Kapitel Achtzehn: In der Falle? Ha!
Logbuch der SZR Perseus, Kommandierender Offizier Fuchs Ferrow. Datum weiterhin unbekannt.
Wir arbeiten daran, herauszufinden, wie wir in die Gegenwart zurückkehren können. Leider ist Wassermolch Kaili noch mit Phantos im alten Kelda-Außenposten. Laut den Vorschriften für Zeitreise dürfen wir sie nicht in der Vergangenheit zurücklassen.
Alles war aus Metall und nicht aus gewöhnlichem. Dieses Metall ließ nicht einmal Geister hindurch. Kaili hatte schon mehrfach vergeblich versucht, durch die Wand zu schweben.
Nicht, dass das sinnvoll gewesen wäre. Sie konnte sich nicht allzu weit von Phantos entfernen und alle Räume und Korridore waren durch Türen verbunden. Die ganze Station war unglaublich praktisch aufgebaut, noch ein typisches Merkmal der Kelda.
Computer mit Bildschirmen und Tastaturen gab es nicht. Das lag daran, dass die Kelda selbst immer in mechanischen Hüllen unterwegs gewesen waren, die sie nur einstöpseln mussten.
Eine dieser Hüllen stand noch herum. Große Quader auf Rädern, vorne Stielaugen und ein Rüssel wie ein Staubsauger. In einigen, das wusste Kaili, steckten noch tote Kelda. Kleinere Geräte in derselben Form waren Serviceroboter.
„Ich suche das Materiallager“, erklärte Phantos.
Ihre Stimme, die Kaili telepathisch wahrnahm, wirkte unheimlich in der Stille des Vakuums.
„Wahrscheinlich ist das im Zentrum“, vermutete Kaili. „Die Kelda legten großen Wert auf ihre materiellen Ressourcen.“
Phantos nickte und bog nach rechts ab. Die Türen standen alle offen.
Kaili folgte ihr und genau jetzt schloss sich die Tür hinter ihr, ebenso wie die drei anderen in diesem Raum. Licht, das ein Geist und die Königin der Nacht natürlich nicht brauchten, flammte an der Decke auf. Hüllen und Roboter erwachten.
Und kreisten die beiden ein.
Kaili ah auf die großen Saugrüssel. Saugen konnten sie im Vakuum natürlich nicht, aber wenn sich Kaili richtig erinnerte, hatten sie andere Möglichkeiten, Dinge anzuziehen. Und wenn schon die Wände geisterdicht waren …
„Das ist eine der Fallen“, sagte Kaili unnötigerweise.
„Ja“, antwortete Phantos. „Wie niedlich. In einer dieser Hüllen muss doch ein untoter Kelda stecken … das Metall ist wirklich einzigartig, ein Nekromant käme da nicht durch. Aber ich bin eine Göttin. Da ist der Kelda ja, was für ein hässliches Vieh. Ich lasse ihn ein paar Befehle eingeben und … na bitte.“
All die Hüllen blieben stehen.
„Sehr gut, jetzt kann ich auch gleich auf den Stationscomputer zugreifen.“
Eine der Hüllen fuhr auf die Wand zu und verband ihren Rüssel mit etwas, das aussah wie eine altmodische Steckdose.
Die Türen öffneten sich wieder und das Licht ging aus.
Der nächste Raum war wieder eine Falle, dieses Mal eine noch bösartigere, die darin bestand, dass die Decke herunterkam um Eindringlinge zu zerquetschen. Da Phantos aber bereits im System war, schaltete sie die einfach ab. Der nächste Raum war auch schon das Materiallager.
„Da haben wir es ja. Das Metall, mit dem sie alles gegen Magie und Ektoplasma isolieren, in seiner verwertbaren Form als Staub.“
Phantos hielt ein zylindrisches Gefäß hoch.
„Die nächste Zutat für mein Amulett. Aber zwei fehlen mir noch.“
Dachs Dunkelfuß, der Erste Offizier der Perseus sah, wie sich der schwarze Schlauch wieder öffnete. Er hatte es schon einmal mit einem göttlichen Eindringling zu tun gehabt, damals, als er noch Sicherheitsoffizier gewesen war. Er wusste, dass man mit ihnen vorsichtig sein musste.
Kaili kam zuerst aus dem Schlauch. Dann folgte die Göttin.
„Erfolg!“, rief sie.
„Dann sind Sie hier fertig und können uns wieder nach Hause schicken?“, fragte der Fuchs.
Dunkelfuß hoffte es, aber er glaubte nicht daran. Es war nie so einfach.
„Oh nein, ihr müsst mich erst noch an einen weiteren Ort bringen. Genau genommen muss ich zu euch nach Hause.“
In Dunkelfuß' Fall war das der Mars, aber Phantos meinte wohl eher den Heimathafen das Schiffes.
„Der nächste Planet auf dem ich die letzten beiden Dinge finde, die ich brauche, ist die Erde.“
Götter waren nie einfach.