Limyaael's Fantasy Rants übersetzt

Liebe Bastler, die Weltenbastler-Olympiade hat begonnen, das WBO-Tool ist vorbereitet. Bitte meldet euch schnell an. Viel Spaß dabei!
  • Erstmal vielen Dank, dass du dir die Mühe machst, das alles zu übersetzen, und dass du mich überhaupt erst damit in Kontakt gebracht hast. Ich habe mittlerweile auch ein paar der englischen rants im Archiv gelesen.
    Irgendwie bin ich ein bisschen zwiegespalten. Klar hat sie in vielem Recht, aber bei vielen ihrer Hinweisen denke ich mir "Was für einen Schrott liest du eigentlich?". Ich vermute, das liegt daran, dass sie sehr viel FanFiction liest und ich nicht. Klar sind auch nicht alle verlegten Geschichten in allen Punkten perfekt, aber eine gewisse Qualitätskontrolle scheint dann doch wirksam zu sein. In manchen ihrer Punkten denke ich mir aber auch: "Jaaaa, du hast Recht, aber auch nur zu 95%." In einem späteren rant schreibt sie z.B. dass Flüsse nicht einfach mitten im Land enden, sondern immer in einem See oder einem Meer. Und das ist halt nur größtenteils richtig. Zum einen haben die allermeisten Seen einen Abfluss, wenn nicht, sind sie sehr salzig und man kann darüber streiten, ob das dann nicht ein Meer ist. Aber es gibt tatsächlich auch Flüsse, die einfach mitten im Land enden, z.B. das Okavango-Delta. Klar sind das Spezialfälle, aber ihre kaategorische Aussage war halt nicht wirklich richtig.


    Mein Fazit ist: ihre Zielgruppe ist offensichtlich ziemlich jung und unerfahren - und ich frage mich, wie alt sie selbst eigentlich ist.
    Wenn ich die rants lese, fühle ich mich ein bisschen wie beim Döner-Essen. Es hat einen total angelacht und es war eigentlich auch lecker, aber danach denkt man sich doch irgendwie, dass es hochwertigeres Essen gibt. Trotzdem wäre die Welt eine schlechtere ohne Döner. Und wie gesagt, danke für die ganze Mühe.

  • Diese ganzen Diskussionen verfolge ich durchaus auch, aber hier ging es mir nur darum, dass es aus der Schreibtipp-Perspektive für mich zwei völlig unterschiedliche Baustellen sind.

    Bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich deine Baustelle verstehe. :)


    Also, du hast Limyaaels Rant gelesen und dann sprachst du davon, dass du dir nicht sicher bist, ob Homosexualität in Limyaaels Liste stehen sollte. Aber welche Liste meintest du damit?



    Umweltschutz ist wichtiger als technischer Fortschritt oder umgekehrt, beide Positionen werden Befürworter und Gegner haben, aber die wenigsten werden glauben, dass sich jemand moralisch ins Abseits stellt, weil er dazu eine bestimmte Position hat.

    Leider inzwischen schon.
    Erst die gute Nachricht In den USA glauben nach ernsten Recherchen (Leiserowitz et al, 2018) seit ein paar Jahren mehr als 70% der Leute, dass menschengemachter Klimawandel echt ist (die Wende erfolgte wohl etwa 2014 und es gibt immer noch viel Irrglauben zu dem Thema, zum Beispiel denken viele Amerikaner, dass die Wissenschaft sich beim Klimawandel nicht einig sind). Obwohl nun also sogar viele Republikaner das Problem ernst nehmen (insbesondere die junge Generation), wird in einigen rechten Medien behauptet, dass Klimawandel ein Todeskult sei oder eine gefährliche Verschwörung und das bedeutet, dass du auch bei so einem Umwelt-Thema im moralischen Abseits enden kannst.
    (Und umgekehrt mangelt es Leuten wie Alexandria Ocasio-Cortez auch nicht an Zuspitzungen. Ihre Behauptung, die Menschheit werde in 12 Jahren aussterben, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Ob deshalb Leute attackiert werden, weiss ich allerdings nicht.)



    Ich hoffe, meine letzte Antwort an dich kam nicht zu defensiv rüber. Wir sind uns denke ich in sehr vielen Punkten einig und da wo wir es nicht sind, kann es gut sein, dass ich im Irrtum liege. :)


    Shay: Ich habe diese Lizenzvereinbarung gelesen und akzeptiere alles. *Häkchen anklick*

  • Nicht-Menschen schreiben

    8. Erfinde doch vielleicht mal Nicht-Menschen, die weniger lang leben wie Menschen und trotzdem vollwertige Kulturschaffende sind. Ich meine, die Langlebigen findet man an jeder Hausecke ...

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Also, du hast Limyaaels Rant gelesen und dann sprachst du davon, dass du dir nicht sicher bist, ob Homosexualität in Limyaaels Liste stehen sollte. Aber welche Liste meintest du damit?

    Ich meine die Liste mit Dingen, über die man ihrer Meinung nach schreiben darf, obwohl die Themen an sich problematisch sind, weil Verbrechen ja nicht wegen Büchern geschehen usw. Das war die Liste aus dem Rant:

    Quote

    Inzest, Vergewaltigung, Mord, Homosexualität

    Da war und bin ich der Meinung, dass sich Homosexualität aus verschiedenen Gründen vom Rest dieser Aufzählung unterscheidet.
    Und ja, natürlich gibt es auch bei Themen, die ich in die Kategorie "legitime Meinung" einsortieren würde Leute, die nicht der Meinung sind, dass das eine legitime Meinung ist.
    Bei Mord oder Vergewaltigung gibt es aber (hoffentlich) niemanden, der findet, dass es legitim ist, diese Dinge zu befürworten.


    Ich habe auch kein Problem damit, unterschiedlicher Meinung zu sein. Dafür ist ja ein Diskussionsforum da. Vielleicht überzeugt man sich das eine oder andere Mal gegenseitig, manchmal sicherlich auch nicht.

  • Ich meine die Liste mit Dingen, über die man ihrer Meinung nach schreiben darf, obwohl die Themen an sich problematisch sind, weil Verbrechen ja nicht wegen Büchern geschehen usw.

