[Thiios] Reboot & Bastelthread

  • Es ist soweit - eine meiner älteren Projekte (2007) wird endlich neu aufgesetzt. :)


    Inhalt


    #0 Startpost - Reboot

    #1 Überlegungen: Setting, bebastelte Zeit, Adel, Elitarismus, Sexismus, wenig Geschichte, wenig Vernetzung

    #2 Sekundärliteratur, Medien in Thiios, Radio ist Text, Andere Künste, Abwesenheit von Musik, tokenisierte Geräusche, Frauen-Beschäftigungen, Klischees

    #3 Konservativismus und Avant-Garde, Prozesse der Aneignung durch die herrschende Klasse, Pessimismus

    #4 Die Anfänge, Zeitrechnung; Kleines und Großes Theater


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    Die Anfänge von Thiios liegen noch in meiner Schulzeit, daher habe ich zunächst wohl Eindrücke aus der Schule verbastelt; später kam dann viel aus dem Kompositionsstudium rein (bzw. der Mentalität mancher Professoren). Da Komposition (teilweise bis heute, aber v.a. historisch) ein sehr sehr männlich (und natürlich auch weiß/europäisch) dominiertes Feld ist (wie Kunst allgemein) spiegelt sich das auch in Thiios wider; das war dann schließlich der Grund, warum ich die Welt vor einigen Jahren dann aufs Eis gelegt habe.

    Lange war ich der Meinung, ein Reboot müsste also u.a. damit brechen. Jetzt habe ich aber mit Xooi bereits eine kunstversessene Welt mit einem anarchokommunistischen Grundflair, eine "Nichtdystopie", in der im Grunde die meisten Ideen aus Thiios Platz hätten - aber Xooi ist nicht Thiios, was ist also Thiios?


    Grundsätzlich gehört Thiios mal ins selbe Setting, also zum weiteren Umkreis von Xooi, ii, Silraw, usw., und könnte damit in deren Sammelthread liegen, aber ich trenne es ab, weil es eine andere Stimmung haben soll, und auch das Material großteils getrennt davon ist; außerdem habe ich festgelegt, dass eine Reise von Xooi nach Thiios fast unmöglich ist; die Welten liegen weit auseinander, auf einer Ebene von Reisen. Thiios liegt nicht (mehr) im weltenüberspannenden Zugnetz des Zugvolks.


    Gleichzeitig teilen sich Xooi und Thiios ein Stück Geographie, aber auch nicht unbedingt direkt. In Xooi ist Thiios ein verschlafener Vorort der Großstadt Riglomm; in der Kleinwelt Thiios ist Riglomm hingegen eine dörfliche Gegend auf einem Hügel oberhalb der Stadt Thiios. Einige Gebäude existieren in beiden Welten, haben unterschiedliche Funktionen. Je weiter es von den Orten weg geht, desto weniger Ähnlichkeiten gibt es. Der Zusammenhang ist chaotisch und ich kann damit herumspielen, ist aber in beiden Welten für die Leute, die dort leben, im Grunde irrelevant, denn kaum jemand wird überhaupt wissen, dass die jeweils andere Welt existiert.


    Das waren mal die Basic Facts zur Einordnung, mehr kommt dann im ersten Bastelbeitrag. :)

  • Reboot-Überlegungen


    Ich möchte Thiios ein wenig dystopisch halten; im krassen Gegensatz zu Xooi gibt es eine große Spanne zwischen Arm und Reich; es gibt wohlhabenden Adel, der Land besitzt, und komplett mittellose Leute, die auf Betteln angewiesen sind - in gewissem Maße, die Leute halten sich für höchst zivilisiert und dulden daher kein Betteln auf den Straßen, sondern machen die Leute stattdessen inoffiziell zu Leibeigenen... Hausangestellten, die besser nicht aufmucken, weil sie sonst eben noch weiter absteigen könnten - zum Beispiel ins Exil geschickt.


    Die Leute in Thiios sind besessen von Kunst, allen voran Literatur, Poesie und Theater. Adel geht eigentlich immer damit einher, irgendeiner künstlerischen Strömung oder Schule verpflichtet zu sein; in ästhetischen Fragen ist Neutralität oft nicht möglich; es gab in der Vergangenheit blutige Auseinandersetzungen zwischen Anhänger*innen von verfeindeten Kunstrichtungen, und es gibt generationenübergreifende Loyalitäten und Fehden.


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    Welche Zeit bebastle ich ... nun, ich denke, ich belasse es so, dass das Thiios der Gegenwart etwas moderner und lockerer ist, aber so gut wie alle für mich berühmten Persönlichkeiten sind da halt auch schon tot, und ich will deren Lebensgeschichten basteln. Anfangs will ich es mir nicht zu kompliziert machen, und werde nicht meine ausführlich gebastelten Zeitleisten mit Geburts- und Sterbedaten konsultieren; ich bastle mal und baue mir später vielleicht eine neue Zeitleiste.


    Jedenfalls ist der Stand der Gegenwart: Atin Aolay ist seit fast einem Jahrhundert tot (oder verschollen), Gosef Gaar seit einigen Jahrzehnten, und Olit Vassjaoga seit einigen Jahren (ich habe damals einen Nachruf verfasst, der hier im Forum zu lesen ist.^^). Wem die Namen jetzt nichts sagen - macht nichts, ich werde bald etwas über sie basteln.


    Ach ja, und der Name Gosef Gaar ... der kommt in Deep Night vor, dann in Thiios, und hat mittlerweile eine neue Heimat in der Schlaufe gefunden. Alle drei unterscheiden sich im Charakter etwas; der erste Gaar schrieb in erster Linie extrem umfangreiche Benutzerhandbücher, der von Thiios superkomplexe Romane, und in der Schlaufe macht er einen Podcast über Sprache. ;D


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    Wer es in Thiios zu etwas bringen will, muss in irgendeiner der angesehenen literarischen Schulen Anerkennung finden. Ansonsten ist es noch möglich, sich als Technik-Expert*in unabdingbar zu machen, was zumindest zu einer festen Anstellung führt - die Theater brauchen ihre Bühnentechniker*innen, und der Adel will auch nicht, dass seine Haushalte kaputtgehen. Und irgendwer muss halt alles am Laufen halten, es können nicht alle sich ausschließlich der Kunst widmen - aber wer es nicht in die höheren Kreise schafft, wird halt eher mies behandelt.


    Aber auch angesehene Künstler*innen müssen eventuell fürchten, aufgrund eines ästhetischen Konflikts ins Exil geschickt zu werden, wenn alle großen Adelsfamilien die entsprechende Strömung für wertlos erklären. Die Welt ist sehr exklusiv: Thiios ist Invitation-Only, mit Ausnahme von zufälligen Ankömmlingen, die das Multiversum anschwemmt, und die irgendwo eine Anstellung finden können.


    Die Leute wohnen nicht unbedingt nur im Stadtgebiet; der Adel hat neben geräumigen Stadtwohnungen meist auch Anwesen irgendwo außerhalb, es gibt eine ganze Menge Dörfer, teilweise ihre eigenen Kleinwelten, die zum Umfeld von Thiios gehören.


