Lebensraum - Standortvorteile, Standortnachteile

  • Ich hab lange mit mir gerungen, ob ich diesen Thread aufmachen soll. ;) Trigger war Shays [Aurhim] Das Chaos der ersten Zwischenzeit, wo u.A. eine kurze Frage und eine ebenso kurze Antwort aufkam:

    Quote

    Original von Shay


    Weil das ursprünglich die fruchtbarste Gegend war.


    Völlig logisch. Wo das Land fruchtbar ist, da siedeln Leute. Und warum ist das auf meiner Welt nicht so? %-)


    Ich hab nämlich eine Region namens Falenien, im Dateianhang das rot markierte Gebiet. Ein großer Teil davon besteht aus einer Hochebene (wie hoch weiß ich nicht genau), das Klima habe ich momentan als "mild bis kühl, dominiert von warmen, feuchten Winden aus Südwest oder Südost und kühlen, trockenen Winden aus Nordwest" beschrieben. Die Temperaturen erreichen sommers wie winters kaum Extreme. Insgesamt soll sich das Land einigermaßen gut, wenn auch nicht überragend, zur Landwirtschaft eignen.
    Heute wird der Großteil der Region vom derzeit wohl mächtigsten Land eingenommen (ja, die paar tausend qkm sind nicht viel, aber meine Welt ist sehr klein ;) ). Aber das war nicht immer so. Genau genommen wurde Falenien eigentlich erst vor relativ kurzer Zeit mit nennenswerter Dichte besiedelt. Und das, obwohl schon vor 1300 Jahren Menschen in den gelb markierten Gebieten lebten. Als dann die Elben von Westen her kamen und sie vertrieben, wanderten sie in Pfeilrichtung ab und siedelten sich in dem ebenfalls gelb markierten Flusstal an.


    Anscheinend wollte lange Zeit keine Sau in Falenien wohnen, und da frag ich mich doch: warum? ???
    Ich hab zwei Möglichkeiten:
    a) Ich ändere diese Logiklücke und lasse die Leute doch da wohnen. Aber davor schrecke ich immer zurück - Gottchen, ich müsste ja tiefgreifend was ändern! :zitter: ;D
    b) Ich lasse mir was einfallen, warum Falenien früher als Lebensraum so unattraktiv war.
    Und genau deswegen dieser Thread. ;) Und da sich darüber ja auch ganz allgemein palavern lässt, soll es hier generell um Faktoren gehen, die ein Gebiet als Lebensraum interessant oder eben uninteressant machen, und wie sich das über die Zeit ändern kann.


    Was mir so einfällt:


    Standortvor-/-nachteile:
    - Fruchtbarkeit des Bodens. In "alter Zeit" vermutlich der fast einzig wichtige Faktor.
    - Wetter und Klima. Wo's angenehm ist, wohnt man lieber, aber wichtiger ist wohl, dass mit angenehmem Klima und seltenen Unwettern etc. meist auch eine hohe Fruchtbarkeit einhergeht.
    - Handelsrouten. Wird erst zum Faktor, wenn Handel sich hinreichend weit entwickelt hat. Dann kann aber das Wohl und Wehe eines Siedlungsorts enorm davon abhängen.
    - Strategische Lage. Ein Ort, wo man seine Ruhe vor Rivalen hat, oder von wo aus man militärischen Druck ausüben kann, wird wertvoller.
    - Feind Natur. Eine Gegend, die das Jagdrevier einer Drachenfamilie ist oder jede Woche von Erdbeben heimgesucht wird, schreckt erstmal ab.


    Veränderlichkeit:
    - Klimaveränderungen können Einiges über den Haufen schmeißen. In meinem speziellen Fall frag ich mich allerdings, inwieweit sich da etwas merklich ändern könnte, ohne dass das gesamte Weltklima Umwälzungen erfährt.
    - Der strategische oder handelstechnische Wert kann sich schnell und gravierend ändern.
    - Feind Natur kann u.U. bezähmt werden. Erdbebensichere Bauten, systematisches Drachenausrotten, oder wenn die 28 aktiven Vulkane der Gegend alle erlöschen.


