Weltgeschichte - wie einteilen?

  • Das ist etwas, was mich eigentlich schon seit fast zwei Jahren beschäftigt, aber in den letzten Tagen befasse ich mich wieder eingehender damit: Wie um alles in der Welt soll ich meine Weltgeschichte präsentieren, so dass man sich noch irgendwie auskennt?
    Es wird auf alle Fälle einen Überblick über die Geschichte geben, mit Karten, die die allgemeinen Veränderungen (Großreiche, neue Küstenlinien nach der Flut, etc.) darstellen.
    Soweit kein Problem, aber sobald ich ins Detail gehe wird die Sache schwierig.
    Im Grunde hab ich nur zwei Möglichkeiten:


    1. Ein chronolgischer Abriss der gesamten Weltgeschichte (also der bekannten Welt ;) ), so in etwas wie der dtv-Atlas der Weltgeschichte
    Das versuche ich gerade und ich scheitere kläglich daran. Was der dtv-Atlas so schön zustande bringt, nämlich eine übersichtliche Einteilung in "Antike-Griechenland", "Antike-Hellenismus", "Antike-Rom", etc., gelingt mir nicht mal annähernd. Bei mir überschneidet sich ständig alles, es wird ein wildes Herumgespringe zwischen den Inseln, dem Cumeischen Reich, dem Norden,..... und am Ende kennt sich außer mir garantiert niemand mehr aus.


    2. Ich schreibe für jedes Land eine eigene Geschichte. Möglicherweise übersichtlicher, aber irgendwie will mir das auch nicht so recht gefallen. Was mache ich mit Ländern, die mal zum Königreich blabla gehörten, mal Provinz eines anderen Reiches waren, zwischendurch unabhängig, sich dann aufgespaltet haben usw.? Oder mit Ereignissen, die mehrere Länder betreffen (große Kriege, Naturkatastrophen)?
    Und der Überblick ist letztendlich ja auch nicht so toll: Wie soll man da noch Vergleiche ziehen können zwischen verschiedenen Kulturen zur selben Zeit?


    GAH! Ich bin echt ratlos. Was soll ich bloß machen? :weissnicht:

  • Die "dtv-Atlas-Methode" fände ich gut. Dabei wirst du dich wahrscheinlich an einigen Stellen wiederholen müssen, aber ich finde das nicht so tragisch. Allerdings kommt dabei auch eine Menge zusammen und es ist in der Tat sehr schwierig, die Fäden auseinander zu halten.


    Oder versuch doch, die Geschichte deiner Welt in Epochen zu gliedern. Natürlich ist das nicht leicht, weil nie eine Epoche plötzlich zu Ende ist. Das Ende der Antike zum Beispiel könnte man an einem Dutzend verschiedener Jahreszahlen festmachen, aber keines davon ist alleine richtig, sondern sie beschreiben nur den Verlauf eines langsamen Prozesses. Und die Antike war in manchen Ländern früher zu Ende als in anderen. Trotzdem kennen wir die Einteilung "Antike" und können sie ungefähr auf einen Bereich in der Geschichte eingrenzen.


    Epochen beschränken sich meistens lokal auf eine Handvoll Länder, besonders in einer niedrig entwickelten Welt wie ISSO-Fantasy ;) und sind von bestimmten Denkrichtungen geprägt, die früher oder später auf andere Länder überschwappen. Dass eine Ideologie in einem Land bleibt, ist eigentlich eher die Ausnahme, und je besser die Infrastruktur, desto schneller können sich neue Ideen ausbreiten. Dann könnte man die Geschichte an der Ideologie festmachen. Im Zeitalter der Aufklärung beispielsweise gibt es in Europa und Amerika oberflächlich gesehen von Land zu Land keine allzu großen Unterschiede und es reicht, kurz auf die lokalen Besonderheiten einzugehen, während man das Thema Aufklärung und ihre Auswirkung auf die Politik allgemein beschreibt.


