Weltenbastler-Interview: PBard

Nickname im Forum: PBard

Name der Welt: Jaer (Arbeitstitel, Name der Mutterwelt)

Setting/Genre/Thema (Schwerpunkt): Fantasy, Science Fantasy, Spiritualität und Philosophie

Format: Ein von Naturgöttern geschaffenes Universum mit von Menschen besiedelten Planeten in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, aktuell auf eine Galaxie beschränkt

Entstehungsjahr: ~ 2015/2016 (damals noch Low Fantasy und auf die Mutterwelt beschränkt)


Kleiner Disclaimer: Ich bastel nicht mehr aktiv, meine Welt formt sich mittlerweile eher automatisch um die darin wirkenden Personen, Geschichten und Bilder. Aber ich kann zumindest auf ein viertel Jahrhundert aktives Basteln zurückblicken.


Wie bist du auf die Idee gekommen, dir eine Welt auszudenken?

Mir hat es schon im Kindergarten unheimlichen Spaß gemacht, Geschichten zu erzählen. Nicht alle davon waren in der realen Welt angesiedelt, aktiv gebastelt wurde aber erst wesentlich später ("später" ... Anfang/Mitte der 90er). So sind mittlerweile 3 große Welten entstanden, in denen unzählige Geschichten spielen, und daneben noch die eine oder andere kleine Nebenwelt.



Was inspiriert dich beim Weltenbau?

Sehr oft entstehen Personen oder Geschichten aus Träumen, um die herum dann der entsprechende Teil der Welt aufgebaut wird.


Manchmal sind es auch Rollenspiele, in die Ideen einfließen, die ich mir dann später doch wieder für eine Geschichte zurückhole.


Früher, als noch aktiv "gebastelt" wurde, kam auch viel Inspiration aus dem Forum, aus Fragen zu den Welten, den diversen kleinen Projekten - oder auch einfach aus dem Wunsch heraus, ein bisher noch nicht abgedecktes Thema etwas näher zu beleuchten.


Heute läuft das bei mir weniger weltenbastlerisch und mehr geschichtenbezogen ab. Ich brauche Details zu meiner Welt, um diese in einer Szene oder einem Bild einzubauen, also werden die Gehirnwindungen bemüht, Ideen gesammelt und verworfen, diese gegen den bestehenden Hintergrund geprüft und dann in die Szene/das Bild eingebaut.



Was sind deine Motivationen und Ziele bei der Erschaffung deiner Welt?

Selbst als ich noch aktiv am Basteln war, waren die Welten eben vor allem ein Schauplatz für Geschichten. Aber natürlich auch ein kreatives Ventil - und so passiert es auch heute noch durchaus, daß sich mal die ein oder andere Idee einschleicht, die nicht direkt mit einer Geschichte in Zusammenhang steht, damit die überschüssige kreative Energie irgendwo rausgelassen werden kann.


Meine ehemaligen Qualitätsansprüche sind dabei (endlich!) den Bach runtergegangen, heute will ich einfach nur eine Welt erschaffen, die in sich halbwegs schlüssig ist und an deren Schöpfung ich Spaß habe.



Was ist für dich das Besondere an deiner Welt?

Ganz egozentrisch ausgedrückt: Daß es MEINE Welt ist.


Meine kleine Spielwiese, auf der ich mich austoben kann, in der ich nahtlos jede Form von Geschichte unterbringen kann - von Fantasy über Steampunk bis hin zu Science Fiction. Als Romanze, Krimi, philosophische Gehirnergüsse. In Form von Bildern, Geschichten oder auch einfach nur Tagträumereien.


Die Welt ist nicht gerade sonderlich kreativ, aber eben genau so aufgebaut, daß ich mich mit für mich interessanten Themen beschäftigen kann, während ich mir ungeliebte Themen ("Warum haben auf unterschiedlichen Welten entwickelte Aliens alle humanoide Gestalt" :lol: ) einfach vom Hals halte.



Kannst du mehr über die Stimmung deiner Welt erzählen?

Schwerlich, da nicht nur jede Zivilisation eine eigene Grundstimmung hat, sondern auch jede Geschichte, abhängig vom Thema und den darin vorkommenden Personen.


