Beiträge von Gwen

    Ich wäre dir mega-dankbar, Gwen, wenn du deine Beiträge nicht so verfassen würdest, als hättest du allein die Weisheit mit Löffeln gefressen. Ich will gerne mit dir diskutieren, aber nicht so. Auch anderer Leute Sichtweise mag ihre Berechtigung haben.

    Sorry Shay. Das ist mir beim Schreiben nicht aufgefallen. Ich wollte die Ideen humorös überspitzt ausdrücken, aber beim Nachlesen klingt es einfach nur arrogant. Danke für den Hinweis. :)

    Ich versuche nur für DIE ANDEREN Mitglieder des Forums aufzuzeigen, wo sich potenziell Probleme ergeben, und wie man das alternativ lösen könnte. Weil ich es für essenziell halte, daß ein neutraler Leser beide Seiten aufgezeigt bekommt, statt daß nur die Perspektive der Manosphere-Mitglieder unangefochten im Raum stehen bleibt. Direkt übergriffig werden und in Kampfstellung gehen, bringt da allerdings nichts.

    Ah ok. :agree:

    Andererseits hatte ich mit unaufgeregter Argumentation auch schon einen wirklich angenehmen Austausch mit der "Gegenseite", in der von beiden Seiten Anregungen zu dem Thema gekommen sind. Das ist genau das, was ich oben meinte - mit Attacken und erhobenem Zeigefinger löst man eher Trotzreaktionen aus.

    Klar.

    Meiner Meinung nach hat das Konzept der Mary Sue vor allem im Fanfiction-Bereich seine Berechtigung und davon abgeleitet dann auch überall dort, wo der Mode nachgegangen wird, ältere Werke ohne Beteiligung weiterzuspinnen. Bei Fanfictions wird damit nämlich eine Figur bezeichnet, die sowohl durch ihre Fähigkeiten als auch durch ihre sozialen Interaktionen die etablierten Regeln des Settings sprengt. Das führt dann dazu, dass so keine gute Geschichte mehr erzählt werden kann, weil die Mary Sue keine Herausforderungen hat und gleichzeitig die Leistungen und Fähigkeiten der etablierten Figuren entwertet werden.

    Ich will den Leuten definitiv nicht ihre putzigen Begrifflichkeiten kaputt machen. Wenn die Fanfiction-Community unbedingt das Wort "Mary Sue" benutzen will, obwohl sie dadurch am eigentlichen Problem vorbeidenken, dann sollen sie mal machen. :lol:

    Wenn die eigentliche Definition des Begriffs nicht so umstritten wäre, das mir sogar in diesem Thread dauernd neue Definitionen geliefert werden, dann würde ich sogar sagen, der Begriff ist eigentlich ok, weil er den Leuten zwar eine völlig falsche Art über Geschichten nachzudenken liefert, aber der Begriff als eine Art Multifunktions-Werkzeug dient, dass halt manchmal nicht funktioniert, weil das Werkzeug nicht auf das eigentliche Problem zugeschnitten ist.

    Aber weil der Begriff zig Definitionen hat, wissen die kritisierten im Regelfall nicht mal, was sie falsch gemacht haben. Der vorhin benannte Vorteil, das zwei Worte so mehrere Absätze ersparen, ist also Quatsch, weil die Leute die Absätze brauchen, um die Worte zu verstehen. ;)


    Ich mag deine Definition Amanita. Was Mary Sue-Definitionen angeht ist sie ziemlich gut. Ich würde die Kritik nur eben weniger an einer authentischen Wiedergabe der Regeln eines Originalsettings festmachen, weil ich persönlich definitiv eine Fanfic lesen würde, wo Sherlock Holmes die Gadgets von Inspector Gadget besitzt und in sozialen Interaktionen bewundert wird. Oder wo Xena auf einmal die Top-Diplomatin von Themiscyra wird und unrealistisch positive Aufmerksamkeit bekommt und einen Gegenstand erhält, mit dem sie ohne Probleme die Götter zerstören kann. Weil sich so auch gute Geschichten erzählen lassen, ist Mary Sue eben in der Hinsicht kein Problem, denke ich.

    Vielleicht hilft ein Verweis auf die Serie "One Punch Man". Der Protagonist, Saitama, ist ein Superheld der mit einem einzigen Faustschlag absolut alles kaputt machen kann. Ein einziger Faustschlag tötet z.B. Godzilla. Bis etwa Episode 7 ist die Serie dadurch eingeschränkt, weil der Autor Tomohiro immer wieder ziemlich absurde Gründe erfinden muss, weshalb ein Kampf gerade nicht stattfinden kann. Aber in Episode 7(?) erkennt Saitama, dass er durch seine Kraft anderen Leuten den Wind aus den Segeln nimmt und das seine Sofort-Siege der Bevölkerung keine Inspiration liefert, weil sie selbst oft mit Problemen im Leben kämpfen müssen, er selbst aber nicht. Und auf einmal hat Saitama einen wirklich interessanten Konflikt, muss einen Kampf liefern ohne zuzuschlagen. Muss sich verprügeln lassen und leiden, um dieses Ziel zu verfolgen. Muss anderen Leuten die Chance geben, ihn zu retten. Und, weil der Feind seinen "Rettern" hoffnungslos überlegen ist, muss Saitama den Gegner am Ende zur Strecke bringen sich aber gleichzeitig eine Coverstory einfallen lassen, damit alle das Gesicht wahren.

    Auf Fanfiction übertragen heisst das: wenn eine Figur "sowohl durch ihre Fähigkeiten als auch durch ihre sozialen Interaktionen die etablierten Regeln des Settings sprengt" und die Fanfic keine passenden Herausforderungen (bzw. Konflikte) liefert, dann werden die Leistungen der Figuren entwertet.

    Aber wie gesagt, dazu braucht man (A) nur ein gutes Verständnis von Konflikt und (B) gibt es wirklich viele Definitionen von Mary Sue, also kommt die Kritik nur durch dieses Doppelwort nicht unbedingt rüber.

    Herrschaftszeiten, ich kämpf seit Wochen in nem Schriftstellerforum gegen die Manosphere-Horde und versuch aufzuzeigen, warum mancher Tropus Sexismus im RL fördern kann und deshalb nur mit Bedacht benutzt werden sollte - aber hier reicht das mal wieder nicht, hier muß man wieder heiliger als heilig sein und darf sich nicht einen Schritt aus der vorgefertigten Zone herausbewegen.

    Ich glaube nicht, dass man im Internet besonders erfolgreich gegen die "Horde" fremder Meinungen kämpfen kann, denn

    1. die Leute sind meist stolz auf ihre Meinung und wollen nicht gegenteiliges hören

    2. die Leute interpretieren Dinge durch ihre bisherigen Erfahrungen und so kommt auch das richtige Wort in den falschen Hals

    3. die Leute wollen manchmal gar nicht wissen, wie Dinge wirklich sind und diskutieren nur, weil sie selbst überzeugen wollen

    4. die Leute wissen teilweise, dass sie falsch liegen und es interessiert sie nicht, weil ihre scheinbare Meinung ihnen das gibt, was sie wollen

    5. in der Sektenforschung ist inzwischen bekannt, dass die Hauptrekruitierungsmethode von Sekten ("neuen religiösen Bewegungen") die Diskussion ist. Das funktioniert nach der "sunk cost fallacy": je anhaltender die Diskussion, desto grösser die Chance, dass die Gegenseite oder das Publikum nicht wahrhaben will, dass die Diskussion unzufriedenstellend ausgeht... Das gilt nicht nur für Leute, die uns Religion andrehen wollen, sondern auch für Leute, die uns egal was andrehen wollen. Es ist besser, deren Zeug zu lesen und ab und zu Fragen zu stellen, als zu diskutieren.


    Gerade das Thema "warum mancher Tropus Sexismus im RL fördern kann" ist eins, auf das sich Manosphere-Leute einlassen, weil sie genau wissen, wie nervös Leute bei der Vorstellung werde, dass irgendwelche Medien die sie selber herstellen oder anschauen als "nicht heilig genug" gelten und attackiert werden. Wenn die Manosphere ihre politischen Rivalen (die sie als Feinde begreift) als neuartige und absurde Religionsgemeinschaft darstellen kann, die im Sinne der katholischen Kirche zensiert, dann ist das sehr effektiv. Gerade darum ist dieses "wokeness in media" Thema beliebt.

    Du hast schon Recht. Man kann natürlich die Existenz derart menschenähnlicher Außerirdischer, die sich sogar mit Menschen kreuzen können, hinterfragen - das ist nun wirklich extrem unwahrscheinlich, aber die Macher von Star Trek haben dann auch eine Erklärung dafür geliefert: eine Spezies von "Ur-Humanoiden" (ich weiß jetzt nicht mehr, wie sie heißen), die vor etlichen Millionen Jahren eine Art "genetische Saat" gelegt haben, die die verschiedenen planetaren Biosphären dazu brachte, Humanoide hervorzubringen. Und warum sollte bei Vulkaniern die Pigmentierung nicht in ähnlicher Weise wie bei Menschen von der Sonneneinstrahlung und damit von der geographischen Breite abhängen? Insofern ist es kein großer Sprung von Spock zu Tuvok.


    Ähnliches gilt auch für Tolkiens Elben. Wir wissen so wenig über die Avari, dass da fast alles möglich ist. Es ist sowieso schon die Frage, ob solche Wesen realistisch sind - meiner Meinung nach eher nicht. Du erwähnst die Einflüsse realweltlicher Sprachen auf die Elben- und Zwergensprachen, die laut Tolkien viele Jahrtausende früher gesprochen wurden, das ist ähnlich fragwürdig wie die humanoiden Aliens in Star Trek.

    Danke, danke! Ich habe gerne recht. Gute Ausführungen übrigens. :)

    Das ist eine sensible Problematik, für die es keine einfachen Lösungen gibt. Ich glaube beispielsweise nicht, dass Figuren wie Tuvok oder Arondir die Lösung sind bei "racial bias" in (älteren) Fantasy- und Science-Fiction-Welten. Ich meine, wie sinnvoll ist es in der weltinternen Logik von Star Trek und Tolkiens Legendarium, dass es bei Vulkaniern bzw. Elben die gleichen "Rassen"-Unterschiede geben soll wie bei realweltlichen Menschen?

    Bin mir nicht sicher, wieso die weltinterne Logik nichts gegen Mr. Spock hat aber doch etwas gegen Tuvok. Was ist denn an der weltinternen Logik von Star Trek, dass es sinnvoll macht, dass es bei Vulkaniern Leonard Nimoy gibt?

    Das gleiche gilt in Mittelerde: widerspricht die weltinterne Logik von Mittelerde der Existenz von Arondir? Widerspricht die weltinterne Logik von Mittelerde nicht der Existenz von finnischen und walisischen Einflüssen in Sindarin und Quenya? (Wenn Mittelerde laut Tolkien die Vergangenheit der Welt ist und das Dritte Zeitalter vor der Existenz von Finnisch und Walisisch stattfindet, wie können diese Sprachen dann die Elben beeinflussen, ohne das Mittelerde auf einmal walisische Zeitreisen einführt? Was machen arabische und jüdische Einflüsse in der Zwergensprache mit Worten wie "Khazad-dum"?

    Jein, in dem von dir zitierten Text ja eben nicht. Da geht es darum, daß man das Klischee der bösen Völker nicht mehr nutzen "darf", weil angeblich böses Othering.

    Ich bin da sehr vorsichtig, weil LittleOwlbear nicht explizit irgendwas von Klischees gesagt hat. Ich will niemandem Wörter in den Mund stecken.

    Wenn Leute einen seit nunmehr 50 Jahren etablierten Begriff falsch verstehen (oder in vielen Fällen bewußt falsch nutzen), dann ist aber nicht der Begriff das Problem, sondern die Leute. Und da stimm ich dir wie gesagt zu, streckenweise wurde ja alles als Mary Sue tituliert, das auch nur ansatzweise Brüste hatte und nicht nur hübsch danebenstand, wenn "die Männer" sich um das Problem gekümmert haben.


    Wie gesagt, in Fanfic Kreisen ist Mary Sue ein wichtiger Begriff, der mit "es fehlt der Konflikt" eben nicht abgedeckt ist. Einmal davon abgesehen, daß Mary Sue in zwei Worten ein ganzes Konzept beschreibt, um das man sonst erst einmal über mehrere Absätze herumreden müßte - dieselben Leute, die den Begriff falsch verstehen (wollen), werden ohnehin auf "es fehlt der Konflikt" mit "aber es gibt doch ganz viele Kampfszenen" antworten.


    Jede Machtphantasie als Mary Sue zu bezeichnen, ist übrigens ein doppelt falscher Umkehrschluß. Selbst wenn jede Mary Sue eine Machtphantasie wäre (was nicht unbedingt sein muß - wie gesagt, oftmals spielt auch ein falsch verstandenes Konzept von "starke Frau" mit rein), hieße das noch lange nicht, daß jede Machtphantasie eine Mary Sue ist. Wer Luke als Mary Sue bezeichnet, der hat den Begriff einfach nicht verstanden (oder handelt bewußt täuschend).


    Heck, genaugenommen ist nicht einmal Rey eine reine Mary Sue. Sie hat Schwächen und Zweifel, die sie überwinden muß, dieser Part ist nur extrem schlecht umgesetzt. Sie ist nicht mächtiger als alle anderen Jedi es waren, ihre Entwicklung geht nur VIEL zu rasch vonstatten (und widerspricht dem Konzept der Machtnutzung als Ergebnis einer hochdisziplinierten, langjährigen Ausbildung, in der es mehr um die Kontrolle des eigenen Geistes geht als um intuitive Magieanwendung). Und sie ist nicht dieses selbstgefällige, besserwisserische Arschloch, das trotzdem von allen bedingungslos angehimmelt wird.


    Sie geht stark in Richtung Mary Sue, aber sie krankt mehr noch an vielen anderen Stellen, beginnend damit, daß sie jenseits der Kylo-Szenen einfach nur sterbenslangweilig und flach ist.

    Hm, ich würde da zumindest ein bisschen Distanz empfehlen. Mary Sue ist ein Begriff aus der Fanfic-Szene, nicht aus akademischen Kreisen und wird sehr unterschiedlich verwendet. Ich bin dem Begriff schon viele Jahre lang ganz oft begegnet und dennoch ist mir deine (recht ausgefeilte) Definition bislang noch nicht untergekommen, also vermute ich, dass deine Definition zwar ganz gut, aber nicht sonderlich verbreitet ist.


    Und ich finde durchaus, dass, solange wir klarstellen, dass eine konkrete Figur quasi konfliktfrei durch die Welt läuft und ihre Erfolge erreicht, ohne sie zu erarbeiten (also in diesem Sinn "without earning it") dann ist doch ziemlich klar, wieso die Figur nicht besonders interessant ist und quasi nur Wunscherfüllung oder Statussymbol darstellt.


    "Die Figur verdient sich ihre Erfolge nicht" ist definitiv länger als "Mary Sue", aber viel eindeutiger. Und wer "Konflikt" im Sinn der Konfliktforschung oder der Tagesschau interpretiert und nicht im Sinne von Storytelling, der benutzt eben nicht einen Begriff, so wie er in akademischen Kreisen korrekt verwendet wird. Das wird die Akademiker⚧️ und Leute die von ihnen lernen wohl eher nicht dazu bewegen, ihr Vokabular zu ändern. :weissnicht:


    Und Rey ist seltsam (und nicht besonders gut) geschrieben. Der "Force Awakens" Film gibt ihr (und Kylo) immense Macht (viel wirkungsvoller als in vorherigen Filmen), aber sie ist als Charakter quasi Tabula Rasa. Sie will sich der Resistenz anschliessen, aber wir erfahren nicht warum. Also ist die Filmerfahrung, dass wir einer Figur folgen, die ein unklares Ziel hat und deren Meinung zu ihren sich entfaltenden Ultra-Kräften wir nicht gezeigt bekommen. Wir schauen also einer Figur dabei zu, unglaublich heftige "Magie" zu haben, aber wir verstehen so wenig über diese Figur, dass wie sie die Macht einsetzen wird und was das für sie bedeuten würde nichts ist, was der Film hergibt. Mit anderen Worten, sie hat ultrakrasse Fähigkeiten und quasi kein Innenleben -- naja, sie hat ein Innenleben (sie hat sogar eine sich entwickelnde "Tochter"-"Vater" Beziehung mit Han Solo) aber dieses Innenleben ist total abgekapselt von ihren eigenen Zielen und Fertigkeiten.