    Sexismus ist sehr verbreitet - einige traditionelle Patriarchen sind der Meinung, dass Frauen oder Angehörige anderer Geschlechter nur in Ausnahmefällen (oder nie) dazu fähig sind, wahre, pure, höchste Kunst zu fabrizieren. Dementsprechend sind die Kommitees, die Jury-Posten, die darüber entscheiden, was gut ist, und was nicht, so gut wie ausschließlich von Männern besetzt. (In der Gegenwart ist das schon ein etwas aufgebrochen, aber zur Zeit von Gaars Jugend war das sicher noch so.) Natürlich gibt es überall Ausnahmen - viele Kunstrichtungen starten als Rebellion gegenüber der Generation davor, und da wird dann erstmal mit den traditionellen Vorstellungen gebrochen ... aber am Ende landen meist wieder die Männer an den Spitzenpositionen.


    Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Thiios außerdem (als einzige meiner Welten dann) mit Queerfeindlichkeit ausstatte - möglicherweise ist das etwas, das in manchen traditionellen Adelslinien verbreitet ist, in anderen aber nicht. Meine Lieblingsfiguren sind sowieso fast alle queer - gerade darum wäre es aber spannend, dass sie da Schwierigkeiten im stockkonservativen Thiios haben. Was ich aber nicht drinhaben will, ist Transfeindlichkeit direkt, vor allem welche, die an irdische erinnert. Gibt's hier schon genug. Da dürfte schlicht der Sexismus zuschlagen, das reicht schon.


    Was es nicht gibt, ist Religion mit Gottheiten oder so. In Thiios ist Kunst die einzig wahre Religion, und die einzelnen Strömungen bekämpfen sich ohnehin fanatisch; der Konservativismus wird dann auch mit der Reinen Wahren Kunst (TM) begründet, jegliche Auflehnung dagegen aber ebenfalls - es ist einfach ziemlich allgegenwärtig. Was es aber gibt, ist Okkultismus und Esoterik; in manchen Zeiten gehört es zum guten Ton, dass Adel mit irgendwelchem Geheimwissen experimentiert. Aber Kunst wird im Grunde teilweise selbst als esoterisches Geheimwissen betrachtet; eine gute Anzahl der Gedichte haben irgendwelche verschlüsselten Botschaften, vielleicht sogar mehrere Ebenen davon. Und die Nachlässe von berühmten Autoren werden von ihren Erben in geheimen Kammern weggesperrt.


    Thiios hat nicht die hochentwickelte Medizin, die es z.B. in Xooi gibt - viele sind chronisch krank; es gibt keine Psychotherapie, die ohne eine Unmenge an esoterischen Ballast auskommt, und die "Heilmethoden" aus der okkultistischen Richtung führen wiederum zu einigen frühen Todesfällen. "Wer Wahre Kunst schaffen will, muss leiden!" ist sowieso eine verbreitete Idee, und gerade Adelige versuchen ihre jeweiligen Krankheiten mit stoischer Gelassenheit oder sogar Stolz zu tragen. Die wohlhabende Oberklasse verachtet die Naturwissenschaft, und es ist zwar möglich, sich in Thiios ihrer zu widmen - aber nur, wenn eins Geld hat.


    Adel - Besitztümer werden an Nachkommen vererbt; Hochzeiten werden oft arrangiert, um Bündnisse zu schließen oder dem Nachwuchs eine bessere Ausgangsposition zu vermitteln. Schriftsteller*innen, die zu Ansehen gekommen sind, werden auch mal in eine hochrangige Familie adoptiert, und Familienangehörige, die miese Kunst produzieren, werden ihrer Familien verstoßen - das passiert häufig, aber da die Familien unterschiedliche Strömungen vertreten, finden sie oftmals woanders einen Platz.


    Es gibt öffentliche Schulen - aber wer etwas erreichen will, muss früher oder später irgendwo in eine private Schule aufgenommen werden. Von Leuten aus der Unterschicht wird nicht unbedingt erwartet, dass sie Wahre Kunst (TM) produzieren. Es gelten die beiden widersprüchlichen konservativen Logiken von "wer sich bemüht, wird etwas schaffen" und "die wahren Genies werden zu Genies geboren" - und dass aus bereits berühmten Familien weitere berühmte Künstler*innen kommen werden, gilt als gegeben "bei dieser Herkunft!". Aber "arm geborenes Genie" ist ebenfalls ein beliebtes Klischee; so sehr, dass manche ihre Herkunft noch extra drastisch darstellen, sich vielleicht Krankheiten zulegen (zum Schein oder tatsächlich), um als leidende Genies eine Karriere zu machen. %-)


    Nicht alle dieser Klischees sind zu jeder Zeit gleichermaßen aktiv. Leidende Genies kommen immer mal wieder in Mode und die nächste Generation findet die Idee wieder überholt - aber es kommt wieder. Generell scheint die Geschichte von Thiios sich oft zu wiederholen - jede Generation versucht irgendwie sich von der vorherigen abzugrenzen, und wenn dies mehrmals passiert, kommen manche Ideen natürlich wieder und wieder.


    Wie weit reicht die Geschichte der Kleinwelt überhaupt zurück? - vielleicht so drei bis vier Jahrhunderte. Ich weiß noch nicht, was davor war; vielleicht geht es noch länger zurück, oder die Kleinwelt hatte davor einfach noch nicht die Bedeutung, die sie heute hat. Möglicherweise ist sie erst zu dem geworden, was sie ist, nachdem sich einige berühmte Künstler*innen mit ihrem jeweiligen Gefolge dort niederließen. Im Moment kann ich, glaub ich, da noch nicht soviel dazu sagen; vielleicht bastle ich das noch.


    Weil Thiios so elitär und eingebildet ist, gilt Literatur, die in anderen Welten geschrieben wurde, oft als minderwertig; ich weiß noch nicht, wie weit das reicht. Thiios ist deutschsprachig, es kann auch sein, dass es schlicht wenige andere Welten im Umkreis gibt, die Literatur produzieren, die es nach Thiios schafft. Es mag einen Kanon von alter Literatur geben, die von der ersten Generation mitgebracht wurde, aber die gilt eher als Quelle der Inspiration, aber nicht unbedingt selbst als musterhafte Kunst.


    Die Gegend des Multiversums besteht fast nur aus Kleinwelten, relativ "abgelegen"; gesprochen werden teilweise ostnlakische Sprachen (das zeigt sich dann in manchen Namen), teilweise aber auch komplett andere, und mancherorts eben auch deutsch; vielleicht gibt es auch seltsame Hybride aus irdischen Sprachen und anderen Einflüssen. Herausgezoomt betrachtet liegt Thiios in etwa gleich weit weg von der Erde wie von Ka Nlak oder den Chalan-Welten, was das Gesamtsetting betrifft.


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    Thiios hat ein Theater, das "alter Bahnhof" heißt - irgendwann gab es mal eine Zugverbindung, aber die wurde - möglicherweise bei einem Unfall - gekappt, und das Zugvolk hat keine neue gelegt. Das muss bereits mehrere Jahrhunderte zurückliegen; der übliche Weg, nach Thiios zu kommen, ist ... hmm, per Kutsche? Oder auch per Schiff, denn der Fluss ist dafür breit genug. Vielleicht überlege ich mir da noch etwas anderes. Es scheint mir auch nicht so abwegig, dass es in Thiios selbst eine Straßenbahn gibt, auch wenn es ansonsten keine Anbindung nach außen gibt.


