[Seefahrt] Besatzung von Segelschiffen

  • Für Nerema brauche ich ein paar Infos, weil ich von Seefahrt, gelinde gesagt, fast keine Ahnung habe. Jetzt kommt mir bitte nicht mit "Aber du wohnst doch an der Nordsee!", ich bin erst einmal mit einem Schiff gefahren, und auf einem Segelschiff war ich auch erst zweimal (bei einem Truppenbesuch kurz die Gorch Fock besichtigt, und die Sedov, als sie neulich in Cuxhaven vor Anker lag, aber dadurch erhält man bestenfalls einen Einblick in das durchdachte Chaos der Takelage und denkt sich: Ahja... ??? ).


    Wie lässt sich in etwa die Besatzung eines Schiffes berechnen? Gibt es Formeln wie "acht Mann pro Segel, vier pro Kanone"?


    Wie viele Mann kann man etwa pro Kanone rechnen? Nehmen wir dafür ein leichtes Geschütz, sagen wir, einen 12-Pfünder. Erhöht sich die Bedienmannschaft mit wachsendem Kaliber? (Anm.: Anders als bei Kanonen auf Lafetten, die mitsamt Lafette beim Schuss nach hinten knallen und wieder in Position geschoben werden müssen, sind die fest montierten Kanonen (s.u.) auf Lafetten montiert, wo man praktisch nur das Rohr wieder in Position rücken muss.)


    Gibt es eine Mindestbesatzung, um bestimmte Aufgaben auszuführen, könnte man z.B. auch eine Kanone alleine laden und abschießen? Verlängert sich dadurch die Prozedur linear? (Drei Mann machen's in einer Minute, ein Mann in drei...) Gibt es Aufgaben an Bord, die ein Mann alleine unmöglich ausführen kann (ich denke da an das Setzen und Einholen der Segel)? Gibt es eine Mindestbesatzung, mit der man ein Schiff gerade so steuern und eventuell verteidigen kann? Wie berechnet sich die?


    Welche Aufgaben gibt es an Bord für einfache Matrosen? Ich habe im Moment die Einteilung, dass soundsoviele Matrosen die Segel bedienen, soundsoviele die Kanonen... geht es, dass sich eine Mannschaft um BEIDES kümmert? Hat sie dadurch große Nachteile gegenüber Schiffen, die ihre Mannschaft in Segler + Kanoniere eingeteilt haben?


    Welche Aufgaben an Bord gibt es für Offiziere und Unteroffiziere? Gibt der Kapitän nur Befehle und kriegt dafür den Löwenanteil der Piratenbeute, oder ist er auch zu was andrem gut? (Unter Unteroffizier verstehe ich 1. die Maate und Bootsmänner und alle anderen Personen in Führungspositionen, die unter dem Rang eines Kapitän stehen und 2. Alle Spezialisten, wie "Oberaufpasser des Fockmastes", Smutje, evtl. Handwerker und sowas. Zu den Offizieren zähle ich den Kapitän, den Schiffsarzt, den Navigator - eben alles, wofür man eine sehr fundierte, schulbasierte Ausbildung braucht, lesen und schreiben können muss; und ggf. Offiziere, die über den Unteroffizieren stehen und z.B. "Oberaufpasser des Unterdecks" sind.)


    Ziel des ganzen ist es, die Besatzung der Caracalara zu berechnen, einem schnellen Handelsschiff, das hochseetauglich und für Reisen von bis zu 30 Tagen ausgelegt ist und sich harmloseren Piratenangriffen einigermaßen gut erwehren kann. Dafür habe ich mal sechs Kanonen (Backbord und Steuerbord je eine fest montierte auf Schienen (s.o.) und zwei lose auf Lafetten, die an den Bug und das Heck geschoben werden können) auf dem Oberdeck angebracht; das Schiff ist etwa 50 m lang, hat zwei Masten und nutzt seine Segelfläche möglichst gut aus, damit es so etwa 10 Knoten im Wind macht. Zunächst, ist das realistisch? Dann, wie berechne ich die Besatzung? Im Moment ist sie 25 Mann stark (19 Matrosen, 5 Unteroffiziere, Kapitän; von den 19 Matrosen sind 12 gleichzeitig Segler und Kanoniere), und es wäre mir lieb, wenn es auch nicht mehr wäre...