    Bin nicht sicher, ob es an meinen Übersetzungskünsten liegt, aber Limyaael zählt da nicht problematische Dinge auf, sondern, um die Wortwahl im englischen Original zu benutzen, was "squicky" gefunden wird, also irgendjemanden ekelt. Es ist nicht zu leugnen, dass es manche Menschen vor etwas ekelt, wo niemand ernsthaft zu Schaden kommt.



    Limyaaels Argument ist also relativ zur Meinung der Angeekelten. Sie will auch Leuten, die gleichgeschlechtliche Beziehungen auf eine Stufe mit Mord stellen, klipp und klar sagen, dass diese die Geschichte ja nicht lesen müssen, wenn sie das alles schlimm finden. Limyaael will also Leuten ins Gewissen reden, dass sie nicht Selbstjustiz an Geschichten üben, die ihnen nicht in den Kram passen. Zu diesem Zweck ist es denke ich schon effektiv, dass Limyaael nicht den schwulenfeindlichen Impuls selbst hinterfragt, sondern sich auf das konkrete Verhalten konzentriert, dass sie verhindern will und den Leuten dazu ins Gewissen redet, ohne andere Beweggründe zu werten.



    Das ist selbst bei der grauenvollen Textstelle, die ich kritisiert habe, der Fall:


    Quote from Limyaael

    weil sie nicht unterscheiden können zwischen Leuten, die über bestimmte Themen schreiben, und Menschen, die sie tatsächlich tun, benutzen sie das als Ausrede, um zu protestieren: "Aber du ermunterst [Name von Objekt des Ekels]!"

    Ich fände es schon cool, wenn Limyaael hier klipp und klar sagen würde, dass sie in diesem Rant die Frage, ob der Ekel berechtigt ist, ausblendet.

    Bei Mord oder Vergewaltigung gibt es aber (hoffentlich) niemanden, der findet, dass es legitim ist, diese Dinge zu befürworten

    Es gibt leider eine ganze Reihe an Sauerstoffverschwendern, die Vergewaltigung zu irgendeinem Grad legalisieren wollen. Und Mord in einem solchen Fall wäre doch... :pfeif:
    [rechtlicher Hinweis: ich befürworte keine Straftaten]

  • Fantasy mit Botschaft



    ... und warum ich glaube, dass die Leute sowas nicht schreiben sollten.


    Sollten Menschen Fantasy über Dinge schreiben, denen sie leidenschaftlich nachgehen?


    Sicher.


    Sollten Menschen Fantasy schreiben, die kontroverse Themen (Missbrauch, Inzest, Sklaverei, Vergewaltigung, Folter) umfasst?


    Sicher.


    Sollten die Menschen Fantasy-Werke schreiben, die die politischen Fragen unserer eigenen Welt dünn getarnt in eine andere Welt tackern?


    Nein.


    Dies ist das, was ich "Fantasy mit Botschaft" nenne, wo der Autor wirklich besser dran wäre, ein Pamphlet oder einen Essay zu schreiben, aber aus irgendeinem Grund hat er beschlossen, stattdessen einen Fantasy-Roman zu schreiben. Die Geschichte ist nicht das Wichtigste; auch sind die Charaktere, die Sprache oder die Einstellung nicht entscheidend, obwohl die letzte darin besteht, ihre Leser davon zu überzeugen, dass sie ein Buch in einer anderen Welt lesen. Wichtig ist die Seifenkiste der Autorin, und sie ist entschlossen, ihnen von jeder Permutation ihrer Ideen zu erzählen.


    Lasst uns die Ergebnisse einer solchen "Botschaft" zu jedem dieser Dinge nacheinander untersuchen, ok?


    Plot.


    Plot in Fantasy ist eine knifflige Sache. Er kann manchmal auf eine einfache Formel reduziert werden, wie Die Queste oder Der Krieg, da die Fantasy so nah am Archetyp vorbeischrammt und die Werkzeuge und den Symbolismus älterer Genres geerbt hat, in denen von Handlung im Allgemeinen weniger erwartet wurde. Aber wenn Dir Deine gesamte Geschichte so gerät, hast Du wirklich große Probleme. Wenn der Leser alles vorhersagen kann, was Deine Charaktere tun und von der ersten bis zur letzten Seite aussprechen, ist alles sogar noch schlimmer. Und wenn der Leser der Geschichte alles vorhersagen kann, weil Deine Charaktere alle auf Feminismus oder Religion getrimmt sind, die Umwelt retten oder Familienprobleme fördern, dann solltest Du keine Fantasy schreiben.


    Charaktere.


    Einige Leute könnten argumentieren, dass nicht alle Geschichten charaktergetrieben sein müssen. Ich würde das wohl auch argumentieren, aber mit dem Einwand, dass ich denke, die besten sind charaktergetrieben. (Wenn sie es nicht sind, sollten die Handlung und die Umgebung besser ziemlich verdammt stark sein, wie bei Tolkien; Mittelerde trägt als Schauplatz die Geschichte, weit mehr als die meisten Charaktere es tun). Die Fantasy mit Botschaft kümmert sich aber nicht wirklich um die Charaktere, denn sie alle sind da, um als Sprachrohr für die Autorin zu fungieren - und die Überlegenheit ihrer Werte zu beweisen - oder als Sprachrohre für die Opposition - und zu beweisen, was für Luschen das sind. Charaktere werden flach und flacher, auf einen Blick einordenbar: Der Böse Chauvinist, Die Heldenhafte Frau, die sich den Männern stellt, Der Abscheulich Böse Umweltzerstörer, Die Heimzerstörende Feministin, Die Gute Wiccanerin und so weiter und so weiter. Die Charaktere sind keine fehlbaren Menschen mit eingeschränkten Sichtweisen, die vielleicht das Beste versuchen, was sie können, aber immer noch nicht das ganze Bild sehen; sie haben vollkommen recht oder liegen völlig falsch. Alles ist schwarz oder weiß und krümmt sich dem Ideal des Autors. Es macht dem Autor ziemlich viel Spaß, und vermutlich denjenigen, die mit ihm einverstanden sind, aber es ist der Tod bis in jede Charaktertiefe.