    Reisende müssen im Prinzip das, was ansonsten das Zugvolk macht, selbst machen - nämlich Routen durch das Multiversum finden. Die nächstgelegenen Kleinwelten sind gut zu erreichen, aber alles, was weiter weg ist, ist riskant. Da gibt's bestimmt Leute, die sich darauf verstehen, aber das sind keine Künstler*innen, und deswegen für die Leute in Thiios von geringer Bedeutung.^^ Die Reise involviert unter Umständen zahlreiche Fake-Versionen derselben Städte oder Straßen, und da muss eins erst einmal durchblicken.

  • Wow, hab ich Thiios vermisst.
    Ich freu mich so sehr, mir fällt richtig ein Stein vom Herzen, wenn ich lese was du hier bastelst. Mein Gefühl ist "Gut, dass jemand das macht, dann muss ich es nicht tun." außerdem könnte ich es gar nicht so gut.

    Ja, zu den konservativen Adelsfamilien. Zu der Romantisierung von Krankheiten und Leidensgeschichten. Und zum Sexismus der Kunstwelt.

    Ja, zum Okkultismus und wegschließen des Nachlasses in geheimen Kammern. Ich muss an die Bibliothek denken die irgendwo unter Moskau verschollen ist und vielleicht wird, ja mal eine Kammer mit früher thiioscher Literatur gefunden, oder irgendwer hat ein uraltes Buch in einem Bibliotheksregal gefunden. ^^

    Ja, zu der Wichtigkeit der Bühnentechnik! (nun habe ich meine Effekthexen schon so lange, aber ich habe es nie geschafft sie gut einzusetzen, ich bin sehr froh, dass die Bühnentechnik in Thiios lebt.)
    All das ist eine enorm starke Ästhetik und ich bin so happy, dass du sie bebastelst. :festknuddel:

  • Ehrlich gesagt war ich mir überhaupt nicht sicher, ob du den Reboot mögen würdest. Ich weiß noch nicht mal, ob ich ihn selber so mag.^^ Aber mein Gefühl ist, dass diese Welt innerhalb meiner Welten da am ehesten ihre Eigenständigkeit hat?


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    Sekundärliteratur


    Ein wesentliches Element habe ich bislang vergessen; um die Kunst herum braucht es natürlich Leute, die rezipieren und interpretieren. (Ist vielleicht sogar wichtiger als das bloße Werk selbst, aaaaber das würden einige sehr vehement bestreiten in Thiios.^^) Welche Werke überhaupt rezipiert werden, ist natürlich abhängig von der kunstpolitischen Situation darum herum. Steht die Künstler*in in der Gunst eines Mäzens, Verlags, einer Strömung, die alles sofort publiziert, oder werden die Werke gar nicht offiziell gedruckt, sondern nur in einer Zeitung selbst veröffentlicht?


    Das führt zur nächsten Frage - welche Medien gibt es eigentlich?


    - Bücher von Verlagen, die öffentlich erhältlich sind, d.h. verkauft werden.

    - Bücher, die ausschließlich für private Sammlungen gedruckt werden. (Privatbibliotheken)

    - Bücher, die überhaupt nicht vervielfältigt werden, sondern einfach nur einmal geschrieben wurden...


    - Zeitungen; es gibt Tageszeitungen, Wochenzeitungen, und derlei; die werden von Verlagen oder auch privat herausgegeben, und darin werden Kritiken veröffentlicht, die jemandes Schicksal beeinflussen...


    - Radio. Irgendwie ist mir der Technologielevel unklar, aber Thiios hatte bislang eben auch immer Radio. Möglicherweise funktioniert es anders als das irdische. Thiios ist eine Welt der Worte, also könnte es ein Medium sein, das nur Worte transportieren kann. Es gibt also nicht direkt Schall wieder, sondern sozusagen Text. Die Stimme der Personen kommt schon auch durch, aber die Übertragung ist großteils textbasiert? Das muss jetzt nicht irdisch-technisch Sinn machen, sondern dem Flair der Welt entsprechen.


    - Tonaufzeichnungen. Die funktionieren dann ebenfalls auf Textbasis. Das Medium könnte ganz anders aussehen, als irdische Tonträger...


    - Lesungen. Die finden entweder öffentlich oder privat statt. Möglicherweise gibt es irgendetwas, das Mikrofone ersetzen kann, es also leichter macht, über viele Leute hinweg (aber leise) zu sprechen. Es kann durchaus Teil einer Ästhetik sein, Texte nicht in schriftlicher Form zu veröffentlichen, sondern nur in Lesungen; dann sind Tonaufzeichnungen eventuell auch verboten.


    - Bühnen. Klar, für Theater ist das natürlich die übliche Form - zwischen Lesungen und Theater auf einer Bühne gibt es fließende Übergänge; manchmal werden Theater auch komplett von einem Kreis Leuten, die einfach nur auf der Bühne sitzen, ohne Effekte, aufgeführt. Manche sagen, dass das gerade erst die wahren Schauspieler*innen auszeichnet, dass die das können, ohne dass es fad wird.^^


    Andere Künste


    Altes Problem - was ist eigentlich mit der Musik in Thiios los? Irgendwie scheint es da nichts zu geben. Dafür glaube ich doch, Erklärungen zu brauchen:


    - Leute in Thiios sind (genetisch) zu einem hohen Prozentsatz amusisch, d.h. können Musik nicht als solche wahrnehmen.

    ---> das ließe sich noch ausbauen, indem ich sage, dass die Welt selbst amusisch ist. Das würde erklären, warum Tonaufnahmen auf Worten basieren. Weil es gar keinen Schall als solchen gibt! :o Irgendwie gibt es trotzdem Geräusche, aber die sind sozusagen individuelle Tokens, wie Samples. Wenn jemand Geschirr abwäscht, erklingt das Geräuschtoken "Geschirrklappern" und das Token "Wasser", die als solche wahrgenommen werden ("da wäscht jemand Geschirr ab") aber keinen echten Klang haben, der unabhängig von der semantischen Bedeutung wäre.

    - es fehlt an Überlieferung. Notenschrift ist unbekannt, und irdische Musikinstrumente gibt es auch nicht - hat niemand eingeschleppt, interessierte ja auch niemanden.


    Okay, die Idee von der amusischen Welt ist zu weird, um sie nicht zu verwenden - da brauche ich vielleicht kaum weitere Gründe. Ich glaube, es gibt Leute, die einwandern, die nicht amusisch sind, und die Musik wahrnehmen und machen können, aber die Welt selbst transportiert diese quasi nicht, d.h. nur sie selbst können ihre eigene Musik als solche wahrnehmen, andere Leute nehmen aber nur "Schreigeräusch #4" wahr, und das ist natürlich schnell furchtbar langweilig. Ich hatte schon die Idee, dass Musik als eine verschrobene esoterische Kunst gilt, die Leute nur für sich selbst praktizieren, die aber keinerlei Status erlangen kann.


    Demnach kann es auch keine Theatermusik geben, sondern nur Geräusch-Effekte. Die durchaus auf Musik anspielen können - Leute in Thiios, wissen, dass es Musik gibt, und kennen sie vielleicht aus anderen Welten, wenn sie weiter gereist sind.


