Um dem Aussterben einer gewissen bedrohten Art entgegen zu wirken und den Rufen nach mehr nachzukommen, hier die ganze Geschichte über Kuku Ruz, deren trauriges Ende beim Siebzigsten Speedbasteln entstand.
Fragen, Fantheorien, Lobse, Kommentare und Beschwerden könnt ihr gleich hier posten (bei Beschwerden aber bitte eine Begründung dazuschreiben), ich bin gerne bereit, auf diese einzugehen. Fragen beantworte ich jedoch nur soweit, dass ich nichts, was in einer Fortsetzung geschieht, verraten werde, jedoch würde ich in diesem Fall darauf hinweisen.
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Sämtliche Namen, Orte und Handlungen sind frei erfunden.
Kuku Ruz – Vom Ende einer Legende
Nach einer wahren Begebenheit…
Kuku warf die Tasche in eine Ecke. „Der Einsatz war nicht die Dringlichkeitsstufe Eins wert“, meinte sie. „Das war nichts! Die Kuh ist entlaufen, nicht entführt worden!“ Thyéd gesellte sich zu ihr. „Der Bauer war aber sehr verzweifelt. Was würdest du bei einem Bestand von 30 Kühen machen, wenn dir eine wegläuft, obwohl jede einzelne lebenswichtig für dich ist?“ Er hob die Tasche auf und durchsuchte sie. „Ich hätte es zumindest nicht nötig, von paranormalen Ereignissen auszugehen! Brauchst du was bestimmtes?“
„Nein, ich wollte nur nachschaun, ob wir etwas davon zurück ins Lager bringen müssen.“ „Das ist nicht notwendig, ich hab die Tasche im Wagen schon überprüft. Soll ich dir ein Erdapfelbrot mitbringen?“ „Nein, ich esse dann zuhause. Meine Frau kocht wieder!“ Das sagte alles. Kuku verabschiedete sich von Thyéd und ging auf dem Weg nach Hause am Imbissstand vorbei. Vor ihrer Wohnungstür blieb sie eine Weile stehen. Da war sie wieder, in der leeren, dunklen Wohnung, einsam und alleine … warum musste sie nur von zuhause ausziehen? Ach ja, Exor. Vielleicht kam er heute noch vorbei? Sie schaute auf die Uhr. Vielleicht auch nicht. Langsam zog sie ihren Schlüssel aus der Tasche und sperrte die Tür auf.
***
Die Wohnung war so dunkel wie sie verlassen wurde. Nur ein Lichtschein trat unter der Küchentür hervor. War jemand da? Ihre Eltern vielleicht? Ased? Teo? Valjana? Nein, die hätten sich angekündigt. Ana vielleicht? Die war ja bekannt für ihre Überraschungsbesuche. Andererseits hatte sie keinen Schlüssel. Da konnte es doch nur-“ Die Tür ging auf. Kuku versteckte sich hinter einem Bücherregal. Eine bekannte Stimme ertönte. „Doch nicht? Ich dachte, ich hätte sie kommen gehört.“ Kuku flog ein Lächeln ins Gesicht. Es war Exor. Und er wusste nicht, dass sie hier war. Noch nicht. Sie hatte eine Idee.
Die Küchentür flog auf, als Exor ein Buch aus dem Regal fallen hörte. Der Schein aus der Küche erhellte das halbe Wohnzimmer. „Hallo? Ist da wer?“ Exor suchte den Raum ab. Hinter ihm fiel eine Trophäe vom Sockel, und er drehte sich rasch um. „Irgendwer hat sich her reingeschlichen“, sagte er zu sich selbst. Als er weitersuchte, ging das Licht in der Küche aus. Kurz darauf raschelte es an mehreren Stellen. Geschickt sprang Exor durch die Dunkelheit, auf der Suche nach der Quelle der Geräusche.