    Sprache.


    Die Sprache der Fantasy hat, genau wie ihre Welten, große Macht und große Fragilität auf einmal. Es steht Dir frei, viele Arten von Wörtern zu verwenden, die albern klingen würden, wenn Du sie in einem modernen Rahmen laut sprechen würdest - aber gleichzeitig musst Du viele Wörter ausschneiden, die in eine moderne Umgebung passen würden und nicht in eine ältere. Fantasy mit Botschaft respektiert diese Unterscheidung nicht. Ich glaube, dass viele Fantasten mit Botschaft sie nicht einmal verstehen. Über Frauenrechte oder das heilige weibliche oder den vaginalen Orgasmus zu sprechen, ist in einer Welt nutzlos, in der die Geschichte diese Konzepte nicht enthalten hat. Wenn der Autor eine Welt aufgebaut hat, die diese Konzepte enthält, stehen die Chancen gut, dass sie mit der realen Welt identisch ist und sowieso keine wahre Fantasy (siehe unten).


    Setting


    Fantasy spielt in einer anderen Welt, sogar jene Fantasy-Werke, deren Schauplatz die Erde ist, weil das nicht die Erde ist, wie wir sie kennen. Wie Tolkien betonte, muss man den Unterschied zwischen dem, was existiert und was nicht existiert, kennen, oder man kann keine Fantasy schreiben. Fantasy hängt letztlich von Vernunft und Wahrheit und Tatsache ab, hängt stark von ihnen ab - um ein Gefühl des Kontrasts zu der Welt zu bieten, die sie aufbaut. Eine Welt, die genau wie unsere ist, mit Ausnahme der Aspekte, die die Autorin benutzt, um ihren Standpunkt zu vertreten (wie etwa Magie, die die Umwelt zerstört) ist ein verlogenes und falsches Konstrukt. Eine Welt, die angeblich anders ist, aber genau die gleichen politischen Strukturen und Kämpfe und Botschaften wie unsere beinhaltet, ist ebenfalls falsch. Lass Dich auf Fantasy mit ganzem Herzen ein oder schreib sie gar nicht. Was bringt es, Deine Heldin dazu zu bringen, einen bösen Ehemann zu haben und dann zu entdecken, dass sie wirklich eine Kämpferin für Frauenrechte in einer Fantasywelt ist, deren Geschichte so etwas nicht unterstützt? Warum nicht in der realen Welt, die Du wahrscheinlich besser kennst?


    Ich bin bis todkrank von feministischer Fantasy, Ӧkofantasy, religiöser Fantasy (sowohl christlich als auch Wicca), Familienrechtsfantasy und jeder anderen Fantasy, die die Politik unserer eigenen Welt für wichtiger hält, als etwas Anderes, Lebendiges aufzubauen.

  • Mit dem Begriff "Ekel" erklärt sich der Zusammenhang jetzt etwas besser, obwohl ich bei meiner Einschätzung dazu bleibe. Vor der expliziten Darstellung homoerotischer Szenen kann man sich ekeln, aber bei den anderen Punkten ist, oder sollte eben mehr als dieser "Ekel" gegenüber einer Form von Sexualität, die einen selber nicht anspricht, vorhanden sein.


    Aber gut, lassen wir das und zum heutigen Rant.
    Die weit verbreitete Idee, dass es vollkommen unmöglich und unrealistisch sein soll, dass Frauen in einer Fantasywelt, die in früheren Epochen spielt, Rechte haben sollen...geht mir schon lange gewaltig auf die Nerven. Selbst wenn man der Überzeugung ist, dass in einer wenig technisierten Welt, die männliche Vormachtstellung biologische Gründe hat, gibt es ja in den meisten Fantasysettings durchaus Elemente, die das relativieren können, aber das ist glaube ich auch wiede eine andere Diskussion.
    Abgesehen davon scheint Limyaael hier nur schlechte Beispiele für Fantasy mit einer bestimmten Botschaft mit Bezug auf die Realität vor Augen zu haben. Ich finde, dass man sowohl feministische als auch umweltschützerische oder religiöse Ideen in eine Fantasygeschichte einbauen kann, ohne dass die Geschichte dadurch schlecht wird, ganz im Gegenteil, sie kann sogar interessanter werden, weil sie zum Nachdenken über diese Themen anregt, dabei aber einen Schritt Abstand zu den realen Diskussionen hält.
    Wie alles muss man es aber gut machen und ich stimme ihr zu, dass Geschichten mit plumpen Botschaften darin ausgesprochen nervig sind.


    Den Herrn der Ringe lese ich auch so, dass die Botschaft gegen umweltzerstörende Technisierung (Zerstörung des Auenlands...) und Techinisierung des Krieges (Orks bauen Bomben etc. was sehr negativ eingestuft wird) ziemlich eindeutig und ein wichtiger Aspekt der Reihe ist. Diese Themen sind aber so subtil mit der Geschichte verwoben, dass sie nicht unangenehm auffallen, sondern dazupassen.

  • Ich glaube, dieses Mal gehst du zu hart mit ihr ins Gericht. Es sind zugegeben nur zwei Wörter, die du meiner Meinung nach übersehen hast.


    Sollten die Menschen Fantasy-Werke schreiben, die die politischen Fragen unserer eigenen Welt dünn getarnt in eine andere Welt tackern?


    Ich glaube, sie hat nichts gegen Geschichten mit einer Message, wenn es trotzdem gute Geschichten sind, und sich die Message nahtlos in die Geschichte und die Welt einfügt.
    So könnte man z.B. sagen, dass Karl Mays "Message" ist, dass man einen wahren Christen nicht an der Hautfarbe oder der Taufe erkennt, sondern an seinen Taten. Aber diese Message tut der Spannung im Schatz im Silbersee keinen Abbruch. (Ok, wenn man viel Karl May liest, wird es irgendwann penetrant, das liegt aber daran, dass alle 73 Bände die gleiche Message haben).

