WB-Adventskalender 2019

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    1. Türchen: Waggonage
    2. Türchen: Der Pakt
    3. Türchen: Von brennenden Echsen und Inkompetenten Richtern, Teil 1
    4. Türchen: Von brennenden Echsen und Inkompetenten Richtern, Teil 2
    5. Türchen: Alijans abtrünnige Töchter, Teil 1 - I. Nutzlos
    6. Türchen: Alijans abtrünnige Töchter, Teil 2 - II. Hoffnungsvoll
    7. Türchen: Alijans abtrünnige Töchter, Teil 3 - III. Schützenswert
    8. Türchen: Alijans abtrünnige Töchter, Teil 4 - IV. Frei
    9. Türchen: Tanári
    10. Türchen: Erdmutters Kinder
    11. Türchen: Schöpfungsfest
    12. Türchen: Schneeschmelze, Teil 1
    13. Türchen: Schneeschmelze, Teil 2
    14. Türchen: Schneeschmelze, Teil 3
    15. Türchen: Schneeschmelze, Teil 4
    16. Türchen: Schneeschmelze, Teil 5
    17. Türchen: Schneeschmelze, Teil 6
    18. Türchen: Schneeschmelze, Teil 7



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    Feedback zu den Adventskalendertexten könnt ihr HIER geben. Die Texte sind wie jedes Jahr zunächst anonym, damit ihr - wenn ihr wollt - Autoren raten könnt. Wenige Tage nach Weihnachten wird aufgelöst, welcher Text von wem stammt, dann können die Autoren dort im Thread gesammelt auf das Feedback antworten.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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    Das erste Türchen kommt etwas verspätet, was allgemein mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen wird. Als es endlich da ist, entpuppt es sich als verlotterte hydraulische Schiebetüre, deren ursprüngliche Farbe wohl rot gewesen ist. Es hat ganz schön beanspruchte Gummidichtungen und ein kleines Fensterchen, durch das man schon erahnen kann, dass auf der anderen Seite dichtgedrängt Leute stehen. Jetzt öffnet sich das Türchen aber endlich und wir finden uns im Tumult des Ein- und Aussteigens wieder.



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    Waggonage


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    Bahn fährt ein, Bahn fährt aus
    Leute rein, Leute raus


    – Halt! –
    Anders herum:
    Bahn fährt ein, Leute raus,
    Leute rein, Bahn fährt aus.
    Pause.


    Anders gesagt:
    Lärm
    Lärm
    Lärm
    Lärm
    Stille.


    Leben macht Lärm, Lärm ist Leben
    Ohne Lärm kann‘s kein Leben geben
    So ist das eben.


    Auf die Mäuler, schreiet schrille
    Sonst holt sie euch . . .
    Die Stille!


    Ok jetzt mal im Ernst: Findet ihr das nicht auch schrecklich? Diesen Moment des Stillstands, wenn alle Leute die Station verlassen oder die Bahn betreten haben und das letzte Gekreische schlecht geölter Räder auf alten Schienen im Tunnel verklingt?
    Das Wort sagt doch alles: Stillstand kommt von Stille!


    Deswegen schenkt euren Liebsten zur Festzeit die neuste Errungenschaft der Technologie:
    Die selbsttönende Vuvuzela!
    Für niemals endenden Lärm! Geräusche für alle! Sorgt mit diesem Krach für schallende Freude zum Fest!
    Jetzt erhältlich in allen Bahnhofskiosks. Kiosken. Kioski. ... Überall!



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    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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    Das zweite Türchen ist so unscheinbar, wie es nur sein kann. Als es sich öffnet, finden wir dahinter ... nichts. Einzig ein verklingendes Echo aus Kampfschreien und Waffengeklirr zeigt uns, dass da nun doch etwas ist in der scheinbar endlosen Leere.



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    Der Pakt


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    Weißt du, wie sich Götter manifestieren? fragte die Leere Sunntyrkis Wynndsongflusskin Gyldfels. Dieser wurde damit aus dem dämmrigen Nebel aus Verwirrung, blinder Panik und dem Gefühl endlosen Fallens gerissen.
    „Was?“, fragte er, unsicher, die körperlose Stimme richtig verstanden zu haben. Er verstand nichts mehr, nicht warum er in dieser Leere war, nicht wie lange er schon in ihr war und erst recht nicht, was mit ihm geschehen war. Wo waren die Berge, der Wald, das viel zu helle Sonnenlicht?
    Die Leere verstand ihn jedoch. Du bist tot, erklärte sie ihm mitfühlend.
    Schock riss Sunntyrs Geist aus seinen Grübeleien. Tot? Er? Aber er war doch gerade erst zwanzig? Er hatte sich nicht einmal seinen dritten Namen gegeben! War es einer der Feinde seiner Mutter gewesen, besorgt, dass er ihr entgegen jeglicher Tradition auf den Thron folgen würde?
    „W-Wie?“, fragte er verzweifelt die körperlose Stimme.
    Das ist irrelevant.
    „Und was geschieht jetzt mit mir? Bin ich ælfisch genug für die Ebene der Gottlosen oder zwærgisch genug, dass meine Seele zu Lava wird?“
    Kam es ihm nur so vor, oder gluckste die Stille als Antwort amüsiert?
    Ist es das, was sie dir erzählt haben? Nein, du hast die Wahl, in einem andern Körper wiedergeboren zu werden oder vor die Götter zu treten, die dein Leben berührt haben. Die entscheiden dann, in wessen Jenseits du gehörst. In deinem Fall wären das nur Eorth und Daldebør beide haben jedoch wenig Lust, eine so vielversprechende Person überhaupt in ein Jenseits schicken zu müssen, deshalb haben sie mich geschickt. Ich bin deine dritte Möglichkeit!
    Sunntyr fixierte das Nichts vor sich mit eben jenem Blick mit dem seine Mutter die stärksten Kämpfer erzittern ließ.
    „Ich höre!“
    Damit wären wir wieder bei meiner Frage: Weißt du, wie sich Götter manifestieren?
    „Nein. Ich fürchte, ich bin- war nicht besonders religiös. Komm endlich zum Punkt!“
    Erneut strahlte die Leere Amüsement aus. Zu spät fiel Sunntyr ein, dass sein Gegenüber zwei der Schöpfergötter persönlich zu kennen schien und er war erleichtert, sie nicht versehentlich beleidigt zu haben.
    „...bitte!“ fügte er verspätet hinterher.
    Götter bilden sich aus Magie oder werden von anderen Göttern geboren. Doch um wirklich mächtig zu werden, brauchen sie weitaus mehr Magie. Deswegen gehen sie Bündnisse mit Sterblichen ein, die ihre Magie mit ihnen teilen. Um jedoch Sterbliche zu rekrutieren, brauchen neue Götter Propheten, die der Welt von ihnen berichten, denn wie sollen die Sterbliche einen Pakt mit jemanden eingehen, von dem sie nie gehört haben. Und da kommst du ins Spiel.
    „D- Verzeihung, Ihr seid also ein Gott. Und ihr wollt mich zum Propheten haben? Sagte ich nicht bereits, dass ich nicht religiös bin?“
    Nur, weil du bisher keinem Gott gefolgt bist, heißt das nicht, dass du das nicht künftig kannst.
    „Und wie sähe diese Zukunft aus?“
    Du gehst einen Pakt mit mir ein. Nicht alle Propheten sind paktgebunden, aber in diesem speziellen Fall muss ich das von dir verlangen, weil mein Plan den Großteil meiner Magie fordern wird und ich im Gegenzug gerne Zugriff auf deine hätte. Es wird dich aber erleichtern zu hören, dass ich noch keine Regeln aufgestellt habe, also musst du dir nicht plötzlich den Kopf scheren oder einmal im Jahr einen Hirsch erlegen oder dergleichen.
    Gerade erst hatte Sunntyr sich genau deswegen Sorgen gemacht.
    Mein Teil unseres Handels wird sein, deinen Körper zu heilen und deine Seele wieder hineinzugeben.
    Sunntyr erschauerte, als ihm etwas einfiel.
    „Bitte sag mir, dass sie mich noch nicht auf ælfische Art bestattet haben!“, rief er aus, erstarrte dann und fügte hinzu „Verzeihung für die Unterbrechung!“
    Jetzt lachte die Präsenz hörbar.
    Du bist erfrischend. Nein, niemand hat dich gegessen. Dein Körper ist noch nicht einmal ganz zu Boden gefallen.
    Dann fuhr der Gott ungerührt mit seinem Vortrag fort: Du hast dann eine zweite Chance, die nur wenigen gegeben wird! Ich werde dann mit dir kommunizieren können auch wenn du nicht gerade stirbst und gemeinsam können wir die Details besprechen, aber im Großen und Ganzen möchte ich nur, dass du der Welt von mir berichtest. Ich will mehr Einfluss auf die Welt haben als nur mit Sterbenden zu sprechen.
    Sunntyr versuchte, sich das Angebot gründlich durch den Kopf gehen zu lassen, aber eigentlich hatte er sich längst entschieden. Sein Leben lang hatte er sich nur treiben lassen und hatte er sich nicht erst letztens gefragt, was er mit seinem Leben anfangen sollte?
    „Wie ist dein Name?“, fragte er die Leere.
    Orthos, die Präsenz nahm an Stärke zu, als hätte sie in seinen Gedanken bereits seine Antwort gesehen – wahrscheinlich entsprach das sogar der Realität.
    „In Ordnung Orthos – Ich, Sunntyrkis Wynndsongflusskin Gyldfels werde dein Prophet sein“
    Wie ein Blitz manifestierte sich die Leere völlig in die Form einer grob humanoiden Gestalt uneindeutigem Geschlechts, die jede und keine Farbe zugleich zu haben schien. Der pure Anblick schmerzte in Sunntyrs Augen.
    Ein gleichzeitig heiß und kalt glühendes Pochen verstärkte seine Pein, als die Gestalt seinen Unterarm fest umgriff. Zum ersten Mal nahm Sunntyr Magie deutlich war. Er spürte den riesigen Fluss aus der Gestalt in ihn und das kleine Rinnsal in die umgekehrte Richtung, noch brennender als selbst Lava wäre. Es steigerte sich mehr und mehr und er schrie und schrie, hilflos in allesumfassender Agonie.
    Dann war er endlich wieder in seinem Körper.
    Und Sunntyr holte Atem.



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    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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    Das dritte Türchen ist eng, hoch und gemauert. Man sieht nicht weit, denn dahinter führt eine gewundene und verwinkelte Gasse. Es riecht nach dem Staub, der auf Büchern liegt, und nach der bitterblauen Farbe, mit der man Bücher füllt. Und natürlich nach gebratenem Feuerlurch.



