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,*__________Prinzessin Kröte__________*,
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Einst lebte eine Königin, die hatte eine Tochter. Das Kind war so schön, dass alle, die ihr Antlitz erblickten, zweifeln mussten, dass sie eine Sterbliche war und nicht das Kind einer Göttin. Das Schloss der königlichen Familie war von einem finsteren Wald umgeben. Zwar gab es gleich neben dem Schloss eine Lichtung, doch die beherbergte auch einen heimtückischen Sumpf.
Die schöne Tochter, der die dunklen Gänge des Schlosses nicht ganz geheuer waren, genoss Tag für Tag auf der Lichtung den Schein der Sonne. Dort spielte sie mit ihrem allerliebsten Spielzeug: einer Murmel, die so blank poliert war, dass sie wie ein Spiegel glänzte und das Mädchen stets daran erinnerte, wie schön es war. Es war fast, als sei die Murmel ein lebendiges Wesen, dem das Kind all seine Gedanken zuflüstern konnte. Das Mädchen zog es vor, auf diese Weise Zeit mit sich selbst zu verbringen, anstatt mit den gewöhnlichen Kindern der Bediensteten, die zudem nur im Innenhof des Schlosses spielen durften.
Eines Tages jedoch fiel die Murmel dem Kind aus der Hand und kullerte ins Wasser. Mit einem Glucksen verschluckte sie der Sumpf.
Das Kind fürchtete sich vor dem undurchsichtigen, schlammigen Wasser und wagte nicht, nach der Murmel zu greifen. Sie fing an zu weinen und bemitleidete sich selbst um ihren Verlust. Es schmerzte sie so sehr, als hätte sie eine Schwester verloren oder – schlimmer noch - als sei sie gar selbst in den Sumpf gestürzt.
Eine Stimme rief ihr zu: “Warum weinst du, Tochter der Königin?“
Das Kind sah sich um, konnte aber niemanden entdecken.
„Wo bist du?“
Nun erhob sich aus dem schmutzig braunen Wasser der runzlige Kopf einer Kröte. Gelbe Augen starrten das Mädchen an.
Das Mädchen sah die Kröte und sprach: „Ich bin so traurig, weil meine liebe Murmel ins Wasser gefallen ist.“
Die Kröte nickte. „Soso. Ich kann dir helfen, aber das mache ich nicht umsonst.“
„Ich kann dir alles geben, was du nur willst. Magst du Perlen? Edelsteine? Oder meine goldene Krone?“ Schon griff das Mädchen nach seiner Krone, doch die Kröte unterbrach sie.
„Ich will nichts von deinem Schmuck. Wenn du mir aber versprichst, dass du meine Freundin sein und zusammen mit mir spielen wirst, zusammen mit mir essen, trinken und träumen – ja, dann werde ich dir helfen und deine Murmel wieder heraufholen.“
Das Mädchen sagte: “Ich verspreche dir all das. Bring mir meine Murmel, bitte!“
Aber insgeheim dachte sie sich, dass sie ganz bestimmt nicht die hässlichste Kreatur, die sie je gesehen hatte, zu ihrer Spielkameradin machen würde.
Die Kröte war einverstanden und tauchte ins undurchsichtige Wasser. Gebannt wartete das Mädchen auf die Rückkehr der erbärmlichen Kreatur. Sie vermied dabei jedoch, in Richtung der Wasseroberfläche zu schauen, weil sie ihr Spiegelbild nicht in dieser bräunlichen Suppe erblicken mochte.
Nach einer Weile kehrte die Kröte zurück und kroch zum Mädchen. Sie hatte die Murmel im Maul und spuckte sie vor sich ins Gras.
Das Kind griff sogleich nach der Murmel und lächelte überglücklich in ihr Spiegelbild. Endlich wieder vereint. Ohne die Kröte eines Blickes zu würdigen, stand sie auf und lief davon.
„So warte doch!“, rief die Kröte hinter ihr her. „Ich kann nicht so schnell laufen wie du, du musst mich tragen!“
Aber die Königstochter hatte die Kröte schon längst vergessen und eilte alleine nach Hause ins Schloss. So zog die betrogene Kröte sich wieder in den Sumpf zurück.
Am nächsten Tag saß die Tochter der Königin zusammen mit ihrer Mutter und all den Hofleuten bei Tisch. Während sie mit einer güldenen Gabel das Essen von ihrem Teller pickte, klopfte es plötzlich an der Tür.