  • Was ich noch zu Tolkien randomly einwerfen möchte: Man muss es im Kontext der Zeit lesen.


    HdR und Hobbit sind fast hundert Jahre alt, kein Wunder, dass da Tempo, Beschreibungen, Spannungsaufbau und auch Botschaften anders waren als heute. Das macht Tolkien nicht zum allwissenden Allvater, aber ich finde es nicht besonders fair, ihn an unseren heutigen Ansprüchen zu messen, die wir nun mit einem ganz anderen Fundus an gelesenen (Fantasy)Büchern entwickelt haben. Ich persönlich mag das altmodische, ausschweifend Beschriebene gerne und finde die Fantasy aus den 70igern/80iger (Marion Zimmer Bradley?) heute deutlich anstrengender als Tolkien oder auch Karl May - aber man muss es im Kontext der Zeit lesen.

  • Die weit verbreitete Idee, dass es vollkommen unmöglich und unrealistisch sein soll, dass Frauen in einer Fantasywelt, die in früheren Epochen spielt, Rechte haben sollen...geht mir schon lange gewaltig auf die Nerven. Selbst wenn man der Überzeugung ist, dass in einer wenig technisierten Welt, die männliche Vormachtstellung biologische Gründe hat, gibt es ja in den meisten Fantasysettings durchaus Elemente, die das relativieren können, aber das ist glaube ich auch wieder eine andere Diskussion.

    Oh ja, das ist eine Diskussion für sich.
    Und ausserdem sind viele Leute, die dieses Argument machen, reaktionäre zynische Nostalgiker und glauben ihren eigenen Quatsch selbst nicht und wissen es besser. Da ist oft die direkte Diskussion zur Faktenlage, die scheinbar die Ursache des Chauvinismus ist, sinnlos, weil die Leute mit alternativen Fakten ihre Machtfantasien zu verschleiern versuchen. Manchmal ist die Diskussion trotzdem sinnvoll, es kommt darauf an.

    Diese Themen sind aber so subtil mit der Geschichte verwoben, dass sie nicht unangenehm auffallen, sondern dazupassen.

    Sie sind Bestandteil der Geschichte, ohne, dass die Geschichte daran leidet. Subtilität ist da gar nicht notwendig.



    Ich persönlich mag das altmodische, ausschweifend Beschriebene gerne und finde die Fantasy aus den 70igern/80iger (Marion Zimmer Bradley?) heute deutlich anstrengender als Tolkien oder auch Karl May - aber man muss es im Kontext der Zeit lesen.

    Wir sind noch weit davon entfernt, aber Limyaael hat einen Rant nur zu Marion Zimmer Bradley. Mal sehen, ob meine Übersetzung da klappt.

  • Überempfindlichkeit gegenüber schlechten Rezensionen


    Es ist mal wieder Rant-Zeit.


    Nehmen wir einen imaginären Teenager. Nennen wir sie Jenny. Nehmen wir an, Jenny schreibt Fantasy; Obwohl sie erst 14 Jahre alt ist, ist sie entschlossen, eines Tages eine Fantasy-Autorin zu werden, so groß wie Tolkien. Sie schreibt ihre erste Geschichte, "Krystalynne the Princess", über ein Mädchen von der Erde namens Krystalynne, die herausfindet, dass sie wirklich die Prinzessin von Temora ist, ein magisches erdähnliches Reich, und, dass sie vor vierzehn Jahren zu ihrem eigenen Schutz zur Erde geschickt wurde. Jetzt will ihre Mutter, die Königin, sie zurück in Temora, aber der Dunkle Herr versucht, Krystalynne daran zu hindern, zurückzukommen, da sie die einzige ist, die ihn besiegen kann.


    Jenny beschließt, dass sie möchte, dass alle an dieser Geschichte mit ihr teilhaben, also postet sie sie auf Fictionpress.com. Und sagen wir, die ersten drei Rezensionen, die auf die Geschichte kommen, sind schön und schmeichelhaft, betteln Jenny, mehr zu schreiben. Sie ist wiederum geschmeichelt, und ihr Ego steigt in den Himmel.


    Dann, an einem Tag, kommen zwei Bewertungen. Das läuft wie folgt:


    "Diese Geschichte hat überhaupt keinen Sinn für historische Genauigkeit und ich sehe viele Probleme. Wenn Temora wie das mittelalterliche England funktioniert, würden sie eine Frau nicht ohne Ehe regieren lassen, und Krystalynne hätte keine Jahre, um sich zu entscheiden; Menschen würden nur leben, bis sie in ihren Dreißigern sind, und sie würde wahrscheinlich bei der Geburt sterben. Es würden keine Kristallpaläste und Feen herumfliegen. Und warum warten alle darauf, Krystalynne willkommen zu heißen? Und warum hat der Dunkle Herr so viel Angst vor ihr? Das hast Du nicht erklärt; Du hast es uns gerade gesagt und erwartet, dass wir es akzeptieren. Arbeite an der Handlung Deiner Geschicht, und ändere Temora. Es mag als Fantasywelt praktikabel sein, aber man kann es nicht auf das mittelalterliche England stützen, ohne das mittelalterliche England zu studieren."


    Die andere Rezension sagt:


    "Diese Geschichte ist Rotze. Und Du bist Rotze. Man kann überhaupt nicht über eine originelle Fantasywelt schreiben; Du nehmest nur ein paar Disney-Scheiße und kleben sie zusammen. Und diese Handlung ist die übertriebenest Sache im Universum. HAST NIX BESSRES ZU TUN?"


    Beide sind von Fremden, Leute, die Jenny nicht kennt.


    Unter Tränen rennt sie zu ihrer Mutter, und ihre Mutter versichert ihr, dass sie natürlich eine wunderbare Schriftstellerin ist. Die Leute, die die Geschichte nicht mögen, sind einfach eifersüchtig auf ihr Talent. Und natürlich sollte sie weiterschreiben.


    Jenny geht zurück zum Computer und schreibt eine hochmütige Antwort auf die, die ihre Geschichte nicht mochten - "wenn du es nicht magst, musst du sie nicht lesen, und du bist Rotze" - und dann geht es wieder daran, das nächste Kapitel zu schreiben, wo Krystalynne den hübschen Prinzen trifft und sie sich verlieben.


