kalter Erdkern

  • Könnte es sein, dass der Erdkern nicht heiß ist, sondern kalt ist ?
    Man könnte doch annehmen, dass die Erde sich ganz am Anfang nur durch einige Alkalimetalle erhitzt hat. Und wenn der Erdkern flüssig wäre, musste er doch auch den Anziehungskräften des Mondes unterliegn. Das würden tägliche Erdbeben hervorrufen. Was meint ihr dazu? Wäre so etwas möglich?

  • Der innere Erdkern ist fest, der äußere flüssig. Das kann man, grob gesagt, mittels Seismik feststellen, da es Wellenarten gibt, die sich nicht im Flüssigen fortpflanzen. Der Nachweis eines inneren Kerns ist etwas schwieriger, gelingt aber auch mittels Seismik und verschiedener Wellenphasen.
    Die Temperatur im Kern kannst du direkt über den Druck ableiten. Bei Drücken, wie sie im äußeren Erdkern herrschen, ist Eisen (auf einen hauptsächlich eisenhaltigen Kern kommst du durch Dichteüberlegungen) flüssig. Der innere Kern wiederum ist zwar nochmals heißer als der äußere, aber durch die enormen Drücke, die dort herrschen, erhöht sich die Schmelztemperatur von Eisen ebenfalls stark, und zwar so stark, dass es nicht schmelzen kann.


    Wie durch einen flüssigen Kern (knapp 3000km tief) Erdbeben (die meisten Erdbeben entstehen in Tiefen von einigen wenigen 10er Kilometern und nur ganz wenige entstehen tiefer als 500km) hervorgerufen werden sollen, entzieht sich vollkommen meinem Verständnis. Aber ich kann dich beruhigen, die Erde erfährt auch so täglich Erdbeben.


    Der Großteil der Erdwärme entsteht durch radioaktive Zerfallsprozesse, die wirst du auch nicht wegwedeln können, da radioaktive Isotope zwangsläufig in Systemen der I. Sternenpopulation vorhanden sind, ebenso wie andere schwere Elemente, die du für einen erdähnlichen Planeten einfach brauchst.
    Der Rest Wärme entsteht aus gravitativer Kompression (und einem kleinen Teil Reibungshitze), und die kannst du auch nicht wegwedeln.
    Wie Alkalimetalle die Erde erhitzen sollen, ist mir dabei ebenfalls nicht klar?


    Grob nach dem Aufstehen und vor dem Frühstück gesagt: Nein.

    "»Huch«. machte der Dachs, als er aufwachte. »Heute bin ich aber schlecht gelaunt. So etwas von schlecht gelaunt, ich bin ja richtig gefährlich!«" - Udo Weigelt, Der Dachs hat heute schlechte Laune.

  • Erstmal der echte irdische Teil. Danach rede ich von einer hypothetischen Alternativerde:


    Da muss ich Aqui zustimmen.


    Dass das Erdinnere weitgehend flüssig ist, ist eine heute gesicherte Tatsache.


    Aus der Seismik, der Geophysik und diversen andren Wissenschaftlichen Disziplinen lässt sich diese These zum Einen berechnen, zum Zweiten messen und zum Dritten experimentell nachweisen.


    Eine Nummer an Beweisen dafür, die jeder sehen kann:


    Plattentektonik, im Volksmund auch gerne Kontinentaldrift benannt.
    Tektonik funktioniert nur unter der Voraussetzung, dass unter der festen Kruste eine zähplastische bis dickflüssige Schicht existiert. Das war bereits Wegener klar, der den Motor der Tektonik noch nicht verstand, aber wusste dass das mit einem festen Erdinneren nicht funktioniert. Und die tektonischen Bewegungen lassen sich direkt nachweisen und überal sehen (siehe z.B. Alpen), seit GPS und Sattelitenbeobachtung auch auf den Zentimeter genau messen.


    Vulkanismus.
    Auch wenn es Vulkanismus gibt, der auf saurer Magma basiert die durch Aufschmelzen der Kontinentalkruste entsteht, gibt es doch mehr als genug Beispiele für basischen Vulkanismus, dessen Magmen zwangsläufig aus großen Tiefen kommen müssen. Prominenteste Beispiele hierfür die mittelozeanischen Rücken und Hot Spots wie z.B. Hawaii. Zu erklären warum basische Magma aus tiefen schichten kommen muss, würde aber zu lange dauern. Ich empfehle hierzu entsprechende Wikipediaartikel. Die sind nicht schlecht.


    Das Erdmagnetfeld.
    Dass ein Erdmagnetfeld existiert, kann nicht geleugnet werden, immerhin wird die Erde nicht andauernd von tödlicher kosmischer Strahlung bombardiert und ein Kompass funktioniert ja auch.
    Um ein elektromagnetisches Feld dieser Größe zu erzeugen, braucht man einen riesigen Dynamo. Oder anders: ein riesiges, weitgehend metallisches Objekt, dass sich im Erdinneren befindet und rotiert.
    Warum es rotieren muss erklärt die Elektrodynamik. Aber du kannst sicher zustimmen dass, wenn das Erdinnere rotieren muss, um dieses Erdinnere eine flüssige Schicht sein muss. Immerhin kann sich kein Feststoff in einem Feststoff drehen, da brauchst ein Schmiermittel.
    Auch die Tatsache dass die Pole im Laufe der Zeit wandern (immerhin bis zu einigen Metern pro Jahrzehnt) zeigt, dass der Kern nicht unisono mit der Oberfläche rotiert, sondern in der Suppe unter uns ein wenig hin und her schwabbelt (um es mal so aus zu drücken)