Plötzlich packte er Kuku von hinten und landete mit ihr auf dem Boden. „Hab ich dich!“ „Exor! Lass mich los!“, rief Kuku, doch durch ihr Lachen klang es nicht überzeugend. „Ich wusste doch, dass du es bist!“ „Ach, wirklich?“ „Du bist nicht die einzige, die das Unerklärliche erklären kann!“ Er ließ sie los und half ihr beim Aufstehen. „Ich hab dich hier nicht erwartet“, sagte Kuku nach mehrmaligem Durchatmen. „Ich hab dich erst später erwartet“, erwiderte Exor. Kuku lächelte ihn an, während sie sich langsam rückwärts der Küchentür näherte. Als Exor merkte, was sie vorhatte, und versuchte, sie zurückzuhalten, lief sie los. Kurz vor der Tür holte er sie erst ein. „Nein“, rief er, als er sie festhielt. „Das ist eine Überraschung! Warte hier draußen, bis ich fertig bin!“
„Glaubst du wirklich, du könntest mich noch überraschen? Hast du vergessen, mit was ich jeden Tag zu tun habe?“ „Jeden Tag? Sonst beschwerst du dich immer darüber, dass du nichts zu tun hast!“ „Ja, jeden Tag. Darum ist dein Geheimnis auch kein Geheimnis mehr, seit ich das Haus betreten habe!“ „Das werden wir sehen“, meinte Exor und verschwand geschwind hinter der Küchentüre.
Als er wieder hinaus kam, trug er einen großen Kuchen. „Alles Gute zum Geburtstag, Kuku“, sagte er, als er ihn vor ihr abstellte. „Oh, ja, es ist ja mein Geburtstag!“ „Jetzt tu nicht so, als ob du ihn vergessen hättest!“ „Weißt du, ich habe es mir abgewöhnt, meine Geburtstage zur Kenntnis zu nehmen. In meinem Beruf gibt es keine besonderen Tage. Keine Geburtstage, keine Feiertage, nicht einmal mein 10-Jahres-Jubiläum werde ich feiern.“ „Das hält uns doch nicht davon ab, es trotzdem zu tun! Deine Eltern und Freunde haben dir Briefe geschickt.“ Er reichte ihr einen Bund an Kuverts. Kuku schaute sie nachdenklich an, nahm sie jedoch nicht. „Naja, vergessen kann ich sie nicht, diese Tage. Ich werde nunmal älter. Das Geheimnis der ewigen Jugend hat meine Abteilung noch nicht enthüllt.“ „Was meinst du damit?“ „Exor, wir müssen es ihnen sagen. Meinen Eltern. Wir können es nicht länger aufschieben.“
„Bist du sicher? Du weißt doch, wie sie reagieren werden!“ „An ihrer Reaktion wird sich nichts ändern, ob wir es heute sagen oder in zehn Jahren. Wenn wir warten, kann es nur schlimmer werden. Ich werde nicht jünger, du auch nicht. Ich werde auch nicht mehr lange arbeiten, das weißt du. Ich werde Zeit für eine Familie haben.“ Jetzt ahnte Exor, worauf sie hinauswollte. War er schon bereit dazu? Sie kannten sich schon seit zehn Jahren, es gab also keinen Grund, es nicht durchzuziehen. Er schaute ihr in die Augen. „Bist du dir sicher?“ Sie nickte. „Ja. Sobald ich mich zur Ruhe setze, bin ich bereit.“ „Dann sagen wir es ihnen.“
***
Kuku stand vor dem Haus ihrer Eltern. Exor wollte doch nicht mitkommen, die Angst vor ihrem Vater war zu groß. Die ganze letzte Woche hatte sie überlegt, wie sie es ihren Eltern sagen sollte. Sie atmete noch einmal tief durch, dann betrat sie das Haus. Ihre Eltern begrüßten sie freundlich. „Hast du die Briefe erhalten?“, fragte ihr Vater. „Und die Kekse?“, wollte die Mutter wissen. „Ja, ich hab sie bekommen. Die Kekse waren gut. Aber … ich will etwas mit euch besprechen, und ich hab nicht so viel Zeit.“ „Ist etwas Schlimmes passiert?“, fragte ihre Mutter. „Nein, das nicht, aber ich bin im Dienst. Wir müssen gleich zur Zentrale zurückfahren. Wir waren nur grad in der Nähe. Wir kommen gerade von einem Einsatz mit einem Huhn, das grüne Eier legt. Ich kann euch am Monatsende vielleicht mehr darüber erzählen. Aber jetzt … naja, wie sag ich das jetzt am besten…“
***
Erleichtert verließ sie das Haus. Dass es so einfach sein würde, hätte sie nicht erwartet. Ihr Vater hatte zwar Bedenken geäußert, weil es Exor war, aber da sie alle der Meinung waren, dass Kuku nicht ewig Zeit jung blieb, stimmte er schließlich zu. So ging Kuku nun leichten Herzens zum Wagen zurück. Als sie einstieg, reichte sie Thyéd eine Box. „Die sind für dich. Danke nochmal, dass du den Umweg für mich gefahren bist!“ „Kein Problem. Ich hatte sowieso eine Pause nötig.“ Sie fuhren den schnellsten Weg zur Zentrale zurück, doch hofften sie, keine Aufträge mehr zu bekommen.