    Was ist mit Bildender Kunst? Die muss es doch irgendwie geben, aber sie ist in Thiios vielleicht einfach im Hintergrund. Vielleicht gibt es sie auch einfach, und sie ist bloß - weil sie z.B. nicht im Radio übertragbar ist, und es keine Bild-Tokens gibt - weniger verbreitbar. Möglicherweise funktionieren auch Zeitungen auf Textbasis und es ist nicht möglich, Bilder überhaupt zu kopieren? Das würde die Bildende Kunst natürlich auch ein wenig an den Rand stellen. Aber klingt auch nochmal unplausibler.^^


    Architektur - da sind die Leute zu sehr traditionalistisch; es wird einfach nicht so viel gebaut, alle nötigen Gebäude stehen ja schon. Was es wohl gibt, ist Innenarchitektur. Mir fällt kein Grund ein, warum es Architektur oder auch Bildhauerei schwer haben sollten - einen gewissen Status haben sie wohl, aber letztlich gibt es wohl auch einfach nicht so viele Leute, die sich mit Statik auskennen, oder so. In Thiios werden die Leute ja nicht gerade ermutigt, sich mit so etwas zu beschäftigen.


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    Was mir an Material gerade fehlt, sind die Adelsfamilien. Ich weiß, dass Gosef Gaar der letzte Spross der Familie Gaar ist, und deren Vermögen für seine Lebensführung sowie für einen Verlag ausreicht. Ein bisschen muss ich Thiios da noch von Xooi entwirren, das ja auch mal viel mit Adel hatte. Möglicherweise nehme ich mir auch mal einen Würfel zur Hand, damit ich mal ein paar mehr Adelsfamilien habe, die ich nicht so kenne.

    Der Begriff Adel ist möglicherweise nicht so ideal, da es meines Wissens keine Titel gibt, sondern halt ... Besitztümer, die innerhalb einer Familie und mit einem bestimmten Namen verbunden vererbt werden.


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    Akzeptierte Frauenbeschäftigungen - tja, die sexistische Gesellschaft in Thiios, nicht unbedingt das Angenehmste zu basteln. Aber zumindest sind die Klischees nicht genau die selben:

    Frauen gelten als: kühl, rational, unkreativ (nur des Epigonalen fähig %-) ). Leidenschaft ist aber erlaubt und erwartet bei der Interpretation (z.B. Lesungen oder Theater).

    Typische Hobbies sind Mathematik, Naturwissenschaften, Strategiespiele. Naturwissenschaften ohne konkrete Anwendung (etwa fürs Theater oder Buchdruck) gelten als nutzlose Spielerei, für Kinder und Frauen... Erziehung ist nicht per se Frauensache; da sind Frauen eher eben für Logik zuständig und Männer dann für die ~Inspiration~. In reichen Haushalten gibt es sowieso Angestellte unterschiedlicher Geschlechter. Wie sehr der Sexismus ausgeprägt ist, hängt sowieso von den einzelnen Haushalten ab; manche Familien haben mal berühmte Künstlerinnen hervorgebracht, und dementsprechend wird bei ihnen dann sowas wie "weibliche Kreativität" als genetisch angelegt gesehen, anderswo dann vielleicht nicht. Ich weiß noch nicht, wie das genau funktioniert, vermutlich ist es einfach widersprüchlich und inkonsistent, weil in der Praxis eben alles komplizierter ist als im Klischee.


    Für nichtbinäre Personen gibt es Misch-Klischees ("von beiden etwas") oder auch esoterischere Deutungen; für plurale Personen gelten die Klischees auch so, nur ist es komplizierter; Otherkin werden ebenfalls tendentiell nach irgendeiner esoterischen Strömung gedeutet. Binäre trans Personen werden akzeptiert, wobei ihr Selbstfindungsprozess natürlich auch gerne zum "leidenden Künstler" dazugehört und es eventuell Erwartungen gibt, die jeweiligen Klischees noch mehr zu erfüllen, d.h. trans Männer sollen abgehoben der reinen Kunst hörig trans Frauen performativ oder interpretativ sein. Homosexualität ist nicht einfach so akzeptiert, sondern bedarf quasi irgendeiner Begründung, sozusagen eine ästhetische Einordnung. Wie das genau aussieht? Eventuell nehme ich das auch wieder raus, und die Problemfelder ergeben sich eher aus Beziehungsdramen oder um gewisse Vorstellungen von Ehe und wie die Stammbäume dann aussehen (also ganz konkret Erben...), könnte auch sein. Oder es gibt halt einzelne homofeindliche Personen, die hin und wieder mal in Machtpositionen sitzen, aber einen gesellschaftlichen Konsens, dass es das halt gibt. Manche esoterische Strömungen könnten Sachen auch einfach überbewerten, sprich, wer homosexuell ist, muss sich so und so verhalten, um sein Schicksal (TM) korrekt ästhetisch (?) auszuleben. o_0 Asexuelle und aromantische Personen brechen eventuell auch mit der Ordnung, wie das genau aussieht, muss ich überlegen. (Gosef Gaar ist aro-ace, aber er hat halt das Vermögen seiner Eltern und kümmert sich nicht wirklich daraum, was andere Leute denken)

    Hm, ein Klischee für männliche Homosexualität (und Bisexualität) könnte sein, dass es ein Ideal der "sich gleichermaßen inspirierenden" Künstlerpartnerschaft gibt; demnach wäre eine Beziehung dann ein Problem, wenn einer der beiden seine Wahre Kunst aufgibt, und sich nur noch dem anderen unterordnet. LesBische Beziehungen würden dann eventuell betrachtet als ein gemeinsames Abwenden von der Wahren Kunst hin zum Performativen/Derivativen? Naja, Klischees werden sich im Laufe der Zeit in Thiios auch immer mal wieder ändern, aber ich behalte das zumindest im Hinterkopf.

  • Gedanken zum Konservativismus


    Ich assoziiere den Begriff zunächst in erster Linie mit Feindseligkeit gegenüber allem, was nicht patriarchal heteronormativ und amatonormativ funktioniert, sowie das Bestreben, als natürlich angesehene Hierarchien (vor allem von Klasse, Eigentum, ...) aufrechtzuerhalten, mit einer subtil als Passivität/Normalzustand getarnten Form von systemischer Gewalt. Dementsprechend ist es für mich in erster Linie ein Feindbild. In der Musik wiederum hat es andere Konnotationen; einerseits die "Ewiggestrigen", die gerne jegliche Neuerung nach 1900 ablehnen und sich dabei auf ihre eigenen Musiktheoretiker (z.B. Schenker) berufen; oder Leute wie Borstlap, die eine strikte Trennung zwischen Musik und Geräuschkunst irgendwo am Anfang dieses Jahrhunderst ziehen wollen, und doch auf Nachfrage eine Antwort schuldig bleiben, wo sie die Grenze wirklich ziehen wollen. Andererseits gibt es aber eine Menge Traditionen, die sozusagen aus der Reibung von Moderne und konservativen Rückströmungen erst hervorgegangen sind; so lässt sich etwa sowjetische Musik selbst noch der "Leningrader Schule" aus westlicher Sicht als konservativ einstufen, weil sie (teilweise natürlich unter Zwang eines totalitären Regimes) nicht die Avantgarde-Strömungen des Westens mitgemacht hat - die, und das ist natürlich besonders ironisch, direkt von der CIA gesponsert wurde. Aber anstatt dass alles erstarrt wäre, hat die erzwungene Zurückhaltung unter Stalin dann gewissermaßen dafür gesorgt, dass die Kreativität innerhalb des Rahmens explodieren musste - das Frühwerk von Ustwolskaja ist aus meiner Sicht klassizistisch-konservativ und gleichzeitig radikal. Es ist, als ob eine strenge Lehrperson ständig Regeln diktiert, und Schüler*innen rebellieren, indem sie sie zu wörtlich nehmen, und dadurch ins Gegenteil verkehren. (Das ist ein häufiges Phänomen, da konservative Logik oft zutiefst widersprüchlich ist. - Jedenfalls gibt es fast immer einen starken Kontrast zwischen dem, was gesagt wird, und dem, wie gehandelt wird.)


