Beiträge von cedh audmanh

    Schau mal hier nach: http://www.frathwiki.com/Software_tools_for_conlanging


    Die ultimative Lösung gibt es soweit ich weiß leider noch nicht, aber einige der dort verlinkten Tools sind zumindest für bestimmte Aufgaben sehr praktisch. Zum Verwalten von Vokabeln sind Lexique Pro (etwas einfacher) und Toolbox (etwas komplizierter, aber mächtiger und mit ein paar Grammatikfähigkeiten) gar nicht schlecht, allerdings sind beide Programme schon ein paar Jahre alt und etwas holprig zu bedienen. SIL Fieldworks ist eine modernere und deutlich umfangreichere Weiterentwicklung von Toolbox für professionelle Linguisten. Wenn man sich einmal eingearbeitet hat, ist Fieldworks wahrscheinlich das Beste, was es in diesem Bereich zur Zeit gibt, aber die Einarbeitung braucht halt Zeit. Eine Art modernerer Nachfolger von Lexique Pro ist WeSay. PolyGlot klingt auch ganz vielversprechend (und wird von einem Sprachenbastler entwickelt); ich habe das Programm aber bisher nicht ausprobiert. Ansonsten gibt es noch den Online-Dienst ConWorkShop, der angeblich ähnliche Funktionen hat, wo man sich aber registrieren muss und den ich auch nicht persönlich kenne.

    Es gibt seit heute eine neue Version vom Frequentizer, die jetzt auch die Grundzüge von Silbenstrukturen versteht und deshalb viel detailliertere Statistiken anzeigen kann als vorher. Zum Beispiel kann man jetzt Anfragen stellen wie "Vokale in Silben, die weder am Wortanfang noch am Wortende liegen" oder "Silbenanlaute in Silben am Wortende" (letztere Anfrage würde dabei nicht nur einzelne Konsonanten, sondern auch Konsonantengruppen und leere Anlaute berücksichtigen). Außerdem zeigt das Programm die Ergebnisse jetzt auch visuell in einem hübschen Diagramm an, und es hat eine echte Lizenz bekommen (CC-BY-SA).

    In Unicode gibt es tatsächlich ein vordefiniertes Zeichen U+01DF LATIN SMALL LETTER A WITH DIAERESIS AND MACRON. Die Unterstützung durch Schriftarten scheint auch relativ gut zu sein; bei mir (Mac OS 10.7) ist das Zeichen u.a. auch in Arial, Tahoma und Times New Roman enthalten:
    ǟ


    Alternativ könntest du auch die Variante æ ǣ nehmen...

    Ich habe neulich ein bisschen in Javascript herumgebastelt. Die Ergebnisse könnten für andere Sprachenbastler von Interesse sein, also poste ich sie mal hier:


    The Derivizer.
    Ein kleines Programm, dass beim Ausbauen und Erweitern des Wortschatzes einer Sprache helfen soll. Es erstellt aus einer Liste von Wurzelwörtern und einer Liste von derivationalen Affixen pro Durchlauf ein paar zufällige abgeleitete und/oder zusammengesetzte Wörter, für die man dann gezielt nach schönen idiomatischen Bedeutungen brainstormen kann. Ich finde es dann besonders nützlich, wenn ich gezielt nur einen Teil meines existierenden Vokabulars eingebe - zum Beispiel nur Substantivwurzeln aus einem bestimmten semantischen Feld sowie die an diese Sorte von Wurzeln anknüpfbaren Ableitungsaffixe.


    The Frequentizer.
    Wer eine korpusbasierte Frequenzanalyse der einzelnen Laute in einem bzw. allen Texten seiner Sprache durchführen möchte, kann dafür dieses Programm verwenden. Es kann u.a. (1) die Häufigkeit der Laute getrennt nach Vokalen und Konsonanten auswerten (wobei man selbst definieren kann, welche Buchstaben für einen Vokal stehen), (2) selbstdefinierte Di- und Trigraphen zu einem einzigen Laut zusammenfassen, und (c) kommt in gewissem Maße mit verschiedenen Schreibweisen für den gleichen Laut klar, z.B. wenn man Vokale mit bzw. ohne Akzent nicht einzeln zählen will.


    Ich hoffe, ihr findet die beiden Skripte nützlich. Bisher gibt es noch keine wirkliche Dokumentation, aber mit meinen Beispieldaten müsste das meiste selbsterklärend sein. Viel Spaß!


    (Beide Tools sind Beta-Versionen, also garantiere ich für nichts. Wenn ihr Fehler findet oder Erweiterungsvorschläge habt, sagt Bescheid...)

    Noch eine kurze Ergänzung zu Ergativsprachen:


    Zitat von Diogenes

    Ergativsprachen kennen (soweit ich weiß) keine Diathese, also die Unterscheidung zwischen Aktiv und Passiv


    Das stimmt nicht ganz. Es gibt in Ergativsprachen zwar tatsächlich kein Passiv, aber dafür ein Antipassiv. Dabei wird (meistens durch eine zusätzliche Markierung am Verb) das Subjekt dann doch wieder zu einem Agens, und das Patiens wird gelöscht (bzw. kann in manchen Sprachen optional in Form einer Adpositionalkonstruktion genannt werden). Morphologisch funktioniert das Ganze also ziemlich ähnlich wie ein typisches Passiv - das Verb wird intransitiv und das Objekt wird zum Subjekt -, aber semantisch ist es das genaue Spiegelbild davon. Ein Beispiel:


    Nominativsprache:
    Aktiv transitiv: Hund-NOM beißen-3SG.AKTIV Mann-AKK "Der Hund beißt den Mann."
    Aktiv intransitiv: Hund-NOM beißen-3SG.AKTIV "Der Hund beißt (irgendwen)." (Akkusativ-Objekt weggelassen)
    Passiv: Mann-NOM beißen-3SG.PASSIV "Der Mann wird gebissen."
    Passiv mit Agens: Mann-NOM beißen-3SG.PASSIV von Hund-DAT "Der Mann wird vom Hund gebissen." (Agens kann optional hinzugefügt werden)


    Ergativsprache:
    Aktiv transitiv: Mann-ABS beißen-3SG.AKTIV Hund-ERG "Der Mann wird vom Hund gebissen."
    Aktiv intransitiv: Mann-ABS beißen-3SG.AKTIV "Der Mann wird gebissen." (Ergativ-Objekt (=Agens) weggelassen)
    Antipassiv: Hund-ABS beißen-3SG.ANTIPASSIV "Der Hund beißt."
    Antipassiv mit Patiens: Hund-ABS beißen-3SG.ANTIPASSIV in Mann-DAT "Der Hund beißt in den Mann." (Patiens kann optional hinzugefügt werden, geht nicht in allen Ergativsprachen)


    Übrigens: In den Beispielen habe ich SVO-Wortstellung benutzt, damit man Nominativ- und Ergativsprachen besser vergleichen kann. Es ist aber offensichtlich ein sprachliches Universalium, dass Ergativsprachen nie zusammen mit einer Standard-Wortstellung von SVO auftreten. Bei allen bekannten Ergativsprachen stehen standardmäßig Subjekt und Objekt auf der gleichen Seite des Verbs (LINK; die dort angegebene Ausnahme Georgisch ist nur teilweise ergativisch).

    Vimal ist näher dran als Diogenes. Es geht nicht um einen Themavokal (das wäre ein Vokal, der dazu dient, verschiedene Verbformen oder Konjugationen auf der formalen Ebene voneinander zu unterscheiden, der aber keine wirkliche inhaltliche Bedeutung hat - z.B. die Vokale a, e, i, nach denen die lateinischen A-, E-, und I-Konjugationen benannt sind und die man auch im Spanischen oder Französischen noch findet), sondern um die grammatikalische Möglichkeit, ein an der Handlung relativ zentral beteiligtes Objekt direkt ins Verb einzubauen, statt es als eigenständiges Substantiv zu erwähnen. In gewisser Weise ist das ähnlich wie bei den deutschen Wörtern "radfahren", "staubsaugen", "ehebrechen" oder "haushalten"; es kommt im Tsemehkiooni aber viel systematischer vor und hat ein paar interessante Auswirkungen darauf, wie bestimmte Satzkonstruktionen inhaltlich zu interpretieren sind.


    Ich hatte zu Beginn dieses Tutorials im Rahmen meiner Vorüberlegungen zur Ästhetik und Typologie angedeutet, dass das Tsemehkiooni die Richtung einer Bewegung am Verb markieren soll. Auch das ist eine relativ typische Eigenschaft vieler nordamerikanischer Sprachen. Es klingt aber exotischer, als es ist, denn in einer einfachen Form gibt es Richtungsangaben am Verb auch im Deutschen, und zwar bei Verben wie "hineingehen", "herauskommen" oder auch "weglaufen". Sie alle enthalten neben der Wortwurzel, die die Art der Bewegung beschreibt, ein Präfix, das die Richtung angibt: "hinein-", "heraus-", "weg-". (Eine Besonderheit des Deutschen, auf die ich hier nicht weiter eingehen will, ist übrigens die, dass man diese Präfixe je nach Satzbau auch abtrennen kann: "Ich gehe in das Haus hinein.")


    Wenn man sich diese Präfixe im Deutschen genau anschaut, dann stellt man fest, dass es davon gar nicht so wenige gibt, und dass ihre Bedeutungen zum Teil schon recht speziell sind: "Hinein" zum Beispiel gibt an, dass die Bewegung vom Standpunkt des Betrachters weg bis ins Innere eines Ziels reicht und dass dieses Ziel die Form eines Containers oder einer abgegrenzten Fläche haben muss. "Hervor" beschreibt eine Bewegung auf den Betrachter zu, die an einem Punkt beginnt, der hinter etwas Anderem versteckt liegt und daher nicht einsehbar ist.


    Mit ein bisschen gutem Willen lassen sich auch Präfixe wie "bei-" in "beimischen" oder "an-" in "anbringen" als Richtungsangabe interpretieren. Hier ist es allerdings schon deutlich schwieriger, die Bedeutung genau zu definieren. Vertauschen wir einmal die Elemente: Bedeutet "bei-" in "beibringen" wirklich noch "in die Nachbarschaft von"? Bedeutet "an-" in "anmischen" wirklich noch "in Berührung mit"? Aus diesen Komplikationen lässt sich ablesen, dass das Deutsche die Richtungsmarkierungen nicht systematisch verwendet: Solche unvorhersehbaren Bedeutungsänderungen von Wort zu Wort sind typisch für derivationale Bildungen (also: "Ableitungen"), bei denen die Bedeutung des Prä- oder Suffixes sozusagen an die Bedeutung des Grundworts "angeklebt" wird, so dass die zusammengesetzte Form als inhaltliche Einheit wahrgenommen wird und dementsprechend auch unabhängig von anderen Bildungen mit dem gleichen Grundwort ihre Bedeutung verändern kann.


    Was ich mir für das Tsemehkiooni vorstelle, soll da ein bisschen regelmäßiger sein, so dass man im Normalfall tatsächlich davon ausgehen kann, dass ein Bewegungsmarker eine Bewegung in die entsprechende Richtung beschreibt. Wie sieht das nun konkret aus? Schauen wir uns als einfachste Beispiele die Sätze 10 ("The sun is rising now") und 19 ("The rain came down") an. Beide Sätze werden gebildet, indem man die einfachen Aussagen "Die Sonne scheint gerade" bzw. "Es regnete" durch Bewegungspräfixe ergänzt, die sich in etwa mit den deutschen Wörtern "hinauf" bzw. "herab" übersetzen lassen (allerdings zusätzlich mit der Assoziation von großer Höhe - wenn es nur um einen Höhenunterschied von wenigen Metern ginge, dann würde man im Tsemehkiooni eine andere Bewegungsangabe verwenden):


    Šireehtaawat.
    [?i??e?ç?ta?w?t]
    š-ireeh-taawa-t
    3SG.EVENT-hoch_hinauf-Sonnenschein-DUR
    "Die Sonne geht gerade auf."
    (wörtlich: "Die Sonne steigt zur Zeit in die Höhe.")