Im Aufenthaltsraum angekommen, wurden sie von Rif begrüßt. „Da seid ihr ja wieder! War das Huhn auch grün?“ Kuku setzte sich erschöpft auf die Bank. „Nein, nur die Eier. Genaugenommen die Schale. Thyéd reicht den Bericht und die Proben ein, dann sollten wir mehr erfahren.“ „Ihr habt aber lange zurückgebraucht!“ „Ich bin noch bei meinen Eltern gewesen.“ „Ist etwas bei ihnen passiert?“ „Nein, ich hab ihnen nur gesagt-“ Rif wusste es noch nicht. Konnte sie es ihr jetzt schon sagen? „Behälst du es für dich?“ „Alles“, antwortete die Kollegin, dann lächelte sie. „Auch wenn ich nicht glaube, dass ein Geheimnis hier lange geheim bleibt.“
***
Der Tag dauerte nicht mehr lange, und Kuku konnte auf Bereitschaft nach Hause gehen. Exor erwartete sie schon ungeduldig. „Was hat er gesagt?“ Kuku setzte sich grinsend und begann, ein Erdapfelbrot zu essen. „Komm schon, sag es mir!“ „Na gut, weil du es bist. Sie sind einverstanden. Beide. Du kannst dich ihrem Haus jetzt nähern, ohne deinen Kopf zu verlieren!“ Exor schaute sie entsetzt an. „Ich hätte nicht wirklich meinen Kopf verloren, oder? Deinem Vater hätte ich es zugetraut!“ Kuku lachte. „Nein, er hätte dich nicht getötet. Gefoltert vielleicht, aber nicht getötet!“ Jetzt wusste Exor nicht, wie er reagieren sollte. Doch Kuku beruhigte ihn. „Das war nur ein Scherz! Mein Vater ist friedlich. Nur wenn du mich verletzt hättest, bräuchtest du Angst um dein Leben haben.“ Die letzten Worte sprach sie so ernsthaft aus, dass Exor wieder nervös wurde.
Nach dem Abendessen saßen sie noch ein bisschen beisammen. „Bist du jetzt wieder länger hier?“ „Ja, das Gebiet ist gesichert. Meine Kollegen erledigen den Rest. Die Zeit, tagelang weg zu sein, ist vorbei!“ „Gut“, sagte Kuku leise. „Ich habe mir immer Sorgen gemacht, als du weg warst.“ „Du hast dir Sorgen gemacht? Das kann ich mir nicht vorstellen! Du hast doch einen gefährlicheren Job als ich!“ „Nach all den Jahren glaubst du mir nicht? Ich habe eine viel bessere Ausbildung als du. Du kommst mit den Gefahren viel näher in Kontakt als ich. Ist es so unglaubwürdig, dass ich mich um dich sorge?“ „Das wollte ich nicht damit sagen. Ich wusste nur einfach nicht-“ Er wurde still, als er merkte, dass Kuku eingeschlafen war. Sie hatte anscheinend einen langen Tag gehabt. Dass die Alchemisten ie grüne Eierschale nicht erklären konnten, hatte sie auch fertig gemacht. Vielleicht brauchte sie einfach nur Ruhe. Exor wollte selbst auch schlafen gehen, doch er wagte es nicht, sich zu rühren, weil er Kuku nicht aufwecken wollte.
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Als Kuku aufwachte, merkte sie, wie unbequem sie lag. Dann merkte sie, dass sie immer noch im Wohnzimmer war. Mit Exor. Waren sie nicht schlafen gegangen? Sie weckte ihn auf. „Wie spät ist es?“, fragte er verschlafen. Kuku schaute auf die Uhr, und sprang erschrocken auf. „Zu spät“, rief sie und lief in ihr Zimmer, um ihre Sachen zusammenzupacken. Als sie fertig war, rannte sie durch die Tür hinaus. „Wir sprechen am Abend weiter!“ Danach war sie weg. Exor stand auf, schloss die Türe und überlegte sich, was er zum Frühstück essen sollte. Er musste erst zu Mittag in der Dienststelle sein, da die Besprechung zu den Geschehnissen im Kornfeld anstanden. Da hatte er noch einige Stunden Zeit. Gemütlich machte er sich ein Müsli, setzte sich zurück ins Wohnzimmer und holte ein Kuvert aus seinem Versteck hervor. Er zog ein paar Bilder und einen Brief heraus und lächelte. Bald war es soweit. Er konnte es kaum erwarten, dort einzuziehen. Nur Kuku durfte es nicht wissen. Es würde ihm die beste Überraschung verderben, würde sie zu früh von dem Anwesen erfahren.