    Die nächste Rezension, die kommt, sagt:


    "Warum haben sie sich so schnell verliebt? Hiess es nicht, dass Krystalynne immer wieder über ihr Kleid stolpert und keine der Tischmanieren kennt? Würde sich der Prinz zu so jemandem hingezogen fühlen?"


    Unter Tränen nimmt Jenny die Geschichte von Fictionpress herunter und postet an ihrer Stelle, "ich werde jetzt aufhören zu schreiben, weil jeder mir gesagt habe, ich bin Rotze, und das ist falsch. Man kann Leuten nicht sagen, dass sie Rotze sind, es ist gemein. nie wieder schreiben!!!!seinself!!!! bist du jetzt glücklich?!!!!!!"


    Was ist falsch an diesem Bild? Und wo liegt die Schuld?


    Mit Jenny, würde ich sagen.


    Schock! Horror! Warum?


    Drei Gründe:


    1. Die meisten Dinge, die Menschen schreiben, wenn sie Teenager sind, sind nicht sehr gut. Ich spreche aus eigener Erfahrung und aus der Erfahrung, viele Geschichten zu lesen, sowohl Fanfiction als auch Originale, die von Teenagern geschrieben wurden. Jugendliche haben selten die Erfahrung, realistische menschliche Emotionen darzustellen, und selten haben sie den Sinn für Literaturgeschichte, um zu wissen, was vorher getan wurde. Manchmal schwingt sich eine Ausnahme ins Rampenlicht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Jenny diese Ausnahme ist, ist sehr gering. Eine klischeehafte, übertriebene Geschichte zu schreiben, die mit Netspeak gefüllt ist, wird nur die Eindrücke der Menschen bestätigen. Schreiben sollte nur dann ins Internet gestellt oder überhaupt für den öffentlichen Konsum angeboten werden, wenn Du der Überzeugung bist, dass es das Beste ist, was Du tun kannst.


    2. Die Welt ist nicht Jennys persönlicher Spiegel. Die Welt wird Jenny nicht im schmeichelhaftesten Licht reflektieren, und Fremde, vor allem im Internet, sind dazu ebenso wenig verpflichtet. Ihre Temperamentsausbrüche machen es nur noch deutlicher, dass sie Kritik nicht akzeptieren kann und nicht reif genug ist, um Geschichten zu posten, die sie öffentlich geschrieben hat; siehe Nummer eins.


    3. Die Flammen, die hereinkommen (und ich würde die erste und dritte Rezension nicht als Flammen kategorisieren, nur die zweite) sind nicht unter Jennys Kontrolle; so etwas wie "NO FLAMES!!! 1!" bringt sie nur schneller herein. Aber ihre eigenen Posts sind unter Jennys Kontrolle. Man kann nur so oft sagen: "Nun, ich war wirklich aufgeregt" oder "Ich war müde" oder "Ich bin ein Teenager!“. Und wenn Jenny von fremden Worten so verärgert ist, dass sie ihre Geschichten vom Netz runternimmt und nie wieder gut schreibt- dann verdient sie ehrlich gesagt alle Flammen, die sie bekommt. Sie ist offensichtlich dem Schreiben nicht so sehr verpflichtet, um daran festzuhalten. Wahrscheinlich wollte sie wirklich die Aufmerksamkeit.


    All dies ist eine langatmige Art zu sagen:


    1. Wenn es Rotze ist, poste es nicht.


    2. Die Menschen sind nicht verpflichtet, Deine Arbeit zu mögen.


    3. Wenn die Leute Dir sagen, dass du Rotze bist, ist das Schlimmste, was du tun kannst, ihnen die Richtigkeit ihrer Annahmen über Dich zu beweisen.


    Faraaagh. Ich mag keine Internet-Kleinkriege und hinterlasse selbst keine aggressiven Posts, aber die jammernden Antworten von Teenagern haben dafür gesorgt, dass ich fest auf die Seite der Flamer stehe.

  • Eben fiel mir auf, dass ich es total hilfreich fände, wenn du in deinen Übersetzungsposts den jeweiligen Original-Rant verlinken könntest. Ich habe mich nämlich gefragt, was da statt "Rotze" wohl im Original stand, und ein direkter Link würde die schnelle Auffindbarkeit erleichtern. Oder möchtest du z. B. nicht, dass die Betreiber:innen der Archiv-Seite über eingehende Links vom WB-Forum darauf aufmerksam werden könnten, dass hier Übersetzungen stehen?

  • Im Lichte der letzten beiden Rant-Übersetzungen möchte ich auch mal wieder was in die Tastatur kotzen (damit Gwen wieder was hat zum ranten :diablo: )(nein, ehrlich, macht mir nichts aus, ich muss dabei immer lächeln und lerne ggf auch noch was)


    Also, zunächst mal oute ich mich. Ich liebe auch "Schund" - wenn er einfallsreich ist. Hab im Regal die komplette Serie U.F.O. aus den Siebzigern stehen. Ich mag auch Space 1999 und Blake's 7. Wenn ich ein B oder C-Movie seh, bleib ich meistens dran und freu mich wie Otto über die teils schrulligen Einfälle - und manchmal ist ja auch was interesantes dabei.
    Ich beurteile Geschichten anscheinend etwas anders, als die meisten, whatever.


