Posts by Kinno Katana

    Für mich stellt sich in solchen Momenten die Frage, inwieweit die Worte nur deshalb weiterhin einen "Nazi-Klang" haben, weil sie nie mehr verwendet werden. Wenn der Kontext "Nazi-unverdächtig" ist und die Leserschaft überwiegend jüngere Leute sind, würde ich insofern weniger Skrupel haben. "Gau" ist ein höchst "praktischer" Begriff, und wir sollten den Nazis den Sieg, unsere Sprache auch nach Generationen noch zu beherrschen, nicht einfach so schenken. Ich glaube, das haben wir allmählich nicht mehr so nötig, und wir machen uns eher "mitschuldig" ('tschuldigung für den harten Ausdruck), wenn wir nicht den Mut haben, deutsch zu sprechen, und damit den Nazis immer noch Sprach-Macht über uns einräumen.
    Klar, es gibt Begriffe, die hat die NS-Zeit erst geprägt bzw. sie sind so fest mit ihr verbunden, daß sie schwer aus dem Kontext zu lösen sind ("Konzentrationslager" etwa). Aber wir können ja erst mal bei den älteren und früher gänzlich unverdächtigen Worten anfangen, unsere Sprache zurückzuerobern. Nicht, weil es nicht immer die Gefahr gäbe, daß eine neue Diktatur kommt - und sie wird hierzulange eher wieder vom "rechten" als vom "linken" Rand herkommen, so wie's derzeit aussieht. Aber daran wird auch das mühsam konservierte Gespenst der, je nach Landeshälfte, letzten oder vorletzten nichts ändern. Um gegen eine neue Diktatur gewappnet zu sein, muß man ihre Mechanismen kennen - aber nicht die Spache der letzten, da wird die nächste eh' ihre eigene finden.

    Naja, für was denn jeweils? Eine Zahl braucht erfahrungsgemäß weniger Platz als eine Tätigkeitsbeschreibung...
    Ich habe das nach Bedarf gehandhabt: Bei Tabellen mit vielen Zahlen bin ich teils auf 8 pt einzeilig heruntergegangen, dann muß man aber schon eine kleine Handschrift haben, um das sauber auszufüllen. 12 pt anderthalbzeilig stellt die Handschrift vor nicht ganz so hohe Anforderungen. Und die "... gleichmäßig verteilen"- Funktionen von Tabellen in Word und Writer sorgen für ein angenehmes Aussehen, unabhängig von Schriftvorgaben. Als Seitenrand würde ich bei DinA4 als Gesamtgröße mindestens 1 cm lassen, bei A5 auch weniger.
    Aber das ist immer auch ganz stark eine Frage der Ästhetik. Es kann durchaus geschickt sein, gezielt mehr oder weniger zu nehmen, wenn es zum Stil passt. Insofern kann ich nur empfehlen: Probieren, herumspielen, testen, immer mal wieder ausdrucken und anschauen, Freunden / Testspielern zeigen... und dann wieder mit dem Probieren anfangen.

    Die "fertigen" Charakterblätter aus meiner Hand sind allesamt mit Word entstanden, heute würde ich aber wohl einen OpenOffice-Fork nehmen. Wenn man sich mit den Rechenfunktionen des Writers vertraut macht, kann man sogar einfache Kalkulationen (Lebensenergie = Kraft + Ausdauer o.ä.) automatisch machen lassen.


    Wer natürlich schon ein Desktop-Publishing-Programm (DTP) kennt, ist wohl besser beraten, darauf zurückzugreifen, um die ganze Fülle der Möglichkeiten unkompliziert zu nutzen.

    "Enthaltung" ist als Option nicht vorgesehen?
    Im Grunde ist es mir ziemlich gleich, ob eine Sorte Würfel oder alle, die man sich nur ausdenken kann, verwendet werden. Wichtiger ist, daß sie plausible Ergebnisse liefern - und da kann man im Rollenspielbereich verblüffende Entdeckungen machen, wo dann im Extremfall der Profi schlechtere Chancen hat als der Anfänger, eine gleiche Aufgabe zu bewältigen.


    Speziell für Anfänger allerdings denke ich, es ist besser, sich auf den W6 zu beschränken - er hat nun einmal eine ungeschlagen weite Verbreitung auch abseits von Rollenspielen.

