reisen



    Die Vereinten Kirchen der Menschheit (Mankind’s Churches United, kurz MCU) sind eine Dachorganisation, unter der sich viele traditionelle religiöse Gruppen zusammengefunden haben. Die MCU besteht fast ausschließlich aus Organisationen, die vor der Entdeckung interstellarer Reisen gegründet wurden. In den meisten Fällen Jahrtausende vorher. Es wird gerne behauptet, dass ihre etwas antiquierten Ansichten gerade was die Raumfahrt betrifft, aus ihrem Alter hervorgehen.


    Eine der führenden Kräfte der MCU ist dabei die Neokatholische Denomination (NKD), die gleichzeitig als politische Partie im solaren Kern aktiv ist.


    Die Trennung von Kirche und Staat hat eine lange Tradition, obwohl es immer auch politische Parteien mit religiösen Hintergründen und Zielen gegeben hat. Die Organisationsstruktur der Pact Defense Force (PDF) ist zwar kein Parteiensystem, allerdings gibt es natürlich auch hier vergleichbare Interessengruppen, die auf die Führungskräfte Einfluss nehmen. Und so gerne das auch behauptet wird, selbst die sind nicht immun gegen Lobbyismus.


    Es ist eine traurige Entwicklung, dass die MCU und speziell die NKD in der PDF immer mehr an Einfluss gewinnt. Ausgehend vom solaren Kern verbreiten sie ihre Lehren und unglücklicherweise bekennen sich immer mehr einflussreiche Persönlichkeiten zu ihren religiösen Ansichten.


    Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Religion ist nichts Schlechtes. Aber gerade die NKD verbreitet schlicht Angst. Erst erzählen sie unseren Leuten, dass der Hyperraum in Wirklichkeit ein Eingang zur Hölle ist und sie ihre Seele mit jedem Transit der Verdammnis aussetzen und dann behaupten sie, dass sie als einzige ein Mittel dagegen kennen.


    Ich habe mir nie etwas dabei gedacht, wenn Reisende sich auf ihren Sprung mit Gebeten vorbereiten. Aber zu sehen, wie unsere eigenen Leute einen alten Gott anflehen, sie zu beschützen ist mir direkt peinlich. Dieses Verhalten jagt den Passgieren nur Angst ein und führt letztlich zu nichts weiter als Furcht, wo keine Furcht nötig ist.


    Ja, natürlich ist eine Reise durch den Hyperraum immer gefährlich und ich gebe zu, dass ich mich auch schon etliche Male sehr gegruselt habe. Aber es ist nichts Übernatürliches daran. Wir täten alle gut daran, uns zu erinnern, dass es Technologie ist, die uns die Möglichkeit gibt, die Entfernung zwischen den Sternen zu überbrücken und nicht Hexerei.


    Zusätzlich treiben die religiösen Wirrköpfe einen Keil zwischen die PDF und die Gilde. Während die Gilde darauf besteht, dass ihre Navigatoren nur das Produkt ihrer Technologie sind, behaupten Anhänger der NKD immer wieder, dass ihre Kräfte übernatürlichen Ursprungs wären und ein Anzeichen dafür, dass sie mit finsteren Mächten im Bunde stehen. Das ist natürlich völliger Unsinn, aber versuchen sie mal jemanden davon zu überzeugen, der daran glauben möchte. Die ganze Sache macht eine ohnehin schwierige Arbeitsbeziehung nur noch komplizierter.


    Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sind beängstigend. Wenn die NKD noch mehr Einfluss gewinnt, könnte das ernsthafte Konsequenzen für die Beziehung zur Gilde haben. Erhöhte Preise oder andere Sanktionen sind nur ein paar Möglichkeiten, die sie haben.

  • Der 'Große Tempel' bei Arrberg


    Arrberg auf Kirra ist ein beliebter Wallfahrtsort. Er liegt im warmen Teil der Insel und böse Zungen behaupten, dass die schönen Sandstrände, die Gastfreundlichkeit der dort heimischen Bewohner und die sehenswerte Holzarchitektur der Gegend mehr zu den Besucherzahlen beitragen als die Frömmigkeit der Pilger.


