[Laharia][Sprachentwicklung] Proto-Sicauisch (WiP) / Sicauanische Sprachfamilie

  • Ich nehme ja auch an Riothamus' Sprachenworkshop teil und jetzt dachte ich mir mal, ein eigener Thread wäre auch nicht schlecht. Riothamus hat ja schon irgendwo erwähnt, dass ich einen empirischen Ansatz fürs Basteln von Sprachen erfunden habe - der geht so: Ich nehme mein Diktiergerät und halte es meiner Tochter vor die Nase, die da mit ihren fast sieben Monaten dann fröhlich draufbrabbelt. Diese Aufzeichnung werte ich dann hinsichtlich bevorzugt verwendeter Laute und Lautkombinationen aus und alles, was da dann rauskommt, kann ich getrost als realistisch oder natürlich betrachten.


    Okay, gerade hat sich hier noch jemand in Sprachentwicklung versucht:

    Quote from Mogli

    ö-...................öööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö·ł µ9000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000
    #


    Allemal hat meine Tochter gewisse lautliche Vorlieben, die ich für die Sprache noch ein bisschen hochgedreht habe. Sprich: Wenn sie Laute merkbar seltener verwendet, lasse ich sie aus dem Lautinventar der Sprache kurzerhand ganz raus.
    Das Ergebnis sieht so aus:
    Konsonanten werden nicht behaucht
    Plosive sind grundsätzlich stimmhaft, ausgenommen der Glottisverschluss (den gibt es stimmhaft schlicht nicht)
    Das Frikativinventar ist riesig, aber grundsätzlich stimmlos
    (Ich glaube, daraus ergibt sich fast ein Verbot von Affrikaten, ausser man erlaubt da Ausnahmen von einer der vorigen beiden Regeln.)
    Das R wird getrillert
    ... oder gekrächzt, die beiden anderen Approximanten sind das österreichische V (das deutsche ist ein Frikativ) und das L
    Alle Halbvokale werden verwendet
    Dafür gibt es nicht so viele Vokale, nämlich die fünf "Hauptvokale" a e i o u, sowie das ü und das aw in Law und das ir in Bird.
    Und zuletzt: Ein bilabialer Klick, der fast wie ein P klingt.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Wortbeispiel nicht, die Laute ersetzen einander ja. Aber Wikipedia hat Hörbeispiele:
    deutsches V
    österreichisches V


    Ja, die Sprache soll mir helfen, die ganze Sicauanische Sprachfamilie (die grösste Sprachfamilie der Insel) klarer zu kriegen. Ich bin mir aber noch nicht mal im klaren, wo das eigentlich gesprochen wurde. Es muss nicht zwangsläufig dort gewesen sein, wo die Wiege des kleinen Herzogtums Sicaue war (sonst wäre im Habsburgerreich Schweizerdeutsch gesprochen worden :lol: ).

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • *ausbuddel*


    Offenbar hat Proto-Sicauisch eine recht ausgeprägte Vokalharmonie.


    Exkurs Babysprache: Die meisten Wörter haben, wenn zweisilbig, zweimal denselben Vokal. Bedeutstende Ausnahme dabei sind die, die auf E enden, zweimal E gibt es nämlich nicht. Der einzige Diphthong bisher ist AU. Viele Wörter bestehen aus zwei gleichen Silben, wobei diese Silbe als einsilbiges Wort in der Bedeutung keinesfalls ähnlich sein muss. Es gibt einen Unterschied zwischen langen und kurzen betonten Silben.
    (Na(n) = Nein, Naa = Nase, Nana = Banane)


    Im Proto-Sicauisch äussert sich das darin, dass es drei Vokalharmonie-Klassen gibt: A/U, I/U und O. Wie sich die Halbvokale da einfinden, weiss ich noch nicht. Allemal dürfte geklärt sein, dass das Proto-Sicauisch keinesfalls "sicau" im Namen hatte, denn A und I sind nicht gemeinsam erlaubt. Das kam offenbar erst später dazu.
    Ein E am Wortende ist offenbar nur in der I/U-Klasse erlaubt, aber tatsächlich nur am Ende.