    Kinno Katana, Grünkern, Heinrich: Ob unsere Welt einheitlich, dualistisch oder sonstwie aufgebaut ist, ist zwar durchaus eine Diskussion wert, spielt im Rahmen dieses Threads aber eine untergeordnete Rolle, da wir hier ja in der Rolle der Weltenbastler stehen und nicht in der Rolle der Philosophen unserer Welt :)


    Unsere Welt ist allerdings alles, was wir haben, insofern lohnt sie nahezu immer einen genaueren Blick. Wenn unsere Welt gar nicht dualistisch aufgebaut ist, sondern nur zunächst so wahrgenommen wird, bedeutet das: Man kann in derselben Welt auch trinitarisch denken. Man muß also nur das Denken ändern, nicht die Welt. Ist der "Dualismus" dagegen tatsächlich eine Eigenschaft der Welt, muß man sie ändern, wie weiter oben gefordert.
    Was also man als Weltenbastler ändern muß, hängt davon ab, wie die Welt beschaffen ist, mit der man beginnt. Demzufolge muß man sie begreifen, bevor man anfängt, daran herumzubasteln. (Naja, jedenfalls, wenn man hardcore-Simulationist ist... Sich etwas ausdenken kann man natürlich immer.)

    Von Temperatur kann nur gesprochen werden, wo diese feststellbar ist. Nicht feststellbar ist sie auf dem absoluten Nullpunkt und der ist meiner Ansicht nach bei "kalt" einzuordnen ;)


    Es gibt bei Eigenschaften auch immer den Fall der Nichtanwendbarkeit. Welche Temperatur hat eine Idee? Welche Temperatur hat eine Geschwindigkeit? Und welche eine Farbe? Ist braun wirklich "wärmer" als blau? Insofern gibt es für jede Eigenschaft eine "Trinität" aus den beiden Extrempunkten (Eigenschaft trifft gar nicht zu <-> Eigenschaft trifft voll und ganz zu) und der Nichtanwendbarkeit. Und der beobachtete Dualismus ist jeweils eine Untermenge davon.


    Es existiert kein rosa Elefant mit blauen Punkten (auch wenn wir ihn uns vorstellen können), da kann man sich auf den Kopf stellen, aber es kann ihn nicht geben, er bleibt inexistent, wie auch immer man es dreht.


    Ah, nein. In dem Moment, in dem ich mich auf das Beispiel eines rosa Elefanten mit blauben Punkten einlasse, ist er (=existiert er als) das Gesprächsthema zumindet zwischen uns beiden. Das heißt: Es gibt ihn nicht in "physischer Form", da hat er in der Tat keine Existenz. Aber Existenz umfaßt mehr - auch ein "Kontoguthaben" existiert, eine Nachricht exisitiert... Wobei ich tatsächlich einschränken muß, daß ich hierbei einen weiten Existenzbegriff zugrundelege. Wenn "Existenz" einen physischen Aspekt verlangt, existiert natürlich keine Krise und auch kein rosa Elefant mit blauben Punkten. Dann allerdings muß es einen anderen Begriff für das geben, was es gibt, obwohl es nicht selbst körperlich vorhanden ist.
    Entsprechend ist die Nichtexistenz oder das "Nicht-Vorhanden-Sein" ziemlich kompliziert - etwas entsprechendes kann nur sein, was wir uns nicht vorstellen können. Und dann kommt im Extremfall noch die Zeitschiene dazu...


    @ Saavedro:

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    Die trinär denkende Lebensform muss überall um sich herum trinäre Verhältnisse vorfinden.


    Nein. Sie muß überall Verhältnisse vorfinden, die sie trinär deuten kann. Zm Beispiel muß sie den Körper in Kopf, Torso und Gliedmaßen unterteilen können. Oder in Armpaar, Beinpaar und Torso (nebst Kopf). Sie muß das Gesicht in Augenpaar, Nase und Mund unterteilen können. Sie kann den Tageslauf in Tag, Dämmerung und Nacht unterteilen. Wer Gegensatzpaare sehen will, wird sie finden, und sei es, daß er die Dinge in sein Raster zwingt, wenn sie nicht passen. Das geht mit Dreiheiten genauso: Man muß eben sehen, wie man die Sachen so verteilt kriegt, daß sie drei Gruppen bilden. Wach - dösend - schlafend; hier bei mir - hier bei Dir - dort (die Japaner unterteilen z.B. so); wir - ihr - sie...

    Mir fehlt die Abstimmungsoption "teils, teils". Das wäre es allerdings, was ich empfehlen würde: Einerseits ruhig Texte von "innerhalb der Welt", andererseits Beschreibungen von außen, die auch das thematisieren, was jemand innerhalb der Welt nicht sagen würde - sei's, weil er es nicht weiß, sei's, weil es viel zu selbstverständlich für ihn ist.