Wenn überhaupt, dann würde ich mal sagen: "Hoffnungsvoller Pessimismus"? Konflikte sind allgegenwärtig, jegliche Form von Frieden hält nicht lange an, "Gut" und "Böse" sind meist nur eine Frage der Perspektive, und am Ende sind eigentlich alle Seiten Scheiße mit ihren eigenen Fehlern behaftet.


Aber egal wie duster es wird, es gibt immer Hoffnung, immer Leute, die nicht aufgeben, immer wieder kleine Inseln aus Humor, Freundschaft und Heldentum.



Soll deine Welt realistisch sein, und ist dir Realismus beim Weltenbau generell wichtig?

Jein. So wirklich realistisch wird eine Welt mit Magie vermutlich nie sein. Und für mich als Agnostiker ist eine von denkenden, zumindest im weitesten Sinne menschlich agierenden Göttern geformte Welt auch kein Paradebeispiel an Realismus.


Aber das Magiesystem ist semi-fest, die Götter unterliegen (wenn auch nur mir bekannten) Einschränkungen und mir ist wichtig, daß innerhalb dieses Rahmens alles halbwegs konsistent ist. Meine Menschen bleiben hoffentlich realistische Menschen, meine Planeten unterliegen (zumindest jenseits göttlichen Eingriffs) der normalen Physik und von Konzepten wie Zeitreisen und sogar Anderswelten halte ich mich diesmal fern.



Was macht dir beim Weltenbau besonders Spaß?

Personen und Gemeinschaften entwerfen, diese aufeinander stoßen lassen und dann davon überrascht werden, was passiert. Aber auch mithilfe von Magie und Göttern auf spiritueller Ebene zu philosophieren. Geschichten zu erspinnen, Bilder zu zeichnen, Neues zu erkunden.



Wovor drückst du dich beim Weltenbau?

Wie oben erwähnt: Aliendesign! :pfeif:


Tatsächlich hängt das thematisch von der Tagesstimmung ab. Wo ich vor einigen Jahren monatelang kaum etwas anderes getan habe, als eine Sprache zu entwickeln, drücke ich mich aktuell trotz Notwendigkeit schon davor, mich auch nur ans Schriftsystem zu setzen.


Karten sind sehr selten mein Freund, weil ich Angst habe, mir damit den Einbau von Details zu verbauen. Dasselbe gilt für Timelines, die potenziell meine Freiheit einengen, beliebig geschichtliche Ereignisse einzufügen. Beides wird entsprechend nach Möglichkeit gemieden oder auf einen überschaubaren Rahmen beschränkt.



Welche Herausforderungen bereiten dir Schwierigkeiten?

Selbstkritik. Gerade wenn ich beim Lesen/Hörbuchhören oder im Forum über eine ganz besonders kreative Welt stoße, fängt die kleine, böse Stimme im Kopf schnell wieder an, meine Welt zu kritisieren.


Zu langweilig. Zu stark an XY angelehnt. Zu kindlich-naiv. Jeder Historiker/Linguist/Psychologe/Physiker/[füge weitere Berufe jenseits Informatiker hinzu - heck, Informatiker auch!] würde sich scheckig lachen!



Zeichnest du Weltkarten für deine Welt? Wenn ja, wie gehst du dabei vor?

Wie gesagt - inzwischen nicht mehr, wenn ich es vermeiden kann.


Bei meiner ersten Welt wurde einfach frei Schnauze eine unförmige Landmasse gezeichnet und dann nach möchtegern-logischen Gesichtspunkten Biome zugeteilt. Noch schnell eine magische Todeszone eingebaut, um die "guten" von den "bösen" Völkern zu trennen, willkürlich Landesgrenzen gezogen und dann grauenhaft schlechte Ländernamen eingefügt. Ab da wurde dann eben alles mehr oder weniger random in die jeweiligen Länder hineingebastelt.


Bei der aktuellen Welt liebäugle ich mit in Blender generierten Planeten und damit quasi "vorgegebenen" Landmassen und Biomen. Um detaillierte Ausarbeitung wird sich herumgedrückt, Karten wird es wohl eher nur zu einzelnen Regionen geben, die entsprechend in den Blender-Texturen eingezeichnet werden.


Entwickelst du Sprachen und Schriften?

Aktuell ja wie gesagt noch nicht, aber prinzipiell schon. Und wenn es nur einzelne Symbole in einem Bild oder hier mal drei Worte in einer Geschichte sind, eigene Sprachen und Schriften/Symboliken bereichern für mich eine Welt einfach ungemein.


