Weltenbastler-Interview: Jundurg

Nickname im Forum: Jundurg (sie/ihr oder keine Pronomen)

Name der Welt: Ngiana


Setting/Genre/Thema (Schwerpunkt):

Ngiana ist ein erdähnlicher Planet, mit entsprechend vielen Kulturen, die theoretisch von Bronzezeit bis Internet zu verfolgen wären. Natürlich ist das viel zu viel, also sind meine Schwerpunkte auf einigen für mich interessanten Weltgegenden, Zeiten. Thematisch interessiert mich am meisten wie sich Kultur, Religion und Magie im Alltag ineinander verwickeln.


Format:

Totales Chaos. Das einzige, was noch ein bisschen für Zusammenhalt sorgt, ist, dass seit 2021 nahezu alles in einem Thread hier im Forum zusammengesammelt wird. Ngiana hat weit mehr Material, als ich ordnen geschweige denn mir merken könnte.


Entstehungsjahr:

Die älteste Karte, auf der sich Stadtnamen finden, die es heute noch gibt, dürfte 1997 oder 1998 entstanden sein, aber manche Ideen sind älter, weil ich immer meine Phantasien irgendwie behalten wollte.



Wie bist du auf die Idee gekommen, dir eine Welt auszudenken?

Ich habe gerne Karten gezeichnet, manchmal Europa (aber auch mit zusätzlichen Ländern), und manchmal eben was anderes. Letztlich hat sich das als eine Art und Weise herauskristallisiert, wie Ideen und Träume sich in Zusammenhang setzen lassen.


Was inspiriert dich beim Weltenbau?

Ich bastle oft meine persönlichen Problemzonen. Wenn mir ein Thema nicht aus dem Kopf geht, aus welchem Grund auch immer - Wut, Angst, Faszination, Spieltrieb, Frustration - dann will ich es irgendwie zu fassen kriegen, es mir begreifbar machen.


Was sind deine Motivationen und Ziele bei der Erschaffung deiner Welt?

Meine Welten sind ein Spiegel, in dem ich mich selbst studieren kann - oder, wenn es mir eher danach ist, lustige Fratzen schneiden. Ngiana hat schon viel mitgemacht: zuerst war es magische Neuzeit, dann sollte es realistisch und mittelalterlich sein, dann wieder magisch, dann humoristisch pratchettesk, dann überhaupt nur noch ein Traum, mystisch und überreal, dann bitte wieder realistisch und ernst, historisch akkurat, dann wieder albern... jedesmal wenn ich mich verändere, verändern sich meine Welten mit. Und umgekehrt: Wenn ich mich verändern will (und das will ich eigentlich immer), dann versuche ich meine Welten neu umzubauen.


Was ist für dich das Besondere an deiner Welt?

Dass sie ein Teil von mir ist.


Kannst du mehr über die Stimmung deiner Welt erzählen?

Gerade bei Ngiana ist das sehr schwer. Jede Bastelphase hatte ihre eigene Stimmung. Aktuell herrscht Aufbruchsstimmung und Albernheit, ich versuche mich weniger ernst zu nehmen, und habe beschlossen, dass Ngiana von meinen anderen Welten angegriffen wird, meta-militärisch besetzt, damit da mal etwas mit den alten Bastelideen aufgeräumt wird und was Neues nachkommen kann. Unter anderem ist das Ziel, die Welt weniger abstrakt zu machen, und erlebbarer - denn ja, echte Stimmungen, an denen hat es zuweilen auch schon gemangelt.


Soll deine Welt realistisch sein, und ist dir Realismus beim Weltenbau generell wichtig?

Ich lege Wert auf Realismus, wenn es um die Komplexität der menschlichen Psychologie geht; das wird im Alltag und auch medial oft wenig wahrgenommen. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte jetzt eine ungefähre Idee, wie Menschen so ticken, in welchem Rahmen sie sich bewegen, wurde ich bald wieder komplett überrumpelt davon, dass mein Rahmen immer noch viel zu eng war. Darum fasziniert mich auch Religion, weil sie Beispiele dafür gibt, wie Menschen zu anderen Zeiten oder in anderen Kontexten einfach mal komplett anders an die Welt herangegangen sind, und für uns selbstverständliche Grundannahmen einfach mal außer Kraft gesetzt werden können/konnten.

Ansonsten setze ich meine Ansprüche nicht hoch. Wenn es sich bequem machen lässt, wird ein bisschen Fachwissen konsultiert - aber wenn eine Klimazone unrealistisch ist, juckt mich das doch letztlich herzlich wenig, darum geht es mir nicht.