    Šageššoogun.
    [?a??????o??un]
    š-ageeh-šoogu-on
    3SG.EVENT-herab_aus_großer_Höhe-Regen-PAST
    "Der Regen fiel herab (aus großer Höhe)."


    (Im zweiten Beispielsatz verschmilzt das //h// mit dem folgenden /?/, und der vorherige Vokal, der nun vor einem Doppelkonsonanten steht, wird deshalb gekürzt.)


    So weit so gut. Nehmen wir als nächstes ein paar Sätze in Angriff, bei denen es ein echtes Subjekt gibt, das man sich nicht aus der Verbbedeutung erschließen muss. Die Beispielsätze 15-17 eignen sich dafür gut als Ausgangspunkt, wobei ich sie der Einfachheit halber etwas abändere:


    15. The dog jumped up.
    16. The dog jumped onto the table.
    17. The dog walked away.


    Pšimnaa?on awanaawe.
    [p??m?na???n ?awa?na?we]
    p-?ši-Ø-?mnaa?-on awanaawe
    3SG.EVENT-aufwärts_in_stehende_Position-Ø-springend-PAST Hund
    "Der Hund sprang auf."


    Paruuwamnaa?on awanaawe.
    [pa??u?w?m?na???n ?awa?na?we]
    p-aruuw-Ø-?mnaa?-on awanaawe
    3SG.EVENT-aufwärts_auf_horizontale_Ebene-Ø-springend-PAST Hund
    "Der Hund sprang auf den Tisch."
    (wörtlich eigentlich nur: auf eine erhöhte ebene Fläche)


    Psaga?meenon awanaawe.
    [?psa????me?n?n ?awa?na?we]
    p-saga?-Ø-meeno-on awanaawe
    3SG.EVENT-weit_weg-Ø-gehend-PAST Hund
    "Der Hund ging weg."


    Hierzu sind eine ganze Menge Erläuterungen fällig. Das fängt schon mit dem Hund an; das Wort awanaawe, das ich hier mit "Hund" übersetzt habe, ist nämlich eigentlich auch ein Verb. Mehr dazu ein anderes Mal; konzentrieren wir uns für heute auf die Bewegungsangaben. Wer die Aufschlüsselung der Verben genau gelesen hat, dem sollte aufgefallen sein, dass ich jeweils ein leeres Element ("-Ø-") gefolgt von einem Partizip ("springend", "gehend") angegeben habe. Was hat es damit auf sich? Hätte ich nicht besser einfach "springen" oder "gehen" schreiben sollen? Die Antwort lautet, dass die entsprechenden Morpheme, -?mnaa?- und -meeno-, keine Verbwurzeln sind, sondern Suffixe, die die Art und Weise einer Bewegung angeben, ähnlich wie die beiden Wiederholungsmarker aus dem letzten Post. Man kann sie nicht ohne ein Richtungspräfix wie -?ši- "aufwärts in stehende Position", -aruuw- "aufwärts auf eine horizontale Ebene" oder -saga?- "vom Sprecher weg" benutzen, da das Wort sonst nicht vollständig wäre. Statt dessen (oder zusätzlich) kann man sie auch an eine echte Verbwurzel anhängen; z.B. würde man einen Sprungwurf beim Basketball als auf_ein_unbewegtes_Ziel_zu-werfen-springend ausdrücken. Bei "einfachen" Bewegungen, die durch die Bedeutung des Suffixes bereits ausreichend beschrieben werden, kommt das Tsemehkiooni aber wie in den obigen Beispielsätzen ohne eine Verbwurzel aus, sofern ein Richtungspräfix vorhanden ist, mit dem das Suffix einen zweiteiligen Wortstamm bilden kann. Dieses Detail, das ich im Rahmen der Vorüberlegungen schon einmal kurz erwähnt hatte, habe ich mir übrigens beim Maidu und anderen Indianersprachen aus Nordkalifornien abgeschaut: Auch dort wird die Bedeutung von vielen Bewegungsverben aus jeweils zwei Elementen zusammengesetzt, die die Richtung und die Art der Bewegung angeben, die aber keine echte Verbwurzel sind und deshalb nicht alleine für sich stehen können - so lassen sich etwa im Maidu die Wortstämme widój "hochziehen" und wiwáj "teilen" aufschlüsseln in ein Art-und-Weise-Präfix (wi- "mit der Hand") und jeweils unterschiedliche Richtungssuffixe (-doj "herauf" und -waj "auseinander").


    (Zu den Art-und-Weise-Markierungen im Tsemehkiooni werde ich bei Gelegenheit auch noch einiges mehr schreiben.)


    Bleibt noch zu ergänzen, dass die obigen Beispiele noch kaum ausreichen, um einen Eindruck von der ganzen Bandbreite an verfügbaren Richtungspräfixen im Tsemehkiooni zu vermitteln. Es soll insgesamt einmal an die hundert verschiedene davon geben, so dass man durch die Wahl der entsprechenden Richtungsangabe schon sehr genau spezifizieren kann, wie eine Bewegung genau abläuft, wo Start- und/oder Zielpunkt liegen und wie diese beschaffen sind. (Deshalb musste ich im vorletzten Beispielsatz auch nicht explizit angeben, dass der Hund auf einen Tisch gesprungen ist; normalerweise sollte man nämlich aus dem Kontext erschließen können, welche horizontale Ebene gemeint ist.) Als Vorbild für diese sehr speziellen Bewegungsangaben dienen einige in British Columbia gesprochene Sprachen - so gibt es z.B. im Kwakwala (einer Wakash-Sprache) die Suffixe -?s "in ein Boot hinein", -(x)s?nd "vom Feuer weg", -(x)tâ "auf die Spitze eines langen Stabes" oder -weneka?a "eins über das andere", und das Nisgha (eine Tsimshian-Sprache) hat Präfixe wie ?p?- "bis zur Mitte", l??- "gleichermaßen an beiden Enden", tq’al?- "flussaufwärts" oder hasp?- "mit der runden Seite nach oben". (Interessant ist hier übrigens auch, dass viele Richtungsangaben in diesen beiden Sprachen die natürliche Umgebung am Westhang der Rocky Mountains wiederspiegeln, die von engen und steilen Flusstälern geprägt ist und wo das Kanu für die Ureinwohner lange das Hauptverkehrsmittel darstellte. Da ich aber noch nicht genau weiß, wo in meiner Welt das Tsemehkiooni gesprochen werden soll, kann ich so etwas im Moment leider noch nicht mit einbauen...)


    Lassen wir also den Hund noch ein paar andere Dinge tun, die durch unterschiedliche Kombinationen von Richtungsangabe und Art-und-Weise-Angabe ausgedrückt werden können:


    Pšihme?on awanaawe.
    [?p??m?????n ?awa?na?we]
    p-?ši-Ø-hme?-on awanaawe
    3SG.EVENT-aufwärts_in_stehende_Position-Ø-sanfte_Wiederholung-PAST Hund
    "Der Hund stand wieder auf."


    Pšikkion awanaawe.
    [?p??kki??n ?awa?na?we]
    p-?ši-Ø-kki-on awanaawe
    3SG.EVENT-aufwärts_in_stehende_Position-Ø-plötzliche_Wiederholung-PAST Hund
    "Der Hund stand/sprang plötzlich wieder auf."


    (Man beachte, wie die Plötzlichkeit der Wiederholung hier impliziert, dass die Bewegung schnell und abrupt wie ein Sprung abgelaufen ist.)


    Ponda?naron awanaawe.
    [p?n?d??na???n ?awa?na?we]
    p-onda-Ø-?nara-on awanaawe
    3SG.EVENT-vor_und_zurück-Ø-schnell_laufend-PAST Hund
    "Der Hund rannte hin und her."


    Paska?naron awanaawe.
    [p?s?k??na???n ?awa?na?we]
    p-ska-Ø-?nara-on awanaawe
    3SG.EVENT-im_Kreis-Ø-schnell_laufend-PAST Hund
    "Der Hund rannte im Kreis herum."


    Puro?amnaa?on awanaawe.
    [pu??o??m?na???n ?awa?na?we]
    p-uro?-Ø-?mnaa?-on awanaawe
    3SG.EVENT-aus_Behälter_heraus-Ø-springend-PAST Hund
    "Der Hund sprang aus dem Korb hinaus."


    Pwagamnaa?on awanaawe.
    [?pwa??m?na???n ?awa?na?we]
    p-wak-Ø-?mnaa?-on awanaawe
    3SG.EVENT-ins_Wasser-Ø-springend-PAST Hund
    "Der Hund sprang ins Wasser."


    P?enemeenon awanaawe.
    [?p?ene?me?n?n ??awa?na?we]
    p-ten?-Ø-meeno-on awanaawe
    3SG.EVENT-in_abgegrenzten_Raum-Ø-gehend-PAST Hund
    "Der Hund ging ins Haus hinein."


    Der letzte Satz könnte je nach Kontext auch z.B. als "Der Hund ging auf eine umzäunte Wiese" interpretiert werden. Falls nötig, könnte man diese Bedeutungen natürlich dadurch auseinanderhalten, dass das Haus bzw. die Wiese als eigenes Wort im Satz auftaucht. Im Tsemehkiooni gibt es aber noch eine andere Möglichkeit, nämlich die, ein Thema ins Verb mit einzubauen. Wie das geht, erkläre ich beim nächsten Mal (und ich nehme mir vor, dafür nicht wieder drei Wochen zu brauchen...)


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    Nächster Post:
    Verben mit eingebautem Thema

    Der Fachbegriff wäre "Lexem". Der Wikipedia-Artikel zum Lexem nennt als mögliche Synonyme noch "Wortschatzelement" und "lexikalische Einheit"; v.a. ersteres gefällt mir ganz gut als einigermaßen selbsterklärender Begriff. Falls du dich vor allem auf die Wörterbuchebene und weniger auf den mentalen Wortschatz beziehen möchtest, könnte evtl. auch "Lemma" passen.


    Nachdem wir das Zeitensystem entwickelt haben, wollen wir uns nun der Frage zuwenden, wie sich Situationen mit einer komplexeren Zeitstruktur ausdrücken lassen. Wir kennen ja bereits zwei Aspektmarkierungen (-k- momentan und -t- durativ), die beschreiben, ob ein Ereignis kürzer oder länger andauert. Natürlich kann man diese Marker nicht nur in der Gegenwart verwenden, sondern auch in einer Vergangenheits- oder Zukunftsform:


    Štaawagwon.
    [??ta?wa??w?n]
    š-taawa-k-won
    3SG.EVENT-Sonnenschein-MOM-RECENT.PAST
    "Die Sonne war gerade am Scheinen (gestern bzw. letzte Woche)."


    Štaawatke.
    [??ta?w??txe]
    š-taawa-t-:ke
    3SG.EVENT-Sonnenschein-DUR-NEAR.FUTURE
    "Die Sonne wird für längere Zeit scheinen (morgen bzw. in den nächsten Tagen)."
    Oder auch: "Das Wetter in den nächsten Tagen wird schön."



    Es soll im Tsemehkiooni aber noch weitere Marker geben, mit denen man die Zeitstruktur des Ereignisses genauer beschreiben kann. Zwei davon habe ich in ihrer Bedeutung schon erwähnt, nämlich den inchoativen Aspekt, der angibt, dass sich das Verb auf den Anfang eines Ereignisses bezieht, und den terminativen Aspekt, der auf das Ende eines Ereignisses Bezug nimmt. Beide Marker nehmen die gleiche Position in der Verbschablone ein wie die Suffixe für momentanen und durativen Aspekt; sie können also nicht mit diesen kombiniert werden.


