QuoteDa liegt der Haken: Die Anarchie soll (zumindest nach den eher libertären Vorstellungen) aben kein festes System darstellen, sondern besteht nur aus dem Prinzip, dass eine Regel nur so lange sie nützlich ist, Bestand hat.
Also nutzt nimmt man eine Regel, entscheidet irgendwann, dass sie sinnlos ist und wird sie dann los. Das ist ein Prinzip. Prinzip: es wiederholt sich (technisch). Man nimmt wieder eine Regel, entscheidet im passenden Moment, dass sie sinnlos ist und wird sie dann los.
Das meinte ich mit "festes System". Natürlich sind die Regeln alle anders. Aber man hat ein festes System, nach dem man vorgeht: Abschaffung wenn etwas unnütz geworden ist. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich dieses System schlecht finde -- aber es ist ein fester Ablauf, auch wenn er intuitiv und nach Gefühl abläuft.
QuoteDas funktioniert wahrscheinlich nur in kleinen Gruppen, aber in kleinen Gruppen soll es, laut Anarchismus, funktionieren.
Eine Fantasy-welt mit Anarchie hätte da keine Probleme. Eine Science-Fiction Welt schon eher. Aber möglicherweise könnte man die Menschheit (oder Volk X) in Gruppen organisieren und... Problem: Anarchie erfordert Organisation. Entweder diese Organisation ergibt sich von alleine oder wir haben keine Anarchie.
QuoteWenn du dich in einer Kommune/einem Gesellschaftsvertrag/einem System nicht mehr wohl fühlst, darfst du sie/ihn/es ohne weitere Umschweife (naja, eine Verabschiedung sollte vielleicht noch drin sein ) verlassen
Womit du einem Zwang unterworfen bist, der so unerträglich sein kann wie eine Herrschaft. Du willst die Anarchie verlassen, aber nicht Freunde/Familie/Heimatstadt? Manche Menschen hätten da keine Probleme, aber andere hätten Gewissensbisse oder Probleme mit ihrem Mangel an Eigenwillen, weil sie sich dann doch für die Freunde entscheiden.
Quoteund irgendwo anders neu anfangen und auch deinen persönlichen Besitz mitnehmen (das ist wieder nicht eindeutig, entsprechend gibt es dazu natürlich auch wieder verschiedene Vorstellungen).
Was voraussetzt, dass persönlicher Besitz noch bekannt ist. Die Tasmanier kannten keinen persönlichen Besitz. Wahrscheinlicher ist, dass diese Person ein paar Dinge zum Überleben mitbekommt und dann auf die Reise geschickt wird. Vielleicht kommt sie ja zurück...
Vielleicht könnten in der Anarchie immer "Stämme" für Berufsgruppen existieren...so ein Stamm des Bahnpersonals, der in seiner Jugend die Grundlagen des Bahnfahrens lernt, damit die anderen Kommunen Reisemöglichkeiten haben... die Berufsgruppe wäre wie eine Familie, aber durchlässiger, weil nicht jeder mit Bahnen arbeiten will und von außen immer Fremde kommen. Inkompetenz heißt nicht Gruppenausschluss, sondern das Zuteilen weniger/ wichtiger Aufgaben...
Das ist übrigens eine Mischung individualistischer und kollektivistischer Gesellschaftselemente.
QuoteProblem der freiwilligen Unterwerfung: Das Recht, dich aus dieser Unterwerfung sofort zu entziehen, ist nicht abzugeben.
Das ist in der heutigen Gesellschaft an einer Stelle nicht gegeben: Berufsleben&Wirtschaft, manchmal auch die auf's Berufsleben vorbereitende Schule und bestimmte Familien.
Im Grunde bedeutet das für die Trinität, dass die Anarchie den Wechsel zwischen den verschiedenen Formen beschleunigen soll. Oder so. Wenn man überhaupt davon ausgeht, dass zwischen Menschen unbedingt Macht ausgeübt werden muss, was ja nach deiner Beschreibung die Voraussetzung für die Trinität ist. Unter manchen Punk-Projekten hat die Anarchie allerdings schon einen gewissen Traditions-Status. Wehe, du denkst auch nur darüber nach, die heilige Selbstbestimmung eines anderen auch nur anzufassen!
Hall nennt es "The Major Triad" und bezieht es auf viele kulturelle Elemente. Manche Menschen fahren Ski weil es in ihrem Dorf Tradition ist, manche machen es aus Spass, manche haben es professionell gelernt. Anwendungen der Triade sind unterschiedlich. Menschen würden auf eine der drei Arten (Tradition, Charisma, Technik) an den Anarchiegedanken herangeführt werden.