    Zentrum der Pilgerfahrt sind Rituale unter freiem Himmel, während die religiös bedeutsamste Feier im Inneren des Großen Tempels abgehalten wird. Obwohl es sich nicht nur dem Namen nach um einen großen Tempel handelt, hat ein einfacher Pilger kaum eine Chance an dieser jährlichen Feier im Tempel teilzunehmen, da ein großer Teil der kirraischen Oberschicht an dieser Feier teilnehmen möchte und hinter den Kulissen ein reger Handel mit den wenigen freien Plätzen stattfindet, die nicht von Ehrengästen belegt werden.


    Dies hat seinen Ursprung in grauer Vorzeit, als Arrberg sich dem Reich von Kirra anschloss, um die Sicherheit der Heiligtümer und der Stadt zu sichern. Diese Heiligtümer bestehen aus großen, um die Stadt verteilten heiligen Steinen, zu denen mehrfach im Jahr eine Prozession führt, die ihren Ausgangspunkt gewöhnlich an einem Versammlungsplatz in der Stadt hatte. Nur einmal im Jahr fand die Feier im Haus des jeweiligen Stadtoberhaupts statt. Als nun die Kaiser von Kirra begannen, dieser Prozession beizuwohnen, bestanden sie auf ihrem Status als Stadtherren. Daher wurden nun jene Feier in ihrem neu errichteten Palast abgehalten. Aufgrund der Enge in des über einer Bucht auf steilen Klippen, die die Stadt wie ein 'U' umgaben, liegenden Siedlungsplatzes erwies sich der Saal der Pfalz bald als zu klein. Daher befahl der Kaiser bald, außerhalb der Stadt den größtem Tempel der damaligen Zeit zu errichten. Schon wenige Jahrzehnte nach dem Bau erwies sich auch dieser Tempel als zu klein und dasselbe Schicksal erlitt bisher jede Erweiterung. Im Gegensatz zu der traditionellen Gebäuden der Gegend ist der Tempel aus Stein erbaut, wobei er die traditionelle Holzarchitektur und die Schnitzereien nachahmt. Dadurch gilt der Große Tempel als eine der großen Sehenswürdigkeiten des Reiches.


    Ursprünglich wurden die Rituale vom Hausherrn vollzogen. Die Kaiser, denen dies schließlich eine zu große Mühe war und denen eine solch handwerkliche Tätigkeit vor so vielen Untertanen nicht als ihrer Würde gemäß erschien, übertrugen immer mehr Verantwortung an eine für Verwaltung, Pflege und kultische Nutzung des Tempels gegründete Priesterschaft. Schließlich lag die gesamte Leitung von Feier und Tempel in der Hand der Priester.


    Auch die Rituale unter freiem Himmel wurden von dem Versammlungsplatz der Bürger Arrbergs zum Tempel verlegt, da auch er die Menschenmenge nicht mehr fassen konnte. Gern überließ der Stadtrat die Aufsicht über die Rituale den Priestern des Tempels, da sie für die Stadt nur mit Kosten verbunden waren. Die Priester hingegen ließen einige Pavillons errichten, die den dort stehenden Schutz vor der Sonne boten und auch eine bessere Sicht auf die heilige Handlung ermöglichten. Dadurch wurden die Prozessionen zu einer wichtigen Einnahmequelle und die Priesterposten zu den begehrtesten der Insel.


    Spätestens, seitdem der Hohepriester Arjan ein verbindliches Rituale für die Handlungen rund um die Heiligtümer von Arrberg veröffentlichte, haben Kaiser und Stadt Arrberg keinen Einfluss mehr auf diesen Kultus, der einst allein in den Händen der Machthaber lag. Der räumlichen Trennung folgte die organisatorische Trennung. Der organisatorischen Trennung folgte die machtpolitische Loslösung, während die rechtliche Trennung derzeit noch umstritten ist. Dies ist allerdings nur eine theoretische Frage, da außer einiger Eiferer, die sich über die Einnahmen des Tempels und die fehlende inhaltliche Begründung der Priesterschaft und ihrer Bedeutung aufregen, keiner Widerspruch zu der eingetretenen Realität erhebt. Am allerwenigsten die Herrscher von Kirra und die Stadt Arrberg, die die Situation als weitere Arbeitsteilung betrachten.

