Stammtisch der albernen Männer von kn

  • Hinweis: Bei diesem Text handelt es sich um Fanfiction von Tös Welt kn. Tö kennt den Text bereits und ist einverstanden, dass ich ihn hier poste


    Yosephus Krümel hielt vor dem etwas versteckten Eingang an. Zur gurgelnden Koralle, ja das war es. Er musste sich ein wenig strecken, um die in einer Nische liegende Klinke zu erreichen. Die Tür öffnete sich nur schwerfällig und Yosephus zwängte sich rasch durch den sich auftuenden Spalt. Drinnen leuchtete schummriges Licht eine steile Treppe hinab. Ungelenk duckte sich Yosephus unter einem Balken hindurch und verlor dabei beinahe das Gleichgewicht. Halb stieg und halb stolperte er die unregelmäßig angeordneten Stufen herab und fand erst wieder im Schankraum zu einem kontrollierten Schritt. Sein Eintreten schien nicht ganz geräuschlos gewesen zu sein, denn neben der Barkeeperin drehten sich auch die Männer am Tisch links von ihm um. Das mussten sie sein.


    „Guten Tag die Herren. Mein Name ist Yosephus Krümel, ich arbeite im neuen Büro an der Stadtmauer. Luftdruckregulierung, sie wissen ja. Mein Kollege hat mich eingeladen, dass hier ein geselliger Abend stattfindet. Ich hoffe, ich bin richtig.“


    „Aber ja“, einer der Männer am Tisch stand auf, zwängte sich umständlich an seinem Nachbarn vorbei und reichte Yosephus die Hand „Herzlich willkommen, Herr Krümel. Ihr Kollege hat uns nur Gutes über sie erzählt. Botzhobel, mein Name, ich bin Erfinder.“


    Herr Botzhobel zog seine Hand ein wenig theatralisch zurück. Gleichzeitig schossen aus seinem Ärmel zwei kleine Fontänen aus grünen Funken hervor. Yosephus nickte anerkennend. Er blickte in die Runde und sah jetzt auch seinen Kollegen Wernhard Moll vom Büro nebenan, der ihm freundlich zunickte.


    „Setzen Sie sich doch!“, sagte ein anderer Mann und streckte nun ebenfalls über den Tisch seine Hand zum Gruß aus. Dass er dabei einen der beiden Pfefferstreuer umstieß, schien ihn nicht zu stören „Käsewasser mein Name. Ich mache hier dies und das. Sie müssen wissen, hier in kn ist oft Rat zu den verschiedensten Themen gefragt. Und ich helfe, wo ich kann! Also wenn Sie einen Rat brauchen, Herr Krümel, ich stehe gerne zur Seite.“


    „Vielen Dank“, Yosephus schaffte es nicht ganz, gleichzeitig Herrn Käsewassers Hand zu schütteln und den freien Stuhl zu umrunden, tat aber sein Möglichstes. Währenddessen stellte sich der Rest der Runde vor.


    „Willkommen bei uns. Wir sind sehr erfreut, dass sie den Weg zu uns gefunden haben. Mein Name ist Professor Koppstein, ich lehre an der Fakultät für Astrochemie. Fachgebiet Kiefelsterne“


    „Henning Bollerbichs. Ich arbeite im Zoo.“ Herr Bollerbichs war Yosephus vom Alter her wohl am nächsten.


    „Dann fehlt wohl nur noch der gute Herr Karius von Böffel. Der wird auch sehr erfreut sein, ihm gefällt es immer, wenn neue Gesichter den Weg finden!“


    „Sie müssen wissen, Herr Karius von Böffel hat diesen Stammtisch damals in Leben gerufen. Früher waren wir noch drüben im Krausen Wassermann, aber hier ist es noch etwas gemütlicher. Und am ersten Donnerstag im Monat ist auch immer Briefmarkenflohmarkt, da kommen noch ein paar mehr Leute.“


    „Aber jetzt bestellen Sie sich am besten mal was, Herr Krümel! Ich kann Ihnen nur den frisch aufgebrühten Hagebuttentee empfehlen. Oder die Boysenbeerenbrause, wenn Sie es etwas erfrischender mögen.“


    Yosephus hatte inzwischen Platz genommen und war ein wenig überwältigt, von der Aufmerksamkeit, die er bekam. Er suchte den Blick von Wernhard, der zunächst etwas überrascht schien, dann aber schnell einwarf: „Ich glaube, die Boysenbeerenbrause wirst du mögen.“


    Herr Käsewasser hatte bereits umständlich die Wirtin herbei gewunken und Yosephus bestellte seine Brause. Herr Botzhobel bestellte sich noch einen Hagebuttentee.