    Der Grund, weshalb ich gerade diesen Mangel an (passender) Charaktermotivation und fehlendem Konflikt mit ihrer Force (in einem Film namens "The Force Awakens") für das eigentliche Problem ihrer Charakterisierung halte ist, dass sich diese akademischen Konzepte meistens am ehesten bewähren, wenn die Leute eine Geschichte verbessern wollen. Ob Rey's Entwicklung rasch vonstatten geht ist eigentlich nebensächlich, weil sich Leute in ihre Psyche hineinversetzen (wir fragen uns unbewusst, was Charaktere wollen um zu verstehen, wohin sie den Plot treiben werden) und die Entwicklungsdauer der Machtfähigkeit eher ein Lore-Problem für gut informierte Star Wars Nerds darstellt, kein generelles Problem auch neuer Leute im Publikum, die keine Ahnung haben, wie lange Jedi in der Macht trainiert werden.:)


    Eine Definition der Mary Sue als das "selbstgefällige, besserwisserische Arschloch, das trotzdem von allen bedingungslos angehimmelt wird" ist definitiv nicht von schlechten Eltern, aber ich glaube nicht, dass die Autoren⚧️ von "Mary Sues" denken "oh ja, ist bastele mir jetzt ein selbstgefälliges, besserwisserisches Arschloch". Wenn wir Mary Sues so definieren, reden wir an den Leuten vorbei, die solche Charaktere schreiben. Und die wollen eben kein besserwisserisches Arschloch schreiben, sondern in deren Welten existieren Eigen-Ideale, Selbstverherrlichungsfantasien und diese Figuren werden bedingungslos angehimmelt weil das IRL nicht so oft passiert und sie sind "besserwisserisch" weil sie in der weltinternen Logik Recht haben und die Lösung bzw. der Erlöser⚧️sind und diese Logik existiert auch im Abenteuerroman, wird aber hier komplett auf die absolute Spitze getrieben. Im Abenteuerroman legen die Leute meist wert darauf, dass ihre Charaktere ordentlich leiden. In bestimmten Fanfictions legen die Autoren⚧️ eher wert darauf, dass die Charaktere recht haben und auch gewinnen. Die wollten gar kein Arschloch schreiben, es kommt nur beim Leser⚧️ so rüber! Wie gesagt, ich halte es da sinnvoller, zu beschreiben, was guter Konflikt in einer Story bewirken kann (was guter Konflikt eigentlich ist) und das Charakterentwicklung nicht ernstgenommen wird, wenn es keine prägenden Lebensereignisse (z.B. einen Leidensweg) gibt. Weil "dein Charakter ist ein Arschloch" wird wahrscheinlich nicht gut ankommen, wenn mein Charakter eine Version von mir selbst ist. Da geht die Kritik zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus. Oder die Kritik bringt den Autor⚧️ in die Selbstkrise, wo wir doch eigentlich die Geschichte anders geschrieben sehen wollten und gar keine Kritik an der Person des Autors⚧️ geleistet haben.


    Sie geht stark in Richtung Mary Sue, aber sie krankt mehr noch an vielen anderen Stellen, beginnend damit, daß sie jenseits der Kylo-Szenen einfach nur sterbenslangweilig und flach ist.

    Sie ist eine Figur, die in einem Film eine Beziehungs-Arc mit Han Solo hat und in einem anderen Film eine Beziehungs-Arc mit Kylo Ren. Eine Charakter-Arc für sich selbst hat sie gar nicht und es gibt auch keine Publikums-Arc, wo wir ihren Charakter auf einmal in einem ganz anderen Licht sehen (nein, dass sie sich als Macht-Nutzerin und als Kind plotrelevanter Eltern herausstellt, das sind einfach nur im Laufe der Filme dahingestellte Tatsachen, dass ist keine Entwickung, die einen Bogen spannt (also eine Arc spannt)).

    Mit genau diesen Stereotypen der "guten" und "bösen" Völker hatte ich in meiner alten Welt bewußt gebrochen. Die unschuldigen Halblinge haben als Wirtschaftsmagnate im Hintergrund die Fäden gezogen, die Meisterschmiede der Zwerge haben insgeheim ihre Arbeit an die TATSÄCHLICHEN Meisterschmiede der Orks outgesourcet, die von Helden gerne ausgerotteten Goblins waren eigentlich friedliebende indigene Völker, die Dunkelelfen waren nach einer mißlungenen Auflehnung gegen die faschistische Königin der Waldelfen aus dem Wald verbannt worden und die Menschen waren einfach nur allgegenwärtig, weil sie sich halt wie die Karnickel vermehrt haben.


    Letztendlich gab es kein Gut und Böse, nur dumme Vorurteile und jede Menge Individuen, die irgendwie halbwegs gut durchs Leben kommen wollten. Es lebe der Sklavenaufstand von [Stadt-an-deren-Namen-ich-mich-nicht-mehr-erinner], die goblinische Gleichberechtigungsbewegung, die dunkelelfisch-zwergische Allianz wider Faschismus und Genozid kultureller Minderheiten!


    2017 war das eine klischeehafte, uninspirierte Welt - heute wäre es offenbar das Ideal ...? :lol:

    Erstmal hallo PBard -- ich glaube, wir kennen uns noch gar nicht? Jedenfalls hi.


    Hm, ich würde sagen Klischeehaftigkeit und Inspirationslosigkeit sind ein anderes Paar Schuhe als Othering / Diskriminierung. Ich glaube auch nicht, dass sich seit 2017 sonderlich viel verändert hat -- die Leute hatten auch im Jahr 2017 das Ideal, diskriminierende Elemente zu hinterfragen, gerade darum wurden viele dieser anti-stereotypen Stereotypen ja zum uninspirierten Klischee!

    Davon abgesehen würde ich aber gerne mal für die Mary Sue in die Bresche springen. Entgegen den Behauptungen hier ist diese nämlich KEIN Phänomen der 2010er, sondern seit den 1970ern als Stereotyp in der Fanfic Szene bekannt. Und über sie zu reden ist auch glücklicherweise nicht in den 2010ern ausgestorben, weil das Konzept auch heute noch stark in der Literatur vertreten ist. Gefühlt sogar deutlich stärker als früher, als sie eben mehr ein Phänomen bei Fanfics und bei abgelehnten Verlagsbewerbungen war.

    Wenn Leute von einer Mary Sue reden nervt mich das in erster Linie deshalb, weil eine Mary Sue daran festgemacht wird, wieviel Machtfantasie in einem Charakter zum Vorschein kommt. Wenn dann ein Charakter tatsächlich schlecht geschrieben ist (Rey Skywalker) dann versteht niemand die Kritik, wenn die Kritik als "anti-Machtfantasie" daherkommt, weil Luke Skywalker bereits den Todesstern zerbombt hat und das auch eine Machtfantasie war.

    Über das Klischee weiter zu reden, ist aber wichtig. Auch heute noch greifen Autoren (jeglichen Geschlechtes) gerne zur Mary Sue, entweder um eigene Machtphantasien auszuleben, oder um sich über "seht ihr, ich schreibe über eine starke Frau" zu profilieren. Beide erkennen dabei nicht, daß sich ein "starker Charakter" aber durch das Überwinden von Schwächen auszeichnet.

    Wie gesagt, die meisten Leute erkennen eine Mary Sue nicht daran, ob sie an Schwächen arbeitet oder nicht, sondern daran, dass sie besonders machtvolle Dinge erreicht. Und für Geschichten wo Charaktere keine Schwächen haben, die sie überwinden könnten haben wir in schreibtechnischen Kreisen bereits eine mehr als ausreichende Bezeichnung: es fehlt der Konflikt.


    Leider wird das heute oft fehlinterpretiert - viele Leute geben sich keine Mühe mehr, Werke differenziert zu lesen. Wenn du da einen homophoben Charakter oder ein faschistisches Volk in deiner Geschichte hast und nicht AUSDRÜCKLICH dreimal pro Seite erwähnst, wie böse und falsch das ist, wird dir das direkt als Verherrlichung unterstellt.

    Ich erinnere mich noch gut daran, wie der Autor John Green 10 Jahre lang immer wieder von Leuten im Internet attackiert wurde, weil einer seiner Protagonisten beim Anblick von zwei grossen schwarzen Typen die Strassenseite wechselt. Sprich, der Autor wird mit der Figur gleichgesetzt und dann 10 Jahre lang pausenlos verbal niedergemacht, weil sich die Figur inakzeptabel verhalten hat. Ich finde Rassismus schlimm und ich kann verstehen, wenn Leute nicht in einem Roman von einer rassistischen Figur lesen wollen. Aber jemandem ein Jahrzehnt lang Vorhaltungen zu machen, nur weil nicht explizit auf der Seite erwähnt wurde, wie böse und falsch das ist, ist halt heftig. Das sind 10 Jahre, die man auch produktiver (und progressiver) verbringen kann. ;)

    Ich meinte, dass ich mich eher den Leuten zugehörig fühle, die klassische Geschichten in eher klassischen Welten schreiben, als denen, die unter Inklusionsgesichtspunkten und mit pädagogischen Verbesserungsbemühungen andere Welten be- und abwerten (Stichwort: wir mögen die nicht).

    Oh, absolut. Da sitzen du und ich im selben Boot.

    aber eine generelle Einstufung von "guten" Randgruppen und "schlechtem" Mainstream finde ich doch arg überzogen.

    Ich denke der Mainstream ist einfach oft Objekt der Kritik, weil eine Parallele wahrgenommen wird zwischen existierenden Verhältnissen und existierenden Medien. Wenn der Alltag in Deutschland irgendwie (beispielsweise) von Sexismus bestimmt ist, sollten wir dann annehmen, dass Medien das nur am Rande reflektieren?

    Aus meiner Sicht ist sowas manchmal richtig gedacht und manchmal falsch. Amerikanische Medien lieben die Polizei und Amerika hat ein Problem mit Polizeigewalt. Ich sehe einen Zusammenhang. Medien sind sehr divers und YouTube ist voll mit Hass von einer "Randgruppe", die diversity nicht ausstehen kann. Wo kommt dieser Hass auf Vielfalt her und wo kommen ihre Ideen her. Definitiv nicht vom jetzigen Mainstream der gegenwärtigen Massenmedien-Landschaft.


    Ich behaupte, im Umgang mit Menschen kann es keine straffen Regeln geben.

    Oh, das ist ein komplexes Thema. Ich meine, wir befolgen viele straffe Regeln im Alltag: auf dem Friedhof, in der Bibliothek wo du leise sein musst, im Strassenverkehr zur eigenen Sicherheit, usw. Also es kann diese Regeln geben.

    Aber ich denke, du hast trotzdem Recht. Was die Leute vom Ruhigsein in der Bibliothek halten und wie sie zuhause darüber reden oder was die Leute von den Regeln auf dem Friedhof halten ist uns ja vollkommen egal, solange sie die Regeln befolgen. Aber wie die Leute über eine bessere, altruistischere und gerechtere Gesellschaft denken kann uns nicht egal sein, ergo muss es Raum zum Atmen geben, damit die Leute ihren Senf dazugeben können. Um einen typischen Begriff zu benutzen: Pluralismus. Wir müssen pluralistisch sein und eine Vielfalt an Perspektiven zulassen, auch an ungewollten Perspektiven, weil straffe Regeln dagegen einfach nach hinten losgehen. Wer "harte Kante" gegen Mainstream-Ideen zeigen will, ohne das auf allgemein verständliche Art rechtfertigen zu können, kommt halt rüber als Machtmensch.

    Daneben interpretiere ich Orks, zumindest bei Tolkien, auch eher als eine Metapher für die Brutalität, die im Krieg bei manchen Menschen zum Vorschein kommt.

    Das ist glaube ich sogar von Tolkien explizit beabsichtigt.

    Der Tolkien-Forscher Tom Shippey sieht in Tolkien's Orks eine Referenz auf die Ideen über Gut und Böse, die sich in den Schriften des römisch-christlichen Autors Boethius finden: die Orks teilen die moralischen Vorstellungen ihrer Feinde und tun bewusst die Dinge, die verwerflich sind, weil sie so handeln wollen. Also quasi wie Trump, lol. ;D

    Natürlich sind wir da in vielen Punkten heute eigentlich weiter, aber mir fallen auf Anhieb zumindest im Fantasy-Bereich recht wenige Beispiele ein, wo progressive Werte tatsächlich schlüssig in den Weltenbau eingewoben wurden.

    Hm, kommt bestimmt darauf an, an welche Werte du denkst und was du unter schlüssig verstehst oder unter progressive Werte.

    Aus meiner Sicht ist Fantasy immer schon (in Teilen) progressiv gewesen. Lukian's Reisen waren eine Persiflage auf Religion, Margareth Cavendish's Blazing World ist in seiner blossen Existenz ein Argument, dass Frauen an Wissenschaft teilhaben sollten, Mary Shelley's Frankenstein beschäftigt sich mit der Menschlichkeit sogenannter "Monster" und der Zauberer von Oz ist eine Buchreihe geschrieben von einem Feministen, in der schwule und transgeschlechtliche Figuren als Selbstverständlichkeit auftauchen und heroische Haltungen einnehmen. Tolkien's Herr der Ringe hat die Idee einer Solidarität im Namen der Freiheit normalisiert (und beschäftigt sich subtil mit anarchistischen Konzepten), Thomas Covenant the Unbeliever beschäftigt sich (nicht unbedingt gut gelungen, aber der Autor hat's versucht) mit der Verantwortung für Vergewaltigung. Game of Thrones baut eine ganze ungerechte Welt auf, wo Figuren die Ungerechtigkeit nicht hinnehmen, sondern sie bekämpfen und z.B. die ganze Charakterentwicklung von Daenerys im 1. Buch darin besteht, zu begreifen, dass Freiheit als Universalismus weniger Leid mit sich bringt als nur ihre eigene Freiheit oder die Freiheit anderer Leute in genau ihrer Situation.

    Ich meine sogar Warcraft zeigt uns anhand von Prinz Arthas, wie eine Person anhand hehrer Ideale nach und nach zum (wahrhaft seelenlosen) Schurken werden kann, dass also das Üben von Macht mit grosser Verantwortung verbunden ist und das die Randgruppen, deren Leben Arthas nach und nach opfert, wichtig sind und das ihr Leben wert hat.

    Mir fallen im Bereich Fantasy wenige Beispiele ein, wo progressive Werte nicht erfolgreich im Weltenbau zu finden sind!


    Aber wie gesagt, das liegt alles an den Definitionen. :)

    Mit der generellen Interpretation meiner Aussage hast du Recht, aber der Zweck ist weniger, Leser*innen zu erziehen, sondern mehr sicherzustellen, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt.

    So hatte ich dich auch verstanden, aber ich formuliere das nochmal um, damit ich ein Missverständnis vermeide:

    Ich wollte darauf hinaus, dass deine Kritik am besten zugeschnitten auf Welten ist, die inhaltlich sehr inklusiv zu sein versuchen. Wenn eine Welt, die inklusiv zu sein vorgibt, in Wahrheit z.B. Neurodivergenz als unmenschlich darstellt, dann schiesst so eine Welt an ihren Zielen vorbei.

    Aber nicht jede Welt (nicht mal jede Welt, die nicht ausgrenzen will!) setzt sich den Anspruch, von allen Dingen, von denen sich jemand vielleicht ausgeschlossen fühlt, Abstand zu nehmen, um sich absolut sicher zu sein, dass niemand sich ausgeschlossen fühlt. Wir Weltenbastler⚧️ schätzen das bestimmt individuell unterschiedlich ein und beurteilen sowohl ihre eigenen als auch andere Welten nach verschiedenen Messlatten / Standards. Es gibt kein Einheits-Register, von dem wir eindeutig wissen "dieses Weltelement ist Othering & nie in Ordnung". Und wenn jemand so ein Register schüfe, wäre es vermutlich alles andere als objektiv. Und aus Vorsichtsgründen würde es uns vielleicht in unseren Projekten recht einschränken? Ich kann mir das jedenfalls gut vorstellen. Mit anderen Worten, es gibt zwar einige (sehr viele?) Dinge, auf die wir uns einigen können, aber die Grenzen zwischen "in Ordnung" und "nicht in Ordnung" verschwimmen irgendwann und irgendwo.


    Und ich zumindest finde das dieses Ziel, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt auch nur teilweise angemessen ist. Einerseits will ich definitiv, dass Weltenbasteln und Fandom offen ist für alle. Ich finde es auch prima, wenn Leute Welten basteln, wo multikulturelle Regionen wie das Mittelmeer oder die Seidenstrasse existieren oder wo Leute "unrealistisch" sind und Dungeons für Rollstuhl bauen (vielleicht sitzt der Schurke⚧️ im Rollstuhl?). Und so weiter. Aber es gibt denke ich auch Regeln des Umgangs, von denen sich manche ausgegrenzt fühlen werden. Nicht jede Welt muss Unterdrückung so kleinreden, dass sie sich durch einmaligen Widerspruch in Luft auflöst (um ehrlich zu sein, mag ich sowas gar nicht, aber ich will's auch niemandem schlechtreden). Keine Welt sollte Bioessentialismus oder Othering vermeiden, es sei denn das ist das Bastelziel. Wie gesagt, du musst Leuten, die bioessentialistisch basteln, ja nicht zu ihrer tollen Welt gratulieren. Aber ich glaube es war Vinni, die vorhin gesagt hat, dass sie sich quasi mit den "anderen Leuten", also den Leuten die so basteln, identifiziert. Und ich finde, solche Projekte sollten wir nicht als moralisch abscheulich darstellen...sondern eben als Projekte, die sich nicht solche Ziele setzen. Wenn alle Welten so wären und Leute reflexhaft herabsehen würden auf Leute, die kritisch mit Othering umgehen, dann würde ich mich durchaus zu Wort melden. Denn auf die Weise werden Leute den Eindruck haben, sie werden hier ausgeschlossen, weil das Hobby die Praxis des Othering zur Essenz des Weltenbastelns zählt. Aber wenn es offen ist, wie du bastelst und die Leute dich nicht ablehnen, nur weil du einen Fuchs gefressen hast an irgendeiner Idee, die fremdartige Elfen erfordert und sich nicht sonderlich auf Menschen konzentriert, dann ist diese Offenheit doch gut für die offene Diskussion, für die Entwicklung von Ideen (auch von Gegen-Ideen) und für eine breite Vielfalt an Welten.