    Was sollte an einem auf Dreiheit basierenden Leben unvorstellbar sein? So, wie unser "Überhang" an dualen Aspekten weder mehr(Trinität, Quaternität, ...) noch weniger (Unität) ausschließt, wäre das bei einer überwiegend auf Trinität beruhenden Form ja (aller Wahrscheinlichkeit) nach auch. Klar besteht die Gefahr von Hirnverknotungen, wenn man es allzu konsequent durchzudenken versucht, aber "Lautstärke in 'Farb'tönen" zu denken, finde ich jetzt noch keine solche Überforderung...


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    Nicht des "Es ist gegenwärtig", sondern des "Es ist an sich".


    Auch das eine oder andere (wenn auch vielleicht nicht jedes) An-sich-Sein ist im Fluß und damit in der Vergangenheit anders als in der Zukunft. Die jeweils abweichende Variante ist aber jetzt nicht, weder gegenwärtig noch "jetzt an sich". Eventuell ist sie noch nicht einmal als abgrenzbare Möglichkeit vorhanden, weil die Bedingungen noch nicht so sind.

    Es gibt am Ende nur "ist".


    Und "ist gewesen". Hm, und "wird sein". Oder auch "könnte sein". Sogar zweimal, einmal fiktional und einmal als unsicher. Und "ist nicht" gibt's sogar auch noch...
    Unität? Dualität? Trinität? Quaternität? Oder ist Quaternität nur eine doppelte Dualität? Und wie zählt man etwas, das gleich oder ungleich sein kann?


    Ach, Unsinn... wir haben tatsächlich einen "Überhang" von "Dualitäten", und ich bezweifle, daß das Zufall ist. Aber anderes ist denkbar - sowohl, daß es keinen Gegenpol gibt, als auch, daß es mehrere Pole gibt. Und es läßt sich innerhalb bestimmter Grenzen durchaus konstruieren, "was wäre, wenn". Aber dafür braucht man vor allem eins: Ein gutes Wissen über "das, was ist".

    Ich halte das "duale Denken" für teilweise schon rein körperlich bedingt. Wir nehmen drei Farben wahr, aber eben nur eine Grauskala, eine Temperaturskala, eine Lautstärkeskala... und natürlich enden wir dann bei "hell / dunkel", "kalt / heiß", "leise / laut". In dem Moment, wo wir mehr Optionen haben, z.B. bei den Farben (wir "sehen drei", namentlich rot, grün und blau, und konstruieren daraus vier), verschwinden die Gegensätze bzw. werden allenfalls wieder mit so schlau-komplizierten Begriffen wie "Komplementärfarbenkontrast" (woah, 26 Buchstaben - "hell", "kalt" und "laut" kommen noch zusammen mit weniger als der Hälfte aus!) wieder ins Gespräch gebracht.


    Die vielen verschiedenen Klimazonen etc. lassen es unwarscheinlich erscheinen, daß eine Krankheit daran schuld war, denn Krankheitserreger sind ja oft auf eine bestimmte Umgebungstemperatur etc angewiesen.


    Ja, etwa so wie HIV, Shigellose, Herpes, Tollwut, Legionellose, Streptococcus pneumoniae... Hm, wieviele Beispiele braucht es, um zu belegen, daß Krankheitserreger von Infektionskrankheiten weltweit verbreitet sein können?


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    Selbst Holzbauten hinterlassen Spuren im Boden, z.b. germanische Langhäuser oder der hölzerne Limes sind jetzt noch auffindbar, wenn man ein wenig Ahnung hat, wonach man sucht.


    Für auf Dauerhaftigkeit hin angelegte Holzbauten trifft das zu. Aber diese Ergänzug sollte man nicht weglassen - weise mal nach 100 Jahren noch nach, wo ein typisches Alex-Zelt gestanden hat. Oder das, was man sich hierzulande unter einem improvisierten "Tipi" vorstellt. Viel Spaß dabei :) .