    In einer Fantasywelt, die wahrscheinlich noch nicht allzu viele Epochen durchlebt hat, könntest du auch nach anderen gemeinsamen Themen strukturieren, z.B. "Weltmächte", "Königreiche", "Demokratien", "Seefahrernationen", "Das Großreich XY und seine Folgenationen", oder die Geschichte an bestimmten Ereignissen oder technischen/geistigen Errungenschaften festmachen ("Das Bündnis der Schwarzgildner", "Dreiländerkrieg", "Welche Auswirkungen die Erfindung X auf die Welt hatte", "Die neue Philosophie und ihre Auswirkung auf das Denken und die Politik auf dem Kontinent Y". Oder z.B. nach Politik: Geschichte ist ja nichts anderes als vergangene Politik. Dann haben wir z.B. den König der Loaloa-Dynastie, der mit dem Nachbarland Xuwufu Frieden geschlossen hat. Alle Nachfolger seiner Dynastie wahren den Frieden. Bis irgendein Newcomer kommt und die Tradition aufhebt. Und schon haben wir zwei Epochen: Die "Friedliche Epoche der Loaloa-Dynastie" und "Der lange Krieg mit Xuwufu". Ich würde dafür nur die Epochen beschreiben, keine Ländergeschichte in denen ich alles doppelt schreiben muss. Und wenn doch, gehören die Epochenbeschreibungen in beide Artikel, die Geschichte von Loaloa-Land und Xuwufu.


    Ich persönlich mag es, wenn kurz die Situation auf einem Kontinent generell dargestellt wird und dann in der Beschreibung auf ein Land "herangezoomt" wird.
    Beispiel: "Die allgemeine Situation auf dem Kontinent war, dass... Daraus ergab sich eine Protestbewegung in dem Land X, die diese Erfolge erzielte: ... und der Erfolg der Bewegung stärkte auch die Opposition in den Ländern Y und Z, in denen es zu Revolutionen kam, aber während der aufständische Mob in Z niedergerungen wurde, konnte in Y das Ziel erreicht werden, die Königin weiß anzumalen und mit Kaugummibläschen zum Wahnsinn zu blahblahblah."


    Praktisch finde ich auch Tabellen mit Gegenüberstellungen für bestimmte Zeiträume wie


    "Das Jahr 1312: Land | Kultur | Politik":
    "Lilienthal | Llaniels "Über die Welt" wird geschrieben | Kaiser Soundso kommt an die Macht."
    "Ringthal | Verbot der altrhingischen Schriftzeichen | Annektion Nord-Atgerath"
    usw...

  • Quote

    Original von Neyasha
    Was der dtv-Atlas so schön zustande bringt, nämlich eine übersichtliche Einteilung in "Antike-Griechenland", "Antike-Hellenismus", "Antike-Rom", etc., gelingt mir nicht mal annähernd. Bei mir überschneidet sich ständig alles, es wird ein wildes Herumgespringe zwischen den Inseln, dem Cumeischen Reich, dem Norden,..... und am Ende kennt sich außer mir garantiert niemand mehr aus.


    Hm, das kenne ich auch, und das ist imho ein allgemeines Problem. Viele Geschichtswerke, die den Anspruch haben, "europäische Geschichte" zu beschreiben, verfahren so, dass sie in den jeweiligen Epochen jeweils alle Länder der Reihe nach durchgehen. Wenn du nicht zuviel Länder parallel beschreiben willst/musst, könnte man es so machen. Und wenn es nicht zuviel Arbeit bedeutet, könntest du ja auch für die wichtigsten Länder dann noch mal einen zusammenhängenden Text schreiben.

    "Aye, horsemen for companions,
    Before the merchants and the clerk
    Breathed on the world with timid breath.
    Sing on: somewhere at some new moon,
    We'll learn that sleeping is not death,
    Hearing the whole earth change its tune"

  • DAS Problem kenne ich... ich löse es aber einfach nicht ;)
    Historisches bekommt auf der neuen Homepage keinen eigenen Punkt. Sachen wie Grenzkonflikte etc. werden unter Geographie, Sachen wie Königslinien, Bürgerkrieg etc. unter dem jeweiligen Volk abgehandelt - und auch da nur knapp, denke ich. Ehrlich gesagt finde ich nix an einer gebastelten Welt unspannender als Geographie. Notizen darüber habe ich dann ja, aber ein Besucher muss wirklich nicht alle Details aller Völker schön tabellarisch wie im Geschichtsbuch sehen können - ich zumindest lese sowas nicht ;D

  • Das Problem haben nicht nur Weltenbastler, sondern auch normale Historiker. Ich hab zwar jetzt den dtv-Atlas nicht da, aber ich denke, auch der verwendete die von dir erwähnte Einteilung nur für den Mittelmeerraum.
    Solche Epochen treffen nämlich immer nur für einen Kulturraum zu, wobei die verschiedenen Kulturen durchaus im Kontakt stehen können. Dazu muß man nur mal Griechenland und Ägypten vergleichen.