  • Uff, das sind ein ganzer Haufen Fragen. Ich hab zwar gerade erst "Life in Nelson's Navy" beendet, aber alles weiß ich nicht aus dem Kopf, da werde ich einen Teil davon noch daheim nachschlagen müssen.


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    Wie lässt sich in etwa die Besatzung eines Schiffes berechnen? Gibt es Formeln wie "acht Mann pro Segel, vier pro Kanone"?


    Bei der Navy gab es Richtlinien, wieviele Mann auf einem Schiff waren, wobei die Schiffe da nach der Anzahl der Kanonen eingeteilt wurden. Eine 74er (also ein großes Schlachtschiff) hatte etwa 600 Mann Besatzung, eine 32er Fregatte vielleicht noch 200. (ich hoffe, die Zahlen stimmen)
    Die Schiffe sind aber gerade in Kriegszeiten selten mit voller Besatzung gesegelt und haben unterwegs durch Krankheiten, Unfälle und vor allem Skorbut noch einen Haufen Leute verloren (bis zur Hälfte und mehr).


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    Wie viele Mann kann man etwa pro Kanone rechnen?


    Müßte ich nachschauen. Im Prinzip macht das Kaliber der Kanonen weniger etwas aus, sondern vor allem das Gewicht, das neben dem Kaliber auch noch von dre Länge des Rohres und damit von der Schußweite abhängt. Im Normalfall brauchte man pro Kanone mindestens einen Kanonier, einen, der das Rohr auswischt und einen der die Kugel reinwuchtet. Außerdem für jeweils zwei Kanonen einen Pulverjungen. Aber damit hast du noch keine Leute, die die Kanone ein- und ausrennen. Ich glaube, die Navy hat mit etwa 10 Mann pro Kanone gerechnet, wobei man auch mit ein paar weniger auskam.


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    Gibt es eine Mindestbesatzung, um bestimmte Aufgaben auszuführen, könnte man z.B. auch eine Kanone alleine laden und abschießen?


    Für die meisten Aufgaben an Bord eines Segelkriegschiffes brauchte man mehrere Leute. Steuern und evtl Segel trimmen ist so ziemlich das einzige was man allein machen kann. Segel setzen und einholen nur auf einem schratgetakelten Mast (wo also die Segel mehr oder weniger dreieckig sind, in Längsrichtung des Schifes stehen und von Deck aus gesetzt werden können) für rahgetakelte Schiffe (die "klassischen" Segelschiffe) braucht man mehrere Leute.


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    tbesatzung, mit der man ein Schiff gerade so steuern und eventuell verteidigen kann? Wie berechnet sich die?


    Gerade so mit zwei Leuten, einer am Steuer und einer an dern Brassen, aber dann Gnade dir Gott, wenn das Wetter umschlägt oder du gegen den Wind segeln willst. Wieviel Mann man braucht, um ein Schiff in allen notwendigen Funktionen bedienen zu können, weiß ich nicht. Aber 10-20 Mann je nach Größe des Schiffes werden es schon sein. Und wenn du Leute an den Pumpen brauchst, weil dein Schiff leck ist, brauchst du noch mehr.



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    Welche Aufgaben gibt es an Bord für einfache Matrosen? Ich habe im Moment die Einteilung, dass soundsoviele Matrosen die Segel bedienen, soundsoviele die Kanonen... geht es, dass sich eine Mannschaft um BEIDES kümmert? Hat sie dadurch große Nachteile gegenüber Schiffen, die ihre Mannschaft in Segler + Kanoniere eingeteilt haben?


    Das war die übliche Regelung, daß die Seeleute auch an den Kanonen Dienst geschoben haben. Das mußte man dann irgendwie einteilen, aber in der Regel wurden ja nur die Kanonen einer Seite gebraucht, so daß man mit den Matrosen der anderen Seite das Schiff steuern konnte. Außerdem brauchst du für ein Schiff das Tag und Nacht segelt, sowieso die doppelte Besatzung, um im Schichtdienst arbeiten zu können.
    Ansonsten haben die Matrosen an Bord so ziemlich alles gemacht. Da sind zum einen die ganzen Aufgaben, die mit dem Segeln selbst zu tun haben, dann steuern, Reparaturen, Laden und Entladen, Putzen, Bilge leerpumpen (sehr wichtig, jedes Holzschiff leckt) etc pp.