    Naja, mal sehen, was haben wir denn so im Standardrepertoire? "Feuer, Fluten, Krieg, die Pest und teure Zeiten..." Feuer? Wäre scherlich großflächig genug geworden. Flut? Dasselbe, sogar eher noch unwahrscheinlicher. Krieg - nein, dann müsste es Sieger gegeben haben, und davon ist ja offenbar auch keine Spur. Bleibt: "die Pest", das Synonym zu einer hochansteckenden Krankheit.
    Eine Krankheit kann sich recht schnell ausbreiten, je nach Transportgegebenheiten. Wichtig wäre eine lange Inkubationszeit, während der der Kranke schon ansteckend ist, so daß die Krankheit sich ausbreiten kann, bevor Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Wenn "wenige Jahre" immerhin eine Generation sein darf, könnte sie auch bei einem Geschlecht oder beide Geschlechtern Sterilität verursachen, das fällt nicht sofort auf, ist aber auf Dauer... tja, ziemlich verheerend.
    Problematisch ist, daß eigentlich keine Krankheit eine "Durchseuchung" von 100% hinbekommt. Das könnte man u.U. ignorieren oder argumentieren, daß ein Rest von einigen Prozent der Bevölkerung nicht in der Lage war, sich mit den neuen Bedingungen zurechtzufinden, und daher die kleinen Reste der Bevölkerung nicht dauerhaft überlebensfähig waren.


    Allerdings wäre dann die Infrastruktur zunächst nicht betroffen. Ihr Verschwinden kann zwei Gründe haben: Sie war (aus traditionellen Gründen?) niemals auf Dauerhaftigkeit angelegt, oder sie war (aus traditionellen Gründen?) nur durch dauernde Erhaltungsmaßnahmen zu stabilisieren. Oder beides, gemischt. Wenn überwiegend Materialien wie Blätter, Holz und Lehm zum Einsatz gekommen sind, sollten einige hundert Jahre reichen, um die Spuren zu beseitigen. Vor allem, wenn die umgebende Fauna ein wenig mithilft...

    Man muß nicht unbeding eine theoretische Definition haben, um zwischen Masse und Tiefgang zu unterscheiden, würde ich meinen. Für mich etwa steckt der Ansatz zur Qualität im "Abdeckungsgrad" des Beschriebenen. Was ich wissen will, ist: Was ist der Unterschied zum Vertrauten, d.h. zur vorfindlichen Wirklichkeit, und wie kann es trotzdem konsistent bleiben? Dazu gehört unter Umständen ein Überblick (!) über Alltagsrituale ebenso wie ein Überblick über die Umgebung, sei es die biologische oder die diplomatische. Unter anderen Umständen reicht ein Verweis: "Oh, da leben noch diese Wesen, aber die sehen bloß anders aus und haben eine andere Sprache, sonst gibt es keine bedeutsamen Unterschiede." Die "Umstände" scheinen, soweit ich derzeit erkennen kann, bestimmte "Aktionsradien" zu sein, die sich zumindest teilweise aus der Genrezuordnung ergeben: Für Fantelalter-Welten gelten da andere Kriterien als für SciFi.


    Gerade in Fantelalter-Welten ist meine Ansicht, daß man sinnvollerweise nicht von Völkern, sondern von Kulturräumen ausgeht, die (wenn es nach mir geht) konsistent "funktionieren" müssen. Zwei Völker, die in Austausch miteinander stehen, werden auch in Baustil und Frisurenmoden wechselwirken - es wird Abgrenzungs-, aber ebenso Nachahmungsbewegungen geben. Wenn "die anderen" etwas haben, das nützlich sein kann, wird man es versuchen zu übernehmen, eventuell anzupassen und weiter zu verbessern. Das ist für die Kontakte zwischen beiden Völkern wiederum alles andere als unwichtig: Wenn man von "den anderen" nützliche Dinge übernommen hat, kann sich daraus Respekt ergeben, andererseits können ebenjene anderen mit Neid reagieren, weil sie sich "bestohlen" fühlen - oder stolz, daß sie die ersten waren. Um also überhaupt das Umfeld für diplomatische Beziehungen zu haben, muß man m.E. zunächst wissen, ob es solche kulturelle Transfers gegeben hat und wenn ja, in welchem Umfang in welcher Richtung.
    Daß also ganz verschiedene Dinge in ihren zusammenhängen beleuchtet werden, daß sie sich zusammenfügen zu einem Gesamtbild - darin besteht in meinen Augen "Qualität" in der Weltendarstellung. Und da ist ein einziger Kulturraum immer schon eine Mammut-, nein, eigentlich eine Blauwalaufgabe...

    Ich meine da noch den einen oder anderen Bastler im Ohr zu haben, der/die z.B. meinte "eigentlich ist meine Welt eher Antike, aber nur weil ich X und Y hab, halten es die Leute immer erstmal für Standard-Mittelalter-Fantasy, menno :-/ ".


