Dieser Text handelt vom ersten Reich der Menschen und dem Konflikt zwischen Alfalari und Menschen. Wen ihr ihn lest, bedenkt bitte, dass dies der allererste "historische" Text ist, den ich je über Twinion geschrieben habe. Die Geschichte ist in ihren Grundzügen dieselbe geblieben, ich habe nur besser schreiben gelernt. Ich war damals 14, und in einigen Bereichen wehrt sich meine Welt sehr erfolgreich gegen jegliche Änderungen.
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Einige Jahre Jahre nach dem Untergang des Alfalarireiches tauchten die ersten Menschen in Tamir auf, das damals, nach der Eiszeit schon wieder wärmer war, sogar wärmer als heute und reich an Tieren und Pflanzen. Wie die Menschen entstanden, ob sie Flüchtlinge aus einer anderen Welt waren, vertrieben von der gleichen Macht, die den Niedergang der Alfalari herbeiführte, weiß keiner. Manche behaupten auch, dass die gewaltige magische Energie, die die Welt umformte,zur Entstehung neuer Rassen führte.
Die ersten Menschen waren primitiv. Sie hausten in Höhlen, kleideten sich in Felle und kannten keine Schrift. Sie glaubten daran, dass in jedem Baum und jedem Strauch Geister hausten und dass die Welt von einer großen Schlange geschaffen worden war. Im Laufe der Zeit begannen sie, Hütten zu bauen und Pferde zu zähmen. Als sich das Klima wieder verschlechterte und eine zweite, dieses Mal natürliche Eiszeit drohte, begannen einzelne Gruppen von Menschen, nach Süden zu ziehen und mit Schiffen auf der Suche nach neuen Lebensräumen das Meer zu befahren.
Einige von ihnen landeten schließlich auf dem Kontinent, der heute Kendoria genannt wird. Sie fanden dort die Alfalari vor, ein Volk von friedfertigen Nomaden, das die Neuankömmlinge freundlich empfing. Als die Menschen um Land baten, um ihre Siedlungen zu errichten, bekamen sie es. Als sie sahen, wie reich die Berge im Osten des Kontinents an Metallen waren, durften sie Stollen in die Felsen treiben.
Doch dass sie auf dem Land geduldet wurden und es mit seinen Bewohnern teilen durften, war einigen Menschen bald nicht mehr genug. Es gab Auseinandersetzungen, die aber immer irgendwie beigelegt werden konnten, bis ein Mann namens Joran in Erscheinung trat. Er lastete den Alfalari den Tod seiner Eltern an, die trotz der Bemühungen ihrer Heiler gestorben waren und hasste alle, die anders waren. Joran war aber nicht nur von seinem Hass besessen, er war auch charismatisch und ein guter Redner, ein geborener Anführer, der innerhalb kürzester Zeit eine große Menge Anhänger um sich scharrte.
Joran wollte den Menschen von Kendoria einreden, die Alfalari hätten sie nur hier siedeln lassen, um sie später, wenn sie sich sicher fühlten, zu versklaven. Anfangs hatten die Menschen ihre Zweifel. Die freundlichen Alfalari, die ihnen alles, was sie brauchten, bereitwillig gaben, sollten so falsch sein? So verbreiteten er und seine Anhänger das Gerücht, die Alfalari seien bösartige Dämonen. Ihr fremdartiges Aussehen, ihre offensichtliche Langlebigkeit und der Umstand, dass sie Magie benutzten, spräche dafür. Der Großteil der Menschen war damals wie heute nicht zur Magie fähig. Die wenigen Menschen, die magiebegabt waren, wurden oft für besessen erklärt, da ein Magiebegabter, wenn er nicht schon früh lernt, seine Gabe zu beherrschen, den Verstand verliert.
Den wohltätigen Alfalari wurde dieser „Makel“ anfangs verziehen, da sie die Menschen vor einem schlimmen Schicksal gerettet hatten, indem sie sie in Kendoria siedeln ließen. Darüber hinaus wurden sie anders als die Menschen nicht wahnsinnig. Ihre Magie begann nur manchmal zu versiegen. Doch diese Einstellung änderte sich.
Alfalari würden nachts Menschenkinder aus ihren Häusern holen und in blutigen Ritualen ihren Göttern opfern, hieß es. Um die Richtigkeit von Jorans Aussagen zu unterstreichen, entführten seine Anhänger Kinder und verstümmelten sie auf grausamste Weise. Maskierte Gestalten überfielen Frauen, wenn sie alleine waren und vergewaltigten sie.