    Das Thema ist vermutlich gerade deshalb schwierig, weil wir uns immer vorstellen können, dass Neulinge aus einem ganz anderen Umfeld kommen als wir, einen Blick auf eine Abenteuer-Welt werfen, sich mit dem Othering nicht so ganz wohlfühlen und dann sagen, "Nee, habt ihr mal euren Spass, aber für mich ist das nichts." Und egal wie wenig wir ausgrenzen wollen, solche Leute verlieren wir dann. Aber der Punkt ist, dass ich das (in Grenzen) absolut riskieren würde. Wir können nicht auf jede Eventualität eingehen und unsere Inklusivität maximieren. Die Community besteht nicht einfach nur aus einem etablierten Milieu "normativ akzeptierter Menschen", wo Randgruppen und Kleingeistige mitmachen wollen und wir entweder die Randgruppen oder die Kleingeistigen ausschliessen, je nachdem wieviel Othering (und anderes) in unseren Welten vorkommen oder nicht. Es gibt viele Wege und Mittel, den Randgruppen klar zu machen das sie hier erwünscht sind und den Kleingeistigen eine Vorbildfunktion (ein Pfad weg von der Kleingeistigkeit) zu liefern, was sie entweder akzeptieren oder eben nicht. Das Weltenbasteln straffen Regeln zu unterwerfen scheint mir dabei das allerletzte und am wenigsten Wünschenswerte Mittel zu sein, um sowas zu erreichen. Wir machen dieses Hobby zum Spass. Wenn nur noch die allerwenigsten Spass haben, weil die meisten eben sehr simple Welten wollten, dann gibt es irgendwann keine Community mehr, die sich an Aussenseiter⚧️ richten könnte! Dann können wir auch keine neuen, inklusiveren Communities bauen, wenn sich dabei alle gegenseitig auf die Füsse treten -- ergo, es gibt dann keine Communities mehr für diese Form der Kreativität.


    Wenn das zu katastrophisierend klingt, versuch ich es anders: nicht jede Welt ist fokussiert darauf, uns immer ein komplett ehrliches, differenziertes Bild der Wirklichkeit und unserer Mitmenschen zu vermitteln. Wenn wir diese Differenzierung von jeder Welt erwarten, dann basteln die Leute nirgendwo im Internet, wo diese Differenzierung erwartet wird, in grösseren Communities, weil diese Differenzierung herzustellen eine intellektuelle Leistung ist und noch grössere intellektuelle Leistungen erfordert, um es unterhaltsam zu machen. Dann gibt es nur noch winzige oder (aus finanziellen Gründen und weil kleine Communities im Netz einfach keine Aufmerksamkeit bekommen) keine Weltenbastel-Communities mehr.

    Verstehe ich da was falsch, aber für mich bedeutet Othering, jemand anders zu "other" zu erklären, der eigentlich gar nicht anders ist. Auf unserer Welt gibt es nunmal nur eine Art Menschen und alle Versuche der Wissenschaft, da etwas anderes zu beweisen, sind gescheitert, insbesondere auf intelektuell/emotionalem Gebiet (Der Durchschnittsmassai ist halt schon größer als der Durchschnitts Khoi/San).

    Aber viele Fantasy-Welten spielen ja gerade mit dem Konzept, dass es wirklich fundamental unterschiedliche intelligente "Arten" gibt (egal ob das jetzt Arten nach dem biologischen Begriff sind).

    Ich finde die Diskussion gerade ein bisschen strange.

    Erstmal: Hi Shay :klatsch:

    Aber ausserdem:

    Darum habe ich im letzten Kommentar Skelch und LittleOwlbear ein bisschen anders angesprochen:

    Zitat von Gwen

    Im ursprünglichen Kommentar, auf den ich da reagiert habe, war die Nuance noch nicht vorhanden, dass wir z.B. nicht-weinende Menschen und nicht-weinende Elfen haben könnten

    Okay das Zitat ist vielleicht verwirrend.

    Aber der Punkt ist, ich bin relativ sicher, dass zumindest Skelch I. eben nicht denkt, dass fundamental unterschiedliche Arten and und für sich das Problem sind, sondern das ihn nervt, wenn die Menschen einer Welt seltsamerweise alle auf dieselbe Art trauern (also z.B. alle Menschen weinen und zeigen ihre Trauer und Betroffenheit so, wie es in Westeuropa Standard ist) und dann gibt es ein Haufen Aliens, die exotisch und anders trauern. Und der Punkt, den Skelch I. damit macht ist, dass in so einer Welt (sagen wir vorsichtshalber: manchmal und nicht immer) die Seltsamkeit der Aliens das Signal sendet, dass echte Menschen, die anders sind, auch irgendwie keine Menschen sind.

    Wie gesagt, sowas ist schwer zu pauschalisieren. Ich vermute, je höher der Anspruch einer Welt ist, uns zu vorbildlichen Leuten zu machen, die über ihre inneren Vorurteile sehr gründlich nachdenken, weil sie eben Weltentexte lesen, desto berechtigter wird Skelch I.'s Kritik.

    Denn es gibt Welten, die uns quasi alles vorkauen. Ich meine das nicht beleidigend, ich meine nur, manche Welten (oder Geschichten) geben sich viel Mühe, uns thematisch Ideen zu liefern, damit wir über irgendwelche Sachen auf der Erde besser informiert werden oder zumindest ein Gedankenanstoss passiert, sich mit einem Thema eher zu befassen. Eine "vorgekaute Welt" ist also nicht eine, wo wir vollkommen als Kinder behandelt werden, sondern bloss eine, wo der Autor(⚧️) den Anspruch hat, sein Publikum (anhand der Welt, anhand des erfundenen Inhalts und nicht z.B. des Stils) in eine vorbildliche Richtung zu entwickeln. In solchen Welten und Kunstprojekten entsteht dann eben dieser Effekt des "vorkauens", weil der Autor(⚧️) eben bewusst bestimmte Inhalte meiden muss, um die Kritik an etwas zu üben.


    Das wirkt vielleicht wie ein Nischenproblem, ist aber dadurch, dass zum Beispiel die Fantasy so leicht lesbar sein soll, dass sie richtig massenfähig ist, ein Problem. Denn massenfähig heisst, dass eine Welt durch Inhalte auffallen muss, entweder weil die Welt innovativ ist oder weil irgendein anderes reizvolles Projekt darin passieren kann. Aber eine Welt darf (aus sicht von Hollywood und anderen Traum-Fabriken, auch Buchverlagen) eben gleichzeitig nicht zu viel Anstoss erregen.

    Wir sehen die Relevanz dieses Problems in den letzten 5 Jahren mit Dungeons & Dragons. Durch Covid ist D&D wirklich massenfähig geworden und Podcasts wie Critical Role erfreuen sich grosser Beliebtheit. Gleichzeitig will D&D (und das ist auch gut so) nicht bloss massenfähig sein, sondern eben inklusiv. Wo sie wahrscheinlich sowieso keine Alternative haben, weil "die Massen" in westlichen Ländern für ein Hobby das nicht ausgrenzt sind -- Leute die dagegen sind, sind eine seltsame Minderheit (ich meine hier seltsam in einem schlechten Sinn ;D).

    Zum einen entsteht dadurch ein positiver Effekt, zum Beispiel heissen Orks und Elfen in D&D nicht mehr Rassen, sondern "ancestry" (Abstammungen?) und selbst wenn andere Leute weiter Rasse benutzen oder Abstamung als Begriff doof finden, halte ich es für couragiert, wenn ein derart grosses Produkt wie D&D derart eingebackene Terminologe durch etwas neues ersetzt. Finde ich cool.

    Zum anderen entsteht dadurch aber ein Effekt, wo sich das Produkt immer weiter von dem entfernt, was es irgendwann mal war. Das ist mal gut, mal schlecht. Das erste D&D in den 70ern war quasi survival horror, wo eine Gruppe mit seltsamen Objekten wie Handspiegeln an der Lanze bewaffnet durch unheimliche Gänge kriecht, um nicht vom Basilisken oder der Medusa in Stein verwandelt zu werden. Das neueste D&D in den 20ern ist da nicht wiederzuerkennen: wir basteln Charaktere basierend auf einem graphisch aufwendigen Buch mit Illustrationen, die unsere Figuren wie Models vom Laufsteg aussehen lassen (also auch in stylischer Mode und mit einem Schmunzeln, das vermuten lässt, dass Helden(⚧️) im neuesten D&D kein traumatisches Leben haben) und zumindest in Critical Role, Dimension 20 und anderen besonders beliebten Podcasts bewegen sich diese Figuren dann durch eine Welt, in der Reibungspunkte mit der Gesellschaft nur noch als "lehrreiches Augenblick" existieren. Patriarchat oder Rassismus funktioniert also nach den Regeln von Bridgerton (der Serie). Wohlgemerkt, ich finde es voll in Ordnung, diese Art von Kunst zu machen -- ist doch cool. Macht doch Spass. Mir geht es nur darum, was bei dem Prozess verloren geht, also wie unser Verhältnis zur Vergangenheit aussieht, wenn quasi jedes historische Problem sich dadurch lösen lässt, dass Figuren in der Welt sich gegen das Problem aussprechen, sodass sich das Problem immer in kontrollierbaren Grenzen hält.


    Und in diesem Kontext hat Skelch I. halt einfach recht, denke ich. Wenn eine Welt wie das derzeitige D&D Zwerge hat, aber zwergenwüchsige Menschen nicht, dann entsteht dadurch der (eben von Peter Dinklage kritisierte) Effekt, dass Zwergenwüchsige irgendwie keine Menschen sind. Und bei Medien, die leicht zu konsumieren sind und wo sich jedes Problem in kontrollierbaren Grenzen hält, wo Leute "binge-watching" betreiben oder wo die Lektüre liegestuhltauglich ist... da ist das Publikum eben auf Durchzug, da denkt niemand weiter nach, welche Vorurteile gerade verinnerlicht werden, es sei denn die haben sich bewusst antrainiert, die fasche Normalität zu entlarven.


    Aber wie gesagt, wenn Skelch I. diesen Kommentar nicht gemacht hätte, dann sähe die Sache anders aus.


    Ich fühle mich hier nicht bei dem "wir" mitgemeint, sondern eher bei den anderen Leuten

    :knuddel: Hey Vinni :D


    Ich hoffe du hast dich an der Bemerkung nicht zu sehr gestossen. Ich bin seit Jahren nicht im Forum und weiss nicht so genau, wer hier eigentlich noch bastelt und schreibt und wie das aussieht. Ich erinnere mich noch ans Hans' sehr absichtlich un-progressive Welt, müsste aber nachsehen, ob er noch im Forum bastelt. Ich weiss, dass Logan hier noch weilt, weiss aber nicht, was er gerade bastelt. Es hatte seit einer Weile niemand auf LittleOwlbear kritisch geantwortet, also ging ich davon aus, dass es im Forum vielleicht ein Wir-Gefühl gibt, wo es so gemacht werden muss und nicht anders.


    Dass es da fragwürdig ist, einfach nur Geschichten erzählen zu wollen, Abenteuergeschichten, ohne jedesmal philosophisch alle Hintergründe darzulegen... das finde ich schon eine sehr schwierige Bewertung.

    Eben deshalb wollte ich mich nicht auf eine Lösung festlegen, denn Abenteuergeschichten ohne philosophische Perfektion sind auch ein Alternativbeispiel. Wir können durchaus erwarten, dass Leserschaften(⚧️) mündig sind und müssen denen nicht immer alles vollkommen verdaulich vorsetzen.

    Indiens erfolgreichster Blockbuster aller Zeiten heisst RRR, ist eine reine Abenteuergeschichte, die leider auch von indischen Rechtsradikalen und Rechtsextremen missbraucht werden kann, aber der Film ist absolut sehenswert, definitiv interessant und ich finde es vollkommen ok, dass der Film so ist wie er ist. Es kann ja jemand anders von diesem Meisterwerk lernen und einen besseren und progressiveren Film oder einen nachdenklicheren Film machen. Spricht nichts dagegen. (Schaut euch definitiv RRR an, wenn ihr Abenteuerfilme oder Western oder sowas mögt -- nur vorsicht, in einer Szene wird jemand ausgepeitscht :peitsch: aber der Film ist zwar nicht Bollywood, aber aus Indien, also ist ausgerechnet das eine geniale Musical-Nummer).


    Ich esse manchmal Rohkostsalat und manchmal Schokolade. So kann man es beim Medienkonsum ja auch halten. Schokolade hat absolut seine Berechtigung und niemand kann NUR Rohkostsalat essen.

    Außerdem gibt es sogar Zwischendinge ...

    Veria :wink:

    Wie? Rohkostsalat aus Schokolade?? :fluecht:

    Teil 2:

    Fantasy und Sci-Fi und sogar realistische Literatur sind in Settings angesiedelt, die zu Unterhaltungszwecken gelesen werden. Um Unterhaltungsliteratur massentauglich zu machen, hat sich in den letzten Jahrzehnten etabliert, dass Autoren/Autorinnen/Autorex konsequent ein Setting beschreiben und nicht davon abweichen. Es werden zwar immer noch rhetorische Stilmittel eingesetzt, aber nicht mehr so, dass es den Unterhaltungswert ruinieren könnte. Die Stilmittel dienen also nicht zur Reflexion, ausser einer Reflexion durch die Welt. Ergo muss die Welt immerzu darauf analysiert werden, was ihre Aspekte reflektiv (also politisch, gesellschaftlich, etc.) bedeuten, weil die Kunst durch die Welt (oder Handlung) ihre Aussagen macht und Stil nur dekorativ ist bzw. Stil dazu dient, die Aussagen, die bereits durch die Handlung oder das Setting getroffen werden, literarisch zu unterstützen.


    Eine Diskussion zu Othering ist also eine Diskussion in diesem literarischen Kontext. Othering zu erkennen und abzulehnen ist sicherlich nicht falsch (es eröffnet neue kreative Potenziale, eben kein Othering zu betreiben und sich neuen Alternativen zuzuwenden, um im Genre neue Potenziale freizusetzen, die auch eine neue Sicht auf unsere Mitpersonen eröffnen können!). Aber wenn Othering von vornherein nicht in Ordnung ist (also pauschal abgelehnt wird) dann wohl deshalb, weil wir in einem Umfeld künstlerisch tätig sind, wo es als vollkommen normal gilt, dass unsere Welten oder Geschichten inhaltlich der Dreh- und Angelpunkt unserer Auseinandersetzung mit der Realität (also mit der Gesellschaft usw.) sind.


    So kommt es, dass unsere literarischen Kunstprojekte sich stilistisch nach der Welt (die wir erschaffen haben) richten, aber inhaltlich nach der Welt in der wir leben. [Nebenbemerkung: Das erklärt vielleicht auch den anti-woken Gegenwind: die wollen reine Unterhaltung, in der nur noch die Welt (und ihr Unterhaltungswert also z.B. der reaktionär gefärbte Pseudo-"Realismus") wichtig ist und die herausfordernden Inhalte (Kritik an Diskriminierung oder Umweltzerstörung oder Krieg, usw.) endlich weg sind. Anders gesagt, die haben sich vollkommen darauf eingelassen, von Literatur nicht herausgefordert zu werden und wollen den allerletzten Rest Herausforderung entfernen, damit endlich keine Kindheiten mehr ruiniert werden bzw. der Lesefluss nie wieder von irgendwas gestört wird und alles geniessbar wird also alles seichte Unterhaltung oder schonungslose Machtfantasie ist.]



    Also nochmal: unsere literarischen Kunstprojekte richten sich stilistisch nach der Welt (die wir erschaffen haben), aber inhaltlich nach der Welt in der wir leben.


    Eigentlich ginge es doch auch anders, z.B. umgekehrt: eine Kunst, in der die Welt in der wir leben (mit ihrem Othering z.B.) sich inhaltlich nach unzusammenhängenden oder ambigen oder nicht unterhaltsamen Einflüssen richtet und dadurch genug Reflektion anbietet, um stilistisch keine kohärente Welt zu haben, aber dafür irgendetwas Interessantes und Spannendes und Ethisches. Und es muss ja nicht umgekehrt gehen! Einfach nur zu erkennen, dass wir hier quasi in Schienen denken, ist bereits hilfreich, um sich noch weitere Alternativen zu überlegen!



    Was ich also damit meine das "Fantasywelten Othering betreiben dürfen" ist, dass Othering Tradition hat und das diese Struktur zu den Klischees und zum Grundrepertoire des Genres gehört, mit dem wir verantwortlich umgehen müssen, auf dessen Möglichkeiten wir aber zurückgreifen sollten. Mit "sollten" meine ich nicht jede Person, die Welten bastelt, sondern nur ein abstraktes "Wir", im Englischen ein "one" oder im Deutschen ein "man". Es ist ein "sollten" im Sinne eines Vorschlags, nicht im Sinn einer Regel.

    Denn dieses Grundrepertoire bietet einerseits ein Konfliktpotenzial, mit dem wir Othering kritisieren können (z.B. indem wir Othering bis zur Persiflage übertreiben und dadurch Leute darauf aufmerksam machen, dass mit Othering irgendwas nicht stimmt). Und andererseits gibt es Leute, die eben nicht das aller-ethischste Weltenbasteln aller Zeiten betreiben wollen, sondern eben irgendeine Idee kreativ ausdrücken wollen. Es gibt eben Leute, die mit Narnia aufgewachsen sind und Welten basteln, in denen "die Guten" andere Länder erobern oder Leute, die mit Tolkien aufgewachsen sind und gerne bioessentialistisch böse Orks hätten, die von den Helden gewissenlos abgeschlachtet werden, ob das nun der allgemeinen Inklusion in ihrem Hobby schadet oder nicht und ob das "realistisch überhaupt Sinn ergibt, dass alle Orks von grundauf böse sind" oder nicht. Wir müssen diese Leute nicht mögen oder ihre Kunst normalisieren, aber sie machen eben auch Kunst und das ist auch legitim, egal wie fragwürdig es ist, gerade von da Inspiration zu ziehen, wo es viele Leute gar nicht anspricht (oder vielleicht die falsche Art von Perspektiven anspricht).