    Ich hab die beiden Rants kochend gelesen. Nein, ich stand nicht wieder am Herd, ich meine tatsächlich kochend.
    Ja, ich bin der Meinung, Geschichten (Geschichten, nicht 'nur' Fantasy) sollten besser nicht predigen. Von 'botschaftslos' war nie die Rede. Eine Geschichte ohne Botschaft ist manchmal etwas leer. Mitunter auch wenig unterhaltsam. Geschichten, die rein aus Gründen der Unterhaltung erzählt werden - da fallen mir spontan wenig ein, vllt Biss zur Großen Pause oder wie der Vampir-Schund heißt... , fand ich eigentlich fast immer nährwertarm und uninteressant. Jetzt kann man sich natürlich trefflich streiten, was "mit Botschaft" zu bedeuten hat und was zu so einer Botschaft gehört.
    Was ich bei Lim aber gelesen habe, war schrecklich oberflächlich und zT einfach einseitig, plakativ, ignorant. Ich weiß nicht, was die Frau so alles liest, ihr Urteilsvermögen scheint dadurch nicht profitiert zu haben. Auch, wenn diese 'Rants' als 'persönlich' etikettiert sind (lachhaft, wenn ihr mich fragt), stehen sie doch öffentlich und sind daher eben nicht mehr nur persönlich. Sich dann mit solchen Behauptungen so weit aus dem Fenster zu lehnen - also, wenn da ein Absturz folgt hält sich mein Mitleid in engen Grenzen. Ich bin ehrlich sauer, daß sich jemand herausnimmt, so einen M'&§$% öffentlich als eine Art Ratgeber hinzustellen.


    Zunächst mal, niemand schreibt irgendwem bitte vor, was er oder sie zu schreiben hat - oder wie - oder warum. Punkt. Imperativ.
    Jemanden für ambitionierte Ziele zu tadeln und zu behaupten "tu das nicht, sowas macht man als Autor nicht" - Argh! Krieg ich Pickel von. Schreib das nicht, Sag das nicht, geh nicht auf die Demo, trag kein Soli-Armband.
    Jeder, der es wagt, eine für ihn (und wahrscheinlich viele andere) wichtiges Thema einzutreten, indem er tut, was er kann (in diesem Fall schreiben), verdient einen Orden - per se. Ohne Blick auf das Ergebnis.
    Das Ergebnis, freilich, mag sub-optimal ausfallen. Das liegt dann oft daran, daß wohl entweder der Autor in diesem Feld ungeübt/unerfahren war oder eventuell zu ängstlich darauf bedacht, daß seine Botschaft( :diablo: ) auch tatsächlich verstanden wird.


    Ja, okay, ich übertreibe ein wenig. Ist n Aufreger für mich.


    Was den letzten Rant angeht, ist die kleine nicht n Troll? Zumindest kommt es so rüber. Wenn andere dein Zeug kritisieren, hättest du es lieber nicht gepostet? Häh?!
    Anstand die herrliche (konstruierte) Vorlage aufzunehmen und darüber zu schreiben, welche 'Kritiken' man ernst nehmen kann und welche man getrost ignorieren kann, Öl ins Feuer gießen? Wie alt sind wir hier? 13? Sorry, geht jetzt nicht gegen Jugendliche, ihr wißt, denke ich, wie ich das meine.
    Man soll nur veröffenltichen, wenn man seinen Schaffenszenit erreicht hat? Wie bitte? Sicher, es gibt ne MENGE Zeug, das besser nie das eLicht des Internet erblickt hätte, aber wem's gefällt? Tut's jemanden weh? Ist es Schund, lies es nicht zuende und jammere nicht über die verlorene Zeit. Damit verschwendet man wirklich Zeit. Aus schlechten Geschichten kann man lernen? Aber Hallo! Nicht nur, wenn wir sie lesen, sogar, wenn wir sie schreiben.
    Und überhaupt, woher kommt Lims seltsame Definition von 'Fantasy'? Etwas flach. Fantasy ist scheinbar nur, was nach HdR oder HP riecht?
    Man möge sich da bitte die offizielle Definition von 'Phantastik' zu gemüte führen. Wenn ich das schon höre - äh, lese: "true fantasy" blerch!


    Eine Geschichte ist, was wir erzählen. Wir wollen unterhalten, erstaunen, verblüffen, erhellen, provozieren, schockieren und die Welt bereichern. In unterschiedlichen Bestandteilen, nicht immer ist alles enthalten und die Wertigkeiten variieren mitunter. Das 'Genre', Krimi, SyFy, Phantastik, Horror, was-auch-immer - dast ist unsere Palette, mit der wir das Bild malen! Was drin ist, tun wir, die Autoren, hinein. Was gesehen wird, liegt beim Betrachter. Was daraus wird, zeigt die Zukunft.


    Wie auffällt stimme ich Gwens Kommentar fast ausnahmlos zu. Warum übersetzt man das Zeug überhaupt? Achja! :diablo: Aus Fehlern wird man klug und schlau und auch schlechte Texte können uns etwas lehren.


    Ich mag übrigens Fanfics. Manche sind gut, viele sind grauenhaft. Oft sind Amateure am Werk, deren Fehler uns als Beispiele gereichen. Ich schrieb selbst Fanfics. Ist kein Geheimnis, steht auch auf meiner HP. Hab sogar mit einem anderen (guten) Fanfic-Autor zusammengearbeitet und wir haben eine Zeit lang wechselseitig interagierende Geschichten geschrieben. Ist leider mit dem Tod der Community-Page auch gestorben...


    Ich habe fertig.

    - "To make an apple pie from scratch you must first invent the universe." Carl Sagan

    - "Mehr pseudo als Mary geht nicht."

  • Eben fiel mir auf, dass ich es total hilfreich fände, wenn du in deinen Übersetzungsposts den jeweiligen Original-Rant verlinken könntest.

    Ist gebonkt.


    Ich habe mich nämlich gefragt, was da statt "Rotze" wohl im Original stand

    Sucky, sucks und suck. Im Deutschen hätten Mist, Kacke und Scheisse es auch getan, aber ich fand das kindliche Wort "Rotze" ganz passend. ;D



    Oder möchtest du z. B. nicht, dass die Betreiber:innen der Archiv-Seite über eingehende Links vom WB-Forum darauf aufmerksam werden könnten, dass hier Übersetzungen stehen?