    Offenbar hat Proto-Sicauisch auch Konsonantenschleudern. Affrikaten gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand aber tatsächlich nicht.


    Exkurs Babysprache: Neben den simplen CV- und CVCV-Wörtern gibt es auch CCVCC als häufiges Wort, nämlich Grung (wobei das G ein uvularer Plosiv ist, was ich sehr interessant finde). Dieses Wort ist äusserst bedeutungsreich, wobei die Bedeutungen nichts miteinander zu tun haben (Krug, Klo, Känguru und, warum auch immer, Frosch). Die "Affrikate" BF war früher mal das Wort für den Bus (Jetzt: Buf), wobei der stimmhafte Plosiv B komplett gelöst war, bevor der stimmlose Frikativ F begonnen hat. Es hat sich da ein Schwa dazwischengemogelt, der sich bald zum U entwickelt hat. Der Schwa zählt derzeit aber nicht zum Lautinventar - vielleicht kommt er wieder.


    Es scheint auch Regeln zu geben, dass die Konsonanten in einem Wort bevorzugt denselben Lautort haben sollten. Das ist aber nicht ohne Ausnahme.


    Exkurs Babysprache: Bama (Bahn) hat denselben Lautort, Daum (Daumen) aber nicht. Die meisten Wörter haben nur einen Lautort für die Konsonanten (so diese denn überhaupt verschieden sind! Die meisten mehrsilbigen Wörter bestehen ja aus zwei gleichen Silben).

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Allemal dürfte geklärt sein, dass das Proto-Sicauisch keinesfalls "sicau" im Namen hatte, denn A und I sind nicht gemeinsam erlaubt. Das kam offenbar erst später dazu.

    Zwischen AI und AU zu springen scheint recht einfach zu sein. Exkurs Babysprache: Baisch und Bausch (Bauch) sind völlig austauschbar, auch Baim tritt statt Baum gelegentlich auf.
    Daher postuliere ich den Ursprung als Sicay oder Sicaye. Entweder hiess eine Gegend so, oder nur Cay, wo noch ein Präfix dran kam, oder Sic/Sica mit Postfix. Weiss ich noch nicht genau.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Wie ich dann irgendwann auch feststellte, habe ich damit in die falsche Richtung erklärt, denn Sicay hat ja auch A und I in einem Wort.



    Was mach ich denn daaa? :kopfkratz:




    Aja, klar. Noch mehr Sprachstufen und Geschwistersprachen definieren.


    Ur-Sicauanisch: Səcal
    ~Proto-Sicauisch: Səcau
    ~~Brudersicauisch: Secaf
    ~~Früh-Sicauisch: Sacau
    ~~~Spät-Sicauisch: Sicaue
    ~~~Sohnsicauisch: Sicay


    Eventuell stammt daher nicht mal die ganze Sicauanische Sprachfamilie vom "eigentlichen" Sicauisch (Spät-Sicauisch) ab. Brudersicauisch und Sohnsicauisch (Arbeitstitel nach Verwandtschaft mit dem Frühsicauischen) könnten auch noch lebende Nachfahrensprachen haben.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Hm. Das Sprachpuzzle hier ist noch ein ziemliches Durcheinander. Na dann ... werfen wir doch einfach noch ein paar Teile dazu!


    Ihr wisst ja: Wenn Kinder Sprachen lernen, kann man realistische Sprachentwicklung beobachten, ob jetzt Lautverschiebungen oder gar Grammatikfeatures.

    In irgendeiner (nicht notwendigerweise immer derselben) sicauanischen Sprachentwicklung gilt:


    ~ Führendes S oder Sch wird stumm vor einigen Konsonanten. Beispiele im Deutschen: (S)pinne, (s)pielen, (S)tein, (S)tuhl.