    Im ursprünglichen Kommentar, auf den ich da reagiert habe, war die Nuance noch nicht vorhanden, dass wir z.B. nicht-weinende Menschen und nicht-weinende Elfen haben könnten. Mit anderen Worten, ich ging in meiner Antwort davon aus, dass die blosse Vorstellung von Elfen, die nicht weinen, als Othering und "nicht in Ordnung" abgelehnt wird. Und mein Eindruck ist, wenn wir auf diese Art und Weise allen nichtmenschlichen Wesen verbieten, sich auf bemerkbare Art und Weise von Menschen zu unterscheiden, weil wir das "nicht in Ordnung" fänden, dann setzen wir den Möglichkeiten in der Kreativität ziemlich heftige Schranken. Stell dir mal Nicht-Menschen vor, wenn die alle so sein müssen wie Menschen! Wenn Vulkanier fragwürdig sind, weil sie logischer sind als Menschen.

    Ich habe in letzter Zeit häufiger YouTube Videos gesehen, wo D&D GameMaster so denken. Wo sie beispielsweise vorschlagen, nie mehr Orks zu haben, die von grundauf böse sind, allerhöchstens Orks, die unter einer Diktatur leben. Ich finde den Ansatz nicht vollkommen verkehrt, ich mag dieses Umdenken in Fankreisen sehr. Ich will definitiv, dass der Mainstream erstmal Orks will, die in einer Diktatur leben und nicht Orks mit "degenerierten Blutlinien" oder wie auch immer. Aber ich finde es genauso nett, wenn das Hobby hier und da Nischen für degenerierte Blutlinien und ähnliches lässt. Tolkien hatte so eine Welt und ist dadurch noch längst nicht zu einem Unterstützer der "Rassenhygiene" geworden. Im Gegenteil, er war ein ausgesprochener Gegner dieser Denkart. In seinen letzten Jahren hat er sogar nachgedacht, ob manche Orkgruppen nicht gute Leute sind, die Mordor nicht zur Seite stehen... was aber total der Idee widerspricht, dass Orks die künstlerische Verkörperung der Unmenschlichkeit des Kriegs sind. Tolkien hatte da quasi zwei entgegengesetzte Ziele: einen Realismus, der erfordert, dass Orks eine Form von Person sind und also von der bösen Norm abweichende Persönlichkeit haben und eine Stilisierung des Kriegs durch Figuren, die das schlechte, das Krieg aus Menschen machen kann als Alptraumfiguren verdeutlichen. Während du einen Alptraum hast und von einem Monster verfolgt wirst denkst du auch nicht, hm, vielleicht hat das Monster einen netten Cousin oder ein nettes Zwillingsgeschwister und warum zeigt der Alptraum mir nicht die, anstatt mich mit einem stereotypen 1-dimensionalen Bösen zu konfrontieren? Wenn du also einen Alptraum zu Papier bringen willst, zeigen willst, was für ein Alptraum der Krieg ist, dann kannst du nicht viel Zeit darauf verwenden, den "Bestien des Kriegs" Nuance zu verleihen, sonst sind das gar keine Bestien, sondern nur fremdartige nicht-homo-sapiens/nicht-hominide Menschen. Leute wie wir. Personen, die vielleicht Aliens mit 20 Tentakeln und Quallenkörper sind die Singsang sprechen, aber eben nicht ein personifizierter Alptraum.

    Ergibt das Sinn? Ich hoffe es ist nachvollziehbar, was ich meine. Othering muss halt einfach manchmal betrieben werden, um bestimmte Dinge auszudrücken. "Diese Orks sind ein fleischgewordener Alptraum, aber lass mich dir von anderen Orks erzählen, die kein fleischgewordener Alptraum sind" hat halt einfach nicht die beabsichtigte Wirkung oder artistische Bedeutung. Da behandelt dich die Kunst wie ein Kind, dem jedes Mal von den Eltern bestätigt wird, dass diese oder jene Tatsache auch Wirklich stimmt und wirklich Geltung hat: "Ja mein Kind, obwohl die Orks hier böse sind, liegt das nur am Faschismus ihrer Gesellschaft und sie sind prinzipiell reformierbar, wie alle Personen." Das ist gut gemeint, bedeutet aber, dass den Leuten das Denken abgenommen wird. Die können quasi nicht rassistische Dinge lesen und dann selbst entscheiden, dass diese Dinge rassistisch waren -- sondern es muss das Werk verändert werden, damit es auch ja keine Werke gibt, in denen Leuten falsche Dinge beigebracht werden. In denen die Lektion verwerflich und verkehrt ist. Ich bin eine Erwachsene, ich lese auch gerne was schlecht für mich und Andere ist. Ich kann das aushalten. Ich habe Schlimmeres IRL erlebt, ihr müsst mir in euren Welten nicht das Händchen halten. Ich lese auch gerne Geschichten wo die Hunde nicht in den Himmel kommen. Ich habe auch schon Berserk gelesen. "Problematisch, dieses Berserk" werden manche Leute sagen. Tja. So ist das Leben und so ist die Kunst. Problematisch.

    Dann: Hier habe ich einen anderen Eindruck. Wenn etwa meine Elfen nicht weinen, aber trotzdem trauern, dann sind die Personen, die anders trauern, bei mir keine Menschen. Solange ich nicht auch Menschen darstelle, die anders trauern, steht das als Unterschied zwischen Elfen und Menschen da. Ich sage also aus: Menschen weinen. Die, die nicht weinen, sind keine Menschen. Und das ist fällt für mich schon unter Othering.

    Skelch I.

    Das ist eine sehr gute Beobachtung. Ich sehe da beispielsweise eine Parallele zu Dingen, die Peter Dinklage zum neuen Schneewittchen Disney-Film gesagt hat: dass Fantasy auf Zwerge zurückgreift und dadurch zwergenwüchsige Leute als Nicht-Menschen darstellt.


    Allerdings würde ich meinen, es kommt auf die Details an:

    Basteln wir mal Elfen ohne Tränendrüsen. Weil sie keine Tränen weinen, sieht bei ihnen trauer anders aus, als bei Leuten, die aus Instinkt wässrige Augen bekommen, wenn sie ausreichend traurig sind. Dein Einwurf, dass wir ohne Menschen, die anders trauern, solche Elfen zu einem Symbol der Andersartigkeit machen und Andersartigkeit durch die Form, die Trauer nimmt, ausdrücken und dadurch den Eindruck vermitteln, dass anders zu trauern nur bei Nicht-Menschen funktioniert, dass anders zu trauern per Definition eine Person zu einem Nichtmenschen macht, den Einwurf lasse ich gelten. Das ist sicherlich richtig, dass Leute diesen Eindruck haben können.

    Wo ich mir weniger sicher bin ist die Frage, ob diese Art von Othering besonders weitreichende Folgen hat.


    LittleOwlbear hat ja unter anderem geschrieben:

    Zitat von LittleOwlbear

    Beziehungsweise dieses Othering der Rassen untereinander (und hier speziell von Menschen gegenüber Elfen) ist auch etwas, das ich gerne an passenden Stellen im Text anspreche. Vor allem auch gegen tierische Humanoiden wie Tabaxi, Dragonborns und co. Dieses Othering kann man machen, aber das hätte ich schon gerne auch angesprochen und nicht nur "wow, das hat der Autor großartig dargestellt, dass der Elf / dieses Wesen so vollkommen anders ist als Menschen."


    Finde ich ist in-world in Ordnung, aber nicht um als Autor zu zeigen "schaut mal wie unmenschlich!!"

    Der letzte Satz lässt vermuten, dass manche Dinge in-world als "nicht in Ordnung" gelten. Ist vielleicht meinungssache, aber ich wollte darauf eingehen.


    Wenn jemand sich die Mühe machen würde, meine alten Weltenbastler-Forums-Posts alle zu lesen (oder wer sie noch in Erinnerung hat und weiss, wie ich früher drauf war), dann würde diese Person sicherlich wissen, dass ich viele Jahre lang durch verschiedene Mittel (das Brechen von Klischees um Innovation zu erreichen oder das Bekämpfen von diskriminierender Darstellung um Inklusion zu erreichen oder der Widerspruch gegen das Missverstehen des Geschichtenserzählens um mehr emotional wirksamere und einprägsamere Geschichten zu erreichen) schon immer eine Partisanin des "besseren" Weltenbastelns war. Wir können das zusammenfassend beschreiben als "wenn du Welten basteln willst, solltest du unterscheiden zwischen schlecht und gut und du solltest das Gute wollen und das Schlechte versuchen loszuwerden".

    Welten bieten -- genauso wie Geschichten und Medien im Allgemeinen -- viele Möglichkeiten, um coole Dinge zu erreichen. Es ist definitiv richtig, dass wir z.B. das Genre Fantasy (SciFi, Horror, Literatur) wegbewegen können von einseitigen Darstellungen anderer Menschengruppen und das wir dadurch etwas sehr lobenswertes tun können, und zwar neue Möglichkeiten aufzeigen, wie wir über andere Leute nachdenken können.

    Was allerdings nicht funktioniert, ist kreative Projekte als Vehikel zu verstehen, die sich alle auf einer Art Schiene oder Strassenseite befinden und sich deshalb alle in dieselbe Richtung des "Guten" oder "Qualitativen" bewegen müssten. Es gibt absolut ein Recht darauf, Schrott zu produzieren oder in der Kunst Unverantwortliches zu tun oder zu hinterfragen was eigentlich unverantwortlich ist (oder nicht).


    Ich bin kein Orakel, ich kann nicht vorhersehen, wo sich Weltenbasteln oder Geschichtenerzählen in Zukunft entwickeln wird. Ich bin auch keine Apologetin für menschenverachtende Ideologien, die mit einem breiten Kunstverständnis wirbt, damit Leute dann die Minderheiten durch Kleingeistigkeit schikanieren.

    Was ich allerdings ohne weiteres sagen kann, ist, dass Welten Othering betreiben dürfen. Es ist voll in Ordnung, dass zu kritisieren, zu verabscheuen oder mit Vorsicht zu geniessen. Aber Othering ist kein Verbrechen oder künstlerisches Tabu und sollte auch keines sein, auch wenn es meistens ziemlich unbedarft und künstlerisch aussagelos und belanglos ist und eben anderen Menschen auch schaden kann oder immerhin das Potenzial dazu hat.


    Ende von Teil 1. Es folgt Teil 2.

    Hi LittleOwlbear, freut mich Dich kennenzulernen.


    Oh und ein hi ans Forum! Bin nicht tot, nur im (zweiten) Uni-Studium. Hab also momentan nicht die Zeit, weiter zu übersetzen, auch wenn es auf der Agenda steht.


    - Der Begriff Mary Sue fällt einige Male und irgendwo hatte ich gehofft, dass er in den 2000ern gestorben sei lol

    Das hat Amanita ja bereits gut erklärt. Danke!

    - Vor allem dieses Klischee: Das Mittelalter muss dreckig sein. Das ist ein Klischee, den ich seit Game of Thrones und co. nicht mehr sehen kann. Grimdark Mittealter Fantasy funktioniert selten und es ist dann extra nervig, wenn diese als die reale Version des europäischen Mittelalters dargestellt wird. Und die ursprüngliche Autorin stellt es als richtig da... echtes Pet Peeve. :lol:

    Da sind ja mehrere Dinge im Spiel.

    Zum einen ist das Mittelalter in Europa eine lange Zeitspanne, in der viel passiert. Sowohl technischer Fortschritt (die Brille wird erfunden, der Kran wird entwickelt, Schifffahrt und Schifffahrtsinstrumente), als auch technische Stagnation (in einer Feudalgesellschaft kann technologischer Fortschritt von oben verhindert werden, weil die Königin von England (z.B.) noch nix von freier Marktwirtschaft gehört hat und sich keinen Deut drum schert). :lol: (<-ey ich vermiss diese Smileys. :heart: ) Das dunkle Mittelalter ist also einerseits ein Klischee und eine Fehldarstellung, aber andererseits eine manchmal ganz hilfreiche Linse, um aus moderner Sicht einige der Aspekte dieser Epoche zu beobachten und bewerten. Die mediale Darstellung in Filmen wie "im Namen der Rose", wo das Mordopfer kopfüber im Klosterbrunnen steckt ist sicherlich totaler Quatsch, aber es ist definitiv ein unangenehmer Status Quo. Die Kirche konnte ohne weiteres die Homophobie in ganz Europa zuspitzen wenn ihr danach war und konnte queere Tendenzen ziemlich heftig verfolgen (z.B. die Katharer, von denen das Wort Ketzer kommt und in deren Weltbild biologisches Geschlecht eine Illusion ist und gleichgeschlechtliche Beziehungen voll in Ordnung. Die hatten 50 Jahre lang keine Probleme, selbst mit den Katholiken in Frankreich(!) und wurden dann zur verfolgtesten Gruppe in der Religionsgeschichte Europas).



    Und eine Kleinigkeit: Menschen hatten immer mit Katzen zusammengelebt. Ich weiß nicht woher die ursprüngliche Autorin diese Information haben will und dieses "im Mittelalter wurden Katzen verbrannt (und ganz viele Hexen - mit Katzen)", urgh ist das albern und überholt. ^^'

    Das ist denke ich eine ungelöste Frage. Es gibt historische Berichte zur Katzenverbrennung. Für die eigentliche Zeit der Mittelalters gibt es aber nur eine einzige Quelle(!) die ein einmaliges Ereignis einer Katzenverbrennung behauptet und ansonsten viele Indizien, dass diese Stories meist übertrieben sind.


    - Was ich auch nervig ist, dass die Autorin andauernd Bezug auf Harry Potter nimmt (und daneben noch auf Herr der Ringe), als gäbe es keine andere Fantasy. Kann Rowling und ihr Werk nicht mehr sehen lol, auch wenn ich teilweise noch einige Dinge aus der Welt und Hogwarts an sich mag, also Kleinigkeiten wie verschiedene Tierwesen, Zauber und co., und die Filme sind eben gut gelungen, bzw. meiner Meinung nach besser als die Bücher. Aber es nervt irgendwann, wenn Leute andauernd Bezug darauf nehmen.

    Tja, leider ist HP immer noch ein mega-Franchise. Auf Fanfiction Seiten ist das immer noch das grösste Fandom. :-/

    Ich denke, wir können das Franchise einfach ignorieren. :)

    Allgemein Humanoide so zu behandeln, als wären sie zu gewissen Emotionen nicht fähig, hat sehr viel mit Othering zu tun. Das erfahren nicht nur neurodivergente Personen, sondern auch Menschen aus Kulturen und Religionen, die von dem, was wir in Mitteleuropa als Normalität betrachten, abweichen.

    Da bin ich mir gar nicht so sicher. Fantasy ist ja eine Form der "Speculative Fiction" und ich finde Geschichten, wo wir spekulieren, wie ein Wesen ohne bestimmte Emotionen so ist, prinzipiell vollkommen legitim.

    Beim Prozess des Othering geht es ja nicht darum, über (vermeintliche) Andersartigkeit zu spekulieren, sondern im Gegenteil Andersartigkeit zu behaupten und dann als Rechtfertigung für Misshandlung zu benutzen. In der Zeit der Sklaverei wurde Othering beispielsweise benutzt, um die "von Natur aus faulen Sklaven" als faul zu bezeichnen, damit Motivation existiert, sie zur Arbeit (und Produktivität, Profit) anzutreiben. Ein Fantasy-Roman mit von Natur aus faulen Personen, die deshalb zur Sklavenarbeit gar nicht zu gebrauchen sind, wäre dann gar nicht im Sinne der Sklaverei oder des Othering, weil dieses fiktive Other die zentrale Botschaft des Othering unterwandert...indem es sie ernst nimmt!

    Das kannst du auf alle Formen von Othering anwenden. Neurodivergente Menschen müssen Emotionen haben, weil selbst Data in Star Trek Emotionen hat, obwohl er erstmal als emotionslos beschrieben wurde, was sich als falsch herausstellt. Und Elfen, die nicht weinen können aber trotzdem trauern? Das zeigt doch gerade, dass Trauer unterschiedlich aussehen kann und das Leute, die neurodivergenten Leuten Emotionslosigkeit unterstellen, von Oberflächlichkeiten ausgehen und sich nicht auf andere Arten von Emotionsausdruck einlassen.

    Aloha!


    Ist ein Weilchen her seit dem letzten Update.


    Für Leute, die die Rants auf Englisch (und ohne Wayback Machine) lesen wollen, gibt es diese Links: hier und hier.


    Die Übersetzung wird bald wieder fortgesetzt, allerdings weiss ich noch nicht, mit welcher Regelmässigkeit hier neue Rants gepostet werden.

    Es gibt seit 5 Tagen ein englischsprachiges Video-Essay namens "Dirt on the Camera Lens" (Dreck auf der Linse der Film-Kamera), dass gut zu diesem Thema passt.


    Wer das Video nicht ansehen mag, kriegt hier die Kurzzusammenfassung:

    Schurken


    Zuerst einer meiner liebsten (und einfachsten) Verse aus Swinburne, aus "Hertha".


    Ich sage dir aber: sei;
    Ich brauche nicht zu beten;
    Ich brauche dich frei
    Wie deine Münder meiner Luft;
    Damit mein Herz größer in mir sei, meine Frucht fair zu urteilen.


    Einiges davon habe ich schon gesagt, aber meistens an anderen Orten verstreut, nicht in einem einzigen Rant.