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    Von brennenden Echsen und Inkompetenten Richtern, Teil 1


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    Mein lieber Bruder,


    Auf meinen Reisen durch Luzya habe ich unglaubliches gesehen. Ich bin über das Steinerne Meer gewandert, habe mit den Sturmjägern die Nebelwüste durchquert und die Drachen der Breite gesehen.
    Doch Eine Sache, die ich wohl nie vergessen werde, ist die Bibliothek von Daios.
    Wissen ist Macht, sagen die Menschen hier. Und Macht muss man sich erarbeiten. Daios ist wahrlich das Zentrum aller Schriften, das Gedächtnis von ganz Luzya. Alles was Geschah und was in diesem Moment geschehen mag wird von den Schreibern der Stadt festgehalten. Die Feder der Daionischen Schriftsteller ruht wahrlich nie. Vielleicht stimmt es , was man hier sagt. Ja, nirgendwo ist die Macht des Wissens so stark wie in den Archiven der Stadt.
    Der Geruch von Tinte und Papier fließt durch die verwinkelten Gassen, wie Blut durch die Adern eines Menschen. Die Bibliothek selbst ist das Herz der Metropole das diesen Duft durch die Straßen pumpt.
    Man hat beinahe das Gefühl, sie wäre Lebendig, wächst die Bibliothek doch mit jedem Tag an neuen Büchern und Schriften.
    Bunte Fahnen wehen von ihren Mauern herab. Sie alle Tragen das Wappen der Gelehrtengilde, zwei ineinander verschlungene Feuerlurche. Aschgraue Echsen mit funkelnden Augen und langen Schwänzen (die nebenbei gesagt verdammt lecker schmecken). Die Tiere gelten hier als Träger des Wissens und sind ein beliebtes Produkt auf den Märkten von Daios. Einige Verkäufer behaupten, dass man durch ihren Verzehr das eigene Denkvermögen erweitern kann. Berühmte Gelehrte wie Zweistein, Dawin oder Newten sollen sich teilweise ausschließlich von diesen Echsen ernährt haben.
    Es scheint sogar ein Buch von dem großen Dichter Boethe selbst zu geben, in dem er seine 99 Lieblings Feuerluch-Rezepte vorstellt. Alles natürlich gereimt und in Versform verfasst. Doch von dem verschollenen Werk sind nur wenige Zeilen überliefert worden. Ein Händler hat mir beim Verkauf einiger Feuerlurche die wohl bekanntesten Zeilen des Werkes vorgetragen, die ich nun auch an dich weitergeben möchte.


    Allwissend bin ich nicht,
    Doch viel ist mir Bewusst.
    Der Feuerlurche schmeckt
    Am besten mir mit Krust‘


    Mittlerweile gilt dies als alte Weisheit unter den Daionischen Köchen.


    Ja, Daios wird nicht ohne Grund die Stadt der Gelehrten genannt,und auch ich wurde in meinem Wissen bereichert.
    So gibt es zwei elementare Dinge, die ich bei meinem Besuch in dieser unglaublichen Stadt lernen durfte:
    Diese leckeren Feuerlurche sind entflammbar und alte Bibliotheken brennen verdammt schnell. Vor allem dann, wenn sie voll von Jahrhunderte alten Papyrus stecken, das so trocken ist wie Wüstengras.
    Nun, ich muss an dieser Stelle zugeben, dass mein Aufenthalt in dieser Stadt des Wissens nich ganz reibungslos verlaufen ist. Vermutlich war ein Teil des Geschehens, ja ein winziger Teil, auch durch mein Zutun hervorgerufen.



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    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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    Durch das vierte Türchen schlagen lodernde Flammen und es raucht bis in den Himmel hinauf. Dahinter muss wirklich sehr viel Brennbares lagern.



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    Von brennenden Echsen und Inkompetenten Richtern, Teil 2


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    Im Nachhinein kann ich jedenfalls sagen, dass es wohl keine gute Idee war, das Archiv von Daios mit einem Sack voll brennender Feuerlurche zu betreten. Nun, es war nicht mal besonders klug die Tiere überhaupt in einen Sack zu stecken, aber der Verkäufer hatte anscheinend nichts dagegen. Ich möchte zwar bei dieser ganzen Geschichte auf niemanden den Finger zeigen, aber ich muss schon sagen, dass dieser Verkäufer echt Mist gebaut hat.
    Während meinem Aufenthalt in Daions wurde mir sogar die einmalige Ehre einer Audienz bei dem Hohen Rat der Richter der Stadt zuteil. Obwohl ich mich natürlich geschmeichelt fühle, solch wichtige Persönlichkeiten kennen zu lernen, muss ich doch sagen, dass mich deren Inkompetenz verwundert hat.
    Jedenfalls sollte ich vor den Rat treten und das Geschehene vortragen. Also erzählte ich von den Feuerlurchen, von Boethes Gedicht und der wunderlichen Angewohnheit der Echsen, in Flammen aufzugehen.
    Während zwei der Richter sofort in Schockstarre verfielen, wurde ich von dem Rest der Gruppe für eine ganze halbe Stunde angeschrien. Bereits hier zeigten sich erste Anzeichen von mangelnder Kompetenz bei den Anwesenden. Denn, wie wir alle wissen, ist es die Aufgabe eines Gelehrten, stumpf und emotionslos vor seinem Tisch zu hocken und Sachen aufzuschreiben.
    Doch wer hätte gedacht, dass sich unter solch langen Bärten dermaßen mächtige Stimmbänder verstecken könnten. Ja, ist es doch verpönt, als Gelehrter jegliche Zeichen von Leidenschaft und Erregung zu zeigen.
    Ein Bürokrat, ein Stubenhocker, hat sich doch gefälligst zu zügeln.
    Doch die Art, wie diese Gelehrten auf mich eingeschriehen haben, zeugte von der tiefsten und heftigsten Erregung, von einer enormen Leidenschaft. Wenn auch nur der Leidenschaft daran, mich anzubrüllen.
    Nun, nachdem sich der Rat einigermaßen beruhigt hatte, begannen die Verhandlungen über mein weiteres Verbleiben.
    Hier zeigte sich ein weiteres Anzeichen der Inkompetenz. denn anstatt wie normale Gelehrte in eine ewig währende Dikussion über Nutzen und Ethik zu verfallen, waren sich diese Richter bei meinem Todesurteil sofort einig.
    So liegt es natürlich auf der Hand, dass ich diese Männer nicht ernst nehmen konnte.


    Jedenfalls wollte ich dich mit meinem Brief warnen.
    Denn nachdem ich den Gelehrten einen Vortag über ihre Unfähigkeit gehalten habe und anschließend einen Feuerlurch nach dem Obersten geworfen habe, erklärte die Stadt Daios uns Oblivianern den Krieg.
    Denn, wie sich herausgestellt hat, besitzen die Bürger Daios nicht nur Bücher, sondern haben auch erschreckend viele Waffen bei sich gehortet.
    An dieser Stelle schlage ich vor, dass wir zuerst angreifen. Lieber Bruder, marschiere mit deinen Truppen immer der Rauchsäule am Horizont entgegen. Die Stadt Daios wirst du nicht verfehlen, denn die Bibliotheken brennen immer noch.


    Bis dahin wünsche ich dir eine angenehme Reise.
    Anbei schicke ich dir noch ein Rezept für Geröstete Feuerlurche mit Wüstengras und Gurken.


    Gezeichnet
    Dein Bruder, Prinz von Oblivion



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    Das fünfte Türchen führt in einen trostlosen Betonklotz, in dem alles grau aussieht, sogar die Farben und die Menschen. Es riecht nach Mutlosigkeit und dem Trott eines Alltags, der alles zu wünschen übrig lässt.



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    Alijans abtrünnige Töchter, Teil 1
    I. Nutzlos


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    „Normalerweise ist der Krieg ein Werkzeug, um ein Volk von den Schwachen, Nutzlosen und den Feiglingen zu reinigen“, sagte Rejan. „Es verblüfft mich immer wieder zu sehen, dass in Alijan genau das Gegenteil geschehen ist. Einige der Besten unseres Volkes sind von uns gegangen und ein Haufen nutzloser Schwächlinge hat überlebt.“
    Carenja hörte sich die Worte des Ausbildungsleiters von Elasvaihja nur mit einem Ohr an. Sie wusste längst, wie er dachte, acht Jahre im Zentrum machten das mit einem.
    „Ihr habt ja jetzt meine Krankmeldung, Doniku“, sagte sie. „Von Donika Brajana unterschrieben.“
    Rejan schüttelte den Kopf. „Bei allem Respekt, Brajana ist anderen Phosphormagiern gegenüber einfach viel zu duldsam. Wie soll das denn besser werden, wenn sie zulässt, dass du dich ständig vor den praktischen Übungen drückst?“
    „So etwas würde sie niemals zulassen“, sagte Carenja. „Ich bin wirklich zu krank dafür.“
    „Geh mir aus den Augen du jämmerliche Pseudophosphormagierin“, sagte Rejan.
    Carenja wandte sich wortlos ab und ging zur Tür. Eine höfliche Verabschiedung wollte ihr einfach nicht über die Lippen kommen. Egal wie oft sie dem Fluormagier gegenüberstand, es wollte nicht leichter werden.
    Rejans Büro befand sich natürlich im obersten Stockwerk und der Fahrstuhl war für Lastentransporte reserviert. Carenja musste sich also die Treppe hinunterkämpfen, wobei runter immerhin etwas besser war als rauf. Nach dem Erklimmen der Treppe hatte sie erst einmal zehn Minuten gewartet, bis sie sich wieder erholt hatte, bevor sie Rejans Büro betreten hatte.
    „Jämmerliche Pseudophosphormagierin“ war wohl eine adäquate Beschreibung für sie. Aus dem Unterricht wusste sie, dass es zwei Magietheorien gab. Eine nannte sich die „Substanztheorie der Elementarmagie“ und beschrieb diese wie der Name schon sagte als eine Art Substanz, die zufällig an manchen Menschen haften blieb und sie dadurch zu Magiern werden ließ. Die zweite war die „Bewusstseinstheorie der Elementarmagie.“ Sie besagte, dass die Magie eines jeden Elements eine lebendige Entität mit eigenem Bewusstsein war, die sich ihre Magier gezielt aussuchte.
    In Carenjas Fall hatte sich die Phosphormagie wohl irgendwann wieder umentschieden und Carenja doch aufgeben. Oder sie wollte nur mit ihr spielen. Die erste Theorie war weniger unangenehm, aber es war allgemein bekannt, dass die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen lag.
    Auf dem Rückweg zu ihrem Zimmer ging Carenja auf der Krankenstation vorbei, um ihre Schwester zu besuchen. Ein gesunder Mensch hätte für diesen Weg nicht einmal fünf Minuten gebraucht, doch bei ihr zog er sich endlos hin. In der Ferne sah Carenja die Zäune, die das Zentrum umschlossen. Seit acht Jahren war sie hier gefangen und stellte sich immer wieder vor, einfach wegzulaufen. Manchmal träumte sie von einer heilenden Pflanze, die sie in den Wäldern finden konnte, um ihre Schwester und sich selbst zu retten. Die schwarzen Beeren, welche die anderen manchmal aus dem Wald mitbrachten, verschafften jedoch nur kurzfristige Linderung und wenn man so wie Erian eine ganze Hand voll davon aß, waren sie tödlich. Genau wie der Tee, den Marian an die anderen verteilt hatte, bevor auch daran ein Junge gestorben war. Seitdem war Marian fort. Carenja wusste nicht wo und sie fragte auch nicht nach. Niemand stellte in Sarilien solche Fragen.
    Sie selbst würde Elasvaihja wohl nie verlassen, denn dafür war sie viel zu schwach. Sie erinnerte sich noch daran, wie sie früher in den Weinbergen hinter Alijan gespielt hatte, heute trugen ihre müden Beine sie kaum noch eine kleine Treppe hinauf.
    Najala lag in ihrem Bett, bleich und mit Schweißperlen auf der Stirn, immer wieder von unerklärlichen Schmerzen geplagt. Carenja konnte nichts tun, außer hilflos an ihrem Bett zu sitzen und ihre Hand zu halten. Sie konnte nichts tun, um ihrer Schwester zu helfen, denn sie war genauso nutzlos, wie Rejan immer sagte.



