[Gemeinschaftsprojekt] WBO 2006

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    Weltenbastlerolympiade 2006


    Tierart
    Aufgabenstellung: In kalten Hochmooren leben sie. Sie kommen mit nur wenig Sauerstoff aus und scheiden ein giftiges Sekret aus.
    Jury: Shay, Heinrich

    TeilnehmerBeitrag
    GoldRoninDie große Torfspinne
    SilberTaipanDer Jaur-Faltenmolch
    BronzeSturmfaengerDie Vesswürmer
    weitereAlcarinqueDie Kaiserlibelle
    GomeckDer Rotrücken-Lurch



    Tracht/Kleidung


    Aufgabenstellung: Es gibt in einem Land/Gebiet der Welt eine bestimmte Tracht, die schon mehrfach zu Unfrieden unter den dort ansässigen Weltenbewohnern geführt hat. Wie sieht diese Tracht aus, und warum ist das so?
    Jury: Shay, Sturmfaenger

    TeilnehmerBeitrag
    GoldGomeckKejdun-Fest
    SilberTaipanDiniseder Tracht



    Regionale Spezialität


    Aufgabenstellung: Zu einem besonderen Anlass bereitet ein Bergvolk ein Menü, dessen Hauptspeise aus süßen Früchten bereitet wird. Als Abschluss wird ein Brei aus den Körpersäften eines Tieres und einem Getreide hergerichtet.
    Jury: Ehana, Khouni

    TeilnehmerBeitrag
    GoldSturmfaengerTemmca und Belcume
    SilberRoninRituelle Todgang-Jagdspeise
    BronzeGomeckTijai Sumbeiku



    Pflanzenart


    Aufgabenstellung: Nur selten findet man diese Heilpflanze (kein Pilz!), die als Schmarotzer an Bäumen vorkommt. Doch Vorsicht, die falsche Anwendung kann leicht zu schwersten Vergiftungserscheinungen führen, wenn man nicht auf das Wetter achtet!
    Jury: Gomeck, Rhaikan

    TeilnehmerBeitrag
    GoldSturmfaengerBecherkraut
    SilberTaipanSihsetrahaar
    BronzeRoninSchauerfaden



    Handelsware


    Aufgabenstellung: Das Material wird von der Wasseroberfläche gefischt und daraufhin in eigens dafür erbauten Anlagen weiter verarbeitet. Die Ware wird für Schmuck und/oder Kleidung verwendet.
    Jury: ???

    TeilnehmerBeitrag
    GoldSturmfaengerDie buntgefärbten Schmuckfedern



    Gesetz


    Aufgabenstellung: Vor längerer Zeit gab es ein Diskriminierungsgesetz, das durch überlegene Technik des einen Volkes über das andere gewachsen ist. Die Absetzung dieses Gesetzes verlief allerding erstaunlich friedlich.
    Jury: Shay, Heinrich

    TeilnehmerBeitrag
    GoldTaipanNadaroster Bindin-Schutzgesetz
    SilberSturmfaengerDas Erste Wort des Oktrats



    Nicht-religiöser Feiertag


    Aufgabenstellung: Jedes Jahr findet zweimal aufgrund eines historischen Ereignisses geologischer oder astrologischer Ausprägung eine Feier statt, bei der die Farbe Grün eine nicht unwichtige Rolle spielt.
    Jury: Ehana, Gomeck

    TeilnehmerBeitrag
    GoldSturmfaengerMalachiton und Kupfertag
    SilberTaipanChuilauf von Eno Carrita
    BronzeShayGrünmeerfest



    Städtisches Wahrzeichen


    Aufgabenstellung: Das Wahrzeichen dieser Stadt ist (durch) ein Tier (entstanden), das den Verlauf der Stadtgeschichte entscheidend geprägt hat. Trotz, oder gerade wegen seines großen Einflusses findet sich das Tier allerdings nicht auf dem Stadtwappen wieder.
    Jury: Ronin, Heinrich

    TeilnehmerBeitrag
    GoldSturmfaengerDer rote Ring
    SilberAlcarinqueDer Rehtempel
    SilberTaipanDie goldene Kröte
    weitereGomeck
    Der Baum
    ShayDie Lämmer von Talessa



    Gilde/Verein/Bündnis


    Aufgabenstellung: Bei diesem Bund haben sich recht skurrile Gestalten zusammen geschlossen, um sich gegen Verleumdungen und Hetzjagden zu wehren. Inzwischen ist der Bund als politische Gruppe anerkannt und geachtet.
    Jury: ???

    TeilnehmerBeitrag
    GoldSturmfaengerDie Idha
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    Die große Torfspinne
    © Ronin


    Vorkommen:
    Die große Torfspinne bewohnt die Hochmoore der eher kalten Hochplateaus und Hänge des Kraterwalls. Je feuchter und regnerischer eine Region, desto mehr bevorzugt die Spinne sie. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet waren die Wallberge im jetzigen An-Nesha und Königreich Ra; im Lauf der Jahrtausende hat sich die Torfspinne jedoch über den gesamten, kontinentalen Wall ausgebreitet. Ihren Namen hat das Tier von den ersten Torfstechern im Königreich An-Nesha bekommen.


    Körperaufbau/Habitus:
    Wie so viele andere als Spinnen bezeichnete Tiere Steinfalls ist auch die große Torfspinne kein echter Arachnoide, so verfügt sie über zehn Beine, ein Skelett im Inneren des Körpers und keinerlei Spinndrüsen. Der Körper des Tieres ist zweigeteilt. Das annähernd eiförmige, vordere Segment umfasst die Sinnesorgane und das Gehirn, die Mandibeln und die Beine. Es hat einen Durchmesser von etwa einem Meter bei einem ausgewachsenen Tier. Das Hinterteil birgt den Verdauungstrakt und die Geschlechtsorgane. Es ist etwa ein Drittel so groß wie das Vorderteil. Beide Körpersegmente sind mit einer relativ dünnen und empfindlichen Haut bedeckt, die wie dunkelbraunes Pergament wirkt. Am Vordersegment hat die Spinne unzählige hauchdünner Haare, die Teil des Sinnesapparates sind. Die Beine erwachsener Torfspinnen werden bis zu drei Meter lang und verfügen über zwei Kniegelenke, was sie relativ empfindlich macht, dem Tier jedoch erstaunliche Lauf –und Standstellungen ermöglichen. Diese Glieder sind relativ dünn und nur mit einer sehr dünnen Haut bedeckt. Auch hier finden sich die Sinneshaare, konzentriert auf die Gelenke. Die Struktur der Beine ist eigenartig porös und löchrig. Die Erklärung liegt in den Symbionten der Spinne, die in den Beinen leben. Die poröse Beinstruktur wird aber im Lauf der Zeit auch von den verschiedensten Moorpflanzen- und Moosen parasitisiert, was ihnen mitunter das Aussehen von Ästen und Wurzeln verleiht.
    Das kreisrunde Fressorgan des Tieres wird von einem Paar sehr beeindruckender, kräftiger und rasiermesserscharfer Mandibeln geziert. Das bewegliche Maul selbst verfügt über eine Reihe winziger, sehr scharfer und schnell nachwachsender Schneidezähne.
    Die Torfspinne ist ein Lungenatmer. Die Lunge nimmt als Organ den größten Teil des vorderen Körperteils ein und ist ein hocheffizientes Speicherorgan. Eine Torfspinne kommt in sehr dünner Luft gut zurecht, ebenso wie sie lange Zeit (Bis zu 30 Minuten) die Luft anhalten kann. Diese Fähigkeiten prägen auch das Jagdverhalten der Torfspinne.


    Sinnesorgane:
    Die Torfspinne verfügt über ein Paar Augen, die im Verhältnis zum Körper relativ groß sind. Sie befinden sich jeweils auf den Seiten des eiförmigen Vordersegmentes. Auf irdische Menschen mögen sie wie die glotzenden Augen eines Riesenkraken wirken. Undurchsichtige Nickhäute schützen diese empfindlichen Organe, mit denen die Spinne im normalwelligen und infraroten Bereich sehr gut (schärfer und weiter als ein Mensch) sehen kann. Gleichzeitig sind die Augen jedoch auch der empfindlichste Teil der ansonsten recht zähen Spinne, was den Anblick von einäugigen oder sogar blinden Spinnen in den Mooren nicht selten macht. Torfspinnen sind taub. Neben den Augen verfügen sie noch über viele tausend winziger, pigmentloser Haare am Vordersegment und den Beinen, welche hochsensible Geruchs- und Geschmacksrezeptoren aufweisen.

    Fortpflanzung:
    Große Torfspinnen sind zweigeschlechtlich. Weibchen sind geringfügig größer als Männchen. In der jährlichen Paarungszeit legt das Weibchen bis zu 50 Eier in Brackwassertümpel, deren Geruch sofort Männchen anlocken. Das Weibchen hält die aufgeregt herumstaksenden Männchen so lange auf Distanz, bis sie ein besonders stattliches Exemplar ausgewählt hat, das sich den Eiern nähern darf. Daraufhin vertreibt das Weibchen die anderen männlichen Exemplare, während das erfolgreiche Männchen damit beginnt, die Eier zu befruchten. Es bleibt anschließend bei den Eiern, bis diese kurz vor dem Schlüpfen stehen. Während dieser Zeit versorgt das Weibchen ihren brütenden „Partner“ mit vorverdauter Beute, und zwar solange, bis die Jungen schlüpfen. Dann tötet das Weibchen den träge gewordenen Vater und zieht seiner Wege. Die Leiche dient den Jungen als erste Nahrungsgrundlage, bevor sie sich in verschiedene Richtungen zerstreuen. Geschlüpfte Torfspinnen wirken in ihren ersten Lebenswochen eher wie Kaulquappen mit rudimentären Beinen.


    Symbionten:
    Die Torfspinne lebt in sehr enger Symbiose mit einem wurmartigen Mooregel, dem hochgiftigen Spinnenwurm. Diese etwa 10cm lang werdenden, schwarzroten Tiere besiedeln die porösen Beine der Spinne zu hunderten und sondern dort fortwährend ein starkes, giftiges Sekret aus, das für den Wurm selbst, die Spinne (und ihren nahen Verwandten, die kleine Torfspinne) und Pflanzen ungiftig ist, auf die meisten anderen Organismen jedoch eine paralysierende und halluzinogene Wirkung hat. Nicht prinzipiell tödlich lässt das Gift die Muskeln eines Opfers sehr schnell verkrampfen. Die Spinnenwürmer ernähren sich von Nahrungsresten von Opfern, die an den porösen Beinen hängen bleiben, von an den Beinen siedelnden Pflanzen und auch von der sehr schnell nachwachsenden Haut des Spinnenbeines.


    Ernährung:
    Große Torfspinnen sind reine Fleischfresser. Ihre bevorzugte Beute sind ebenfalls im Moor lebende Echsen und Amphibien, erwähnenswerterweise auch andere Raubtiere. Die Spinne greift auch Beute bis zum etwa dreifachen ihrer Größe an, sofern diese in ihr Beutespektrum passt, das u.a. durch Geschwindigkeit und Beweglichkeit und Wärmeausstrahlung definiert wird. Theoretisch passen auch Menschen in dieses Spektrum, was regelmäßig unvorsichtige Nesh-Torfstecher und Moorbauern mit dem Leben bezahlen.
    Torfspinnen sind Lauerjäger. Sie staksen geräuschlos durch das Moor und verharren für gewöhnlich in Tümpeln und an Wasserstellen, an denen andere Tiere Halt machen. Für den Unvorsichtigen sind sie dann kaum wahrnehmbar, weil sie den Körper ins Wasser versenken und mit den Beinen eine möglichst ungleichmäßige Stellung einnehmen. Die bewachsenen Gliedmaßen wirken dann wie Wurzeln oder Äste unter vielen. Die Wahrnehmung in diesem Lauermodus geschieht über die Sensorhaare an den Kniegelenken. Sobald Beute in der Reichweite der Spinne ist, greift sie an indem sie versucht, mit möglichst vielen Beinen das Opfer zu berühren um möglichst viel Gift an den Beutekörper zu bringen. Da das Gift für gewöhnlich sehr schnell wirkt, beginnt die Spinne auch schnell damit, das Beutetier mit den Mandibeln aufzureißen, um den letzten Widerstand auszuschalten und um mundgerechtere Stücke für das kleine Maul zu schneiden. Es gibt nur wenige Beutetiere, die vollkommen oder relativ unempfindlich für das Gift der Wurmsymbionten der Spinne sind. Ein solches Opfer anzugreifen kann für die Jägerin heikel werden, weil sie nur auf ihre Mandibeln als Waffe angewiesen ist.
    Besondere Fähigkeiten und Vorteile:
    In der Nahrungskette der Regenmoorregionen am Kraterwall befindet sich die große Torfspinne im Mittelfeld des mittleren Drittels. Vorteile sind unter anderem die Fähigkeit mit jedem Gelände und jeder Wassertiefe sehr gut und sehr schnell voran zu kommen, eine extreme Ausdauer aufgrund der Lungenkapazität zu haben und die erfolgreiche Symbiose mit den hochgiftigen Spinnenwürmern. Die großen und scharfen Augen, die sich in ständiger Bewegung befinden, machen auch auf große Entfernungen etwaige Fraßfeinde, von denen es jede Menge gibt, aus. Die giftigen Beine dienen nicht nur der erfolgreichen Jagd sondern auch als Waffe gegen feindliche Räuber, die sich freilich nicht immer davon abschrecken lassen. Kulturschaffende Bewohner des Kraterwalles sagen der Spinne auch eine gewisse Schläue nach, vor allem bei der vorsichtigen Auswahl der Beute. Die große Torfspinne verfügt über keinerlei magisches Potential.