  • Und hier kommen die Lobsbeeren, streng getrennt natürlich:


    @Nharun Die Idee gefällt mir. Bestimmte Ämter an bestimmte Götter zu binden und die dann beim Religionswechsel wieder davon zu trennen. Die erste Hälfte davon würde ich gerne klauen :D.
    @Elatan Eine gefährliche Schlußfolgerung, die deine Leute da gezogen haben und die armen Yuruthi! Aber warum sind sie auch friedlich, selber Schuld… Ein wenig erinnert mich das auch an meine Idee, vor allem, dass man wieder eher mehr religiös wird, als weniger.
    @Riothamus Ich fragte mich die ganze Zeit, wie das finanziert wird, wenn der Kaiser nicht mehr mag. Eine nette Geschichte, vor allem die Fortentwicklung der ganzen Sache im Laufe der Zeit ist interessant.

  • @Nharun: Theandras Momses also. ;D Ein interessanter Beitrag, ich mag diese Inworld-Texte immer gerne lesen. :)
    @Teja: Also die MCU finde ich schon mal interessanter als das MCU. ;D Wie sehen Muslime, Juden, Hindus oder Buddhisten das Hyperraumreisen eigentlich?
    @Riothamus: Gefällt mir sehr gut, wie diese Trennung von Staat und Kirche vonstatten ging. Schöner Beitrag! :)

  • @Elatan Da ich mit den Details anderer Religionen nicht vertraut bin, hab ich mich auf die NKD beschränkt. Es gibt wohl solche und solche, wobei natürlich wieder die am lautesten Schreien, die die meisten Probleme damit haben und am radikalsten drauf sind. Es gibt sicher eine Menge religiöser Menschen, die damit kein Problem haben und auch nicht glauben, dass der Teufel sie auffrisst, wenn sie nicht genug beten.

  • @Teja :D Sehr cool, wie du bekannte Abkürzungen in eigener Interpretation, sinnvoll in einen ernsthaften Text einbauen kannst! Ich würde mich Elas Frage anschließen, wie es die anderen Religionen in der MCU so halten (z.B. auch die Anhänger Thors ;) )


    @Elatan Ich habe tatsächlich einen Moment gezögert, bei deinem Beitrag auf den Like-Button zu drücken - nicht, weil du ihn schlecht geschrieben hättest, oder er uninteressant wäre, sondern eher, weil er eine extrem widerwärtige, menschliche Einstellung porträtiert :seufz: - insofern, gut gemacht! :thumbup:


    @Riothamus Ein schöner Beitrag, ich mag diesen umfassenden historischen Wandelgang und finde den Umgang mit unserem heutigen Thema äußerst gelungen! :thumbup:

  • @Nharun Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es auch Leute oder Religionen gibt, die den Hyperraum als eine Möglichkeit sehen, ihrem Gott näher zu kommen.

    Unter Umständen ist man da wohl ganz fix bei seinem Gott ... :lol: :fluecht:

  • Heute dann Lobsbeerenbowle für alle Teilnehmer und Nachreicher!


    Da ich kaum Zeit habe, fällt das Lobsen heute weniger lang aus und ich habe heute zudem auch irgendwie keine Neugier.


    @Nharun : Ein schöner Inworld-Text und auch kreativ! Besonders schön durch den Gegensatz von ursprünglicher und gegenwärtiger Bedeutung.


    @Elatan : Da zeigst du uns die Dunkle Seite der Macht. Es erinnert mich ein wenig an die Panikszenarien, für den Fall dass Jesu Leiche gefunden wird oder eben Beweise für Auferstehung oder Wunder. Dennoch ist es schön abgewandelt und kreativ eingebastelt.


    @Teja : Die Frag nach den anderen Religionen (und Konfessionen) ist natürlich interessant. Es fügt sich alles sehr schön und organisch in deine Welt ein.


    Zu meinem Gebastel:


    Teja: Ich habe ja schon angedeutet, dass die Priesterschaft sehr geldgierig und korrupt ist. Zudem hat der Kaiser dem Tempel mit den Einkünften ausgestattet, die für das Fest vorgesehen waren und den -zunächst wenigen- Priestern ein bescheidenes Dasein ermöglichte. Für die Unabhängigkeit spielte aber auch eine Rolle, dass die -äh- geschäftstüchtigen Priester die Baulasten selbst tragen konnten. Das haben sie natürlich nur übernommen, damit niemand mehr die Finanzen prüft. Die Zeit reichte nicht mehr, das zu beschreiben.


