[Eichenburg] Wirtschaft

  • Die Wirtschaft in Eichenburg


    Steuern:
    Gibt es nicht. Das gesamte Land gehört der Hohen Frau und für die Nutzung wird ein Entgelt (Zins) erhoben - das sich auch danach bemisst, wie begehrt das betreffende Grundstück ist (Lage, Anbindung, Bodenfruchtbarkeit, eventuelle Nachteile etc). Davon gibt es nur wenige Ausnahmen, zum Beispiel den Friedwald bei Eichenburg (der den Toten gehört - denn deren Zahlungsfähigkeit ist sehr begrenzt)
    Der bekannteste Sonderfall sind die Liegenschaften, die von denen zu Waldhof bewirtschaftet werden - nicht nur die Waldhöfe selber, sondern alle.
    Der Grund ist, das die Waldhöfe außerhalb der eigentlichen Landesgrenzen gegründet werden, wenn Eichenburg expandiert - und die BewohnerInnen sowohl die Grenzsicherung leisten müssen, als auch die Landstraßen weiterzubauen haben. Somit sind die Aufwendungen für die Waldhöfe oft höher als der Ertrag, was zu der Zinsbefreiung geführt hat.


    Handel:
    Der Großteil des Handels ist in der Hand der von Seedorf - die außerdem den Küstenschutz zu leisten haben. Die "Marine" ist der Teil der Handelsflotte, der ggf auch militärisch tätig werden kann, aber letztlich "Privatsache" der von Seedorf. Der "Frieden zur See", ein Vertrag aller Ostseeanrainerstaaten, der Kampfhandlungen auf dem Wasser verbietet und Vorstufe zur Hanse war, ist von den von Seedorf erdacht und durchgesetzt worden - seitdem ist der Aufwand für den Küstenschutz recht gering, nur gelegentlich müssen freiberufliche Piraten erledigt werden. Die von Seedorf sind daher sehr reich - und investieren sehr viel in Ausbildung und Forschung (eine eigene Akademie), aber auch in Sozialleistungen. Wobei sie durchaus nicht uneigennützig sind, sondern (nach eigenem Selbstverständnis) lediglich der Vernunft folgen.


    Manufakturen:
    Alle Manufakturen gehören der Belegschaft. Die größte Manufaktur, die "Mobilien" stellt Schiffe und Boote her, die weltweit (soweit bekannt) die besten sind - und verkauft sie nicht, sondern vermietet sie. Gegen einen erklecklichen Anteil am Fahrtgewinn. Was bewirkt, dass außer der Seedorfschen Marine kaum jemand mit einem Mobilien-Schiff unterwegs ist.
    Der Vorteil eines Mobilien-Schiffes ist die Grundeinstellung der Ingenieure: "Mit dem Schiff fahren unsere Söhne und Töchter, also muss es sicher sein!" - es sind kaum Fälle bekannt, in denen ein derartiges Fahrzeug gescheitert wäre. Außerdem sind auf jedem Mobilien-Schiff mindestens zwei speziell ausgebildete Personen dabei, die von der Manufaktur bezahlt werden - für alle Fälle.
    Die Schiffe verfügen u.A. über Funk, der notwendige Strom wird photovoltaisch mittels in die Segel eingewebter "Kraftfäden" gewonnen - daher sind die Segel der Eichenburger Marine blau.
    Die Mobilien-Manufaktur unterhält eine eigene Schule für ihre Ingenieure und eine Forschungsabteilung. Dort wurde zum Beispiel ein Hubschrauber entwickelt, der allerdings nur als Einzelstück hergestellt wurde (die Kosten für den Betrieb wären viel zu hoch)
    Weit verbreitet dagegen sind die Fahrräder der Manufaktur, wobei neben den "klassischen" Geräten die Transporträder einen hohen Stellenwert haben.
    Recht selten (weil teuer) sind die gasgetriebenen Transporter und schnellen Boote - die Kosten übersteigen (in Tagelohn) den Zeitgewinn deutlich.


    Alle Manufakturen haben eine eigene Satzung, die die Ansprüche der Belegschaft regelt.


    Nach den Mobilien sind die Eisenwerker, die Baumkocher und die Brauer die größten Betriebe und die Größten (Baumkocher: Chemische Industrie, benannt nach dem hauptsächlichen Rohstoff)


    Export:
    Vorwiegend Industrieprodukte, Eisenwaren, Kunststoffe, aber auch der Eichenburger Bär, ein Brand aus Getreidesud, ist recht begehrt.
    Nicht unwesentlich ist der Export von Wissen: In den Akademien der Manufakturen sind immer etliche Auslands-Studenten zu finden, die hier lernen. Dadurch haben die Manufakturen sehr gute Kontakte zu anderen Ländern. Eine Konkurenz entsteht daraus eher nicht, weil im "Ausland" die Produktion wegen a) der Steuern, b) der anderen Geldpolitik und c) der Einstellung der Arbeiter zum Produkt entweder teurer oder von schlechterer Qualität ist (oder beides)


    Import:
    Getreide, Wolle/Wollprodukte (eine Spezialität Ruigias), Obst und (seitdem der Handel mit den Seekelten in Gang gekommen ist) Kaffee.
    Aus den Außenländern (skandinavische) kommen u.A. Rohstoffe (Ausschlachten alter Städte) und recht viele Rinder.