    Feinde:
    Die große Torfspinne verfügt über eine ganze Reihe von Fraßfeinden in den Hochmooren. Herausstechend sind, weil sie die Spinne mit zu ihrer Hauptbeute zählen, vor allem die räuberische Zahnquappe, die der Spinne beim Durchqueren von Flüssen auflauert, der Buvan (Eine hochgiftige Art gigantischer Raubkröte) und vor allem auch der nächste Verwandte des Tieres, die Kleine Torfspinne. Diese sehr viel kleineren (Größe entspricht in etwa der einer großen, irdischen Tarantel) Tiere sind immun gegen das Gift der Spinnenwürmer, klettern an den Beinen empor und fressen sich in den empfindlichen Hinterleib ihres großen Verwandten um ihn in den folgenden Tagen von innen her aufzufressen, wenn es er großen Spinne nicht gelingt, die kleine abzustreifen.
    Wirtschaftliche Bedeutung:
    Große Torfspinnen stellen eine gewisse, wenn auch nicht zu bedeutungsvolle, Gefahr für die Landwirtschaft und den Torfabbau vor allem im dichter besiedelten An-Nesha dar. Für seltene Reisende durch die Hochmoore sowieso. Einige Völker, wie die Wazi und die Tona , jagen die Spinne wegen ihres Fleisches oder wegen des Giftes des Symbiontenwurmes, das sie dann als eigenes Jägergift oder als Halluzinogen verwenden.

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    Der Jaur-Faltenmolch
    © Taipan


    Der Jaur-Faltenmolche ist der am nördlichsten lebende Vertreter der nur in Meseleth vorkommenden Faltenmolche und auch der mit Abstand am bekannteste. Seinen Namen hat er seinem eigentümlichen Aussehen und seiner Heimat zu verdanken, der Insel Sleth, die unter den Djajels noch als Jaur bekannt war.


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    Vorkommen: Der Jaur-Faltenmolch ist ausschließlich auf der Insel Sleth zu finden, und selbst dort kommt er nur in den Hochmooren im Herzen der Insel vor, abgesehen von einem verhältnismäßig kleinen Verbreitungsgebiet bei der Stadt Carras. Obwohl sie eigentlich sehr häufig sind, kann man sie außerhalb der Paarungszeit nur sehr schwer aufspüren, da sie die meiste Zeit eingegraben im Torf verbringen.



    Aussehen: Diese Art, die sehr kräftig gebaut ist, kann sehr variabel gefärbt sein, doch die meisten Exemplare zeigen eine dunkelgraue Grundfärbung mit einem breiten Längsstreifen oder mehreren großen Flecken auf dem Rücken, die gelb, orangefarben oder tiefrot sein können; die Beine sind immer rot gefärbt. Das Auffallendste an dem Jaur-Faltenmolch ist allerdings die namensgebende, faltenreiche Haut, die es dem Molch aufgrund der starken Oberflächevergrößerung ermöglicht auch im sauerstoffarmen Milieu allein über die Hautatmung genug Sauerstoff aufzunehmen, obwohl er auch über eine funktionstüchtige Lunge verfügt. Die Falten werden durch eine Verhärtung des Bindegewebes unter der Haut (man spricht von Sklerodermie), von dem nur die Gelenke, die Beine und der Kopfbereich nicht betroffen sind, fixiert. Der ganze Molch erinnert daher – mit sehr viel Fantasie – ein wenig an ein Gehirn mit Füßen und Schwanz. Weil das feucht-warme Mikroklima in den einzelnen Falten aber trotzdem ein Paradies für Bakterien, Pilze und Mikroorganismen ist, sondert die drüsenreiche Haut ein starkes Gift ab, das hauptsächlich gegen diese Mikroorganismen wirkt, aber auch ein sehr wirksamer Schutz gegen Fressfeinde ist. Auf die wirkt das Gift als sehr starkes Nervengift, das Lähmungen der Muskulatur und der Sensorik verursacht und bei Menschen, Elfen (und anderen Kulturschaffenden) zu Tod durch Atemlähmung führt. Jaur-Faltenmoche können eine Länge von bis zu 30 Zentimetern erreichen.


    Nahrung: Insekten, Spinnentiere, Würmer und zum Teil auch kleine Wirbeltiere wie Kaulquappen und junge Amphibien. Dazu gehören auch Larven und Jungtiere der eigenen Art, falls sie diese erbeuten können.


    Verhalten: Jaur-Faltenmolche sind nachtaktive Einzelgänger, die die Tage tief im feuchten Torf vergraben verbringen. Dabei ist ihre faltenreiche Haut, die besonders effizient den wenigen Sauerstoff dort aufnehmen kann, überlebenswichtig. An der Oberfläche atmen die Tiere natürlich hauptsächlich mit ihren Lungen. Weil sie sich nicht grabend im Boden fortbewegen, sondern einmal eingegraben bis zum Anbruch der Nach an Ort und Stelle bleiben, ist ihnen ihr unförmiger Körper auch nicht besonders im Weg. An der Oberfläche wirken ihre Bewegungen wegen der Bindegewebeverhärtungen ein wenig hölzern, trotzdem sind sie sehr flink. Ihrer Giftigkeit führt dazu, dass sie von den meisten Raubtieren nichts zu befürchten haben, da ihnen diese meistens von selbst aus dem Weg gehen. Werden sie doch angegriffen, richten die Tiere ihnen Schwanz auf und schwenken ihn hin und her, was die meisten Angreifer dazu veranlasst die Flucht zu ergreifen. Trotzdem hat auch der Jaur-Faltenmolch natürliche Feinde. So scheint dem Nördlichen Zackenkauz das Molchgift nichts auszumachen. Dies hat aber weniger mit einer Immunität – wie oft fälschlich angenommen – sondern mit dem Verhalten der Käuze zu tun, die getöteten Molche niemals sofort zu fressen, sondern in kleinen Gewässern als Vorräte einzulagern. Nach einem Wasserbade von mindestens 24 Stunden hat sich nämlich der Großteil des Gifts verflüchtigt.


    Fortpflanzung: Zur Paarungszeit Ende Fimad/Anfang Perlque (entspricht unserem März/April) kommen die Faltenmolche auch bei Tag aus dem Boden und wandern in Scharen zu ihren Leichgewässern, wo sie sich paaren und ablaichen. Die einzelnen Eier werden von den Weibchen sehr sorgfältig in den Blättern von Wasserpflanzen eingewickelt, wo die jungen Molche nach zwei Wochen schlüpfen. Die Larven sind beim Schlüpfen schon sehr weit entwickelt und besitzen bereit Vorder- und Hinterbeine. Ihre faltenreiche Haut und ihre auffallende Warnfarbe (zusammen mit ihrer Giftigkeit) müssen sie aber erst entwickeln; sie ernähren sich zu dieser Zeit von kleinen Wasserinsekten. Nach zwei Monaten verlassen die Jungmolche allmählich das Wasser, entwickeln langsam ihre Haut und nehmen Schritt für Schritt das Verhalten der Adulttiere an. Jaur-Faltenmolche werden mit drei Jahren geschlechtsreif und können wegen ihrer sehr passiven Lebensweise ein Alter von bis zu zwanzig Jahren erreichen.


    Besonderes: Trotz ihrer starken Giftigkeit und ihrem zum Teil etwas knusprigen Fleisches (der Grund dafür ist das verhärtete Bindegewebe unter der Haut) gelten die Molche bei den Selethen als Delikatesse. Ein Grund für diese Vorliebe ist das Aussehen der Molche, das – mit etwas Fantasie – an ein Gehirn erinnert. Die Selethen glauben durch ihren Verzehr klüger zu werden, was natürlich nicht mehr als ein sehr hartnäckiger Aberglaube. Die Tiere werden vor allem im Frühling zur Paarungszeit gesammelt und in Essig eingelegt. Dadurch werden die Tiere nicht nur haltbar gemacht, auch das Gift verflüchtigt sich und das Fleisch wird genießbar. Darüber hinaus haben die Molche eine große historische Bedeutung. So wurde und wird manch unbeliebtem Selethen – auch einige Rahith der Vergangenheit zählen dazu – versehentlich frisch gefangene Molche serviert, mit sehr unangenehmen und meist tödlichen Folgen.

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    Die Vesswürmer
    © Sturmfaenger


    Nur wenige der Wanderer, welche von Zeit zu Zeit Oruns kalte Hochmoore durchqueren, ahnen, daß hinter den Gruselgeschichten um bösartige Sumpfmonster kleine, kaum fingerlange Tierchen stecken, welche ihre Nester mehrere Meter unter der Oberfläche haben: Die VESSWÜRMER.
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    Man trifft selten einzelne Vess an. Sie leben in sogenannten Knäuelkolonien zusammen. Ein Vessknäuel kann mehrere hundert bis mehrere tausend Würmer umfassen, je nach Nahrungsangebot.
    Der Standort ist nicht fest, vielmehr schiebt sich das Knäuel mit einer Geschwindigkeit von mehreren Metern im Jahr vorwärts, und hinterläßt wieder ausgeschiedenen, seiner Nährstoffe beraubten Torfboden.
    Wer zum ersten Mal einen Vess sieht, fühlt sich an einen haarigen Regenwurm erinnert. Rund um die Haarwurzeln sind Drüsen, die ständig ein transparentes Sekret aussondern. Dieser Vessschleim enthält ein leichtes Kontaktgift, welches ausreicht, um die Insektenlarven und anderen winzigen Torfbodenbewohner zu töten, und so den Speiseplan zu bereichern.


    Führen Bodenunebenheiten oder sonstige Hindernisse ein Knäuel auf seinem unterirdischen Weg zu dicht an die Oberfläche, kann es passieren, daß ein Wanderer einbricht und sich mitten im wimmelnden Knäuel wiederfindet.
    Die Geschichten über verschwundene Wanderer haben zum Teil den Hintergrund, daß diese Wanderer beim Herausklettern aus der Grube durch die große Dosis Vessgift das Bewußtsein verloren und wieder ins hungrige Knäuel zurückstürzten.
    Obwohl solch große Beute wie Menschen oder Säugetiere normalerweise nicht auf dem Speiseplan eines Knäuels stehen, werden die unglücklichen Opfer als Nahrung nicht verschmäht, und binnen Stunden gefressen. Da Vesswürmer sehr empfindlich auf UV-Strahlen reagieren, macht sich das Knäuel danach relativ schnell wieder auf den Weg in die Dunkelheit des Erdbodens.


    Man kann nicht vom Vesswurm sprechen, ohne auch den WEISSBAUCH-USSKI zu erwähnen. Dieser mausgroße Kleinsäuger lebt in einer symbiotischen Beziehung mit dem sonst so gemiedenen Vesswurm.
    Weißbauch-Usski haben eine natürliche Resistenz gegen Vessgift entwickelt. Usski-Baue befinden sich stets in der Nähe eines Knäuels, und haben einen Gang dorthin. Schon Neugeborene werden von ihren Eltern zum Knäuel getragen und dem Schleim ausgesetzt. So verstärkt sich die Immunität gegen das Gift, und es lagern sich auch die Bitterstoffe des Sekrets in der Usski-Haut ab, was sie zu einer unbeliebten Beute für Raubvögel und kleinere Raubtiere macht.
    Usski sind auch im Erwachsenenleben stets von einer dünnen Schicht aus Vessschleim bedeckt, und wirken mit ihrem wuschelig-verklebten Fell, dem haarlosen Bauch und ihrem nackten langen Schwanz wie eine größere, gedrungenere Ausgabe eines Vesswurms. Zum Schutz gegen Fressfeinde rennen die Usski oft durch ihren Bau und reiben sich an den Tunnelwänden, die bald mit Vessschleim bedeckt sind. Das hält hungrige Kleinräuber davon ab, hier einzudringen – wer es doch versucht, ist von der Dosis Kontaktgift meist so betäubt, daß das Usski keine Schwierigkeiten hat, ihm zu entkommen.


    Die Vess profitieren natürlich auch von dieser Beziehung: Usski hinterlassen stets ihren Kot in der Knäuelgrube - dieser enthält Nährstoffe und Mineralien, die es in der Tiefe sonst nicht gibt, und wird eifrig verwertet. Jeder Usski hat hat mindestens ein Vessnest in seinem Revier, und legt gezielt neue an, indem er Vesswurm-Eier in einen feuchten Erdklumpen packt und diesen in eine neugegrabene Ganghöhle trägt. Einzelne Vess kleben gelegentlich in seinem schleimigen Fell fest und reisen so per Huckepack in die anderen Nester des Usski-Reviers, wo sie sich mit den dortigen Vess verpaaren - das erhält die genetische Vielfalt.

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    Die Kaiserlibelle
    © Alcarinque


    Wie der Name vermuten läßt, eine recht große Libellenart, die durch ihre gold-rote Färbung auffällt.
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    Lebensraum:
    Am häufigsten in den Hochmooren Waldlands anzutreffen, aber auch in anderen, eher abgelegenen Regionen. Benötigen Amphibien (den blauen Sumpffrosch) und Singvögel (den Moorpfeier) zum überleben.