Was macht dir beim Weltenbau besonders Spaß?

Manchmal sprudeln die Ideen einfach. Wenn Gedanken, die Jahre im Kopf herumsaßen, und Gedanken, die erst einen Tag alt sind, plötzlich zusammenpassen, und etwas, das vorher keinen Sinn hatte, plötzlich stimmig wird.

Wenn ich nicht unbedingt Ideen raushaue, dann beschäftige ich mich auch gerne mal damit, eine Karte zu erstellen, oder einen Netzplan für öffentlichen Verkehr.


Wovor drückst du dich beim Weltenbau?

Vor allem, was Konsistenz erfordert. Mein Gedächtnis war immer schon schlecht, deswegen habe ich als Kind überhaupt so viel Sachen niederschreiben wollen. Ich habe die Hälfte von dem, was ich vor einem Jahr gebastelt habe, schon wieder komplett vergessen - auf Archivieren und Wissen aus alten Posts systematisch zusammentragen habe ich keine Lust.


Welche Herausforderungen bereiten dir Schwierigkeiten?

Den Überblick behalten wollen ist ein Alptraum.

Manchmal beiße ich mir auch an bestimmten Themen die Zähne aus. Ökonomie basteln führt bei mir unweigerlich zu einer Krise; aber natürlich auch emotional schwere Themen wie Geschlechtermodelle, Rassismus, oder Cultural Appropriation. Ich bin allerdings auch schon etwas entspannter geworden; früher habe ich eher nach der einen Lösung gesucht, mit der ich es recht mache, heute tendiere ich dazu, alles ohnehin als work-in-progress anzusehen, und verschiedene Ideen/Ansätze nebeneinander stehen zu lassen.


Zeichnest du Weltkarten für deine Welt? Wenn ja, wie gehst du dabei vor?

Ngiana war etwas tricky, weil eine wichtige Zivilisation sich am Südpol befindet, von daher sind alle üblichen Kartenprojektionen ziemlich unbrauchbar. Aber aktuell gibt es zumindest eine Weltkarte in einer halbwegs stimmigen Projektion, um die ich mich nicht wirklich viel kümmere. Ich vermisse das ungezwungene Kartenmalen meiner Kindheit, wo sich bei jeder Karte ein neues Land zwischen die anderen zwängen konnte, ohne Probleme zu machen - das geht halt nicht mehr so richtig, wenn ich nicht permanent alles umwerfen will-

-wobei, permanent alles umwerfen, das wär doch mal was ...


Entwickelst du Sprachen und Schriften?

Finde ich grundsätzlich spannend, aber ich habe nicht die Zeit/Energie dafür; in der Regel genügt es mir, zu wissen, wie etwas ausgesprochen wird, und welche Sprachen grundsätzlich mal miteinander verwandt sind.


Schreibst du Geschichten oder gar Rollenspielabenteuer, die in deiner Welt spielen?

Es ist eigenartig: Ngiana hat sich über die Jahre in eine Richtung entwickelt, wo ich sagen würde, dass sie eigentlich gut als Hintergrund für Rollenspiele oder Geschichten geeignet sein müsste... aber in der Praxis ist das Gegenteil der Fall.


Integrierst du Vorschläge von anderen in deine Welt?

Ein paar Personen haben einen ziemlich direkten Einfluss auf mein Basteln; konkrete Vorschläge sind es allerdings selten.


Wie sieht dein Prozess beim Weltenbasteln aus?

Manche Ideen reifen ein wenig; ich notiere in dieser Phase mir so wenig wie möglich, oft nur Namen und Stichworte. Dann setze ich mich hin und schreibe einen Post ins Forum.

Es muss nicht alles ausformuliert sein, das Nachdenken ist ja das Interessante, manchmal spamme ich also auch eine Sammlung aus verworfenen Ideen ins Forum, bis mir endlich klar wird, wo das Problem war.


Welche Werkzeuge und Methoden nutzt du für den Weltenbau?

Für Landkarten Inkscape, für Netzpläne noch simplere Diagramm-Zeichenprogramme. Ansonsten schreibe ich einfach.


Gibt es einen Schnipsel nützlichen oder unnützen Wissens über deine Welt oder zum Thema Weltenbasteln, den du den Leser:innen dieses Interviews mitgeben möchtest?

Verdammt, wo sind die weisen alten Zwerge, wenn man sie braucht ... *zerr* :alt:"Vergiss nicht, Wasser zu trinken!" :alt:

... okay, weise genug.



Wenn du ebenfalls an diesem Interview teilnehmen möchtest, dann schau doch mal hier vorbei: Weltenbastler-Interview