    Mehr Einräumen von Vorurteilen meinerseits: Ich denke, dass Fantasy ohne Teilung der Welt in Dunkel und Licht perfekt auskommen kann, und dass es den besten Autoren, die ohne sie schreiben- Kay, Martin, Berg, Pratchett, Brust - auch gelingt, ihre "bösen" Charaktere zu verkomplizieren und uns mit ihnen sympathisieren zu lassen (manchmal mehr als mit den Helden). Aber es hat große Anziehungskrauft, die Welt aufzuteilen und ich denke, es kann gut gemacht werden.


    Ich wünschte nur, die Leute würden diese Dinge meiden:


    1) Scheinbar sind hässliche Schurken eine Notwendigkeit.


    So denken zumindest die dunklen Herrscher mit ihren Schwärmen von Orks und Trollen und Goblins über die Sache. Das ist ein billiger Trick um dem Publikum seine Sympathien vorzuschreiben. In den seltenen Fällen wenn ein guter Charakter schlecht aussieht haben sie stattdessen „innere Schönheit“, aber niemand sucht nach innerer Schönheit von Orks. Drachen sind die einzige Ausnahme, die mir einfällt bzw. es gibt auch Glen Cook’s Dark Lady (die in der 1. Trilogie viel mehr als Illusion als in echt vorkommt) und manche Schurken tragen falsche Schönheit um die guten auszutricksen. Aber in Wahrheit sind sie hässlich.


    Muss das sein?


    Ich glaube nicht. Klar, die bösen Charaktere wunderschön zu machen löst nicht alles, aber so lange Fantasyleser auf Äusserlichkeiten fokussiert bleiben ist es ein Schritt in die richtige Richtung – die da wäre, den Lesern einfache Sympathien wegzunehmen und sie ein bisschen denken zu lassen. Wenn es einfach ist Goblins zu hassen aber nicht Elfen, dann macht die Elfen böse und guckt, was passiert.


    2) Gib ihnen auch ein bisschen erfolgreiche Intelligenz


    Es ist nicht sonderlich sinnvoll, wenn nur Leute mit nichts in der Birne die Welt erobern. Entweder sind Schurken in Wahrheit insgeheim intelligent bis der Held erscheint, wo ihnen plötzlich nichts intelligentes mehr einfällt oder ihre Erzfeinde, die in den Jahrhunderten zuvor das Böse bekämpften waren monumentale Idioten. Der Held scheint oft nicht nur klüger als sein Erzfeind zu sein, sondern deutlich intelligenter.


    Wie ist es dann gekommen, dass der Erzfeind dann der Erzfeind wurde?


    Denk das durch. Wenn die dunklen Herrscher der Fantasy in ihren Plänen ständig miserabel scheitern, wie es bei ihrer Konfrontation mit den Helden passiert, müsste ihre Herrschaft eigentlich schon vor Jahrhunderten geendet sein, als sie beispielsweise ein großes offensichtliches Problem in ihren Plänen übersahen, sodass die Gegenseite diese Schwachstelle ausnutzen konnte. Ein Mangel an Intelligenz macht sie zu Clowns. Und die Spannung in der Geschichte wird zu Wackelpudding. Niemand wird sich bedroht fühlen, niemand sollte sich bedroht fühlen, von jemandem der dem Helden all seine Pläne erklärt und dann scheitert.


    Oh und wo wir dabei sind...


    3) Vermeide die generischen Signale, die als blinkende Neonzeichen das BӦSE ankündigen.


    Einschließlich aber nicht beschränkt auf: hämisches Gelächter, sich am Unglück weiden, überall und immer schwarz tragen, Leute einfach so aus Spass foltern, vor einer Hinrichtung die eigenen Pläne dem hinzurichtenden Helden haarklein erklären, den Helden auf eine Weise "testen"die ihm die Flucht erlaubt, und im Grunde eine Reihe von anderen Dingen auf der Evil Overlord Liste. Wenn du keine Parodie schreibst, ist das geradezu albern und im besten Fall kommt des als herbeigezwungener Plot rüber und unterbricht den reibungslosen Fluss deiner Geschichte.


    Natürlich kann es genauso die Geduld eines Lesers zermürben, wenn man zum anderen Extrem geht und die Guten schwarz tragen. Versuche stattdessen, einzigartige Schurken zu schaffen. Hey, das machst du für die Helden, ok? Wenn du die Geschichte eines Helden von Anfang bis Ende kennst und dir Zeit genommen hast, um dessen Persönlichkeit zu verstehen, warum nicht dasselbe für einen Bösewicht tun? Allzu oft konzentrieren sich die Kapitel, die aus der Sicht eines Schurken geschrieben wurden, darauf, wie böse er ist oder die Kapitel sind nur da ist, um als "Fliege an der Wand" auf das zu schauen, was die Mächte der Finsternis tun, während sich die Kapitel der guten Charaktere auf sie als Menschen konzentrieren. Um ganz kitschig zu sein: Schurken sind auch Menschen.


    4) Wenn die Helden abgedrehte mächtige Magie bekommen, sollte der Dunkle auch abgedrehte mächtige Magie bekommen.


    Ich bin immer verwirrt, wenn ich eine Fantasy-Geschichte lese, in der die Helden magische Schwerter praktisch aus der Luft zu ziehen scheinen, während der Dunkle Herr eine immense Menge an zeitaufwändiger Forschung und gefährlichen Ritualen durchmachen muss, um eine Waffe zu bekommen, deren Macht sich nie wirklich materialisiert, bevor die Helden ihn töten. Es ist noch schlimmer, wenn es eine halbarschige "Rechtfertigung" gibt wie einige Waffen, die nur durch reine Herzen blah blah blah nutzbar sind. Viel besser ist, den Helden einen wirklichen Grund zu geben, den Dunklen Herrn zu fürchten. Hätte Sauron keine anderen Waffen gehabt, um den Krieg in HdR zu führen als den einen Ring, wäre er eine erbärmliche Figur gewesen. Stattdessen gab Tolkien ihm den Nazgúl und machte den Ring zu etwas, das noch mehr Schrecken verursachen würde, wenn Sauron ihn in den Griff bekäme, nicht zur einzigen Quelle des Terrors.


    Das ist das Problem, Dunkle Herrscher als immense Schattenfiguren zu haben, eine Bedrohung als Potenzial statt in der Realität. Wenn sie noch nichts getan haben, warum haben die Helden dann so viel Angst?


    5) Mach die Pläne des Dunklen Herrn nicht durch Zufall rückgängig.


    Dies kommt alles zurück auf das Hinterlassen von den oben erwähnten Schlupflöchern, aber geht über dumme Pläne hinaus. Es gibt einige Pläne, die so klingen, als ob sie funktionieren würden - außer dass der Dunkle Herr etwas vergisst, was jeder andere auf der Welt weiß, etwa ein Kind, das zu einer bestimmten Zeit geboren wird, um ihn zu entthronen, oder sonst versäumt er es, eine bestimmte Person oder Handlung zu stoppen, obwohl du denkst, dass er alles in seiner Macht stehende in Bewegung setzen würde, um die Konsequenzen zu vermeiden.


    Hätte jemand wirklich tausend Jahre lang regieren und ein dunkles Imperium aufbauen können und dann diese unbequeme Prophezeiung vergessen können, die besagt, dass das kleine Mädchen, das am ersten Apriltag um Mitternacht geboren wurde, eines Tages ihren Zauberstab schwenken und ihn wegblasen wird? Einfach nicht auf die Kinder achten, die an diesem Tag geboren wurden, und sie alle töten, egal was es kostet? Der Dunkle Herr wird die meiste Zeit als rücksichtslos dargestellt, aber irgendwie ist er nie rücksichtslos genug, wenn es um solche Umstände geht.


    Wenn dem Herrscher diese Prophezeihung verschleiert wurde kann das einen möglichen Ausweg bieten, aber je länger das Geheimnis erhalten bleibt, desto offensichtlicher ist die Skala zu Gunsten des Guten gekippt. Könnte eine Prophezeiung wirklich tausend Jahre lang geheim bleiben? Es wird mit jedem Jahrzehnt unwahrscheinlicher,würde ich sagen oder sogar jedes Jahr. Das gilt vor allem, wenn die Guten in einer viel kürzeren Zeitspanne in Erfahrung bringen, was der Schurke plant.


    Lasse die Schurken wirklich eine Bedrohung sein, gib ihm in Eisen gekleidete Pläne, gute Spionagenetzwerke, intelligente und komplexe Notfallplän. Eure Helden werden härter arbeiten müssen, um das zu bewältigen und das böse zu besiegen, aber es wird so aussehen, als hätten sie ihren Sieg verdient.


    6) Lass deine Schurken sich nicht als böse betrachten.


    Fantasy scheint voll von Bösewichten zu sein, die sich darin erfreuen, niederträchtig zu sein, die sehnlichst darüber nachdenken, all das Gute in der Welt zu zerstören, die in der Lage sein sollten, die die lange Erfolgsbilanz des siegreichen Guten betrachten sollten und darum zögern, aber es scheint ihnen egal zu sein.


    Das erinnert mich an das Argument, dass Atheisten wirklich an Gott glauben und wissen, dass sie in die Hölle geschickt werden, aber trotzdem weiter gegen Gott sind. Beides Greifenscheiße. Wer würde sich gegen eine Kraft wenden, von der sie wussten, dass sie gewinnen würde? Es muss Raum für ehrliche Zweifel geben, welcher Kurs am besten ist - in den Köpfen der Schurken, wenn nirgendwo sonst. Und so viel wie möglich sollten die Schurken glauben, dass das, was sie tun, richtig ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn...


    7) Die moralischen Standards ohne ersichtlichen Grund schlampig sind.


    Irgendwie sind Aktionen, die das Gute ergreift, in Ordnung, auch wenn diese Aktionen Folter oder die Tötung von Kindern beinhalten. Die Guten mögen eine Weile ängstlich sein, und manchmal - nicht sehr oft - gibt es eine böse Folge oder zwei, aber alles ist gerechtfertigt, weil es "zum größeren Guten" oder "für das Ungeborene" oder für die gesichtslosen, amorphen Massen (die Massen, deren Rettung so viele Aktionen in der Fantasy rechtfertigt) getan wird.


    Wenn der Bösewicht eine Person quält, ist das das Ende. Es gibt kein Zurück mehr, und es gibt keine Entschuldung.


    Ich möchte diese Philosophie vom höchsten Turm, den ich finden kann, runterwerfen lassen. Was in Conan’s Namen geschieht hier? Wie können moralische Standards für die Guten relativistisch sein, aber für die Bösen absolut?


    Oh, wartet, ich weiß es. Die Guten sind es, mit denen der Autor sympathisieren möchte. Daher sind die Ängste und die grauen (Un)taten für die "Charakterentwicklung" notwendig, aber sie dürfen meine Meinung über die Guten in keiner negativen Weise beeinflussen. Daher die ganzen Rechtfertigungsversuche.


    Persönlich denke ich, dass es albern ist, der Ordnung eines Universums einen moralischen Kodex zu unterstellen und, dass Rechtfertigungen und moralische Standards in den Köpfen der Charaktere existieren sollten, aber nicht darüber hinaus. Aber wenn du nach moralischen Standards im Universum streben willst, dann um Himmels willen sei konsequent damit, auf wen sie zutreffen. Folter, Mord, Vergewaltigung oder Sklaverei sollten nicht aufhören, falsch zu sein, nur weil die Helden es tun.


    Es ist erstaunlich, wie oft in letzter Zeit meine Zähne beim Gedanken an die Guten knirschen.

    Zwerge


    Ich denke, Zwerge haben andere Probleme als Elfen. Sie haben Eigenschaften, mit denen sie einzigartig und interessant werden könnten, aber sie dürfen sie nur selten zur Schau stellen. Ich gebe die Schuld den Leuten, die in die Idee von Elfen verliebt sind.


    1. Wenn Zwerge Technologie haben, gib ihnen eine Chance sie zu nutzen.


    Die einzigen Dinge, die Zwerge jemals zu machen scheinen, sind Waffen, Rüstungen und manchmal Dekorationen, die in den Häusern anderer Rassen auftauchen. Es wird verschiedentlich gemunkelt, dass sie Ingenieure, Pioniere und erfahrene Technologienutzer sind, aber wo sind diese Erfindungen? Fantasy-Autoren scheinen sich zu scheuen, sie zu zeigen.


    Dies ist voll und ganz die Schuld der Elfen-Liebe.


    Ich denke, aus dem selben Impuls beschreiben so viele Autoren ihre Elfen als glückliche, naturverehrende Ludditen. Das eskapistische Element der Fantasy beinhaltet oft einen Horror der modernen Welt und postapokalyptische Geschichten, Science Fiction und Fantasy finden die Schuld bei der Maschine. Was ja schön und gut wäre, aber wenn Zwerge bei dir Technologie verwenden, um ihren Mangel an Magie zu kompensieren, dann zeige sie doch mit ihren Erfindungen, gerade weil das Nicht-Zwergen nicht leicht zugänglich ist. Ich denke, die Höhe der Zwergerfindungen, die ich in der Fantasy gesehen habe, war eine Art Aufzug, und aber nicht selten gibt es generell Aufzüge (ohne das der Aufzug zwergisch wäre). Warum nicht die Zwerge eine Rolltreppe erfinden lassen?


    2. Und was ist falsch daran, dass Zwerge Magie haben?


    Vielleicht möchtest du wirklich nicht über Technologie schreiben oder hast nicht genug Informationen, um akkurat darüber zu schreiben. Also gut. Was ist also mit Zwergen, die Magie haben? Es scheint in vielen Fantasy-Werken geradezu "unnatürlich" zu sein, aber dann neigen diese Werke auch dazu, sich auf die üblichen Verdächtigen wie Zauberstäbe und murmelnde Beschwörungen zu verlassen, von denen sie sagen, dass Zwerge nicht genug Zeit haben, um sie zu erlernen.


    Was ist mit Magie durch Felsen, Metalle oder Edelsteine? Erdmagie könnte unglaublich stark sein, wenn man darüber nachdenkt. Stell dir einen Zwergmagier vor, der die Kraft hat, ein Erdbeben zu verursachen, wenn er irritiert ist, oder eine Kluft in der Erde zu reparieren, wenn er sich wohlwollend fühlte. Vielleicht könnten Zwerg mit Wünschelrute nach Metallen und Edelsteinen statt nach Wasser suchen. Sie würden wahrscheinlich unglaublich reich dabei werden. Andere mögliche Formen der Magie sind Schlammlawinen, die Schaffung von Tunneln als Fluchtwege (etwas, das viele Adlige und Royals in der Fantasy ständig brauchen), vulkanische Ausbrüche verursachen oder sie daran hindern, Bäume schnell zu fällen, indem sie Umwälzungen in der Nähe ihrer Wurzeln verursachen und so weiter. Es scheint, als ob Zwergmagier entweder sehr hilfreich sein oder eine Menge Chaos verursachen könnten, aber sie sind dazu verdammt, in ihren Höhlen zu sitzen und erst herauszukommen, wenn die Autoren wollen, dass sie barsch werden oder so etwas.


    Und das ist noch eine Sache:


    3. Wo sind all die Zwerge mit mehr als einer Persönlichkeitsfacette?


    Alle Zwerge sind grimmig (mit Ausnahme von Peter Jacksons Gimli, der einfach nur seltsam ist). Barsch und freundlich oder grimmig und griesgrämig, aber stets grimmig. Ich denke der einzige Autor, der seinen Zwergen Variationen gibt, während er die Grimmigkeit glaubhaft beibehält ist Guy Gavriel Kay in seinen Fionavar-Büchern. Tolkien hat ein wenig mehr Abwechslung im kleinen Hobbit, aber da Gimli mit der einzige Zwerg ist, den wir in HdR selbst sehen, denke ich, dass die Leute dazu neigen, ihn als Prototyp für all ihre Zwerge auszuwählen.


    Dasselbe gilt für Zwerge wie bei Elfen. So wie es irgendwo dumme Elfen geben muss (auch wenn die höflicheren sie eingesperrt halten, wenn Gäste vorbeikommen), muss es irgendwo offene Zwerge, feige Zwerge, weinerliche Zwerge und Zwerge mit einem frechen Sinn für Humor geben. Ich denke, es könnte einen großen Unterschied machen und Lesern und Autoren helfen, wenn wir uns von Zwergen als Klischeegerüst entfernen, um diese Vielfalt einzuführen.


    4. Wo wir dabei sind, was ist mit weiblichen Zwergen?


    Ich habe sehr wenige davon in Fantasy-Büchern gesehen, aber meistens für Comedy verwendet. Fantasy-Autoren scheinen Tolkiens Beispiel dabei sklavisch zu folgen; er gab an, dass weibliche Zwerge sehr selten waren und nicht oft das Haus verlassen. (Das war die Hauptursache für das Verschwinden der Zwergenrasse, da sie nicht genug Kinder hatten, um ihre Zahlen hoch zu halten). Wenn weibliche Zwerge genau wie die Männer aussehen, könnten sie wahrscheinlich ihre Heimat verlassen und ohne Erkennung oder Schaden kämpfen oder auf die gleiche Weise Abenteuer unternehmen. Und wenn sie nicht genau wie die Männer aussehen – wie es Frauen anderer Fantasy-Rassen tendenziell nicht tun –, dann könnte es noch interessanter sein.