    Gibt's noch mehr? (Die Befürchtung, dass es dazu gar nicht so viel zu sagen gibt, hat mich so lange davon abgehalten, den Thread aufzumachen. Belehrt mich eines Besseren! ;) )

  • Spontan fällt mir jetzt noch ein ganz gewichtiger Faktor ein, der so etwas erklären kann.


    - Geeignete domestizierte Arten:
    In vielen der Gegenden, die heute zu den fruchtbarsten Ackerbaugebieten gehören, hat sich Landwirtschaft nicht selbst entwickelt (z.B. Mittlerer Westen, Californien, Neuseeland, Kap der guten Hoffnung). Das lag aber nicht daran, daß die Leute zu blöd waren, sondern daran, daß es keine geeigneten Arten gab, die man dort hätte anbauen können. Denn das waren alles gemäßigte Gebiete und Ackerbau hatte sich in ihrer Nähe nur in tropischer Umgebung entwickelt (bzw. die Anden, wo es geeignete Arten gab, waren durch die Tropen Mittelamerikas davon abgeschnitten). Also sind die entsprechenden Arten nie zu ihren potentiellen Anbaugebieten gekommen. Als dann die Europäer mit ihren für diese Breiten geeigneten Rassen kamen, explodierte die Landwirtschaft förmlich.

  • Hm...


    - Religion "Im Osten wohnen Geister und Dämonen, wir aber wohnen sicher, umschlossen von des Gottes XYs Armen (=Gebirge)..."


    - technischer Entwicklungsstand Das passt in die Veränderlichkeit hinein, die du beschrieben hast. Mit Stahlschwertern läßt sich besser gegen Drachen vorgehen als mit Steinkeulen, aber dazu müssen sie erst mal erfunden werden.


    - Populationsdichte Ein Gebiet kann eine bestimmte Menge an Menschen ernähren. Möglicherweise wurde diese Anzahl nie überschritten, so daß es für die Bewohner keinen Grund gab, weiterzuziehen.


    ... mehr fällt mir im Moment nicht ein.


    Edit: *auf Threadtitel schiel* Ich hoffe, das war jetzt nicht zu off-topic, mit Standortvor- oder Nachteilen hat das nicht soo viel zu tun :-[ Höchstens eben eingebildete solche ;) und das Nicht-erkennen und nicht-nutzen-können dieser Vorteile.

  • Zu "Feind Natur" würden auch Nettigkeiten wie Schädlingsbefall gut passen. Bisher haben die Parasiten ein Siedeln in diesen Gebieten unmöglich oder auch einfach nur viel zu beschwerlich gemacht, aber inzwischen ist entweder der Schädling ausgestorben, oder aber ein Freßfeind desselben gefunden worden.


    Möglich wäre dann auch noch die "einfachste" Lösung, daß der Weg dorthin bisher abgeschnitten war, jetzt aber entweder durch natürlichen Einfluß freigelegt wurde, oder aber einfach die technische Entwicklung weit genug fortgeschritten ist, daß man sich den Weg dorthin bahnen kann (also, im größeren Stile, mit Pferdewägen und in größeren Gruppen, nicht nur als Einzelpersonen wie bisher).

  • Quote

    Original von Sturmfaenger
    *auf Threadtitel schiel* Ich hoffe, das war jetzt nicht zu off-topic, mit Standortvor- oder Nachteilen hat das nicht soo viel zu tun :-[


    Das passt scho; man könnte das Thema am besten umschreiben mit "Gründe, warum man sich in einer bestimmten Gegend ansiedeln will oder eben nicht". ;)


    Shay & Kippy: Ihr seid ganz schön super. :-* Der Import von Kulturpflanzen oder natürlichen Schädlingsbekämpfern könnte mir sehr gut in den Kram passen. :D

    Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen.
    - Kurt Tucholsky über Rudolf Steiner

  • Quote

    Original von Sturmfaenger
    - Religion


    da ließe sich doch prima eine Art "Tabu" einrichten. Dieses Land ist heilig/den Geistern der Ahnen/geweihten Schamanen/Osterhasen (;)) vorbehalten. Deswegen darf man da als normaler Mensch nicht wohnen.