    Währung, Lohn und so:
    Im Prinzip ist die Arbeit eines Tages einen Tagelohn wert - und zwar für jede Art von Arbeit. Für einige (wenige) Stellen wird ein Zuschlag gewährt, entweder, weil die Arbeit besonders unangenehm/anstrengend ist, oder weil "der Tag zu kurz" ist - "Spitzenmanager" bekommen manchmal sogar zweieinhalb Taglohn! (Die Berufswahl geht nach Neigung und Interesse, was ziemlich gut ist: Niemand macht seinen Job wegen des Geldes - das steigert die Qualität ungemein).


    Zur Zeit kann man mit zweieinhalb Taglohn pro Woche vernünftig leben, wenn man nicht raucht und trinkt, langt auch weniger. Die Tendenz ist, dass immer weniger "Lohnarbeit" nötig ist (faktisch steigt der Wert des Taglohns)
    Die großen Familien, die Hohe Runde und die Manufakturen unterhalten "Kassen", dazu gibt es Kassen in den Ortschaften. Geld, das man gerade nicht benötigt, kann man dort einzahlen, und ggf kann man auch leihen - beides ohne Zinsen. (weil das durch den steigenden Wert erledigt ist). Unternehmungen wie etwa ein Pionierzug oder eine neue Herberge in der Stadt, können mit "Beteiligungen" finanziert werden, wobei die "Kasse" lediglich eine Treuhandfunktion hat (also keine eigenen Gewinne daraus schöpft)


    Die Währung ist nicht konvertibel, der Außenhandel wird als (theoretisches) Tauschgeschäft abgewickelt. Fremdwährung taugt bestenfalls als Andenken ...


    Sozialsystem:
    Die verschiedenen Einrichtungen wie das "Armenhaus", aber auch Schulen, Studenten ohne finanziellen Rückhalt, Kunst und Kultur und all das zu fördern und zu unterstützen ist eine Selbstverständlichkeit - und bringt soziales Ansehen (im Gegensatz zu Besitz). Wobei die Unterstützung auch durch direkte Arbeitsleistung stattfinden kann.
    Das wird noch gefördert, indem es für viele weiterführende Studiengänge Pflicht ist, eine gewisse Zeit im Armenhaus und in der Medizinischen Abteilung der Universität zu dienen. Niemand im "Staatsdienst" kann sagen, dass er die Lage der Armen und Kranken nicht kennt ...
    (Wobei "arm" ein relativer Begriff ist: Ein Armer in Eichenburg ist im Vergleich zu einem abhängigen Bauern in den VH ein König)


    Randwirtschaft ...
    viele Seeleute aus anderen Ländern beschweren sich, dass es in Eichenburg gewisse Angebote nicht gibt ... Aber sie lernen recht schnell, dass ein Bad, der Besuch einer Barbierstube und gutes Benehmen durchaus Erfolge zeigen können.


    Link: Vorstellung

  • Hallo,


    ich hoffe, du hast noch Interesse an einer Antwort zu deinem Wirtschaftssystem.
    Wenn ich mir das so durchlese, scheint deine Welt ja schon relativ nahe an der Grenze zur Utopie zu sein. Und offenbar auch etwas fortschrittlicher als die durchschnittliche Fantasywelt, was ich immer ganz interessant finde.
    Ich habe bei deinem Beitrag den Eindruck, dass du dich ganz offensichtlich für wirtschaftliche Zusammenhänge interessierst, oder einiges an Recherche hineingesteckt hast.
    Das System der Abgabenbemessung hört sich auf jeden Fall relativ fair an, da werden ja viele Gegebenheiten berücksichtigt und ich finde die Abgabenbefreiung für die Waldhöfe auch gut nachvollziehbar. (Und da scheint schon durch, dass sich dort eventuell auch die Geschichten ereignen könnten. ;))


    Die Überlegung mit den Ausgaben für Bildung und Sozialleistung aus eigennützigen Gründen finde ich auch gut, das gilt übrigens auch für die teuren Schiffe mit gutem, Ingenieurs-Selbstverständnis. Genau wie sich auch der Rest des Handelsabschnitts sehr nachvollziehbar liest.


    Mit Strom, Kunststoffen und Hubschraubern scheint deine Welt ja auch die Steampunk-Era schon deutlich hinter sich gelassen zu haben. Interessant fände ich in diesem Zusammenhang mal, wo sich eigentlich die Fantasy-Aspekte befinden, aber dafür sollte ich vielleicht nach anderen Threads von dir suchen. ;)


    Alles in allem ist deine eine der wenigen Fantasy-Welten, in denen ich mir vorstellen könnte zu leben, jedenfalls nach der hiesigen Beschreibung.