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    Das sechste Türchen führt in denselben trostlosen Betonklotz, in dem alles grau aussieht, sogar die Farben und die Menschen. Diesmal riecht es nach Veränderung und dem langsam aufbrechenden Trott eines Alltags, der noch immer einiges zu wünschen übrig lässt.



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    Alijans abtrünnige Töchter, Teil 2
    II. Hoffnungsvoll


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    Die folgenden Tage liefen nach dem Muster ab, das Carenja schon seit Jahren kannte. Sie ging morgens zum Fahnenappell, dann gab es Frühstück, danach Unterricht, eine Mittagspause und noch mehr Unterricht. Danach machten die anderen Sport oder Exkursionen, was sie wegen ihrer schwachen Konstitution jedoch nicht mitmachen konnte. Deswegen besuchte sie dann ihre Schwester auf der Krankenstation und verbrachte Zeit allein in ihrem Zimmer, wo sie zum xten Mal die ewig gleichen Bücher las. Sogar das Parteimanifest der Araja Manjia, das die meisten, wie man sich erzählte, nur zur Deko im Zimmer stehen hatten, hatte sie schon mehrmals von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen.
    Carenja bekam nicht viel von der größeren Welt und der Politik mit, doch selbst ihr entging nicht, dass es in Elasvaihja in den folgenden Wochen deutlich unruhiger wurde. „Internationale Kontrolleure“ von einer Organisation, die sich „Organisation für den ethischen Umgang mit Chemie und Elementarmagie“, kurz OECE nannte, wollten das Zentrum besichtigen. Carenja wusste nicht, was diese Organisation machte, oder warum sie Elasvaihja kontrollieren wollten, aber ihr entging nicht, dass die Zentrumsleiterin Brajana deswegen äußerst empört war.
    Lehrer, Quartieraufseher und auch die obersten Magier der verschiedenen Elemente waren ausgesprochen unruhig und forderten ihre Untergebenen auf ordentlich zu putzen, zu fegen, den Müll ordnungsgemäß zu entsorgen und das Unkraut in den Grünstreifen zu jäten. Das alles schien ohne einen expliziten Befehl von Donika Brajana abzulaufen, denn die schaute sich diese Mühen immer äußerst missbilligend an.
    „Halte dich unbedingt von diesen Leuten fern, wenn sie kommen“, sagte die Quartiersaufseherin zu Carenja. „Die bedeuten nur Ärger.“
    „Was wollen diese Leute hier? Und warum bedeuten sie Ärger?“
    „Frag nicht so viel, sondern tu, was man dir sagt.“
    Wie hätte Carenja auch mit einer anderen Antwort rechnen können. Wahrscheinlich war sie den Verantwortlichen peinlich. Sicherlich wollten sie, dass die Leute aus dem Ausland glaubten, alle sarilischen Elementarmagier seien stark und talentiert, nicht so wie Carenja.
    Als sie wieder am Bett ihrer Schwester saß, erzählte sie ihr jedoch von diesem Gespräch und der bevorstehenden Kontrolle.
    „Vielleicht sind wir ihnen wirklich peinlich. Vielleicht geht es aber auch um etwas ganz anderes“, sagte Najala. „Vielleicht kommen sie hierher, um zu kontrollieren, wie hier mit dem Schülern umgegangen wird. Vielleicht würden sie uns helfen, wenn sie es wüssten.“
    Das waren viele „vielleichts“ und Carenja hielt diese Idee ihrer Schwester für alberne Träumerei. Warum sollten ihnen irgendwelche Leute aus dem Ausland helfen, wenn ihre eigenen das nicht tun konnten, oder wollten?
    Trotz ihrer Zweifel gingen ihr die Worte ihrer Schwester jedoch nicht aus dem Sinn. Was, wenn sie doch recht hatte? War das ihre Chance, endlich Hilfe zu bekommen? Was hatte sie schon zu verlieren? Viel schlimmer konnte es doch nicht mehr werden.
    Als Carenja länger darüber nachdachte, fiel ihr einiges ein, was sie verlieren könnte, was diese Fremden ihnen antun könnten. Brajana war eine der wenigen, die es offenbar gut mit ihnen meinte und sie freute sich über diesen Besuch überhaupt nicht.
    Es war sicherlich gefährlich, aber nach acht Jahren wusste Carenja auch, wenn alles so weiterging, wie es war, würde nichts besser werden. Die Anfälle von Najalas Krankheit wurden jedes Mal schlimmer. Wenn sich nicht änderte, würde sie sterben, bevor sie erwachsen wurde und auch Carenja würde es nicht viel länger aushalten. Sie wusste nicht, ob es anderswo Möglichkeiten gab ihnen zu helfen, doch dass es hier keine gab, stand fest.
    Zum ersten Mal seit sie hier in Elasvaihja war, würde Carenja den Befehlen nicht gehorchen. Sie würde sich nicht vor den Kontrolleuren versteckt halten, sondern deren Aufmerksamkeit auf sich lenken. Auf einen Zettel schrieb sie die Worte „Bitte helft mir“ und versteckte ihn in der Tasche ihrer Uniform. Jetzt hieß es warten.



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    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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    Auch das siebte Türchen führt in denselben trostlosen Betonklotz, in dem alles grau aussieht, sogar die Farben und die Menschen. Es riecht nach Bohnen.



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    Alijans abtrünnige Töchter, Teil 3
    III. Schützenswert



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    Die Gruppe der OECE-Vertreter bestand aus sieben Personen, zwei Frauen und fünf Männern. Alle trugen Plastikschildchen mit ihrem Namen auf ihrer Kleidung, eine Sitte, die Carenja aus Sarilien überhaupt nicht kannte. Die Besucher wollten sich offensichtlich die chemischen Anlagen im Zentrum anschauen, ein Umstand, der Carenjas Hoffnungen schwinden ließ. Um den Umgang mit den Schülern ging es bei dieser Kontrolle offensichtlich nicht. Trotzdem hatte sie vor den Versuch zu wagen und die Kontrolleure um Hilfe zu bitten. Ganz einfach war es jedoch nicht, in ihre Nähe zu kommen. In den meisten Bereichen, wo sie unterwegs waren, hatte Carenja selbst nichts zu suchen. Davon abgesehen hatte sie ja offiziell die Anweisung bekommen, sich von den Fremden fernzuhalten.
    Die OECE-Vertreter sollten nach den Mitarbeitern des Zentrums im Speisesaal verpflegt werden. Carenja zwang sich dazu, so lang wie möglich am Esstisch auszuharren, obwohl sie wie meistens kaum Appetit hatte und ihr nichts anderes übrigblieb, als den immer kälter werdenden Bohnentopf in sich hineinzulöffeln, aber die Mühe lohne sich.
    Als sie den Gemeinschaftsbau verließ, waren die Besucher draußen vor der Tür versammelt und Carenja musste zwischen ihnen hindurch laufen. Die perfekte Gelegenheit, um das zu tun, was sie geplant hatte. Die OECE-Vertreter unterhielten sich in einer fremden Sprache, Carenja ging davon aus, dass es Arunisch war, da dies immer bei internationalen Veranstaltungen gesprochen wurde. Bei einem der Männer fiel ihr jedoch ein deutlich Akzent aus. Etwas an ihm kam ihr vertrauenswürdig vor. Da sie außer ihrem Bauchgefühl nichts hatte, worauf sie sich verlassen konnte, entschied sie sich für ihn. Carenja tat so, als ob sie ihn zufällig angerempelt hätte und steckte ihm den Zettel in die Tasche. Danach eilte sie davon, bevor jemand etwas mitbekam. Weit ging sie jedoch nicht, denn ihr Plan konnte nur dann funktionieren, wenn sie in der Nähe blieb. Sonst würde er sie niemals wiedererkennen.
    Zunächst glaubte sie nicht, dass ihre Botschaft angekommen war, doch fast zwei Stunden später, begegnete sie ihm wieder auf dem Außengelände des Zentrums, dieses Mal war er alleine.
    „Du hast mir diesen Zettel gegeben, oder?“ Auch auf Sarilisch hatte er einen deutlich Akzent, sprach es aber gut genug, dass Carenja ihn verstehen konnte.
    „Ja, das ist wahr.“
    „Was ist los? Warum bittest du um Hilfe? Ich sehe, dass du Phosphormagierin bist, aber eine äußerst instabile Magie hast. Wie ist das denn passiert? Kann man dir hier nicht helfen?“
    Carenja nutzte diese Gelegenheit, um ihm alles zu erzählen, von sich selbst und ihrer Schwester, dem Tod ihrer Eltern und der Krankheit und dem Unterricht, der einfach nichts besser machte. Nach etwas Zögern zeigte sie ihm auch die Brandmale an ihren Armen, die durch weißen Phosphor entstanden waren, den sie nach dem Wunsch ihrer Lehrer hätte beherrschen sollen, eine Aufgabe, an der sie immer wieder gescheitert war.
    „Ich bin Ruarier“, sagte der OECE-Mitarbeiter. „Auch mein Land hat einmal mit den Aruniern Krieg geführt und wurde damals von einem Regime beherrscht, das den Opfern des Krieges wenig Mitgefühl entgegengebracht hat. Wenn es irgendwie möglich ist, werden wir dir und deiner Schwester helfen. Warte nach dem Abendessen auf mich, so wie du es heute Mittag getan hast.“
    Carenja versprach das zu tun und eilte zu Najala, um ihr zu erzählen, was geschehen war. Danach kehrte sie zurück zum Abendessen und wartete. Die Angst, dass er vergessen würde, was er versprochen hatte, war groß, doch nach dem Essen wartete er tatsächlich auf sie.
    „Ich habe mit der Leiterin des Zentrums gesprochen. Sie bedauert selbst, dass sie nichts für euch tun kann und ist bereit, euch die Chance zu geben, Hilfe von Spezialisten in Ruaris zu bekommen. Ihr habt die Erlaubnis, mit nach Ruaris zu kommen.“
    Carenja konnte es kaum fassen, doch es schien tatsächlich wahr zu sein, wie auch die missbilligenden Blicke der anderen verrieten. Schnell packte sie die wenigen Sachen, die ihrer Schwester und ihr selbst gehörten, um sich am nächsten Tag auf eine Reise ins Ungewisse zu machen.