    Für den inchoativen Aspekt wähle ich das Suffix -ats-, dessen Verwendung ich zur Abwechslung mal mit einem anderen Wetter-Zustand illustrieren möchte:


    Šošoogwadzon.
    [?o??o??wa?dz?n]
    š-šoogu-ats-on
    3SG.EVENT-Regen-INCH-PAST
    "Es begann zu regnen (damals, vor ein paar Wochen bzw. Monaten)."


    (Neben den schon bekannten phonologischen Regeln, dass //ts// zwischen Vokalen zu [dz] wird und dass //u// vor einem anderen Vokal als [w] erscheint, sehen wir hier eine neue Regel am Werk: Tsemehkiooni erlaubt nämlich keine Dopplungen des gleichen Konsonanten am Wortanfang, deshalb wird zwischen den beiden /?/ ein Füllvokal eingeschoben, der die gleiche Qualität wie der Vokal der folgenden Silbe bekommt.)


    Den terminativen Aspekt, den ich mit dem Suffix -h?- markieren werde, können wir mit einem Beispiel illustrieren, das auch in der Sammlung von Testsätzen vorkommt (Nr. 21: "The rain has stopped"):


    Šošooguhron.
    [?o??o??u?r??n]
    š-šoogu-h?-ron
    3SG.EVENT-Regen-TERM-IMMEDIATE.PAST
    "Es hat aufgehört zu regnen."


    Ich verwende in diesem Satz übrigens bewusst die unmittelbare Vergangenheit, um anzugeben, dass das Ereignis tatsächlich bereits abgeschlossen ist; der terminative Aspekt alleine könnte auch bedeuten, dass die letzten Regentropfen noch in der Luft sind.


    Šošooguho.
    [?o??o??u?ho]
    š-šoogu-h?
    3SG.EVENT-Regen-TERM
    "Es hört auf zu regnen."



    Eine andere Art von komplexerer Zeitstruktur wird in Testsatz 6 ("The sun is shining again") angesprochen: die Wiederholung eines Ereignisses. In manchen Sprachen gibt es einen eigenen iterativen Aspekt dafür. Für das Tsemehkiooni habe ich mich aber entschlossen, einen anderen Weg zu wählen. Und zwar sollen wiederholte Ereignisse durch eine Markierung in Suffixposition 2 (Werkzeug bzw. Bewegungstyp) angegeben werden. Das hat zwei große Vorteile: Erstens kann ich so die Wiederholung mit anderen Aspekten kombinieren, und zweitens kann ich mehrere verschiedene Typen von Wiederholung unterscheiden, indem ich z.B. für sanfte, graduell eintretende Wiederholungen einen anderen Marker verwende (-hme?-) als für plötzliche, schockartig wiederholte Ereignisse (-kki-).


    Štaawahme?ke.
    [??ta?w??m???ke]
    š-taawa-hme?-k
    3SG.EVENT-Sonnenschein-sanfte_Wiederholung-MOM
    "Die Sonne scheint wieder."


    (Man beachte den angehängten Füllvokal, weil das Wort nicht mit /?k/ enden darf.)


    Šošooguhme?tswon.
    [?o??o??u?m???tsw?n]
    š-šoogu-hme?-ats-won
    3SG.EVENT-Regen-sanfte_Wiederholung-INCH-RECENT.PAST
    "Es fing schon wieder an zu regnen (gestern bzw. letzte Woche)."


    Šošoogukkiatswon.
    [?o??o???kki?atsw?n]
    š-šoogu-kki-ats-won
    3SG.EVENT-Regen-plötzliche_Wiederholung-INCH-RECENT.PAST
    "Es gab schon wieder einen Wolkenbruch (gestern bzw. letzte Woche)."


    (Im letzten Beispiel wird das //i// nicht zu [j] reduziert, weil das doppelte //kk// nur zwischen zwei vollwertigen Vokalen stehen kann.)


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    Nächster Post:
    Bewegung

    "Ende vom Sprachenbasteln"? Bis dahin ist es ganz schön weit... nach meiner Erfahrung kommt man mit einer Sprache eigentlich nie an ein Ende, weil man immer noch mehr Wörter erfinden oder genauer über die Verwendung bestimmter Konstruktionen je nach Gesprächssituation nachdenken kann. Selbst so langlebige fiktive Sprachen wie das seit über 30 Jahren bebastelte Verdurisch von Mark Rosenfelder sind noch längst nicht "fertig".


    Man kann aber natürlich an einem bestimmten Punkt sagen, dass das, was man hat, für die eigenen Zwecke ausreicht. Ich selbst arbeite meistens ungefähr so lange ausführlicher an einer Sprache, bis die wichtigsten Grundzüge der Grammatik beschrieben sind, ein paar hundert Wörter existieren und ich ein bis zwei kurze Texte (z.B. Fabeln) übersetzt habe. Von da ausgehend kann ich dann relativ leicht immer mal ein paar Wörter hinzuerfinden oder einen neuen Text übersetzen, wenn ich Lust dazu habe, und das reicht aus, um Häppchen der Sprache in eine Weltenbeschreibung einfließen zu lassen. Bis dahin möchte ich mit dem Tsemehkiooni auf jeden Fall auch kommen.


    (Bei meinen bisher am weitesten entwickelten Sprachen Buruya Nzaysa und Tmaśareʔ merke ich zur Zeit, dass mir der erreichte Stand auf Dauer wohl doch noch nicht reicht...)

    Erstmal vielen Dank für die positiven Rückmeldungen und sorry für die lange Pause! Keine Angst, es geht auf jeden Fall weiter. Diese Woche steht weniger Arbeit an als zuletzt, da sollte ich eigentlich genug Zeit für den nächsten Beitrag haben...

    Die nächsten Beispielsätze beschäftigen sich damit, das Ereignis in verschiedenen Zeitstufen auszudrücken. Ein guter Anlass, das geplante "detaillierte System an Zeitformen" zu entwerfen und zu testen.


    Einige Sprachen in Nordamerika kennen nicht nur jeweils eine Form der Vergangenheit bzw. der Zukunft, sondern eine ganze Reihe davon. Diese Formen unterscheiden sich meistens darin, dass sie einen unterschiedlichen Abstand zwischen dem beschriebenen Ereignis und der Gegenwart ausdrücken. So kennt etwa das Washo (Nevada/Kalifornien) die folgenden sieben unterschiedlichen Zeit-Suffixe:



    Spannende Punkte an dieser Aufteilung sind u.a. die Abhängigkeit der entfernten Vergangenheitsformen vom Alter des Sprechers (wobei noch die Frage zu klären bleibt, wer wohl welche Form benutzt, wenn z.B. Kinder mit ihren Großeltern über Ereignisse aus deren Kindheit reden) und die Tatsache, dass es vier Vergangenheitsformen gibt, aber nur drei Zukunftsformen (was damit zusammenhängt, dass die Sprecher einer Sprache in der Regel vergangene Ereignisse genauer in der Zeit einordnen können als zukünftige Ereignisse, besonders in einer vormodernen Kultur, in der noch nicht der Terminkalender den Alltag beherrscht). Wo genau die Grenzen zwischen den verschiedenen Zeitformen liegen, variiert sowohl situationsbedingt als auch zwischen unterschiedlichen Sprachen mit ähnlichen Systemen. Mithun nennt als Vergleich die Muskogee-Sprache Creek (Florida/Alabama), die fünf Vergangenheiten und nur zwei Zukünfte kennt. Außerdem ist auffällig, dass die unterschiedlichen Zeitformen, je weiter sie von der Gegenwart entfernt sind, jeweils eine größere Zeitskala aufweisen.


    Ein ähnliches Zeitensystem möchte ich auch im Tsemehkiooni einbauen. Ich beschließe, die Zeiten konsequent nach ihrem jeweiligen Maßstab einzuteilen. Dabei verwende ich natürliche Rhythmen als Richtlinie, weil die erlebte Zeit ja auch von uns kalendergeprägten modernen Menschen noch weitgehend in diesem Rahmen interpretiert wird:

    • weit entfernte Vergangenheit (in Generationen bemessen): Das Ereignis ist länger her als ein paar Jahrzehnte, abhängig vom Alter des Sprechers und der Zuhörer.

    • entfernte Vergangenheit (in Jahren bemessen): Das Ereignis ist länger her als der letzte Sommer bzw. Winter (genauer: als die letzte der aktuellen Jahreszeit entgegengesetzte Jahreszeit).

    • mittlere Vergangenheit (in Monaten bemessen): Das Ereignis ist länger her als ein paar Tage. Diese Zeitform wird auch als Standard-Vergangenheit benutzt, wenn man nicht genau weiß, wie lange ein Ereignis her ist, von dem man nur gehört hat.

    • nahe Vergangenheit (in Tagen bemessen): Das Ereignis ist mindestens einige Stunden her, aber nicht länger als ca. zwei Wochen.

    • unmittelbare Vergangenheit (in Situationen bemessen): Das Ereignis fand am gleichen Tag statt, typischerweise in der Zeit seit der letzten Mahlzeit.

    • Gegenwart

    • unmittelbare Zukunft (in Situationen bemessen): Das Ereignis wird noch am gleichen Tag stattfinden, typischerweise innerhalb der nächsten paar Stunden.

    • nahe Zukunft (in Tagen bemessen): Das Ereignis wird innerhalb der nächsten paar Tage bzw. Wochen stattfinden.

    • ferne Zukunft (in Monaten, Jahren oder Generationen bemessen): Das Ereignis wird irgendwann in der Zukunft stattfinden, aber nicht innerhalb der nächsten ca. zwei Wochen.


    Zwischen diesen Kategorien kann (und soll) es auch einige Überschneidungen geben, so dass man auch bei einem schon explizit festgesteckten Zeitrahmen durch die Wahl der einen oder eben der anderen Zeitform noch feine semantische Unterschiede ausdrücken kann. So könnte z.B. ein Großvater, der den Enkeln Geschichten aus seiner eigenen Kindheit erzählt, die in Jahren bemessene Vergangenheit verwenden, um auszudrücken, dass er selbst diese Dinge noch erlebt hat, oder die in Generationen bemessene Vergangenheit, um zu betonen, dass diese Dinge lange vor der Geburt der Enkel passiert sind. Genauer werde ich darüber später einmal nachdenken.


    Was die tatsächlichen Formen dieser verschiedenen Zeitstufenmarker angeht, ist zu beachten, dass sie in sehr sehr vielen konjugierten Verben ganz am Ende stehen und deshalb den ästhetischen Eindruck der Sprache stark prägen werden. Wir müssen sie also sehr sorgfältig auswählen. Außerdem möchte ich gerne den Eindruck erwecken, dass das Zeitensystem aus einem ursprünglich weniger stark differenzierten System entstanden ist, das nur zwei oder drei Zeitformen enthielt. Das geht am besten, indem ich bestimmte phonetische Elemente halb-systematisch mehrfach verwende. Mein Entwurf sieht folgendermaßen aus:

    • weit entfernte Vergangenheit: -dzi?

    • entfernte Vergangenheit: -wi

    • mittlere Vergangenheit: -on

    • nahe Vergangenheit: -won

    • unmittelbare Vergangenheit: -ron

    • Gegenwart: Ø (unmarkiert)

    • unmittelbare Zukunft: -ske

    • nahe Zukunft: -:ke

    • ferne Zukunft: -:se


    Die Doppelpunkte vor den beiden letzten Suffixen geben an, dass ein direkt vorhergehender kurzer Vokal lang wird und außerdem die Betonung auf diesen Vokal fällt, was wiederum bewirken kann, dass ein früher im Wort zu findender langer Vokal gekürzt wird (siehe Beispiele).