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Als Kuku eintraf, wurde sie schon erwartet. Thyéd, Rif und Tomas saßen im Aufenthaltsraum. „Du kommst spät“, sagte Tomas, stand auf und verließ den Raum. „Nimm ihn nicht so ernst“, meinte Rif und folgte ihrem Partner nach draußen. „Ich kann mit ihm auch nicht mehr arbeiten. Hoffentlich werden wir wieder zugeteilt!“ „Wenn wir wieder zu dritt unterwegs sind vielleicht!“ „Und, was hab ich verpasst“, fragte sie Thyéd, der als einziger geblieben war. „Nur die Vorbesprechung. Und die Nachbesprechung von gestern, was wir noch nicht beredet haben.“ „Etwas wichtiges für mich?“ „Nein, da du doch die wichtigste Person hier bist. Die anderen haben sich nur aufgeregt, dass du nicht anwesend warst.“ „Ja, ich hab verschlafen. Können wir vor Dienstbeginn noch etwas zu essen holen?“ „Natürlich.“ Eine ausführliche Speis ging sich natürlich nicht mehr aus, aber Energie würde sie sicher über den Tag brauchen. Sobald sie zurück waren, setzte sich Kuku zum Essen hin. Doch nicht wenige Minuten später ging die Alarmglocke los. Eine allerorts hörbare Stimme erhallte: „Ruz-Herand, in den Treides. Dringlichkeitsstufe Drei. Rauchsäulen wurden über der Stadt gesichtet.“ Bitte nicht. Nicht jetzt!
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So dringend kann es doch nicht sein, dass sie nicht einmal ihre Morgenspeis beenden konnte. Dringlichkeitsstufe Drei. So wichtig war doch nichts in Kukus Verantwortungsbereich! Und ausgerechnet in den Treides wurde sie gerufen! Als sie nun durch die Ebene fuhr, dachte sie nach. Zehn Dienstjahre hatte sie schon bald. Jung hatte sie begonnen, niemand hatte an sie geglaubt. Sie sei zu unerfahren, hieß es hier. Sie könne die Verantwortung nicht tragen, sagte man dort. Und was hatte sie in den vergangenen zehn Jahren gemacht? Ihren Job, vorschriftsmäßig und ohne Zwischenfälle. Bisher hatte es aber auch kaum ein Vorfall Dringlichkeitsstufe Eins überschritten.
Als der Wagen sich zur Auffahrt neigte, wusste Kuku, dass sie sich dem Treides näherten. Warum nur hier? Sie hatte doch noch kaum einen Monat! „Thyéd, in welchen Sektor fahren wir?“, fragte sie ihren Fahrer. „Sektor G.“ Der G-Treides. Nicht die beste Gegend, aber es ging schlimmer. Zu den Orten des G-Treides war auch nicht viel zu sagen: Einkommensgrenze maximal 100 Ryé pro Kopf, Kriminalitätsrate bei 40%, keine Aus- oder Zuwanderung. Das Organisierte Verbrechen hatte sich aus dem Sektor rausgehalten. Wenige Minuten waren sie in Sektor G angekommen. Rauchsäulen traten aus jedem dritten Haus hervor. Ob das inzwischen zu ihrem Heizsystem gehörte? Bald musste Kuku aber feststellen, dass die Rauchsäulen nicht im Alltag der Bewohner inbegriffen waren. Viele Anrainer standen auf der Straße, beobachteten den Wagen, wie er an ihnen vorbeifuhr, als ob er aus einer anderen Welt käme. Nun, auf eine gewisse Weise stimmte das auch. Der Treides unterschied sich von den anderen Provinzen wie Ziegen und Erdapfelmus.