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    Welche Aufgaben an Bord gibt es für Offiziere und Unteroffiziere? Gibt der Kapitän nur Befehle und kriegt dafür den Löwenanteil der Piratenbeute, oder ist er auch zu was andrem gut?


    Zuerst einmal haben die Offiziere und Unteroffiziere die Aufsicht über kleinere Gruppen von Seeleuten. Der Kapitän hat vor allem die Verantwortung für alles. Dafür kriegt er in der Royal Navy 1/8 der Beute.
    Ansonsten ist vor allem die Navigation Sache der Offiziere, sowie Logbuch und Verpflegung.


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    Dafür habe ich mal sechs Kanonen (Backbord und Steuerbord je eine fest montierte und zwei lose, die an den Bug und das Heck geschoben werden können) auf dem Oberdeck angebracht; das Schiff ist etwa 60 m lang, hat zwei Masten und nutzt seine Segelfläche möglichst gut aus, damit es so etwa 10 Knoten im Wind macht.


    Die Geschwindigkeit könnte hinkommen, wenn das Schiff guten Wind hat. Ansonsten erscheint mir das Schiff für den von dir beschriebenen Zweck riesig. Nelsons Flagschiff bei Trafalgar, die HMS Victory hatte bei einer Länge von etwas über 69m 104Kanonen, 3 Masten und 820 Mann Besatzung.

  • Im Falle der Caracalara wären das bei 3 Kanonen pro Schiffsseite und 4 Mann pro Kanone 12 Mann pro Seite, also 24 Matrosen. Kommen 3 Pulverjungen hinzu, 27. Wenn nur eine Seite schießt, sind 12 bis 13 in der Takelage.
    Hm, 27 hört sich eigentlich nicht schlecht an. 8 mehr als geplant, aber es ist jetzt keine Katastrophe. Wenn das Schiff nachts fährt, und das soll es, braucht es eine Nachtwache, das ist das Problem.
    Schob immer die Hälfte der Besatzung Nachtdienst, oder nur ein kleinerer Teil? In letzterem Fall würde ich einfach noch eine Packung Segelleute (13 Mann) dazurechnen, die das Schiff nachts manövrieren und die Segler, die bei einem Kampf zu den Kanonen eilen, notfalls ersetzen, damit das Schiff voll manövrierfähig bleibt.
    Damit hätten wir ein zweimastiges Handelsschiff mit 40 Matrosen und einer Handvoll Führungspersonal. Die Länge muss, wie Shay schon sagte, verkürzt werden. Wären 20m eher denkbar? Was hätte so ein Schiff in etwa an Laderaum und Verdrängung? Und vor allem, sind das realistische Zahlen?


    40 Matrosen sind für meinen Bedarf noch zu viel. Dann mache ich mir mal Gedanken, wie man die einzelnen Mannschaften verkleinern kann.


    Bezüglich der Kanonen: Auf klassischen Segelschiffen stellt man sich Vorderlader vor. Wie würde das ganze denn aussehen, wenn es sich um Hinterlader handeln würde? Vielleicht sogar mit einem Magazin, das automatisch neue Kugeln zuführt, wie in der Bowlingbahn ;D Es wäre doch irgendwie eine Vorrichtung möglich, die ein Magazin von, sagen wir, 5 Kugeln hat? Bei einem Geschütz, das mit 12-Pfund-Munition geladen wird, wären das 30 kg Munition. Das kann ein starker Mann ja mehrmals hintereinander schleppen, dann gäbe es nur einen Lader für, sagen wir, drei Kanonen, und der macht nichts anderes wie Munitionsmagazine auswechseln.
    Ebenso könnte man ja eine automatische Schießpulverzufuhr einbauen. Soweit ich das verstanden habe, hängt von der Menge des Schießpulvers die Wucht der Explosion im Kanonenrohr ab und damit die Reichweite der Geschütze und die Durchschlagskraft der Munition. Der Kanonier könnte die Schießpulverzufuhr manuell einstellen, oder bräuchte er dafür auch noch einen Spezialisten?
    Ich habe in einem Film (fragt mich jetzt bitte nicht in welchem) gesehen, wie eine altmodische Kanone geladen wurde: Der Lader hat die Kugel reingesteckt, dann so eine Art weißen Tampon ;D und ab die Luzi. Was hat es mit dem Stopfen auf sich? Eine verschnellte Form des Rohrreinigens, oder war das nur eine Ladung Pyroeffekte, damit die Kanone im Film schöner blitzt und knallt? Wenn ersteres zutrifft, könnte man ja einfach den Rohrtampon reinstopfen und spart sich den Auswischer für die Kanone.