    Nehmen wir also unseren Satz "Die Sonne scheint" und setzen ihn in die verschiedenen Zeitformen. Da es jeweils um tatsächliche Ereignisse gehen soll, benutze ich das EVENT-Personenpräfix. Außerdem haben die Beispiele alle keine Aspektmarkierung, weil ich mir überlegt habe, dass die im Tsemehkiooni nur in der Gegenwart immer angegeben werden muss, während man sie in anderen Zeiten üblicherweise weglässt und nur zur Betonung bestimmter Aspektverhältnisse optional hinzufügen kann.


    Štaawadzi?.
    [??ta?wa?dz??]
    š-taawa-dzi?
    3SG.EVENT-Sonnenschein-REMOTE.PAST
    "Die Sonne schien (vor langer langer Zeit)."


    Štaawagi.
    [??ta?wa??i]
    š-taawa-wi
    3SG.EVENT-Sonnenschein-DISTANT.PAST
    "Die Sonne schien (damals, vor ein paar Jahren)."


    Moment mal - da hat sich doch das Suffix verändert! Sollte das Wort nicht štaawawi heißen? Ja, sollte es eigentlich. Das klingt aber nicht so schön und schleift die Silben zu sehr ineinander, so dass ich beschlossen habe, hier eine morphophonemische Regel anzuwenden, und zwar eine neue, die ich bisher noch nicht beschrieben hatte. Wenn also ein //w// zwischen zwei unbetonten kurzen Vokalen steht und davor wiederum ein [w] auftaucht (man beachte den Unterschied zwischen doppelten Schrägstrichen und eckigen Klammern!), dann verliert dieses //w// seine Lippenrundung und wird zu einem [?], das als Allophon des Phonems /g/ interpretiert und darum g geschrieben wird. (Einen solchen Prozess, bei dem zwei benachbarte Laute einander weniger ähnlich werden, nennt man Dissimilation; das Gegenstück dazu wäre die Assimilation.)


    Štaawon.
    [??ta?w?n]
    š-taawa-on
    3SG.EVENT-Sonnenschein-PAST
    "Die Sonne schien (damals, vor ein paar Wochen bzw. Monaten)."


    Zwei kurze Anmerkungen auch hier: Erstens verschmilzt das //a// aus dem Wortstamm mit dem //o// aus dem Suffix zu einem einfachen o. Das gleiche würde auch mit einem //e// oder einem //o// passieren, während //i u// erhalten blieben (und zu den Halbvokalen [j w] verkürzt würden). Zweitens nehme ich als Abkürzung für die Glossierung nur PAST, da ja, wie ich oben beschrieben habe, die "mittlere, in Monaten bemessene Vergangenheit" auch als Standard-Vergangenheitsform benutzt wird.


    Die obige Form sieht auf den ersten Blick so aus, als würde sie mit der nahen Vergangenheit zusammenfallen, da diese ja die Endung -won hat. Das ist aber nicht der Fall, denn zum einen gehört das w oben ja zum Stamm, und zum anderen greift in der nahen Vergangenheit wieder die w-Dissimilation:


    Štaawagon.
    [??ta?wa???n]
    š-taawa-won
    3SG.EVENT-Sonnenschein-RECENT.PAST
    "Die Sonne schien (gestern bzw. letzte Woche)."


    Štaawaron.
    [??ta?wa???n]
    š-taawa-ron
    3SG.EVENT-Sonnenschein-IMMEDIATE.PAST
    "Die Sonne hat vorhin geschienen."


    In der Gegenwart würde man wie gesagt eine Aspektform verwenden, dafür würde aber kein Zeitsuffix angehängt. Die zwei wichtigsten Formen habe ich im vorherigen Beitrag schon präsentiert, daher weiter mit der Zukunft:


    Štaawaske.
    [??ta?w?s?ke]
    š-taawa-ske
    3SG.EVENT-Sonnenschein-IMMEDIATE.FUTURE
    "Die Sonne wird bald scheinen."


    Achtung, jetzt kommen die beiden oben erwähnten Endungen -:ke und -:se, die den vorhergehenden Vokal verlängern und die Betonung ändern, die jetzt auf der zweiten Silbe liegt. Achtet also einmal genau auf den Unterschied in meiner Transkription zwischen der ersten und dritten Zeile! (In der Form für die nahe Zukunft findet außerdem die Regel Anwendung, dass stimmlose Plosive zwischen Vokalen stimmhaft werden.)


    Štawaage.
    [?ta?wa??e]
    š-taawa-:ke
    3SG.EVENT-Sonnenschein-NEAR.FUTURE
    "Die Sonne wird scheinen (morgen bzw. in den nächsten Tagen)."


    Štawaase.
    [?ta?wa?se]
    š-taawa-:se
    3SG.EVENT-Sonnenschein-DISTANT.FUTURE
    "Die Sonne wird scheinen (irgendwann in der Zukunft)."


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    Zeit und Aspekt kombinieren

    So, dann wollen wir mal mit dem praktischen Teil loslegen! Und zwar möchte ich die Sprache sozusagen "im Gebrauch" entwickeln, indem ich mit ein paar einfachen Sätzen beginne und dann nach und nach immer komplexere grammatikalische Zusammenhänge mit einbaue. Das scheint mir gerade für das Tsemehkiooni eine gute Herangehensweise zu sein, weil das Verbsystem mit seinen vielen optionalen Bestandteilen ja Tausende von Kombinationsmöglichkeiten für ein einziges Grundwort ermöglichen wird, so dass man im Voraus gar nicht wirklich überblicken kann, was da wie zusammenpassen könnte und was nicht. (Sicher bleibt das auch später noch ein bisschen unübersichtlich, aber es gibt ja echte Sprachen, die so ähnlich funktionieren, also muss es auch lernbar sein. Keine Panik also...)


    Für diesen Zweck richte ich mich weitgehend nach den Conlang Syntax Test Sentences, die der amerikanische Sprachenbastler Gary Shannon zusammengestellt hat. Die 218 Sätze in dieser Sammlung sind so ausgesucht, dass sie mit einem relativ begrenzten Wortschatz viele wichtige Dinge abfragen, die eine funktionierende Sprache ausdrücken können muss. Einige Sätze werde ich zwar noch umformulieren, weil sie kulturell nicht neutral genug sind, um zum Tsemehkiooni zu passen, aber die grammatischen Unterscheidungen, um die es geht, sind auf jeden Fall eine gute Ausgangsbasis.


    Schauen wir uns die beiden ersten Sätze an:

    • The sun shines.

    • The sun is shining.


    Als erstes denke ich mir eine Wortwurzel aus, mit der ich diese Sätze ausdrücken möchte: -taawa- bedeutet "Sonnenschein". Da es im Tsemehkiooni ja keine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Substantiven und Verben geben soll, kann man auch diese Wurzel auf verschiedene Arten verwenden und dann ggf. je nach Verwendung vielleicht auch mit "Sonne" oder "Licht" oder "scheinen" oder "hell sein" übersetzen, aber das ist hier erstmal noch nicht so wichtig. Die Kernbedeutung ist jedenfalls "Sonnenschein".


    1. Die Sonne scheint. (The sun shines.)
    Dieser Satz beschreibt einen Zustand, der einfach so stattfindet, und zwar in der Gegenwart. Allerdings kann auch eine allgemeingültige Zuschreibung gemeint sein ("Es gehört zum Wesen der Sonne, dass sie scheint"), und der Kontrast zum zweiten Beispielsatz, der auf Englisch im present progressive steht, legt nahe, dass ich diesen ersten Satz nicht zu sehr am "Jetzt" ausrichten sollte. Wie könnte das im Tsemehkiooni aussehen? Werfen wir einen Blick auf die vorläufige Verbschablone:

    • Präfix 1 soll Person und "Modus" ausdrücken. Ersteres ist offensichtlich die 3. Person Singular. Unter "Modus" stelle ich mir eine Unterscheidung vor, die angibt, ob das Wort (a) einen statischen Zustand ausdrückt, also z.B. eine allgemeingültige Aussage oder eine Hintergrundinformation, (b) ein tatsächlich stattfindendes Ereignis beschreibt, also z.B. eine Handlung, ein Resultat aus einer vorherigen Handlung, oder eben ein reales Ereignis, auch wenn diesem vielleicht keine richtige "Handlung" zugrundeliegt, oder ob es sich (c) auf eine hypothetische Situation bezieht, also z.B. einen Wunsch, eine Befürchtung, eine Erwartung oder einen Befehl.
      Diese Unterscheidung zwischen (a), (b) oder (c) soll sich sprachlich so äußern, dass für jede Kategorie ein unterschiedliches Set an Personenmarkierungen verwendet wird. Wir brauchen also ein Präfix 1 mit der kombinierten Bedeutung "3. Person Singular / Zustand". Ich beschließe, diesem Präfix die Form h- zu geben.

    • Präfix 2 soll Umstände, Absicht, Vollständigkeit der Handlung etc. ausdrücken. Da die Sonne normalerweise einfach so scheint, tut sie in diesem Satz genau das, was ich von ihr erwarten würde; ich brauche also nichts extra am Verb zu markieren. Präfix 2 bleibt also leer.

    • Präfix 3 soll die Richtung der Handlung angeben. Das ist in diesem Fall nicht wichtig, bleibt also auch leer.

    • Präfix 4 soll ein "Thema" angeben. Das könnte z.B. die Sonne sein, mit der Überlegung, so das Scheinen der Sonne von einer anderen Art des Scheinens (etwa Kerzenschein) zu unterscheiden. Allerdings habe ich die Wurzel -taawa- so definiert, dass die Beteiligung der Sonne bereits zur Grundbedeutung dazugehört. (Das hat übrigens den Nebeneffekt, dass wir die Sonne auch nicht extra als Subjekt des Satzes nennen müssen, ähnlich wie wir im Deutschen typischerweise "Es regnet" sagen und nicht *"Der Regen regnet".) Präfix 4 bleibt also auch leer.

    • Suffix 1 soll Werkzeug und Bewegungstyp angeben. Ist für Sonnenschein unwichtig, bleibt leer.

    • Suffix 2 soll Aspekt bzw. Modalität angeben. Das ist schon wichtiger, denn unter Aspekt versteht man in der Linguistik genau Unterscheidungen wie "Die Sonne scheint" vs. "Die Sonne ist gerade am Scheinen" (also das, worauf es bei unseren beiden Beispielsätzen ankommt; mehr dazu unten). Allerdings beziehen sich solche Unterscheidungen typischerweise auf tatsächlich stattfindende Ereignisse, und wir haben doch eben beschlossen, dass wir hier die Zustandsform der Personenmarkierung verwenden wollen und gerade nicht die Ereignisform. Tsemehkiooni kann also Zustände ohne ein Suffix 2 ausdrücken, so auch hier.

    • Suffix 3 soll die Diathese angeben, also ob eine Handlung z.B. im Aktiv oder im Passiv betrachtet wird. Erstens ist das für Sonnenschein auch relativ irrelevant, solange wir nicht über jemanden oder etwas sprechen, der/die/das von der Sonne beschienen wird, und zweitens ist die aktive Diathese in den meisten Sprachen der Welt einfach die Standardform, also nicht weiter durch ein Affix markiert. Suffix 3 bleibt demzufolge ebenfalls leer.

    • Suffix 4 soll die Zeit angeben. Da ein allgemeingültiger Zustand sozusagen keine eigene Zeitreferenz hat (und die alternative Betrachtung als "Gegenwart" wieder einen sprachtypologischen Default darstellt), bleibt auch diese Position leer.


    Wir können also jetzt unseren ersten Satz bilden:


    Htaawa.
    [?xta?wa]
    h-taawa
    3SG.STAT-Sonnenschein
    "Die Sonne scheint (für gewöhnlich)."