    Tja... ich fürchte, das liegt daran, daß "Mittelalter" der große Restebereich für alles ist, das sich nicht durch Eigenheiten auszeichnet.
    - Graeco-romanische Antike zeichnet sich durch entsprechende Begriffe aus, sei es für "Stände" bzw. Bevölkerungsgruppen, sei es für Phänomene oder Wesenheiten; auch die Benennung von Personen ist dabei enorm wichtig ("Tertius" = römische Antike, "Archimnemnon" = griechische Antike, "Hans" = Mittelalter). Bei anderen Weltgegenden (Asien, Afrika, ...) verhält es sich entsprechend.
    - Keine einem kulturellen System zuzuordnenden, oft aber "sprechenden" Personennamen sowie keine Nutzung von geschmiedetem Eisen und keine komplexen Gesellschaftsformen legen die Einordnung in eine Art "Vorzeit" nahe.
    - Nutzung von Dampfkraft und / oder Elektrizität bezeichnen das "Nach-Mittelalter". "Nach-mittelalterlich" können auch bestimmte Denkkonzepte und Begriffe wirken, allerdings verlangt das schon eine gewisse Komplexität dessen, was einzuordnen ist.
    - Alles andere wird als "Mittelalter" eingestuft.

    Das hängt vom Blickwinkel ab. "Das Mittelalter" hat es als ein historisches Gebilde wohl nie gegeben (Quelle: http://www.tempus-vivit.net/taverne, auch ein guter Ort, um mal ein wenig herumzustöbern). Es gibt Rahmendaten, an denen Geschichtswissenschaftler den Beginn und die Ende von Epochen festmachen - und es gibt die Märchen der Gebrüder Grimm, Bücher und Filme, die bestimmte Vorstellungen vermitteln, wie es "früher, im Mittelalter" so gewesen sein könnte.
    Aber was auch immer es "im Mittelalter" gegeben hat, es hat mit Sicherheit es auch andernorts und zu anderen Zeiten gegeben - das einzige, was im Rahmen der Geschichtsforschung eine sichere Zuordnung erlaubt, sind Ortsbezeichnungen und Jahreszahlen. Wenn es um Klischees geht, siehe Eulenspiegels Beitrag plus:
    - Eine zumindest vage im Hinterkopf beheimatete "Ständeordnung", die jedoch "durchlässig" ist, man kann auf- und absteigen. Diese Ordnung wird in der Regel auch nicht hinterfragt.
    - Eine Bevölkerungsverteilung mit hohem Schwergewicht auf der Nahrungsmittelproduktion, bis zu 90% der Bevölkerung kann damit befasst sein. Zwischen den bewohnten Orten finden sich mehr oder weniger ausgedehnte Bereiche von "ungezähmter Natur".
    - Wichtig natürlich: Das Fehlen der Auswirkungen der Industrialisierung, der Technisierung und der weitläufigen Nutzung von Elektrizität. Heizen und Licht beruhen auf Feuer, Kraft ist in vielen Fällen Muskelkraft, zuweilen auch Wasser- oder Windkraft o.ä. Reisezeiten sind gemessen an heutigen Vorstellungen lang.
    - Überhaupt, die Zeit... Tages- und Jahreszeiten werden meist nicht genauer angegeben, als eben nötig ist - und oft reicht es, einen Zeitrahmen anzugeben. Ausnahmen sind Markt-, Fest- und andere besondere Tage, für die schon im Vorfeld ein hoher Koordinierungsaufwand erforderlich ist, sowie zumindest wohl Teilbereiche des Fernhandels.
    - Aber: Die Leute sind im Schnitt nicht dümmer als die, zu denen man sich heutzutage selbst zählt. Auch ohne Lesen und Schreiben kann man eine gute Vorstellung davon entwickeln, wie die Welt beschaffen ist, was woraus folgt und wie es zusammenhängt.

    Ich bin mir allerdings nicht so sicher, wie verbreitet ein grundlegendes Dualitätsprinzip ist. Wenn es zu jeder Sache eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, braucht es nicht unbedingt eine Negation, sondern eher "Abzählbegriffe", die angeben, wieviele Möglichkeiten denn zutreffen. Beispielweise kann man "am Verhungern sein", "hungrig sein", "Appetit haben", "gesättigt sein" und "übersättigt sein" als Alternativen sehen, von denen keine exakt ein Gegenteil hätte, denn jede schließt wenigstens einige der anderen aus.