    Terry Pratchett benutzt die Zwerge auf der Scheibenwelt, um darauf hinzuweisen, dass die Balz sehr heikel ist; sie müssen genau herausfinden, welches Geschlecht der andere Zwerg unter all den Kettenhemden hat. Die Zwergengesellschaft wird auch von Skandalen erschüttert, wenn weibliche Zwerge beschließen, Lippenstift zu tragen und keinen Med zu trinken. Es ist sehr witzig, aber es provoziert auch ein Zusammenzucken, wenn man wieder zu typischen Fantasy-Büchern übergeht und merkt, wie oft und wie extrem Pratchett mit dieser Persiflage ins Schwarze trifft.


    5. Für einen Zwerg wäre Kurzsein normal.


    Mehr noch als Vergleiche zwischen kurzlebigen, schnell denkenden Menschen und langlebigen, langsam denkenden Elfen zeigen die Vergleiche zwischen Menschen und Zwergen den anthrozentrischen Blickwinkel, den viele Fantasy-Werke einnehmen (auch wenn sie angeblich von Nicht-Menschen erzählt werden). Die meisten Fantasy-Menschen können nicht darüber hinwegkommen, wie kurz Zwerge sind. Es ist angeblich niedlich in irgendeiner Weise- oder zumindest seltsam- und Menschen scheinen nie darüber nachzudenken, wie sie aus der Sicht der Zwerge aussehen.


    In einer Welt, in der Mitglieder verschiedener Rassen seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten Seite an Seite leben, ist es wahrscheinlich, dass sie anfangen würden, Dinge aneinander zu bemerken, die nicht bloss mit Körpergröße zu tun haben. Selbst wenn es eine Welt ist, wo Menschen nicht oft Elfen oder Zwerge sehen, dann ist die Fremdheit verständlicher, aber du kannst trotzdem versuchen, dich auf etwas anderes jenseits der Körpergröße der Zwerge zu konzentrieren.


    6. Die Unterscheidung von Zwergen nach Kultur ist eine gute Möglichkeit, sie auf andere Weise zu differenzieren.


    So wie Elfen die meiste Zeit herumzusitzen scheinen, um sich die Hände zu ringen oder melancholische Lieder zu singen, scheinen Zwerge Rüstung und Waffen zu schmieden und zu kämpfen [hier bitte den bösen Feind der Woche einzufügen]. Aber es gibt sicherlich andere Teile ihres Lebens. Wenn du eine Geschichte mit einem Zwergencharakter schreibst, warum nicht Musik, Kunst, das Kochen, Waffentraining (etwas, das auch nicht oft auftaucht), Unterricht der Kinder, Verhandlungen oder Liebesangelegenheiten? Manchmal scheint es, als ob Menschen die einzige Rasse in der Fantasy sind, die sowas haben.


    Der gemeinsame Einspruch gegen diese Idee ist, dass das Zeigen von Zwergen oder Elfen oder einer anderen Fantasy-Rasse sie zu nahbar und menschlich machen würde. Doch wenn man bedenkt, wie oft Zwerge Stereotype sind oder einfach kurze Menschen mit Bärten, denke ich, dass es Platz dafür gibt, diesen Effekt der Unnahbarkeit dadurch zu erzielen, dass die Zwergenkultur so seltsam wie möglich rüberkommt.


    7. Zwerge hätten auch eigene Schönheitsstandards.


    Vielleicht ist einer der Gründe, warum viele Fantasy-Autoren eine schwierige Zeit damit haben, Zwerge zu schreiben der, dass Zwerge nicht so ansehnlich wie Elfen oder Drachen sind, zumindest nach der Art und Weise, wie Fantasy-Leser idR denken. Dies ist eine weiteres Problem, das in Luft auflösen würde, wenn der Blickwinkel des Texts nicht mehr aus menschlichen Augen schaut. Wenn diese Augen ausschließlich menschlich bleiben, oder ausschließlich die Augen des "allwissenden" Autors, der in menschlichen Parametern urteilt, dann ja klar, ist es wahrscheinlich, dass das vermeintliche Problem der Hässlichkeit bestehen bleibt.


    Das mag meine rein persönliche Meinung sein, aber ich denke, es gibt zu viel Konzentration auf äußere Schönheit in der Fantasy. Die bösen Kreaturen sind überwältigend hässlich, die guten Charaktere überwältigend schön, und nur wenige, wenn überhaupt, sind gewöhnlich und durchschnittlich. Wenn die Menschen und Elfen der Inbegriff der Schönheit bleiben müssen und die Orks oder Kobolde der Inbegriff von Hässlichkeit bleiben müssen, dann könnten die Zwerge vielleicht der Durchschnitt sein. Oder vielleicht können sie auf eine ganz andere Art und Weise schön sein. Stärke kann ebenso schön sein wie Schlankheit. Wenn Zwerge in der Nähe von Fels und Stein sind, könnten sie so schön sein wie es Berge sind oder wie Steinsäulen sind. Diese sind nicht einmal schlank, aber Autoren können über sie rhapsodisieren. Warum nicht ab und zu über Zwerge Rhapsodien singen, vor allem, wenn du aus ihrer Sicht heraus schreibst?


    Irgendwann möchte ich immer noch ein Zwergen-Epos schreiben, alles aus ihrer Weltsicht heraus, und wenn ich das tue, werden die Menschen die seltsamen sein.

    Elfen



    Ein paar weitere Zeilen aus "Tristram von Lyonesse", etwas passend zur heutigen Diskussion.


    Sie suchte und zog den goldenen Becher hervor und lächelte
    Staunte, mit einem so leichten Wunder wie ein Kind
    Das hört von frohem traurigem Leben in magischen Ländern;
    Und trägt es zurück zu Tristram mit reinen Händen
    Haltend die Liebesdürre, die für Flammen sorgen sollte
    Um aus ihnen zu brennen Furcht und Glauben und Scham,
    Und vor den Augen aller ihnen das Leben erleichtern,
    Und sie traurig machen für immer.


    Elfen sind einige der Fantasy-Kreaturen, die am meisten leiden, wenn Autoren ihre Fantasywelten erschaffen. In den meisten Fällen greifen die Autoren nicht auf eine der Varianten aus alten Legenden zurück, sondern auf eine bestimmte Quelle: "Tolkien" und dann auch nur eine blasse Version von Tolkien.


    1. Elfen scheinen immer zart und zerbrechlich schön zu sein.


    Das mag eher aus Vorstellungen von Feen und Fantasybildern hervorgehen als von Tolkiens Elben, da diese stärker waren als das Menschengeschlecht und durchaus in der Lage, schwere Waffen zu schwingen, aber es ist trotzdem alltäglich. Ich weiß nicht warum. Es scheint keinen besonderen Grund zu geben, warum Elfen nicht in der Lage sein sollten, einen Kriegshammer zu heben oder jemand anderen herumzuwerfen, es sei denn, der Grund hat mit Feen-Schmächtigkeit oder RPGs zu tun, wo Elfen schwächer sind als Menschen, so dass Menschen eine faire Chance haben. Aber diese Trope bahnt sich ihren Weg in die Fantasy, die nicht auf Rollenspielen basiert und auch nicht Heimat irgendwelcher Feen ist.


    Wenn du zarte Elfen hast, überlege dir, warum sie so sind. Hat es eine Grundlage in den Wurzeln deiner Welt oder war es nur etwas, das du angenommen hast "denn so sind Elfen?" Wenn Letzteres, dann erkenne, dass es eine Menge von Elfen da draußen gibt, die genau gleich aussehen. Welchem Zweck dient diese Trope? Es macht nicht einmal viel Sinn, wenn du willst, dass deine Elfen Bogenschützen statt Schwertkämpfer sind, da eine Menge Kraft in den Oberarmen und im Körper erforderlich sind, um einen Langbogen zu ziehen.


    2. Elfen haben immer spitze Ohren.


    Dies scheint das wichtigste Elfensignal zu sein. Manchmal scheint es das Einzige zu sein, was Elfen erkennbar zu Elfen macht, weil sie sonst genauso handeln wie Menschen.


    Warum?


    Wenn du deine Elfen unsterblich machst oder ein längeres Leben als Menschen verpasst, wird das sie an sich beeinflussen, wahrscheinlich viel tiefer, als wenn du spitze Ohren hast. Aber das ist das erste, was alle Menschen in der Geschichte die meiste Zeit bemerken, das Hauptsignal wenn Halbelfen entdeckt werden oder sich zu erkennen geben, und etwas fest in der Konzeption von Elfen verankert ist, ohne guten Grund. Frage dich doch, was die spitzen Ohren deiner Elfen dort tun? Sind sie eine evolutionäre Anpassung, und warum? Wenn deine Elfen von anderen Arten von Fey oder Feen abstammen, hatten diese auch spitze Ohren, und warum? Wenn deine Menschen und Elfen gemeinsame Vorfahren haben und die Ohrenform ist eine Abweichung, warum?


    Diese besondere Trope finde ich weniger beunruhigend als die Vorstellung von Empfindlichkeit und Fragilität, aber sie funktioniert immer noch wie eine Hinweis-Karte in vielen Fantasy-Werken: "Gut, sie haben spitze Ohren, sie sind Elfen, und das ist es, was du von ihnen erwarten sollst!" Es ersetzt die Charakterentwicklung, genauso wie jemandem rote Augen und ein schwaches Kinn zu geben, um sie als böse darzustellen.


    3. Elfen sind überwiegend blasshäutig, auch ohne Grund.


    Die einzigen wirklichen Ausnahmen, die mir ohne viel Grübelei einfallen, sind die dunkelhäutigen Drow der Vergessenen Reiche, und sie werden als meist böse dargestellt (rote Augen und so weiter). Das hat wahrscheinlich viel mit Tolkien zu tun; Mittelerde hat offensichtlich nicht viel Vermischung zwischen den Rassen. Dennoch gibt es keinen Grund für Elfen in allen Fantasy-Büchern, "so blass wie Alabaster" zu sein, oder nach welchen Gleichnissen auch immer es den Autor giert. Wenn sie in der Natur mehr zu Hause sind als Menschen, wie fast alle Elfen dargestellt werden, dann schließt das vielleicht auch die Anpassung an ihre Umgebung ein. Warum nicht Elfen, die in Wüsten mit sandfarbenem Fell bedeckte Haut entwickelt haben oder Elfen, die wie die Bäume in Wäldern gefärbt sind, oder wie große Katzen, wenn sie überwiegend Jäger sind? Es ist schwer zu erkennen, in welchen Umgebungen Alabaster-Haut ein großer Vorteil wäre, außer im hohen Norden, und blasshäutige Elfen werden oft als zu zerbrechlich gezeigt, um dort zu überleben.


    Wenn eure Elfen so von den Göttern erschaffen wurden und nie eine Zeit durchmachen mussten, in der sie nicht in Städten lebten und alle Vorteile der Zivilisation hatten, warum dann? Wollten die Götter der Elfen nicht, dass sie eine evolutionäre Anpassung durchlaufen? Und warum werden Menschen dann in der Regel so dargestellt, als müssten sie durch Etappen klettern, in denen sie in Höhlen oder in einfacheren Häusern lebten, als sie es jetzt haben? Warum sind die Götter des Menschen und der Elfen offenbar unterschiedliche Wege beschritten? Alles interessante Fragen zum Nachdenken und Beantworten.


    4. Elfen werden oft mit der Natur in Verbindung gebracht - aber nur einigen Aspekte der Natur.


    Typische Elfen leben in Wäldern und auch in tja, in Wäldern, wie bereits gesagt. Manchmal haben sie große Städte, aber sie scheinen fast nie Bauern zu sein. (Aber sie essen irgendwie trotzdem gut, und nicht nur die Produkte der Wälder). Es gibt auch manchmal Seeelfen, obwohl Oberflächenbewohner nicht wirklich sehen, wie deren Häuser aussehen. Elfen werden in der Regel auch dargestellt als hätten sie ein stärkeres Bewusstsein für Tiere und Bäume als die Menschen und Technologie ist ihnen ein Horror. Das ist natürlich sehr schön in einer Art New Age, aber es wird nach einer Weile langweilig. Metall ist nicht unnatürlich. Ebenso wenig Feuer oder Eis und Schnee, Tundra und Taiga oder dicke Dschungel. Wo sind die Elfen, die in solchen Gebieten leben? Sie hätten sich wahrscheinlich auf mindestens einer Fantasywelt entwickelt. Aber es scheint die meiste Zeit kein Indiz für deren Existenz zu geben.


    Es könnte einen Grund dafür geben, Elfen nicht mit Metall zu assoziieren, wegen der alten Legende, dass Eisen ihnen schadet. Die meisten Fantasy-Bücher scheinen jedoch nicht auf diese Legende zurückzugreifen. Sie greifen nur auf das Klischee von Elfen als fröhlich tanzende singende Waldkreaturen zurück und sagen nichts über eine tatsächliche Verletzlichkeit oder Allergie gegen Eisen.


    Wenn du Elfen in Wäldern hast, denk versuchsweise darüber nach, warum sie da sind. Menschen leben in den meisten Fantasywelten an verschiedenen Orten. Wenn Elfen längere Leben haben und zu großen Leistungen fähig sind, werden sie dann wirklich zu dumm sein, um Wege zu finden, an Orten zu leben, die Menschen ohne weiteres besiedeln können?


    5. Elfen werden von ihrem längeren Leben betroffen sein.


    Dies ist ein weiterer Grund, sie zu Menschen zu machen, die bloss mit Spitzohren geschmückt sind. Sie sind wahrscheinlich erfahrener als Menschen im Umgang mit Feinden und werden nicht in die Falle der Wiederholung der Geschichte geraten, weil sie Zeitzeugen werden. Sie reagieren möglicherweise nicht so gut auf plötzliche Krisen.


    Das ist jedoch kein Grund, den Menschen jedes Mal als ultimativen Retter der Welt darzustellen. Angeblich wollen Elfen in der Fantasy so tun, als habe sich nichts geändert, und so werden sie von der Weltgeschichte zurückgelassen. Aber das macht keinen Sinn, wenn sie Jahrhunderte durchlebt haben und Zeit hatten zu sehen, wie sich die Welt verändert hat. Tolkiens Elfen versuchen sicherlich, die Zeit mit ihren Elfenringen zu behindern und trauern um das Vergehen der sterblichen Welt, aber das ist zumindest teilweise, weil sie wissen, dass sie dazu verdammt sind, mit dieser Welt zu verblassen oder in ein unsterbliches Land zurückzukehren. Die meisten Elfen in der Fantasy stehen gar nicht vor so einer Wahl.


    Wenn deine Elfen so sind, beantworte dir (und deinen Lesern) eine Frage: Wie haben sie jemals eine große Zivilisation aufgebaut oder sie überhaupt verteidigt?


    6. Elfengesellschaften müssen keine Monarchien sein.


    Die meisten von ihnen sind jedoch genau das, und der König oder die Königin sind in der Regel menschenfeindlich, oder sie leben zurückgezogen von der Welt und sind am verblassen. Gewiss hätten die langlebigen Elfen im Laufe der Zeit die Probleme von Monarchien erkannt und einen Weg gefunden, sie zu vermeiden. Einen minderbemittelten oder verächtlichen Monarchen auf dem Thron zu haben scheint mir ein ausreichend großes Problem zu sein.


    Wahrscheinlich ist kein Regierungssystem perfekt, und es könnte einen legitimen Grund für Elfen geben, Monarchien zu haben, vielleicht weil das historisch so gewachsen ist. Aber oft scheinen sie alle Nachteile eines langen Lebens in ihren Zivilisationen zu haben - umständliche Traditionen und unwillige Veränderungswillen - ohne die Vorteile - vergangene Erfahrungen und die Einsicht, die aus dem eigentlichen Leben durch die Geschichte entsteht, während andere Spezies zu schnell sterben, um die langfristigen Folgen ihrer Entscheidungen zu sehen. Versuche beides zu zeigen, nicht nur die langsam abnehmenden und sterbenden Gesellschaften, die die Norm zu sein scheinen, während Elfen herumstehen und ihre Hände ringen und nicht wirklich wissen, was sie tun sollen.


    7. Elfengesellschaften müssen auch nicht der Inbegriff von Empfindlichkeit sein.


    Wenn sie in Städten leben, scheinen Elfen dazu neigen, in Minarette und zarten Türmen und Kuppeln zu leben, oder Baumdörfer, die durch Holzstege miteinander verbunden sind. Doch egal, wo sie leben, sie sind nie schmutzig, sie produzieren keinen Müll, und es scheint keine Elfennachttöpfe oder elfische ungewaschene Leinen zu geben.


    Das ist nicht realistischer als eine menschliche Gesellschaft, die auf die gleiche Weise funktioniert. Der Unterschied ist, dass Autoren, die menschliche Gesellschaften in der Fantasy schreiben, manchmal in Richtung Realismus blicken und einen Nachttopf oder Müll auf den Straßen mal erwähnen. Elfengesellschaften werden jedoch immer noch in antiseptische Visionen verwandelt, und das alles ohne den Nutzen von Antiseptika.


    Es könnte Spaß machen, zu versuchen, Erklärungen dafür zu erfinden. Haben die Elfen ein fließendes Wassersystem? Ist jedes Stück Müll, das sie produzieren, nicht vom Material ihrer Gebäude zu unterscheiden? Haben sie unsichtbare Diener, die die Wäsche waschen und die Nachttöpfe leeren, oder sind sie vielleicht zu verstopft, um Nachttöpfe zu brauchen? (Dies scheint ein häufiges Problem der Fantasyelfen zu sein). Es gibt Antworten, die zum Bild einer gut entwickelten Gesellschaft passen könnten, wenn auch vielleicht nicht zum Bild einer völlig natürlichen. Versuche sie zu finden.