    Dieses Darstellungsformat werde ich auch für weitere Beispiele verwenden; es basiert auf dem Standardformat für eine sprachwissenschaftliche Interlinearglossierung. In der ersten Zeile steht das Wort in Tsemehkiooni; die zweite Zeile enthält die Aussprache, die dritte Zeile eine Auftrennung des Worts in seine einzelnen Bestandteile (auf der morphophonemischen Ebene, also eigentlich //h-taawa// mit doppelten Schrägstrichen), die vierte Zeile eine Übersetzung jedes einzelnen Bestandteils, wobei grammatikalisierte Bedeutungen als Abkürzung angegeben werden ("3SG.STAT" steht für 3rd person singular stative, also das oben erwähnte "3. Person Singular / Zustand"), und die fünfte Zeile enthält eine sinngemäße deutsche Übersetzung des gesamten Satzes.


    Weiter zum nächsten Satz:


    2. Die Sonne ist gerade am Scheinen. (The sun is shining.)
    Im Gegensatz zum ersten Beispiel geht es hier auf jeden Fall um ein tatsächliches Ereignis, und zwar um eins, das zum gegenwärtigen Zeitpunkt gerade andauert. Wir betrachten die Situation in Bezug auf ihre Zeitstruktur also sozusagen "von innen". Diese Änderung des Blickwinkels nennt man in der Linguistik Aspekt, in diesem Fall: progressiven Aspekt (mit einem Schwerpunkt auf dem "im-Verlauf-Sein" der Situation). Wie man an anderen möglichen Konstruktionen wie rheinisch "Die Sonne war am Scheinen" oder Englisch "The sun will be shining" sehen kann, ist das durchaus auch auf vergangene bzw. zukünftige Situationen anwendbar. Andere typische Aspekte sind z.B. das Aorist, das ein Ereignis "von außen" unter Berücksichtigung seiner Abgeschlossenheit betrachtet (was am besten in der Vergangenheit funktioniert: "Die Sonne schien eine Stunde lang"), das Perfekt, das ein Ereignis rückblickend im Hinblick auf sein Ergebnis betrachtet ("Die Sonne hat geschienen; also ist es jetzt warm"), oder auch Inchoativ (Anfang eines Ereignisses: "Die Sonne beginnt zu scheinen") und Terminativ (Ende eines Ereignisses: "Die Sonne hört auf zu scheinen"). Wie genau Aspektformen verwendet werden, variiert sogar zwischen eng verwandten Sprachen zum Teil beträchtlich, man denke da etwa an die Unterschiede im Gebrauch der einzelnen Formen zwischen Deutsch und Englisch oder auch nur an die Tatsache, dass es die "rheinische Verlaufsform", die ich in meiner deutschen Übersetzung für diesen Beispielsatz benutzt habe, in vielen Regionen Deutschlands und auch in der offiziellen Schriftsprache so nicht gibt.
    Einige Aspekte sollen auch im Tsemehkiooni am Verb gekennzeichnet werden. Um aber nicht genau die gleichen Unterscheidungen zu treffen wie z.B. in der englischen Vorlage, überlege ich mir, dass der hier als Suffix 2 zu verwendende Aspektmarker (geben wir ihm die Form -k-) nicht eine progressive, sondern eine momentane Bedeutung haben soll (abgekürzt MOM). Er soll also aussagen, dass die beschriebene Situation bzw. das beschriebene Ereignis gerade in diesem speziellen Moment relevant ist, unabhängig davon, ob man es von innen oder von außen betrachtet (also quer zur Unterscheidung zwischen progressiv und aoristisch). Kontrastieren soll es mit einem durativen Aspekt, der ebenfalls unabhängig von progressiv vs. aoristisch den Schwerpunkt darauf legen soll, dass das Ereignis bereits länger andauert bzw. noch länger andauern wird.
    Da es sich bei unserem aktuellen Satz ja um die Beschreibung eines tatsächlich stattfindenden Ereignisses handelt, benutzen wir diesmal ein Präfix 1 im Ereignismodus (abgekürzt als EVENT für eventive), wieder in der dritten Person Singular, dem ich die Form š- gebe. Wie im ersten Satz bleiben alle anderen Positionen des Verbs leer:


    Štaawak.
    [??ta?w?k]
    š-taawa-k
    3SG.EVENT-Sonnenschein-MOM
    "Die Sonne ist gerade am Scheinen (in diesem Moment)."


    Einen dritten Satz füge ich noch zusätzlich an, und zwar benutze ich diesmal das gerade erwähnte durative Aspektsuffix (DUR), dem ich die Form -t- gebe:


    Štaawat.
    [??ta?w?t]
    š-taawa-t
    3SG.EVENT-Sonnenschein-DUR
    "Die Sonne scheint (für längere Zeit)."


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    Skizze für das Zeitensystem

    Zum gerundeten <sch> kann ich definitiv sagen, dass das im Westen Deutschlands deutlich häufiger ist als im Osten. Die Lippenrundung spielt übrigens eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Klischees, dass echte Kölner angeblich nicht zwischen <sch> und <ch> unterscheiden können. Tatsächlich unterscheidet Kölsch zwar durchaus zwischen diesen beiden Lauten, kontrastiert aber weniger den Artikulationsort als vielmehr die Lippenrundung: <sch> [ʃʷ] gegenüber <ch> [ʃ]. Für Leute aus anderen Gegenden klingt das dann beides wie <sch>, weil das "weiche" <ch> auf Hochdeutsch als palataler Frikativ [ç] gesprochen wird.
    (Im östlichen Thüringen werden dagegen nicht nur der <sch>-Laut, sondern auch die Vokale <u> und <o> meistens mit sehr wenig Lippenrundung ausgesprochen.)


    Als weitere sehr seltene Laute fallen mir z.B. ein:

    • der ominöse "stimmlose velopalatale Frikativ" [ɧ] im Schwedischen, bei dem sich selbst einheimische Phonetiker nicht sicher sind, wie er genau ausgesprochen wird bzw. ob es ihn auf der phonetischen Ebene wirklich gibt (phonologisch, also bedeutungsunterscheidend, existiert er auf jeden Fall, aber die tatsächliche Aussprache variiert regional extrem, irgendwo zwischen [ʃ͡x], [fˠʷ], [ɕˠ], [ʂʷ] und [χ]).

    • der stimmlose retroflexe laterale Frikativ, für den es gar kein eigenes IPA-Zeichen gibt (ad-hoc-Schreibung [ɬ̢] oder [ɬ˞]. Kommt vor in der in Südindien gesprochenen drawidischen Sprache Toda.

    • der (nicht-affrizierte) retroflexe Ejektiv [ʈ’], der sehr markant klingt und dabei total einfach zu sprechen ist (wenn man einmal weiß, wie Ejektive gehen), der aber nur in den beiden athabaskischen Sprachen Gwich’in (Kanada/Alaska) und Tolowa (Nordkalifornien) vorkommt. Wahrscheinlich ist er deshalb so selten, weil Sprachen mit retroflexen Konsonanten und Sprachen mit Ejektiven zufälligerweise meistens nicht in der gleichen Weltgegend zu Hause sind.

    • das "bunched r" in manchen Varianten des amerikanischen Englisch, das man wohl irgendwie so ähnlich wie [ɻ͡ʁʷˤ] transkribieren müsste.

    • das tschechische <ř>, das einen frikatisierten und oft außerdem palatalisierten Vibranten [r̝] bzw. [r̝ʲ] ~ [r͡ʒ] darstellt.

    Ich habe schon angedeutet, dass das Flair einer Sprache (selbst wenn man diesen Begriff einmal nur auf Aussprache und Schriftbild bezieht) bei weitem nicht nur davon abhängt, welche Laute sie verwendet. Eine mindestens ebenso große Rolle spielen die Beziehungen der Laute untereinander: Wie werden die Laute zu Silben und Wörtern zusammengesetzt? Welche Laute können unmittelbar nebeneinander stehen, und welche nicht? Wie beeinflussen sich benachbarte Laute gegenseitig? Wie werden sie von ihrer Position im Wort beeinflusst? Und wie geht die Sprache damit um, wenn aus irgendeinem Grund doch einmal Lautkombinationen auftauchen, die es "eigentlich" nicht geben sollte?


    Um sicherzugehen, dass mir das Tsemehkiooni auch in ein paar Monaten noch gefällt, widme ich diesen Fragen ein paar Gedanken im Vorfeld. Ich passe dabei aber auf, nicht gleich am Anfang alle Details festlegen zu wollen - in den Tiefen von Phonetik und Phonologie kann man sich nämlich leicht verlieren, und die Gefahr wird nicht unbedingt geringer, wenn man sich besser in diesen Bereichen auskennt. Ich habe selbst schon mehrmals so lange an den Lautkombinationen einer gerade begonnenen Sprache hin- und hergebastelt, dass ich irgendwann keine Lust mehr hatte, mich um die Grammatik zu kümmern. Der Sprache blieb dann nur noch der Weg in den Papierkorb. Das soll diesmal nicht passieren, deshalb werde ich jetzt erstmal nur die wichtigsten Dinge festlegen und die Feinheiten dann später nachreichen, wenn sich die Situation dafür ergibt. Das hat außerdem den Vorteil, dass sich die Ästhetik der Sprache noch etwas entwickeln kann; oft bekommt man erst nach und nach ein Gespür dafür, wie sich die Sprache genau anfühlen soll.


    (Tatsächlich fasse ich in diesem Beitrag nachträglich die Ergebnisse von mehreren Bastelsitzungen zusammen, während denen ich meine Meinung auch ein paar Mal geändert habe.)


    Vorab noch ein paar Hinweise zur Notation. Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass ich Laute und Beispielwörter immer wieder unterschiedlich markiert habe. Das soll aber natürlich nicht zu Verwirrung führen, sondern ganz im Gegenteil helfen, die verschiedenen sprachlichen Beschreibungsebenen auseinanderzuhalten. Das System dahinter sieht wie folgt aus:

    • Fette Schrift nutze ich, um Beispiele aus dem Tsemehkiooni oder anderen Sprachen ohne eine explizite Unterscheidung der Beschreibungsebene anzugeben.


    • <Spitze Klammern> besagen, dass es nicht um die Aussprache, sondern um die Schreibweise geht. Beispiele aus Deutsch, Englisch oder anderen europäischen Sprachen gebe ich relativ oft auf diese Art an, um Missverständnisse zu vermeiden, die aus einem nicht beachteten Unterschied zwischen den beiden Ebenen entstehen könnten. Und solche Unterschiede sind in Europa oft ziemlich groß...


    • [Eckige Klammern] markieren ein Beispiel als phonetische Notation. Es geht also einzig und allein um die genaue Aussprache. Zwischen eckigen Klammern verwende ich ausschließlich das Internationale Phonetische Alphabet (IPA).


    • /Schrägstriche/ stehen für phonemische Notation. Auch hier geht es um die lautliche Ebene, aber etwas abstrakter: Als Phoneme bezeichnet man diejenigen Laute in einer Sprache, die eine bedeutungsunterscheidende Funktion haben können. (Im Tsemehkiooni sind das die Laute aus der Tabelle im vorigen Beitrag.) Dabei ist die genaue Aussprache nicht so wichtig, auch wenn /phonemische/ und [phonetische] Transkription bei vielen Wörtern sehr ähnlich oder sogar identisch sind. Ein Beispiel aus dem Deutschen: Die Buchstabenkombination <ch> hat (außerhalb der Kombination <sch> und von ein paar anderen Ausnahmen abgesehen) vor allem zwei typische Aussprachevarianten, einmal das "weiche <ch>" wie in <ich> - phonetisch [ç] - und einmal das "harte <ch>" wie in <ach> - phonetisch [?]. Der Unterschied ist jedem deutschen Muttersprachler bekannt. Trotzdem kann man im Großen und Ganzen [ç] und [?] als zwei Varianten eines einzigen Phonems auffassen (das in diesem Fall meistens als /x/ notiert wird), weil die tatsächliche Realisierung davon abhängig ist, welcher Laut direkt vorher steht. [?] erscheint nach den hinten im Mund gebildeten Vokalen <a o u au> (diese Buchstaben stehen im Deutschen übrigens nicht nur für vier, sondern für sieben Phoneme: /a a? ? o? ? u? a??/); [ç] erscheint nach allen anderen Vokalen oder nach einem Konsonant. Weil sich diese Umgebungen gegenseitig ausschließen, ist der Unterschied zwischen [ç] und [?] im Deutschen nicht bedeutungsunterscheidend.