    Thiios ist eine Welt, die durch autoritäre / konservative Strukturen geprägt ist. Wie aber schon zuvor erwähnt, versteckt sich im Konservativen manchmal die Avant-Garde, und in der Avant-Garde ein Konservativismus. (Eben wenn die Avant-Garde durch die CIA gefördert wird, um die Vormacht des Westens zu beweisen - die selbe CIA, die ihrerseits eine autoritäre Macht ausübt, und vielerorts z.B. Faschisten unterstützt). Avant-Garde die trotz Faschismus/Totalitarismus existiert und Avant-Garde die wegen Faschismus/Totalitarismus existiert, verschwimmen also manchmal ineinander. Musik des 20.Jhdts ist voller Paradoxa; ein dezidiert kommunistischer Komponist (HW Henze) im Westen, der versucht, den Bauern in Kuba Avant-Garde vorzuspielen, und dann wieder von Kollegen in Deutschland als konservativ geschimpft wird. Diese Paradoxa waren immer schon ein zentrales Thema von Thiios, und ich würde also gut daran tun, sie nicht niederzuwalzen.


    Die Frage ist nun, hat "konservativ" in Thiios eine definierte Bedeutung, die ich erfassen kann? Klar, die Aufrechterhaltung des Patriarchats und der Klassen gehört auf jeden Fall dazu (diese Grundsituation habe ich schon erwähnt), dann eine gewisse Scheinheiligkeit gegenüber marginalisierten Gruppen ("ihr dürft ja existieren, solange ihr nur ordentlich leidet!"). Ich habe noch nicht etabliert, wie Gegenbewegungen dazu aussehen. Ein typisches Muster natürlich: Die rebellische Künstler*in, die in ihrer Lebenszeit gegen das System kämpft, aber nach ihrem Ableben von diesem vereinnahmt wird. (Mir fällt gerade kein ideales Beispiel ein... ein bisschen Mozart, der super vulgär schreibt, aber natürlich zum Inbegriff von bürgerlicher Kultur geworden ist, die darüber die Nase rümpft, aber wohlwollend (herablassend, eigentlich) ein Auge zudrückt. Aber da gibt es bessere Beispiele, denke ich.)

    Dieses Phänomen dürfte in Thiios sich quasi jede Generation wiederholen. Die selbe Person wird in ihrer Jugend als rebellisch und wider aller guten Sitten gesehen, als Alte dann zumindest schon als Neuerin anerkannt, und als Tote dann Teil des bürgerlichen Kanons. Das ist nicht so leicht zu basteln, es sei denn, ich kippe ein "Streifen-Schema" über die Geschichtslinie, sodass alle 2 Generationen sich alles wieder ungefähr wiederholt. (So hab ich Thiios teilweise auch gebastelt.) Aber mir übergeht das zu sehr die echten Konflikte. Ich will (zumindest in der thiioer Gegenwart) eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte, die dieses Muster durchschaut ("durch" im Sinne von Transparenz) und dahinterliegende verborgene Entwicklungen und Struggles aufdeckt.


    Ganz ehrlich, ich hab wenig Plan, wie ich daran herangehen kann, ohne einfach das bisher Gebastelte wieder großteils zu übernehmen. Aber ich habe meine alten Sachen bislang bewusst nicht herangezogen. Ich will nicht unter einem Berg von alten Ideen versinken, sondern was Neues machen... schwierig. Immerhin hab ich in obigen Beiträgen auch schon ein paar neue Ideen drin (eine Welt mit Radios, aber ohne Schall^^).


    Aber wie pessimistisch ist eine Welt, wenn ich jede ihrer revolutionären Bewegungen in der nächsten Generation zum bürgerlichen Kanon mache? Gut, es ist ja schon Xooi eine Anti-Dystopie, also ist vielleicht Thiios eine Anti-Utopie? Denn die Vorstellung einer Welt, die sich ganz versessen der Kunst widmet, klingt ja utopisch. Vielleicht. Ich weiß nicht, wie tief in Thiios die Fäule hinabreicht - woher bezieht es seinen Reichtum? Modelliere ich auch in dieser Hinsicht Europa nach, lebt Thiios etwa davon, andere Welten/Länder auszubeuten? Dafür ist es dann vielleicht doch zu klein, es müsste also ein kleines Rädchen eines solchen Systems sein, und da kommen unterschiedliche Weltenlogiken sich eventuell zu sehr in die Quere. Außerdem - bastle ich doch eigentlich nicht gerne pessimistisch. Davon gibt es schon genug, ich lebe (zumindest zum Teil) out of spite und möchte auch out of spite glücklich sein und basteln. Die(se) Welt braucht nicht noch mehr Pessimismus.


    Natürlich könnte ich die beschriebenen Phänomene (der Vereinnahmung des Neuen durch die herrschende Klasse) auch mit Humor nehmen. ("Ha, ihr hört Mozart bei eurem piekfeinen Upper-Class-Kaffekränzchen, aber kennt ihr auch seinen Liedtext "Bleib fei gsund und reck den Oasch zum Mund"? ^^) Oder ein Thiios der Gegenwart basteln, das sich aus den Klauen seiner klassistisch-patriarchalen Gesellschaft langsam entreißt. Und natürlich die inneren Widersprüche betrachten. Ihr Götter, bin ich heute dialektisch. XD


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    Vielleicht ist es auch an der Zeit, die alten Notizen zu nehmen, und zu den vielen Namen etwas Neues zu basteln. Ja, wer waren Atin Often Sidöt und Atin von Sauerstein eigentlich? Stay tuned...

  • Die Anfänge


    Wo kommt Thiios her? Kleinwelten sind manchmal schwierig; sie sind nicht isoliert vom Multiversum, aber isoliert genug, um als eigenständige Welt aufzutreten. Wie sehr Thiios isoliert ist, war in früheren Entwürfen ziemlich bedeutsam. Da hatte ich nämlich Literatur, die primär von fremden Ländern erzählt, eben weil diese so unerreichbar sind.


    Geschichte kann außerdem verfälscht werden, und im eigenen Interesse geschönt oder gleich neu geschrieben. Was ist für die Oberschicht von Thiios bedeutsam? Na, eine Oberschicht braucht immer eine Legitimation. Also: "Wir haben diese Welt mit eigener Kraft und Genie aufgebaut". Und der Rückbezug auf Älteres darf auch nicht fehlen: "Wir haben die Literatur unserer Ahnen mitgebracht." (Die liegt dann großteils nicht für die Öffentlichkeit zugänglich irgendwo vergraben, teilweise auch in Schriften oder Sprachen, die niemand mehr richtig lesen kann.) Dazu gehören natürlich auch Mythen - anstatt dass alles griechisch-römisch ist, ist es hier nlakische Mythologie, die vorherrscht. Ich denke, daraus dürfte auch der erste Teil des Kanons bestehen: "Lernt mal alle diese überlieferten Geschichten auswendig und wie sie korrekt (d.h. im Sinne der herrschenden Klasse) interpretiert werden!"