    Leben/Entwicklung:
    Das erwachsene Weibchen legt die Eier nach der Paarung, knapp unter der Wasseroberfläche ab, wo sie sich etwa 2 - 3 Woche entwickeln. Einmal geschlüpft, treiben sie, anders wie andere Libellenlarven, in der Wassermitte wo sie meist recht schnell von den, an dem Zeitpunkt bereits etwas entwickelten, Kaulquappen des blauen Sumpffrosches gefressen werden. Wegen ihrer kleinen Größe werden sie meist einfach verschluckt.
    Im Magen des Kaulquappe angelangt, sondern sie eine giftige Flüssigkeit ab, die die Magensäure entschärft und beginnen damit, den Mageninhalt des Tieres selber zu verdauen. In den nächten Wochen übernimmt das Tier nicht nur den Magen, sondern hängt sich auch an den Blutkreislauf der Quappe. Über diesen kann sie das Verhalten und das Aussehen des Tieres beeinflußen. Nachdem sich die Quappe zu einem vollwertigen (aber noch sehr kleinen) Frosch entwickelt hat, ändert sich die Hautfarbe zu einem ungewöhnlichen Rot und er hält sich vermehrt an offenen Stellen und auf Moosflächen auf.


    Angelockt von der Farbe (speziell der Moorpfeifer reagiert auf diese Farbe) stürzt sich der Moorpfeifer auf den noch sehr kleinen Frosch und kann ihn, wegen der geringen Größe, komplett verschlucken. Hier beginnt die nächste Entwicklungsstufe:
    Wieder setzt die Libellenlarve ihr Sekret ein, um nicht verdaut zu werden, für eine ausgewachsenen Vogel ist sie aber zu dem Zeitpunkt zu klein.
    Da dem Moorpfeifer in etwa diesem Zeitraum meist das zweite Gelege schon geschlüpft ist, wird nun aber der Frosch, mit dessen "Füllung" an die Jungen verfüttert. Und die Larve wiedhohlt nocheinmal die Übernahme des Magens und des Blutkreislaufes, wie schon bei der Kaulquappe. Greift aber vorerst nicht in das Verhalten des Tieres ein.
    Erst im Frühjahr, kurz vor der Balz des Moorpfeifers, beginnt sich das Verhalten des befallenen Tieres radikal zu verändern, er frißt nicht mehr, magert ab und stirbt dann recht schnell entweder in Wassernähe oder versteckt in einer Baumkrone. Aus den Überresten "schlüpft" dann die Larve aus welche dann ihrerseits die fertige Libelle schlüpft.
    Nach 1-2 Stunden an der Luft beginnt sich ihr Panzer zu verhärten und seine typische Farbe zu bekommen.


    Leben als Parasit
    Solange die Larve sich nur im Magen des Wirtstiers befindet, lebt sie mehr oder weniger ohne Sauerstoff, erst mit der Übernahme das Magens und dem ankoppeln an den Blutkreislauf, kann sie aus diesem etwas Sauerstoff ausnehmen.
    Der Magen wird komplett aufgefressen und die Larve hängt sich mehr komplett dazwischen, sie übernimmt alle Funktionen des Magens nur das sie natürlich auch eine gewisse Menge für sich selber abzweigt. Sie wächst mit dem Tier mit und beim Moorpfeifer hungert sie das Tier dann einfach aus...


    Kontakt mit Menschen
    Angebtlich war die Kaiserlibelle früher wesentlich weiter verbreitet, aber speziell ihre Färbung ist ihr wohl zum Verhängniss geworden. Sie gilt als Glücks- und Geldbringer und wird somit sehr gerne gefangen. Eine Kaiserlibelle im Geldbeutel soll verhindern das dieser jemals leer wird. Auch wird sie gerne, vor einem wichtigenHandel oder dem Besuch des Marktes, ins Essen getan. (Bzw. nur kleine Teile von ihr, heutzutage ist sie sehr Teuer geworden)

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    Der Rotrücken-Lurch
    © Gomeck


    Die Hochmoore von Kúatar


    Südöstlich des Vulkans Fæ ur findet man die Berggruppe Kúatar. Auf der nördlichen Seite, in einer Höhe von etwa 700-800m über dem Meeresspiegel, findet man die Hochmoore von Kúatar. Unberührt von jeglichem Eingreifen in die Natur bildeten sie über Jahrtausende an den Hängen viele runde Kuppen, die zum Tal hin steil abfallen, auf ihrer Kuppe jedoch jeweils einen kleinen Tümpel beherbergen. Das Gebiet ist unzugänglich, kalt unwirtlich, denn mit jedem Schritt würde man tief in das feuchte Torf einsinken, im Kuppenbereich noch mehr als an den steilen Talhängen.


    Doch manchmal, zwei- bis dreimal im Monat, wird die Ruhe in diesen Hochmooren mit ihren umherschwirrenden Libellen und dem gelegentlichen Quaken eines Frosches doch gestört. Dann sieht man dort einsame Wanderer auftauchen, mit Pelzumhängen um die schmalen Schultern und geflochtenen breiten Netzgestellen an den Füßen, die das Einsinken verhindern sollen. Es sind Alben von der Nordküste, die hier oben auf der Suche nach verschiedenen Rohstoffen sind, die es nur hier in diesem urtümlichen Biotop gibt.
    Beobachtet man diese Alben, wird man vielleicht verwundert sein, wenn diese irgendwann beginnen, sich in gebückter Haltung und angestrengtem Blick durch den Morast vorzutasten, an den Ufern der glasklaren Tümpel entlang, um dann plötzlich, ohne Ankündigung, einen Stab vorzustoßen, an dem ein käfigartiges Korbgebilde befestigt ist. Mit schneller Drehbewegung wird dieser Käfig wieder emporgerissen, und in aller Regel befindet sich danach ein dunkelrotes Lurchtier darin, dessen länglicher Leib mit schwarzen Flecken übersät ist. Das zuckende Tier wird dann schwungvoll in einen Köcher befördert, in dem sich bereits weitere Beutetiere befinden.


    Es handelt sich dabei um das Núkædal-Trým (Rotrücken-Lurch), ein ca. 15cm langes Ampbibium, das ausschließlich in den Hochmooren von Kúatar lebt. Es ist von intensiv roter Farbe, auf dem Rücken finden sich schwarze, runde Flecken, die zu den Flanken hin kleiner werden und am Bauch völlig verschwunden sind. Die Augen jedoch sind von einem hellen Blau, was den Tieren ein sehr eigentümliches Aussehen gibt.


    Sie ernähren sich in diesen Tümpeln von den vielen Insekten, die dort leben. Die meisten Insekten leben jedoch außerhalb des sehr sauren Wassers, und daher hat der Núkædal-Trým eine besondere Taktik der Jagd entwickelt. Er kriecht auf die breiten Blätter der Uferpflanzen und beginnt, aus einer Drüse, die im Innern des Maules sitzt, ein Sekret auf seiner breiten Zunge zu befördern und damit das Sekret schließlich auf die Blattoberflächen zu verteilen. Das Sekret enthält ein recht starkes Nervengift, das jedes Insekt, dass darauf landet, ziemlich wirkungsvoll lähmt. Der Lurch selbst ist immun gegen dieses Gift.


    Einmal am Tag, in den frühen Morgenstunden, macht er sich auf und sammelt die Insekten ein, die seinem Gift erlegen sind, und kleidet die Blätter sogleich wieder mit einem neuen Sekretfilm aus. Tagsüber bleibt er jedoch unter Wasser, da zum einen seine Haut sonst austrocknen würde, zum anderen stellen ihm sonst die zahlreichen Dráppar nach, Vertreter der Familie der Wasserschnäbler, die die Hochmoore besiedeln.
    Die Insekten, die sich bereits betäubt auf den Blättern befinden, werden von anderen Tieren nicht angerührt - sie sind für diese entweder ebenfalls giftig oder zumindest ungenießbar.
    Und genau dieses Gift wird von den Alben für medizinische Zwecke genutzt. Zu Tal gebracht, werden die Lurche vorsichtig mit gummiartigen Handüberzügen hervorgeholt und der Inhalt der Drüsen herausgepresst. Die Alchimisten der Alben nutzen das Gift für eine Vielzahl von Tränken und Mixturen, vor allem gegen Herzleiden und Mattigkeit.


    Das Rotrücken-Lurchweibchen legt zweimal im Jahr lange Laich-Schnüre an Pflanzenstengel, die in Ufernähe wachsen. Die geschlüpften Kaulquappen heften sich zunächst an den Körper der beiden Eltern, die sich zumeist in der Nähe ihrer Brut aufhalten, und verlassen auf diese Weise auch zum ersten Mals das Wasser. Bis die Jungtiere eine Länge von 5cm erreicht haben, werden sie von den Elterntieren mit vorverdauten Insekten gefüttert, dann sind sie auf sich allein gestellt.

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    Kejdun-Fest
    © Gomeck


    Jahr für Jahr wird anlässlich der großen Schneeschmelze in den Bergen bei den Zwergen das große Kejdun-Fest gefeiert, der Schneegöttin gewidmet, die durch ihre Tränen darüber, dass sie von der Sonnengöttin Kujata zurück auf die Berggipfel gedrängt wird, die Bäche so sehr anschwellen lässt.


    Diese Feste sind sehr farbdominiert, die Straßen und Häuser sind zunächst über und über in blauen Farben geschmückt, im zweiten Teil des Festes, in dem Kujata Willkommen geheißen wird, dominiert dagegen die Farbe Orange.
    Waren früher die Zeremonien noch durchzogen von religiösen Riten, so ist es heute in vielen Teilen schlicht Volksfest, in dem Ausgelassenheit und Fröhlichkeit vorherrscht.


    In manchen Teilen des Südens artet der zweite Teil des Festes in wahre Farbschlachten aus, im wahrsten Sinn des Wortes: mit Farbtöpfen bewaffnet, ziehen zahlreiche junge Zwerge, mit nichts als einem Turban bekleidet (das lichte Haarkleid des Körpers ist dabei häufig mit farbigen Mustern versehen) durch die Straßen - wer in diesen Tagen Kleidung trägt, die nicht schmutzig werden darf, ist selbst schuld, den es wird regen Gebrauch von den Farbtöpfen gemacht!


    Dieser Turban besteht in der Regel aus einer 2-3m langen Stoffbahn aus dünnem, seidigem Stoff, die in den entsprechenden Farben des Festes gehalten und mit zahlreichen Ziernähten verziert ist, die die Zwerge höchstselbst entworfen und angebracht haben.
    Das Kejdun-Fest wird übrigens auch noch von Zwergen gefeiert, die längst ihre angestammte Heimat verlassen und in den Albenstädten ein neues Zuhause gefunden haben, wo sie häufig unter sich bleiben und ganze Viertel bewohnen.


    In Ákar-ínam, der größten Stadt Æýansmottírs an der Großen Bucht an der Südküste, lebt die wohl größte Kolonie der Zwerge jenseits ihrer ursprünglichen Siedlungsgebiete in den Bergen. Dort stieß das Treiben der Zwerge während des Kejdun-Festes, während dem die Straßen der Zwergenviertel einem Ausnahmezustand gleichen, vor allem aber auch die Angewohnheit der jüngeren Zwerge, lediglich mit einem Turban bekleidet durch die Straßen zu tollen und sich dabei mitnichten auf ihr eigenes Viertel beschränken, in den vergangenen Jahren immer mehr zu Unfrieden unter der eher konservativen albischen Bevölkerung, die eine derartige Zügellosigkeit ablehnen. Da die Alben von den handwerklichen Fertigkeiten der ortsansässigen Zwerge abhängig sind, wird es bislang noch zähneknirschend geduldet, aber Jahr für Jahr werden mehr empörte Forderungen an die Stadtobrigkeit laut, für eine Mässigung unter den Zwergen zu sorgen.

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    Diniseder Tracht
    © Taipan


    Die Tracht der Bewohner der Stadt Dinised unterscheidet sich um einiges von jener der übrigen Bewohner der Hochebene von Arhag oder auch der vom Rest von Lareon. Obwohl ihr Erscheinungsbild wenig provokant wirkt – außer dass die prüden Lareoner die Frauenkleidung für ein wenig gewagt finden – ist sie wegen eines Handelsgesetzes doch eine ständige Beleidigung und Provokatio für die Landbevölkerung.


    Aussehen
    Die Grundlage der Diniseder-Festtagstracht bildet sowohl bei Männern als auch bei Frauen ein Wickelrock, der in der Regel von einer meist kunstvoll geflochtenen Schnur zusammengehalten wird. Als Oberteil dient eine kurze, offen getragene West (die bei Frauen oft gewagt wirkt, woran sich aber die Diniseder nicht stören), die bei kühlerer Witterung mit einem hüftlangen, vorne zusammengebundenem Umhang ergänzt wird. Der einzige Relevante Unterschied zwischen Männern und Frauen ist ein quadratisches, aber zu einem Dreiecke gefaltetes Tuch, das von den Frauen wie eine Schürze getragen wird und nur bis zur Hälfte des Oberschenkels reicht. Bei großer Hitze oder Kälte dient ein turbanähnlich um den Kopf gewickeltes Tuch als Kopfbedeckung der Männer, bei Frauen ein schulterlanges Kopftuch. An den Füßen werden egal bei welcher Witterung Ledersandalen getragen.
    Während Rock, Umhang und Turbantuch meist dunkel, einfärbig und schlicht gehalten werden, sind Weste, Kopftuch und Schürze immer von hellerer Farbe, reich mit abstrakten Mustern bestickt und aufwendig gestaltet. Beliebt sind vor allem die Farben Weiß mit blauer oder roter Stickerei, obwohl es auch andere Kombinationen gibt. Die Besonderheit an der gesamten Tracht ist, dass sie fast ausschließlich (mit Ausnahme der Sandalen) aus dem wertvollen Arhag besteht, das sich in Dinised auch die ärmere Bevölkerung leisten kann.