    „Herr Krümel, wenn sie dann jetzt die Luftdruckregulierung machen, sagen Sie, haben Sie sich dann auch schon mit den Anforderungen des Astrochemieinstituts beschäftigt?“, fragte Professor Koppstein jetzt, „Unsere Experimente sind hochempfindlich und wir können jede Unterstützung gebrauchen!“


    „Herr Krümel arbeitet sich noch ein“, ergriff Wernhard das Wort, bevor Yosephus etwas sagen konnte „wir haben das auf dem Plan, aber am Ende setzen wir auch nur die Protokolle der Wetterzentrale um. Bei der Großwetterlage müssen Sie dorthin Kontakt aufnehmen, da haben wir keinen Einfluss.“


    „Es geht mir nur darum, dass Herr Krümel weiß, dass nicht nur die Frauen der Stadt ein Auge auf Ihre Arbeit haben. Die Forschung wird nur allzu oft vergessen.“


    „Ich werde auf jeden Fall daran denken. Im Moment muss ich viel Neues lernen. Herr Käsewasser, was sagen Sie denn dazu?“


    Herr Käsewasser war sichtlich zufrieden, nach seiner Meinung gefragt zu werden: „Nun ja, das Institut für Astrochemie hat einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Ruf unserer Stadt und daran hat selbstverständlich Professor Koppstein keinen geringen Anteil. Herr Moll hat sich auch bisher vorzüglich um die Luftfeuchtigkeit und alles daran liegende gekümmert, da können Sie sicher ihren guten Teil dazu leisten. Vielleicht lässt sich ein Treffen aller Interessensvertreterinnen organisieren, da kann ich mich einmal beim Rat erkundigen, jedenfalls – ach Herr von Böffel!“


    Ohne ein Geräusch zu machen, war neben ihnen ein weiterer Herr aufgetaucht. Er hatte ein sicheres Auftreten und verstaute, während er sich zu ihnen setzte, ein seltsam aussehendes Gerät in einer Tasche.


    „Guten Tag, guten Tag! Schön, dass es so viele sind heute. Und ein neues Gesicht ist auch dabei. Ich bin Jochen Karius von Böffel, Messninja und Skalensamurai. Willkommen!“


    „Yosephus Krümel. Büro für Luftdruck, Ich wurde bereits sehr herzlich aufgenommen.“


    „Richtig, Herr Moll erwähnte, dass ein junger Kollege hier mal mitkommen würde. Ich hoffe, die Herren haben Sie nicht zu sehr gelangweilt bisher.“


    „Nein, gar nicht. Wir sprachen gerade von der Astrochemie.“


    „Sehr gut, sehr gut. Professor Koppstein, ich habe gestern hinter dem Mordgraben ein paar verschränkte Kiefelelementare erwischt. Ich kann Ihnen die Werte dazu geben, höchst interessant, das alles.“


    „Ja, tun sie das. Vielleicht kann ich es für eine Übungsaufgabe für die Studenten benutzen. Damit die zumindest überhaupt mal den Unterschied zwischen Kiefel und Heiger verstehen!“


    Falls Herr Karius von Böffel geglaubt hatte, dass seine Messwerte aus wissenschaftlicher Sicht für Professor Koppstein von Interesse sein könnten, ließ er sich eine etwaige Enttäuschung darüber zumindest nicht anmerken und nickte eifrig.


    „Wunderbar, dann machen wir das so. Ein dunkles Bier dann für mich bitte!“


    „Herr Krümel, jetzt wo Sie wieder in kn sind: Haben Sie es vermisst?“


    „Nun ja, als Erwachsener stellt sich die Stadt doch anders dar als zur Zeit im Internat. Ist gut so, denke ich. Und zu Oberstudienrat Öckel würde ich ehrlich gesagt nicht mehr zurück wollen.“


    „Ja, bei Öckel, das waren Zeiten!“, fiel Herr Botzhobel eifrig ein, „ich nehme an, den Schreibmaschinenkurs gab es bei Ihnen auch noch? Ich kann mich noch so gut erinnern, bei meinem Gerät hatte das Ö manchmal einen Zufallsschnapper. Und der Oberstudienrat hat mir jeden einzelnen davon angestrichen. Man kann sagen, was man will über ihn, aber genau ist er.“


    „Ja, das kann ich wohl bestätigen. Der Schreibmaschinenkurs ist bei uns damals ausgefallen. Wegen eines Tintensturms. Dafür mussten wir dann alle Texte dafür in doppelter Kursivschrift eintragen. Ich glaube, ich war der Einzige, der es mit einer Drei Minus bestanden hat.“


    „Na dann ist es ja wohl genau richtig, dass Sie wieder da sind! Sagen Sie den Podcast des Oberstudienrates mit diesem Schriftsteller verfolgen Sie hoffentlich! Gahr oder so heißt der. Hochinteressant. Auch wenn natürlich viel dabei ist, was er uns damals im Unterricht beigebracht hat. Aber er ist einfach eine Koryphäe!“ Herr Käsewasser verlieh der Behauptung von Herrn Botzhobel mit einem heftigen Nicken Nachdruck.