    Rückbezug darauf ist auch schon die erste wiederkehrende Strömung, für die ich mal den Begriff "Klassizismus" hernehmen kann. :) Wiederkehrend, weil das ungefähr alle 2 Generationen wieder ein Thema wird, mal mehr, mal weniger subversiv.

    Darin versteckt liegt auch schon eine Hierarchie: Es gibt bessere Mythen und schlechtere Mythen. Was gut ist, legt die Oberschicht fest, und dann wird daran festgehalten, weil es immer schon so war. ;) "Schlechtere" Mythen, d.h. solche von weniger hochangesehenen Herkunftsvölkern, haben ein subversives Potential, obwohl der Rückbezug auf sie strenggenommen auch noch unter meinen (mit diesem Absatz provisorisch definierten) Begriff "Klassizismus" fällt.


    Die Mythen kann ich dann auch mal etwas konkreter basteln, das ist dann eine Brücke hin zur Welt Kã Nlak, die in diesem Thread ansonsten nicht reingehört.


    Sonstige Vorbedingungen - wenn ich nach den Namen gehe, die ich in den alten Notizen habe, ist Thiios ein ziemlich multikulturelles Chaos; gleichzeitig ist es aber isoliert und so monokulturell wie nur was. Das spricht schon dafür, dass es in der Geschichte eine Phase gab, in der Einwanderung im großen Stil stattgefunden hat, und es dann aber immer mehr stagniert hat. Alternativ war die Bevölkerung immer so durchmischt, weil es nunmal in dem Cluster von Kleinwelten, in denen Thiios liegt, grad diese Mischung gibt.

    Möglich ist auch, dass das Ur-Thiios wirklich kaum mehr war als ein Traum, der sich erst über Generationen zu einer "echten" Welt entwickelt hat. Das würde aber den Stolz der Oberschicht definitiv verletzen, also ist es in Geschichtsbüchern sicher nicht zu finden, egal ob es nun stimmt oder nicht. Das vorherrschende Narrativ ist also: Wir (TM) sind stolz auf unsere Vorfahren, die all dies aufgebaut haben - und die hierher gekommen sind, um die Vision einer Literaturstadt zu verfolgen. Dieses "Wir" ist vermutlich auch etwas nationalistisches, nur dass "Nation" hier als Begriff nicht wirklich passt. Aber die Leute in Thiios halten sich im Allgemeinen für besser als andere Welten.


    Nun - wo beginne ich also mit meiner Geschichtsschreibung? Vielleicht kann ich mir den Anfang erleichtern, indem ich sage, dass die ersten Generationen überwiegend derivative Kunst machten - d.h. die mitgebrachten Mythen wurden in Theaterform gegossen, dabei aber oft umgearbeitet und diese Bühnenfassungen teilweise nicht fixiert/kanonisiert. Es gab noch keine Technologien, Dinge aufzuzeichnen, und keine Radios. Das würde zusammenpassen mit der "Ur-Thiios-Traum"-Hypothese; natürlich machen Traumfiguren erstmal noch nichts Neues - ne falsch, schon Neues, aber nicht auf eine strukturierte Weise.


    Möglicherweise behauptet die Geschichtsschreibung, dass viele Bücher aus dieser Zeit verlorengegangen sind, z.B. in einem Feuer. Oder manches liegt irgendwo in einer Hausbibliothek und harrt seiner Entdeckung. Historiker*innen haben es nicht leicht, denn niemand traut ihnen so recht über den Weg - jedenfalls haben sie selten Zutritt zu privaten Bibliotheken. Oder nur unter der Bedingung, etwas Schönes in die Geschichte des jeweiligen Hauses hineinzuschreiben, natürlich nicht zu erfinden, wo kämen wir dahin, herauszufinden! (De facto erfinden, aber irgendwelche Quellen dabei zitieren und passt schon...) Eine Generation später weiß eh niemand mehr von dem Betrug.


    ~


    Hmmm, soll ich die Zeitrechnung, die ich bisher hatte, übernehmen? Da steht überall "n.I.", nach Issoy... aber "Issoy" heißt übersetzt ja einfach nur Gründung, also könnte es sich genausogut auf eine (fiktive) Gründung der Stadt Thiios beziehen. Ich glaube, das könnte schon funktionieren.


    Demnach befinden wir uns am Ende dieser Einleitung im siebten Jahrhundert. Die Welt mag zu diesem Zeitpunkt vielleicht knapp hundert Jahre alt sein.^^ Ist eh nicht so eindeutig, immerhin gibt es einen fließenden Übergang und kein "ab hier ist Welt!".


    Wie ist das Leben in Thiios so organisiert? Wir haben eine gebildete Oberschicht, bestehend aus den Leuten, die gerade eifrig "Geschichtsforschung" schreiben und deren Vorfahren sich dabei verblüffenderweise durchwegs als zentrale Figuren bei der Gründung der Stadt herausstellen. :diablo: Eine große Schar von Leuten arbeitet für sie, als Hausangestellte, Techniker*innen, ... die Leute, die das Stadtleben ermöglichen, eben. Aus diesen werden aber auch Schauspieler*innen rekrutiert - für die Nebenrollen, und wo immer Massen gebraucht werden, was zu dieser Zeit aber sehr typisch ist.


    Theater erfüllt parallel zwei Zwecke: Einmal gibt es das Unterhaltungstheater, das sich auch an die Unterschicht richtet, aber vor allem, diese einbindet (wir haben hier auch mal Szenen mit hundert Leuten auf der Bühne, es ist für die einfachen Leute quasi auch ein Fest, daran teilzunehmen). Und schließlich die etwas elitäreren Stücke, in denen alles gereimt ist, und die niemand versteht, der nicht den Kanon der ostnlakischen Mythen auswendig kennt. Kennzeichnend für die Zeit ist, dass beide Arten von Stücken von den selben Leuten geschrieben werden.


    (Ich brauche vielleicht noch eine weniger wertende Art, über Unterhaltungstheater zu schreiben ... denn als minderwertig werden diese eher erst später angesehen.)


    Ich unterteile also lieber in Große Theater und Kleine Theater. Es gibt dann auch noch Mischformen; da wechseln sich Szenen ab und einmal ist die Bühne voll, und dann wieder fast leer - das ist aber eher schon radikal. Die Sujets sind in beiden Fällen aus der Mythologie entnommen - das liegt ein bisschen daran, dass Thiios eben recht isoliert ist, und gar nicht so viele Stoffe sonst hat. Über die Stadt selbst Geschichten zu schreiben, ist tendentiell noch tabu. Einerseits wollen die Leute sich vom Alltag ablenken, andererseits sollen Leute auch vom Alltag abgelenkt werden, damit sie nicht aufmucken.