    Historischer Hintergrund
    Rund fünfzig Jahre, nachdem die Stadt Dinised zum Schutz der Hochebene von Arhag vor Räubern gegründet worden war, erhielten 1277 n. MF im Ersten Arhag-Handelsgesetz alle Diniseder Bürger das Recht mit Arhagwolle zu handeln, egal welchen Beruf sie ausübten. So durften nicht nur Spinner, Weber und Schneide mit Arhag handeln, sondern auch Schmiede, Tischler und andere Handwerker und Händler, die mit Kleidung und Stoffen beruflich nichts zu tun hatten. Der Grund, warum Königin Nelaze III den Dinisedern dieses Geschenk machte, lag wohl darin, dass einige einflussreiche Bürger Diniseds ihr in regelmäßigen Abständen Geld liehen, damit sie ihr ausschweifendes Leben finanzieren konnte. Die große Freude der Arhager über dieses einmalige Gesetz wich bald großer Enttäuschung, zogen doch die Bauern und Hirten vor, die mühsam gewonnene Wolle lieber selbst und direkt zu verkaufen und die Diniseder nicht in den Handel einzubeziehen. Dies änderte sich – auf mehrfache Beschwerde einiger einflussreicher Diniseder – mit dem Zweiten Arhag-Handelsgesetz, das die Landbevölkerung zwang, ihre Wolle ausschließlich an Dinised zu verkaufen. Die Diniseder – und zwar alle Diniseder – hatten so die Möglichkeit die Einkaufspreise zu drücken und gleichzeitig – in Ermangelung an Konkurrenz – die Wolle (und auch Tuch und Kleidung aus Arhag) zu hohen Preisen weiterzuverkaufen, was die Stadt und ihre Bürger reich, die Landbevölkerung hingegen immer ärmer machte. Mittlerweile ist Dinised so reich geworden, dass die Stadt genug Soldaten unterhalten kann, die mit recht großem Erfolg Jagd auf Arhagschmugglern machen. Aus verständlichem Grund ist wegen der Gesetze und der Schmugglerjäger die Landbevölkerung nicht sehr gut auf die Stadtbürger zu sprechen, und die Tatsache, dass die Diniseder – selbst die ärmsten – ihre wertvolle Wolle nicht nur in der Stadt, sondern auch außerhalb der Stadtmauern tragen, ist in ihren Augen ein Affront. Aus der Sicht der Diniseder ist ihre Stoffwahl hingegen verständlich, symbolisiert doch Arhag nicht nur Reichtum und Luxus, sonder ist in Dinised auch von allen Textilien am billigsten zu haben.


    Geschichtstafel
    1254 n. MF: Gründung der Stadt Dinised
    1277 n. MF: Erstes Arhag-Handelsgesetz
    1281 n. MF: Zweites Arhag-Handelsgesetz
    1436 n. MF: heute


    Lexikon
    Alaton: Kontinent
    Arhag: sehr feine Wolle vom Arhag-Idari; überall in Alaton sehr begehrt
    Arhag, Hochebene von: Hochebene im Süden von Alaton; gehört zu Lareon
    Arhag-Handelsgesetze: zwei Gesetzte, die ausschließlich Dinised den Arhaghandel gestatten; Idarizüchter müssen versponnene Wolle den Dinisedern abliefern
    Arhag-Idari: Idarirasse, die sehr feine Wolle liefert
    Dinised: Stadt in Lareon
    Idari: lamaähnliches Tier (aber in Ziegengröße); liefert Milch, Wolle und Fleisch
    Lareon: Staat im Süden von Alaton
    Nelaze III (1273-1291): Königin von Lareon

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    Temmca und Belcume
    © Sturmfaenger


    Zu den Hochzeiten eines noch namenlosen orun’schen Bergvolks gehört das traditionelle Festmahl natürlich dazu.


    Als Hauptspeise gibt es TEMMCA, das ist ein Mix aus zerdrückten und entwässerten Beeren (im Sommer frisch, im Winter gedörrt und kleingehäckselt), Hackfleisch, etwas Getreidemehl als Bindemittel und zermahlenen Nüssen. Diese Masse wird mit der Hand zu einem Bällchen geformt, in dessen Mitte ein großzügiger Kleks Beerenmarmelade gestrichen wird. Das Ganze wird in Blätter eingewickelt und im Erdofen gegart. Von Temmca gibt es nicht nur eine Sorte, sondern viele verschiedene, abhängig von der Beerensorte, der Herkunft des Fleisches, den benutzten Kräutern und den überlieferten Geheimtipps der Köchinnen. Die Temmca werden dann in Schüsseln serviert, aus der sich die Gäste mit den Fingern bedienen können. Die Klößchen werden in Quark, Pilzmus oder Honigsauce gedippt. Der Beerensaft wird mit Wasser oder pur dazu getrunken – jedenfalls von den Kindern. Erwachsene bevorzugen die vergorene Variante.


    Soviel Süße erfordert einen Nachtisch, der den Gaumen auf andere Gedanken bringt. Da so hoch oben keine Trauben wachsen und Essig darum ein seltenes Luxusgut ist, haben sich die Bergvölker ihr eigenes Säuerungsgewürz erfunden: Belcume.
    Ihre Nutztiere, die wiederkäuenden Giláh-Hochland-Hirsche, werden mit aromatischen Kräutern gefüttert und wenige Stunden später geschlachtet. Für die letzte Spezialität des Hochzeitsessens ist einer der Mägen des Giláh sehr wichtig: Der Belcmagen.
    Er enthält eine vergleichsweise milde Magensäure (auch weil das Tier während des Wiederkäuens viel Speichel schluckt), in der die angedauten Kräuter schwimmen. Diese werden herausgefiltert und durch frische ersetzt, dann wird die Flüssigkeit ziehen gelassen, schließlich erneut gefiltert, und in verdünnter Form weiterverwendet.


    Zum Abschluß des Hochzeitsessens werden kleine Schälchen gereicht, deren Boden mit einer fingerdicken Schicht von gewürztem Kuskus bedeckt ist. Darauf wird frisch aufgepufftes Getreide gekippt, darüber das verdünnte Belcume, und man verrührt das alles zu einem interessant schmeckenden Brei.


    Durch die Verdünnung werden die Mundschleimhäute nicht mehr angegriffen als durch starken Essig, es prickelt nur ein wenig, was als typische Begleiterscheinung geschätzt wird. Zudem wird dieser ungewöhnliche Nachtisch gern mit massig Bier hinuntergeschüttet, und hat allein schon daher eine bleibende Beliebtheit bei den Männern.

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    Rituelle Todgang-Jagdspeise der Tona
    © Ronin


    Die Tona, ein wildes und kriegerisches Bergvolk, bei dem die Jagd die wichtigste Lebensgrundlage und die ehrenvollste Tätigkeit darstellt, kennen nur wenige Rituale, die sich mit dem Essen beschäftigen, so wie sie auch im übrigen kein sehr spirituelles Volk sind. Eine Ausnahme ist die rituelle Speisung vor einer sehr gefährlichen, großen Jagd. Die Beute bei einer solchen Aktion ist kein normales Jagdwild sondern für gewöhnlich eine extrem gefährliche Kreatur, nicht selten eine exotische Chimäre oder gar Abkömmlinge der urzeitlichen Dritten. Bei einer solchen Jagd ist es die Regel, dass einer oder mehrere Tona-Jäger ums Leben kommen, weshalb das Ritual auch Todgang-Speisung genannt wird.


    Der erste Teil des Gerichtes ist eine Art Salat aus verschiedenen, sehr süßen Früchten. Auf bestimmte Fruchtarten wird kein großer Wert gelegt, Hauptsache sie sind extrem süß. Die Früchte werden geschnitten, aber nicht geschält. Für gewöhnlich würzt man sie mit einer pfefferartigen, sehr intensiven Substanz. Der in den Früchten enthaltene Zucker hat Auswirkungen auf den Metabolismus männlicher Tona, wenn diese vorher einige Tage gefastet haben. Er verleiht ihnen, die sich ansonsten hauptsächlich von Fleisch ernähren, größere Ausdauer und Kraft, wirkt aber bei einer gewissen Dosis, die normale Menschen nicht weiter stören würde, auch giftig und halluzinogen. Kein Wunder also, dass die Zubereitung der Todgang-Speisung vom Schamanen überwacht wird. Zu dem süßen Fruchtsalat wird für gewöhnlich nichts getrunken.


    Beim zweiten Teil des Rituals und des Gerichtes fertigen die Frauen einen kräftigen Getreidebrei, der vom Schamanen mit dem Blut und sonstigen Körperflüssigkeiten von erlegten, besonders gefährlichen und kämpferischen Tieren, vermengt wird. Die Tona glauben, dass ein Teil der Macht des toten Tieres auf sie übergeht und sie bei der kommenden, tödlichen Jagd unterstützt. Auch der Brei ist für gewöhnlich sehr stark gewürzt.
    Wenige Stunden nach Einnahme der Todgang-Jagdspeise brechen die Jäger zu ihrer tödlichen Hatz auf.

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    Tijai Sumbeiku
    © Gomeck


    Beim alljährlichen Kejdun-Fest wird natürlich auch reichlich dem leiblichen Wohl zugesprochen, am ersten Abend des Kejdun-Festes jedoch wird traditionell im Kreise des Familienclans "Tijai Sumbeiku" serviert, ein Menü, das in den verschiedenen Verbreitungsgebieten zwar geringe Variationen aufweist, aber im Großen und Ganzen überall ähnlich zubereitet wird.


    Zu Beginn wird ein kleines Glas Kmej-Beerenwein zu Käsestückchen aus der Milch des Dudei (ein kleiner Laufschnäbler, der von den Zwergen oft innerhalb der Höhlen gehalten wird) gereicht.
    Anschließend wird unter musikalischer Begleitung (sofern möglich, spielt einer der jüngeren Zwerge dazu auf einer dünnrohrigen, zweistimmigen Flöte) der Hauptgang serviert: eine große Kugel aus gefrorenem Kmej-Beerenmus, in einem Bett aus den essbaren Blättern des Suk-Baumes.


    Die altehrwürdige Mutter des Clans bekommt die Aufgabe zugewiesen, die Kugel aufzuschneiden. Im Innern der Kugel befindet sich in manchen Teilen Æýansmottír in einem Hohlraum auch verschiedene Eissorten, in anderen Teilen diverse Früchte und Beeren, und in wieder anderen Teilen ist die Kugel durchgehend aus Kmej-Mus.


    Nach dieser kalten Hauptspeise wird es wärmer: aus fein geschrotetem Sijaku, ein häufig angebautes kälteresistentes Getreide, und der Milch der Dudei wird ein heißer Brei zubereitet, welches in neuerer Zeit meistens noch mit Æparikà verfeinert wird, welches von den Alben importiert und von den Zwergen kurz Nui genannt wird. Gesüßt wird dieser Brei noch mit dem Sirup der Rohr-Ohr-Pflanze, der ebenfalls von den Alben bezogen wird.

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    Cjhccim (Becherkraut)
    © Sturmfaenger


    Das Cjhccim ist eine Pflanze, die man auf Szad’Azdhar, der Heimatwelt der Hornanden findet, und zwar in denwenigen üppigen grünen Flusstälern dieser ansonsten eher wüstenähnlichen Welt. Cjhccim ist sehr selten, da es eine Schmarotzerpflanze ist, die nur auf Schmarotzerpflanzen wächst. Und zwar den Ylnßo-Becherpilzen, die an den Baumstämmen des ShtnachI-Baums wachsen. Darum nennt man Chjccim auch ‚Becherkraut’.


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    Über die Ausscheidungen von Vögeln, die in den Becherpilzen ihr Nest bauen, gelangen Cjhccimsamen zu ihren Wirtspflanzen, und warten geduldig auf einen der seltenen starken Regenfälle, nach denen das Wasser in den Pilzen mehrere Zentimeter hoch steht. Würzelchen bilden sich aus und durchziehen innerhalb weniger Tage den gesamten Ylnßopilz. Blätter hat das Cjhccim nicht - es bildet haarfeine, filigrane Ranken aus, die als wuscheliges Gewirr aus dem Becherpilz herausquillen.
    Das Cjhccim nutzt Wasser und Nährstoffe des Ylnßopilzes, der wiederum den ShtnachI-Baum schröpft, um das Ganze zu überleben. Jede Feinranke bildet alle paar Millimeter Knospenknötchen aus - wenn diese aufbrechen ist die Pflanze von winzigen hellgelben Blüten bedeckt. Die Blütenpracht hängt weit über den Rand des Ylnßobechers hinaus, und da nicht alle Knospen gleichzeitig aufbrechen, entlässt das Becherkraut über Tage hinweg seine Pollen in den Wind, und wird auch selbst über den Wind bestäubt.
    Falls die Blüten mangels Wind oder nahen Cjhccim unbefruchtet bleiben stirbt das Rankengewirr ab, das Wurzelgewebe im Pilz bleibt jedoch bestehen. In den meisten Fällen überlebt der Pilz diese Tortur, so daß das Cjhccim die Chance hat, beim nächsten Regenfall noch einmal aufzublühen.