    Hm, und ist nicht zufälligerweise ein passionierter Segler oder Windjammerfan "an Board", der in etwa weiß, wie viele Mann so etwa in den Wanten sind, wenn Segel gesetzt und eingeholt werden? Ich habe selbst einige Schiffsbücher mit aufgelisteter Besatzungsstärke, aber es wird nirgends genannt wofür die Leute spezielle eingesetzt werden, das hilft mir nicht. Und wie weit kann man mit technischen Kniffen arbeiten, Flaschenzügen und Konsorten?

  • Ne, eine Nachtwache brauchst du nicht extra, die ist bei der Kampfbesatzung schon dabei. Wenn eben gerade gekämpft wird, dann haben die Pech, die gerade frei gehabt hätten.


    Hinterlader sind bei Kanonen wohl recht schwer zu bauen. Schon die Vorderlader-Kanonen sind manchmal explodiert, weil sie irgendwo Risse hatten und die Hinterladeröffnung ist halt immer eine Schwachstelle. Und außerdem wird die Kanone vom Rückstoß eh zurückgefahren, so daß das vorne laden eigentlich keinen großen Unterschied macht.


    Ausgewischt muß das Rohr übrigens deswegen werden, weil im Rohr noch glimmende Fetzen der alten Pulverkartusche hängen können. Wenn du da neues Schießpulver drauf tust, dann gnade dir Gott.
    Ich glaube die Reihenfolge beim Laden war
    - Auswischen
    - Pulver
    - Stopfen
    - Kugel
    - Stopfen


    Die Stopfen braucht man, damit das Gas von der Pulverexplosion nicht links und rechts entweicht (glaube ich). Die Kanonenkugeln haben nämlich nicht sonderlich genau gepasst.


    Aber ich hab hier mal ein Schiff, das die passen könnte
    die Lady Nelson link bei wikipedia


    Da die Angaben auf den Seiten in Fuß sind, hier nochmal die aus meinem Buch
    Länge über alles: 25,76m
    Länge Rumpf: 16m
    Breite: 5,34m
    Tiefgang: 2,74m
    Höhe Großmast über Wasserlinie: 17,45m
    60 Tonnen Displacement


    Die Lady Nelson war sicher kein schlagkräftiges Kampfschiff, hatte aber immerhin sechs kleine Kanonen. Wenn du die Kanonen ein bißchen größer machen willst, dann solltest du Tiefgang und Breite etwas vergrößern. Dabei wird sie aber auch langsamer.

  • Noch ein paar andere Schiffe, die so in etwa in der Größenordnung sind



    USS Unicorn
    Swift of Ipswich Die ist als gaffelgetakeltes Schiff etwas langsamer, dafür wendiger und braucht weniger Mannschaft
    Shenandoah ebenso
    USS Niagara Auch ein Zweimaster aber ein echtes Kriegsschiff. 17 Kanonen und 100 Mann
    Die Golden Hinde, das Schiff von Sir Francis Drake Die golden Hinde hatte 18 Kanonen und fuhr mit vier anderen Schiffen zusammen, wobei alle Schiffe miteinander 180 Mann hatten.



    Wenn du noch mehr Infos haben willst, sag es ruhig

  • Als Faustregel kann man etwa annehmen, daß man pro Mast 5 Matrosen braucht. Da man zwei Schichten braucht - die Nachtwache ist genauso anspruchsvolle Areitszeit wie tagsüber, Ozean und Wetter machen halt keinen Feierabend - kann man also von 10 Mann Besatzung pro Mast ausgehen.


    Ich habe gehört, daß es auf Kriegsschiffen extra Seesoldaten gegeben hat, die sich nur um die Geschütze zu kümmern hatten und deswegen von der arbeitenden Matrosenbevölkerung als faule Nichtsnutze angesehn wurden. Kann ich nicht so ganz glauben, daß die wirklich sonst nichts zu tun hatten...