Jorans Anhänger traten in jeder Siedlung auf und schwangen ihre Reden. Die Alfalari bestritten alle Anschuldigen und versuchten, den Menschen zu sagen, warum ihre Magiebegabten wahnsinnig wurden. Sie zeigten ihnen, was man mit Magie vollbringen konnte. Das verunsicherte die Menschen nur noch mehr. Jemand, der einen im Sterben Liegenden retten oder aus der Wüste eine Quelle entspringen lassen konnte, konnte leicht auch jemanden mit seiner Magie töten, wenn er wollte.
Schließlich kam es zum Krieg. Die Alfalari hatten keine Chance. Sie hatten Angst davor, noch einmal eine solche Menge Magie anzuwenden, wie sie nötig gewesen wäre, um den Krieg zu ihren Gunsten zu entscheiden. Die Erinnerung an die Zerstörung ihres Reiches saß ihnen noch im Nacken. Sie wollten nicht noch einmal ihr Volk an den Rand der Auslöschung bringen. Zudem war ihre Magie instabiler und schwächer als damals.
Und mit ihren einfachen Messern und Bögen konnten sie gegen die Horden der Menschen wenig ausrichten. Im Schwertkampf waren sie nicht bewandert, zudem verabscheuten sie Gewalt. Als sie sahen, dass die Menschen nicht aufzuhalten waren, zogen sich die Alfalari freiwillig zurück und flüchteten in Regionen, in denen die Menschen nicht leben wollten, in die große Eiswüste und in die Sümpfe von Dassidea.
Jorans Leute errichteten an der Stelle, an der der Große Fluss ins Meer mündet, eine Stadt und nannten sie Antareon, was in ihrer Sprache "Triumph" bedeutet. Joran wurde zum König gekrönt, und seine Gemahlin Teleia wurde Königin.
Magiern wurde schon immer mit Misstrauen begegnet. Unter König Joran wurde die Ausübung von Magie jedoch durch ein Gesetz verboten, und Magier wurden regelrecht gejagt. Einige Magier wurden hingerichtet, andere ins Gefängnis geworfen und gefoltert. Die wenigen, die entkamen, hielten ihre Fähigkeiten geheim.
Eine Handvoll Magier ging ins Exil nach Talos, um dort eine Magierschule zu gründen. Im Laufe der Zeit fanden sie immer mehr Anhänger und waren schließlich soweit, dass sie einige von ihnen als Heiler und Händler getarnt nach Kendoria schickten, um magiebegabte Menschen aufzuspüren und sie mitzunehmen und ihnen so das Leben zu retten.
Doch bei all diesen Greueltaten sollte man nicht außer acht lassen, dass Joran auch Großartiges leistete. Unter seiner Führung waren die Menschen zum ersten Mal in der Geschichte Twinions vereint. Er gründete das erste große Reich der Menschen auf Twinion, das viele Jahrhunderte bestehen sollte. Unter seiner Führung gelang Kendoria zu ungeahnter Blüte.
Darüber hinaus war Joran ein kluger Reformer. Viele seiner Entscheidungen sind durchaus weise zu nennen. Seine Gemahlin Teleia war mehr als nur eine Frau von außergewöhnlicher Schönheit. Sie war seine Mitregentin und stand ihm in kaum etwas nach.
Im Laufe der Zeit wurde die Erinnerung an Jorans und Teleias Herrschaft verklärt. Vieles ging im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit. An die Gewalt, die Joran und seine Anhänger Alfalari und Menschen gleichermaßen antaten, kann oder will sich niemand mehr erinnern.
Langsam nahmen Joran und Teleia für die Menschen Kendorias gottähnliche Züge an. Sie hatten sie ins gelobte Land Kendoria geführt.
Heute verehren die Menschen von Tamir bis zum Land der Tausend Inseln Teleia, die Göttin des Frühlings und der Erneuerung und ihren Gemahl. Nicht er, sondern sie ist die im Laufe der Zeit die Hauptgottheit der Menschen von Kendoria gewordem.
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Noch eine Anmerkung zur Magie der Alfalari: Wie schon geschrieben, ist sie schwächer als früher. Die Alfalari können noch immer Großes vollbringen, nur ist die Chance sehr viel geringer, und oft sind sie danach ausgebrannt. Sie funktioniert nicht immer richtig, und irgendwann versiegt ihre Magie überhaupt, besonders, wenn sie sie nur sehr selten benutzen.