    Sind die Blüten allerdings erfolgreich bestäubt worden, so wird alle verbliebene Energie in die Samenproduktion gesteckt, der Wirtspilz wird dabei meist derart ausgelaugt daß er abstirbt. Wenn dies geschieht stirbt auch das Cjhccim ab, und die gelblichen kleinen Beerchen hängen in einem Gewebe verdorrter Ranken. Das alles geschieht innerhalb von wenigen Wochen.
    Verschiedene Vogelarten, durch die Regenfälle in Paarungsstimmung gekommen, interessieren sich für das verdorrte Gewirr als Polstermaterial für ihre Nester, und fressen auch von den Beeren. In jedem Fall landen dadurch Cjhccimsamen in gesunden, großen Ylnßo-Becherpilzen, welche den Vögeln als Nistplatz dienen. Hier müssen sie nur auf den nächsten Regen warten, und der Kreislauf beginnt von Neuem.


    Riskantes Heilmittel
    Cjhccim ist den Hornanden als Heilpflanze seit langem bekannt. Der wirksame Inhaltsstoff findet sich in jedem Teil der Pflanze, und so wird auch die ganze Pflanze verwendet - außer den Wurzeln. Diese kann man nicht eindeutig vom Wirtspilz trennen, daher wird die Pflanze etwa einen Zentimeter über dem Pilz abgeerntet. Das Wurzelgewebe bleibt dadurch intakt und kann wieder austreiben.
    Das Cjhccim wird getrocknet, zermahlen und so lange gekocht und eingedickt, bis ein zäher Brei entstanden ist. Dieser wird als eines der wenigen bekannten Mittel während der ersten Stadien der Krankheit N’sthrak verwendet.
    Man nennt N’shtrak auch das ‚Leid der Mutigen’, da man sich nur anstecken kann, wenn man auf der Rhúh-Jagd verwundet wird und die eigenen offenen Wunden in Kontakt mit dem Blut der Tiere kommen. Die schwer gepanzerten Rhúh sind nur die Überträger des Erregers, der durch die Nahrung über den Darmtrakt in ihr Blut gelangt. Der Kranke leidet an schmerzhaften Krämpfen, die mit fortschreitendem Krankheitsverlauf immer heftiger werden und länger andauern. Im Endstadium sind die Herzkrämpfe so stark und langanhaltend daß der Betroffene stirbt. Man erkennt die beginnende Infektion am typischen Geruch der Wunde, und sollte schon in diesem Moment beginnen zu handeln. Die Wunde muß mehrmals täglich mit Cjhccimbrei bestrichen werden, während der Kranke zusätzlich stärkende Nahrung und Tränke erhält.


    Das Schwierige bei der ganzen Sache ist die Dosierung. Die hornandischen Heiler wissen nicht genau, welche Inhaltsstoffe der Pflanze für die Heilung verantwortlich sind, aber genau deren Konzentration schwankt stark während der verschiedenen Lebensabschnitte des Cjhccim.


    Der Inhaltsstoff kommt nur während der Phase zwischen Blüte und Samenbildung in nutzbarer Form in der Pflanze vor. Zunächst ist der Gehalt recht niedrig, was eine längere Einwirkphase durch Auftragen des Breis auf die Wunde notwendig macht. Nachdem die Blüten befruchtet wurden und die Pflanze sich auf Samenproduktion umstellt, steigt der Gehalt aber sprunghaft an, und dies muß man bei der Dosierung berücksichtigen.
    Daher muß man bei der Chjccim-Ernte immer das Wetter im Auge behalten. Wenn in den Tagen zuvor der Wind wehte, sind die Blüten schon bestäubt, und statt einem Brei genügt ein Sud, den man auf die Wunde träufelt. Achtet man nicht darauf und trägt einen Brei mit der hohen Konzentration auf die Wunde auf, ist die Konzentration des Stoffes zu hoch. Tückisch ist, daß die Symptome einer Cjhccim-Vergiftung ähnlich sind wie die der N’sthrak-Krankheit: heftige Krämpfe, Schüttelfrost, Schwindelgefühle und Schweißausbrüche. Ein gesunder Hornande könnte die Vergiftung durchaus überleben, wenn sein Immunsystem aber zugleich noch gegen N’shtrak kämpft, wird es kritisch. Da N’shtrak aber sonst auch tödlich verläuft, und die hornandischen Heiler in den meisten Fällen umsichtig und erfahren sind, wird das Becherkraut trotzdem geschätzt.

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    Sihsetrahaar
    © Taipan


    Das geheimnisvolle Sihsetrahaar kommt zwar in vielen Gebieten in Alaton vor, ist aber trotzdem überall eine sehr seltene Pflanze. Bekannt ist sie nicht nur für ihren sonderbaren Wuchs, sondern auch für ihre stark schmerzstillende und beruhigende Wirkung.


    Vorkommen
    Das Sihsetrahaar hat in Alaton ein sehr großes Verbreitungsgebiet und vor zweihundert Jahren wurde laut Aufzeichnungen die Pflanze auch noch im Osten von Itayan gefunden. Warum sie dort verschwand oder ob sie sich in Itayan nur in unzugängliche Gebiete zurückgezogen hat, ist bis heute ein großes Rätsel. Die mehrjährige Pflanze ist wegen ihrer parasitischen Lebensweise recht anspruchslos, was Feuchtigkeit, Temperatur und Nährstoffversorgung betrifft. Angewiesen ist sie lediglich auf Pflanzen aus der Familie der Birkengewächse wie Birken, Erlen und Haseln, auf denen sie schmarotzt. Tatsächlich zu finden ist sie daher hauptsächlich in Laubmischwäldern, Auwäldern, Waldsäumen, Hochmooren bis hin zu Geröllhalden. Trotz der Häufigkeit ihrer Wirtspflanze ist das Sihsetrahaar nur sehr selten und verstreut anzufinden.


    Aussehen
    Das Sihsetrahaar ist eine sehr einfach gebaute Pflanze, der als erwachsene Pflanze die Wurzeln fehlen und die nur einmal im Jahr Blätter ausbildet, nämliche Blütenblätter. Das, was übrig bleibt, ist eine bleiche Pflanze, die wie verfilztes weißes Haar in den Kronen der Wirtspflanzen hängt und sich ums Geäst windet. Da die Pflanze sehr alt werden kann, kommt es durchaus vor, dass nach etlichen Jahren die meist schon stark geschwächte Wirtspflanze vollständig von einem weißen Gespinst überzogen ist. Die gesamte Pflanze ist von feinen Drüsenhärchen überzogen, die vor allem bei Wärme und Sonnenlicht stark giftige Substanzen an die Luft abgeben, die vom Wind oft mehrere Kilometer weit verfrachtet werden und unter anderem keimhemmend auf andere Sihsetrahaarpflanzen wirkten, bei Menschen und anderen Kulturschaffenden aber starke Entzündungen verursachen. Mit der Wirtspflanze verankert ist die parasitische Pflanze durch besonders feine Sprosse, die sich in die Wirtspflanze bis zu den Leitbündeln graben und sowohl Wasser und anorganische Nährstoffe, als auch Kohlenhydrate aufnehmen, denn das Sihsetrahaar betreibt selbst keine Photosynthese.


    Vermehrung
    Einmal im Jahr – kurz nach der Schneeschmelze und noch bevor die Wirtspflanze Blätter austreibt – bildet das Sihsetrahaar dunkelviolette bis (fast) schwarze, kugelartige Blüten mit einem Durchmesser von 2 Zentimeter aus, die ganz allein aus Staubblättern bestehen und die zu kompakt wirkenden Dolden angeordnet sind. Bestäubt werden die Blüten von kleinen Käfern und Hautflüglern. Bis zum Herbst bilden sich kleine Schötchen, die beim Reifen trocken und aufspringen. Die dabei heraus fallenden Samen besitzt Elaiosome, fleischige Anhängsel, die sehr eiweiß- und fettreich sind und gerne von einigen Insekten – vor allem Ameisen – gefressen und daher mit dem Samen verschleppt werden. Die Samen lassen sie Tiere nach einiger Zeit meist liegen und tragen nur das Elaiosom in ihr Nest, womit sie für die Ausbreitung der Pflanze sorgen.
    Jene Samen, die keimen können – was sehr schwierig ist – bilden zuerst eine feine Wurzel und einen noch grünen, Photosynthese betreibenden, fadenförmigen Spross, der sich die erstbeste Pflanze hinaufrankt. Handelt es sich dabei um ein Birkengewächs, verzweigt sich der Spross und bohrt die feineren Sprosse in die Leitbündel der Pflanze. Gelingt das der Jungpflanze, baut sie ihr Chlorophyll und ihre Wurzel ab und lebt von nun an als Vollparasit.
    Den Sihsetrahaarjungpflanzen macht es weniger aus, ob die zukünftige Wirtspflanze gesund oder geschwächt ist. Schädlich sind nur andere Sihsetrahaarpflanzen in der Nähe, die mit ihren Ausdünstungen die Pflanzen an der Keimung hindern. Das ist der Hauptgrund, warum das Shisetrahaar zwar so weit verbreitet, aber überall sehr selten anzutreffen ist.


    Besonderes
    Das Sihsetrahaar verdankt seinen Namen dem Volkslauben, dass die Pflanze überall dort wächst, wo die Göttin Sihsetra Lyvd betritt und sich ihr Haar im Geäst von Birken und Erlen verfängt. Die Pflanze ist daher natürlich den Göttern Sihsetra und auch Noradon heilig.
    Warum die Pflanze ausgerechnet mit der Göttin Sihsetra assoziiert wird, liegt an ihren Inhaltsstoffen, die eine stark schmerzstillende und beruhigende Wirkung haben. Diese Inhaltsstoffe, die eigentlich als Fraßschutz dienen, müssen in Fett gelöst werden, da sie sonst schnell ihre Wirkung verlieren, weshalb es fast ausschließlich Salben gibt und die Pflanze immer nur äußerlich angewandt wird. Gefährlich für eine Anwendung ist eventuell das starke Gift, das die Pflanze bei Wärme und Sonnenlicht abgibt. Dieses führt bei Hautkontakt zu schweren Entzündungen, die bei starkem Hautkontakt mitunter sogar großflächige, bleibende Hautschäden verursachen, die nach dem Abheilen an Brandnarben erinnern. In Einzelfällen ist es sogar schon zum Tod gekommen. Besonders gefährlich ist, dass die ersten Vergiftungserscheinungen erst nach einigen Tagen auftreten, dann, wenn die Salbe schon fertig und verkauft ist. Die Salbe hat dann oft eine genauso verheerende Wirkung wie die Rohpflanze, nur dass der Patient vor allem bei regelmäßiger Anwendung noch viel stärker betroffen ist, als der Sammler und Zubereiter. Umsichtige Heiler testen die Salbe daher meist an einer nur sehr kleinen Körperstelle – meist an sich selbst – und warten einige Tage ab. Erst dann wird sie großflächig angewandt, natürlich vorausgesetzt, es treten keine Vergiftungserscheinungen auf. Um das Risiko schon von vorhinein zu minimieren, wird die Pflanze nicht selten in der Nacht oder zumindest bei kaltem und trüben Wetter gesammelt oder besser gesagt soll zu diesen Zeiten gesammelt werden.


    Lexikon
    Alaton: Kontinent
    Itayan: Kontinent
    Menaismus: Religion
    Noradon: Gott des Todes und des Schlafes im Menaismus
    Sihsetra: Göttin der Trauer und des Trost im Menaismus; rechte Hand des Gottes Noradon

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    Schauerfaden
    © Ronin


    In den Regionen des Ringkontinentes, in denen vor allem trockene Baumsavannen das Bild prägen, wächst der seltene Schauerfaden. Es handelt sich um eine Schmarotzerpflanze, die fast ausschließlich verletzte Bäume befällt, beispielsweise über die Wunden, die durch Tierfraß und dergleichen entstanden sind. Die Ansiedelung eines Schauerfade-Samenkorns geschieht über den Kot von Tieren, die in Kontakt mit der verletzten Baumstelle kommen. In der Regel handelt es sich dabei um Vögel, die die Samenwirte des Schauerfadens gefressen haben.