    Man kann dieses Problem nicht perfekt lösen. Entweder macht man für jede beherrschende Kultur eine eigene Einteilung oder man teilt das ganze recht grob ein und nimmt in Kauf, daß man dabe manche Entwicklungen zerschneidet. Die letztere Variante hab ich gewählt, indem ich meine Geschichte in 5 Epochen eingeteilt habe, wobei jeweils ein besonders einschneidendes Ereignis als Grenzmarke genommen wurde. Bei mir sind das
    - die Zerstörung Alt-Tiluvos (Ende des alten Aleandon Reiches)
    - die Eroberung Sabemas durch Sabessa (Beginn des sabessischen Imperiums)
    - die Überschreitung des großen Sattels durch die Belider (markanter Punkt im Niedergang des sabessischen Imperiums)
    - die Krönung des ersten belidischen Königs (Beginn des Aufstiegs der Belider)
    Die Einteilung hat aber für andere Völker (z.B. die Aleandon in späterer Zeit oder die Mai San) recht wenig Bedeutung und dient mir nur, um das irgendwie zu gliedern.

  • Eine Einteilung in Epochen finde ich auch am übersichtlichsten.


    Auch in der "realen" Geschichte der Erde ist diese Art der Einteilung mehr oder weniger willkürlich von Historikern vorgenommen worden und oft mit einem bestimmten Ereignis verbunden.



    Eine andere Möglichkeit wäre eine Tabelle, die für jede Region oder für jedes Volk eine Spalte hat. Es bleiben dann zwar immer mal Felder frei aber das ist dann halt so. :)

  • Tja, das Problem hab ich natürlich auch, ich hab's mir bisher nur noch nicht eingestanden und weigere mich beharrlich, es als Problem anzuerkennen. ;D


    Meine Einteilung sieht bislang so aus, dass ich zunächst drei große Blöcke habe, die dadurch zustande kommen, dass meine beiden großen Kontinente erst seit ca. 500 Jahren miteinander Kontakt haben. Vorher kann ich also jeden für sich betrachten. Die ersten beiden Blöcke sind deshalb jeweils ein Kontinent, der dritte die komplette Welt ab dem Kontakt der Kontinente.


    Diese Blöcke sind dann lose in Abschnitte unterteilt, die solche Überschriften tragen wie "Der Zwei-Triaren-Konflikt und die Gründung Damols" oder "Nachkriegsveränderungen". Diese Einteilung ist absolut willkürlich und geschieht eigentlich nur anhand des Kriteriums, dass ein solcher Abschnitt nicht zu lang sein soll. %-) Naja, und dass halt zeitlich nahe Geschehnisse in einen Abschnitt kommen.


    Mein eigentliches Problem ist die schiere Menge an out-world-Lexikontext, der sich momentan, inkl. tabellarischer Zusammenfassung, über knapp 18 Seiten erstreckt. Dabei bin ich doch erst zur Hälfte durch - wer soll das mal alles lesen? %-)


    Der Plan ist außerdem, dass historische Details eines Landes nicht den Weltgeschichts-Text zumüllen, sondern als Zusatzinfo in die Länderbeschreibung sollen. Aber eine Lösung hinsichtlich einer vernünftigen Einteilung ist das auch nicht. :-/

    Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen.
    - Kurt Tucholsky über Rudolf Steiner

  • Bei dir klingt das so einfach und logisch, Talh. Nur irgendwie wird das bei mir dann immer ein heilloses Durcheinander... :-/
    Und so eine länderübergreifende Ideologie wie z.B. Aufklärung findet sich bei mir irgendwie nicht. Möglicherweise hab ich auch einfach eine zu chaotische, aufgesplitterte Historie....