    ~ Personalpronomen der dritten Person verlieren ihre Zugehörigkeit zu Nominalklassen (im Deutschen sind es grammatische Geschlechter): Beispiele im Deutschen: Ich hab Oma gefragt, er hat ja gesagt. Ludwig weint, sie ist unzufrieden.


    ~ Viele Wörter werden auf alles ab der betonten Silbe reduziert. Beispiele im Deutschen: (Fri)sur, (Fi)gur, (Ba)nane, (Kaf)fee, (Ka)kao.


    Den zweiten Punkt habe ich sogar genauer verortet. Das ist nämlich sprachhistorisch mindestens im Nazete (im nordwestlichen Stammesreich) passiert. Um zu klären, worauf sich das Pronomen bezieht, hat sich etabliert, Nominalmarker auch bei Namen zu verwenden (wieder - das war nur zwischenzeitlich unüblich bzw. unhöflich). Äquivalent im Deutschen (hier als Artikel) wäre: Die Ludwig weint, sie ist unzufrieden. Die Nominalmarker verlieren dadurch die Zugehörigkeit zur Nominalklasse auch, und so folgen alle weiteren Wörter oder Marker, die mit Nominalklassen zu tun haben. Schlussendlich wird quasi eine Nominalklasse nach Bedarf zugewiesen, damit man auf etwas bequem verweisen kann. Wenn man keinen Verweis plant, kann man den Kram auch weglassen. Also: Oma ist da. Aber: Die Oma ist da, sie hat was mitgebracht. Oder eben: Ich hab den Oma gefragt, er hat ja gesagt.

    So, fertig.


    (Und ja, das Kindergartenkind wirft tatsächlich Münze bei den Pronomen. Mal dies, mal jenes. Hier wird die halbe Zeit misgendert. :lol: )

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    - Armin Maiwald

  • Veria

    Changed the title of the thread from “[Laharia][Sprachentwicklung] Proto-Sicauisch (WiP)” to “[Laharia][Sprachentwicklung] Proto-Sicauisch (WiP) / Sicauanische Sprachfamilie”.
  • Yay, wie cool hier mal wieder was zu lesen!


    Einige dieser Phänomene konnte ich so auch bei meiner Tochter beobachten, aber andere waren mir völlig fremd. Die Pronomen! ;D

    Auch cool zu sehen, dass die Kleinen einem auch mit fast vier noch sprachliche Ideen geben. Ich sollte mich da auch noch mal ransetzen...

  • Mit "Nominalklassen" und "Nominalmarkern" haben deine ins Deutsche übersetzten Beispiele nichts zu tun, da die germanistische Linguistik mit diesen Begriffen nicht arbeitet. Das Deutsche arbeitet mit Genera und ist keine Klassensprache. Jemand ohne Kenntnisse in entsprechenden Sprachen wird nicht verstehen, worauf du hinausmöchtest und auch ich verstehe es nicht. Es wirkt, als wäre in deinen Beispielen einfach willkürlich der Sexus ins Gegenteil verkehrt worden, ohne dass sich mir der Sinn dahinter erschließt.


    Vielleicht kannst du es mit sicauyanischen Beispielen erklären? :) Es wäre ja schade, wenn du dir solche Mühe machst, eine eigene Sprache zu entwerfen, aber niemand ihre grammatikalischen Gesetzmäßigkeiten versteht.

  • Platt gefragt: Was ist in der Sprachbastler-Praxis der Unterschied zwischen Klassen und Genera? Das Deutsche wirft das Vokabular in drei Schubladen, eine Klassensprache verwendet halt andere Schubladen. Bei den Beispielen (die nicht übersetzt, sondern möglichst äquivalent übertragen sind) ist es schlicht egal, ob man der oder die Oma sagt, solange nur nachher das Er oder Sie dazu passt.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Platt geantwortet: Das ist eigentlich dasselbe, nur wird für Systeme, die den indoeuropäischen und semitischen Systemen ähneln und ein Maskulinum, ein Femininum sowie vielleicht ein Neutrum haben, gern der Ausdruck "Genus" und für Systeme mit mehr Klassen, wie in den Bantusprachen, der Ausdruck "Klasse" verwendet. Schon bei den nordostkaukasischen Systemen mit "Maskulinum", "Feminium" und zwei oder noch mehr "Neutra" wird eher von "Klassen" gesprochen, obwohl der Unterschied zum indoeuropäischen System eigentlich nur in einer weiteren Unterteilung des Neutrums besteht. Das ist also alles historisch bedingt und letzten Endes willkürlich. Es widerstrebt vielen jedenfalls, von "grammatischem Geschlecht" zu sprechen, wo diese "Geschlechter" nichts mit 'männlich' oder 'weiblich' zu tun haben. Ich weiß noch nicht, wie die altalbischen Grammatiker das nennen (da gibt es, in der aktuellen Fassung, eine belebte und eine unbelebte Klasse), jedenfalls nicht "Geschlecht".

  • Wenn man keinen Verweis plant, kann man den Kram auch weglassen. Also: Oma ist da. Aber: Die Oma ist da, sie hat was mitgebracht. Oder eben: Ich hab den Oma gefragt, er hat ja gesagt.

    Ich hab ne Weile gebraucht, darin einen Sinn zu sehen, hab aber jetzt ne Vermutung und will einfach mal wissen, ob ich das so richtig verstanden habe: Im Beispiel wird "die" bzw. "der" nicht als Aussage über das Geschlecht gesehen, sondern nur als Hinweis darauf, dass sich das Nachfolgende auf diese Person bezieht. Deshalb ist es auch egal, welches davon man nimmt.

    Ich hab erst überlegt, warum es dann überhaupt mehr als ein solches Wort gibt und bin auf dieses Beispiel gekommen: "Der Oma und die Opa kommen, er hat ein rotes Hemd an, sie ein blaues." (Das ist echt verwirrend :D)
    Bin ich da auf dem richtigen Dampfer oder hab ich da was falsch verstanden?

    Und wenn ich es richtig verstanden habe: Wie viele Wörter gibt es dafür? Da es ja nichts mit dem Geschlecht zu tun hat, gibt es ja keinen Grund das auf 2 oder 3 zu begrenzen.

    Und gibt es eine übliche Variante, die verwendet wird? Also zum Beispiel, wenn es nur eine Person ist, sagt man eigentlich immer "Der Oma", bei mehreren kommen dann andere dazu in ner bestimmten Reihenfolge?

  • Genau so werden die verwendet, ja. Und im Fall Nazete hat es sich aus einem Genus-System entwickelt, daher ist die Anzahl natürlich begrenzt. Bei der Reihenfolge ... ich kann mir schon vorstellen, dass es da Präferenzen gibt, vielleicht dialektal, vielleicht ganz allgemein. Wird sich zeigen.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Dass Klassensprachen und Sprachen mit einem System von Genera "das selbe" wären, ist falsch, wie Weeping Elf es ja auch korrekt präzisiert, aber darum geht es an dieser Stelle nicht, weshalb ich das nicht weiter vertiefen möchte.


    Ich möchte den Fokus gern auf die vorliegende fiktive Sprache legen und zwar nicht auf abstrakter Ebene, sondern anhand der aufgeführten Beispiele, falls ein Interesse besteht, darüber zu sprechen.


    Mich hat der Sinn der völlig willkürlich wirkenden Umkehrung des Sexus interessiert. Warum bei einer eindeutig weiblichen Oma (egal ob grammatisches Geschlecht, biologisches oder soziales) das gegenteilige Pronomen verwendet wird, erschließt sich mir nicht.

  • Die Umkehrung passiert ja nicht immer. Die Kategorie verliert schlicht die Bedeutung, daher klingt die Umkehrung nicht mehr falsch für jüngere Sprecher. Wenn sich das dann nicht auswächst bzw. korrigiert wird bleibt es halt so, dass man jedes Pronomen nehmen kann.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Es bleibt also einfach das, was im Deutschen als Fehler angesehen wird, als akzeptierter Sprachbestandteil erhalten, so dass die Pronomen allein im Sicauyanischen nicht aussagekräftig sind? Aus Sicht des Weltenbastlers, um die bei manchen Menschen unbeliebten Genera ("grammatisches Geschlecht") in dieser Sprache zu vermeiden?


    Wenn das zutrifft, habe ich es nun kapiert. :)

  • Aus Sicht dieses Weltenbastlers, weil das Kind es halt so vormacht und die Möglichkeit beweist. Ich mach da keine sprachpolitischen Statements.


    ---


    So, zurück zum Ursprung: Ur-Sicauanisch

    (Ich weiss noch immer nicht, wo das gesprochen wurde. Es muss ja nicht in der Wiege des Herzogtums Sicaue sein, sonst wäre im Habsburgerreich Schweizerdeutsch gesprochen worden.)


    Aber was die Sprache so alles konnte, da weiss ich schon das ein oder andere. Ur-Sicauanisch hat nämlich:


    ~ Verben.

    Verben markieren Absichten und Ursachen. Also ist beispielsweise töten eine Variante von sterben, quasi sterben-machen. Absichten kennen wir im Deutschen mit dem Modalverb wollen. Verben konjugieren aber nicht in Person und Zahl.


    ~Personalpronomen

    Ur-Sicauanisch kennt davon neun, die ich mal platt als ichjetzt, ichdamals, ichdann, dujetzt, dudamals, dudann, jmdjetzt, jmddamals und jmddann übertrage. Die Zeit steckt also im Pronomen, nicht als Suffix oder Marker, sondern das sind wirklich so unterschiedliche Wörter wie im Deutschen ich und du. Als Marker dranstöpseln kann man dann die Anzahl und einen Objektmarker - ob das immer dasselbe Suffix ist, weiss ich noch nicht, aber das Pronomen steckt im resultierenden Wort jedenfalls sichtbar drin.


    ~Partikel

    Aspekte wie Dauer und Gleichzeitigkeit wirft man einfach als extra Wörter in den Satz.


    ~Bezeichner

    Entweder: Haus, Baum, Wasser. So Zeug. Wenn man sie mit einem Konnektor vorne an ein Personalpronomen anstöpselt, hat man eine Gleichsetzung oder einen Bezeichner mit Zeitangabe drin. Zum Beispiel: [Dauer] Wasser-c-jmdjetzt fliessen. - Das Wasser ist jetzt gerade am fliessen. (Jemand hat den Hahn offengelassen! Verschwendung! Vorher ist das Wasser nicht geflossen. Mach zu, dann fliesst es auch nicht mehr!)

    Oder: Grün, hoch, schmutzig. Also Eigenschaften. Die kann man auch noch dranstöpseln: Wasser-c-blau. Wasser ist blau. Oder: Wasser-c-jmdjetzt-c-schmutzig. Das Wasser ist grad schmutzig. Oder: Haus-c-jmddann-c-hoch. Das Haus wird hoch.

    Man kann alle Bezeichner alleine verwenden und auf die Art Beschreibungen oder Zuweisungen machen. Haus-c-hoch. Das Haus ist hoch. Grün-c-schön. Grüne Sachen sind schön. Oder: Baum-c-Pflanze. Hier gibt es viel Lyrikpotential.


    ~Präpositionen: in, neben, unter.


    ~Fragemarker: Entweder hinten an den Satz oder vorne an das Wort, wovon man mehr wissen will.

    Also: Wasser-c-blau [Frage]? Ist Wasser blau? Wasser-c-blau wegen [Frage]-Grund? Warum ist Wasser blau? [Frage]-Haus-c-blau? Welches Haus ist blau? Haus-c-[Frage]-blau? Wie blau ist das Haus? (Welche Schattierung, Welcher Farbstoff, komplett angestrichen oder nur zum Teil? Je nach Kontext.)