    Ein Schauerfaden-Same ist etwa einen Millimeter groß und keimt normalerweise beim ersten, der Ansiedlung folgenden Regen, sofern ihn der Wirtsbaum nicht vorher von seiner gesundenden Stelle abgestoßen hat. Das Wachstum des Schauerfadens ist außerordentlich schnell, da er sich ein Rennen mit den etwaigen Heilprozessen des Baumes liefern muss. Sobald der Same jedoch seine Reihe von dornartigen Haftwurzeln ins Holz des Baumes gebohrt hat, hat er vorerst einen sicheren Platz. In den ersten Lebenswochen wächst der Faden zum größten Teil ins Innere des Baumes, wo seine hauchdünnen Faserwurzeln sich einen ätzenden Weg bis zu den Leitungsbahnen des Wirtes bohren. Das Wasser und die Nährstoffe, die der Baum durch seine Leitungsbahnen befördert, stellen auch die Lebensgrundlage des Schauerfadens dar, der nach Erreichung dieses Zieles damit beginnt, sein äußeres, vegetatives Wachstum fortzusetzen. Ein kurzer, vielleicht zehn Zentimeter langer, harter Stiel bildet sich, an dessen Ende sofort die Entwicklung einer korbförmigen, etwa fünf Zentimeter durchmessenden Blüte beginnt. Die Blüte dient nicht der Fortpflanzung, kann also als Scheinblüte bezeichnet werden. Der dunkelbraune Blütenkern wird von 28 fleischigen, magentafarbenen Blättern umgeben. Unter dem Blütenansatz entwickeln sich die stark mutierten Blattformen des Schauerfadens, die ihm auch seinen Namen geben. Etwa fünfzig zähe, fadenartige Auswüchse, die bis zu fünf Meter lang werden können und die am letzten Drittel mit nesselartigen Gebilden besetzt sind. Diese Nesselfadenblätter dienen der Pflanze zum einen zum Schutz und zum anderen zur Fortpflanzung. Die Nesselfäden sind beweglich und reagieren dabei auf Wärme. Sobald die Fäden ein Wärme“bild“ in ihrer Reichweite wahrnehmen, peitschen sie darauf zu und umfassen es mit ihren Nesseln. Die Bewegungsfähigkeit der Fäden wird offensichtlich durch einen begrenzten Zugriff der Pflanze auf Naturmagie bewirkt. Auch bei der Infiltrierung des Baumwirtes scheint bereits ein gewisses Quantum Magie im Spiel zu sein.
    Tiere (Oder Intelligenzen), die mit den Nesseln des Schauerfadens in Berührung kommen, erleben sehr schnell die massive Wirkung eines hochpotenten Nervengiftes, das kleinere Ziele sofort tötet aber auch große Tiere erheblich schädigen kann. Eine Reihe von spezialisierten Savannentieren ist jedoch immun gegen den Schauerfaden, so z.B. eine Reihe von Vögeln. Der Schauerfaden infiltriert mit seinen Fäden bei der Vergiftung das Opfer auch mit mikroskopisch kleinen Samenpaketen, die im oder am Körper zu mindestens einem Samenkorn heranwachsen. Vögel, die das vergiftete Opfer vertilgen, sorgen so für einen Teil der Weiterverbreitung der Pflanze.


    Wie viele giftige Pflanzen ist der Schauerfaden auch eine starke Heilpflanze. Die Inhaltsstoffe seiner dicken, fleischigen Blüte bilden die Grundlage eines Suds, den Heiler und Schamanen gegen die meisten Arten von Parasiten verabreichen, die auf dem Ringkontinent nicht eben selten sind. Die Fadenblüte darf jedoch nur zur Regenzeit, am besten in Folge eines schweren Regengusses, gewonnen werden. Wenn der Schauerfaden tropfnass ist, sind seine Nesselfäden so gut wie inaktiv, seine chemischen Reaktionen fast paralysiert. Pflückt man die Blüte dagegen im trockenen Zustand, beispielsweise indem man die Fäden der Pflanze abbrennt, flutet der Schauerfaden auch die Blüte mit seinem in den Nesseln aktiven Gift, sozusagen als letzte Schutzreaktion. Eine mit Nesselgift versetzte Blüte ist nutzlos. Eine nass gepflückte Schauerfadenblüte hat dagegen einen nicht geringen Wert.


    Ab einem gewissen Alter kann ein Schauerfaden übrigens das Pflücken seiner Blüte überleben, die bei genug Reserven nach etwa zwei Wochen nachwächst.

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    Die bunt gefärbten Schmuckfedern
    © Sturmfaenger


    Das in den Tangwäldern der Meere lebende Volk der Uoquokkiq schätzt die Federn der möwenähnlichen Allett-Seevögel. Die Allett leben in Schwärmen und verbringen fast ihr ganzes Leben über und auf dem Wasser. Sie ruhen gerne aus, indem sie sich zu Hunderten auf dem Wasser niederlassen und sich von den Wellen tragen lassen.


    Hebt ein Schwarm wieder ab, so schwimmen danach nicht wenige Federn auf dem Wasser herum, denn die Allett sind ein zänkischer Haufen, und rupfen sich mit Vorliebe gegenseitig die Federn aus. Die Uoquokkiq schwimmen zu diesen Stellen und fischen sie mit Netzen von der Wasseroberfläche.


    Im Wasser gibt es viele Pflanzen und Tiere, die Farbstoffe liefern, und die Uoquokkiq schmücken sich gerne mit Armbändern, in denen die unterschiedlich großen Federn mit eingebunden werden, die in allen möglichen Farben gefärbt sind.
    Die Federn zu färben ist im Wasser allerdings nicht ganz einfach, da die Farbstoffe ebenfalls flüssig sind. Das Problem wurde gelöst, indem die Färberei außerhalb des Wassers vorgenommen wird. Es gibt viele, nur den Uoquokkiq zugängliche Inselchen, auf denen man das tut. Mangels Beinen kriechen die Uoquokkiq dort an den vom Wasser glattgeschliffenen Felsen hinauf, wo schon ihre Vorfahren hinaufgekrochen sind, und mit Steinwerkzeugen unterschiedlich große Kuhlen im Fels geschlagen haben. Hier werden die Körperflüssigkeiten und Pflanzensäfte der Farblieferanten aufgefangen und gemischt, und hier werden die Federn gefärbt. Aus Treibholz wurden Konstruktionen entwickelt, in die die frisch gefärbten Federn eingespannt werden, damit sie trocknen können ohne davonzuwehen. Nachdem der Farbstoff auf den Federn mit anderen Mittelchen fixiert wurde, wird zusätzlich Kuioqq, ein aus der gleichnamigen Pflanze gewonnenes, durchsichtiges und wasserresistentes Klebeharz, auf die Federn aufgetragen. Dadurch wirken sie zwar etwas zerrupft, doch halten sie dem Salzwasser länger stand. Trotzdem müssen die Schmuckfedern alle paar Monate erneuert werden.


    Als Vorbereitung zu Feierlichkeiten lassen sich die Uoquokkiq in den Stunden davor von Freunden und Familienmitgliedern feine Tangnetze in verschiedenen Mustern auf den Leib knüpfen, in welche die bunten Schmuckfedern eingeknotet werden. Die Priester der heiligen Qualle Yqyuqrr tragen gar blaugefärbte Federstolas und Federmäntel, die so aufwendig herzustellen und kostbar sind, daß sie im Trockenen aufbewahrt werden müssen. Ein Uoquo, der eine solche Kostbarkeit trägt, wirkt beim Schwimmen sehr elegant, denn die Federn wehen gleich den Tentakeln Yqyuqrrs hinter ihm her.


    Am begehrtesten sind allerdings die Allett-Schwungfedern, deren Flügelspitzen von Natur aus rötlich gefärbt sind. Diese werden an den Schäften durchbohrt und mühsam auf dünne Schnüre aufgezogen, welche sich großer Beliebtheit als Glücksbringer erfreuen, stammen sie doch von Vögeln, jenen Wesen, die in der wasserlosen Leere über dem Meer schwimmen können. Es heißt, daß sie ihre Flügelspitzen versengten, als sie der Sonne, dem großen Himmelsvulkan, zu nahe kamen. Daher werden ihre Federn gerne von Uoquokkiq getragen, die ihre nasse Wasserheimat für wenige Stunden verlassen müssen, um am Strand bestimmte Aufgaben zu erfüllen oder Rituale zu vollziehen. Es heißt, die Amulette helfen, die schreckliche Trockenheit im wasserlosen Freien besser zu ertragen, und die Anzahl der Hautkrankheiten zu reduzieren, die durch das Austrocknen des schützenden Körperschleims auftreten können.


    Da die Farbstoff liefernden Pflanzen und Tiere nicht überall vorkommen, herrscht zwischen den verschiedenen Uoquokkiqsiedlungen ein reger Handel mit verschiedenfarbigen Schmuckfedern. Sind längere Strecken zurückzulegen, werden die Federn zum Schutz vor dem Meerwasser so wasserdicht wie möglich verpackt und zusammen mit anderen Gütern auf kleinen Flößen transportiert, die von den Uoquokkiq gezogen werden. Dadurch halten sie länger, und die Uoquokkiqstämme für die sie bestimmt sind, haben länger etwas von der bunten Pracht.

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    Nadaroster Bindin-Schutzgesetz
    © Taipan


    Das im Jahre 1157 n. MF in Kraft getretene Nadaroster Bindin-Schutzgesetz war anders, als der Name vermuten lässt, kein Gesetzt zum Schutz der Bindinminderheit in den Städten Haagests, sondern eines zum Schutz vor einer vermeintlichen Invasion von Bindin. In den ungefähr sechzig Jahren, in denen es in Kraft war, wurde in seinem Namen diese Minderheit so stark ausgebeutet, dass es an Sklaverei grenzte. 1219 wurde es von Taranis Batraal nach einer Volksbefragung außer Kraft gesetzt.


    Historischer Hintergrund
    Die Wurzeln für das Nadaroster Bindin-Schutzgesetz liegen sehr tief in der Geschichte zurück. So war die Insel lange Zeit ausschließlich von den Bindin bewohnt, die nur auf Haagest und auch dort ausschließlich in den Wäldern der Buckel vorkamen. Das Fehlen von leicht kultivierbaren Pflanzen führte dazu, dass sie aus eigenen Kräften keine Landwirtschaft entwickelten und fast ausschließlich als Sammler lebten.


    Selbst 720 v. MF änderte sich dies trotz des Eintreffens der ersten Siedler aus Kolonor nicht, hauptsächlich Sinierer und – wahrscheinlich als Kundschafter – Garudas. Denn da die Insel auf dem ersten Blick den Sinierern nicht viel bieten konnte, zogen sie auch schnell wieder ab, ließen aber einige Garudas zurück, die in den Küstengebieten ihre Siedlungen errichteten. Da die Garudas sich ausschließlich von Knochen ernährten, waren sie vom Mangel an Kulturpflanzen nicht betroffen. Von den Bindin in den Wäldern wussten sie, ignorierten diese aber, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Nur gelegentlich tauchten nach Vulkanausbrüchen vereinzelt Bindingruppen im Tiefland und an den Küsten auf, verschwanden aber in der Regel nach einiger Zeit wieder.
    Konflikte mit den Bindin gab es erst, als um 400 n. MF die ersten Xolarer – das Volk der kleinwüchsigen Auir – nach Haagest kamen, die auf dem fruchtbaren vulkanischen Boden an den Hängen der Buckel begannen Ackerbau, doch blieben diese eher kleinräumig. Das Misstrauen der Binden den Auir gegenüber und umgekehrt führte zu keinem Informationsaustausch, weshalb sich die Bindin technisch nicht weiterentwickelten, außer dass sie lernten den Bauern Vorräte zu stehlen. Die wenigen Bindin, die versuchten ihr Glück bei den Menschen zu machen und diese von ihrer Friedfertigkeit überzeugen konnten, mussten immer niedere Arbeiten annehmen, weil ihnen das technische Wissen zu mehr fehlte, weshalb sich bald die Meinung durchsetzte, dass Bindin nicht mehr als sprechende Tiere wären, und dazu führte, dass man begann sie auszunutzen.


    Der Erste Tanibedischer-Haagester-Kanalkrieg 997 – 1002 n. MF und die anschließende Annektierung von Haagest durch Tanibed 1002 ging an den wenigen Bindin in den Städten und Dörfern Haagests fast spurlos vorbei. Die ersten größeren Probleme mit den tanibedischen Besatzern kamen erst 1134 n. MF, als der Cosabhulg ausbrach und die Heimat zahlreicher Bindin verwüstete, woraufhin die meisten der vertriebenen Überlebenden hinunter in die Küstenstädte zogen. Die plötzlich so zahlreichen Bindin beunruhigten viele Städter, auch wenn es genug gab, die Situation ausnutzten. Auf das Drängen der Bevölkerung etwas gegen diese vermeintliche Invasion zu unternehmen, war König Cunet VII schließlich dazu gezwungen, rechtlich dagegen vorzugehen. Weil er die Bindin nicht aus den Städten verjagen wollte, nahm er nur die Volksmeinung, dass die Bindin sprechende Tiere seien, und abaute darauf das Nadaroster Bindin-Schutzgesetz auf.


    Das Nadaroster Bindin-Schutzgesetz
    Das Nadaroster Bindin-Schutzgesetz verbietet es den Bindin nicht in Städte (und auch Dörfer) zu ziehen, doch sie dürfen nur dann dort für längere Zeit leben, wenn sie innerhalb einer Woche eine Arbeit egal welcher Art annehmen. Der Arbeitgeber ist dabei nicht verpflichtet den Bindin Lohn zu zahlen – ihre Bezahlung ist schließlich der Aufenthalt in der Stadt – allerdings muss er wöchentlich die minimalen Abgaben von einem Jej (schon die Bezahlung für einen Knecht/eine Magd beträgt das Zehnfache) pro Bindin in seinem Dienst leisten. Den Bindin wird nach dem Gesetz jeder Rechtsschutz ausdrücklich verwehrt, da sie nicht intelligent genug sein, vernünftig damit umzugehen.


    Die gesellschaftlichen Folgen für das Gesetz waren anfangs nicht besonders groß, stellte es doch nur eine Legalisierung der bis jetzt herrschenden Zustände dar – abgesehen von den Abgaben. Das plötzliche Vorhandensein einer großen Menge von fast kostenlosen Arbeitskräften mit Händen, die wegen ihrer Feingliedrigkeit um etliches geschickter waren als die von (erwachsenen) Menschen, führte allerdings nach einigen Jahren zum Entstehen von zahlreichen Manufakturen, die zu einem beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung und zu einem Aufblühen der Haagester Städten führten, während die Bindin in ein sklavenähnliches Dasein gezwungen wurden. Die einzigen, die sich für ihr Los eingesetzt hätten – die Garudas – hatten ebenfalls mit Diskriminierung zu kämpfen (wenn diese auch nicht durch Gesetze legalisiert war). So kam es dazu, dass die Bindin bald ihr neues Los kommentarlos annahmen, was mit der Zeit die meisten Kritiker verstummen ließ. Die Bindin schienen schließlich zufrieden zu sein. Ein Hauptziel, nämlich das Zuwandern von Bindin, wurde mit dem Gesetz allerdings nicht erreicht.