    (Ich habe übrigens fast gar keine Ahnung von Literatur, hatte außerdem eine alkoholisierte unmotivierte Deutschlehrerin, also ... falls jemand sich da gut auskennt, möge en mir nachsehen, dass ich Begriffe komisch verwende, oder total daneben liege - ich habe auch gar nicht vor, tatsächlich Literatur als solche zu basteln; bzw. nur in einer eher oberflächlichen, teilw. humoristischen Weise. Im Kern geht es mir eh um andere Dinge. Was ich doch an "Kunstkram" brauche, importiere ich aus der Musik, wo ich mich besser auskenne.)

  • Eigentlich ist Konservativosmus eine Geisteshaltung, die althergebrachtes versucht zu erhalten. In diesem sinne ist der politische Konservatismus und der von dir beschriebene musikalische Konservatismus schon ziemlich gleich.


    Wenn du dir konsetvative Einstellungen von heute und von vor hundert Jahren anschaust, kannst du sehen, dass der auch sich voneinander unterscheidet - weil einfach andere Aspekte althergebracht sind.


    In einer mattiarchaichen Gesellschaft, wäre die Erhaltung dieser konservativ. Deine Kritik ist also nicht gegen Konservatismus gerichtet, sondern gegen die aktuelle Form der konservativem Geisteshaltung.



    Wo ein Waldgott steht wächst grünes Gras,
    wo ein Waldgott ruht, sprießen Wälder,
    wo ein Waldgott weint, entstehen Sümpfe,
    wo ein Waldgott blutet, ist das Land geheiligt
    und wo ein Waldgott stirbt, wird leben sein.

  • Ich habe mir vor dem Schreiben den englischen und deutschen Wiki-Artikel zu Konservativismus kurz angesehen, weil ich dachte, dass ich mich an dortigen Definitionen vielleicht abarbeiten könnte. Aber festgestellt, dass der Begriff dafür viel zu vage ist bzw. total unterschiedlichen Kram umfasst - also habe ich mich letztlich doch wieder an meiner primären Assoziation orientiert. Was sich allerdings schon finden lässt, ist, dass Konservativismus oft mit dem Aufrechterhalten von bestehenden (Macht-)Strukturen zu tun hat, und das ist schon ein grundsätzliches Problem für mich.


    Allerdings gebe ich dir insofern Recht, als dass manche Definitionen, die sich primär auf das Bewahren von Traditionen beziehen, tatsächlich im Lichte von indigenen Rechten vs. Kolonialmächten eine andere Bedeutung annehmen. Nur wäre mir neu, dass sich solche Bewegungen selbst als konservativ bezeichnen würden, denn üblicherweise tun das ihre Gegenspieler.

  • Ich finde, du arbeitest eigentlich inmer sachlich an deinet Welt, da hat mich deine Emotionalität irritiert.

    In unserer Welt hat sich Konservativismus im 19 Jhd. Als Gegenströmung zum Liberalismus entwickelt. Davor war das erhalten des altbewährten nicht im Fokus, weil es ja keine gegenteilige Idee gab.

    Sprechen wir von dem imperialistischen Kolonialismus sind es vor allem profitorientierte Strömungen in Kombination mit Konservatismus, die hier eine Rolle spielen. Quasi, erhalt des hergebrachten, solange es Profit bringt. Mal kurz gesagt.


    Naja, ich mag konservative Einstellungen auch nicht so, weil sie häufig ins extreme abweichen (häufig politisch rechts gerichtet). Aber ich mag Extreme generell nicht.... naja.


    Jedenfalls kann man für seine Welt die Aspekte einer konservativen Einstellung auch anpassen, je wie die Welt gestaltet ist. Ich hoffe du bist nicht böse für mein Einmischen und kannst was damit anfangen.



    Wo ein Waldgott steht wächst grünes Gras,
    wo ein Waldgott ruht, sprießen Wälder,
    wo ein Waldgott weint, entstehen Sümpfe,
    wo ein Waldgott blutet, ist das Land geheiligt
    und wo ein Waldgott stirbt, wird leben sein.

  • Ich finde, du arbeitest eigentlich inmer sachlich an deinet Welt, da hat mich deine Emotionalität irritiert.

    Ah, verstehe.


    Tja, IRL bin ich tatsächlich sehr emotional und sehr oft wütend. Da ich nicht weiß, wie ich sonst damit umgehen soll, versuche ich diese Energie meist in Kreativität zu lenken. Überwiegend versuche ich das transformativ zu machen, d.h. z.B. fröhliche Musik oder alberne Welten, statt wütende. Ich habe nur manchmal die Sorge, wenn ich das die ganze Zeit mache, missverstanden zu werden.


    Da es so viele Strömungen gibt - und ich jetzt nicht so viel Lust habe, mich mit geschichtlichen Entwicklungen zu beschäftigen, die es in meiner Umgebung kaum noch gibt (obwohl es sicher zu mehr Verständnis führen würde, aber ich hab begrenzt Energie und gerade interessieren mich andere Dinge mehr.) - bleibt mir nur, mir die Bedeutungen herauszupicken, die ich selbst beobachte.


    Da haben wir "konservativ" in der Musik; sehr oft abfällig, Synonym mit "rückständig", "altbacken", "unoriginell" oder tatsächlich auch politisiert - "brennt die Opernhäuser nieder" ist schon ne Ansage, auch wenn ich doch stark bezweifle, dass Boulez jetzt zu nem Brandanschlag aufrufen wollte, aber das zunehmende Festhalten an historischen Stilen zuungunsten der Moderne kritisieren. Natürlich gibt es dann Komponist*innen, die den Begriff reclaimen und sich dagegen wehren, unoriginell zu sein - dieser Kritik schließe ich mich übrigens an, ich halte "Originalität" für etwas überbewertet. Aber wo genau ich jetzt in einer Geschichte von Thiios diese spezifischen Ideen einbringe, weiß ich nicht.


    Und dann "konservativ" im Politischen... naja, sagen wir es so, im Englischen Sprachraum würde ich viele der Leute, die sich selbst als konservativ bezeichnen, eher bereits faschistisch nennen... im Deutschen Sprachraum, und da, wo ich selbst mit konservativer Politik zu tun habe, erlebe ich sie überwiegend als oppressiv. Die Frage ist, was mache ich mit diesem Eindruck? Soll ich überhaupt eine Welt basteln, in der ich irdische Gesellschaftsstrukturen verarbeite? Die Frage stelle ich mir schon seit Langem. Auf Ngiana, einer erdähnlichen Welt, habe ich Faschismus und Genozide - aber muss ich sie deswegen basteln? Eigentlich nicht. Andererseits will ich das Basteln ja dazu nutzen, über unsere Welt (und meinen Platz darin) nachzudenken.


    Wahrscheinlich werde ich bei Thiios sogar eher scheitern. :meh: Ich lese gerade (seit gestern) ein Buch über die Avant-Garde; gemeint in diesem Fall Dada und Surrealismus, und hier ist der Kontext doch sehr wichtig: Dada entstand während dem ersten Weltkrieg, und der Surrealismus im Umfeld eines bereits gefährlich erstarkenden Nationalismus. Thiios hat keine Kriege und keine Nazis - also steht dort die Literatur in einem gänzlich anderen Kontext, wie soll ich also daran herangehen, wenn ich doch gerade solche Strömungen am Interessantesten finde? Außerdem lebe ich selbst in einer Zeit erstarkenden Faschismus...