    8. Schwing dich nicht ins entgegengesetzte Extrem, um aus Elfen die Retter zu machen.


    Das ist etwas seltener, als die Menschen zu Rettern zu machen, weil sie nicht verblassen, aber kommt es vor. Elfen sind so weise und besonders und wunderbar OhmeinGott, dass die anderen Rassen als ihre Kinder dargestellt werden. Diese Elfen sind Gurus, Weisen und Älteste und selbstgefällige Lehrer, die alle schlimmsten Stereotype von wissenden Hohenpriestern oder Mönchen passen. Die anderen Rassen haben praktisch nur Ehrfurcht vor ihnen und schwanken bei ihrem Anblick.


    Hör damit auf.


    Diese Elfen sind genauso nervtötend -oder mehr noch- als die schüchternen Vegetarier, die in ihren Wäldern kauern und sich die Hände ringen. Einige Leute würden zumindest wahrscheinlich Neid und Groll auf sie empfinden, oder durch ihre Lehre gelangweilt fühlen und weggehen oder zumindest einige der Lehren auf eigene Faust entdecken (besonders, wenn du andere langlebige Rassen wie Drachen oder Zwerge in deiner Welt hast). Doch das scheint nie zu geschehen. Einer der Gründe, warum ich es unmöglich finde, die Mithgar-Bücher von Dennis McKiernan zu lesen, ist, dass seine Mithgar-Elfen so sind. Ich habe Lust, sie zu erwürgen.


    Es muss wenigstens einige Elfen geben, die sich irren, die dumm sind oder die unterrichten können, ohne sich selbstgefällig zu verhalten. Perfekte Elfen sind spaßiger als die ineffektiveren Varianten.


    Es ist erstaunlich, wie wenige Menschen versuchen, Elfen zurück zu den ursprünglichen Legenden zu bringen, oder mit ihren eigenen Wendungen kommen, oder einfach etwas anderes tun, als zu imitieren.

    Leute, die mit Schitten auf dem Fluss fahren

    Mit wiebitte was? Schitten? :lol: Ich dachte erst du meinst Schlitten, aber wenn es einen Fluss geht, der von den Dingern befahren wird...sind Schiffe wahrscheinlicher. ;)

    Da frag ich mich, wie Limyaael sich das vorstellt. Auf einer detaillierten Karte kann es ja zig "Ungereimtheiten" geben, die alle möglichen Erklärungen haben können. Das ist genau das, was Karten für mich spannend macht, diese kleinen Fragezeichen, wo ich mir denke: Ah, diese Grenze sieht seltsam aus, da kann ich mir spontan diese oder diese Begründung vorstellen.


    Oder halt ein 20-seitiger Buchanhang, anscheinend.

    Es ist Spekulation meinerseits aber ich denke, um Limyaael's Perspektive zu verstehen stell dir einfach vor du erkennst, das eine Landkarte einfach so dahingeschludert wurde aber du versuchst, diesen Umstand in klare Regeln zu formulieren. Meiner Meinung nach geht das nicht wirklich, weil du ja erst aus dem Kontext heraus merkst, wie schluderig und schlumpig die Karte gemacht ist: du merkst es daran, dass im Buch selbst die politische oder interkulturelle Situation voll unklar bleibt und die Karte deshalb keinen Anhaltspunkt bietet, was in dieser Welt eigentlich los ist.
    Als Lim z.B. davon redet, dass ein Land eine Grenze hat, die einfach grundlos nicht dem Flussverlauf folgt, obwohl der Fluss nahe der Grenze ist, dann ist das eine Beschwerde, die mehr Sinn ergibt, wenn z.B. das mächtige Imperium locker diesen Fluss erobern kann...aber das Buch nie erwähnt, weshalb sie es unterlassen. Das kleine gallische Dorf hat den Fluss komplett auf seiner Seite der Grenze, aber das kleine gallische Dorf hat keinen Zaubertrank oder Obelix. Wenn du an diese Art von Situation denkst, hat Limyaael's Einwand durchaus einen Sinn.

    Bei den Mittelalter-Rants ... die sind echt so total prä-Game-of-Thrones.^^ "Mehr Frauenfeindlichkeit und mehr Schmutz bitte!" Ugh.
    Dabei hat sie "Mehr Kirche bitte!" ausgelassen.

    Ja! Ist das nicht faszinierend? Das Mittelalter soll super-authentisch sein, bitte mit viel Frauenfeindlichkeit und einer grossen atheistischen Bewegung. :lol:

    Mittelalterliche Gesellschaften


    Angesichts des Themas des heutigen Rants denke ich, dass ein paar Zeilen aus Swinburnes "Tristram of Lyonesse", einem langen Artusgedicht, angemessen sind.



    ... und aufgeht auf seinem Ross
    Sprang, von Kampfesmut erfüllt, Palamedius,
    Und mächtig im Aufprall von Pferd und Mensch
    Zurrten sie zusammen: und fair begann dieser Kampf
    Die Sonne ging auf im Himmel: hin und her,
    Mit Knien eng gestaffelt und stämmigen Köpfen niedrig gebogen
    Von jedem schnellen Stoß durch Speere auf beiden Seiten,
    Taumelten die starken Rosse stark, mit ausgezehrtem Blick
    Und zogen hoch mit Leidenschaft ihres Stolzes
    Als dünn die strammen Speere wieder anspannten, dann flogen
    Aufsplitterten: dann, sein Schwert, wie jeder Ritter ziehend,
    Blitzte auf und stieß zu königlich, so lang
    Das um des fairen Streites halber
    Ein Mann wohl willig aus dem Leben g’schieden wär
    Ein Jahr leeren Raumes bar jeder Liebe und jeden Streits.




    Natürlich hängt die Strenge dieser Anforderungen davon ab, wie nah deine Fantasygesellschaft dem wirklichen Mittelalter unserer Welt ist. Wenn es eine alternative Geschichte oder ein Fantastorien-Roman, der sich stark an irdischer Geschichte orientiert, wirst du natürlich mehr Forschung betreiben wollen, als wenn es nur das typische mittelalterliche Fantasyland ist. Aber auch dann gibt es einige elementare Dinge zu beachten.



    1) Halte die Folgen deiner Erbschaftsgesetze realistisch.


    Das häufigste System in der mittelalterlichen Fantasy scheint Primogenitur zu sein, das Erbe von allem durch den ältesten Sohn. Dies bedeutete jedoch in der mittelalterlichen Welt nicht, dass andere Geschwister mit nichts in den Taschen ausgestoßen wurden oder, dass für sie keine Vorkehrungen getroffen wurden. Ich habe ein paar mittelalterliche Fantasy-Werke gelesen, in denen edle Eltern sich nur um ihren ältesten Sohn kümmern und die anderen verhungern lassen. (Anm.d.Übs.: Diese Werke will ich sofort lesen.)


    Nicht so, wie es damals lief. Zusätzliche Kinder zu haben, war von Vorteil in der mittelalterlichen Gesellschaft, solange die Eltern es sich leisten konnten, sie zu ernähren. Es bestand immer die Chance, dass der älteste Sohn sterben würde, entweder in der Kindheit (die Sterblichkeit für Kinder war extrem hoch), oder im Krieg oder durch einen Unfall oder eine Pest. Es wären also mehr Erben nötig. Gelingt es dem ältesten Sohn ohne Probleme lange genug zu leben um zu erben, würden die jüngeren Söhne an anderen Orten Karrieren finden, oft in Positionen vor Gericht, solange die Familie dort gute Verbindungen hatte. (Anm.d.Übs.: Wir reden da eindeutig von Adligen...) Töchter würden verheiratet sein. Adlige Eltern könnten leicht versuchen, Verbindungen durch ihre Töchter zu knüpfen. Wer würde schließlich alle ältesten Söhne heiraten, wenn die Familie nur die ältesten Söhne zur Welt bringen würde? Die Eltern der Braut müssten eine Mitgift bezahlen, aber das könnte als geringe Ausgabe für die politischen Verbindungen angesehen werden, die sich ergäben, und die ihren Enkelkinder hohe Positionen ermöglichen.


    Wenn du ein anderes System hast, wie das komplizierte Schnäppchen, das Heinrich VIII. ausgearbeitet hat (sein Sohn erbt zuerst, dann seine erstgeborene Tochter Mary, dann seine zweite Tochter Elizabeth), dann halte die Folgen auch dort realistisch. Die anderen Geschwister werden vielleicht nicht so sehr geschätzt im Vergleich zu dem, der zuerst erben sollte, aber sie werden auch wahrscheinlich weder geschlagen noch in Schränken eingesperrt.


    2) Charaktere werden nicht so viel wissen.


    Die meisten Menschen im Mittelalter wussten nicht, wie man liest oder schreibt. Für die meisten Menschen wurde es als irrelevant für ihr tägliches Leben betrachtet; Die Bauern waren nicht in der Gewohnheit, Briefe oder Bücher zu verfassen, und die Adligen konnten sich ausgebildete Schreiber in den seltenen Fällen leisten, wenn Nachrichten notwendig waren. Das Kopieren von Büchern wurde den Mönchen in Klöstern und manchmal den bezahlten Schreibern überlassen. Zum Beispiel liebte Eleonore von Aquitanien das Lesen von Romanzen, und da sie viel Geld hatte, konnte sie dafür bezahlen, dass sie geschrieben oder kopiert wurden. Aber die meisten Menschen in einem mittelalterlichen Fantasyland werden diese Art von Geld nicht haben.


    Selbst wenn es eine Welt ist, in der es z.B. Magierakademien mit einem Bedürfnis nach Büchern gibt, sollten diese immer noch selten und teuer sein, und ein zufällig dahergelaufener Bauer sollte nicht in der Lage sein, sie automatisch zu lesen. Das gleiche gilt für andere Disziplinen wie Mathematik, Alchemie und Magie, wenn sie formale studiert werden. Es gibt Menschen, die sie lernen können, aber das Wissen würde in keinem Haushalt aus dem Nichts erscheinen, und ein Charakter, der dieses Wissen lernen wöllte, müsste die Aufmerksamkeit eines Lehrers in irgendeiner Weise auf sich ziehen.


    3) Frauen sollten ohne einen sehr guten Grund nicht so viele Rechte haben. (Anmerkung der Übersetzering: Schönen Dank auch)


    Nur außergewöhnliche Frauen im England vor Elizabeth I. hatten viel Macht. Eleonore von Aquitanien wurde von ihrem Mann und ihren Söhnen wegen ihrer Einmischung in die Politik gefürchtet und blieb deshalb für einen guten Teil ihres Lebens eingesperrt. Andere Adelsfrauen gingen vom Vater zum Ehemann über, ohne je in ihrem eigenen Leben ein Mitspracherecht gehabt zu haben; wenn sie ihre Ehemänner überlebten, hatten ihre Söhne in der Regel Macht über sie. Bauersfrauen arbeiteten neben ihren Ehemännern, erzogen Kinder und bebauten den Acker und bereiteten Lebensmittel zu, ohne viel Gelegenheit zu haben, über gleiche Rechte nachzudenken. Ein Grund, warum der Feminismus den Schub bekam, den er lange nach dem Mittelalter machte, war die Verbesserung der Technologie, die einige Frauen lange genug von der Arbeit befreien konnte, um zu denken (Anm.d.Übs.: Das steht da), sowie die Verbesserung der Bildungsstandards (keine Priorität in einer mittelalterlichen Gesellschaft; siehe Punkt 2) und höhere Lebensstandards im Allgemeinen. Wenn du eine Welt mit einer Mittelschicht hast, könnte es realistischer für die Frauen sein, Zeit zu haben, über ihre Position zu philosophieren und eine Bewegung in Gang zu setzen, oder zur üblichen "Ich will keine Dame sein!"-Typin zu werden (die normalerweise nichts tun, um jemandem außer sich selbst zu helfen). Wenn deine Gesellschaft streng mittelalterlich ist, ist es jedoch schwer zu erkennen, wo Frauen die Zeit oder Bildung bekommen, um ihre Position in Frage zu stellen.


    Wenn du Änderungen an der mittelalterlichen Welt vorgenommen hast, so dass Hexen oder andere freie Frauen der Macht existieren, dann versuchen Sie, die Konsequenzen realistisch zu gestalten. Wenn andere Frauen immer noch als untergeordnet gelten, dann werden Männer wahrscheinlich die Macht dieser Frauen fürchten. Wenn die freien Frauen als besonders angesehen und nicht angegriffen werden, warum dann? Ist es die Angst vor ihrer Macht, der Deal mit ihnen, dass diese Frauen für Magie sorgen (oder was auch immer sie tun, um nicht das Leben gewöhnlicher Frauen leben zu müssen) oder etwas anderes? Und versuchen diese Frauen, andere zu befreien, und warum? Ein Punkt der Geschlechterforschung ist, dass Frauen bis vor kurzem nicht gelehrt wurden, andere Frauen als Verbündete zu betrachten; sie wurden gelehrt, sich selbst als Teil einer Klasse, einer Familie oder einer anderen Einheit zu sehen, die nichts mit dem Geschlecht zu tun hatte. Wenn du weibliche Charaktere hast, die für "Frauenrechte" sind, dann musst du erklären, woher diese Ideen kamen und wie es einigen Frauen gerade gelungen ist, die übliche Bildung und soziale Konditionierung zu zerschlagen, um diese Ideen zu erreichen.


    4) Denk daran, dass das mittelalterliche Leben nicht sauber war.


    Bis zu einem gewissen Grad habe ich dies im Teenager-Rant angesprochen; Warum haben all diese Teenager-Charaktere makellose Haut und sauberes Haar ohne den Vorteil von Gesichtscreme oder Shampoo? Aber es ist besonders wichtig in einer mittelalterlichen Gesellschaft, in der Magie nicht üblich genug ist, um für solche Dinge verwendet zu werden. Duschen waren unbekannt. Genug Wasser, um ein Bad zu nehmen, würde eine Menge Diener erfordern, um es zu schleppen, und da Diener andere Dinge tun müssen, würde dies wahrscheinlich auch nicht jeden Tag passieren. Parfüm würde verwendet werden, um die Düfte des Schweißes abzudecken, unter denen, die es sich leisten können. Diejenigen, die es nicht konnten (Bauern, Leibeigene und Freisassen) würden einfach mit dem Gestank leben.


    Ungeziefer auf Menschen wären auch ziemlich häufig, angesichts der Nähe, in der mittelalterliche Menschen zu Tieren lebten. Denk daran, dass die Schwarze Pest von Rattenflöhen verbreitet wurde, was etwas darüber aussagt, wie wenig diese Viecher durch den Menschen verjagt wurden. Ein Adliger hätte wahrscheinlich sauberere Lebensbedingungen als ein Bauer, aber Flöhe, Läuse und andere kleine Schrecken wären immer noch üblich, vor allem, wenn die Adligen ihre Häuser mit Tieren wie Hunden teilten. Die Böden in einem mittelalterlichen Haus werden wahrscheinlich mit frischen Binsen bedeckt sein, die viel Dreck absorbieren, aber immerzu stinken, bis sie ausgewechselt werden. Zahn- und Gesundheitsversorgung ist fast nicht vorhanden, was bedeutet, dass Menschen schlechte Zähne haben und früh sterben, vor allem in der Kindheit. Beengte Lebensverhältnisse bedeuten, dass sich Krankheiten wie die Pest sehr leicht ausbreiten. Probleme mit dem Wasser fördern Krankheiten wie Cholera. In einer Stadt, wenn man eine Gesellschaft hat, die mehr auf der Renaissance basiert, wird oft Müll auf die Straße gekippt, und nur wenige Städte könnten sich genug Menschen leisten, um die Straßen sauber zu halten.


    Bedeutet dies, dass alle dreckigen Details erwähnt werden müssen? Wahrscheinlich nicht. Bedeutet das, dass ich eine Erklärung für Krystalynne, die Prinzessin, die jeden Tag ein Bad nimmt und makellose Zähne und Haut und überhaupt keine Käfer in ihrem glänzenden Haar hat? Oh ja.


    5) Reisen ist selten und gefährlich und dauert lange Zeit.


    Wenn deine Charaktere in der Nähe des Meeres leben, wird es wahrscheinlich weniger Zeit als fast überall sonst dauern, aber die Mittel werden wahrscheinlich Segelschiff und Galeere sein. Das bedeutet, dass die Fahrten durch die Launen des Windes und die Stärke der Ruderer verzögert werden und auf Wind und Flut reagieren müssen; die Charaktere können nicht einfach gehen, wann immer sie wollen. Schiffe können auch Monate auf See verbringen, wenn sie auf einer Reise über einen Ozean sind, der so breit ist wie der Atlantik, und vom Kurs gesprengt oder vollständig von Stürmen zerstört werden. Es gibt auch das Risiko von Krankheiten an Bord des Schiffes und Meuterei von Matrosen, die nicht gut behandelt werden, und das Risiko der Piraterie. Seereisen sollten niemals völlig sicher sein.


    An Land und ohne Magie wird es zu Fuß Reisen geben; von Pferden und ähnlichen Tieren; und von Wagen und Kutschen, die von Tieren gezogen werden. Und das ist es. Wenn deine Charaktere Bauern sind, können sie sich wahrscheinlich keine Kutschen leisten, und jede Person von niedriger Geburt, die ein feines Pferd reitet, läuft Gefahr, als Pferdedieb angeklagt zu werden, auch wenn er es nicht ist. Pferdediebstähle waren ein schweres Verbrechen und konnten mit dem Tod bestraft werden.