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    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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    Das achte Türchen führt endlich nicht mehr in denselben trostlosen Betonklotz, in dem alles grau aussieht. Es sieht tatsächlich dem ersten Türchen etwas ähnlich und dahinter riecht es nach Aufbruch.



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    Alijans abtrünnige Töchter, Teil 4
    IV. Frei



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    Bereits am nächsten Morgen begann die Zugfahrt, die vielleicht in ein völlig neues Leben führen würde. Zum letzten Mal waren Carenja und Najala Zug gefahren, als man sie von Alijan nach Elasvaihja gebracht hatte. Jetzt ging es in ein fremdes Land, weit fort, von dem sie allenfalls im Geographieunterricht kurz gehört hatten.
    Carenja erfuhr, dass der Mann, der ihr helfen wollte, Arzt für Patienten mit elementarmagischen Problemen war und Alvar Keriak hieß. Er war selbst Phosphormagier, vielleicht war das der Grund, warum Carenja sich ausgerechnet an ihn gewandt hatte. Die anderen waren teilweise Arunier, was Carenja Angst einjagte, auch wenn sie das nicht zugeben wollte, um nicht unhöflich zu sein. Noch weniger wollte sie das bei den Dageyranern, die ihr nur wegen ihrer sehr dunklen Hautfarbe unheimlich waren, obwohl sie den Sarilern nie etwas getan hatten. Sie war aber erleichtert, als die Arunier und Dageyraner am Bahnhof der Hauptstadt Benada in andere Züge umstiegen und sie alleine mit ihrer Schwester, Alvar und einer anderen Ruarierin weiterfuhr.
    An der Grenze wurden sie länger aufgehalten, doch am Ende konnte Alvar alles Wichtige klären und die beiden wurden in sein Krankenhaus in Ruaris gebracht. Carenja und Najala teilten ein Zimmer und bekamen Medikamente, die zum ersten Mal wirklich halfen. Ein bisschen wie der Tee von Marian, aber ohne Bauchweh und Herzrasen.
    Sie mussten mehrere Wochen im Krankenhaus bleiben, danach wurden sie zu einer Pflegefamilie gebracht und bekamen Unterricht bei Alvar Keriak.
    Schon im Krankenhaus kam eine Frau zu Besuch, die mit ihnen Ruarisch lernte. Die Sprache war ziemlich schwer und ganz anders als Sarilisch, jede Sache hatte ein eigenes Geschlecht und viele Wörter waren unterschiedlich, je nachdem, ob es um einen Mann oder um eine Frau ging. Das alles gab es auf Sarilisch nicht, aber Carenja und Najala hatten viel Zeit zum Üben und das taten sie auch, schließlich wollten sie die Menschen, bei denen sie nun lebten, auch verstehen.
    Am Anfang hatte Carenja Angst vor ihren Pflegeeltern und vor dem Unterricht. Warum sollten sich diese Fremden um sie kümmern? An Unterricht, in dem sie gut behandelt wurden, war sie sowieso nicht gewohnt. Wie sollte Najala bloß den Unterricht schaffen? In Sarilien war Carenja schon immer dadurch krank geworden und ihrer Schwester ging es noch viel schlechter.
    Bald stellte sie jedoch fest, dass der Unterricht von Alvar ganz anders war als der von Rejan und den anderen Ausbildern in Elasvaihja. Sie fingen mit ganz einfachen Dingen an, die sie irgendwann tatsächlich ausführen konnte und lernten langsam, schwierigere Dinge mit ihren Gaben zu bewirken.
    Auch das Ehepaar Orliss gab sich alle Mühe, den beiden so viel wie möglich über das Leben in Ruaris beizubringen und gesundes Essen für sie zu kochen. Anscheinend hatten sie sich schon öfter um Kinder und Jugendliche gekümmert, deren Eltern nicht mehr da waren, oder die das nicht mehr konnten.
    Langsam kehrte die Kraft zurück, aber was noch viel wichtiger war, zum ersten Mal seit acht Jahren hatte Carenja den Eindruck, dass es Menschen gab, denen es wichtig war, wie es ihnen ging und die ihnen wirklich helfen wollten.
    Für die Sariler waren sie Verräterinnen, daran gab es keinen Zweifel. Carenja schämte sich dafür jedoch nicht. In Sarilien hatte man keine Gelegenheit ausgelassen ihr deutlich zu machen, wie nutzlos sie war. Folglich konnte man davon ausgehen, dass die Sariler froh darüber waren, sie los zu sein. Sie wusste endlich, dass sie an einem Ort waren, wo man sie nicht verachtete und wo man ihnen nicht wehtun würde. Sie waren endlich frei.



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    Durch das neunte Türchen bricht sich das Licht, dass es in allen Farben schimmert und glitzert.



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    Tanári



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    Sie alle fragen mich, was ich in den Kristallen höre, wie ich mit ihnen spreche. Denn sie hören im Wasser, Feuer, im Wind, der Erde oder den Pflanzen. Manchmal auch im Metall. Und einige können auch sprechen. Aber außer mir vermag niemand das Singen der Kristalle zu hören oder gar in sie einzudringen. Niemals zuvor gab es eine Kristallsprecherin.


    Ich will versuchen, es zu beschreiben. Für mich ist jeder Kristall, jede Facette ein Fenster in eine andere Welt. Wie könnte es das auch nicht sein? Halte ich sie ans Licht, lasse ich meine Finger darüber gleiten, so gleicht keine Kristallfläche der anderen. Mein Blick ist schneller als meine Finger, streicht von einer zur anderen. Irgendwann gelingt es einer, ihn festzuhalten. Meist, weil ich dahinter wundersame Strukturen erkenne, die sich unter der glatten Oberfläche auftun. Meine Gedanken erkunden sie, zeichnen sie innerlich nach, und irgendwann dringen sie ins Innere des Kristalls ein, während die Welt um mich herum langsam verblasst.


    All meine Wahrnehmung ist nun gefüllt von diesen Farben, Strukturen, Reflexionen. Sie sind alles, was ich um mich herum sehe. Aber nicht nur das. Ich kann sie riechen, fühlen, hören … und gar schmecken. Ja, auch der Geschmack in meinem Mund ändert sich … als wäre alles von hauchdünnem Glas überzogen. Mit all diesen Bildern um mich herum erkunde ich nun diese Welt, ohne irgendein bestimmtes Ziel, einfach in die Richtung, in die es mich treibt … in die mich cetei veyahin bringt. Denn ich bin nun völlig eingetaucht in diese Urgewalt, die alles Leben auf unserer Welt durchzieht. All die Eindrücke während dieser Reise, Farben, Lichter, Formen … versuche ich genau zu behalten, denn aus ihnen gilt es die Antwort auf die Fragen zu bestimmen, mit denen im Kopf ich den Kontakt begonnen habe.


    Wäre ich nur Kristallhörerin, so würden am Ende meiner Reise all diese Eindrücke verblassen und mein Geist würde langsam in die unsere Welt zurückkehren. Und so mussten auch wohl meine ersten Kontakte gewesen sein, als ich, so erzählte man mir, als Kleinkind im Garten meiner Großmutter saß und die Kristalle studierte, die dort erst vor kurzem zum Schmuck angebracht worden waren. Alle anderen Sprecher meinten schließlich, dass sich die Fähigkeit zum Sprechen meist erst später im Leben zeigt. Doch soweit ich mich zurückerinnern kann, vermochte ich schon immer auf den Verlauf der Reise durch cetei veyahin Einfluss zu nehmen. Sagen wir, ich bewege mich im Geist auf eine Struktur im Kristall zu, und es sieht so aus, als gäbe es zwei Richtungen, in die man weitergehen kann. Wenn ich mir nun mit jeder Faser meines Körpers wünsche, es möge doch bitte in eine bestimmte der beiden Richtungen weitergehen, so tut es das meist auch. Und wenn nicht, hat das auch eine Bedeutung. Das ist es wohl, was Sprecher von Hörern unterscheidet. Die einen können auf die Reise durch cetei veyahin Einfluss nehmen, die anderen nicht.


    … So viele Worte, und doch vermögen sie nicht annähernd zu beschreiben, was sich in meinem Geist auftut, wenn ich in cetei veyahin eingetaucht bin. Und es erfüllt mich mit Wehmut, dass es außer mir niemanden zu geben scheint, mit dem ich mich über diese Erfahrung austauschen kann. All die anderen Elementsprecher haben versucht, mir zu beschreiben, wie sie cetei veyahin wahrnehmen. Und bei allen ist es sehr unterschiedlich. Ich glaube, die Einzige, die ähnliche Dinge sieht wie ich, ist Atúni, nur sieht sie sie eben im Erz. Manche Metalle bilden ja auch Strukturen aus, die etwas an meine Kristalle erinnern. Aber sie lassen das Licht nicht hindurch, und so vermag ich nicht nachzuvollziehen, wie Atúni darin Dinge sehen oder gar mit ihrem Geist in sie eintauchen kann. Doch so ist die Natur von cetei veyahin, der unbeherrschbaren Urkraft allen Lebens, die uns allen immer nur einen flüchtigen Einblick in einen kleinen Teil ihres wahren Wesens gewährt – auf dass wir uns zusammenfinden und sie gemeinschaftlich besser zu verstehen versuchen, um unsere vergängliche Welt ein wenig mehr in ihrem Sinn zu gestalten.




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    Das zehnte Türchen ist ein Bogen, gefertigt aus vier Teilen, die sehr unterschiedlich aussehen. Ein Teil ist blauschimmernd mit grünen Flecken, ein Teil ist verwaschen und grau, ein Teil ist durchscheinend schuppig und der letzte Teil fahl und blassblau.



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    Erdmutters Kinder



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    Erdmutter schuf die Pflanzen und die Bäume, die Tiere, die Vögel und die Fische, ja sogar die Käfer und Frösche und Schlangen, die Moose und Farne und die Würmer in der Erde. Aber etwas fehlte und sie wusste nicht was. Suchend irrte sie herum, aber sie wusstenicht was. Durchstreifte Gebirge und Ebenen, Flusstäler und Einöden, aber sie wusste nicht was.
    Endlich kam sie ans Ufer des Meeres und erschöpft von ihrer langen Suche und verzweifelt ob deren Fruchtlosigkeit schlief sie ein. Sie schlief und schlief und nichts konnte sie wecken. Doch dann, auf einmal, drang ein Singen an ihr Ohr und verwundert setzte sie sich auf. Vor ihr lag das Meer, dunkelblau und grün und die untergehende Sonne malte goldene Streifen darauf. Da erhob sich auf einmal ein Mann aus den Wogen: blau war sein Gewand, von leuchtendem Grün seine Augen und goldenes Haar floss über seine Schultern hinab bis zum Gürtel. Angezogen von seinem Gesang ging sie ihm entgegen, und da wo die Wellen das Land berühren sank sie in seine Arme. Sechs Stunden lagen sie beisammen und seine Liebe durchströmte sie in stetig wiederkehrenden Wogen. Dann zog er sich zurück, doch nach sechs Stunden kehrte er wieder.
    So vergingen die Tage, und Erdmutter dachte, sie hätte gefunden, was sie suchte. Doch dann bemerkte sie, dass sie schwanger war und sie gebar zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen. Sie wuchsen heran und Erdmutters Herz war übervoll von Glück.Großgewachsen waren ihre Kinder und schlank wie ihr Vater, ihre Haare golden und ihre Augen grün. Ihr Vater kam und ging mit der Flut, Erdmutter und ihre Kinder aber blieben an Land. Bis eines Abends, als wieder die Sonne ihr goldenes Band auf die Fluten legte. Als Meervater ging, da folgten ihm die Kinder. Ohne Angst, ohne Zögern folgten sie ihm ins Wasser, das auch ihr Element war. Ihr Vater sah es mit Stolz. Noch einmal drehte er sich zu Erdmutter um und winkte ihr zum Abschied, dann tauchte er in den Wogen unter und seine Kinder mit ihm. Dunkelblau und grün das Meer und der goldene Widerschein der untergehenden Sonne darauf. Doch die Sonne versank, das Meer wurde grau, dann schwarz und Erdmutter wusste, dass sie ihre Kinder nie wiedersehen würde.
    Ihr Leid, ihr Schmerz waren grenzenlos. Ihre frühere Rastlosigkeit erschien ihr nun leicht gegen ihre gegenwärtige Verzweiflung. Damals hatte ihr etwas gefehlt, aber nun wusste sie, was ihr fehlte und das vergangene Glück ließ ihre Trauer nur noch schwärzer werden. Endlich erkannte sie, dass nur eine neue Liebe den Schmerz - wenn nicht heilen, so doch lindern würde. Und so machte sie sich auf, einen neuen Mann zu suchen. Sie wollte neue Kinder, die ihr Herz mit Liebe füllen würden.
    Lange streifte sie umher, bis Regen ihr Klagen hörte. Als er kam und sie nach dem Grund ihres Kummers fragte, nahm sie seinen Trost dankbar an. Er war nicht groß, nicht schön, aber er war voller Mitgefühl und er weinte mit ihr. Bald spürte sie, wie sich unter ihrem Herzen wieder Leben regte und als die Zeit der Niederkunft kam, schien das Glück so nah.
    Wieder gebar sie zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen. Doch als Erdmutter sie vor sich sah, klein und braun, Haare und Augen schlammfarben, wie die nackte Erde in die sich der Regen mischt, da erschrak sie und wandte sich voll Abscheu von ihnen ab. Erstorben war alles Glück in ihrem Herzen und sie rannte und rannte, nur weg von diesen Missgeburten. Nein, das war kein Ersatz für ihre geliebten Kinder. Zurück blieb Regenvater, der mit seinen Kindern über die verlorene Mutter weinte. Er tat was er konnte, doch ohne die nährende Mutter blieben seine Kinder klein und zierlich.
    Erdmutter aber nahm ihre Suche wieder auf. Schließlich traf sie Wind. Er war ein unsteter Bursche, von rauer Gestalt und ihr fröstelte, als er seine Arme um sie legte, aber der Wunsch nach Kindern, die sie herzen und umsorgen konnte, war stärker als ihre Abneigung gegen den Vater. Kaum war sie sicher, dass sie schwanger war, ließ sie Windvater seiner Wege ziehen. Allein brachte sie die Kinder zur Welt, ein Mädchen und einen Jungen. Grau gescheckt war ihr Haar, rau und schuppig ihre Haut und kalt, so kalt. Entsetzt wich sie zurück und überließ die Kinder ihrem Schicksal, allein und ungeliebt, ohne Mutter, ohne Vater.
    Erdmutter rannte, soweit ihre Kräfte reichte. Tage und Nächte rannte sie, bis sie endlich entkräftet zu Boden sank. Aller Lebensmut war aus ihr gewichen, nur dumpfer Schmerz, lähmende Trauer und blindes Entsetzen über die Missgeburten, die sie hervorgebracht hatte. Doch dann, mitten in der Nacht, wurde sie von einer Berührung geweckt. Starke Arme legten sich um sie, groß und schlank war der Mann, der endlich zu ihr gekommen war und seine Gestalt war ihr vertraut, auch wenn sie im schwachen Licht der Sterne nur den leichten Schimmer seines Gewandes, das fahle Leuchten seiner Augen sehen konnte. Sie bat ihn, wieder für sie zu singen, doch er schüttelte nur den Kopf und da war es ihr egal und voll Freude nahm sie ihn in sich auf. Viele Stunden währte ihre Vereinigung, bis die Sonne sich endlich über den Horizont erhob. Doch was für ein Mann war da neben ihr? Ja, seine Gestalt war wie damals, doch seine Haare schimmerten fahlsilbern, nicht golden. Seine Augen waren wässrig blau, nicht strahlend grün und sein Gewand fleckig.
    Als er sah, wie erschrockene Erkenntnis sich auf ihr Gesicht malte, lachte er und mit heiserer Stimme lachte er sie aus. "Du dummes Weib! Du hieltest mich für Meer und ließest mich gewähren. Wie begierig wölbtest du dich mir entgegen. Aber ich bin Himmel, Meeres Bruder, nicht er selbst."
    "Was hast du getan! Geh weg von mir! Lass mich in Ruhe!" und sie begann zu weinen.
    Er grinste höhnisch."Gerne. Mein Werk ist getan. Ich habe meinen Samen in dich gepflanzt. Nun sollst du auch mir Kinder schenken, die mein Erbe in sich tragen, so wie du es für meinen Bruder getan hast." Und mit diesen Worten ließ er sie allein.
    Nie war die Zeit der Schwangerschaft ihr so schwer gewesen. Wie gerne hätte sie sich die ungeliebte Frucht aus dem Bauch geschnitten. Wenn doch nur endlich die Niederkunft käme und sie könnte die Kinder zurücklassen, weit, weit zurück!
    Dann endlich begannen die Wehen. Sie hatte alles bereits gepackt, ihren Stock, die Sandalen bereit gelegt. Die Wut half ihr, die Kinder aus ihrem Leib zu pressen, ein Mädchen und einen Jungen. Sie ließ sie liegen, sprang auf, nahm ihre Sachen. Doch als sie sich im Gehen noch einmal umwandte, schnürte es ihr das Herz zusammen. Wie ähnlich sie ihren älteren Geschwistern waren. Das Haar etwas fahler, die Augen etwas blasser und doch war es unmöglich, die einen zu sehen, ohne an die anderen zu denken. Sie machte noch einen Schritt, blieb stehen, drehte sich wieder um, und da wusste sie, dass sie diese Kinder nicht zurücklassen konnte. Zögernd ging sie zurück, doch dann endlich hob sie die Kinder auf, säuberte sie und legte sie an ihre Brust. Ja, Erdmutter begann, diese Kinder zu lieben, doch nicht immer. Manchmal übermannt sie der Zorn auf Himmelsvater, der sie betrog. Dann hält sie ihren Segen zurück und die Kinder des Himmels, wir Menschen, leiden Hunger und Not. Aber nie wendet sie sich ganz von uns ab. Irgendwann kehrt sie zurück und die Not hat ein Ende.



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    Das elfte Türchen führt von einem gefliesten Korridor in einen Raum mit vielen einzelnen Tischen und vorne einer dunkelgrünen Tafel an der Wand. Es ist ganz schön laut, denn es wird hinter diesem Türchen ohne Unterlass geredet.