    • //Doppelte Schrägstriche// verwende ich dort, wo es eine dritte "lautliche Ebene" gibt, die noch eine Stufe abstrakter ist als die phonemische Ebene. Das ist z.B. der Fall, wenn ein Wort bein Anhängen eines Suffixes seine Form auf der phonemischen Ebene ändert, aber die zugrundeliegende unveränderte Form (auf der sogenannten morphophonemischen Ebene) Ziel der Beschreibung ist. Keine Panik, das klingt komplizierter als es ist: Die deutsche Rechtschreibung funktioniert häufig nach diesem Muster, z.B. wenn <Rad> und <Rat> mit unterschiedlichen letzten Buchstaben geschrieben werden, obwohl der entsprechende Laut in beiden Wörtern phonetisch [t] ausgesprochen wird und damit in beiden Fällen phonemisch als /t/ bezeichnet werden muss. Wenn man sich den Plural anschaut, findet man nun in <Räder> ein <d>, das auch [d] gesprochen wird und damit das Phonem /d/ repräsentiert, während <Räte> ein <t> enthält, das in der Aussprache [t] und damit /t/ bleibt. Um diesen Unterschied darzustellen und verwandte Wortformen möglichst ähnlich aussehen zu lassen, begibt sich die Rechtschreibung auf die Doppelschrägstrich-Ebene und schreibt sozusagen //Rad// vs. //Rat//. (Wobei wir hier mal außer Acht lassen wollen, dass sich diese beiden Wörter in manchen Regionen zusätzlich durch die Länge des Vokals unterscheiden.)


    Silbenstruktur
    Aus den im letzten Post angeführten Beispielwörtern aus irokesischen und Algonkin-Sprachen können wir ableiten, dass die Silbenstruktur im Tsemehkiooni insgesamt relativ einfach sein soll: Die meisten Silben bestehen aus genau einem Konsonanten C und einem Vokal V, folgen also dem Muster CV. Allerdings haben manche Silben einen Konsonanten am Silbenende (CVC), und am Wortanfang kommen auch Silben vor, die mit einem Vokal beginnen (V und VC). Da ich außerdem die Möglichkeit haben möchte, ab und zu auch mal kompliziertere Konsonantenverbindungen einzubauen (die komplexer sind als "zwei benachbarte Konsonanten über eine Silbengrenze hinweg" bzw. die auch am Wortanfang auftreten können), brauche ich noch weitere Silbentypen wie z.B. CCV oder CCVC. Konsonantenverbindungen am Wortende möchte ich fürs Erste nicht erlauben. Und ob ich Verbindungen von mehr als 2 Konsonanten (am Wortanfang) bzw. 3 Konsonanten (in der Wortmitte) erlauben möchte, weiß ich noch nicht. Die vorläufige allgemeine Formel für die Silbenstruktur lautet also (C)(C)V(C); die Klammern geben an, dass der entsprechende Laut optional ist.


    Vorkommen der Laute
    Echte Sprachen haben meistens ein paar Beschränkungen, welche Laute wo in einer Silbe bzw. in einem Wort auftreten können und wo nicht. Im Deutschen kann z.B. der Laut /?/ (geschrieben <ng>) nicht am Wortanfang auftauchen, und am Anfang einer Silbe nur dann, wenn diese unbetont ist und auf eine betonte Silbe folgt. Genaugenommen gehört das /?/ auch dann eigentlich zur vorhergehenden Silbe (auch wenn in der Schriftsprache <singen> als <sin-gen> getrennt wird) und steht somit im Deutschen grundsätzlich immer nur am Silbenende. Die Gründe für solche Beschränkungen liegen jeweils in der historischen Entwicklung der Sprache.
    Für das Tsemehkiooni habe ich keine Vorgeschichte ausgearbeitet, aber ähnliche Beschränkungen möchte ich auch einbauen. Ich lege also fest, dass ? ? r nicht am Wortanfang stehen können (wohl aber an einem Silbenanfang in der Mitte eines Worts), und dass ? h m r sowie die stimmhaften Plosive und Affrikaten b d dz d? g nicht am Wortende vorkommen. (Als mögliche Begründung könnte ich z.B. die sprachtypologisch relativ häufigen Phänomene anführen, dass /r/ durch Abschleifen eines anderen Konsonanten zwischen zwei Vokalen (also per definitionem nicht am Wortrand) entstanden ist sowie dass stimmhafte Plosive am Wortende stimmlos werden; letzteres ist eine Regel, die es auch im Deutschen gibt.)


    Lautkombinationen
    Mit der oben beschriebenen Silbenstruktur ergeben sich Wörter, die zwei oder drei Konsonanten nacheinander enthalten. Nun soll aber nicht jede beliebige Kombination möglich sein, und deshalb brauche ich ein paar Regeln, die dafür sorgen, dass die Konsonantenverbindungen im Tsemehkiooni gut auszusprechen sind und dabei ein passendes "nordamerikanisches" Flair ergeben, das sich sowohl fremdartig als auch vertraut anfühlt. Wichtig ist mir dabei zuerst, dass fast jeder Konsonant nach ? und h stehen kann. Die erste Kombination erlaube ich aber nur in der Wortmitte; die zweite kann auch am Wortanfang stehen, dafür aber generell nicht mit stimmhaften Plosiven (d.h. hp hm sind erlaubt, aber nicht *hb; der Stern besagt, dass die betreffende Form nicht existiert). Dazu soll es auf jeden Fall Verbindungen von zwei Plosiven gleicher Stimmhaftigkeit geben. Auch hier setze ich eine Einschränkung, nämlich dass am Wortanfang nur die stimmlosen Formen auftauchen können (z.B. tk), die stimmhaften Formen (z.B. dg) aber nicht. Was ich allerdings gar nicht erlauben möchte, sind die im Deutschen relativ häufigen Verbindungen mit r (außer ?r hr sowie vielleicht rm rn rb rd rdz rj rg; diese Entscheidung verschiebe ich auf später). Außerdem erlaube ich noch mn sowie Kombinationen von ? s š mit einem stimmlosen Plosiv und umgekehrt (die mit ? beginnende Variante aber nicht am Wortanfang) und in der Wortmitte Verbindungen aus einem Plosiv und einem vorhergehenden Nasallaut, der an der gleichen Artikulationsstelle gebildet wird (also z.B. mp oder ndz, aber nicht *mk). Die meisten einzelnen Konsonanten können außerdem vor w oder y stehen. Ein Konsonantencluster aus drei Konsonanten ist im Prinzip dann erlaubt, wenn sowohl die ersten beiden Konsonanten als auch die letzten beiden Konsonanten in dem Cluster eine erlaubte Verbindung darstellen.


    Positionsbedingte Lautveränderungen
    In allen Sprachen ändern manche Laute ihre phonetische Form abhängig davon, an welcher Stelle in einem Wort sie stehen bzw. welche anderen Laute unmittelbar benachbart sind. Ein Beispiel aus dem Deutschen (die verschiedenen <ch>-Laute) habe ich oben schon genannt. Die deutschen Laute [ç] und [?] werden wegen der beschriebenen, vorhersagbaren Variation auch als positionsbedingte Allophone des Phonems /x/ bezeichnet. Auch das Tsemehkiooni hat ein paar wichtige allophonische Lautvarianten. Die habe ich allerdings noch nicht im Detail ausgearbeitet, daher hier nur kurz die wichtigsten:

    • /b d dz d? g/ werden zwischen Vokalen zu stimmhaften Reibelauten [? ð z ? ?] abgeschwächt, wenn der folgende Vokal nicht betont ist.

    • /k/ wird zu einem stimmlosen Reibelaut [x], wenn es direkt nach /p/ oder /t/ steht.

    • /h/ wird zu [x], wenn es vor einem stimmlosen Konsonant steht.

    • Kombinationen aus /h/ und einem der stimmhaften Konsonanten /m n r/ werden stimmlos: [m? n? r?].

    • Die kurzen Vokale /i e a o u/ werden ungespannt ausgesprochen, also [? ? ? ? ?], wenn sie in einer geschlossenen Silbe stehen (also in einer Silbe, die mit einem Konsonant endet).


    Morphophonemische Regeln
    Außerdem gibt es im Tsemehkiooni einige Regeln, die sich auf der morphophonemischen Ebene abspielen (also beim Übergang von zwei Schrägstrichen zu einem, bzw. unter Bedingungen, die durch das Zusammensetzen von einzelnen Morphemen (Wortbestandteilen) erfüllt werden). Einige dieser Regeln hatte ich zuerst unter "Positionsbedingte Lautveränderungen" einsortiert, habe sie dann aber hierhin verschoben, weil ich beim genaueren Nachdenken festgestellt hatte, dass sie erstens dafür sorgen, dass zwei Phoneme in bestimmten Situationen zusammenfallen und ich zweitens nicht in allen diesen Situationen auf den Unterschied zwischen den betreffenden Phonemen verzichten will. Die folgenden Regeln treffen nur auf Laute zu, die am Rand eines Morphems auftreten.

    • //p t ts t? k// werden zwischen Vokalen normalerweise zu /w r dz d? g/. Es gibt allerdings auch einzelne Instanzen von //p t//, die statt dessen zu /b d/ werden. Das klingt zwar unlogisch, aber es scheint mir für die Ästhetik der Sprache wichtig zu sein. (Und es ist einer der Gründe, warum ich überhaupt die Phoneme /b d dz d? g/ eingeführt habe.) Wahrscheinlich könnte ich dieses Verhalten sogar pseudo-sprachhistorisch begründen, indem ich behaupte, dass die einen //p t// in einer älteren Sprachstufe neben einem unbekannten, später verlorengegangenen Konsonanten gestanden hatten und die anderen //p t// nicht...

    • //b d// werden zwischen Vokalen zu /w r/.

    • //p t ts t? k// werden zu /b d dz d? g/, wenn sie vor einem stimmhaften Konsonanten stehen.

    • //b d dz d? g// werden zu /p t ts t? k/, wenn sie vor einem stimmlosen Konsonanten oder nach /h/ stehen.

    • //t// wird zu /?/, wenn es nach /p/ oder /k/ steht.

    • //p// wird zu /w/, wenn es nach /t/ oder /k/ steht.

    • //w// wird zu /g/, wenn es zwischen zwei gerundeten Vokalen (also /u u? o o?/) steht.

    • //w j// tauschen den Platz mit einem folgenden /p t k b d g ? h/; vor anderen Konsonanten fallen sie weg.

    • //? h// fallen nach /p t ts t? k b d dz d? g ? h/ weg; ansonsten tauschen sie ihren Platz mit dem vorhergehenden Konsonanten.

    • //m n// passen sich mit ihrem Artikulationsort an einen folgenden Plosiv an.

    • //? s ?// passen sich mit ihrem Artikulationsort an folgende /? s ?/ an; das Ergebnis ist ein langer stimmloser Reibelaut /?? ss ??/.

    • Lange Vokale werden in unbetonten geschlossenen Silben zu kurzen Vokalen. Manchmal passiert diese Kürzung auch in offenen Silben, wenn die benachbarte Silbe einen langen Vokal enthält, aber die Details sind mir selbst noch unklar.

