Solch Datenverlust kann zermürbend sein und nicht nur Projekte, sondern Motivtion vernichten, wie ich selbst erfahren mußte. Daher zunächst: Mein Beileid!
Ich rekonstruiere grad' selbst eine kleine Welt, die ich vor langen Jahren, 7 Kriegen und 3 Regierungen erdachte. Eine kolorierte Kartenskizze und 'ne Liste mit den wichtigen Orten eine Provinz sind die erhaltenen Überreste. Anhand dieser Quellen fertige ich nun erste Rekonetruktionen an, sprich: Ich schreibe darüber, um die Erinnerung anzuwerfen. Auf die Probleme stößt man wie von selbst: Hatte da nicht ein Amtsträger seinen Sitz? Welches Amt führte er aus? Wieso fließt der Fluß bergauf? (Nachlässigkeit war's nicht; ich komm' nur nicht mehr d'rauf.) Gab es da nicht ein ganz besonderes Haustier?
Dann erscheinen auch Ideen in der Erinnerung, die nicht in die Beschreibung einer Provinz passen. Oder eine kryptische Notiz entwickelt ein Eigenleben...
All' diese Fragen und Ideen ordne ich dann in mein Kategoriensystem ein. Da ich schon an die Präsentation denke, ist es allerdings weitgehend an den Möglichkeiten von Inwelt-Beschreibungen ausgerichtet. Geographie z.B. kommt als Ratgeber für Reisende und Händler, mit unterhaltsamen Anmerkungen, Anekdoten und der Beschreibung von Sehenswürdigkeiten daher. Ein bißchen wie Herodot halt. Nur weitestgehend ohne Geschichte. Das verändert den Zuschnitt der Einteilung sehr. Natürlich muß man dann noch ein System von Notizen anlegen, die mögliche Widersprüchlichkeiten verhindern und mit dem genannten Kategoriensystem synchronisiert ist. Sprich: Man halte sich selbst an das Inwelt-System der Welterkennung, -benennung und -beschreibung. Ein einfaches Mind-Mapping-Programm mit der Möglichkeit Dateien zu verlinken oder ein bißchen HTML reichen für die technische Seite solcher Synchronisation.
Oder eben ein Nptizprogramm oder Wiki. Ich bevorzuge es eine spezielle Version der geplanten Seite mit Anmerkungen zu versehen.
Gut, das klappt nur, wenn man Ordnung hält und in bezug auf seine Welt ein gutes Gedächtnis hat. Ich hab' noch das Glück, daß meine Welt damals ziemlich unausgegoren war. So manches muß also neu durchdacht, repariert oder eben irgendwie erklärt werden. Dadurch ergeben sich wiederum neue Ansatzpunkte und die Welt wächst und gedeiht, wie sonst nur Unkraut, ist aber geordnet wie ein Klostergarten. Man erkennt also auch sofort, welche Pflanze noch fehlt.
Schließlich wird noch eine Liste von Themen erstellt, die als zweite Metaebene dienen, um die Konsistenz der Welt zu überprüfen.
Auf der 1. Metaebene gehe ich also vor, wie ein Forscher, der aus Quellen und Beobachtungen seine Schlüsse zieht und so eine Beschreibung der Welt konstruiert. Ich rekonstruiere also aus dem noch Vorhandenen und bewege mich dabei durch meine Erinnerungen, wie ein Forscher durch ein fremdes Land. Auch bei einer neuen Welt gehe ich von den Grundideen aus und versuche darum eine passende Welt zu konstruieren. Die 2. Metaebene, die ich bei einer neuen Welt früher nutze als bei meiner Rekonstruktion, die auch immer schon im Hinterkopf sein muß, will man nicht nur Literatur, sondern ein Modell einer funktionierenden Welt unter anderen Voraussetzungen schaffen, dient eher dem Ingenieur, um ein funktionsfähiges Werk zu erhalten. Aber das hat ja schon nichts mehr mit der Rekonstruktion einer verlorengegangenen Welt zu tun.
Jetzt noch zu Folgendem:
Landschaft kann unter verschiedenen Aspekten als Kulturlandschaft, Naturlandschaft und Urlandschaft betrachtet werden. Steht die bloße Topographie, d.h. die Anordnung der vorhandenen Elemente wie "Wälder, Berge, Schluchten, etc." im Vordergrund, ist, wie Lord Finster schrieb, Topographie der richtige Ausdruck. Geht es jedoch um die Beschreibung der einzelnen Elemente unter Berücksichtigung des Zusammenspiels von Klima, Flora, Fauna und der Durchdringung der Natur durch kulturschaffende Völker bietet sich kaum ein besserer Ausdruck als Naturraum. Länder zerfallen in Großlandschaften, Großlandschaften (Norddeutsche Tiefebene) werden in der Regel in Landschaften (Westfälische Bucht/ Münsterland) und diese in Naturräume unterteilt (Lippe-Niederung). Das geht (zumindest im Prinzip) auf Humboldt zurück, die Definitonen sind allerdings umstritten... (Hab's nachgeschlagen, weil mir kein anderer passender Ausdruck einfiel.)
Auch in anderen Sprachen hört's sich nicht besser an, z.B. lat.: terra, regio, loca. Persönlich fänd' ich 'Descriptio regionum orbis' schon schön, aber das versteht kaum einer.