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    Schöpfungsfest



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    Der Klassenraum der 2e war über und über dekoriert mit festlichen Girlanden und Bildern. Sogar ein Autogramm des Schöpfergottes Daldebør hing über der Tafel (obwohl einige mhenshyliche und zwærgische Schüler darüber gegrummelt hatten, dass daneben keine Autogramme ihrer Schöpfer hingen). Die Schüler hatten sich große Mühe gegeben, denn bald würden sie ins letzte Jahr ihrer Bildung eintreten, was hieß dies war ihr letztes Schöpfungsfest zusammen. Nun jedoch war der Raum fertig dekoriert und die Schüler vertrieben sich die Zeit, bis ihr Klassenlehrer mit dem Klerik kam.
    Førstbrænd schmunzelte bedauernd. Nächstes Jahr würde sie nicht mehr mit diesem chaotischen Haufen abhängen. Sie konnte sich ihre Feiertage kaum ohne die anderen neun vorstellen, die in den letzten fünfzehn Jahren zu ihrer zweiten Familie geworden waren. Dann riss sie sich aus ihren düsteren Gedanken und tippte Thorvin Amethyst aus der Reihe vor ihr mit ihrem Schwanz an.
    „Hm?“, der violett gestreifte Zwærg nahm seine Kopfhörer ab, aus denen gut vernehmbar Heavy Metal schallte.
    „Was meinst du, wer es dieses Jahr ist?“, ihre Ohren richteten sich neugierig-fragend auf ihn, auch wenn ihr Gesicht aus mhenshylich-zwærgischer Wahrnehmung ausdruckslos blieb.
    Jedes Jahr führte ein anderer Klerik die Feierlichkeiten durch und jedes Jahr war es eine Überraschung, von welchem Rang und welcher Gottheit diese Person gesandt wurde. Natürlich bedeutete das auch, dass der Versuch des Erratens ein saisonaler Sport unter den Schülern war.
    Bevor Thorvin antworten konnte, rückten Elizabeth und Wylldsøng zu ihnen, um ja nichts zu verpassen. Wylldsøngs Hörner glitzerten mit frischem Nagellack und auch ihre Ohren stellten sich neugierig auf, während Elizabeth beiläufig das Fläschchen verschloss.
    Thorvin schien sein gewachsenes Publikum zu genießen und hielt die Spannung einen Moment lang, um dann seinen Gedankengang zu präsentieren.
    „Kleriker von Eorth fallen weg – ich glaube nicht, dass sie zwei Jahre in Folge kommen würden, Mentora Kupfer mag es viel zu sehr, „unterschiedliche Perspektiven“ einzubringen.“ bei dem Zitat senkte Thorvin seine Stimme zu einer brauchbaren Imitation ihrer Lehrerin.
    Wylldsøng ließ ihn kaum ausreden, bevor sie dazuschoss: „Daldebør vermutlich auch nicht! Das wäre etwas zu offensichtlich“ Ihre Ohren zeigten in Richtung der Tafel.
    Førstbrænd zuckte nachdenklich mit der Schwanzspitze. „Daldebør wäre auch unfair den Nicht-Ælfen gegenüber. In Kombination mit dem Autogramm sieht das wie Sonderbehandlung aus“
    „Ooooder“, mischte Elizabeth sich gedehnt ein „Es ist gerade Daldebør und das Autogramm soll uns verwirren. Weiß irgendwer von euch, wer es mitgebracht hat?“, ihr fragender Blick ging vor allem in Richtung der beiden Ælfinnen.
    „Leider nein“, antworte Wylldsøng, während Førstbrænd nur mit den Schultern zuckte.
    „Das ist auch ein Ansatz – aber das würde dennoch wie Sonderbehandlung aussehen“, warf Thorvin ein.
    „Einigen wir uns auf Eorth: Nein, Daldebør vielleicht“, merkte Elizabeth an „Vielleicht haben wir größeren Erfolg, wenn wir vom Rang her an die Sache rangehen“
    „Es müsste ein höherer oder gleicher Rang zu letztem Jahr sein“, dachte Førstbrænd laut, „Sie wird etwas Besonderes für unser letztes Fest haben wollen, also nichts unter „Oberer Priester““
    „Es sei denn, sie hat zu spät angefragt“, warf Thorvin ein. „Denkt an die Bealder-Adeptin in Klasse 5“
    „Ach ja, die war attraktiv“, bemerkte Wylldsøng und errötete, als sie die Blicke der anderen auf sich spürte. „Und zehn Jahre älter als ich, ich weiß, aber bewundern kann ich sie dennoch, oder?“
    „Lass dich nicht aufziehen“, bemerkte Førstbrænd und stieß sie freundschaftlich an.
    „Zurück zum Thema“, bemerkte Elizabeth.
    „Es bleiben also noch die Ränge Hohepriester, Leitender Hohepriester und Pro...“
    Førstbrænd hörte auf zu sprechen und die Ohren aller Ælfen im Raum richteten sich auf die Tür. Einen Moment später konnten auch die anderen leise Schritte zweier Personen aus dem Flur vernehmen: Die schnellen, festen ihrer zwærgischen Klassenlehrerin und langsamere, energische Schritte, die sie nicht kannten.
    „Bealder-Hohepriester“, flüsterte Thorvin seine letzte Vermutung. Førstbrænd und Wylldsøng schlossen sich nickend an.
    „ Daldebør-Hohepriester“, setzte Elizabeth grinsend entgegen.
    Die Tür schwang auf.
    Sie alle lagen falsch.
    Mentora Silke Kupfer trat dieses mal nicht als erste ein, sondern hielt die Tür offen für die Gestalt hinter ihr. Diese Gestalt war ebenso klein wie die Zwærgin, doch ihre Züge waren feiner und ihr Gesicht war schmaler. Sie hatte Haut wie Bismut und ihr war kein Geschlecht anzuerkennen.
    Es war Eorth höchstselbst.



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    Feedback zu den Adventskalendertexten könnt ihr HIER geben. Die Texte sind wie jedes Jahr zunächst anonym, damit ihr - wenn ihr wollt - Autoren raten könnt. Wenige Tage nach Weihnachten wird aufgelöst, welcher Text von wem stammt, dann können die Autoren dort im Thread gesammelt auf das Feedback antworten.



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    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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    Das zwölfte Türchen steht vor einer malerischen, aber recht kargen, noch schneereichen Bergkulisse. Es steht aber nicht etwa auf einem Berg, nein, ganz im Gegenteil. Es gehört zu einem klapprigen, vereinzelt eingedellten und überlackierten Boot, auf dem, wie es aussieht, sogar jemand wohnt.



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    Schneeschmelze, Teil 1



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    "Brrruuuuu.... Brrruuuuu.... Brrruuuuu.... Brrruuuuu...." gurrte der Fernschreiber und das ganze Boot bebte, als wäre die Jahresschwemme schon losgebrochen. Dabei war es nur mein Freund Yeroïs, der losstürmte um nachzusehen, wer da so unverhofft Kontakt mit uns aufnahm. Wie gebannt las er das Papierband, noch während es aus der Maschine klackerte. Ich war eigentlich dafür, dass wir weiter faul in der Koje herumliegen, denn ich war mir sicher, dass spätestens jetzt niemand mehr ernsthaft uns um Hilfe bitten würde.
    Es gab schließlich mehr als genug andere Ritterorden und Heilerbruderschaften, die ein besseres Ansehen genossen, und die Stellen waren meist schon im Winter an sie vergeben. Gelegentlich merkte noch wer während der Flut, dass noch ein paar Kisten mehr zu schleppen waren, aber mit viel mehr war nicht mehr zu rechnen, obwohl das Jahr kaum begonnen hatte. Zumindest für zwei junge, unerfahrene Bootsnomaden.


    "Zu schwach, zu gebrechlich, zu ungeschickt, zu dumm, zu unbegabt, zu unhöflich." Das schien in den Köpfen vieler Leute noch immer das inoffizielle Motto unseres Ordens, der Lanzenritter, zu sein. Es war aber auch nicht leicht, Heldentaten zu vollbringen, wenn man die meiste Zeit einen Papierkrieg gegen andere Orden führte, die einem ständig vorwarfen, die Urgründe aller Ritterlichkeit zu zerstören. Man könnte meinen, Probleme auch ohne Schwert und Schießeisen lösen zu können würde einem als Katastrophenhelfer zugute kommen, aber weit gefehlt:
    Als Ritterorden galt man damit als ein Haufen kränklicher Schwächlinge, der mysteriöserweise zugleich die Macht besaß, anderen Orden durch seine bloße Existenz Nachwuchsprobleme zu bescheren. Als Brüder des heilenden Windes hätten wir es da einfacher gehabt, doch leider hatte man mich dort als Eidbrecher verbannt. Der Erzmagus von Lúfenne war eben etwas empfindlich, was Widerworte betraf - speziell in der Frage, ob es ein Geschenk für mein Volk sei, in Palästen dienen zu dürfen, die er auf der Asche unserer niedergebrannten Dörfer hat errichten lassen.


    Die letzten Wochen waren jedenfalls, was die Verleumdungen anging, besonders zermürbend gewesen. Ständig suchten unsere Widersacher nach Vorwänden, uns als Orden und vor allem unseren Knappen jegliche Möglichkeit zu verwehren zu lassen, etwas sinnreiches zu tun, das unsere Fähigkeiten forderte. Während der kalten Jahreszeit besonders "beliebt", waren angebliche Sorgen um Grippeepidemien und andere Infektionskrankheiten.
    Meinem treuen Begleiter schien das alles jedoch weit weniger auszumachen. Bevor ich mich aufraffen und ihn fragen konnte, worum es in der Nachricht eigentlich ging, war er bereits dabei, voller Enthusiasmus eine Antwort zu tippen. Manch einer hätte sein breites Grinsen dabei vielleicht als "dümmlich" bezeichnet, aber wenigstens sagte es mir, dass es wohl eine gute Nachricht war. War es eventuell doch endlich mal ein größerer Auftrag?



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    Das dreizehnte Türchen sieht dem zwölften fast zum Verwechseln ähnlich. Die Umgebung ist nur etwas heller, da die Sonne über diesem Türchen um eine winzige Idee höher steht.



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    Schneeschmelze, Teil 2



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    "Ha!", lachte ich und hämmerte in die Tasten des Fernschreibers, "Wir werden ja sehen, wer hier nutzlos ist!" - Ich war es leid, nur faul herumzuhängen, und ich war ziemlich sicher, dass Elmindrias das auch so sah, auch wenn er es nicht zugeben wollte. An manchen Tagen war er sogar zu träge, sich zum Kuscheln auf die Seite zu rollen - für mich ein klares Zeichen, dass was nicht stimmte. Aber jetzt war Schluss mit dem erbärmlichen Gebettel nach Aufträgen, zumindest für ein paar Tage.
    Wir waren zwar nicht ganz die allererste Wahl, aber ich war mir sicher, dass dieser kleine Job selbst meinen spitzohrigen Partner aufmuntern würde, auch wenn ich dafür eine Kleinigkeit oder zwei als Überraschung für mich behalten musste. - "Was gibt es denn?", fragte er, als er sich endlich aufgerafft hatte, "Ist wirklich jemand auf die Idee gekommen, uns eine Aufgabe zu erteilen? Womöglich sogar eine halbwegs sinnvolle?"
    "Tja, die anderen haben vielleicht keinen chronischen Bibberhusten, wie sie's von unseren Knappen sagen...", berichtete ich stolz, "Aber die haben wohl das Bibbern in der Hose!" - Eigentlich wollte ich damit sagen, dass wir den Feiglingen aus meinem alten Orden endlich zeigen konnten, dass wir doch etwas taugten, aber Elmin schaute mich nur verwirrt an. Manchmal war ich vielleicht doch etwas zu "theatralisch", wie er es nannte. - "Ähm, was meinst du damit?", fragte mein Freund schließlich, "Es wird wohl kaum um Geschlechtskrankheiten bei unseren Rivalen gehen, oder?"
    "Was? Nein!", meinte ich, "Auch wenn ich Typen wie denen von gestern manchmal wünsche, .... Nee, es geht um die kommende Überschwemmung in Luceria. Da gibt's noch Viertel, die mit Medizin, Seife, Klopapier und so beliefert werden müssen." - "Du meinst, wir und unser Boot werden tatsächlich für etwas gebraucht?", fragte Elmin ungläubig. - "Sieht so aus, als ob für manche Gegenden noch ein paar Reserven gebraucht werden.", erklärte ich, "Wir bekommen dafür sogar 'ne recht faire Bezahlung. Dabei ist's gar nicht so viel, was wir machen müssen: Wir holen das Zeug aus der Kolonie ab und bringen es dann zum Sommerberg."
    Das Wort "Kolonie" hätte ich wohl besser nicht sagen sollen, denn Elmindrias war manchmal etwas komisch, was Zwerge anging. Er zögerte, aber dann guckte er sehnsüchtig durchs Fenster. Genau wie ich sah er, dass das Wetter eigentlich viel zu schön war, um weiter in der Kabine zu hocken. Gerade wenn er auch zu allem anderen keine Lust hatte, konnte das ziemlich langweilig werden. "Gut, aber der ersten Teil übernimmst du!", gab er schließlich nach, "Ansonsten hört es sich ja gar nicht so schlimm an."