„Königskind, lass mich herein!“
Die Tochter lief zur Tür und öffnete sie. Davor saß die Kröte. Das Kind erschauderte und stieß die Tür gleich wieder zu. Als sei nichts gewesen, kehrte sie zum Tisch zurück.
Doch ihre Mutter hatte sie beobachtet und war besorgt um ihr Kind. „Warum bist du so aufgeregt? Wer war das da vor der Tür? Ein Bettler? Ein Räuber? Etwa ein Drache?“
„Ach nein, da war kein Drache. Nur eine garstige Kröte.“, antwortete die Tochter.
„Was will denn eine Kröte von dir?“
„Ach Mutter, sie hat meine geliebte Murmel aus dem Sumpf geholt, nachdem ich sie dort verloren habe. Ich musste ihr dafür versprechen, ihre Freundin zu sein. Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass sie aus ihrem Sumpf herauskommt. Jetzt sitzt sie draußen und will zu mir.“
Erneut klopfte es an der Tür.
„Königskind, du Schönes,
lass mich doch herein.
Gestern noch, du weißt es,
versprachst du, Freund zu sein!“
Da sprach die Königin: “Du hast es versprochen, also musst du es halten. Geh und lass sie herein.“
Ihre Tochter gehorchte und öffnete die Tür - kehrte jedoch sofort wieder um, ohne die Kröte zu beachten, und setzte sich wieder an ihren Platz. Die Kröte hüpfte ihr nach und rief „Heb mich auf!“ Wieder musste erst die Königin es ihr befehlen.
So saß nun die Kröte auf dem Stuhl neben dem Kind. Aber sie war noch immer nicht zufrieden. „Ich kann hier unten nichts sehen und auch nicht mit dir speisen. Setz mich auf den Tisch.“ Die Königin nickte ihrer Tochter zu. „Du bist jetzt die Gastgeberin.“
Endlich saß auch die Kröte in Reichweite des Tellers und aß sich satt.
„Jetzt bin ich müde. Bring mich in dein Kämmerlein, ich will auf deinem Kissen schlafen.“
Die Tochter der Königin ertrug es kaum mehr. Sie fing an zu weinen und fürchtete sich davor, mit dieser warzigen Kröte ihre Kammer zu teilen.
„Es ist nur eine Kröte!“, sprach die Königin. „Du wirst für deinen kleinen Gast schon ein Plätzchen finden. Es soll dir eine Lehre sein, Versprechen zu geben, die du nicht halten kannst. Das ist einer Königin nicht würdig! Dieses Tier hat dir in deiner Not geholfen, nun verwehre ihm nicht seinen Lohn.“
Die Tochter gehorchte widerwillig. Sie hob den Teller auf, auf dem die Kröte immer noch saß - wenigstens musste sie sie nicht anfassen – und trug sie hinauf zu ihrer Kammer. Dort setzte sie sie in eine Ecke, die so weit wie möglich von ihrem Bett entfernt war.
Als sie sich ins Bett legte, kam die Kröte angekrochen. „Ich bin müde, es ist kalt. Ich brauche dein warmes Kissen, sonst kann ich nicht schlafen. Wenn du es mir nicht gibst, sage ich es deiner Mutter.“
Da wurde es dem Mädchen zuviel. „Ich lasse mich von dir nicht erpressen, du garstige Kröte!"
Sie griff nach der Kröte, um sie aus dem Fenster zu werfen. Doch in dem Moment, in dem das Mädchen die Kröte berührte, wurde ihm schwarz vor Augen. Als sie wieder zu sich kam, fühlte sich alles seltsam an. Ihre Arme waren grün, schleimig und mit Warzen bedeckt. Und sie war ganz klein.
Eine Gestalt beugte sich über sie. Ein runzliges, faltiges Gesicht mit der langen Nase und den gemein glitzernden Augen einer Hexe.
„Geschieht dir recht. Nun wirst du sehen, wie es ist, deinen Lebtag als Kröte zu fristen. Bei Sonnenaufgang werde ich wiederum deine Gestalt annehmen und es mir für eine Weile in eurem Schloss gemütlich machen. Vielleicht lasse ich mich irgendwann auch selbst zur Königin krönen, wenn mir danach ist."
„Quak!“
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