    Ich habe keine Ahnung, ob es jetzt mit Curiosity Quills Stress gibt. Wir werden sehen. Die haben aber keine Erlaubnis von Limyaael, das schreiben sie selber und Web Traffic von uns macht sie bestimmt happy. :)
    Die ersten 106 Fantasy Rants sind nur noch auf Curiosity Quills zu lesen, soweit ich weiss. Erst ab Rant #107 ("Secret Groups") von März 2004 gibt es war auf Limyaaels Blog zu lesen. Ich weiss nicht, ob sie ihre ersten 100 Rants aus Scham entfernt hat oder ob Livejournal nach X Jahren alte Posts liquidiert. Aber ersteres scheint mir fast wahrscheinlicher, es sei denn, Livejournal macht solche Liquidierungen nicht rund um die Uhr, sondern irgendwann im Februar vielleicht.
    Die Rants auf Limyaaels Blog haben auch Kommentare drunter, also eventuell verlinke ich dann das Original. Weiss ich noch nicht, einfach weil die ältesten Rants am weitesten hinten sind...aber so gross ist der Aufwand auch nicht. Ob ich die Diskussion in den Kommentaren auch übersetze, weiss ich noch nicht...manche der Diskussionen sind suuuupercool -- jedenfalls in meiner Erinnerung.




    Ich hab die beiden Rants kochend gelesen. Nein, ich stand nicht wieder am Herd, ich meine tatsächlich kochend.

    Vor Wut? Wegen Limyaael?



    Geschichten, die rein aus Gründen der Unterhaltung erzählt werden - da fallen mir spontan wenig ein, vllt Biss zur Großen Pause oder wie der Vampir-Schund heißt... , fand ich eigentlich fast immer nährwertarm und uninteressant.

    Oooh. Da muss ich dir wohl la donna pietra's fantastisches Essay "On the Origin of Sparkles" zeigen. Und vielleicht sollte ich es für das Forum auch übersetzen? Jedenfalls habe ich dadurch gelernt, dass der Twilight-Hype wohl daran lag, dass die Bücher ihrem zumeist weiblichen, jungen Publikum eine ziemlich wichtige Idee über Beziehungen auf den Weg gegeben haben.




    Ich weiß nicht, was die Frau so alles liest, ihr Urteilsvermögen scheint dadurch nicht profitiert zu haben. Auch, wenn diese 'Rants' als 'persönlich' etikettiert sind (lachhaft, wenn ihr mich fragt), stehen sie doch öffentlich und sind daher eben nicht mehr nur persönlich.

    Naja, ein Picknick im Park ist auch öffentlich. Trotzdem verbietet der Anstand an solchen "öffentlichen Veranstaltungen" ungebeten teilzunehmen. So ist das auch im Netz mit Dingen, die semi-privat sind, aber:


    Ich bin ehrlich sauer, daß sich jemand herausnimmt, so einen M'&§$% öffentlich als eine Art Ratgeber hinzustellen.

    das eigentlich nervige ist nicht, dass eine junge Schreiberin amateurhaft Fantasy-Rat geben will. Das ist (aus meiner Sicht) genauso verständlich wie amateurhafte Fanfiction zu schreiben.
    Was aber traurig (und imho sehr kritisch zu sehen) ist, ist das namhafte und riesige Science-Fiction-und-Fantasy-Communities wie tvtropes diese Rants als das Nonplusultra des Schreibens hinstellen. Wir haben es heutzutage mit einer Art "Kunst-Analphabetismus" in der Nerd-Kultur zu tun, wo es eine riesige Schere gibt zwischen den Leuten, die z.B. den Aufbau von Narrativen verstehen und für die Film-Industrie oder in der Buch-Industrie arbeiten und den typischen Fans, die das Handwerk zu verstehen glauben, aber ein Fall für den so genannten Dunning-Kruger Effekt sind. :(



    Zunächst mal, niemand schreibt irgendwem bitte vor, was er oder sie zu schreiben hat - oder wie - oder warum. Punkt. Imperativ.

    Ich verstehe die Frustration, aber Limyaael war ja 1. eventuell sehr jung, als sie das geschrieben hat (es ist mehr als 16 Jahre her und sie hat diese ersten Rants nicht mehr auf ihren drei Blogs und 2. ist sie vielleicht einfach in einer Kultur aufgewachsen (z.B. in den USA) wo die Leute dauernd Vorschriften machen und der Imperativ quasi zum guten Ton gehört. So scheusslich das ist.
    Wir kennen die Situation nicht und wir kennen den Menschen nicht und es ist mir zutiefst unangenehm, da mit dem Finger zu wedeln und zu urteilen. Viel besser ist es da doch, obsessiv jeden einzelnen der Essays durchzulesen und einen Gegen-Essay zu schreiben. :pfeif:



    Jeder, der es wagt, eine für ihn (und wahrscheinlich viele andere) wichtiges Thema einzutreten, indem er tut, was er kann (in diesem Fall schreiben), verdient einen Orden - per se. Ohne Blick auf das Ergebnis.

    Hm. Also Schreiben ist anstrengend und es ist schon gemein, wenn Leute sich als Pförtner:in hinstellen. Aber wir könnten ja auch zu Limyaael sagen, dass sie einen riesigen Aufwand betrieben hat, um diese Rants zu verfassen und dazu einen Orden verdient. Mehr als 400 Essays, ohne Blick auf das Ergebnis, sind ein Aufwand.
    Und Orden zu verteilen ist halt auch kompliziert, weil jeder Orden in gewisser Weise die Abwesenheit eines Ordens markiert. Die, die nicht schreiben, bekommen ja keinen Orden... Also ist der Orden, der so schnell verteilt wird, gleichzeitig ein Merkmal von Leistung (also gibt es definitiv einen Leistungsdruck, selbst wenn er subtil ist) aber auch ...sehr wenig Leistung gibt bereits Belohnung. Und wird dann grosse Leistung mit grossen Orden belohnt? Kann sich jemand wie Limyaael hinstellen und Fantasy-Rants schreiben, damit wir wissen, wie wir von kleinen Orden zu grossen orden kommen? ;)
    Oder umgekehrt, wir wollen gleiche Orden ungeachtet der Leistung und verbieten grosse Orden. Dann lebt der grosse Orden entweder unausgesprochen weiter ("ich habe zwar keinen echten Orden, aber ich bin stolz, denn ich weiss, dass ich mehr geleistet habe") oder wir ignorieren in der Tat jede grosse Leistung und zelebrieren das Schreiben, dass mehr ist als Nicht-Schreiben aber niemals (oder immer) "grosse Literatur". Klingt auch falsch gedacht.