    Weg zur Absetzung des Gesetzes und die Bindin heute
    Um 1200 kam Taranis Batraal nach Haagest, wo er mit Hilfe verbündeter Garudas und Auir Aufstände gegen die tanibedanisch Besatzung organisierte, was 1212 dazu führte, dass König Mechnar IV seine Truppen abziehen musste und Taranis Batraal die Herrschaft über Haagest übernahm. Als 1218 deshalb erneut Unruhen auszubrechen drohten, gab Batraal lieber (zumindest nach außen hin) den Großteil seiner politischen Macht ab und machte Haagest zu einer demokratischen Republik, in der sowohl Auir, als auch Garudas und die anderen mittlerweile sehr zahlreichen Minderheiten die gleichen Rechte hatten. Die einzige Ausnahme waren nur die Bindin, und zwar wegen des noch immer gültigen Nadaroster Bindin-Schutzgesetzes, was weniger den Bindin – die sich an den Zuständen mittlerweile gewöhnt hatten – sondern den Garudas ein Dorn im Auge war, die befürchteten schrittweise ihre eben erst gewonnen Rechte wieder zu verlieren, wenn nicht alle Minderheiten gleichberechtigt waren. Seine Freundschaft mit Taranis Batraal ausnützend begeisterte der Garuda Kuckiio Batraal für die Idee einer Volksbefragung über den rechtlichen Status der Bindin, die 1219 durchgeführt wurde. Obwohl die Bindin an dieser Befragung nicht teilnehmen durften – sie hatten noch keine politischen Rechte – und viele Auir und die meisten zurück gebliebene Tanibeder für den Status Quo stimmten, war doch die Mehrheit überraschenderweise für die Abschaffung des Nadaroster Bindin-Schutzgesetzes. Der vielfach genannte Grund dafür – nämlich, dass die Mehrheit der Haagester Bevölkerung die zahlreichen Minderheiten sind – stimmte (zumindest damals noch) nicht. Vielmehr schafften es die Garudas ausreichend viele von ihrer Meinung zu überzeugen. Noch im selben Jahr wird das Gesetz trotz einiger Proteste von Manufakturbesitzern, die dank verstärkter Präsenz der Wachen in den Städten allesamt friedlich blieben, abgesetzt und die Bindin – auch jene, die noch in den Buckeln lebten – wurden zu vollwertigen Haagester Staatsbürgern.


    Seit 1219 hat sich nicht nur für die in den Städten lebenden Bindin einiges geändert. Zwar führen sie noch immer hauptsächlich niedrige Arbeiten aus und bekommen nicht so viel Lohn wie andere Haagester – was mit der geringen Größe und der daraus resultierenden geringeren Körperkraft begründet wird – aber sie sind freie Bürger, genießen wie andere Haagester Rechtsschutz, können durch Wahlen ihr politische Zukunft mitbestimmen und haben zumindest auf dem Papier dieselben Chancen wie andere Haagester. Derzeit sitzt sogar ein Bindin in der Regierung. Um zu verhindern, dass die Bindin der Buckel in Massen in die für sie nun freundlichen Städte ziehen, wird diesen Entwicklungshilfe gewährt, was mittlerweile so gut funktioniert, dass heute mehr Bindind von den Städten als in die Städte ziehen. Politisches Mitspracherecht hätten auch die Bindin in den Buckel, doch machen diese schon allein aus organisatorischen Gründen nur selten davon Gebrauch.


    Lexikon
    Alaton: Kontinent (zu dem die Insel Haagest gehört)
    Auir: Volk von kleinwüchsigen Xolarern
    Batraal, Taranis: tanibedischer Magier, der Haagest befreite und zum Herrscher dort ernannt wurde
    Bindin: nur um die 80 Zentimeter groß werdende Kulturschaffende, die an Hörnchen erinnern
    Buckel (die): Gebirge auf Haagest vulkanischen Ursprungs
    Cunet VII: tanibedischer König, der das Nadaroster Bindin-Schutzgesetz verabschiedet
    Cosabhulg: größter Vulkan in den Buckeln
    Erster Tanibedischer-Haagester-Kanalkrieg: Krieg zwischen Tanibed und Haagest
    Garudas: geierartige Kulturschaffende
    Haagest: Insel im Thmerischen Ozean im Osten von Alaton
    Jej: Währung auf Haagest
    Kolonor: Kontinent; liegt südlich von Alaton
    Mechnar IV: tanibedischer König, der Haagest aufgeben musste
    Nadarost: inoffizielle Hautpstadt von Haagest
    Sinierer: sehr hellhäutige Menschenrasse
    Tanibed: Staat in Alaton (am Festland)
    Xolarer: Menschenrasse mit einer bräunlichen Hautfarbe
    Geschichtstafel
    720 v. MF: Eintreffen der Sinierer und Garudas; nur die Garudas bleiben
    400 n. MF: erste xolarische Siedler (Auir) lassen sich auf Haagest nieder
    997 – 1002 n. MF: Erster Tanibedischer-Haagester-Kanalkrieg
    1002 n. MF: Annektierung von Haagest durch Tanibed
    1154 n. MF: Ausbruch des Cosabhulg
    1157 n. MF: Nadaroster Bindin-Schutzgesetz tritt in Kraft
    1212 n. MF: Unabhängigkeit von Haagest und Machtübernahme von Taranis Batraal
    1218 n. MF: Umstellung der Regierung Haagests auf eine demokratische Republik
    1219 n. MF: nach einer durch Garudas injizierte Volksbefragung wird das Nadaroster Bindin-Schutzgesetz abgeschafft
    1436 n. MF: heute

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    Das erste Wort des Oktrats
    © Sturmfaenger


    Vor hunderten von Jahren gab es in dem N’okko-Stadtstaat Lank’eme, der unter der Oberfläche des Weltenbrösels Arseyya liegt, ein diskriminierendes Gesetz, das ERSTE WORT DES OKTRATS, welches alle anderen N’okkovölker betraf, die außerhalb Lank’emes wohnten. Um zu erklären wie es zustandekam und wieder abgesetzt wurde, muß man ein wenig ausholen:


    Lank’eme wurde zwischen acht gewaltigen, runenbesetzten Metallsäulen erbaut, die die Höhlendecke abstützen. Einst spielten die vielverstrebten Oktogonsäulen eine wichtige Rolle bei der Lenkung der gewaltigen magischen Energieströme, welche bei der Schaffung Arseyyas benötigt wurden. Danach war der Ort jahrzehntelang magisch verstrahlt und unbewohnt. Die Vorfahren der heutigen Lankn’okko waren die Erben der Bröselerschaffer, und ihnen war ein Teil des technischen Wissens überliefert worden.
    Sie erbauten Lank’eme und lenkten den immer noch fließenden Strom der Magie durch die Oktogonsäulen, die fortan als Magiemühlen arbeiteten, und so die magischen Kräfte in technisch nutzbare Energie umwandelten. Dadurch erblühte die Stadt zu einem reichen Handels- und Technologiezentrum mit tausenden von Einwohnern. Dank des Wissens der Vorfahren sicherte sich Lank’eme bald die Herrschaft über die umliegenden Gebiete. Das Wissen um die Technologie, die diesen Anspruch untermauerte, wurde eifersüchtig gehütet.


    Die stetige Nähe zu soviel magischer Energie veränderte die Stadtstaatbewohner innerhalb weniger Generationen. Die heute lebenden Lankn’okko sind leicht an ihrer kupferfarbenen Haut, den fleischigen Ohrlappen und den blassen Augen zu erkennen. Sie können eine geringe Menge an magischer Energie durch ihre Hände fließen lassen und nutzbringend anwenden - beinahe so als wären sie lebende Magiemühlen.


    Die Lankn’okko der Vergangenheit bildeten sich sehr viel darauf ein, fühlten sich von den Göttern gesegnet und hielten sich für etwas Besseres als die technologisch rückständigen Stämme der Umgebung. Die Angst wuchs, daß die Stämme den Stadtstaat überfallen und die Macht an sich reißen könnten. Der achte Stadtherr der Lankn’okko, der besonders paranoid war und sich außerdem ein Denkmal setzen wollte, erließ schließlich mit Zustimmung des Stadtrates das ERSTE WORT DES OKTRATS. Dieses Gesetz besagte unter anderem, daß sich innerhalb des Stadtkerns kein gewöhnlicher N’okko mehr aufhalten durfte. Diese benötigten schon eine zeitlich befristete Aufenthaltsgenehmigung um nur in den äußeren Vierteln Geschäfte machen zu dürfen. N’okko durften nicht mehr in die Familien einheiraten, ihre Güter nur noch zu festgesetzten Preisen verkaufen und das Aufladen der Energie-Batterien – wertvollstes Eigentum der Stämme – wurde zu einer teuren Angelegenheit, die grundsätzlich nur nach einer rituellen Erneuerung des Treueschwurs auf den Stadtherrn vollzogen wurde.


    Die Lankn’okko betrachteten alle anderen zunehmend als primitive Barbaren, und verließen ihre Stadt für Jahrzehnte nicht mehr. Als sie einmal eine Strafexpedition in ein Dorf in der größten Nachbarhöhle aussandten, stellten sie fest, daß sie sich unwohl fühlten, je weiter sie von der Stadt entfernt waren. Am Ziel eingetroffen, ging es allen zweihundert Soldaten so schlecht daß die Mission abgebrochen wurde.
    Nach vielen ähnlichen Erlebnissen wurde klar, daß kein Lankn’okko eine Ausnahme war. Das Volk war derart an die magischen Ströme angepasst, daß jeder Lankn’okko sich unwohl fühlte, je weniger er davon durchströmt wurde.
    Das Problem konnte nicht lange geheimgehalten werden, und die Lankn’okko erkannten, daß sie ihre Einstellung grundlegend ändern mußten, da sie bei Problemen wie der Wasser- und Nahrungsversorgung, und der Vermeidung von zuviel Inzest auf Hilfe von außen angewiesen waren. So setzte der sechzehnte Stadtherr das ERSTE WORT DES OKTRATS mit Zustimmung des Stadtrates wieder außer Kraft.


    Das ganze ging friedlich, wenn auch von N’okko-Seite mit einer gewissen hämischen Genugtuung und Schadensfreude vonstatten.


    Heute sind N’okko und Lankn’okko vollkommen gleichberechtigt, und Ehepaare, die eine Mischehe eingehen, werden in geräumigen Häusern in einem breiten Siedlungsring an der Flussgrenze des Magiestroms angesiedelt. Mischlingskinder können sich frei entscheiden, wo sie leben möchten, und nutzen ihre Empfindlichkeit gegenüber magischen Strömen oft dazu, um als Kundschafter ihren Verlauf zu kartographieren und neue, vergleichbar stark durchströmte Höhlen zu finden, die sich zur Besiedlung durch Lankn’okko eignen.

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    Malachiton und Kupfertag
    © Sturmfaenger


    In Morkandors Provinz Canror in den Bergen bei Lashmiin gibt es zwei dicht aufeinanderfolgende Feiertage zu Beginn und gegen Ende des Herbstes: das Malachiton und den Kupfertag. Beide sind untrennbar miteinander verwoben, haben sie doch einen gemeinsamen Ursprung:


    In der Gegend gab es vor sechzig Jahren ein Erdbeben, das viele Dörfer zerstörte. Die Überlebenden wanderten in versprengten Grüppchen durch die Berge und errichteten schließlich ein Notlager. Der Winter nahte und sie hatten wenig zu essen, und Aldhin, der Verlobte der neuen Dorfvorsteherin Jaide, nahm sich ein paar Männer mit und versprach, in den Bergen das versprengte Vieh zu finden, oder zumindest soviel Fleisch zu erjagen, daß sie bis zum Frühjahr überleben würden.
    Auf der Suche nach Kräutern und Beeren fanden die Frauen unterdessen in der Nähe des neuen Dorfgeländes grünliche Gesteinsbrocken. Jaide erkannte, daß es sich dabei um rohen Malachit handelte. Die Freude war groß, denn der Verkauf des Schmucksteins würde beim Neuanfang helfen. Jaide wartete voll Ungeduld auf Aldhin, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen, doch er kam nicht wieder. Tagelang wartete sie, und dann kehrte ein einzelner Jäger aus der Gruppe zurück. Ein Erdrutsch hatte alle anderen Mitglieder der Gruppe mitgerissen, und er war als einziger entkommen.