    Zu den Jobs an Bord:
    Ich muß mal mit dem Bild vom Steuermann, der an seinem Steuerrad hinten am Heck steht und das Schiff schön übers Meer lenkt, aufräumen. Kannste in die Tonne treten.
    Das allenthalben aus Piratenfilmen bekannte Steuerrad ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts, stattdessen gab es den sogenannten Kolderstock, eine Art Hebel, der seitlich umgelegt wurde und so das Steuerruder wie gewünscht umlegte, der von einem Rudergänger bedient wurde, der sich in einem eigenen Zwischendecksraum aufhielt und einen schmalen Sichtschlitz nach draußen hatte, von wo er einen wunderbaren Blick auf die Stiefel der Leute hatte, die auf dem Deck herumliefen. Der Rudergänger konnte überhaupt nicht sehen, wo er eigentlich hinfährt, weil da neben den Stiefeln seiner Kameraden auch noch Masten und Segel etc. die Sicht auf den Bug versperrten. Die Aufgabe des Steuermanns bestand darin, dem Rudergänger Anweisungen zu geben, wie er das Ruder zu positionieren hatte.

  • Ich hab nur den Daten zu den 4 Reisen des Kolumbus....


    Jahre 1492... men merkt sich, die Schiffe sind winzig.
    3 Schiffe, jedes Schiff hat 5 offiziere (Capitán, Piloto, Maestre, Contramaestre, Propietario), insgesammt soll es 90 Männer gegeben hatten (und ich hoffe die waren schwul, weil ich mich sonst nicht vorstellen kann, das die zusammen auf die wenige Quadratmetern gelebt haben).
    Das Buch hab ich auf Spanisch, wer Spanisch versteht und mehr wissen will soll sich melden (ich verstehe da rein gar nichts)


    ... angeblich hatte die British navy nur Schwulen im Schiff, weil man für ein Geliebter besser Kämpft als für einen Kollege


    Ergänzung zu Steuerman: der hatte nicht mal den Raum zu stehen.

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    Ich habe gehört, daß es auf Kriegsschiffen extra Seesoldaten gegeben hat, die sich nur um die Geschütze zu kümmern hatten und deswegen von der arbeitenden Matrosenbevölkerung als faule Nichtsnutze angesehn wurden. Kann ich nicht so ganz glauben, daß die wirklich sonst nichts zu tun hatten...


    Diese Seesoldaten (engl Marines) gab es tatsächlich. Sie hatten allerdings nichts mit den Kanonen zu tun. Die Kanonen wurden allein von den Matrosen bedient. Die Seesoldaten waren dagegen mit Gewehren ausgestattet und echte Kämpfer. Bei Seegefechten kamen sie hauptsächlich als Scharfschützen und dann eben in Bordgefechten zum Einsatz.
    Wenn man den marinehistorischen Romanen glauben darf, dann waren das Haupteinsatzgebiet von Seesoldaten aber die Aktionen an Land, wenn es darum ging, irgendwelche Signalstationen oder Geschützpositionen zu zerstören. Und außerdem muß ja jemand diesen Matrosen zeigen, wie man beim sonntäglichen Appell ordentlich stramm steht ;D

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    Ebenso könnte man ja eine automatische Schießpulverzufuhr einbauen. Soweit ich das verstanden habe, hängt von der Menge des Schießpulvers die Wucht der Explosion im Kanonenrohr ab und damit die Reichweite der Geschütze und die Durchschlagskraft der Munition. Der Kanonier könnte die Schießpulverzufuhr manuell einstellen, oder bräuchte er dafür auch noch einen Spezialisten?



    Hinterlader bräuchtest du halt entsprechend stabiles Material für, und müsstest damit rechnen, dass dir die Kanone trotzdem alle Nase lang mal um die Ohren fliegt. Aber wenn du dann einen Hinterlader hast, könntest du auch dafür sorgen, dass die Kanone (durch irgendeine Vorrichtung) sofort nach dem Schuss wieder in ihre Ausgangsposition zurückbefördert wird, und Patronen benutzen. Eine Patrone ist ja im Grunde nix anderes als eine fertig gestopfte Kanonenladung. Insgesamt würdest du dann an einer Kanone wohl mit 2-3 Mann auskommen, müsstest aber in deinem Schiff irgendwo noch diese Rückfahrtseinrichtung einbauen.