    Quote

    Notizen darüber habe ich dann ja, aber ein Besucher muss wirklich nicht alle Details aller Völker schön tabellarisch wie im Geschichtsbuch sehen können - ich zumindest lese sowas nicht


    Nun, ich weiß auch nicht, ob das allzu viele bei mir lesen werden, aber da die Geschichte meiner Welt eigentlich für mich das interessanteste ist (also zumindest aus bastlerischer Sicht und ich bin ja auch allgemein ein Geschichte-Fan), möchte ich das doch auch Besuchern meiner Seite einigermaßen angenehm aufbereitet präsentieren. *soifz*


    Quote

    Der Plan ist außerdem, dass historische Details eines Landes nicht den Weltgeschichts-Text zumüllen, sondern als Zusatzinfo in die Länderbeschreibung sollen.


    Hm ja, das überleg ich auch. Aber dann wird das alles ja noch verwirrender, oder?

  • Quote

    Original von Neyasha
    Bei dir klingt das so einfach und logisch, Talh. Nur irgendwie wird das bei mir dann immer ein heilloses Durcheinander... :-/


    Das liegt vermutlich daran, dass du KEINE niedrig entwickelte ISSO Fantasy Welt hast *knuffel*


    Ich weiss nicht, man koennte es ja so aehnlich machen wie im Gesichtsunterricht: Erstmal einen sehr groben Ueberblick geben und dann evtl. Dinge, die der Schueler/Leser schon weiss noch mehr en Detail durchgehen... Durch einzelne Artikel z.B. zum "Aufstand von Baubab" - und sowas dann als historische Quelle abzufassen stell ich mir spannend vor :)
    Weil ansonsten muss ich zugeben: Seitenlange Geschichtstexte ueber eine fiktive Welt, wo ich die Haelfte der Zusammenhaenge nicht verstehe, weil mir irgendwelchen lokalen Gegenheiten / Braeuche / Kultur / etc. nicht bekannt sind... werd ich nicht lesen :-/
    *rumsabbel*

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

  • Quote

    Original von Neyasha


    Hm ja, das überleg ich auch. Aber dann wird das alles ja noch verwirrender, oder?


    Vielleicht nicht verwirrender, aber zumindest kräftig redundant, fürchte ich. Um es verständlich zu halten, müsste man ja einen guten Teil der "allgemeinen" Geschichte nochmal wiederholen, und dann die zusätzlichen Details mit hineinpacken. :-/
    Oder man erwähnt das, was aus der allgemeinen Geschichte bekannt ist, nur kurz, und widmet sich möglichst nur den Details. Das setzt dann aber voraus, dass der Leser die allgemeine Geschichte schon gelesen hat und gut genug kennt, dass er nicht ständig zurückspringen und Querverweisen folgen muss, um alles nachvollziehen zu können. Das wär dann in der Tat verwirrender.

    Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen.
    - Kurt Tucholsky über Rudolf Steiner

  • also mal ganz bloed. Ich wuerde wie Talh da oben ganz am Ende vorschlug tabellten machen und dann wie immer ganz vorne oder hinten in den buechern erstmal alles runterschreiben und nebeneinander stellen. damit hat man meist schon eine grobe gliederung.
    Ich schreibe da immer nur das hin was ich persoenlich als wichtig erachte also nicht Nachbar z klaut nachbar y das brot, sondern Grossreich X klaut Reich Y Landstrich sowieso daraufhin bricht Krieg H aus.
    Wenn du sowas soweit hinbekommen hast, dann ergibt sich mEn der rest naemluesch oft von selbst. (dann kann man nen link zu irgendeinem ereignis setzen und dahinter vertiefenden text verstecken)


    Quote

    Bei mir überschneidet sich ständig alles, es wird ein wildes Herumgespringe zwischen den Inseln, dem Cumeischen Reich, dem Norden,..... und am Ende kennt sich außer mir garantiert niemand mehr aus.


    oehm, auch auf die gefahr hin, dass das jetzt voll doof klingt weil du das vllt schon so machst.
    Einige dich auf einen zeitpunkt. Von diesem Punkt aus droeselst du in die vergangenheit zurueck auf warum weshalb wie es so aussieht wie zu dem zeitpunkt der jetzt ist. und dann kannst du vorwaertsschreiben. (klingt unglaublich einfach ist nicht imemr so)


    Vorallem aber das obere mit diesen spalten und den tabellen finde ich ganz nett. Ich kann halt landinternes schreiben, habe dann mal mehr mal weniger stylische balken die senkrecht gehen und sagen von hier bis hier war krieg/revolution/Oserthase. kann aber trotzdem interna (waehrend der osterhase kam verirrte sich aber der weinachtsmann) schreiben.

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