    Jaide, verzweifelt und stur, fühlte tief in ihrem Herzen daß Aldhin noch am Leben war und stieg mit den Jünglingen des Dorfes hinauf in die Berge, um ihn zu finden. Sie suchten und fanden die Stelle des Erdrutsches, und schließlich auch den verletzten Aldhin. Er war schwach, doch er lächelte Jaide an und streckte ihr einen grün angelaufenen Erzklumpen entgegen. Aldhin hatte eine Kupferlagerstätte gefunden, die größte in der ganzen Provinz.
    So brachten Aldhin und Jaide durch Kupfer und dessen Verwitterungsprodukt Malachit den Wohlstand in das neue Dorf Lashmiin und seine Umgebung. Lashmiins Wahrzeichen sind seine grünlich schimmernden Kupferdächer, und die beiden moosbewachsenen Statuen die sich Hände haltend in der Mitte des Dorfplatzes gegenüberstehen. Die eine ist eine Frau aus Malachit, die andere ein Mann aus grün angelaufenem Kupfer.
    Das Malachiton ist ein Festtag, der den Frauen gewidmet ist. Sie winden immergrüne Kränze für ihr Haar, schmücken sich mit Malachitketten, färben sich die Lippen mit Beerensaft und tanzen im Kreis um die beiden Statuen herum. Den Männern, die nicht mittanzen dürfen, überreichen sie kleine, selbstgeschnitzte Figürchen aus Malachit als Glücksbringer. Viele Ehen werden an diesem Tag beschlossen, zugleich kommen viele Händler ins Dorf, um die neusten Schmuckstücke zu erwerben und Bestellungen bei den talentiertesten Schnitzerinnen zu tätigen. Beerenwein und süße Speisen dominieren dieses Fest.


    Der Kupfertag ist den Männern vorbehalten. Sie tanzen ebenfalls, jedoch mit kupfernen Zeremonienspeeren. Dieser Feiertag wird etwas grimmiger gefeiert, denn die Kupferminen sind nicht mehr Eigentum des Dorfes. Sie werden inzwischen durch Sklaven ausgebeutet, und das Kupfer wird für den Münzbedarf der Hornandenherrscher verwendet. Im Dorf gab es anfangs Widerstand dagegen, und einige Männer wurden damals zur Abschreckung hingerichtet. Am Kupfertag kochen die Emotionen hoch, und die Männer können sich abreagieren, indem sie auf den aufgeschütteten Erdrutsch-Sandhaufen und die Jagdtier-Heufiguren einstechen. Am Kupfertag gibt es Wildbret und deftiges Essen, und an diesem Tag werden winzige, selbst geprägte Kupfermünzen geworfen, um herauszufinden, ob das kommende Jahr mehr gute oder schlechte Seiten haben wird.

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    Chuilauf von Eno Carrita
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    In dem Thermenstadt Eno Carrita wird zweimal im Jahr, am 12. Fimad und am 14. Idruen, der Chuilauf von Eno Carrita gefeiert. Grund für diesen Feiertag ist der Angriff von Bargachuis am 14. Idruen 1313 n. MF und die ungewöhnliche Art, wie die Feinde in die Flucht geschlagen werden konnten.


    Historischer Hintergrund
    Während des Chuisturms (1308-1314 n. MF) erreichte eine Gruppe von Bargachuis auch die Westküste von Kolonor und stieß dort am 14. Idruen 1313 auf die Stadt Eno Carrita. Dabei überraschten sie die fast ahnungslosen Bewohner der Stadt, die zwar von den kriegerischen Chuis schon gehört hatte, jedoch nie damit gerechnet hätten, dass diese es bis vor die Tore ihrer Stadt kommen würden. Um ihr Leben und Hab und Gut zu schützen, entschlossen sich die Bürger die Stadttore zu schließen, obwohl – so die Legende – einige Kinder noch außerhalb der Stadt waren, um einige Anilaar zu hüteten. Als sie nun zurückkamen, fanden sie die Tore verschlossen und die zornigen Chuis standen vor der Stadtmauer. Dabei wurden sie von den Chuis entdeckt, die auf sie losstürmten. Da liefen die Kinder zum Warewa Nahuati, einem nahen Geysir, mit einem Großteil der Chuis dicht auf den Fersen. Kurz bevor die Verfolger sie einholen konnten und sie den Warewa Nahuati erreichten, warf der seine grüne Wasserfontäne in die Höhe. Die abergläubischen Bargachuis hielten diesen Ausbruch für das plötzliche Auftauchen ihres Gottes Áichchúrrschùi und – weil die Götter der Chuis laut ihrem Glauben in der Vergangenheit schon öfter die Welt zerstört haben – ergriffen sie schleunigst die Flucht, von den nebelartigen Wassertropfen des Geysirs bereits mit grün gefärbten Fell. Voller Übermut warfen die Kinder den Chuis einige grüne Steine nach. Auch den Chuis, die bei der Stadt geblieben waren, war das Schauspiel nicht ganz geheuer, und so zogen sie sich vorsichtig zurück. Als sie auf ihre grün gefärbten Kameraden stießen und deren Geschichte lauschten, beschlossen sie lieber einen großen Bogen um Eno Carrita.


    Der Chuilauf von Eno Carrita
    Seit diesem Ereignis wird in Eno Carrita jedes Mal am Tag des Ausbruchs des Warewa Nahuati – das heißt zweimal im Jahr und nicht nur am 14. Idruen, dem Jahrestag, sondern auch am 12. Fimad – gefeiert. Dabei verkleiden sich mehrere Jugendlichen sehr aufwendig als Bargachuis (manchmal so aufwendig, dass die Verkleidet oft gar nicht mehr als Bargachuis zu erkennen sind) und ziehen dann angefeuert und begleitet von einer Kinderschar durch die gesamte Stadt.


    An den Stadttoren beginnt dann ein Wettrennen, bei dem die verkleideten Jugendlichen bis zum Warewa Nahuati laufen. Der Sieger wird groß gefeiert und sein Kostüm bekommt einen Platz im Stadthaus. Die Verkleidungen der übrigen Wettläufer werden grün gefärbt – wenn der Warewa Nahuati gerade ausbricht, müssen sie gar nicht gefärbt werden, das erledigt der Geysir viel schneller – bleiben im Besitz der stolzen Träger. Für alle Kinder gib es darüber hinaus noch einen Wettbewerb im Steinewerfen. Das Fest endet mit einem großen Festessen am Hauptplatz der Stadt.


    Der Warewa Nahuati und die Steinalge
    Der Warewa Nahuati – was frei übersetzte „Grüner Spucker“ bedeutet – ist der größte von den insgesamt vier Geysiren um den Golf von Rhead, und gleichzeitig auch einer der regelmäßigsten und ruhigsten, denn er bricht sehr exakt alle 183 Tage – also ziemlich exakt zweimal im Jahr – aus und schleudert dabei eine gewaltige Wasserfontäne bis zu 80 Meter in die Luft, was noch gut von der nahen Stadt Eno Carrita aus zu betrachten ist, die nur zehn Kilometer entfernt liegt. Das Schauspiel selbst ist vollkommen harmlos – auch wenn nicht besonders wohlriechend und bei zu große Nähe färbend (siehe weiter unten). Der Grund, warum Eno Carrita so nah an dem Warewa Nahuati erbaut worden ist, liegt an den heilkräftigen Thermalquellen hier, die die Stadt zu einem berühmten Badeort machen. An die ständigen Schwefelgerüche haben sich die Bewohner längst gewöhnt.
    Der Name Grüner Spucker kommt von der Steinalge, einer genügsamen grünen Flechte, die praktisch jeden einzelnen Stein um den Warewa Nahuati mit einer grünen Kruste überzieht. Sie ist außerdem trotz ihres wenig spektakulären Äußeren ein starkes Färbemittel, das bei einem Ausbruch das Wasser des Geysirs grün färbt, genauso wie alles, das mit diesem Wasser in Berührung kommt.


    Lexikon
    Áichchúrrschùi: bargachuischer Gott des Regens, des Wetters und der Eifersuch
    Anilaar: kleines, zweibeiniges Huftier, das wegen der Milch und des Fleisches gehalten wird
    Bargachuis: kleinere und dunkler gezeichnete Chuirasse; im Norden Kolonors heimisch
    Cuis: aufrecht gehende, raubkatzenähnliche Kulturschaffende
    Chuisturm: großer Eroberungsfeldzug der Bargachuis unter Ruarrhau, der große Teile Kolonors überzog
    Eno Carrita: Kur- und Thermenstadt am Golf von Rhead
    Fimad: Monatsname (entspricht unserem März)
    Idruen: Monatsname (entspricht unserem September)
    Kolonor: Kontinent
    Rhead, Golf von: Meer im Wesen von Kolonor
    Ruarrhau: legendärer Anführer der Bargachuis im Chuisturm
    Steinalge: grüne, stark färbende Flechte
    Warewa Nahuati: Geysir
    Geschichtstafel
    1308-1314 n. MF: Chuisturm
    1313 n. MF: Angriff der Bargachuis auf Eno Carrita
    1436 n. MF: heute

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    Das Cinalgija (Grünmeerfest, gespr: Kinalgischa)
    © Shay


    Das Cinalgija wird von den Aleandon jedes Jahr am 17. Mai und am 20. September gefeiert. Auch die Zeit dazwischen, die Grünmeerzeit, gilt als gute Zeit für Feste, doch ist sie mit keinen speziellen Traditionen verbunden.


    Ursprung
    Das Cinalgija geht zurück auf die allerersten Tage des Neuen Reiches. Die letzten Flüchtlinge des Alten Reiches, angeführt von Königin Neâr, erreichten die rettende Küste Andûmales am Abend des 16. Mai, bereits nach Sonnenuntergang. Nach all den schrecklichen Erlebnissen der Flucht waren sie müde und niedergeschlagen und auch die Tatsache, daß sie ihr Ziel erreicht hatten, konnte sie kaum aufmuntern. Doch als sie am nächsten Morgen erwachten, hatte sich das ganze Meer mit dem strahlenden Grün einer Algenblüte überzogen, die in diesen Gewässern in unregelmäßigen Abständen auftaucht. Die Aleandon nahmen dies als gutes Zeichen, und tatsächlich gab es in den darauffolgendenden Jahren weder Hunger noch Missernten. Doch auch wenn das Ereignis nie vergessen wurde, wurde es damals noch nicht gefeiert.


    Siebzehn Jahre später, als es darum ging, den Ort für die neue Hauptstadt festzulegen, segelte Königin Neâr mit ihren Beratern die Küste hinab nach Süden, um eine geeignete Stelle zu finden. In der Bucht, in der heute Tiluvo liegt, ankerten sie und diskutierten lange, denn einige der Berater wollten die neue Hauptstadt hier, gut geschützt unter dem Wasser erbauen. Die anderen aber hielten diesen Plan für zu gefährlich. Schon bei den Bauarbeiten würde es zu schweren Unfällen kommen, und letztendlich würde das Vorhaben scheitern, so prophezeiten sie. Sie redeten bis tief in die Nacht hinein. Schließloch entschied Neâr sich dafür, den Bau der Stadt hier zu wagen. Am nächsten Morgen war das Wasser grün, es war der 20. September. Und wieder was es ein Zeichen der Hoffnung. Niemand kam während der Bauarbeiten zu schaden, und über allem schien ein glücklicher Segen zu liegen.


    Als die neue Hauptstadt - wie die alte trug sie den Namen Tiluvo - vollendet war, ließ Neâr verkünden, daß von nun an die beiden Tage als Tage der Freude und der Hoffnung vom ganzen Volk der Aleandon gefeiert werden sollten, und so geschieht es bis auf den heutigen Tag.


    Das Fest
    Cinalgija ist ein Fest des Neubeginns. Es heißt, jedes Unterfangen, das an diesen Tagen begonnen werde, stehe unter einem guten Stern, und auch wenn die meisten erwachsenen Aleandon das als Aberglauben abtun, ist es doch üblich, zu diesem Fest Neues zu beginnen. Schon Tage und Wochen vorher werden Pläne geschmiedet, Skizzen erstellt, doch alles unter größter Geheimhaltung. Am Cinalgija dann kommt man dann mit seinen Lieben zusammen, um sich gegenseitig die Pläne vorzustellen und den ersten Schritt zu tun. Freundinnen treffen sich, um den ersten Stich an einem neuen Gewand oder einer neuen Stickerei zu tun, Schreiner rufen Gesellen und Lehrlinge zusammen und sägen das erste Brett für einen neuen Schrank, ein Bildhauer macht den ersten Schlag vor seinen Kollegen...


    Bei diesen Zusammentreffen spricht man über die Zukunft und die Päne, die man für sie hegt, man lacht und feiert. Da die meisten aber viele solcher Verabredungen haben, sind sie oft nur kurz und man zieht von Feier zu Feier. Nur wer einen großen Neubeginn zu begehen hat - eine Hochzeit etwa oder eine Grundsteinlegung - richtet ein Fest aus, das den ganzen Tag dauert. Bei diesen Festen dann kann man auch die einzigen hören, die am Cinalgija nichts Neues beginnen, sondern Altes darbieten, die Musiker und Dichter nämlich, die in ihren Werken die Taten vergangener Zeiten zum Leben erwecken. Wer aber diese Geschichten hören will und zu keiner entsprechenden Feier eingeladen ist, der kann so manche Darbietung in den Häusern des Hochadels hören, die zu diesem Zweck für alle geöffnet sind. Und nicht wenige Dichter suchen sich auch einfach einen schönen Platz oder einen Park, um ihre Kunst dem Volk anzubieten.


    Doch prägender als die Lieder der Sänger sind die Stimmen der Kinder, wenn sie mit lauten Rufen "Sinenas! Sinenas! - Ich beginne! Ich beginne!" ihre Eltern und Geschwister, Onkel und Tanten und wer auch immer sonst zugegen sein mag zusammenrufen, um mit großem Zeremoniell ein weiters kindliches Projekt zu beginnen und sich in der Aufmerksamkeit und Zuneigung der anderen zu sonnen.

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