    Wenn du deinen Leuten den Hinterlader ersparen möchtest, kannst du die Rückfahrt der Kanone trotzdem automatisieren: beim Schuss fährt die Kanone nach hinten, rastet ein, sie wird nachgeladen (auch von Vorne wär eine Patrone möglich), wird gelöst und fährt wieder nach vorne.


    Interessant, dass die Marines eigentlich die faulen Säcke an Bord sind...

  • Ich plane gerade eine Hafenstadt die von Piraten überfallen wird. Ich suche nun wie hoch die Besatzugsstärke einer Korvette ist und wie die Mindestbesatzung ist, damit man ein solches Schiff vernünftig segeln kann.
    Kennt sich einer mit Schiffahrt aus?


    Schon mal vielen Dank.


    Gruss
    J.W.

  • Puh, schwer zu sagen. Daten für eine Korvette hab ich nicht. Die Besatzungsstärke hängt aber auch ganz stark von der Zeit ab. Die Schiffe wurden immer größer.


    mal ein paar Beispiele:
    Victory - Linienschiff von 1759 - 850 inkl Seesoldaten
    Wasa - Linienschiff von 1628 - 133 Mann Besatzung + 300 Seesoldaten
    Constellation und Constitution - Fregatten von 1797 - 313 bzw 475 inkl Seesoldaten
    Rose - Fregatte von 1756 - im Krieg 160, im Frieden 80, wird heute mit 30 Mann gefahren
    Niagara - Brigg von 1812 - 100 Mann

  • Da eine Korvette AFAIR kein Schiff für lange und ausgedehnte Opperationen war (Wobeis da wohl auch auf die Zeit ankam), würde ich die Mindestbesatzung sogar niedriger ansiedeln, so um die 70 Mann?

    "Ist nur ein Messer im Latissimum dorsi. Geht ihm gut. Sag ihm ein paar aufmunternde Worte. Sag ihm, er soll ihr den Kopf abhacken."

  • Naja erst mal danke für die Antworten. Ich werde meine Korvetten mit 70-100 Mann ausstatten, dass muss passen.


    Allzeit Kreativität und Ideen.


    Gruss
    J.W.

  • Soll die Korvette ein Piratenschiff sein? Dann verdopple die Besatzung. Piratenschiffe waren voll bis aufs Deck mit Leuten - sie besaßen meist zuwenig Feuerkraft, weshalb man auf Masse beim Entern setzte.

  • Die Korvetten sind als Piratenschiffe gedacht, aber eigentlich wollte ich sie auch mit einer netten Batterie von Vorderladern ausstatten (ca. 20).
    Ich habe sie aber eher gewählt, weil sie schnell und wendig sind und ich sie auch im flachen Gewässern einsetzen kann.
    Sie haben damit entscheidene Vorteile gegenüber ihren Gegnern.


    Übrigens welche Schiffe haben einen besonders tiefen Seegang, sind schwerfällig und einfach nur für grosse Transporte gut?

  • Quote

    Original von Thinker
    Übrigens welche Schiffe haben einen besonders tiefen Seegang, sind schwerfällig und einfach nur für grosse Transporte gut?


    z.B. ne Hansekogge

  • Eine Möglichkeit wäre auch z.B. ein Ostindienfahrer (link zur englischen Wikipedia)
    Aber im Prinzip wird jedes große Handelssschiff schwerfällig mit großem Tiefgang sein, wenn es nicht explizit für flache Küstengewässer und große Geschwindigkeit gebaut ist. Ich muß gestehen, daß ich mich bei den Handelsschiffen viel weniger auskenne.


    Das Gegenbeispiel wäre eben ein so spezialisiertes Schiff wie die Teeklipper. Da brauchte die Ladung recht wenig Platz und Geschwindigkeit war das wichtigste. Diese Schiffe sind alles andere als schwerfällig.

  • Generell haben die meisten Handelsschiffe größeren Tiefgang. Koggen, Karracken, Hulk ...


    Karavellen sind hier ne Ausnahme, weshalb sie Spanien auch die Vorherrschaft brachten. Ebenfalls lange Zeit (bis ins 17. Jhdt hinein) eingesetzt wurden Galeeren (vor allem von Venedig), die als Handels- und Kriegsschiffe im Mittelmeer ein normaler Anblick waren und auch Flüsse befahren konnten.

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