Sie waren am Haus des Bürgervorstands angekommen. Kuku nickte Thyéd zu, stieg dann aus dem Wagen und holte ihre Utensilien aus dem Kofferraum. Der Vorstand kam eilend auf sie zu. „Niemand hat etwas dagegen getan!“, schrie er ihr erzürnt entgegen. „Sie sind einfach gekommen, über uns hergefallen, haben unsere Schätze genommen!“ Kuku blieb ruhig vor ihm stehen. „Könnten Sie zum Beginn erst sagen, wer hier was getan hat?“ „Sie! Sie sind gekommen! Sie haben … sie genommen …“ Sein Blick spiegelte nun immer mehr seine Verzweiflung. Kuku musste sich ebenfalls zusammenreißen, um bei der Sache zu bleiben.
„Wissen Sie, wo es begonnen hat?“ „Ja, hinten bei den Kuhställen.“ „Danke. Wenn wir noch etwas brauchen, melden wir uns.“ Danach ging sie mit Thyéd zu den Ställen. Während der Fahrer den Wellenmesser kallibrierte, packte Kuku die Runenstäbe aus. Sie ging, die Stäbe weit von sich gestreckt, durch den Stall. Bei einer Kuh, die den Namen Betsy trug, blieb sie stehen und bewegte die Stäbe zusammen, bis diese auf den Kopf der Kuh zeigten. Betsys Augen schimmerten leicht grünlich. „Na was haben wir denn da?“ Thyéd kam mit dem Wellenmesser auf sie zu. „Pass doch auf“, rief Kuku, als er fast mit ihr zusammenstieß. „Oder willst du mich damit erstechen?“ Thyéd entschuldigte sich kurz und richtete den Messer auf die Kuh aus. „300 mMW. Es muss vor kurzem geschehen sein.“ „Ja, wenn die Kuh unbeteiligt ist…“ Kuku holte einen Gegenstand aus ihrer Jackentasche hervor. Sie hielt das Gerät vor Betsys Nase und drückte ab.
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„Jetzt fang sie schon ein!“, rief Kuku ihrem Kollegen nach. „Woher sollte ich denn wissen, dass sie das Gatter durchbricht?“ Mit schmerzverzehrtem Gesicht eilte sie zu ihrem Rucksack zurück und packte ein Elixier aus, das sie vorsichtig über ihr rechtes Handgelenk tropfte. Die blöde Kuh musste ja über ihren guten Arm laufen! Dummerweise, dachte sie jetzt, hatten die Veteranen damals wahrscheinlich recht gehabt. Vielleicht war sie zu unerfahren. Vielleicht war es zu viel Verantwortung. Vielleicht hätte sie aber auch mehr erleben müssen, bevor sie zum heutigen Tag kam! Dringlichkeitsstufe Drei! Der Einsatz lag mindestens bei Sieben, aber wer hört schon auf den Treides? Als sie die Stalltür hinter sich hörte, drehte war der Arm fast wie neu. „Hast du sie erwischt?“, fragte sie. Doch als sie sich umdrehte, war es nicht Thyéd, den sie sah.
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Kuku Ruz war verschwand an jenem Tag aus unerklärlichen Gründen.
Es wurden mehrere Suchtrupps entsand, doch keiner kehrte erfolgreich zurück.
Als nach drei Monaten noch kein Lebenszeichen seitens pnI Ruz die zivilisierte Welt traf, wurde unter den Novizen ein Nachfolger gewählt.
Die Suche wurde ein Jahr nach Kukus Verschwinden trotz Proteste seitens ihrer Familie eingestellt.
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Kuku Ruz – Tochter, Freundin, Loyalistin
„Kuru war immer freundlich zu allen gewesen. Wann immer jemand Hilfe brauchte, war sie da.“ (Ana Gem, Schulkollegen)
„Sie war die beste. Überall vorn dabei, Bestleistungen, wo man nur hinschaut. Immer war sie beschäftigt, aber ihr Bereich war immer ordentlich.“ (Exor, WG-Mitbewohner)
„Sie war zuverlässig. Hat immer ihre Arbeiten erledigt, bevor man es sie ihr auftrug. Von den Vetaranen hat natürlich niemand an sie geglaubt. Sie dachten, sie wäre noch nicht bereit, sie sei zu unerfahren, könne die Verantwortung nicht tragen. Eins weiß ich sicher: Wenn die Alten an sie geglaubt hätten, wäre Kuru häute noch unter uns!“ (Rif, Kollegin)
Am 400. Tag wurde der repräsentative Leichnam zu Grabe getragen. Die Prozession wurde von Kukus Familie angeführt, gefolgt von Mitbewohnern, Kollegen und Freunden. Im Anschluss die Bewohner von Sektor G des Treides, die als die letzten galten, die Kuku lebend gesehen hatten.
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Fortsetzung folgt...