    Klar, ich nehme dich hier ernster, als du es gemeint hast. ;D Aber der Punkt ist, was Limyaael tut indem sie Leuten beim Schreiben helfen will ist in der Sache nicht falsch. Das Problem ist die verkorkste Umsetzung. :lol:



    Was den letzten Rant angeht, ist die kleine nicht n Troll? Zumindest kommt es so rüber. Wenn andere dein Zeug kritisieren, hättest du es lieber nicht gepostet? Häh?!

    Nein, sie sagt nicht, dass Leute, wenn sie kritisiert werden ihre Texte löschen sollen.
    Wer den Rant genau liest (zum Beispiel ohne zu Kochen) erkennt, dass ihr eigentliches Argument lautet, dass Leute Kritik ernst nehmen sollten, nicht gemein auf Kritik reagieren sollten und ihre Geschichten nur dann im Netz veröffentlichen sollten, wenn sie sich wirklich Mühe dabei gegeben haben und das sie selbst dann erwarten müssen, kritisiert zu werden und dabei eben einen kühlen Kopf bewahren.


    Aber selbst die Beispiel-Rezensionen von Limyaael sind einfach abstrus und ich finde es ulkig, dass Lim sich nicht mehr Mühe gab und in ihrem Rant damals einfach sagte: "Leute, solche Kommentare müsst ihr nicht beantworten. Niveau ist keine Creme." und stattdessen stellt sie sich auf die Seite dieser teils lachhaft kleinlichen und unhilfreichen und aggressiven Rezensionen. Der Essay ist aber von 2004 oder so, also war damals evtl. "trolling" noch kein Begriff und wer weiss, in welchem Alter und mit wie viel Lebenserfahrung sie diesen Quark schreibt. :)



    Ich bin ansonsten neugierig, wie Lim's Position sich im Laufe der Zeit wandelt. Ich glaube, da warten auch noch gute Ideen auf uns. ;D

  • An sich brauche ich meinen Senf dazu gar nicht mehr dazu zu geben, weil schon viel dazu gesagt wurde. Ich habe es aber auch so in Erinnerung, dass es noch weitere Rants gibt, die sich auf deutlich höherem Niveau bewegen, auch wenn es sein kann, dass mich meine Erinnerung trügt. Wobei ich zugeben muss, dass mich die mit der Botschafts-Fantasy und mit den weiblichen Figuren vor zehn Jahren auch deutlich mehr überzeugt haben als sie es heute tun. Irgendwo scheint sich meine Einstellung an manchen Stellen doch deulich mehr geändert zu haben, als ich das direkt merke, dabei schreibe und bastle ich doch immer noch am selben, guten alten Sillaris herum. ;)


    Es gibt sicherlich viele schlechte Fanfictions, meistens vermutlich, weil die Autoren (noch) nicht wissen, worauf es beim Schreiben ankommt und manchmal vermutlich auch, weil es sich um Leute handelt, die ihre Stärken nicht im Umgang mit Sprache haben, aber trotzdem ihre Gedanken teilen wollen. Beides finde ich absolut nicht so verwerflich, dass es bedeutet, dass diejenigen Beleidigungen ertragen müssen. Ich habe da eine ganz einfache Vorgehensweise: Wenn ich eine Fanfiction zu schlecht finde, lese ich nicht weiter, fertig.
    Kommentare wie den ersten in Limyaaels Rant sieht man aber öfter und bei sowas ist es meiner Erfahrung nach gerade völlig sinnvoll, sich mit der Kritik umd demjenigen, der sie ausspricht groß auseinanderzusetzen, weil das dort vorhandene Geschichts- und Frauenverständnis mehr auf Vorurteilen als auf der Realität beruht und solche Leute lassen sich üblicherweise durch Argumente auch nicht umstimmen. (Auch etwas, was ich früher versucht habe, wofür mir inzwischen aber meine Zeit zu schade ist. ;)) Und wer mich beleidigt, hat es sowieso nicht verdient, dass ich meine Zeit an ihn verschwende.


    Wobei ich sagen muss, dass ich selbst noch keine Erfahrungen mit so etwas gemacht habe. Meine Fanfictions wecken (genau wie meine Silaris-Texte) meistens nur sehr wenig Aufmerksamkeit, aber diejenigen, die es lesen, finden es ganz okay und meine Pferdegeschichte, die ich schon seit längerem für ein anderes Forum schreibe, kommt im Großen und Ganzen sehr gut an und es kommen immer mal wieder Leute dazu, die erzählen, dass sie die über 100 000 Wörter in einem Rutsch durchgelesen haben und jetzt auf mehr warten. Wenn man in der Materie drin ist, ist so etwas aber auch wesentlich einfacher und mit weniger potenziellen Kontroversen versehen, als Fantasy, würde ich mal behaupten.

  • Quote from Gwen

    Jedenfalls habe ich dadurch gelernt, dass der Twilight-Hype wohl daran lag, dass die Bücher ihrem zumeist weiblichen, jungen Publikum eine ziemlich wichtige Idee über Beziehungen auf den Weg gegeben haben.

    Welche? ??? Dass Stalking romantisch ist?

  • Wobei ich sagen muss, dass ich selbst noch keine Erfahrungen mit so etwas gemacht habe. Meine Fanfictions wecken (genau wie meine Silaris-Texte) meistens nur sehr wenig Aufmerksamkeit, aber diejenigen, die es lesen, finden es ganz okay und meine Pferdegeschichte, die ich schon seit längerem für ein anderes Forum schreibe, kommt im Großen und Ganzen sehr gut an

    Oh. Cool. :) :thumbup:

    Welche?

    Das Frauen, egal wer sie sind, nicht nur einen gerechtfertigten Anspruch auf Liebe und Aufmerksamkeit haben, sondern, dass sie sich keinem Zwang oder Druck beugen müssen. Das nur Männer, die dich (nicht gebunden an Bedingungen) lieben, es wert sind. Und vieles mehr. Aber du hättest auch den Essay lesen können, der ist sehr gut. :P

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