    Edle Charaktere können sich wahrscheinlich Kutschen und Pferde ohne Probleme leisten, aber es ist immer noch eine unbequeme Art zu reisen und kann Tage oder Wochen dauern, um das Ziel zu erreichen. Es gibt auch Gefahren auf der Straße. Viele Ritter im Mittelalter unserer Welt haben es sich zur Gewohnheit gemacht, edle Geiseln zu entführen, um Lösegeld zu erpressen, und Wegelagerer würden rauben, vergewaltigen und töten, wenn sie damit durchkommen könnten. Frauen sollten niemals unbegleitet von Männern reisen, wenn sie nicht durch schwere Magie geschützt sind. Sie würden ein zu verlockendes Ziel für Raub und Vergewaltigung machen, und selbst wenn sie Adlige sind und Lösegelder im Spiel sind, werden ihre Entführer sie unwahrscheinlich sonderlich zimperlich behandeln, während sie sich in ihrer Obhut befinden.


    6) Denke daran, dass die meisten mittelalterlichen Gesellschaften sehr hierarchisch sind.


    Das bedeutet, dass keine zufälligen Bauern hereinkommen, um den König zu sehen, weil ihnen gerade danach ist. Ein Königsumschritt von Dorf zu Dorf wäre eine Sache, aber in den meisten gewöhnlichen Situationen wären die Bauern weit entfernt von den Machtzentren und können den König nur als Gerücht und als entfernten Namen kennen, wie den Papst. Wenn sie Leibeigene sind, wären sie an das Land gebunden und könnten es nicht einfach verlassen, um Gerechtigkeit zu fordern. Selbst Freisassen müssten wahrscheinlich viel mehr Geld für Reisekosten und mehr Zeit weg von ihren Feldern ausgeben, als es ihnen wert wäre.


    Adlige in einer absoluten Monarchie werden mehr Chancen haben, königliche Gunst zu gewinnen, aber sie werden sie immer noch gewinnen müssen. Wenn ein generisches feuriges Girl die Aufmerksamkeit des Königs auf sich zieht, nur indem sie feurig ist, suche ich in den Himmel der Fantasy-Welt nach fliegenden Schweinen ab. Ein besonders hübsches Mädchen könnte mehr Aufmerksamkeit gewinnen, aber da arrangierte Ehen in der mittelalterlichen Gesellschaft üblich waren, würde sie eher als Geliebte denn als Ehefrau enden. Bestechungsgelder, familiäre Verbindungen, Demonstrationen von Reichtum und Macht und Manipulationen wären das Mittel, um die Gunst des Königs zu gewinnen und in hohe Positionen zu klettern, und niemand sollte ohne jeden Grund anfangen, über soziale Klassen zu springen.


    Schließlich sollte es nicht so einfach sein, aus einer sozialen Klasse in eine andere zu übergehen. Zum einen: wie würden sie die richtige Kleidung bekommen? England hatte tatsächlich Luxusgesetze, die detailliert auflegen, was Mitglieder bestimmter sozialer Klassen tragen könnten und viele der feineren Tücher würden außerhalb der Preisklasse eines Bauern liegen. Bauern, die von Adligen stehlen, könnten schwere Gerechtigkeit erwarten, wenn sie überhaupt Gerechtigkeit erlangen. Ebenso war es Adligen verboten, sich als Bauern verkleiden. Zum anderen wüssten sie nichts über die Manieren des anderen. Dies wird in der Fantasy oft mit Bauern dargestellt, die auf komödiantische Art und Weise nichts von Dingen wie Besteck wissen, aber es funktioniert auch umgekehrt; Adlige auf landwirtschaftlichen Betrieben würden Schweine-Latrinen nicht richtig reinigen, geschweige denn eine komplexere Aufgabe.


    Ich habe wahrscheinlich nicht alles erwischt, aber ich denke, ich habe das meiste von dem ins Visier genommen, was mir an mittelalterlichen Fantasy-Werken am meisten nervt.

    Geographie
    Zuerst einige Zeilen von Swinburne, aus "Aholibah".


    Seltsame Roben, einer Braut gleich, bekleiden dich,
    Mit Seiden zum Tragen an Händen und Füßen
    Und Teller mit herrlichem Kupferstich:
    Wein machte dich froh, und du nährtest
    Dich von Honig und Fleisch, das du gerne verzehrtest.


    Und Die Fischer in der Mittleren See
    Sie bekamen den See-fisch und das See-kraut ins Schiff
    Von der Farbe wie die Robe die an dir ich seh;
    Und wundersames Handwerk aus geflochtenem Riff,
    Und Wolle, deren lebender Purpur blutet.


    Vom Rand deines Bechers kann ich erzählen
    Wie Männer wundersames schlugen golden und alt,
    Starke Schlangen ranken mit erhobenen Kehlen,
    Große Augen, auf denen Brauen sich hielten,
    Und Schuppiges, wo der Schleim bleibt kalt.


    Denn sie wehten mit sanftem Wind in Flöten
    Und mahlten Süßwurzeln für gerissenen Duft;
    Verlangsamt, denn es war viel Kitt vonnöten,
    In deinen Kammern zog der Wind in die Luft
    Darin kein Licht gewaltsam drang.


    1) Lasst euch nicht durch mangelnde künstlerische Fähigkeiten davon abhalten, eine Karte zu erstellen.


    Eine Karte ist manchmal das Letzte, was für eine Fantasywelt erstellt wird, aber du solltest von Anfang an versuchen, ein gutes Bild davon zu haben, wie deine Welt aussieht. Notiere dir eine Beschreibung, wenn du nicht glaubst, dass du eine gute Zeichnung machen kannst. Perfektion ist nicht zu erwarten, aber du solltest versuchen, die offensichtlichen Fehler zu vermeiden, so dass sie dich später nicht in Schwierigkeiten bringen.


    Wenn du feststellst, dass es besser für dich funktioniert, die Geographie deiner Fantasywelt im Laufe der Geschichte einzurichten, dann mach dir Notizen, wenn du ein wichtiges geografisches Merkmal erwähnst. Das wird dich davon abhalten, ein Gebirge zu vergessen oder zu vergessen, wo zwei Länder im Verhältnis zueinander liegen.


    2) Wähle logische Grenzen zwischen Nationen.


    Gebirge und Flüsse bilden natürliche Grenzen, ebenso wie Buchten und Binnenmeere. Wälder könnten als Grenze geeignet sein, wenn die Länder sich auf die Seite des Waldes einigen können, wo ihr Territorium beginnt. Wenn es jedoch lange Grünlandflächen gibt oder wenn beide Länder ein bestimmtes Stück Land beanspruchen, sind Grenzen bestenfalls eine Schätzung durch den Kartenmacher. Behalte das im Auge, wenn du so etwas wie die Flucht eines Kriminellen zwischen Ländern beschreibst. Er ist nicht sicher sobald er "die Grenze überquert hat", wenn es keine Möglichkeit gibt, zu sagen, wo die Grenze liegt, und wenn seine Verfolger überzeugende Argumente liefern, um ihn teilweise über die imaginäre Linie zu jagen.


    Es hat auch keinen Sinn, irgendwo eine Grenzziehung zu verordnen, nur weil jemandem danach ist, wenn geografische Merkmale dabei völlig ignoriert bleiben. Ich habe Fantasykarten kennengelernt, bei denen es keinen Grund zu geben scheint, warum ein Königreich sich bis zur Linie eines Flusses ausdehnen sollte, aber aus irgendeinem Grund hält die Grenze kurz vor dem Fluss, und beide Ufer des Flusses befinden sich im selben Land. In anderen Fällen beinhaltet ein Königreich eine Bergkette oder ein gutes Stück Wald, aber lassen ein winziges Stückchen Küste ihren Nachbarn. Wenn es historische Gründe gibt, die die geographischen Gründe außer Kraft setzen, solltest du dir diese vorstellen. Menschen haben in der Regel Gründe, die Grenzen der Nationen zu definieren und zu verteidigen; sie kommen nicht einfach aus heiterem Himmel.


    3) Schau dir die Strecken deiner Flüsse genau an.


    Manchmal wandern die Flüsse in alle verdammten Himmelsrichtungen und gleichzeitig sind weder ein See noch ein Meer in Sicht. Andere Male fließen sie in Richtung der Berge statt weg. Denke daran, dass Flüsse eine vernünftige Quelle benötigen. Berge sind wegen der Schneeschmelze sehr geeignet als Quelle. Flüsse brauchen auch ein vernünftiges Ziel. Auch hier ist ein Meer oder ein See möglich, oder sogar ein Delta, das sich ins Meer öffnet, aber nicht diese Ziele liegen nicht einfach irgendwo. Regenfälle allein können nicht mehr als eine vorübergehende Sturzflut in einer Schlucht produzieren, wie man sie in einer Wüste bekommt. Um einen Fluss allein aus Regen zu schaffen, müssten die Stürme mehr oder weniger konstant sein.


    Denkt auch daran, dass Flüsse bergab laufen, dank der Anziehungskraft der Schwerkraft. Flüsse können nach Norden fließen, wie der Nil in unserer Welt, aber sie können immer noch nicht bergauf gehen. Wenn deine Helden von einer Stadt am Fluss in die Berge gehen, brauchen sie Ruder oder einen starken Wind, da sie gegen den Sog der Strömung gehen. Zumindest sollten sie das.


    Diese Art von Detail ist etwas, das Leute in der Regel leicht als Konzept erfassen, aber es ist nur allzu einfach, in der Praxis dann über jemanden zu schreiben, der fröhlich mit der Strömung in die Berge schwebt.


    4) Setz deine Bergketten nicht zu sauber auf die Karte.


    Bereiche, die in einer geraden Linie ohne eine einzige Abweichung verlaufen, sind in der Fantasy allzu häufig, ebenso wie Bereiche im rechten Winkel zueinander. (Die Landkarte von "Rad der Zeit" stellt eine ausgezeichnete und sehr unnatürliche Darstellung solcher rechten Winkel dar). Es ist unwahrscheinlich, dass die Berge in irgendeinem Land mit normaler Entwicklung von Gebirgsketten so ordentlich verlaufen würden und die meiste Zeit gibt es wirklich keinen Grund, sie so aufzustellen, ohne besonderen Zweck für die Helden oder das Land. Autoren zeichnen sie einfach so, viel ordentlicher als in der Natur.


    Vielleicht hast du nicht das Gefühl, dass du in der Lage bist, jede Biegung und Drehung und Dehnung der Gebirgsketten auf deiner Karte zu zeigen, aber wenn du über sie in deiner Geschichte schreibst, erwähne, dass es abgelegene Gipfel gibt und einige, die viel deutlicher zu sehen sind als andere. Schreiben kann ein Gefühl von Natürlichkeit und Leichtigkeit vermitteln, die das Zeichnen nicht kann, besonders wenn du keine Kartographiekenntnisse hast (siehe Punkt 1). Wenn sich deine Helden den Bergen aber alle zur gleichen Zeit nähern, oder vor allem, wenn sie irgendwie direkt vom flachen Land in die Berge gehen, ohne zwischendrin an Ausläufern oder irgendeinen Anstieg im Boden vorbeizukommen, dann klingt es viel mehr wie ein ohne jede Subtilität einfach mal herbeikonstruiertes Land.


    5) Steck deine Sümpfe und Wüsten nicht einfach mitten ins Nirgendwo.


    Wüsten entstehen aus einer Vielzahl von Gründen. Wenn das Land überweidet ist, dann ist es wahrscheinlicher, dass der Regen die nährstoffreichen oberen Bodenschichten wegspült und der Boden auf diese Art unfruchtbar wird. Im Regenschatten der Berge wird das Land nicht so viel Feuchtigkeit bekommen und so kann die Wüste vorrücken. Land, das Teil von etwas anderem ist, wie Prärie, aber nicht viel Regen bekommt, kann auch anfangen, sich in diese Richtung zu entwickeln. Wüsten sollten jedoch nicht mitten im Nirgendwo stehen, insbesondere nicht neben einer wohlhabenden Stadt oder fruchtbaren Feldern ohne Übergang. Auch das erinnert an ein herbeikonstruiertes Land. Wenn du planst, eine Wüste einzubauen, frage dich, warum sie ist, wo sie ist, und ob es eine natürliche (oder magische) Erklärung dafür gibt.


    Bei Sümpfen ist das anders. Sie brauchen Wasser, einen niedrigen Platz im Boden, wo Wasser liegen bleibt, und oft auch Wärme. Wenn du einen Sumpf in weiter Entfernung von Wasserkörpern jeder Art hast, wie im Namen jener Gottheit die deine Charaktere anbeten, ist der Sumpf bitte dort hingekommen? Auch, wenn du einen Sumpf in der Nähe der Berge hast, wie kam er dorthin? Wahrscheinlich ist der beste Ort für einen Sumpf in der Nähe eines Deltas, wo Wasser aus einem Fluss ins Meer fliesst, der Boden niedrig ist, und oft ziemlich tropische Bedingungen vorherrschen. Sümpfe können an anderen Orten zu finden sein, sollten aber nicht nur in jede Himmelsrichtung gestreut werden.


    6) Denk daran, dass die Geographie die Siedlungen beeinflusst.


    Die idealen Orte für Städte, die nicht über ein hohes Maß an Technologie (oder Magie) verfügen, um sie zu erhalten, sind an Flüssen, in der Nähe von Ozeanen und in der Nähe von Orten, an denen Flüsse in Ozeane fließen. Dies bietet mehrere Vorteile, darunter Handel, einfache Reise, Essen und, in einer Flussstadt, Süßwasser.


    Wenn du eine Stadt mitten im Nirgendwo hast, warum ist sie dann da? Wie kann sie ihre Existenz aufrechterhalten? Woher kommt das Wasser, woher kommt die Nahrung, woher kommen Baustoffe? In solchen Fällen wäre eine Stadt fast vollständig von den Feldern um sie herum abhängig, und wahrscheinlich von denen, die Holz oder Stein aus großer Entfernung verkauften. Dies wäre ein fataler Nachteil, wenn eine erobernde Armee dorthin marschierte, es sei denn, die Stadt kümmerte sich darum, etwas Nahrung in Getreidespeicher zu legen, die allerdings Ziel von Unruhen werden könnten. Und der Wassermangel wäre jederzeit eine absolut inakzeptable Schwachstelle. Es müsste Wasser irgendeiner Art geben, auch wenn es aus unterirdischen Quellen stammt.


    Bauerndörfer können sich viel leichter ernähren, aber die Menschen dort widmen sich der Pflege des Landes und dem Anbau von Lebensmitteln, womit die Menschen in einer Stadt normalerweise nicht viel Zeit verbringen. Auch gibt es weniger Menschen, so dass sie leichter von dem Wasser eines winzigen Flusses überleben können, und die Häuser in einem Bauerndorf sind in der Regel einfacher, nicht aus den teuren Steinen gebaut, die viele Städte in Fantasyländern mit Selbstverständlichkeit verwenden. Bevor du eine Stadt auf einem Land errichten, das nur ein Bauerndorf aufrechterhalten könnte, frage dich, wie sie es überhaupt geschafft haben, es zu bauen, und was es für einen zwingenden Grund gab, dass die Stadt dort errichtet werden musste, und nicht an einem Punkt, der viel näher an der Küste liegt, wo der Fluss ins Meer mündet.


    7) Überlege, wie sich die Geographie auf den Handel auswirken wird.


    Wie oben erwähnt, ist es einfach, in Städte zu reisen, die einen Durchlass zum Wasser haben. Was passiert, wenn eine Stadt mitten im Nirgendwo liegt, oder sogar in den hohen Bergen oder einem anderen Ort, der nur durch lange Tage schwieriger Reisen zu erreichen ist? Es ist unwahrscheinlich, dass sie viele Besucher bekommen oder sich im Handel selbst unterstützen können. Die meisten der verkauften Waren wären wahrscheinlich Lebensmittel, und reiche Ornamente und andere Luxusgüter wären besonders selten. Wenn Händler sich ohnehin die Mühe gemacht haben, eine Handelsroute zur Stadt zu bauen, dann sollte deine Stadt in der Lage sein, einige prächtige Waren zu produzieren, sodass die lockenden Reichtümer das Risiko wert machen.


    Schau dir das umgebende Land an, auf dem du deine Stadt platzierst; das wird dir einige Ideen dazu liefern, was dort angebaut, produziert oder gefunden wird, um den Handel zu befeuern. Berge können Metall und Edelsteine liefern. Eine Stadt in der Wüste kann seltene Früchte anbauen - vielleicht haben die Menschen in anderen Teilen der Welt ein echtes Verlangen nach stacheligen Birnen, feinen Pferden und vielleicht Glas, wenn der Sand es hergibt. Städte inmitten fruchtbarer Böden werden Lebensmittel exportieren und lassen sich in erster Linie Waren liefern, die sie sich mit ihrer Technologie nicht selbst schaffen können. Standorte in der Nähe von Wäldern handeln mit Holz, Häuten und Fleisch und hängen deshalb beim Handel von diesen Dingen ab. Fluss- und Küstenstädte werden Fisch und andere Meeresfrüchte haben, und natürlich die Zölle, die sie von den Händlern selbst einstreichen. Und es gibt immer Magie, auf die man zurückgreifen kann. Vielleicht ist deine Stadt mitten in den Bergen, weil Magie von der Höhe in der Welt abhängt und dort am besten funktioniert. Die Magier könnten magische Dinge erschaffen, die die Händler für die gefährliche Wanderung mehr als entlohnen.


    Geographie kann die Antwort auf viele subtile Probleme in einer Fantasy-Geschichte sein, solange sie richtig gehandhabt wird.

    Diesmal kein Kommentar, wollte nur kurz vermelden, dass ich mir diesen Witz mit dem "Rennen" nicht verkneifen konnte und hoffe, damit niemanden allzusehr verwirrt oder genervt zu haben. Ist ja nicht ganz meine Zielsetzung, den Rant auf diese Weise zu verunzieren. :pfeif: