Sklaverei in Durgiana und Cisgiana in präbalianischer Zeit
Sklaverei in Datelia
Das präbalianische datelianische Reich baute auf die Arbeitskraft von Sklaven, die großteils durch Expansionskriege als Kriegsgefangene genommen wurden. Der großte Teil davon wurde in der Nahrungsmittelproduktion eingesetzt, aber natürlich auch überall sonst.
Die vorherrschende Religion ist die des datelianischen Götterpantheons; alle Menschen, die in ihrem Leben Schuld aufgeladen haben, kommen ins Jenseits und müssen dort den jeweiligen Göttern als Schuldsklaven dienen, bis ihre Schuld abgearbeitet wurde (das wird von den Priester*innen auch gerne berechnet, "600 Jahre Sklavenarbeit bei Amiphas für Betrug" oder so. Die Götter handeln aber auch mit ihren Sklaven untereinander. Wer im Jenseits versucht, zu fliehen, dessen Schuld wird verdoppelt, aber das ist noch die bessere Alternative, sagen die Priester*innen, denn als höhere Strafe werden manche als Geister auf die Erde geschickt, dazu verdammt, das Geschehen der Welt passiv zu betrachten, mit all seinen Schrecken, ohne eingreifen zu können, oder auch nur darüber sprechen zu können. Das gilt allgemein als die höchste Strafe der Götter. Wer schließlich die Schuld abgearbeitet hat, wird dadurch erlöst, endlich wirklich sterben zu dürfen - dann geht der Rest der "seelischen Substanz" einfach nur in den Pool zurück - in einer Variante, meist wird nur betont, durch den endgültigen Tod erlöst zu werden.
Es ist möglich, einen Teil der Schuld bereits im irdischen Leben abzuarbeiten, nämlich als Schuldknecht / Sklav*in der Tempel. Auch diese können ihre Sklav*innen handeln, aber nur zwischen Tempeln, denn sie müssen ja ihre Schuld für die Götter abarbeiten - wenn jemand für eine andere Gottheit arbeitet, dann ladet sich die Gottheit selbst im Jenseits Schulden auf bei der Gottheit, der die Sterbliche tatsächlich etwas schuldet. Irdische Sklavenarbeit ist vermutlich "weniger wert" als jenseitige, demnach versuchen Tempel eher, ihre Sklav*innen an andere Tempel abzugeben, aber natürlich brauchen sie alle Arbeitskraft.
Sklaven aus unterschiedlichen Spezies
Der Norden Durgianas ist eine relativ unwirsche Gegend; das datelianische Reich hat sich dorthin nur so weit ausgebreitet, wie es musste, und sich mehr darauf verlassen, von den jeweiligen anderen Nationen Tribut zu verlangen - überwiegend in menschlichen Sklaven, da deren Wert höher ist. Das hat mehrere Gründe:
- Tempel akzeptieren offiziell nur menschliche Sklaven, da andere Spezies im Jenseits nicht den Göttern gehören, sondern anderen Mächten. Inoffiziell nehmen sie eh alles, aber wer seine eigene Schuld durch die Gabe von Sklaven abbezahlen will, braucht aus religiöser Sicht Menschen.
- Mislirni und Orks haben teilweise unheimliche, schwer zu kontrollierende Magie. Bei Menschen ist die Metallmagie meist irrelevant, da sie im untrainierten Zustand zu schwach ist, und Eisenwerkzeuge (die potentiell dann doch gefährlich wären) hat kaum jemand.
- Mislirni-Pilz ist kompliziert, daher ist es schwierig, Mislirni-Sklavinnen mit Nachwuchs zu bekommen
- an Orks heranzukommen ist sowieso schwer, und die orkischen Nationen im Süden sehen es außerdem nicht gern, da sie Orks als den Menschen klar überlegen ansehen.
- Orks nehmen umgekehrt gerne im großen Stil menschliche Sklaven an, was den Wert steigert.
In den Nordregionen führt das teilweise dazu, dass sich das datelianische Reich mit kleinen Mislirninationen verbündet, sich aus diesen Söldnerinnen rekrutiert und die menschliche Bevölkerung als Tribut verlangt. Dieses Bündnis währt lange. Über Jahrhunderte bewachen Mislirni die Handelsrouten ... bzw. die eine große Handelsroute nördlich des Gebirgshauptkamms.
Sklavenhandel über die Südroute (Datelia -> Krwk -> Itsht -> Heraieh)
Die Orks habe ich schon erwähnt. Zur selben Zeit, als das datelianische Reich sich über Durgiana ausbreitet, tut am Südkontinent, bzw. an den Inseln zwischen den Kontinenten, das Reich von Heraieh das selbe. In diesem Reich ist der Seehandel entlang der Inseln und Küsten zentral; abseits der Küsten endet die Zivilisation sowieso.
Heraieh ist zwar auch durch Kriege groß geworden, transformiert sich aber über die Jahrhunderte eher in ein Handelsimperium. Der Nachschub an Sklav*innen/Kriegsgefangenen wird auf Nachbarstaaten ausgelagert, die diese wiederum auslagern - und so kommt es zu der großen Südroute, die über mehrere hundert Jahre zu einem bestätigen Strom aus versklavten Menschen vom Nordkontinent (Durgiana) bis auf den Südkontinent (Cisgiana) führt.