    • Manche Morpheme enthalten einen "reduzierten Vokal" //?//, der häufig wegfällt (ich muss noch herausfinden wann genau) und ansonsten die Aussprache der kurzen Version des vorherigen Vokals annimmt.


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    Nächster Post:
    Die ersten Sätze

    Schön, es meldet sich also doch mal jemand! Und schön, dass es euch gefällt! Ich freue mich auf jeden Fall über alle Rückmeldungen; oben hatte ich auch gesagt, dass ihr gerne jederzeit Fragen stellen und Ideen einbringen könnt. Also immer her damit! (Und ich hoffe doch, dass die bisher fehlenden Rückmeldungen nicht daran liegen, dass "per se kein Interesse am Sprachenbasteln" in diesem Forum besteht, sondern eher daran, dass ich bisher hauptsächlich allgemeine Vorüberlegungen von mir gegeben habe... Keine Sorge, spätestens im übernächsten Kapitel wird es konkreter!)

    Nachdem wir die ungefähre Zielrichtung definiert haben, können wir uns jetzt an das konkrete Gestalten der Sprache begeben. Die oben umrissene Struktur der Grammatik wird dazu führen, dass die große Mehrzahl aller Wörter aus vielen kleineren Bestandteilen zusammengesetzt ist, wobei sich die inhaltliche Wurzel meistens irgendwo in der Mitte des Worts versteckt. Die Ästhetik der Sprache wird daher relativ wenig von den Wortwurzeln geprägt werden (wie das z.B. im Englischen der Fall ist), sondern vor allem von dem Zusammenspiel der verschiedenen Prä- und Suffixe. Damit dabei nachher etwas Ansprechendes und nicht zu Unübersichtliches herauskommt, ist es wichtig, vorher einen Plan zu entwickeln, wie die Sprache klingen und aussehen soll.


    Das Tsemehkiooni soll, wie gesagt, an nordamerikanische Sprachen erinnern. Nun gibt es unter diesen bezüglich der Lautstruktur doch ziemlich große Unterschiede. So hat etwa das Kwakwala, eine in British Columbia gesprochene Wakash-Sprache, mehr als 40 verschiedene Konsonanten, und das benachbarte Nuxalk, eine Salish-Sprache, erlaubt Wörter, die ganz ohne Vokale auskommen. Das ist eindeutig nicht das, was ich mir vorstelle - wenn schon die Grammatik fremdartig ist, möchte ich meine Sprache wenigstens relativ gut aussprechen können. Was mir da vom Klang her ziemlich gut gefällt, sind verschiedene Algonkin- und Irokesensprachen aus dem Gebiet rund um die Großen Seen und aus der kanadischen Prärie nordwestlich davon. Ein paar typische Wörter:
    Mohawk (Irokesisch): akaterohróka? "ich würde gerne anschauen"
    Tuscarora (Irokesisch): enkakweeni? "es wird möglich sein"
    Blackfoot (Algonkin): natáyowa "Luchs"
    Plains Cree (Algonkin): kinipaanaanaw "wir schlafen"
    Ojibwe (Algonkin): obizindawigoon "der Andere hört ihm zu"


    Diese Sprachen sind eher minimalistisch und kommen mit sehr wenig verschiedenen Lauten aus. Bis auf das Ojibwe kennen sie alle nur je 10-12 Konsonanten, weil sie nicht zwischen stimmlosen und stimmhaften Plosiven unterscheiden (also zwischen p t k einerseits und b d g andererseits). Außerdem haben die Algonkin-Sprachen und manche irokesischen Sprachen weder r noch l; Mohawk hat allerdings beides, Tuscarora nur r. Die irokesischen Sprachen benutzen außerdem keine an den Lippen gebildeten Laute, also p oder m. Dafür haben sie Nasalvokale (wie z.B. auch das Französische) und erlauben eine Reihe von ungewöhnlichen Konsonantenverbindungen (Tuscarora wakhshàayenh "ich bin langsam"; ja, das sind tatsächlich vier einzelne Laute k-h-s-h!). Charakteristisch sind vor allem Verbindungen, die mit h oder ? beginnen - siehe Wörter wie Tuscarora ?ahra?ráa?naku? "er kam wieder heraus". (? ist das Lautschrift-Zeichen für den glottal stop, den man z.B. aus der Londoner Aussprache von <bottle> kennt und der auch im Deutschen vorkommt, etwa zwischen dem <r> und dem <ä> in <verändern>.)


    Um nicht zu nah an der Lautstruktur dieser Sprachen zu liegen und das Ganze ein bisschen vertrauter wirken zu lassen, entscheide ich mich für ein Lautinventar, das ungefähr in der Mitte liegt zwischen dem, was die genannten fünf nordamerikanischen Sprachen gemeinsam haben, und dem, was wir aus Europa kennen (wobei ich mich da eher an Spanisch orientiere als an Deutsch oder Englisch). Die Nasalvokale lasse ich weg, statt dessen übernehme ich vom Ojibwe die eher "europäische" Unterscheidung zwischen stimmlos und stimmhaft, und ich nutze sie nicht nur für p t k, sondern auch für die Affrikaten ts t?. Insgesamt habe ich dadurch zwar deutlich mehr verschiedene Konsonanten als Mohawk, Tuscarora und Blackfoot, aber dadurch, dass ich die charakteristischen Konsonantenverbindungen weitgehend übernehmen will und außerdem auf ein l verzichte, bleibt das typische Flair dieser Sprachen im Tsemehkiooni hoffentlich ganz gut sichtbar.


    Meine Auswahl an Konsonanten im Überblick, sortiert nach der IPA-Tabelle:


    Code
    p   t   ts  t?  k   ?b   d   dz  d?  g    ?   s   ?       hm   n    rw           j


    ts t? entsprechen den deutschen <z> und <tsch>
    dz d? sind die stimmhaften Varianten davon; die könnte man in deutscher Rechtschreibung ungefähr mit <ds> und <dsch> wiedergeben. /dz/ kommt im Deutschen eigentlich nicht vor; /d?/ kennen wir nur aus ein paar Lehnwörtern wie <Jazz> oder <Dschungel>.
    ? ist das englische <th>, aber immer stimmlos (also wie in <thorn>, nicht wie in <the>).
    ? entspricht dem deutschen <sch>.
    r ist ein Zungenspitzen-Tap wie im Spanischen (oder auch in manchen fränkischen bzw. bayrischen Regionaldialekten). Spanisch unterscheidet ja ein kurzes /?/ wie in <pero> "aber" und ein langes /r?/ wie in <perro> "Hund"; Tsemehkiooni benutzt nur die kurze Version.
    w ist das englische <w>, nicht das deutsche (das würde man in Lautschrift nämlich /v/ schreiben)


    Ich schreibe die Laute /t? d? ? j/ fürs erste ? j š y - so, wie es einige Linguisten tun, die sich mit nordamerikanischen Sprachen beschäftigen. Das scheint mir für Tsemehkiooni ganz gut zu passen. Alle anderen Konsonanten, auch ? und ?, werde ich erstmal so transkribieren wie in der obigen Tabelle. Es kann aber durchaus sein, dass sich daran später noch etwas ändert, wenn ich gesehen habe, wie tatsächliche Wörter dann aussehen.


    Bei den Vokalen wähle ich eine einfache Lösung, nämlich die fünf Standardvokale a e i o u plus je eine lange Version davon, die ich (analog zu Ojibwe und Plains Cree) mit doppelten Buchstaben schreibe: aa ee ii oo uu.


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    Wie sich die Laute zueinander verhalten

    Meistens beginne ich ein Sprachprojekt damit, dass ich mir eine bereits im Kontext der Welt existierende Sprache als Ausgangspunkt nehme und mir überlege, wie sich diese Sprache in den folgenden ein- bis zweitausend Jahren verändern könnte. So möchte ich diesmal aber nicht vorgehen. Und schon taucht die erste Herausforderung auf: Wenn ich bei Null anfange, muss ich mir zuerst gut überlegen, wo ich ungefähr hinmöchte, um nicht ständig ins Blaue hinein Richtungsentscheidungen treffen zu müssen und darüber die Motivation zu verlieren. In diesem Fall möchte ich...:


    1.) dass die Sprache realistisch ist. Dieser erste Punkt ist hier, in einem Weltenbastler-Forum, wahrscheinlich mehr oder weniger selbstverständlich, aber es gibt auch Sprachenbastler, die z.B. logisch-philosophische Weltsichten ohne Mehrdeutigkeit ausdrücken können wollen, die bewusst mit dem Bruch linguistischer Universalien experimentieren, oder deren Sprachen von Aliens mit völlig anderen Sprechorganen gesprochen werden. Darum geht es mir aber nicht, meine Sprache soll von Menschen gesprochen werden und deshalb in allen Eigenschaften im Rahmen dessen bleiben, was echte menschliche Sprachen auszeichnet. Gleichzeitig soll sie den Eindruck erwecken, sich auf natürliche Weise entwickelt zu haben; das bedeutet für mich u.a., dass die Grammatik auf keinen Fall so regelmäßig sein soll wie im Esperanto, sondern dass sie gerne an manchen Stellen ein bisschen unlogisch und verwinkelt sein darf.


    2.) dass die Sprache aus europäischer Sicht fremdartig ist. Realistische Sprachen können ganz schön seltsam sein, man braucht nur in andere Weltgegenden zu schauen. Nicht umsonst gibt es auf der Conlang-Mailingliste die geflügelte Abkürzung "ANADEW". Das steht für "A natlang has already done it, except worse" - kaum eine Idee, die man selbst für besonders ausgefallen hält, gibt es nicht schon in ähnlicher Form in irgendeiner natürlichen Sprache. Ich will also versuchen, viele Dinge grundlegend anders zu machen als auf Deutsch, Englisch oder Französisch, und mir dafür Inspiration bei echten Sprachen zu holen.


    3.) dass die Sprache an nordamerikanische Indianersprachen erinnert. Dazu gehört einerseits ein bestimmter Klang, der von langen Wörtern, vielen n t k w a o, und einer Silbenstruktur mit "abgestoppten" und "behauchten" Vokalen geprägt ist (das sind jetzt keine Fachbegriffe, sondern umgangssprachliche Charakterisierungen für V?C bzw. VhC-Verbindungen; mehr dazu im folgenden Post über die Auswahl der Laute). Andererseits verbinden Sprachwissenschaftler mit Nordamerika auch die Tendenz zu einem speziellen Typ von Grammatik, der zwar auch auf anderen Kontinenten vorkommt, aber in Nordamerika sehr gehäuft auftritt, und zwar die Tendenz dazu, den allergrößten Teil der Information in einem Satz ins Verb zu stecken (das dann sehr kompliziert werden kann und so zu dem Klangeindruck von "langen Wörtern" entscheidend beiträgt), und außerdem nicht nur Tätigkeiten, sondern auch Attribute oder Gegenstände (also das, was wir mit einem Adjektiv oder Substantiv bezeichnen würden), als Verb auszudrücken bzw. mit ins Verb einzubauen.


    Hiervon ausgehend habe ich noch etwas genauer recherchiert, wie diese "für Indianersprachen typischen" grammatischen Phänomene im einzelnen funktionieren, wie sie zusammenhängen und welche davon für mein Projekt interessant sein könnten. Das schon erwähnte Buch "The Languages of Native North America" ist dafür als Einstieg perfekt geeignet, weil es einen Überblick über die wichtigsten dieser Phänomene bietet, sie anhand von Beispielen anschaulich erklärt, und dabei auch immer verschiedene Sprachen, die auf ähnliche Art und Weise an eine bestimmte Sache herangehen, miteinander vergleicht. (Für eine z.B. ostasiatisch, australisch oder afrikanisch angehauchte Sprache würde ich sehr empfehlen, im Netz oder in der nächsten Unibibliothek nach einem ähnlich ausgerichteten Buch über die Sprachen der entsprechenden Region zu suchen; zur Not tun es auch die ausführlicheren sprachwissenschaftlichen Wikipediaartikel, v.a. in der englischen Ausgabe.) Hier ist eine Liste von Dingen, die ich gerne einbauen möchte:


    • Es soll keine echte Unterscheidung zwischen Substantiven und Verben geben; jedes Inhaltswort kann als Prädikat verwendet werden, und Gegenstände werden mit (verbalen) Prädikaten bezeichnet anstatt mit Substantiven. Kommt vor z.B. in den Wakash-Sprachen aus der Region um Vancouver, und ähnlich in den benachbarten Salish-Sprachen.