    „Nun ja, in der Grammatik mag das stimmen, doch ich hatte mir immer gewünscht, dass im Internat etwas mehr aus den Naturwissenschaften gelehrt wird“, warf Professor Koppstein ein.


    „Zoologie war leider auch nicht so viel dran“, sagte Henning Bollerbichs, „aber das lernt man wahrscheinlich auch am besten bei der Arbeit.“


    „Waren Sie denn schon im Zoo, Herr Krümel?“, fragte Herr Käsewasser, „Den müssen Sie sich auf jeden Fall ansehen, Herr Bollerbichs leistet ganz großartige Arbeit dort. Die Raubkatzen! Und die Flamingos! Wirklich sehr gut!“


    „Flamingos gibt es nicht bei uns“, stellte Herr Bollerbichs schüchtern klar. „Aber Pinguine.“


    „Sind Sie sich da sicher? Da gleich am Eingang ist doch dieser schöne Teich.“


    „Da gibt’s im Moment nur ein paar Enten und einen Krauskopfpelikan. Heiko.“


    „Nein doch, ich bin mir sicher, dass dort auch Flamingos sind! Die Rosanen! Da wäre ich doch ganz verwirrt, wenn Sie mir das so sagen. Ich will Ihre Kompetenz nicht bezweifeln, aber ich habe sie doch gesehen!“


    „Zumindest kann es nicht in den letzten zwei Jahren gewesen sein. Ich kann meine Chefin fragen, wie das vorher war. Aber ehrlich gesagt glaube ich es nicht, Flamingos sind sehr schwer zu bekommen. Auf der anderen Seite des Wachsmeers gibt’s die öfter, vielleicht haben Sie sie dort gesehen.“


    „Ich habe dort aber doch keinen Zoo besucht! Nun ja, ich will hier auch keinen Zank beginnen. Sehen Sie sich auf jeden Fall den Zoo an, Herr Krümpel, es lohnt sich! Herr Bollerbichs kann Ihnen sicher auch einiges zeigen!“


    „Wenn es sich einrichten lässt, sehr gerne!“ Yosephus sah Herrn Bollerbichs etwas entschuldigend an.


    Die nun einsetzende Pause nutzte Professor Koppstein, um wieder eifrig Herrn Karius von Böffel und Herrn Käsewasser über die Details der Kiefelsternforschung zu unterrichten. Das gab Yosephus zunächst die Gelegenheit, einmal in Ruhe seine Boysenbeerenbrause zu genießen, die wirklich gut war. Dann wandte er sich leise an Henning Bollerbichs, um klarzustellen, dass er keineswegs eine umfassende Führung durch den Zoo erwarte, seine Arbeit aber sehr interessant finde. Henning, der Yosephus schnell das Du anbat, nahm das Ganze sehr entspannt und an erzählte ihm dann so einiges von der Arbeit mit den manchmal gefährlichen, aber manchmal auch nur anstrengenden Zoobewohnern. Von Riesenschnecke Jacqueline, deren Schleimspur immer dann die Besucherwege unbegehbar machte, wenn man es am wenigsten brauchen konnte. Von frechen Pinguinen, verwirrten Pelikanen und den prächtigen Großkatzen, um die sich vor allem Hennings Kollegin Anna kümmerte. Auch Wernhard hörte ihnen von der anderen Seite zu und erzählte von einem Urlaub, den er mal gemacht hatte, wo er den Pinguinen in freier Natur begegnet war.


    Ohne dass Yosephus es wirklich wahrnahm, wurde es spät. Jochen Karius von Böffel bestellte für sie alle noch einen „Schmaucher“, einen dampfenden Pfeffertee, bei dem es sich nach dem Trinken ein wenig anfühlte, als käme Rauch aus den Ohren, dann machten sie sich auf den Heimweg.


    Der Schnee knirschte unter den Füßen von Yosephus, als er eilig eine finstere Gasse durchschritt. Er versuchte, sich nicht zu viele Gedanken über die Blutflecken zu machen. kn war eine seltsame Stadt. Hier passierte so viel, was er nicht verstand und wohl nie verstehen würde. Er war sich immer noch nicht sicher, ob es richtig gewesen war, zurückzukehren. Aber das in der gurgelnden Koralle, das gefiel ihm.

    Und manchmal, manchmal, reimt sich irgendwas auf "od"


    Unterschätzen Sie niemals das dramaturgische Potential eines Kopfbahnhofes!

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