    So ein ähnliches Problem habe ich bei mir auch: Ich muß verhindern, daß ein Volk etwa 1000 Jahre lang aus dem Sumpf in ein wunderbares frei zugängliches Land hinterm Wald weiter siedelt, und das Problem habe ich auch mit nem bekloppten religiös motivierten Tabu halbwegs elegent umschifft.

  • Quote

    Original von Jerron
    [Religion - ] da ließe sich doch prima eine Art "Tabu" einrichten. Dieses Land ist heilig/den Geistern der Ahnen/geweihten Schamanen/Osterhasen (;)) vorbehalten. Deswegen darf man da als normaler Mensch nicht wohnen.


    Kann funktionieren, aber ich denk dieses religiöse Tabu muss dann von allen als wirklich unumstößlich empfunden werden. Sonst könnte man sich leicht vorstellen, dass Leute, die gezwungen sind auszuwandern, in den sauren Apfel beißen weil sie keine andere Möglichkeit sehen - und feststellen, dass es dort eigentlich ganz nett ist.


    Ist natürlich in dem Fall dann noch die Frage, wie viele solche Aussteiger man braucht, damit da auch dauerhaft Siedelungen entstehen. Aber auch größere Mengen könnten sich irgendwann dafür entscheiden, sich über das jahrhundertealte Verbot hinwegzusetzen, z.B. wenn mal eine üble Hungersnot hereinbricht. Und 1000 Jahre sind ne lange Zeit...

    Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen.
    - Kurt Tucholsky über Rudolf Steiner

  • Quote

    Original von Snapshot
    Und 1000 Jahre sind ne lange Zeit...


    auch noch 4000 Jahre spaeter essen Juden nur koscheres Fleisch;)
    religioese tabus sind weit aus haltbarer als man glauben mag.

  • Quote

    auch noch 4000 Jahre spaeter essen Juden nur koscheres Fleisch
    religioese tabus sind weit aus haltbarer als man glauben mag.


    Jein! Es stimmt sicher, daß sich so ein Tabu über so lange Zeit im Großteil der Bevölkerung halten kann, aber damit das Land unbesiedelt bleibt, darf kein einziger des Volkes auf die Idee kommen, mit dem Tabu zu brechen (bzw. wahrscheinlich bräuchte es für die Besiedlung schon eine kleine Gruppe, aber jedenfalls nicht sehr viele). Daß sich aber wirklich jeder an die Tabus hält, ist sehr viel unwahrscheinlicher

  • Quote

    Original von Shay
    (bzw. wahrscheinlich bräuchte es für die Besiedlung schon eine kleine Gruppe, aber jedenfalls nicht sehr viele)


    Und wenn jetzt eine kleine Gruppe beim Versuch, die Gegend zu erkunden, von wilden Tieren gefressen wird oder sonstwie zu Tode kommt? Das würde den Leuten einen ziemlichen Schreck einjagen, so dass sie sich vielleicht eher an das Tabu halten...

  • Sicher, so etwas würde das Tabu stärken, aber wenn sich jeder von sowas beeindrucken lassen würde, dann gäbe es eine Menge Verkehrsunfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit weniger. ;D

  • Autsch... wie wahr, wie wahr ;D


    Wird nun wohl ganz sicher nicht in Snapshot's Welt passen, aber generel: Was ist mit "extremeren" Gründen?


    • Das betroffene Stück Land ist erst vor relativ kurzer Zeit durch ein Seebeben/einen Unterwasservulkan entstanden
    • Die Götter haben die Not des Volkes XY erkannt und ihnen eine neue Heimat geschaffen
    • Götter/mächtige Magier/sonstige überirdische Wesen haben das Land bisher wegen [setze hier beliebigen Grund ein] unpassierbar gemacht
    • Das Gegenteil: Götter/Magier/Sonstige haben ein ehemals absolut lebensfeindliches Land eben erst fruchtbar gemacht
    • Durch göttlichen/magischen/sonstigen Einfluß hat sich eine Gruppe von Leuten genetisch verändert und kann jetzt trotz Giftdämpfen das ansonsten fruchtbare Land besiedeln


    Eben auch mal ein paar "abgefahrenere" Gründe, aber für eine Fantasy Welt in vielen Fällen doch eigentlich auch brauchbar.

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