    @Elatan : Ich habe mich da von ähnlichen irdische Vorgängen beeinflussen lassen. Wobei das eher das Vorgehen des Adels und nicht der Kirche, die die Macht eher direkt verliehen bekam.


    @Nharun : Danke! Ein historische Entwicklung zu beschreiben, lag ja bei dem Thema nahe.

  • Aus! Aus! Wer mag, darf aber nachreichen!

    Dem werde ich nachgehen.


    *spontan nachreich*


    °'°'°'°'°'°'°'°'°'°'
    Die hier angeführten Namen und Bezeichnungen können Platzhalter beinhalten. Nicht geeignet für Kinder unter drei Jahren.


    Der Spalt


    Der Spalt existierte schon, seit Jan denken konnte. Er schien das Leben der Leute von Lûz jedoch nicht zu beeinträchtigen. Im Gegenteil, er schien im Alltag nicht zu existieren. Wer seinem Glauben nachging, hatte keine Probleme, sein Ziel zu erreichen. Ebenso bereitete es keine Schwierigkeiten, politisch aktiv zu sein. Wer tat denn schon beides?


    Vor Jans Zeit hatten sich die Fraktionen gebildet: die Kleriker und die Politiker. Es gab natürlich mehr, doch keine anderen zwei Fraktionen waren so deutlich voneinander getrennt wie diese. Unterschiedlicher könnten sie nicht sein - trotz der deutlichen Gemeinsamkeiten. Beide Fraktionen stellten Leiter, die die Bürger in eine bessere Zukunft führen wollen. Beide Fraktionen stellten Gesetze auf, und bestraften jene, die diese brachen. Die Mitglieder beider Fraktionen waren innerhalb des Rechts des jeweils anderen unantastbar. Es gab nur einen Unterschied: Während die Kleriker versuchten, ihre Gesellschaft in eine glückliche Zukunft jenseits der Endlichkeit zu leiten, führten die Politiker ihre Mitglieder nur durch die vergängliche Welt, in dem Versprechen einer strahlenden Zukunft.


    Jan hatte von der Spaltung gehört. Viele Leute hatten ihm darüber erzählt. Die Kleriker und die Politiker hatten einst das gleiche Ziel verfolgt. Sie hatten gemeinsam gearbeitet. Doch dann verfolgten sie nur noch ihre eigenen Interessen, jeder für sich, unfähig, die Ansicht des anderen einzusehen. Jeder mit seinen eigenen, guten wie schlechten Argumenten, jeder mit seinen eigenen Nachfolgern. Es war nie zum Krieg gekommen, doch sprachen sie auch nie wieder miteinander.


    Eine traurige Geschichte war das, eine traurige Geschichte. Hatten sie doch viel gemeinsam erreichten können, das war jedoch vorbei. Nun waren sie getrennt, durch den Spalt. So breit, dass sie einander nicht in die Augen schauen konnten. Kein Versuch, einander zu treffen. Es war, als ob sie ihre Geschichte vergessen hätten. Sie hatten einander vergessen.


    Jan blickte in den Abgrund des Spaltes hinab. Ja, tief war er. Konnte man denn keine Brücke bauen, die die Fraktionen verband? Vielleicht könnten sie doch gemeinsam arbeiten? Aber was wusste Jan schon?


    (Die Trennung von Staat und Kirche, Band 13, Georg von Gutenacht, Liro-Verlag)

  • @Chrontheon : Und wieder beschreibst du Probleme ohne Lösung. Schlager sozusagen. Und es ist schön gelungen. Gibt es keine Absprachen? Oder wie funktioniert diese Gesellschaft? Oder ist das so nur als Bild Gutenachts zu verstehen?

  • @Chrontheon : Und wieder beschreibst du Probleme ohne Lösung. Schlager sozusagen. Und es ist schön gelungen. Gibt es keine Absprachen? Oder wie funktioniert diese Gesellschaft? Oder ist das so nur als Bild Gutenachts zu verstehen?

    Meinst du mit "keine Absprachen" die Kommunikation zwischen Klerikern und Politikern? Die läuft nämlich dauerhaft auf der Nulllinie.

  • Und wie läuft das mit Straßen und so? Wer keine Steuern an mich zahlt, den lasse ich nicht auf meiner Infrastruktur laufen.

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