    Es gibt noch viele andere Beweise, wie Aquilifer bereits erwähnt hat z.B. die Seismik und vieles weitere. Dementsprechend: auf unserer Erde, nein. Das Erdinnere ist zähflüssig, mit einem festen Kern.
    Warum es keine Erdbeben gibt: Klar beeinflusst der Mond den Kern. Genauso wie der Mond auch dich auseinanderzieht ohne dass du es merkst. Aber bedenke dass der feste Kern in einer zähflüssigen Umgebung schwimmt. Das heißt das leichte Eiern des Kernes wird, wie in Ölstoßdämpfern, abgefedert und aufgefangen ohne dass es sich bis zur Oberfläche fortsetzt. Dasselbe Prinzip wird z.B. in modernen Hochhäusern zur Schwingungsdämpfung eingesetzt. Eine große Masse die durch Öldämpfer und Massenträgheit leichte Schwingungen ausgleicht




    Kommen wir nun zu einer hypothetischen Welt. Immerhin sind das hier Weltenbastler
    Hypothetisch kann man eine Erde konstruieren, deren Inneres kalt ist. In so einer Welt müsste der innere "Reaktor" aus gegangen sein. In unserem Sonnensystem gibt es einige Planeten, bei denen das der Fall ist.


    Solche Planeten hätten aber keine Plattentektonik, also würden durch die Erosion Gebirge auf der Welt langsam verschwinden. Je nachdem wie lange das Erkalten her ist, würde das Relief also immer weicher und flacher werden.


    Problematisch würde es mit dem Magnetfeld werden. Irgendwas müsste man sich überlegen, um das Bombardement durch die kosmische Strahlung zu verhindern.

    Selbst wenn man sagt dass man außerhalb von Schubladen denkt, bestimmen immer noch die Schubladen das Denken. Erst wenn man sich bewusst ist dass die Schublade selbst nicht existiert kann man wirklich Neues erfinden


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  • Quote

    Original von David
    Man könnte doch annehmen, dass die Erde sich ganz am Anfang nur durch einige Alkalimetalle erhitzt hat.


    Um es kurz zu machen, die Alkalimetalle verhalten sich geochemisch ziemlich verschieden. Ein Element hat oftmals in seinem geochemischen Verhalten mehr Ähnlichkeit mit den links und/oder rechts im Periodensystem stehenden Elementen als mit anderen Elementen als mit den anderen Elementen seiner Gruppe.
    Als Beispiel, Silizium und Aluminium sind sich geochemisch ähnlicher als Silizium und Kohlenstoff.
    Das als erstes.
    Als zweites zu dem Punkt, der größte Teil der Alkalimetalle (und auch der geochemisch ähnliche Erdalkalimetalle) reichert sich in den äußeren Schichten des Planeten an.
    Sie kommen also erst gar nicht in de Erdkern.


    Quote

    Und wenn der Erdkern flüssig wäre, musste er doch auch den Anziehungskräften des Mondes unterliegn. Das würden tägliche Erdbeben hervorrufen. Was meint ihr dazu? Wäre so etwas möglich?


    a) Der Gravitation ist es egal ob Festkörper oder flüssig. Sie wirkt auf Materie ohne Rücksicht auf Aggregatzustände.
    b) Der Mond ruft täglich Erdbeben hervor. Allerdings sehr, sehr schwache, weil seine Gravitation im Gegensatz zur Eigengravitation der Erde gering ist.

  • Quote

    Original von Gerion
    Problematisch würde es mit dem Magnetfeld werden. Irgendwas müsste man sich überlegen, um das Bombardement durch die kosmische Strahlung zu verhindern.


    Hier ist mal wieder ein reflexartiger Hinweis meinerseits auf eine Alpha-Zentauri-Folge mit Prof. Harald Lesch angebracht, in der erklärt wird, wie Planeten ohne Magnetfeld vor kosmischer Stahlung geschützt werden (sofern sie über eine Atmosphäre verfügen). Ja, auch die Erde hatte hin und wieder mal ein paar Tausend Jahre lang keins.


    Edit: Die falsche Folge war verlinkt. Jetzt stimmts aber.

  • Jo ich erinner mich an die Folge.
    Und da die Erde eh alle Naslang (Erdgeschichtlich gesprochen) ihr Magnetfeld wechselt passiert es recht häufig dass sie kurzzeitig (Erdgeschichtlich gesprochen) ohne eines ist.



    Mir ist noch ein Beweis eingefallen: Diamanten


    Diamanten können sich nicht unter den Druck- und Temperaturverhältnissen bilden, die an der Oberfläche wirken. Es muss zwangsläufig deutlich heißer sein und deutlich höhere Drücke aufweisen.


    Ein Diamant auf der Erdoberfläche ist nur Metastabil. Wäre das Erdinnere kalt, gäbe es keine Diamanten auf der Erde, sondern nur Graphit

    Selbst wenn man sagt dass man außerhalb von Schubladen denkt, bestimmen immer noch die Schubladen das Denken. Erst wenn man sich bewusst ist dass die Schublade selbst nicht existiert kann man wirklich Neues erfinden


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