Heraieh kauft bei Händler*innen aus dem Norden. Diese kriegen ihre Sklaven per Seehandel - entlang der Küsten, durch Handelszentren wie Und, Ŗumtoŗod, Bhāchfoŗod, und schließlich - nach der schwierigen Inselroute zwischen den Kontinenten - aus Itsht , einer Handelsnation die an einem kleinen Stück fruchtbaren Land am sonst ziemlich öden Südosten Durgianas angesiedelt ist. Relativ reich an Rohstoffen allerdings, aber in erster Linie lebt Itsht vom Sklavenhandel. Woher kriegt Ithst nun die Sklaven? Von orkischen Barbaren aus der Wüste. Und die wiederum "kaufen" bei den Menschen - sie verlangen Tribut von den ihnen militärisch unterlegenen Staaten der Region südlich des datelianischen Reiches, allen voran von den Tortiniern, Bolaviern und Xilven. Diese leisten auch immer wieder militärischen Widerstand, aber die Orks von Krwk verstehen es durchaus auch, ihre Nachbarn gegeneinander auszuspielen, und sie werden für ihre Dienste aus dem Süden reich belohnt.
Ithst ist von den krwkischen Orks abhängig, und das ist ein gefährliches Spiel. Zuweilen wird Ithst auch von den Söldner*innen erobert, aber am System ändert sich dabei nicht so viel; die herrschende Klasse ist dann eben eine andere, aber diese wollen ja selbst wieder profitieren und schicken wieder Söldner*innen nach Norden.
Aber Datelia liegt ja noch einmal ein Stück weiter im Norden, wie kommt es also, dass die große Südroute des Sklavenhandels bis dort hin reicht? Nun, das liegt vor allem daran, dass die "Buffer-Länder" den Orks nicht wirklich etwas entgegenzusetzen haben, und sich mehr oder weniger damit zufrieden geben, Tribut zu zahlen - aber nicht nur Tribut in Sklaven, sondern auch in Versorgung der orkischen Soldat*innen für Kriegszüge noch weiter nach Norden. So kommt es, dass die Kriegsfront zwischen den Orks (denn der Name, den die Menschen für diese haben, leitet sich von "Krwk" ab, der Festung dieser Invasoren) und dem datelianischen Reich immer weiter nach Norden rutscht, gefährlich nahe heran an die Hauptstadt Datelia selbst.
Und um die Invasoren abzuhalten, noch weiter vorzurücken, wird eben Tribut gezahlt - in Form von Sklaven... hier kommt auch wieder Religion hinein: Wenn die Schuldsklav*innen, die für Gottheit X ihre Schuld abarbeiten, an Orks verkauft werden, dann stehen diese Orks nun selbst in der Schuld von X... und Datelianische Priester*innen hoffen darauf, dass diese metaphysische Schuld die verhassten Feinde irgendwann umbringt. Es gab also sogar religiöse Motivation dafür, Sklav*innen nach Süden zu verkaufen, nach der selben Logik, die bereits der Sklavenhandel zwischen den Tempeln in den Jahrhunderten etabliert hatte.
Folgen
Das ganze spielt sich über Jahrhunderte ab, wobei die Orks erst unmittelbar vor der balianischen Ära so weit nach Norden dringen, dass sie eine Bedrohung für Datelia selbst darstellen. In den Gebieten, die von den Krwk-Orks beherrscht werden, gibt es regelmäßige Aufstände bzw. Versuche, die Invasoren abzuschütteln. Genau in diese Region wird Balianas hineingeboren (höchstwahrscheinlich mit einem orkischen Elternteil, so vermuten atheistisch gesinnte Historiker*innen blasphemischerweise) und damit fällt das System zusammen, und Krwk geht unter.
Die Südroute hatte bis dahin aber eine riesige Zahl Sklav*innen nach Süden transportiert, hauptsächlich Menschen, aber auch Mislirni, aus allen möglichen Gegenden Durgianas. Das führt dazu, dass an vielen "Zielorten" die Bevölkerung am Ende sogar mehrheitlich menschlich ist - und dadurch ergibt sich eine andere Ausgangslage für spätere geschichtliche Entwicklungen. Es gab zwar am Südkontinent bereits davor Menschen, aber das waren eher vereinzelte Stämme in abgelegenen Gegenden.
Das postbalianische Datelia macht mit der bisherigen Form des Sklavenhandels Schluss, allerdings vor allem mit dem der Orks - Krwk wird erobert, und die militärische Expansion geht schließlich sogar bis Itsht, wodurch dieses letztlich tortinischsprachig wird (heute noch: Icsbor). In der balianischen Zeit zerfällt das Reich allerdings auch in viele Nachfolgestaaten, darunter das bolavisch-tortinische Reich (in dem die Bodnische Kirche dominiert), das Reich von Axs (eine Feudalgesellschaft mit Metallmagie-Adel), und viele mehr.