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    Auch das vierzehnte Türchen ist unverkennbar dasselbe Fabrikat. Leichter Wind zieht hindurch, aber ansonsten ist wieder kaum ein Unterschied auszumachen.



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    Schneeschmelze, Teil 3



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    Yeroïs' breites Grinsen, das man verschmitzt hätte nennen können, wenn es in seinem Enthusiasmus nicht so leichtmütig, ja fast schon naiv gewesen wäre, hätte mir eigentlich zu denken geben sollen. Es war für gewöhnlich ein sicheres Zeichen dafür, dass er wieder einen seiner grandiosen Einfälle hatte, die uns früher oder später in Schwierigkeiten bringen würden. Aber der Gelegenheit, anderen zu helfen, konnte ich ebenso wenig widerstehen wie dem wunderbar sonnigen Frühlingsmorgen: Die schroffen Felskuppen, die das langsam ergrünende Adrandoro-Tal umgaben, waren noch mit strahlend weißem Schnee bedeckt, der in der Vormittagssonne glitzerte wie meine Namensblume, das Perlenkraut.
    Es war das ideale Wetter, meine Kirschblütenrobe anzuziehen, von der ich fast vergessen hatte, wie viel hübscher und zugleich bequemer sie war als die schmucklosen Kutten, die ich damals tragen musste. Es hatte schon etwas ironisches, dass ich gerade in einem Ritterorden nicht wie ein Feldsanitäter in einer pseudo-praktischen Uniform herumlaufen musste, die zugleich jedes mal strahlend weiß sein musste, als hätte man mich zum ersten mal hinaus aufs Schlachtfeld geworfen.
    Für mich symbolisierte diese Robe eine Rückkehr zum Blütenkalender und anderen, fast vergessenen Traditionen meines Volkes und ich war zum Glück nicht der einzige an Bord, der das zu schätzen wusste. Nicht, dass er etwas gegen meine Winterkleider hatte, aber die Blicke meines Kavaliers verrieten mir, dass ihm mein Frühjahrsgewand gefiel, genau wie der Pagenschnitt, in dem seit einigen Tage mein silberblaues Haar trug.
    Ob er wirklich auch etwas von den spirituellen Feinheiten des Zyklus verstand oder er einfach froh war, mich wieder etwas luftigere Kleider tragen zu sehen, war schwer zu sagen. Für Ettins wie ihn waren das Fleischliche und Geistliche oft auf Weisen verschwommen, die sich meinem Verständnis entzogen.


    Yero selbst hatte natürlich schon längst seine bauschigen, schwarzen Zöpfe zurechtgemacht, genau wie seine kräftigen Brauen, die wie seine frechen, durchdringenden Augen aus seinem für einen Ritter eher zarten Gesicht hervor stachen. Ebenso hatte er seine Rüstung angelegt, zusammen mit einem grasgrünen Umhang, den er sonst nur zu besonderen Anlässen trug.
    Er war so stolz auf sie, dass wenn ich es nicht nach all den Jahren mit ihm zusammen besser wüsste, ich hätte denken können, er würde sogar die Nacht über in ihr schlafen. Dabei war seine Rüstung eher ein loses Konglomerat aus Teilen leichter Platten- und Lamellenrüstungen, kombiniert mit einer eisengrau geschuppten Strumpfhose.
    Aber Rüstungen waren ohnehin wieder zu etwas geworden, das sich nur wenige leisten konnten, die nicht einer reichen Familie des alten Adels angehörten. Wir hatten zwar noch den Orden, der uns mit einer neueren Rüstung hätte aushelfen können, aber Yeroïs war es lieber, wenn das Geld in die "schwebende Burg" Ranaë investiert wurde - und die nötigen Gerätschaften, um dorthin zu fliegen. Er meinte einmal, zu viele Burgen am Boden würden dem Altadel und den Neuciduniern gehören, und da wäre Ranaë die große Chance für uns.
    Ich musste gestehen, so eine Burg in den Sternen war eine äußerst romantische Vorstellung, aber irgendwie auch eine beängstigende, so allein zu sein in der endlosen, lebensfeindlichen Leere.


    Da weckte mich plötzlich ein kühler Windstoß aus meinen Grübeleien, als mein Freund ungeduldig nach draußen stürmte, um alles bereit zum Ablegen zu machen. Ich zupfte noch schnell ein paar Ecklein und Zipfelchen meiner Robe in Form. Meine eigene Robe statt einer Einheitskutte zu tragen, war für mich noch immer wie ein Akt der Rebellion, der sorgfältig geplant sein wollte. Als ich endlich auch hinaus an Deck ging, hörte ich bereits den Motor brummen.
    Yeroïs schaute noch einmal auf die Messinstrumente des zwergischen Ungetüms am Heck, bevor er schließlich stolz verkündete: "Alles klar zum Ablegen!" - Ich schaute mich auch noch einmal um, ob er auch wirklich nichts an unser alterwürdigen "Biberratte" übersehen hatte, holte tief Luft und dann begannen wir mit der eigentlichen Prozedur: Vor- und Achterleine los, Vorspring los, Eindampfen in die Achterspring, Achterspring los, langsame Fahrt voraus.
    Meine so sorgsam zurechtgemachte Gewandung hatte danach zwar ein paar Flecken, aber es ging alles mit einer beschwingenden Leichtigkeit, von der ich fast vergessen hatte, dass ich sie in mir trug. Es war, als würde ich unseren nassen Freund, den Fluss Khelanyaqul, nach langer Zeit wiedersehen, obwohl er schon zuvor ständig um und unter uns war. Im ersten Moment war es ein wenig unheimlich, doch mit dem Steuer in den Händen fühlte ich mich nach langem wieder... lebendig.



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    Das fünfzehnte Türchen ist erneut so unglaublich ähnlich wie die vorigen. Interessanterweise bewegt es sich allerdings und es erklingt ein brummend-knatterndes Geräusch hindurch.



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    Schneeschmelze, Teil 4



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    Elmin brauchte immer etwas, um "aufzutauen", besonders wenn wir uns vorher tagelang mit alten Säcken rumschlagen mussten, die jede Gefühlsregung als Schwäche sehen - oder eben mit Neuciduniern. Die waren zwar nicht ganz so alt, nur hatten sie auch noch die blöde Angewohnheit, ihre eigenen Gefühlsausbrüche - meistens irgendwelche sinnlosen Wutanfälle - mit endlosem Bla-Bla als "vernünftig" zu rechtfertigten.
    Mir blieb viel von diesem Quatsch erspart, aber wirklich froh war ich deshalb nicht. Oft musste nämlich mein Freund das ganze ausbaden und ich konnte nichts für ihn tun. Es musste ja nicht gleich mit 'ner scharfen Waffe sein, aber komischerweise war es dann doch zu altmodisch, die Sachen in einem Duell zu klären. Der ganze Zirkus, um uns unsere Freiheit und Ritterwürde zu nehmen, schwirrte selbst mir noch immer im Kopf rum, aber seit ich den Auftrag angenommen hatte stand für mich fest: Jetzt war keine Zeit mehr für diesen Mumpitz.
    Jetzt war's Zeit, der Welt zu zeigen, was wahre Helden sind! Also ließ ich es mir nicht nehmen, auf den Vordersteven zu springen, streckte in meiner besten Heldenpose mein Schwert nach vorn und rief "Auf, auf und davon!" - Mit einem strengen Blick erinnerte Elmin mich jedoch daran, dass es nicht das erste mal gewesen wäre, dass er mich nach einer solchen Aktion aus dem Wasser fischen musste.
    Das wär vielleicht doch etwas peinlich gewesen, also steckte ich leicht verschämt meine Waffe wieder zurück in die Scheide und kam zurück an Deck, bevor wir schließlich Kurs auf die Zwergenkolonie stromaufwärts setzten. Trotzdem war es mir das aber absolut wert gewesen.


    Wir fuhren ein paar Minuten, bis ich ein Stück Uferböschung sah, das mich wieder zum Lächeln brachte. Es war einer der wenigen Orte, wo ich mich gern an jemanden aus meinem alten Orden erinnerte: Irgendein hohes Tier vom "Hammer der Erlösung" hatte gemeint, uns hier als Taugenichtse beschimpfen zu müssen, nur um daraufhin sein Boot genau gegen dieses Stück Ufer krachen zu lassen. Schadenfreude war zwar nicht gerade ritterlich, aber nicht nur ich erinnerte mich gerne daran.
    Auch Elmindrias mochte diesen Ort seitdem und warf einen zufriedenen Blick darauf, als wir dran vorbeifuhren. Er meinte mal, er hätte dort gelernt, den Fluss zu respektieren, der später einer seiner besten Freunde wurde. Ob er damit nur seine Schadenfreude verstecken wollte oder ob das wirklich so eine reine Natur- und Harmoniegeschichte war, hatte ich keine Ahnung. Nach dem, was er über seine alte Bruderschaft erzählt hatte, hätte ich ihm auch ein bisschen Gehässigkeit gegönnt.
    Sicher war aber nur, dass er das Boot so geschickt steuerte, dass ich vielleicht gar nicht bemerkt hätte, wenn die "große Welle" kam.



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    Auch das sechzehnte Türchen ähnelt seinen Vorgängern. Wie das fünfzehnte bewegt es sich und auch das brummend-knatterndes Geräusch ist erneut zu hören, jedenfalls zunächst.



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    Schneeschmelze, Teil 5



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    Ich war selbst überrascht, wie gutmütig Khelanyaqul zu uns war, obwohl er jedes Jahr ganze Stadtteile zu verwüsten drohte. Manche nannten es eine trügerische Stille, aber nach einer Weile konnte ich beruhigt feststellen, dass ich doch nicht ganz verlernt hatte, die ersten Warnungen zu verstehen, die der Fluss mir zuflüsterte. Ich konnte zwar nicht in Worte fassen, wie sein Klang und seine leisen Wirbel sich gewandelt hatten, aber mein Gespür für die "wilde Wasserschlange" gab mir Zuversicht ich konnte sie entspannt, aber zielstrebig hinauf schippern.