    Interessant fände ich in diesem Zusammenhang noch, wie die Einstellung, dass die Unterstützung von Bedürftigen mehr Ansehen bringt als das Anhäufen von Reichtum in deiner Welt zustande gekommen ist. (Bei uns ist das ja theoretisch auch die Einstellung, aber praktisch hält sich kaum jemand dran.)
    Das überschreitet den Bereich Wirtschaft aber vermutlich schon fast wieder.

  • ay Amanita,


    Klar ist das noch interessant - Das Eichenburg - Universum ist zwar wieder mal auf Eis gelegt (größtenteils, weil ich die Nase von der derzeitigen Fantasy und ihrem Publikum grad ziemlich voll habe), aber deshalb ja nicht gestorben.


    Das mit der Wirtschaft - nun, ich bin ein gelernter Vollkaufmann, und habe Interesse am Thema - auch in praktischer Form, obwohl ich nicht mehr im dem Beruf tätig bin.
    Und ja: Eichenburg ist eine Utopie - basiert auf der Überlegung, was vernünftige Leute wohl anstellen würden, wenn sie könnten. Der besondere Reiz lag dabei darin, in dieser Szenerie dann einen Mordfall zu konstruieren (nein, frag nicht: Der Mord samt Motiv und Auflösung war gut, der Schreibstil .... ähm ... nun, ich habe allerhand gelernt seither)
    Die Fantasy-Aspekte liegen zum Teil darin, dass das Erscheinungsbild "Mittelalter" schreit - und es außer Eichenburg noch ganz andere Gegenden gibt.


    Umstände wie der Sozialstatus-Gewinn durch Wohltätigkeit haben zwei Quellen (inworld):
    Zum einen die geografische Lage: Nord- und Mittelschweden. Wer da heute schon aus dem sozialen Rahmen fällt, lebt nicht lange (dort). Rein Klimabedingt ist Gastfreundschaft und sich gegenseitig zu helfen unabdingbar. Und für alles Geld der Welt kann man Hilfe nicht kaufen, wenn der potentielle Helfer einen nicht mag.
    Der andere Grund aber ist der, dass Eichenburg von recht klugen Leuten gegründet wurde, die einen großen Teil der Systemfehler woanders schon kannten - bzw wegen Fehlentwicklungen aus anderen Ländern abgehauen sind. Da sind Ideen zusammengekommen, die dann erfolgreich waren - gerade dort im Norden, weil keine andere Macht sich dort eingemischt hat


    vielen Dank für deine Anmerkungen!
    cheers, Uli

  • Zitat

    nun, ich bin ein gelernter Vollkaufmann, und habe Interesse am Thema


    Sowas in die Richtung habe ich mir schon fast gedacht. ;)
    Dann ist deine Welt also praktisch eine alternative Erde mit den gleichen geographischen Gegebenheiten? Deswegen also auch der Name Ostsee, da habe ich mich schon ein bisschen drüber gewundert.


    Zumindest ich hätte jedenfalls durchaus Interesse an einer Geschichte, die dort spielt. Wobei ich deine Frustration mit dem typischen Fantasy-Publikum irgendwie auch verstehen kann. Das meiste, was von den Verlagen offenbar für gut verkäuflich gehalten wird, strotzt nicht gerade vor Ideenreichtum. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich nur an den potenziellen Lesern liegt. Viele scheinen aber schon die üblichen "Elfen, Zwerge, Orks-Klischees" im Kopf zu haben.
    Wenn die Geschichte aber eigentlich Potenzial hatte, denke ich, dass sie nur am Schreibstil nicht scheitern muss, da kann man ja mit Überarbeitungen doch noch einiges erreichen. Anderswo kriegt man ja immer gesagt, dass die erste Version nie auch nur annähernd zufriedenstellend ist. ;)

  • :) freu ...


    Aber nein, ehrlich - das Machwerk ist wirklich nicht gut (und seit längerem in Überarbeitung), deshalb rücke ich die nicht raus. Allerdings - im Gleichen Setting gibt es noch eine Serie vom aufeinander aufbauenden Kurzgeschichten, deren Anfang Hier zu besichtigen ist (außerdem gibts noch die Geisterland-Geschichten, die werd ich auch irgendwann auf der Webseite einstellen)


    Und richtig: Eichenburg ist "Realwelt-Terra" - nur ein paar Jahrhunderte nachdem Yellostone explodiert ist (in der Urfassung: nachdem der Werwolf-Virus (eine Variante von Tollwut) zu einem mittelgroßen Schlachtfest geführt hat)


    Zur Zeit schreibe ich aber an EC (Serientitel) nicht weiter, sondern arbeite an einem SiFi-Setting, dass mir ausnehmend gut gefällt. Und das im Prinzip durchaus ähnliche Züge aufweist - den Anfang davon (noch eine Rohfassung) kannst du HIER lesen. (irgendwo dort in den Archiven sind auch andere Sachen aus diesem Setting - Prenga-Texte suchen)

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