Schreibst du Geschichten oder gar Rollenspielabenteuer, die in deiner Welt spielen?

Da kommt es auf die Definition von "schreiben" an.


Ich erfinde Geschichten, ich spiele sie gerne als Kopfkino aus, ich erzähle gerne einzelne Szenen oder Konzepte und ich illustriere sie. Ich WÜRDE sie gerne niederschreiben, und an Versuchen mangelt es auch nicht - aber mehr als Kurzgeschichten sind es bislang nicht geworden. Vielleicht, irgendwann, wenn das pöhse ADHS nicht nach spätestens 20 Seiten wieder nach der nächsten Geschichte verlangt? Aufmerksamkeitsspanne ist halt ... ui, Schmetterling!



Integrierst du Vorschläge von anderen in deine Welt?

Das Jaer Universum ... kennt aktuell noch niemand, das wird seit fast einem Jahrzehnt rein intern entwickelt, und bis auf einzelne Illustrationen und zwei Speedbastel-Einträge ist da noch nichts nach außen gedrungen. Da ich nicht mehr aktiv bastle, gibt es auch nicht viel, das ich kritisieren lassen könnte, ohne die Geschichten aufzuschreiben. Viel mehr Welt, als in den Geschichten vorkommt, gibt es halt nicht.


Bei den alten Welten sind aber so einige Anregungen mit eingeflossen, auch wenn ich natürlich manches unumstößlich gelassen habe, weil es mir wichtig war. Mehr noch als direkte Vorschläge sind aber wohl allgemeine Inspirationen eingeflossen, vor allem eben durch Fragen und Projekte, die einen teils auf Themen stoßen, die man selbst so nie behandelt hätte.



Wie sieht dein Prozess beim Weltenbasteln aus?

Aktuell bin ich wie gesagt nicht aktiv am Basteln, sondern laß den Hintergrund sich innerhalb der Geschichten entwickeln.


Früher war der Prozeß einfach kreatives Chaos. Random Ideen einbauen, Teilnahme an Fragerunden und Projekten, "ich hab grad Bock auf XY"-Geistesblitze. System war da keins dahinter, es wurde gemacht, worauf ich gerade Lust hatte. An Vorlagen und strukturierten Listen verlier ich leider sehr schnell das Interesse, auch wenn ich es oft und ausgiebig versucht habe. Teils sogar sehr produktiv, aber eben leider nur kurzfristig.



Welche Werkzeuge und Methoden nutzt du für den Weltenbau?

Campfire als Plattform, um die einzelnen Ideen festzuhalten und zu gewährleisten, daß alles in sich konsistent bleibt.


Daneben ist wohl Clip Studio Paint mein wichtigstes Tool, meine Illustrationen sind derzeit fast so etwas wie der zentrale Teil im gesamten Prozeß.


Blender wie gesagt für das Erzeugen von Planeten, bzw generell 3D zum Visualisieren, solange ich noch kein entsprechendes Bild gezeichnet hab.


Zufallsgeneratoren verwende ich selten. Meist für Personen, und da hauptsächlich als Basis für Namen und für unwichtige Details beim Aussehen (um nicht allzu sehr in die Same-Face-Falle zu treten). Und eben zum Generieren von Planetenoberflächen.


Beim aktiven Basteln waren es früher tatsächlich hauptsächlich die Gemeinschaftstätigkeiten. Speedbasteln, "Wie sieht es in Eurer Welt aus mit ...", der Weltenbastler-Adventkalender. Oh, und natürlich die glorreiche WBO! Ich kann vermutlich mit Fug und Recht behaupten, daß ich zu keiner Zeit mehr Infos zu meiner damaligen Welt zusammentragen konnte als während meiner Hoch-Zeiten im Forum ... :lol:



Gibt es einen Schnipsel nützlichen oder unnützen Wissens über deine Welt oder zum Thema Weltenbasteln, den du den Leser:innen dieses Interviews mitgeben möchtest?

Nicht wirklich, außer daß der Fragebogen gerade ein wenig die Sehnsucht nach dem Basteln geweckt hat :fluecht:


Wenn du ebenfalls an diesem Interview teilnehmen möchtest, dann schau doch mal hier vorbei: Weltenbastler-Interview