  • Thiios lässt mir gerade keine Ruhe. Ich bin unsicher, ob ich diese Welt nicht noch mal radikal umbauen muss, bevor sie das sein kann, was ich möglicherweise von ihr haben möchte.


    Aber da komme ich gerade nicht weiter. Also gehe ich stattdessen mal einen Schritt zurück, und schau mir die Zeit an. Das ganze ist jetzt der alte Stand, der muss ziemlich sicher umgebaut werden.


    6.Jhdt - allmähliche Konkretisierung als eigene Welt, "dunkle Geschichte"

    7.Jhdt - Klassizismus und Klassik


    Um 700 - Ablehnung der Gefühle und Subjektivität, Ablehnung der spätklassischen Pompösität, Zuflucht in der Abstraktion


    710 - "Schreier-Revolte" gegen beide vorherige Strömungen; Suche nach exzessiver Emotion, kurzlebige Bewegung


    In der ersten Hälfte des 8.Jhdt sind u.a. Gaar und Aolay angesiedelt (Gaar 717-807, Aolay 723-744)


    750 - Averbalismus - eine abstrakte Bewegung, die aber auch viel mit Performance zu tun hat


    760 - fast gleichzeitig Noversalismus und dessen Gegenbewegung. Ersteres ist ein bisschen mystisch, das andere macht sich darüber lustig. Beide setzen sich in den folgenden Strömungen fort.


    780 - Radikal-Absurdes Theater, bewusste Provokation des Publikums, sehr "showy" mit exzessivem Einsatz von Bühnentechnik


    ~


    Das waren nur ein paar der wichtigsten Eckpunkte. Die Revolte braucht wesentlich mehr Hintergrund, steht auch vielleicht überhaupt an der falschen Stelle. Der Antisubjektivismus um 700 herum ist eigentlich selbst schon ein radikaler Bruch, der out-of-place wirkt; eigentlich würde er besser in die 750er-Jahre passen, weil er sehr experimentell ist.

    Die Schreier-Revolte wiederum macht eher Sinn, wenn sie sich nicht gegen eine eher abstruse Nische auflehnt, sondern gegen die dominante Kultur ihrer Zeit, insofern gehört sie wohl schon an das Ende der Klassik... aber irgendwie sind die Zeitspannen alle sehr kurz dort - trotzdem bleibt eine Lücke, was passiert in den 720ern? Vielleicht gehört dorthin die Ablehnung der Subjektivität, verstanden als eine Fortführung der Revolte nach innen.


    Gab es eine Veränderung in der Gesellschaftsstruktur - irgendwelche Konzessionen an die Unterschicht? Ich weiß ja über das politische System eigentlich sowieso noch fast nichts. :-/


    Wie würde denn ein politisches System aussehen, dass sich aus Träumen über eine andere Welt entwickelt hat? Waren es Alpträume? Ich glaube, es waren so mittelmäßige Träume, realistische Träume von Künstler*innen unterschiedlicher Welten. Na gut, sagen wir, ich stelle mir Leute vor, die um 1900 in Europa lebten, und nehme u.a. deren Träume her; dazu eben gemischte Einflüsse aus allen möglichen anderen Welten - aber irgendwo muss ich anfangen.

    Es sind städtische Träume; von Leuten, die nie mit Farmarbeit in Berührung gekommen sind, und auch von Leuten, für die Industrialisierung im Hintergrund läuft. Wie ist die Arbeitsmoral? Arbeit, die nach Zeit gemessen wird, hat sich aber vielleicht auch noch nicht etabliert. Leute haben vielleicht eine romantische Vorstellung vom Landleben: glückliche Bauern, die glückliche Kühe haben und uns großherzig glückliche Milch einschenken! ;D


    Eigenartigerweise hat Thiios, wenn ich mir einfach nur die Stadt vorstelle, auch einen Hauch von Science-Fiction an sich - nicht in der Stadt selbst, aber es fühlt sich so an, als sei es ein zurückgebliebenes Kaff in einem Science-Fiction-Universum, quasi aus der Zeit gefallen. Diesem Eindruck hab ich ja noch genau nirgends wirklich Rechnung getragen. :kopfkratz: Aber es würde irgendwie passen. Sagen wir, ein gestrandetes Raumschiff, das auf einem Planeten eine kleine Kolonie gründet - nur dass der "Planet" kein Planet ist, sondern ein kaum mehr als für eine Stadt und ein paar Dörfer Platz bietet. Ich kann mir vorstellen, dass die Hierarchien mitgebracht wurden.


    Das ist vielleicht nur eine Metapher. Aber an "gestrandetes Raumschiff" gefällt mir, dass es der Stimmung entspricht, die im frühen Thiios doch irgendwie vorherrscht: Wir sind hier allein, mitten im Nirgendwo, also müssen wir irgendwie Zivilisation schaffen, sonst sind wir nichts. Also Literatur. Und die enge Bindung der Menschen daran ergibt sich daraus, dass die eigene Identität ohne diesen "Beweis der Menschlichkeit" nicht auskommt. Daher ist die Kunst in Thiios existentiell...


    Gewalt - auf welche Weise ist Thiios friedlich? Gab es vielleicht anfangs blutige Konflikte, die zu einer Stimmung von "wer sind wir eigentlich, ist das wirklich alles?" geführt haben - und in Folge dessen eine Panik, in diesen Zustand zurückzufallen?


    Ich mag die Idee, dass Versuche, die gesellschaftliche Ordnung zu ändern, in Thiios als etwas existentiell Bedrohliches gesehen werden - für alle. Als ob die Welt aufhören würde zu existieren, wenn der Adel abgeschafft wird! Ist das System, das Leben ermöglicht, zu fragil, als dass Konflikte stattfinden dürfen?


    ~


    Ich teste das mal weiter:


    Ein Voidschiff mit ein paar hundert Kolonist*innen, unterwegs durch die Traumzone des Multiversums, mit einem Ziel irgendwo in unerreichbarer Ferne. Die Antriebe versagen; dort, wo sie sind, müssen sie bleiben. Sie steigen nicht aus, vielmehr wird das Schiff selbst zu einer Stadt umgeformt. Besser: Die Grenzen zwischen dem Schiff und den schattenhaften Traumwelten darum herum verschwindet. Leute wandern ein, und sobald sie da sind, ist es, als wären sie schon immer hier gewesen.


    Das Theater umfasst alle; es ist die einzige Methode, Erinnerung zu bewahren, einen Rest Identität aufrechtzuerhalten, um nicht im Strudel der unendlichen Möglichkeiten zu verschwinden. (Jetzt muss ich wieder an Andrés Ibáñez´ Verlassene Geschichte denken, dort gibt es ein Raumschiff, dessen Antrieb ein Theater ist... das "chemisch-philosophische Theater", ein Begriff, den ich immer noch wunderbar finde) - Ja, ich denke, so ungefähr läuft das.


    Sie spielen nicht ununterbrochen Theater, aber die Beteiligung an der Theater-Maschinerie ist für alle verpflichtend. Es ist buchstäblich die Triebkraft der Welt. Aus den Organisatoren erwächst der Adel. Und den Organisatoren ist Folge zu leisten, denn andernfalls könnte die ganze Welt im Chaos verschwinden, das sie umgibt.


    Das ist auf jeden Fall schon mal weniger langweilig, als was ich bisher hatte. :)

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