Ich will wieder basteln, am liebsten viel und ausgelassen.
Ich warte zwischen kleine Lagerhütten aus Sperrholz und gewachstem Stoff, die sich um eine lange Halle zingeln, aus deren vier niedrigen Backsteinschronsteinen dünner Rauch in den heiteren HImmel qualmt. Für einen Militärindustiestandort finde es ziemlich friedlich, dennoch sind mir die Außenmauern mit den großen gelben Katzenaugen suspekt.
Ein graziles Gittertor schwingt hinter mir auf und meine heutige Betreuerin Imke, eine lange, sehr dünne Frau, stürzt heraus. Sie ist leicht außer Atem und stützt sich auf ihren Knie ab. "Entschuldigung, dass ich zu spät bin." Die Katzenaugen beobachten uns genau als sie mir die aufgerollten Wabenbänder in den Lagern zeigt. Ich verstehe warum das hier das Wächserviertel ist: Rosenbienenwaben mit leicht rosafarbenen Wachs, dichtzusammengestauchte Dronenwaben aus denen viel Wachs gewonnen werden kann und Gifthummelwaben mit großen quardatischen Löchern die leicht zusammenklappen.
Vor der langen Halle hört man schon das muntere Gelächter darin, doch auf die feuchte Hitze und den pikant-dominanten Geruch beim Eintreten, war ich nicht gefasst. Die Halle war dunkel und nur von Kerzenlicht und dimmer Glut beschummert. Viele flache Kessel, Wachswarben und Säcke standen umher. Nachdem ich nett begrüßt wurde und Imke mit ein paar KollegInnen scherzte, zeigte sie mir ihren Arbeitsplatz. Sie setzte sich an einen Kessel, schob ihn in die Glut und band sich ein weißes Tuch um den Kopf. "So, jetzt können wir anfangen." sagte sie nach einer guten Weile. Sie füllte den Kessel wieder bis zur Markierung mit Wachs und warf Nachtblaues Pigment aus einem Sack hinein. Dann wog sie drei "Gewürze" ganz genau auf einer kleinen Messingwaage ab und trug die Werte in ein Büchlein ein, bevor sie die Pulver auch in den Kessel warf. Schließlich begann sie mit dem Kerzenziehen. Sie erklörte mir, dass die Würzung kuminarisch-magisch ist und jede hier gefertigte Kerze einen Wirkung hat. Ich war verwirrt. Sie grinse und entzündete eine der frischen Kerzen. Offensichtlich hatte sie sich darauf schon gefreut. Als sie die Kerze auf den Boden setzte gab der Boden nach, als wär sie auf ein Kissen gestellt worden. Noch bevor ich meine Verdutztheit überwunden hatte, merkte ich wie auch ich einsank wie auf einer Bettdecke. Imke lachte beim Anblick meines sicher sehr lusitgen Blicks. "Ein Nachtlicht, damit die Soldaten auch ohne Lager sicher und weich schlafen können", erklärte sie. Der beruhigende Geruch und die Wärme sollen wohl auch zum Schlaf beitragen, aber hier drin konnte ich nichts feines riechen und warm war es ohnehin.
Ich bedankte mich bei Imke für die Führung, doch bevor ich mich verabschieden konnte, band sie mir eines der weißen Kopftücher um. Sie meinte, dann wüssten die Offizierten mit wem sie es zu tun hätten. Tatsächlich wurde meine Kopfbedekung komisch beäugt als ich die Mauern verließ und auf Untermissonara Kirling wartete. "Ich sehe sie haben die Manufaktur besucht." sagte sie ohne mich zu Begrüßen. Sie wusste offensichtlich genau wer ich war; die Pupillen der Katzenaugen waren diebische Schlitze. Sie führte mich zu einem Kasernengelände einige Minuten entfernt. Dort befahl sie einem Soldaten den Grobert zu holen.
Grobert schlurfte heran wie ein Schrank, naja vielleicht eher wie zwei Komoden. Seine kleinen Augen waren von Brauen umkranzt und das schüttere Haar gab eine fleckige Stirn preis. Er wirke wie ein stiller, aber freundlicher Geselle mit viel Erfahrung. Er sei ausgebildeter Pionier und hätte schon mehrere Kriegseinsätze erlebt, wurde mir gesagt. Ich wurde zur Rüstkammergebracht wo Grobert seine Ausrüstung anlegte und die Frau Untermissionara mir dieser erklärte. Ich sah auch einige minzgrüne Kerzen, die sicherlich von Imke und ihren Kolleg*innen gefertigt wurden.
Bei einem Übungsgelende angekommen, wurde Grobert befohlen zu zeigen was er kann. Stahlmesser in beiden Händen schlägt er sich durch Holztüren und Geäst, erklimmt eine Etage in Windeseile. Oben angekommen steckt er seine Messer weg und entpackt eine aprikofarbene Kerze, die er entzündet und in beiden Händen hält. Er schleicht vorsichtig um ein paar Ecken. Langsam, langsam. Und plötzlich stößt er seine Lippen zur Kerzenflamme und ein höllisches Inferno sprüht aus seinen Mund. Ich zucke zurück, selbst von 20 Metern Entfernung spüre ich die Hitze. Der Raum vor ihm brennt lichterloh und die Pappaufsteller sind umgestoßen von dem heißen Luftstoß. "Drachenfeuer", sagt meine Führerin knapp. Ich sehe zu wie der Raum verkohlt.
Frau Kirling begleitet mich noch zur Kantine. Sie bezahlt mir das Essen mit einem Onyx-Taler und wir schweigen. Ich nehm das gar nicht richtig wahr. "Ja, das ist die Armee", denke ich mir und nehme das weiße Kopftuch ab.
Huch, eigentlich wollte ich nur ein Imperium, dass auf Honig aufbaut, basteln. Ist irgendwie sehr narrativ und honigarm geworden. ^^
Schön wieder zu basteln.