    • Die Personenmarkierung am Verb soll gleichzeitig den Modus unterscheiden, also etwa zwischen Indikativ und Konjunktiv. Kommt auf ähnliche Weise vor z.B. im Caddo (Texas/Oklahoma), im Yupik (Alaska), und in den Algonkin-Sprachen (Neuengland & östliches Kanada).

    • Es soll ein detailliertes System an Zeitformen geben, das Vergangenheit und Zukunft jeweils in mehrere Abschnitte einteilt. "Gestern" würde also eine andere Zeitform bekommen als "letzte Woche", und "letztes Jahr" vielleicht eine dritte. Kommt vor z.B. im Washo (Nevada/Kalifornien).

    • Das Verb soll noch eine Menge anderer Dinge anzeigen können, und zwar weitgehend optional, also zur genaueren Bestimmung der beschriebenen Handlung:

      • ob die Handlung vollständig ausgeführt wird oder nur teilweise, absichtlich oder zufällig, nur einmal oder mehrfach (oder sogar gewohnheitsmäßig).
      • detaillierte Angaben über das verwendete Werkzeug bzw. über die Art der Bewegung, die mit diesem Werkzeug ausgeführt wird. Kommt vor z.B. im Pomo (Kalifornien) und vielen anderen, nicht untereinander verwandten Sprachen v.a. an der Westküste Nordamerikas.
      • detaillierte Angaben über die Richtung und Ziel einer Bewegung. Kommt vor z.B. in den Wakash-Sprachen und Tsimshian-Sprachen (British Columbia), oft zusammen mit dem vorherigen Punkt, wobei je nach Sprache die eine oder die andere Gruppe stärker ausgebaut ist.
      • detaillierte Angaben über einen beteiligten Gegenstand bzw. ein "Thema" der Handlung, das dem grammatikalischen Objekt entsprechen kann, aber nicht muss. Kommt vor in fast allen indigenen Sprachen Nordamerikas (Stichwort "inkorporierende Sprachen").
      • Bewegung soll v.a. durch eine Kombination der oben beschriebenen Marker ausgedrückt werden, also ohne viele unterschiedliche Verbwurzeln. Für einfache Bewegungen reicht es wahrscheinlich sogar, gar keine Verbwurzel zu benutzen, sondern nur die Marker. Kommt z.B. vor im Washo sowie in anderen Sprachen aus Nordkalifornien und Oregon.


    Da ich mich zwar ganz ordentlich mit Sprache allgemein auskenne, aber von echten nordamerikanischen Sprachen dann doch nicht allzu viel Ahnung habe (geschweige denn eine davon selbst spreche), kann ich mir nicht sicher sein, dass ich gleich auf Anhieb ein funktionierendes Grammatiksystem hinbekomme. Ich werde deshalb so vorgehen, dass ich mir zuerst eine grobe Vorlage zum Zusammensetzen von Verben skizziere, die ich dann nach und nach anhand von Beispielsätzen ausbauen kann, je nachdem welche Unterscheidungen gerade gebraucht werden.


    Vorläufige Verbschablone


    • Präfixe (Marker am Wortanfang):

      • Person und Modus. Beim Modus möchte ich mindestens unterscheiden zwischen Handlungen, Zuständen, und hypothetischen Prädikaten (~Konjunktiv).
      • Umstände, Absicht, Vollständigkeit
      • Richtung
      • Thema


    • Verbwurzel


    • Suffixe (Marker am Wortende):

      • Werkzeug und Bewegungstyp
      • Hilfsverben zum Ausdrücken von Aspekt (z.B. Beginn, Andauern oder Ende einer Handlung), Modalität (z.B. Wünsche, Verpflichtungen, Vermutungen) etc.
      • Diathese (Aktiv, Passiv, Gegenseitigkeit etc.)
      • Zeit


    Im vorigen Post habe ich den Namen der Sprache, Tsemehkiooni, und dessen vier Bestandteile vorgestellt. Noch einmal kurz zur Übersicht: ts- "wir (Zustand)" gibt Person und Modus an (Position 1.1), -emeh- "verstehen" ist die Wurzel (Position 2), -kioow- "durch Sprechen" nennt das Werkzeug (Position 3.1), und -ni "gegenseitig" zählt als Diathese (Position 3.3). Die übrigen Positionen sind in diesem Verb nicht besetzt. Bis auf Person/Modus und Wurzel können wahrscheinlich alle Positionen grundsätzlich auch mal leer bleiben.


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    Auswahl der Laute

    Anlässlich der aktuellen Überlegungen zu einem WB-Sprachentutorial hatte ich eine Idee, die sich als Ergänzung anbietet und auch schon auf Zustimmung gestoßen ist, aber einen eigenen Thread braucht, den ich hiermit eröffnen möchte: Ein Sprachentutorial in Form einer Live-Reportage über das Sprachenbasteln. Ich möchte alle Interessierten ganz herzlich dazu einladen, mir beim Ausarbeiten meines neuesten Sprachprojekts über die Schulter zu schauen. Die Sprache, die hier entwickelt wird, ist zwar in gewisser Weise ein persönliches Projekt und soll später, wie meine anderen Sprachen auch, einen Platz in der kollaborativen Welt Akana erhalten, aber der Schwerpunkt dieses Work-in-Progress-Threads wird ganz klar auf der Funktion als Tutorial liegen: Ich werde nicht nur die Sprache selbst, sondern vor allem auch meine Herangehensweise Schritt für Schritt beschreiben, Fachbegriffe erklären, meine Entscheidungen zur Grammatik ausführlich begründen (mit Beispielen aus echten Sprachen, an denen ich mich orientiere), und ich möchte jedem von euch die Gelegenheit geben, Fragen zu stellen, Dinge anzumerken, eigene Ideen mit einzubringen, und nicht zuletzt hoffentlich viel dabei zu lernen.


    Die Sprache, um die es gehen soll, wird ziemlich anders funktionieren als die meisten europäischen Sprachen. Sie ist inspiriert von verschiedenen nordamerikanischen Indianersprachen; meine Hauptquelle für die dort vorkommenden grammatischen Phänomene ist das wunderbare Buch "The Languages of Native North America" von Marianne Mithun. Dementsprechend verfolgt dieses Tutorial u.a. auch das Ziel, zur eigenen Recherche über "exotische" Sprachen anzuregen - ich denke, es gibt kaum etwas, das beim Sprachenbasteln mehr motiviert und weiterhilft als der Aha-Effekt in dem Moment, wo man versteht (oder zu verstehen glaubt), wie eine fremdartige grammatikalische Unterscheidung funktioniert. Aufgrund dieser "Fremdheit" werden diejenigen unter euch, die schon etwas Erfahrung mit linguistischen Themen und/oder Kenntnisse außereuropäischer Sprachen mitbringen, meine Überlegungen sicherlich etwas leichter nachvollziehen können als die, die Grammatik nur aus dem Schulunterricht kennen. Ich werde aber versuchen, alles so zu erklären, dass möglichst wenig Vorwissen nötig ist. Wenn ihr irgendetwas nicht versteht, fragt einfach nach!


    Bevor es richtig losgeht, hier schonmal als kleine Einstimmung der vorläufige Name der Sprache: Tsemehkiooni.


    Ausgesprochen wird das "fast wie man es schreibt", mit einer Betonung auf dem oo. In IPA-Lautschrift wäre das [tse?mexki?o?ni]. Mehr dazu später; der einzige Laut, auf den ich an dieser Stelle schon genauer eingehen möchte, ist das h (Lautschrift: [x]). Eine gute Annäherung sind die beiden Hauptvarianten des deutschen <ch>, das ja in <ich> ein bisschen weiter vorne im Mund gesprochen wird und in <ach> ein bisschen weiter hinten. Das h in Tsemehkiooni liegt genau dazwischen.


    Zur Bedeutung des Namens: Tsemehkiooni ist ein Verb, das sich aus vier Wortbestandteilen zusammensetzt. Der Wortstamm lautet -emeh- und bedeutet "verstehen, begreifen, interpretieren". Davor steht ein Präfix ts- "wir", das die Person angibt und gleichzeitig klarmacht, dass das Verb einen Zustand beschreibt (und nicht etwa eine Handlung). Hinter dem Wortstamm finden wir zwei Suffixe, nämlich -kioow-, das angibt, dass das Wort etwas mit Sprechen zu tun hat (das w verschwindet hier, weil kein Vokal folgt), und schließlich -ni, aus dem sich ablesen lässt, dass der durch das Verb ausgedrückte Zustand auf Gegenseitigkeit beruht. Übersetzt bedeutet der Name also in etwa: "Wir verständigen uns durch (diese) Sprache."


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    Vorüberlegungen zu Ästhetik, Typologie und Funktionsweise der Sprache

    Aber es gibt ein Thema, an dem beiß ich mir regelmäßig die Zähne aus: wie erschafft man eine plausible Sprachverwandtschaft? Klar kenne ich das ganze Gedöns mit Lautverschiebungen und so, aber wie erfindet man so etwas?


    Der Trick ist, die miteinander verwandten Sprachen von einem gemeinsamen historischen Vorläufer abzuleiten. Der muss nicht unbedingt besonders detailliert ausgearbeitet sein, und man kann sicher auch an einzelnen Stellen per Pi-mal-Daumen-Methode Ähnlichkeiten zwischen den späteren Sprachen einbauen, aber wenn man versucht, ganz ohne eine frühere Sprachstufe klarzukommen, dann wird es irgendwann inkonsistent und man verliert den Überblick. Für Ideen zu einzelnen Lautverschiebungen schaust du dir am besten die Geschichte von echten Sprachen an und probierst ein paar Varianten aus, bis dir die resultierenden Wortformen gefallen. Wenn du schon eine Sprache relativ weit entwickelt hast und da eine verwandte Sprache dazuerfinden willst, ist es eine gute Idee, zuerst in den Konjugationen und Deklinationen der existierenden Sprache nach Mustern zu suchen, die durch Lautwandel entstanden sein könnten, und von da aus rückwärts zu projizieren, also deine ältere Sprachstufe zu rekonstruieren. (Vorwärts arbeiten ist aber einfacher.) Und/oder du überlegst dir Lautkorrespondenzen zwischen den verwandt sein sollenden Sprachen und suchst dann nach möglichen Lautverschiebungen, die diese Korrespondenzen bewirkt haben könnten.


    Ich gehe hier jetzt nicht weiter ins Detail, um nicht zu sehr vom eigentlichen Thema abzulenken, aber ich kann gerne meine Erfahrungen auf diesem Gebiet ins Tutorial einbringen. ;)


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    Außerdem hätte ich noch eine Idee, die vielleicht nicht direkt ins Tutorial reinpasst, aber vielleicht stößt sie ja als Ergänzung auf Interesse: Ich habe vor ein paar Tagen mit einer relativ exotischen Sprache angefangen, die von diversen nordamerikanischen Indianersprachen inspiriert ist und sich bisher ganz vielversprechend anlässt. Was haltet ihr davon, wenn ich dazu hier im Forum einen Work-in-Progress-Thread aufmache und versuche, die Entwicklung der Sprache dort Schritt für Schritt zu erklären?