@Lebewesen: Also ich war ja letztes Jahr in der Lebewesen-Jury und finde, das kann man zumindest nochmal so machen. Die Formulierung der Aufgabenstellung ist zwar ein bisschen trickier, zumindest wenn man den Anspruch hat, dass man dafür sowohl etwas Pflanzen- als auch etwas Tier-artiges einreichen können soll, aber geht schon.
@Überall anmelden: Ich hole jetzt mal ein wenig aus:
Der Reiz der WBO besteht in meinen Augen aus zwei Komponenten: Erstens weil es einen dazu antreibt, etwas Konkretes, Vorzeigbares zu basteln und dabei auch ggf. über den eigenen Schatten zu springen, etwa was die thematischen Vorgaben der jeweiligen Aufgabe angeht. Selbst Bastler mit sonst niedrigem Output wie ich bekommen dadurch einen Ansporn, jetzt mal wieder was zu tun und es auch "zuende" zu bringen, anstatt nur vage Ideen im Notizblock vergammeln zu lassen. Der ganz klar vorhandene Zeitdruck und der zumindest sanfte Gruppenzwang "wer sich anmeldet, sollte sich zumindest bemühen, auch was abzugeben" helfen dabei, dass am Ende auch was dabei rauskommt.
Der Gewinn besteht aber in erster Linie darin, für sich selbst bzw. die eigene Welt was Produktives bewerkstelligt zu haben.
Zweitens gibt es aber auch einen Wettbewerbsgedanken dabei. Das Ding heißt nicht umsonst Olympiade, es gibt Disziplinen, wir verteilen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen, wir stellen am Ende einen Medaillenspiegel und bewundern diejenigen, die besonders viele besonders hoch bewertete Beiträge fabriziert haben.
Meines Erachtens ist der Wettbewerbsaspekt nur sekundär zum Was-für-seine-Welt-Basteln-Aspekt, aber er ist vorhanden, und die WBO wäre ohne ihn nicht die WBO (IMO). Man will nicht nur irgendwas abgeben, sondern man freut sich, wenn die Jury das hinterher auch gut bewertet, und schon beim Basteln überlegt man ggf., wie man diese eine Vorgabe doch noch in seinem Beitrag umgesetzt bekommt, oder ob man den Punkteabzug fürs Nichterfüllen bewusst in Kauf nimmt usw.
Ein Teil des Wettbewerbsaspekts ist auch, dass man sich schon vorher festlegt, in welchen Disziplinen man teilnimmt, und sich dann mit der Aufgabenstellung - wie auch immer die ausfällt - eben rumschlagen muss.
Aber es hat - außer dass es hinterher in der Abgabe-Statistik nicht schön aussieht - bislang keinerlei Konsequenzen, sich in einer Disziplin anzumelden und dann nichts abzugeben.
Für den Was-Basteln-Part ist das tendenziell gut - einfach überall anmelden, dann kann man alle die Aufgabenstellungen, die einen ansprechen, bebasteln; die anderen kann man einfach ignorieren.
Und für den kompetitiven Aspekt ist es aus genau demselben Grund sogar in jedem Fall strictly better.
Das bedeutet, dass eigentlich alle, denen ihr Medaillenspiegel zumindest ein bisschen wichtig ist und die sich nicht pauschal überall anmelden, doof sind - es gibt keinen Grund, sich nicht pauschal überall einzutragen und sich die persönlichen Rosinen aus den Aufgaben rauszupicken. Wer sich vorher bewusst irgendwo nicht anmeldet, der verspielt nur seine Chance auf potenzielle Punkte.
Damit ist die Idee des "Anmelden für eine Disziplin, auch wenn man noch nicht genau weiß was für ne Aufgabe kommt" völlig im Arsch. Eigentlich könnten - und sollten - sich alle Teilnehmer überall anmelden, und dann hat Jerron auch völlig recht, dass man dann auch gleich "Anmelden nach Bekanntgabe der Aufgabe" erlauben kann. Es macht nämlich keinen Unterschied. Indem wir konsequenzloses Überall-Anmelden erlauben, machen wir das effektiv jetzt schon so!
Kurz: Das Überall-Anmelden ohne jede Konsequenz für späteres Nicht-Abgeben beißt sich gewaltig mit dem Wettbewerbsaspekt der WBO, solange man an "Anmelden vor der Aufgaben-Bekanntgabe" festhält.
Ich würde aber auch nicht begrenzen wollen, in wievielen Disziplinen man sich maximal anmelden kann. Wer sich in 12 anmeldet und davon 10 abgibt, dem applaudiere ich! Und selbst wer sich in 12 anmeldet und nur 2 abgibt, hat immerhin sein Potenzial für den - IMHO wichtigeren - Aspekt "die WBO hat mir die nötige Inspiration+Druck gegeben, dass ich das hier gebastelt hab!" maximiert, und das kann man ja auch begrüßen.
Mein Vorschlag wäre deshalb, dass man weiterhin erlaubt, sich in beliebig vielen Disziplinen anzumelden, aber dass man das Nichtabgeben mit einem simplen Punkteabzug im finalen Medaillenspiegel belegt, z.B. so:
in bis zu 2 angemeldeten Disziplinen nichts abgegeben => kein Punktabzug
in 3-4 angemeldeten Disziplinen nichts abgegeben => -1 (entspricht also einer Bronzemedaille)
in 5 angemeldeten Disziplinen nichts abgegeben => -2
in 6-7 angemeldeten Disziplinen nichts abgegeben => -3
in 8-10 angemeldeten Disziplinen nichts abgegeben => -4
in mehr als 10 angemeldeten Disziplinen nichts abgegeben => -5
Dadurch bleibt der "Was basteln"-Aspekt unberührt, aber über den Wettbewerbsaspekt wird man motiviert, sich zumindest zu überlegen, ob man sich Disziplin X und Y wirklich auch noch zutraut. Und Nichtabgeben gibt dann eben nicht nur einen tadelnden Blick, sondern halt auch einen konkreten Punktabzug. Fände ich fair gegenüber denjenigen, die sich bewusst aussuchen, welche Disziplinen sie sich vornehmen.
Wem der Wettbewerbsgedanke egal ist, der/die lässt sich davon natürlich nicht abhalten - aber dann kann's ihm/ihr ja auch egal sein, wieviele Minuspunkte am Ende aufm Konto stehen.
Was eine solche Punktabzugsregelung nicht leisten kann: Mehr Sicherheit für Juroren bieten bzgl. "mit wievielen Beiträgen zur Bewertung muss ich denn etwa rechnen?" - Ly hatte das aufm FJT als für sie wichtigen Faktor angesprochen.
Das hat aber IMHO nur bedingt damit zu tun, ob man sich pauschal überall anmelden kann. Klar kann man vermuten, dass bei Überall-Anmeldern die Ausfallquote höher ist, aber auch jemand der/die sich nur in einer Handvoll Disziplinen anmeldet kann genauso nix abgeben. Die Planungsunsicherheit, ob man als Juror am Ende 4 oder 10 Beiträge bewerten muss, könnte man mE signifikant nur dadurch erhöhen, dass man die Zahl der Disziplinen pro Teilnehmenden stark einschränkt (weil man dann davon ausgehen könnte, dass bei den wenigen Disziplinen, bei denen man mitmachen darf, man auf jeden Fall auch was abgeben will) - aber das ist sicher nicht mehrheitsfähig und läuft dem "Was basteln"-Aspekt auch recht stark zuwider.