    Nur eine halbe Stunde später erreichten wir schließlich die Zwergenkolonie Karpfersberg, aber meine Freude darüber hielt sich in engen Grenzen. Man konnte sie bereits aus der Entfernung spüren. Zumindest ich als Lefhe, der mit Nebango und Waldfeen aufgewachsen war, konnte das:
    Ein stetes, mechanisches Brummen und Hämmern, das so tief war, dass man es mehr fühlte als hörte, ging von ihr aus. Dinge bewegten sich ruckartig und wuchtig, als folgten sie allesamt einem riesigen Uhrwerk. Die Luft roch staubig und jeder Atemzug fühlte sich eigenartig schwer an. Dass die Behausungen hier genau so karg und kantig aussahen wie die Stein- und Betonklötze der Zunfthalle genannten Bürokratenhochburg, in der wir uns von einer sinnlosen Anhörung zur nächsten kämpfen mussten, tat sein übriges.
    "Ach, komm!", stupste mich mein Freund an, "Jetzt übertreib' mal nicht!" - Er war aber auch ein Typ, der wesentlich mehr Freude an Zügen aus Aktenschränken hatte, die durch dunkle, verworrene Gänge ratterten, während ich in der Zunfthalle stets die Befürchtung hatte, von ihnen überrollt zu werden. Dann waren da noch die Postrohre, die zischelten wie metallische Schlangen, die in den Schatten lauerten, und ominöse Kästen, die in Netzen aus Draht leuchteten, wie die Augen monströser Riesenspinnen.
    Ich musste mich zusammenreißen, um mich nicht noch weiter in Vorurteilen zu verfangen, in uralten Geschichten, mit denen man mir nicht nur über das Leben in der Natur gelehrt hatte, sondern auch die Furcht vor dem mechanischen Teufel, der herzlosesten aller Maschinen. Eigentlich wusste ich, dass damit die nicht unbedingt die Zwerge gemeint waren, aber manchmal gab es Geschichten, die einen verfolgten.



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    Das siebzehnte Türchen steht nun wieder still, auch wenn es dennoch sehr ähnlich aussieht. Das brummend-knatternde Geräusch ist verstummt, dafür erklingen durch das Türchen nun Stimmen. Zunächst mal eine quietschige.



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    Schneeschmelze, Teil 6



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    "Hej-Ho!", rief uns ein eher weiblich anmutender Zwerg mit einer quietschigen Stimme zu und blätterte wild in einem Aktenordner umher, "Ihr seid von den Lanzenrittern, oder?" - "Jawohl!", antwortete ich voller Ehrgefühl, "Kadumai Yeroïs Boyó und Elmindrias vom Zauberwald, vom Orden der Lanzenritter der drei purpurnen Rosen. Stets zu Diensten!" - Elmin biss sichtlich die Zähne zusammen, als ich das sagte.
    Zuerst dachte ich, es wäre der Titel "Kadumai". Der wird nämlich gerne mal mit "im Staub kriechendes Würmchen" übersetzt, aber fast ausnahmslos von arroganten Graugesichtern, bei denen es schon fast eine Auszeichnung ist, von ihnen beleidigt zu werden. Dann fiel mir ein, dass "Zauberwald" eine recht - na ja - zwiespältige Übersetzung von Elmins Herkunft war:
    Als er noch als einfacher Sammler unterwegs war, nannte man so Wälder, in denen man vor allem Pilze und Kräuter fand, um sich die Rübe zuzudröhnen. In der Gegend, in der er unterwegs war, hatte es sogar noch eine Bedeutung: Es war ein Ort, an dem nette Jungs wie er sich mit "bösen" Jungs wie mir oder meinem grünhäutigen Kumpan Urthragg trafen. Den Zwergen waren solche Geschichten eigentlich egal und eigentlich hatten wir dort eine großartige Zeit gehabt - aber irgendwas ließ meinen Freund plötzlich noch verkrampfter da stehen, als sonst in der Nähe von Zwergen.
    "Ähm... Entschuldigt mal bitte...", sagte ich zu der Zwergin, die nur mit einem Lächeln und warmen Glimmen in den Augen nickte. Ich nahm Elmins Hand und sie fühlte sich irgendwie klamm an. - "Es geht schon. Danke!", meinte Elmin als wir uns etwas aus dem Blickfeld der Zwerge gestellt hatten. - "Ich hab's mal wieder verbockt, oder?", fragte ich, denn wenn ich eins gut konnte, dann uns mit meiner großen Klappe in Schwierigkeiten bringen.
    "Nein!", sagte Elmindrias, als er sich wieder etwas beruhigt hatte, "Ich bin auch nur von einer von Eisentöpfen und Plattenspielern 'geprägten' Fee aufgezogen und kann mir selbst kaum alle Wörter der lebenden Magie merken. Außerdem kannst du auch nichts dafür, dass man meiner alten Heimat alle anderen Namen geraubt hat." - Bevor ich ihn fragen konnte, was er damit meinte, hatte er sich schon wieder der Zwergin zugewandt.



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    Auch das achtzehnte Türchen steht still und ist somit ein Zwilling des vorigen. Es erklingen auch durch dieses Türchen Stimmen.



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    Schneeschmelze, Teil 7



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    "Also, genau genommen komme ich aus Kóki-Líkyr'fhàrah, ...", erklärte ich, wenn auch etwas zaghaft, der Zwergin, "dem Dorf der Großfee der ausgleichenden Magie und Gegenseitigkeit." - "Oh!", war die Zählerzwergin etwas verwundert, "Ist das nicht die Gegend, die wir Orraborra-Wald nennen?" - Am liebsten hätte ich ihr gleich lang und breit erzählt, wie "Orraborra" von der heiligen Totemschlange der Großfee mehr und mehr zu einem Spottnamen wurde. Aber zugleich ertrug ich es nicht länger, jenen noch mehr Namen zu überlassen, die uns schon viel zu oft verletzt hatten.
    Der Orraborra war schon immer eine recht doppeldeutige Fabelgestalt gewesen, aber mit ihm als einem der Siegeltiere der Lanzenritter stand nicht nur meine Ehre auf dem Spiel, sondern auch Yeros und die des ganzen Ordens. - "Ja", seufzte ich, "das könnte man so sagen." - "Hmm...", murmelte die Zwergin, "Hab' gehört, die Lúfenner hätten da ziemlich gewütet...." - "Also, wir sind hier, um Hilfsgüter für Luceria auszuliefern", rief Yeroïs dazwischen, in der Hoffnung, von dem für mich unangenehmen Thema abzulenken, "Wenn es so weit ist, natürlich."


    Die Zwergin senkte ihren Blick und blätterte weiter in ihrer Akte herum. "Verstehe", sagte sie freundlich, aber bestimmt, "Wir packen schon mal das Wichtigste aufs Boot, wenn's euch passt..." - "Alles klar!", meinte Yeroïs und ich bekam direkt wieder weiche Knie, "Nur her damit!" - Eigentlich wusste ich, dass Yero, so ungeschickt er sich manchmal anstellte, sein bestes versuchte. Womöglich war er von uns beiden besser darin, mit Zwergen zu reden und ihre Motive einzuschätzen.
    Trotzdem begannen die wildesten Schauergeschichten in meinem Kopf herumzuspuken. Ich wusste, dass es völliger Irrsinn war, jetzt darüber nachzudenken, wie die Zwerge vor langer Zeit hier mit ihren Höllenmaschinen ganze Landstriche niedergebrannt hatten. Dabei lag das über tausend Jahre zurück und nicht bloß ein, zwei Jahrzehnte wie die Eroberungsfeldzüge des Erzmagus, der mir die Angst vor den Zwergen bereits einreden ließ, als ich noch ein Kind war. Mir blieb also nichts anderes übrig, als meinem Freund zu vertrauen.
    Sachte tastete ich wieder nach seiner Hand und er nahm das Angebot ohne zu zaudern an. Ich ließ meinen Blick in die Ferne schweifen, aber ich kam nicht umhin mitzuhören, wie die Zählerzwergin mit steinern-blecherner Stimme Befehle in einem obskuren Niederzwergisch-Dialekt rief, von dem ich nur das "An die Arbeit, Leute!" am Ende verstand. Daraufhin kam ein Trupp von breitschultrigen, aber schmalgesichtigen Gestalten mit dünnen, zauseligen Kinnbärten herbeimarschiert.
    "Hej-Ho!", rief uns jeder einzelne von ihnen zu, während sie regelmäßig und stur wie ein Fließband Kisten voller Medikamente und Hygieneartikel in die Bootskabine schleppten. Als fast der ganze Raum vollgestellt war, staksten sie direkt wieder von Bord und nannten der Bürokratenzwergin kryptische Zahlen- und Buchstabenkolonnen, die diese in ihrer Akte abhakte. Dann winkten sie uns noch einmal kurz zu und verschwanden wortlos wieder in einem von unzähligen Tunneln.


    Ich hatte nur darauf gewartet, dass irgendein Zwerg uns missbilligende Blicke zuwarf, aber mein Verstand hatte mir schon längst gesagt, dass es keinen Grund dafür gab: Trotz ihrer fast metallischen Kühle hatten sie in der Zunfthalle schon oft genug bewiesen, dass sie im Grunde auf unserer Seite standen. Zumindest hatten sie offenbar anderes im Sinn, als alte Feindschaften wieder anzufachen. Auch waren gerade für sie Begriffe wie "Mann" und "Frau" zu beliebig, um überhaupt daran zu denken, die Verbundenheit zwischen Yero und mir zu verurteilen.
    Am Ende war es also nicht die Furcht, die mich von der Kolonie fortdrängte, sondern die Scham: Für Yeroïs war das alles selbstverständlich. Nur ich hing noch immer in uralten Geschichten fest wie einer der Altherren, die uns sonst das Leben zur Hölle machten. Entsprechend war ich froh, als Yero sich noch um die Bezahlung kümmerte und wir, und wir wenig später, als das Geschäftliche erledigt war, wieder ablegen konnten und uns in eine ruhigere Flussbiegung zurückziehen.



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    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

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    Das neunzehnte Türchen bewegt sich wieder, auch wenn es wieder den vorigen ähnelt. Man hört leise tuckernde Geräusche hindurch, außerdem riecht es nach Essen.



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    Schneeschmelze, Teil 8



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    Als Elmin wieder am Steuer stand, sah er noch immer irgendwie nachdenklich aus, wie so ziemlich jedes mal, wenn er mit Zwergen zu tun hatte. Eigentlich wär das jetzt der ideale Vorwand gewesen, mit ihm faul in der Koje zu liegen, wie er es sich am Anfang des Tages gewünscht hatte. Mir wäre aber sicher noch etwas anderes eingefallen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Blöderweise war schon alles mit Kisten zugestellt und wir konnten drinnen wirklich nicht viel mehr machen, als herumzusitzen und dem Rauschen der Gasheizung zuzuhören.
    Ich musste auch zugeben, dass der ganze Morgen doch aufregender war als gedacht und Nichtstun gar nicht mal so schlecht klang. - "Wir sollten die Ruhe genießen", meinte Elmindrias, der das Wasser und die Sonne auf den Bergen genau beobachtete, "Lange wird es nicht mehr dauern." - "Hast Recht ...", stimmte ich ihm zu, und ging in das, was von unserer eh schon winzigen Kombüse noch frei war. Da briet ich uns ein paar Fischstäbchen mit Dummerkohl, die wir uns dann draußen zusammen mit einer Tasse heißem Tee genehmigten, während wir unter einer Decke zusammengekuschelt an Deck saßen.
    Wirklich vorbei war der Winter nämlich immer noch nicht und unser großer Einsatz stand noch bevor ...



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