    In der Grammatik nicht zu finden: Abgeschlossenheit. Das kriegt man, wenn nötig, aus dem Kontext. Dafür kann man irgendwo in den Satz so Wörter wie morgen, gestern, immer, nie, vielleicht, ... reinwerfen.


    Gibt es, weiss ich aber noch nicht genug drüber: Nebensätze, Gruppierungen, Verneinungen.


    Noch offen: Es gibt den Objektmarker. Gibt es noch mehr Fallmarker?

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Bei der ur-sicauanischen Aussprache bin ich locker. Ich hab beschlossen, dass die Quellenlage da dünn ist und sich die Archäolinguisten da über allerlei Details in die Haare geraten. Daher im Zweifelsfalle: Weiss ich doch nicht, wie das genau ausgesprochen wurde, denkt euch was aus.


    Ein ur-sicauanischer Satz ohne ur-sicauanische Wörter: ichjetzt [Dauer] jmdjetzt-o tier-o-o sehen sehen. (Ich sehe jemanden ein Tier beobachten.)

    Ein ur-sicauanischer Satz mit mir aus den Fingern gesogenen ur-sicauanischen Wörtern: Nilith au djinet-ha lowu-haja kiou kiou.

    Eine mögliche IPA-Idee davon: ɴɪˈlɪːtʰ ɑʊ ɖʲɪˈnɛːtçə ˈlɔwʊçəˌjɑ kjoʊ kjoʊ

    Vorgelesen: klick mich, ich bin ein Link (geiles Teil, aber leider auch nicht perfekt)


    Das dürfte die "Schulaussprache" unter Archäologen mit bestimmtem Sprachhintergrund sein. In echt ... naja, wer weiss? Na?

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Erleuchtung zu Verneinungen:


    ichjetzt [Dauer] jmdjetzt-o tier-o-o sehen nicht-sehen. (Ich sehe nicht jemanden ein Tier beobachten.)

    ichjetzt [Dauer] jmdjetzt-o tier-o-o nicht-sehen sehen. (Ich sehe jemanden ein Tier ignorieren.)


    Da lassen sich also wieder mitunter Bedeutungen bauen, die im Deutschen ein ganz eigenes Verb sind. In dem Fall: [Dauer] nicht-sehen = ignorieren.

    Was jetzt aber wenn jemand dauerhaft ignoriert wird? Da könnte man dann zum Beispiel den Dauermarker verdoppeln. Die Sprache scheint ziemlich fleissig mit Reduplikation umzugehen.


    ichjetzt [Dauer] jmdjetzt-o nicht-tier-o-o sehen sehen. (Ich sehe jemanden ein etwas beobachten, was kein Tier ist.)

    nicht-ichjetzt [Dauer] jmdjetzt-o tier-o-o sehen sehen. (Nicht ich sehe jemanden ein Tier beobachten, sondern jemand anderes macht das.)

    ichjetzt [Dauer] nicht-jmdjetzt-o tier-o-o sehen sehen. (Ich sehe niemanden ein Tier beobachten.)


    Der ignorier-Satz da oben stellt allerdings klar, dass da tatsächlich ein Tier ist. Wie sage ich, dass jemand kein Tier beobachtet, weil da keins ist? Dafür gibt es einen Marker, den ich mal platt als [kein] übertrage, und dieser Marker bedeutet, dass es wasauchimmer gar nicht gibt.


    ichjetzt [Dauer] jmdjetzt-o [kein]tier-o-o sehen sehen. (Ich sehe jemanden kein Tier beobachten, weil keins da ist.)


    *ausdenFingernsaug*


    nicht heisst gau

    kein heisst ka

    Also:

    Nilith au djinet-ha kalowu-haja kiou kiou.

    Nilith au djinet-ha gau-lowu-haja kiou kiou.


    Ka gilt dabei als echtes Präfix und Teil des Wortes, gau nicht.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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